… und besiegt die Hydra
Teams sind AllrounderTeil 3: Wie wir gesehen haben, bringt der starke Fokus auf Vernetzung, wie er im Bereich von Industrie 4.0 und der Digitalisierung im Allgemeinen besteht, hohe Chancen, aber auch hohe Risiken mit sich. Zuverlässigkeit, Sicherheit und Informationsschutz, sowie die technisch bedingte Erhöhung der Komplexität stellen Unternehmen vor riesige Herausforderungen. Teams müssen nicht nur die Entwicklung eines Produkts, sondern ggf. dessen Produktion und den Betrieb planen und realisieren.
Die domänenübergreifende und globale Vernetzung von Dingen und Diensten, sowie die kürzer werdenden Innovationszyklen erfordern ein flexibles und offenes Denken in Netzen, was unter anderem auch durch die große Popularität von Websites wie Stack Overflow unterstrichen wird. Genau wie Herakles seinen Neffen Iolaos für den Sieg über die Hydra brauchte, so sind Entwickler heute mehr denn je auf die Hilfe weltweiter Netzwerke angewiesen, zumal sie während der Entwicklung kontinuierlich mit bisher unbekannten oder unerwarteten Anforderungen oder Bedingungen konfrontiert werden.
Globales Netzwerk – gewusst wie
Für Entwickler ist das Arbeiten in einem globalen Netzwerk von Experten längst der Normalfall geworden. Lösungen oder wichtige Hinweise für das Lösen verschiedenster Probleme lassen sich in Foren und Communities finden. Suchmaschinen erschließen einen riesigen Fundus an Wissen zu den unterschiedlichsten Technologien und Produkten, aber zunehmend auch zu nicht-technischen Themen, wie rechtlichen Aspekten, etwa im Bereich der Finanzwirtschaft oder auch des Datenschutzes.
Wissensarbeiter – gewusst wo
Die stark in Mode gekommenen Überwachungsskandale offenbaren aber auch Risiken dieser Art der Arbeit: Wenn ich weiß, nach welchen Technologien, rechtlichen Aspekten und fachlichen Spezifikationen sich bestimmte Firmen umsehen, kann ich mir auch ein sehr genaues Bild davon machen, was und wie die Firmen arbeiten. Die Transparenz und die Vernetzung bergen einmal mehr nicht nur Chancen, sondern auch Risiken für den Schutz geistigen Eigentums in sich. In diesem Kontext ändert sich auch der Begriff des Wissensarbeiters – hätte man vor noch 10 Jahren darin einen fachlichen Experten vermutet, geht es heute vielmehr darum, sich Wissen aus einem globalen Umfeld schnell erschließen zu können. Im Übrigen ist das ein wichtiger Aspekt, der bei der Lehre an Schulen und Hochschulen verstärkt aufgegriffen werden muss: Wie erschließt man sich effektiv Zugang zu verlässlichem Wissen.
Karriere? Warum?
Mitarbeiter, die das beherrschen und sich in sozialen Netzen jenseits von Facebook & Co. gut bewegen können, werden in Zukunft das Kernkapital unserer Firmenlandschaft sein. Und: Mitarbeiter die gut vernetzt sind, sind nicht an einzelne Firmen gebunden! Dieses scheinbare Dilemma bringt eine riesige Chance für KMUs mit sich: Die Motivationsforschung zeigt, dass Mitarbeiterbindung im Wissensbereich weniger über finanzielle Anreize und formale Karrierestufen funktioniert. Vielmehr geht es darum, eine Wertschätzung zu erfahren und an sinnvollen Tätigkeiten mitzuarbeiten. Die verhältnismäßig kleinen Strukturen in KMUs und der vergleichsweise hohe Verantwortungsbereich jedes einzelnen Mitarbeiters machen diese Unternehmen für Spezialisten attraktiv. Hierarchien und Karrierestufen verlieren dabei an Bedeutung.
Firmenkulturen werden angepasst
Solche Firmenstrukturen und Denkansätze sind heute allerdings vor allem im IT-nahen Umfeld vorhanden. Der stärkste Wandel wird sich für die klassischen produzierenden Unternehmen ergeben, die jetzt lernen müssen, mit einem zunehmenden IT-Anteil an der Wertschöpfung umzugehen, inklusive der damit verbundenen Arbeits- und Denkwelten. Industrie 4.0 wird von vielen Firmen einen organisatorischen Wandel und eine Anpassung der Firmenkultur fordern.

Der Beitrag Industrie 4.0 verändert Unternehmenskulturen erschien zuerst auf GBS - Der Blog rund um Collaboration & Co.