“IBM wechselt vom Lenovo Thinkpad zum Mac” titelt Golem und liegt damit nicht ganz falsch. Dieser und viele weitere Artikel beziehen sich auf eine Meldung von MacRumors, die sich wiederum auf ein eigentlich IBM-internes Video berufen.
Interessanter Weise wird über diese Meldung viel diskutiert. In den Kommentaren beispielsweise bei Golem finden sich (wie oft) jede Menge Spekulationen und es werden viele Fragen diskutiert, von ganz simplen (“Heißt Mac vielleicht nur Apple-Hardware mit Microsoft Windows?”) bis hin zu spezifischen technikbezogenen Fragen (“Wie werden die Geräte dann verwaltet?”). Um hier mal ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen habe ich mal einige der häufigsten Fragen aufgegriffen und aus meiner Sicht beantwortet. Ich spreche hier aus meiner persönlichen Erfahrung als Mitarbeiter und kann weder eine offizielle Aussage für IBM tätigen, noch kenne ich intern nicht veröffentlichte Strategien oder Absprachen mit Apple.
Werden alle Mitarbeiter umgestellt? Im Artikel heißt es, dass bis zu 75 Prozent “betroffen” sind.
Erst einmal ist von der Umstellung niemand “betroffen” – es gibt seit einigen Wochen bei IBM für Mitarbeiter die Optionen, einen Mac statt eines Lenovo ThinkPad zu wählen. Diese Wahl hat man als neuer Mitarbeiter, oder wenn das bereits vorhandene Lenovo-Gerät sowieso zur Erneuerung ansteht. Im Video von IBM CIO Jeff Smith ist von 150.000 bis 200.000 Macs pro Jahr die Rede, was darauf hindeutet, dass ein Austausch für Mitarbeiter in Zukunft möglicherweise auch unabhängig vom Alter des vorhandenen ThinkPad möglich ist.
Wird auf den Macs dann Microsoft Windows genutzt (z.B. über Boot Camp)?
Nein, Mac heißt natürlich auch Mac OS. Die wichtigsten Werkzeuge bei IBM sind entweder auch für Mac OS verfügbar (IBM Notes, IBM Sametime, OpenOffice, Microsoft Office) oder laufen sowieso im Browser (IBM Connections, IBM Verse, Intranet, CRM, Reisekosten).
Wie werden die Geräte verwaltet?
Alle Macs werden bei IBM über den IBM Endpoint Manager verwaltet. Hierüber wird sichergestellt, dass entsprechende Sicherheitsvorgaben eingehalten werden. Dazu zählen beispielsweise die Verwendung sicherer Passwörter, Festplattenverschlüsselung über FileVault 2 und vieles mehr. Über den Mac@IBM App Store werden alle benötigten Anwendungen wie IBM Notes, IBM Sametime, VPN, OpenOffice und (wenn benötigt) Microsoft Office verteilt. Das gilt übrigens sowohl für die von IBM gestellten Geräte als auch für privat angeschaffte Macs (die man bei IBM schon seit langem zum Arbeiten nutzen kann). Einziger Unterschied: Bei einem von IBM gestellten Gerät beginnt die Einrichtung des IBM Endpoint Manager und des Mac@IBM App Store automatisch nach dem Auspacken und Anschalten (weil die Seriennummer bei Apple als IBM-Gerät hinterlegt ist). Mit einem privaten Gerät geht es aber ähnlich einfach: Man ruft eine URL auf, meldet sich mit seinen IBM-Zugangsdaten an und die Einrichtung läuft automatisch.
Warum keine iPads?
Es werden parallel auch iPads bei IBM ausgerollt. Aber noch ist das Tablet eher ein zusätzliches Gerät, was unterwegs und beim Kunden genutzt wird. Im Büro oder Home Office lässt sich vieles am Laptop dann doch bequemer erledigen. Die wichtigen Anwendungen (IBM Notes, IBM Verse, IBM Sametime, IBM Connections, CRM, etc.) sind aber auch alle für’s iPad verfügbar.
Am Schluss habe ich noch ein paar launige Antworten auf einige der typischen Einwände aus den einschlägigen Foren zusammengestellt. Warnhinweis: Da ich selbst langjähriger Apple-Nutzer bin, sind die Antworten vielleicht nicht ganz objektiv ;)
Aber nicht jeder mag Apple. Muss auch nicht jeder. Dafür hat man ja die Wahl, privat sowieso und jetzt zum Glück auch als Mitarbeiter.
Aber MacBooks haben kein CD- oder Diskettenlaufwerk. Software installieren wir über den Mac@IBM App Store, Dateien tauschen wir über IBM Connections.
Aber für MacBooks braucht man Adapter. Der Einwand ist berechtigt, wer beim Kunden unterwegs ist und Präsentationen hält braucht beispielsweise in jedem Fall einen VGA-Adapter. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob der direkt mitgeliefert wird.
Aber bei MacBooks kann man den Akku nicht tauschen und sie sind schlecht zu reparieren. Wer repariert denn Laptops noch selbst? Wenn tatsächlich mal was kaputt geht gibt es AppleCare for Enterprise, ein Service der übrigens von Apple und IBM gemeinsam erbracht wird.
Ich persönlich habe es schon immer genossen, bei IBM mit meinem privaten Mac arbeiten zu können. Und ich freue mich, dass Macs mittlerweile nicht mehr nur geduldet, sondern gefördert und exzellent unterstützt werden. So kann eben jeder sein bevorzugtes Arbeitsgerät wählen und der Ansatz passt einfach zu IBM: Wir schreiben unseren Kunden nicht vor, welches Betriebssystem, welcher Browser oder welches Endgerät einzusetzen ist. Und diese Offenheit wird eben auch intern gelebt.