Hörtipp: Was bedeutet es, dass der Chef der Cloud-Sparte nun Chef von Amazon ist – Der FAZ Digitec Podcast

6. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Es ist schon eine Ode an Jeff Bezos, die Alexander Armbruster und Carsten Knop in ihrem Digitec-Podcast von sich geben. Doch es ist eine hörenswerte Ode mit vielen Wahrheiten. Wie konnte es sein, dass Amazon den Cloud-Markt besetzen konnte und nicht einer der damaligen Platzhirsche? Wie kann es sein, dass Karstadt-Kaufhof derzeit nur 4 Prozent seines Geschäftes online macht? Heute, in diesen Zeiten, in denen Amazon gerade in der Corona-Krise online noch größere Geschäfte macht. Oder anders herum. Was haben Jeff Bezos und sein Team alles richtig gemacht? Und was ist es für ein Zeichen an den Markt, dass der Cloud-Chef von Amazon nun der Chef des Konzerns ist? Rein hören.

Ich selbst habe meine Käufe bei Amazon bewusst minimiert, da ich mit der Dominanz und vielen Praktiken nicht einverstanden bin. Ich muss aber nahtlos anerkennen, dass der Kundendienst – True Customer Obsession -, die Auswahl und die Preise sensationell gut sind und alle Wettbewerber es schwer haben, dabei mit zu halten. Trotzdem eine bewusste Entscheidung, mehr vor Ort hier in Eberstadt und bei anderen Onlinehändlern zu kaufen.

Und ja: Wir müssen auch immer wieder auf die Arbeitsbedingungen in den Versandzentren aufmerksam machen. Ein Konzern, der unterdessen derartige Gewinne macht, kann auch fair und nach Tarif bezahlen. Stattdessen titelt das Wall Street Journal:

Amazon’s New CEO, Andy Jassy, Can Either Help Workers and Sellers—or Automate Them Away
One secret of Amazon’s ability to grow rapidly: software and algorithms that manage its millions of employees and marketplace sellers—technologies the executive knows well

Amazon’s New CEO, Andy Jassy, Can Either Help Workers and Sellers—or Automate Them Away – WSJ

Ein Bekannter hat bei Amazon im Controlling gearbeitet, über die Zustände und den Druck dort berichtet. Er wurde gegangen. Also Bewunderung für die unternehmerische Leistung und den Anspruch, dass jeder Tag der erste Tag ist, immer besser zu werden, aber ein sehr kritisches Auge darauf, wie mit Beschäftigten umgegangen wird.

Die Grafik stammt von der Facebook-Seite von Verdi und ich hoffe mal, dass die nichts gegen die Verwendung hier haben >> http://www.facebook.com/verdi.bei.amazon

Wie sehen Ärzte die Digitalisierung des Gesundheitswesens – Eine Umfrage von Bitkom und Ärzteverband Hartmannbund

3. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Am 2. Februar haben Lars Basche und ich bei #9vor9 auch über die Digitalisierung im Gesundheitswesen und das entsprechend knirschende Gesundheitsgebälk gesprochen. Nach unserem Talk habe ich nachmittags eine inhaltlich passende Pressemitteilung des Bitkom gefunden. Zusammen mit dem Ärzteverband Hartmannbund hat man mehr als 500 Ärzten in Deutschland befragt. Sieht man sich die Charts an (oder liest den Text), so wird sofort eine unterschiedliche Haltung von Klinik- und Praxisärzten deutlich. Die Praxisärzte sind in punkto Digitalisierung wesentlich vorsichtiger, skeptischer, zurückhaltender.

Hier das Chart zur Kommunikation: Wie kontaktiere ich meinen Arzt, meine Klinik, meine Apotheke. Gerade bei den Ärzten spielen Brief und Fax noch eine wichtige Rolle, Mail oder Portale hängen deutlich hinterher. Messenger wurden nicht abgefragt, spielen aber wohl auch in der Kommunikation keine Rolle. Durch meinen Job weiß ich aber, das Kliniken durchaus über Kommunikation über eine sichere Messenger-Infrastruktur (Matrix) nachdenken bzw. diese einführen wollen. Jedoch scheint dies in der Breite noch Zukunftsmusik zu sein.

Fast durchgehend sind die Befragungsergebnisse gespalten. So bewerten 40 Prozent der befragten Ärzte Videosprechstunden eher schlecht, 58 Prozent gut. 58 Prozent der Praxis-Ärzte bieten unterdessen Videosprechstunden an. Bei den Klinik-Ärzten sind es 77 Prozent. Auch bei der kommenden elektronischen Patientenakte (ePA) sind die Praxisärzte in ihrer Einstellung deutlich zurückhaltender. Weitgehend einig ist man sich nur in der Einschätzung bezüglich möglichen Datenmissbrauchs.

Ich als Patient bin aufgrund meiner persönlichen Erfahrung ein Befürworter der ePA natürlich unter Einhaltung des höchst möglichen Datenschutzes. Zu oft habe ich genau merken müssen, dass die Zusammenarbeit zwischen Ärzten nicht optimal lief, selbst in der gleichen Klinik, oder zwischen Praxis- und Klinik-Ärzten. Nur zu oft wurden Informationen per Fax oder CD ausgetauscht – oder gar nicht. Und gerade bei ernsten Krankheiten ist genau das aus meiner Sicht sehr wichtig.

Noch zwei Ergebnisse, die ich bemerkenswert finde. Im Anschluss an meine Patientenperspektive zur ePA die Ergebnisse, was Ärzte über die vermeintlich besser informierten Patienten so denken, die sich ja jetzt per Google informieren können. Nervt das die Ärzte nur oder – provokativ geschrieben – fühlen sie die Halbgötter in Weiß bedroht? Ein Ergebnis: Wir Patienten werden von der Mehrzahl der befragten Ärzte (67 Prozent) als anstrengender empfunden …

Wo sehen die Ärzte denn aus ihrer Perspektive die größten Hemmnisse in der Digitalisierung des Gesundheitswesens? Das deutsche Gesundheitssystem wird als komplex empfohlen, die Aufwände insbesondere für IT Sicherheit werden zu hoch angesehen und die digitalen Anwendungen werden oft als nicht marktreif angesehen. Interessant ist, dass „nur“ 43 Prozent eine mangelhafte Digitalkompetenz bei sich, bei den Ärzten sehen. Und so schließt sich hier der Kreis zu unserem Talk bei #9vor9

(Stefan Pfeiffer)

Digitalthemen bei #9vor9: Soziale Medien beeinflussen den Aktienmarkt – Digitalisierung und Gesundheitswesen: Es bleibt viel zu tun

2. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Band war heute nicht breit bei Lars Basche in Siegburg und nein, er war sicher auch nicht breit, also nicht so früh morgens. Es scheint jemand auf der Leitung gestanden zu haben, aber trotzdem hoffen wir, dass Ihr insbesondere den ersten Teil mit Lars gut verstehen könnt. Er hat sich den Ereignissen rund um die Shopkette Gamestop, den Hedgefonds und den Reddit angenommen. Es ist ein Beispiel, wie eine Community, wie soziale Medien Einfluss auf den Aktienmarkt nehmen können. Wie schreibt die Wirtschaftswoche so treffend: Der Gamestop-Fall bringt die Shortseller-Szene in die Bredouille.

Hintergründe zu den Vorfällen gibt es auf den bekannten Medien. Empfohlen sei dieser Beitrag auf heise online unter dem Titel Reddit vs. Wall Street: Robinhood beschränkt weiterhin Handel mit GameStop-Aktie, aus dem ich folgenden Absatz zitieren möchte:

Der Anlagestratege Chris-Oliver Schickentanz von der Commerzbank sieht derweil Regulierer und die Politik am Zuge – mit dem Ziel, „manipulative Markteingriffe von Hedgefonds und einer Herde Kleinanleger gleichermaßen zu verhindern.“

Reddit vs. Wall Street: Robinhood beschränkt weiterhin Handel mit GameStop-Aktie | heise online

Man beachte, dass auch ein Vorgehen gegen die Hedgefonds gefordert wird, die ja nicht erst seit gestern aktiv sind. Was ist an dem Beispiel unter dem Aspekt Digitalthema besonders? Es zeigt, wie eine Social Media-Community auf dem Kapital- und Aktienmarkt Einfluss nehmen kann. Und es stellt sich auch hier wieder die Frage, wie stark Plattformen oder Regierungen moderieren und eingreifen müssen, von Hassrede und Verrschwörungstheorien auf der einen Seite bis hin zum Gamestop-Beispiel. Die Diskussion wird uns in den kommenden Jahren sicher begleiten.

Mein Digitalthema der Woche ist Digitalisierung und Gesundheitswesen. Jens Spahn hat hier vor Corona schon einiges angeschoben. Durch Corona hat das ganze noch ein ganz andere Dynamik und Dringlichkeit bekommen. Und es wird immer klarer, wie viel noch zu tun ist und wo es überall noch im Gesundheitsgebälk knirscht. Hier einige Artikel, die ganz unterschiedliche Teilaspekte behandeln:

Das Handelsblatt schreibt am 20.1.2021: „Die Corona-Impfungen sind ein logistischer Kraftakt. Softwarehersteller wie SAP, Salesforce und IBM wollen dabei helfen – und sich auch profilieren.“ Hier geht es unter anderem darum, die Lieferkette digital abzubilden und zu optimieren. Unser Freund und Analyst Axel Oppermann wird dahingehend zitiert, dass für die logistische Unterstützung der Impfungen die gesamte Klaviatur der IT benötigt werde – von den Sensoren in der Kühlbox bis zur Verarbeitung in der Cloud, von der IT-Sicherheit bis zur Prozessautomatisierung. Axel am Klavier. Play it again, Sam.

Nicht nur der Spiegel berichtete (am 30.12.2020) unter Berufung auf eine Untersuchung von Experten des Chaos Computer Clubs (CCC) und der FH Münster über Datenlecks in Arztpraxen. Hier gibt es viel zu tun, von der entsprechenden Sensibilisierung und Ausbildung der Ärzte:innen und Arzthelfer:innen bis zur richtigen und sicheren IT-Infrastruktur.

Die FAZ berichtet am gestrigen 1.2..2021 darüber, dass d er Landkreistag ie Einführung der einheitlichen digitalen Nachverfolgungssoftware Sormas für Gesundheitsämter scharf krtisiert. Der Verband, der 290 der 400 kommunalen Gesundheitsämter vertritt, hält demnach eine flächendeckenden Einführung von Sormas nicht für erstrebenswert. Die Liste der vermeintlichen Baustellen ließe sich leicht verlängern. Auch dieses Thema Digitalisierung im Gesundheitswesen bleibt und sollte aus meiner Sicht aktiv vorangetrieben werden. Wir werden es auf jeden Fall in #9vor9 auf dem Radar behalten.

Zum Abschluss von #9vor9 und dieses Blogbeitrags möchte ich nochmals auf die Rede von Doro Bär gegen Hass und Hetze nicht nur im Netz in der aktuellen Stunde über die Bewahrung des demokratischen Diskurses hinweisen. Sinniger- oder sinnentleerter Weise hatte die AfD diese aktuelle Stunde beantragt. Chapeau und weiter so:

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

(Stefan Pfeiffer)

Wein-erlei: Immer wieder Obacht bei den sogenannten Schnäppchen

31. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Es ist mal wieder Zeit für einige Weinnotizen mit der Aufforderung, sogenannte Sonderangebote immer zu prüfen. Gerade bin ich bei Vipino, einem meiner bevorzugten Onlinequellen, über den Vinsobres 2018 Les Cornuds gestolpert, mit 99 Punkten von Michael Liebert bewertet, den ich sehr schätze. Das 6er-Sparpaket wird für65,95 € statt 106,80 € angeboten. Was für ein Schnäppchen.

Ich habe dann mal den Quercheck bei meiner anderen bevorzugten Bezugsquelle, bei Lobenbergs Gute-weine.de gemacht. Und dort wird mir der Wein im Weinclub für 10,71 € angeboten. Nach Adam Riese komme ich bei 6 Flaschen demnach auf 64,26 €, als Nicht-Clubmitglied auf 71,40 €.

Warum diese Ausführungen? Sehr viel nehmen sich die Preise ja nicht. Ich ärgere mich über die „statt 106,08 €“ von Vipino. Sicher gibt es irgendwo eine Preisangabe, mit der man das begründen kann. Trotzdem wird suggeriert, man spare etwas ein, was so nicht der Fall ist. Nicht nur Vipino geht so vor. Bei vielen anderen Online-Weinhändlern z.B. auch bei Wine-in-black – stößt mir diese Art des Verkaufens übel auf. Ich weiß, ich bin altmodisch. Aber gerade muss gerade die so hehre Einkaufsgemeinschaft Vipino, die kein normaler Onlinehandel oder Weinclub sein will, so vorgehen? Also gerade bei sogenannten Sonderangeboten immer quer checken! Wieder einmal gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist … Leider.

Es ist immer so ein Ding mit den Empfehlungen und Bestenlisten … Bei Vinum gibt es immer mal wieder Top 10-Listen. Und da bin ich auf die Top 10 Best Buy Weine der Toskana gestoßen. Ich mag Sangiovese und und deshalb habe ich mal zugeschlagen und den als Nummer 1 gelisteten Tenuta L’Impostino Montecucco Sangiovese Riserva Viandante 2015 online gekauft. Der hat mich überzeugt. Bei den besten trockenen Weissweine unter 10 Euro bin ich bisher nicht überzeugt, aber Verrisse will ich hier nicht schreiben. Geschmack ist subjektiv und ich bin kein Weinkenner.

Schließlich noch ein Rotwein, von dem ich wirklich begeistert bin. Er liegt in dem Segment, das ich preislich anstrebe: unter 20 Euro. Es geht um den Chateau Seguin L’Angelot de Seguin 2016, einen Bordeaux, ein Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot, den wir sensationell finden.

Und zum Ende dieses Wein-erlei’s noch ein Zitat vom Captain zu Grauburgundern

Wenn man aus Umfragedaten Wein pressen könnte, käme Grauburgunder raus. Grauburgunder, das ist wie wenn CDU, CSU und SPD sich auf eine Rebsorte einigen. Das Ergebnis ist etwas, das keiner braucht, aber doch irgendwie die Gläser füllt und Gelegenheit zum Abkassieren bietet.

Die besten grauen Burgunder | CaptainCork

Ein gefälliger Wein für die Toskana-Fraktion mit Joschka und Gerhard? Die Aussage wird dann im Beitrag und auch im Newsletter doch etwas relativiert. Und ich stimme zu, nachdem wir eine Zeit lang etwas vom „Pinot Gridschoooo“ abgerückt waren und eher auf der Riesling-Welle surften. Es gibt natürlich auch exzellente Grauburgunder zu einem fairen Preis, beispielsweise den Schweigener Grauburgunder Kalkmergel VDP, Ortswein trocken vom südpfälzischen Weingut Bernhart. Der hat Grip und ist nicht nur wie viele andere Grauburgunder nur gefällig. Ich habe ihn direkt beim Weingut bestellt.

(Stefan Pfeiffer)

Im Büro sind alle ach so fleißig, im Homeoffice faulenzen alle – Noch ein Homeoffice-Allerlei in der Pandemie

28. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Thema Homeoffice bleibt weiter auf der Tagesordnung, auch durch die neue „SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung“ der Bundesregierung. Treibendes Motiv, warum die Bundesregierung hier aktiv wurde, ist derzeit wohl vor allem die Erkenntnis, dass durch mehr Homeoffice weniger Infektionen entstehen, am Arbeitsplatz und auf dem Weg zum Arbeitsplatz. Mehr Homeoffice könne die Zahl der Infektionen halbieren, jedoch sind die Unternehmen wohl im Gegensatz zum ersten Lockdown zurückhaltender. Im November 2020 arbeiteten demnach nur 14 Prozent daheim, im April 2020 waren es noch 27 Prozent. Diese Zahl mag sich unterdessen (hoffentlich) positiv geändert haben.

Auffällig ist noch immer der Widerstand, mit dem sich der Homeoffice-Gedanke vielerorts konfrontiert sieht. Nur zu gerne wird über Marginalien wie die korrekte Tischhöhe diskutiert, doch viel ernster, offensichtlich gibt es in einigen Unternehmen massiven Widerstand. Firmen umgehen Verordnung – Wer ins Homeoffice will, wird gefeuert, titelt Oliver Heinz auf ZDF.de. Es sind wohl keine Einzelfälle. Laura Sophie Dornheim von den Grünen hat über 150 Fälle von Unternehmen gesammelt und dokumentiert. Weitere Fälle können Ihr beispielsweise via Twitter übermittelt werden.

Ein Schreibtisch, sie zu knechten, sie alle zu binden,
Ins Büro zu treiben, wo viele sich winden.
Im Großraumbüro, wo die Kontrolleure drohn.
Die Herren der Präsenzpflicht #Homeoffice

Der Widerstand ist groß und viele Arbeitgeber wehren sich. Man habe geliefert und überall dort Homeoffice ermöglicht, wo es die Arbeitsaufgabe zulasse, so der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände laut FAZ. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Das findet auch Katharina Borchert, frühere Chief Innovation Officer bei der Mozilla Foundation, mit klaren, deutlichen Worten auf Spiegel Online. Sie nimmt einige Punkte aufs Korn, bei denen auch ich immer den Kopf schüttele. Wie kann man angesichts der Corona-Pandemie über Tischhöhe oder diskutieren oder in den Raum stellen, Datenschutz sei das Problem, ein Aspekt der sowohl technisch, wie auch organisatorisch gelöst werden kann. Mit solchen Pseudoauseinandersetzungen wird immer wieder der Wunsch kaschiert, einfach kontrollieren und beaufsichtigen zu wollen.

Immer wieder werden solche und andere Bedenken geäußert. Natürlich stellt das Arbeiten im Homeoffice besondere Herausforderungen. Wenn aber in einem Beitrag der Wirtschaftswoche unter dem Titel Wo wir im Homeoffice unsere Zeit verschwenden Dinge genannt werden, die wenig mit Homeoffice, oft generell mit Arbeitsorganisation zu tun haben, ist das merk- und fragwürdig. „Arbeitnehmer könnten jede Woche 6 Stunden und 5 Minuten sparen, wenn die Abläufe im Unternehmen optimiert würden“, so der Autor der Wiwo.

Stimmt, gilt aber generell, egal wo man arbeitet. Es würden dreieinhalb Stunden pro Woche für unnötige Besprechungen draufgehen. Stimmt, aber diese unnötigen Besprechungen gab es schon vorher und ich bin mir nicht so sicher, ob sie durch Homeoffice so viel mehr geworden sind. Oft werden zu viele Tools, zu viele Softwareprogramme benutzt, die sich teilweise auch noch funktional überlappen. Zudem ist oft nicht klar, welche Inhalte man wo wie ablegt und was man wofür benutzt. Stimmt, aber auch das ist ein Problem, das schon vor der Pandemie existierte.

Meist gewinnt man den Eindruck, dass Dinge künstlich aufgeführt werden, nur um Homeoffice schlecht zu reden. Auch habe ich in keinem Beitrag der Kritiker von Homeoffice gesehen, dass die Verhältnisse im Büroalltag kritisiert werden. Dort scheint alles rund zu laufen, wenn man das glauben mag. Arbeiten aber wirklich alle, die im Büro sind, höchst effizient? Oder werden Mitarbeiter:innen nicht auch dort mal abgelenkt? Verbringen sie nicht auch dort Zeit in unnötigen Meetings und mit bürokratischen Dingen, die nicht sein sollten und müssten. Werden sie nicht auch dort, vielleicht gerade dort immer wieder abgelenkt und verlieren den Faden bei der Erledigung ihrer Aufgaben. Die heile Bürowelt existiert ebenso wenig wie heile Homeoffice-Welt.

Auch finde ich die Aussage, dass man im Homeoffice beziehungsweise in der Onlinezusammenarbeit nicht kreativ, agil und produktiv sein kann, hanebüchen. In jeder großen Organisation, bei vielen Mittelständlern gibt es ortsunabhängig zusammenarbeitende Teams, ob in Deutschland, Europa oder weltweit verteilt. Katharina Borchert, die für die Mozilla Foundation arbeitete, kann das sicher bestätigen. Sind die alle per se unproduktiv und nicht kreativ? Das ist absoluter Mumpitz, um es frei nach Reich-Ranicki zu schreiben.

Um es nochmals klar zu schreiben. Arbeiten im Homeoffice ist nicht immer das Paradies und alles läuft dort rund. Es kann viel verbessert werden, in der Kommunikation, in der Art der Zusammenarbeit, in der Weise wie geführt wird und wie sich Führungskräfte und Mitarbeiter:innen verhalten, miteinander möglichst empathisch umgehen. Das soll gar nicht in Abrede gestellt werden, doch schütten wir das Kind nicht mit dem Brunnen aus. In diesen Zeiten sollten wir wo immer möglich Homeoffice praktizieren. Es ist ein Muss, um Corona-Infektionen und -Tote zu verhindern.

Doch auch nach der Pandemie ist es wichtig, dass wir denen, die es wollen und auch von der persönlichen Infrastruktur können weiter Homeoffice wollen und anbieten. Es gibt viele gute Gründe dafür, die schon oft genannt wurden und werden, vom Umweltschutz über verlorene Lebenszeit im Pendelverkehr bis zu einer besseren Work-Life-Balance. Und diejenigen, die ins Büro wollen, sollen das auch tun können. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich sehr oft hybride Modelle durchsetzen werden. Man arbeitet einige Stunden und Tage im Büro, die anderen daheim oder mobil. Das sollte die neue reale Arbeitswelt werden. Daran sollten sich die ewig Gestrigen und Controlettis gewöhnen. Und wenn es dafür ein Gesetz braucht, dann ist es halt so.

* Disclaimer: Mir ist sehr wohl bewusst, dass in vielen Berufen kein Homeoffice möglich ist. Mir ist auch sehr bewusst, dass es genug Fälle gibt, in denen die persönlichen Umstände es nicht wirklich komfortabel möglich machen, von daheim produktiv und zufrieden zu arbeiten. Mir ist auch klar, dass viele gerne ins Büro gehen, weil sie sich vielleicht daheim nicht so gut selbst disziplinieren können oder aber den direkten Kontakt mit Kollegen:innen wollen und brauchen. Und das ist alles ok und akzeptiert. Nur warum sollten diejenigen, die daheim arbeiten wollen und können, es nicht tun dürfen? Das muss mir mal jemand erklären.

(Stefan Pfeiffer)

Bildser von Please Don’t sell My Artwork AS IS auf und Alexandra_Koch auf Pixabay

Es ist kompliziert – Urheberrecht, die Plattformen und die Bagatellschranke – Eines der Themen von #9vor9

26. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Und natürlich kamen wir bei #9vor9 nicht um ein Digitalthema der Woche herum: Nach den Plaudereien von Herrn Ramelow wird natürlich diskutiert, wie sich Politiker (und generell jeder „Geheimnisträger“, prinzipiell jeder) auf Clubhouse (und eigentlich allen öffentliche Medien) verhalten sollte. Clubhouse-Room mit 1.000 Teilnehmer:innen ist Öffentlichkeit. Punkt. Und da helfen auch Klugscheißereien, dass Informationen vertraulich blieben, wenn man sage, dies sei „off the records“, von angeblich so kompetentn Beratern nicht. Auch dann wäre das bei der Anzahl von Zuhörer:innen durchgesickert. Manche sogenannte PR Berater:innen haben es auch noch nicht verstanden. Damit sei aber an dieser Stelle genug. Nur eine Randbemerkung: Twitter stellt gerade eine potentielle Alternative namens Twitter Spaces – hier ein erster Eindruck von Ralph Kühnl – Betatestern zur Verfügung. Und mache läuten schon das Ende von Clubhouse ein. Sehe ich nicht so.

Im Zentrum unserer Sendung stand das leider sehr komplexe Thema Urheberrecht angestoßen durch das Streitgespräch auf Zeit online und in DIE ZEIT zwischen Rezo und einem der FAZ-Herausgeber Carsten Knop. Und leider ist das Thema nicht einfach und auch kein deutsches oder europäisches Problem, wie wir an den Urheberrechtsdiskussionen rund um Google in Australien sehen. Würde Google wirklich so weit gehen und Australien quasi dicht machen, wenn dort Lizenzgebühren an die Verlage gezahlt werden müssten? Geht ein Leben ohne Google (Search) überhaupt?

„Kann es sein, dass es ist wie im Casino, am Ende gewinnt immer Google?“, fragt der:die Interviewer:in von Zeit Online auch Rezo und Carsten Knop. Dem scheint wohl so zu sein und in einem sind sich Verlage, Kreative und ie Netzgemeinde einig: Man will die Rechte gegenüber Plattformen wie Google eben stärken. Das Wie scheint der Knackpunkt zu sein. Sind es Uploadfilter, die durch ihre Algorithmen verhindern, dass lizenzrechtlich fragwürdige Inhalte hochgeladen werden? Werden dadurch vielleicht „Kreative“ behindert und es kommt zum Oberblocking?

Uploadfilter sind nicht neu. Man sieht keinen nackten Busen auf Facebook … Auch rund um die Veröffentlichung rechter Hetze und generell von Hassrede sind sie – zusätzlich zu Content-Moderator:innen – im Gespräch. Aber natürlich müssen Algorithmen immer wieder überprüft und gegebenenfalls justiert werden, denn es hat sich auch gezeigt, dass sie fehlerhaft oder auch diskriminierend sein können. Ohne sie wird es aber wahrscheinlich nicht gehen.

Man wird angesichts der wirklich komplexen Situation – Carsten Knop spricht von einem Gestrüpp rund um Urheberrechte, in dem man sich verheddert – Kompromisse finden müssen. Und wenn es statt der 1.000 Zeichen eines Zeitungsartikels, die man zitieren darf, dann nun nur 500 Zeichen sein dürfen, wäre das aus meiner Sicht auch ok. Die Bundesregierung scheint sie – auf wessen Druck wohl? – noch enger fassen zu wollen. Im Tagesspiegel Background Digitalisierung & KI vom 26. Januar 2021 wird von maximal  160 Zeichen eines Textes, von 15 statt ursprünglich 20 Sekunden eines Videos und einer Dateigröße von 125 Kilobyte Datengröße statt vormals 250 Kilobyte bei Fotos geschrieben. Da haben die Lobbyisten wohl kräftig gewirkt, wenn es dazu kommen sollte aus meiner Sicht zu kräftig. Man wird wohl eine Bagatellschranke definieren müssen und ich bin bei Rezo, dass man das alltägliche Verhalten der meisten Bürgerinnen und Bürger legalisieren und Meinungsfreiheit nicht beschneiden sollte. Vor allem sollte es für genau diese Zielgruppe einfach und verständlich formuliert und kommuniziert werden.

Auch steht außer Frage, dass die Plattformen stärker reguliert und in die Pflicht genommen werden sollten. Dass gilt auch für die Verwendung und Veröffentlichung von urheberrechtlich geschützten Inhalten. Können die Plattformen aktiv auf die Inhaber von Inhalten (Texte, Bilder, Videos) zugehen und sich die Rechte einholen, etwas zu veröffentlichen, gegebenenfalls etwas zahlen? Carsten Knop will die Plattformen aus dieser Verantwortung nicht entlassen. Es ist und bleibt komplex: Meinungsfreiheit der Bürger:innen und der Netzgemeinde auf der einen Seite, berechtigtes Interesse von Verlagen und auch Kreativen an ihren Inhalten auf der anderen Seite und von eigentlich fast allen gewollt die stärkere Regulierung und auch „Besteuerung“ der Plattformen stehen in Wechselwirkung.

Ich gebe auch zu, dass ich das Gejammere vieler Verlage und entsprechender Interessenvertreter, die von einem Plattformschutzgesetz fabulieren, nur sehr eingeschränkt akzeptieren. Hier wurden über Jahre entsprechende neue Modelle zur Monetarisierung der Inhalte meist nicht durchdacht. Das gilt übrigens auch und gerade für die Lokalberichterstattung. Und immer wieder Bezahlschranken an jeder Ecke einzurichten und bindende Abonnements zu fordern, um an Inhalte zu kommen, kann aus meiner Sicht weiterhin nicht die Lösung sein. Doch das ist ein anderes (aber naheliegendes) Thema.

Lars hat dann noch die Newsletter-Plattform Substack ins Gespräch gebracht. In einem vom ihm zitierten Beitrag werden E-Mail-Newsletter als zukunftsträchtiges Medium definiert, ein Medium, dass in der Aufmerksamkeitspotenzierungsökonomie der sozialen Medien nicht so leicht zu manipulieren sei. Die Renaissance des E-Mails Newsletters ante portas, einem Kommunikationskanal, den gerade wir Marketers schon fast zwei Jahrzehnte bedient haben, vielleicht sogar als old-fashioned vergessen haben. Nein, so weit würde ich nicht gehen, wenn ich mir so meinen Posteingang betrachte. Der Newsletter als Alternative zu traditionellen Medien und Chance für den Lokaljournalismus? Auch da habe ich Fragezeichen in den Augen.

Last but not least noch ein Hinweis von mit auf den FAZ Digitec Podcast, bei dem Carsten Knop – schon wieder der 😉 – und Alexander Armbruster quasi einen Nachbarn von mir zu Besuch hatten: Stefan Schigg von der Software AG (deren Hauptquartier knappe 500 Meter von unserer Wohnung entfernt liegt). Da kommen einige knackige Aussagen dabei heraus, Der Zug für Hyperscaler, die großen weltweit präsenten Cloud-Anbieter, die überall ihre Rechenzentren haben, sei vorbei. Da könne man nicht mehr nachziehen, einfach zu teuer, eine solche Infrastruktur neu aufzubauen. Den Deutschen (und Europäern) bliebe es nur, Nischenmärkte zu bedienen und dort Lösungen anzubieten. Im Gespräch kam dann auch die europäische Cloud-Initiative Gaia-X nicht gut weg, an der jetzt ja auch die Hyperscaler partizipieren. Da haben Lars und ich auf jeden Fall nochmals Nachholbedarf und ein Experte müsste uns aufklären. Vielleicht finden wir ja einen Gast für #9vor9 aus dem Gaia-X-Umfeld. Gerne melden!

In diesem Sinne eine gute Woche – und die Podcastversion nicht vergessen:

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

Und versprochen, wir merken uns jetzt: Bodo Ramelow gleich MP von Thüringen.

Lars & Stefan

Cool, die Scriptable-Widgets unter iOS 14 zur Corona-Pandemie

24. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich finde die neuen Widgets, die man mit Scriptable in seinen iOS Startbildschirm einbauen kann, einfach nur cool, selbst wenn sie ab und an im Code haken. Hier ist eine Liste verfügbarer Widgets, hier sind die Top 10 zu sehen. Und mit ScriptDude ist die Installation auch ganz easy. In unseren Corona-Zeiten werfe ich zuallererst morgens einen Blick darauf. Mal schauen, ob ich sie auch nach der Pandemie weiter nutzen werden.

Die neueste heiße Social Media Chose heute bei #9vor9 – Wir sprechen über @joinClubhouse

19. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Und auch wir sind um das Thema Clubhouse, dem neuesten Social Audio & Mefis Hype, nicht herum gekommen. Zweite mittelalte Männer (sorry an den Jungspund Lars), die eh einen Video- und Podcast machen, unterhalten sich über das neue Radio, die neue Art des Podcastens, das neue Sprachrohr von Politikern, den neuen Kanal, auf dem sich Sommeliers und Winzer unterhalten, die nächste Plattform, die vermutlich auch Trolle für ihre Zwecke … und Unternehmen als Marketingkanal kapern werden. Spannend ist es auf jeden Fall und wirklich erstaunlich, welch eine Welle vor allem am vergangenen Wochenende losgetreten wurde.

Ich bin über Julia Holze auf Twitter auf Clubhouse aufgesprungen. Danke nochmals für den Hinweis und hier auch der Link zu einem Ihrer Beiträge zu Clubhouse. Und Julia, ich halte mein Versprechen, und habe bisher nur Frauen zu Clubhouse eingeladen, damit es dort eben „diverser“ wird und eben nicht der unter anderem von Martin beschrieben Effekt eintritt:

Wird Clubhouse bleiben? Oder verschwindet es in Kürze, wenn die großen Social Media-Plattformen ihre entsprechenden Audiofunktionen ausbauen, wie es Rouven Kasten vermutet:

Wir werden es auf jeden Fall verfolgen. Wer sich zum Thema Clubhouse einlesen (auch Lesen ist noch gefragt will), dem seien neben Julias Beitrag auch beispielsweise der Ratgeber von t3n Hype um Clubhouse: Was ist diese Social-App eigentlich und wo ist meine Einladung? oder auch die Sammlung von Clubhouse.Artikeln Stephanie Kowalski empfohlen.

Mal schauen, ob Lars und ich mit einigen Bekannten uns die Woche auch einmal als Moderatoren eines Rooms versuchen, um das Thema, was Clubhouse für Marketing bedeuten könnte, mit Euch zu diskutieren. Und ja, ich habe wohl vernommen, dass einige schön stöhnen, dass nun auch dort das Verkaufen beginnen wird. Doch der Lars Basche hatte auch einige anderen Ideen, die über „normales Marketing“ hinaus gehen. Wer Lust hat, mitzumachen kann sich gerne bei uns melden.

Noch eine Randbemerkung: Sehr erstaunt war ich, dass ich doch einige Personen aus der Weinszene derzeit auf Clubhouse herumtreiben, vom Sommelier bis zum:r Winzer:in, und es entsprechende Angebote gibt. Habe das auch einmal auf den Screenshots unten dokumentiert. Und ich habe auch einen Weintipp mitgenommen: den Riesling Bestes Fass vom Weingut Goldatzel aus dem Rheingau. Herzlichen Dank.

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

Und eine kleine Bildergalerie zu Clubhouse:

(Stefan Pfeiffer)

Leider gibt es auch Dinge, die mich in diesen Zeiten sehr ärgern

17. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Es gibt viele Momente, in denen ich mich in diesen Corona-Zeiten über Rücksichtslosigkeit, Dummdreistigkeit und (ich nenne es mal) Inkompetenz ärgere. Sehr geärgert habe ich mich über meine Krankenversicherung. Laut Ankündigung sollten ja Ältere (ab 60 Jahre) und Risikopatienten, zu denen ich leider gehöre, Gutscheine für FFP2-Masken erhalten. Ich habe per E-Mail und unterdessen dreimal per Fax bei meiner Krankenversicherung angefragt. Erste Auskunft: Nur über 70-Jährige bekommen Masken. Auf Nachfrage bekam ich dann telefonisch die Bestätigung, dass Risikopatienten doch Masken bekämen. Gutscheine seien Anfang Januar per Post zu erwarten. Kam natürlich nichts. Und dann der oben abgebildete Brief vom 15. Januar.

Es scheint, dass wir angeblich doch so effizienten Deutschen viele Verwaltungsprozesse einfach nicht im Griff haben, von Digitalisierung gar nicht zu reden. Von Problemen mit der Impf-Registrierung hier in Hessen oder Problemen mit der Digitalisierung an den Schulen gar nicht erst anzufangen. Es bleibt noch sehr viel zu tun.

Zu meinem Beispiel, das ich gar nicht weiter hochstilisieren will, aber FFP2-Masken könnten angesichts der deutlich mehr ansteckenden Mutationen des Virus, die sich nun auch in Deutschland ausbreiten, bald deutlich wichtiger werden, denn sie schützen einfach besser. Meine FFP2-Masken habe ich dann in meiner Apotheke gekauft. Unser Apotheker hat auch nur den Kopf geschüttelt. Noch hat er übrigens Masken. Eine Lieferung sei am Montag gekommen. Hoffen wir nur, dass FFP2-Masken nicht zum neuen Clopapier mit bekannten Effekten werden.

Doch wenn ich gefrustet bin, gehe ich einfach einen Beitrag zurück und freue mich über die kleinen Dinge, die auch Mut machen.

Es gibt auch Dinge, die in diesen Zeiten Mut machen

17. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Es gibt viele Momente, in denen ich mich in diesen Corona-Zeiten über Rücksichtslosigkeit, Dummdreistigkeit und (ich nenne es mal) Inkompetenz ärgere. Es gibt aber auch Momente, die Mut machen und in denen ich durchaus gerührt bin, so wie bei diesem Zettel, der in unserer lokalen Metzgerei Bradtke in Darmstadt-Eberstadt aus hing. Lieben Dank an die Mädels. So etwas macht Mut!

Ich habe die E-Mail-Adresse mal unleserlich gemacht. Wer den Kontakt will, kann sich ja melden.

Nachtrag: An dieser Stelle möchte ich auch den Nachbarn meiner Eltern in meinem Heimatdorf Bissenberg herzlichen Dank sagen, die sich in diesen Zeiten so um sie kümmern, beispielsweise mit für sie einkaufen. Sie erleichtern meinen Eltern, die aufgrund ihres Alters auch zur Risikogruppe gehören, das Leben und minimieren deren Kontakte, was entscheidend ist, denn auch im Lahn-Dill-Kreis ist das Virus da. Und sie erleichtern natürlich auch uns das Leben, die wir 100 Kilometer entfernt wohnen. Wir sind so viel beruhigter.

Generell gilt der Dank all denen, die in diesen Zeiten nicht nur hilfsbereit sind und aus Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft ohne lange zu fragen helfen.

Herzlichen Dank an die Nachbarn meiner Eltern in meinem Heimatdorf #Bissenberg, die sich in #Corona Zeiten so um sie kümmern, für sie einkaufen. Sie erleichtern ihnen das Leben und minimieren deren Kontakte. Wir sind so viel beruhigter. #Hilfsbereitschaft

Es gibt auch Dinge, die gerade in diesen #Corona Zeiten Mut machen: 3 Mädels aus #Darmstadt #Eberstadt bieten an, für ältere Menschen einzukaufen #Hilfsbefreitschaft #Solidarität

#9vor9: Was passiert nach dem Rausschmiss von Trump? Wer kontrolliert künftig die Social Media-Plattformen?

12. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute hatten wir eigentlich keine Wahl bezüglich des Digitalthemas der Woche: Es konnte nur der Rausschmiss von Donald Trump von Twitter, Facebook und Instagram sowie – eigentlich genauso relevant – die Entscheidung von Amazon sein, das sogenannte „Free Speech Social Network“ Parler aus seiner Cloud zu werfen und so zumindest zeitweise komplett stumm zu schalten. Twitter hat vergangenen Freitag mit Verweis auf die Gewalttaten nochmals nachlegt und wohl rund 70.000 Accounts stillgelegt, die überwiegend QAnon-Verschwörungstheorien verbreitet hätten. Hier unser Gespräch:

Zumindest herrschte allenthalben bei der Mehrheit der Beobachter (glaube ich) Erleichterung, dass man Trump gesperrt hatte. Die Kollegen:innen vom geschätzten Social Media Watchblog schreiben in ihrem Briefing #694 (hinter Paywall), dass die Entscheidung richtig gewesen sei, wenn auch zu spät. Das ist genau auch meine/unsere Ansicht. Der Aufruf zum Marsch auf den Capitol Hill hat das Fass einfach zum Überlaufen gebracht, doch hätte man schon lange vorher viel rigider eingreifen müssen. Wer traut sich das gegenüber einem der mächtigsten Männer der Welt? Und wer ist eben „man“? Twitter, Facebook. „die EU“?

Angela Merkel äußert sich kritisch, dass die Chefs der Plattformen quasi über Meinungsfreiheit entscheiden:

In dieses Grundrecht kann eingegriffen werden, aber entlang der Gesetze und innerhalb des Rahmens, den der Gesetzgeber definiert – nicht nach dem Beschluss der Unternehmensführung von Social-Media-Plattformen.

Merkel findet Sperrung von Trumps Twitter-Konten problematisch

Wer entscheidet also, ob und wann jemand in einem sozialen Netzwerk gesperrt oder Nachrichten als falsch oder fragwürdig markiert, gar gelöscht werden? Ist es eben der Betreiber – also Facebook und Twitter – oder der Chef des jeweiligen Unternehmens,z.B. Mark Zuckerberg?

Wenige Menschen kontrollieren die wichtigsten Kommunikationsplattformen der Welt. Eine Handvoll weißer Männer bestimmt, was im Netz gesagt werden darf.

Plattformen sind mächtiger als viele Regierungen, Konzerne kontrollieren den Zugang zu Informationen und ziehen die Grenzen der Redefreiheit.

Twitter sperrt Trump, Facebooks Hardware-Ambitionen, Twitter kauft Breaker, Umbau von Facebook Pages

Muss es nicht eine übergeordnete Kontrollinstanz geben, die ermächtigt und anerkannt ist, in bestimmten zu definierenden Fällen zu handeln. Diese Fragen werden uns sicher in 2021 ganz besonders beschäftigen. Julia Reda ermutigt auf netzpolitik.org dazu, den Digital Services Act und den Digotal Marketing Act der EU als Chance zu begreifen, die Plattformen zu regulieren. Uncd korrekterweise schreibt sie auch, dass der Teufel im Detail steckt. Wohl wahr, aber wir werden nicht darum herum kommen, uns als Zivilgesellschaft und auch diejenigen, die das Web eigentlich lieben, mit diesen Details auseinander zu setzen. Bei aller Befriedigung, dass Donald Trump gerade einmal die Schnauze halten muss (sorry für diese Formulierung), muss die oben angerissene Debatte geführt werden. Das wird nicht einfach, ist aber unumgänglich.

Machen wir uns nichts vor. Donald Trump – hier einmal verwendet als Synyom für Verschwörungstheoretiker, Hassprediger und Polarisierer – wird nicht die Schnauze halten, wie auch wir im Talk behandelt haben:

Trump und sein Publikum werden sich auf alternative Plattformen zurückziehen und eine sozialmediale Parallelwelt erschaffen, die noch weiter von der Realität abgekoppelt ist als die Echokammer, in der sie bislang auf Twitter und Facebook kommunizierten.

Twitter sperrt Trump, Facebooks Hardware-Ambitionen, Twitter kauft Breaker, Umbau von Facebook Pages

Das besonders Schlimme und Bedrückende daran ist, dass es Trump und Konsorten gelingen mag, eine alternative Plattform mit einer kritischer Masse an Anwendern:innen zu schaffen. Das haben die Verfechter eines freien Netzes bisher vergeblich versucht. Der Versuch, freie alternative Plattformen zu schaffen, war leider immer wieder ein Rohrkrepierer oder hat nie genug Nutzer:innen angezogen. Fragt sich, ob es noch Sinn macht, diese Debatte um alternative freie Plattformen zu führen oder sich besser auf oben diskutierte Regulierung der vorhandenen Social Media-Universen konzentriert und bei potentiell neue entstehenden Plattformen gleich rigide Regeln, die eben für alle gelten, anwendet.

Zum Abschluss der heutigen Sendung habe ich dann noch einen virtuellen Schneeball nach Siegburg geworfen, da der Lars leider kein positives Schlusswort sprechen wollte. Nochmals: Aufgeben zählt nicht.

Schneetreibenin Ewerschtt währen d#9vor9 am 12.1.2021. Kirchturm und Frankenstein sind leider nicht zu sehen.
Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

Tweets

Haben alternative freie #SocialMedia Plattformen überhaupt eine Chance. Oder sollte man sich nicht besser auf die Regulierung der vorhandenen Social Media-Universen konzentrieren? Frage nach #9vor9

Machen wir uns nichts vor. Donald #Trump wird nicht die Schnauze halten. Das Bedrückende daran ist, dass es Trump und Konsorten gelingen mag, eine alternative Plattform mit einer kritischer Masse an Anwendern:innen zu schaffen. #9vor9 #SocialMedia

Ja, es war richtig Donald #Trump auf #Twitter, #Facebook und #Instagram zu sperren. Eigentlich viel zu spät. Aber jetzt müssen verbindliche Regularien geschaffen werden, damit so etwas so einfach nicht wieder passieren kann. #9vor9 #SocialMedia

(Stefan Pfeiffer)

Bild von LoggaWiggler auf Pixabay

Social Media-Splitter: 2021 wird ein Schlüsseljahr für die sozialen Medien

11. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Ausschreitungen auf dem Capitol Hill mit der vorhergehenden Rede von Donald Trump scheinen vielerorts das Fass zum Überlaufen gebracht zu haben. Twitter sperrt Trumps Konto permanent. Facebook und Instagram tun dies ebenfalls auf undefinierte Zeit, wie Zuckerberg selbst postet. Apple und Google werfen Parler, das sogenannte „Free Speech Social Network“, das wohl ein wichtige Kommunikationsplattform beim Sturm auf Capitol Hill war, aus ihren App Stores. Und Amazon setzt noch einen drauf, in dem es Parler am 10. Januar 2021 von den Amazon Web Services, wo das Netzwerk gehostet wird, verbannt. Parler kann dann einfach nicht mehr erreicht werden und muss sich einen neuen Hosting-Partner suchen. „The real Trump“ verliert gerade die Kanäle, über die er jahrelang seine Lügen und Hetze verbreitet hat, auch wenn seine noch verbliebenen Adlaten weiter für ihn posten.

Nun kann man sicherlich der Meinung sein, dass vieles schon weit vorher hätte passieren müssen. Und es scheint so, dass einige plötzlich mutig werden, weil sie glauben, dass Trump ihnen nichts mehr kann, seine Tage gezählt sind. Wie kommentiert Patrick Beuth korrekt:

Seine elektronischen Lautsprecher jetzt auszuschalten, macht nicht wett, was die Social-Media-Unternehmen ihm alles haben durchgehen lassen.

Donald Trump und soziale Medien: Der perfekte Zeitpunkt für das Ende der Extrawurst – DER SPIEGEL

Das ist korrekt, doch wie schreibt Alexander Armbruster andererseits:

Die privatwirtschaftlichen sozialen Netzwerke können sich aufgrund der einmaligen Infrastruktur, die sie bereitstellen, nicht heraushalten aus Fragen, wie die demokratische Meinungsbildung und der öffentliche Diskurs ablaufen. Allein und zuallererst verantwortlich dafür, dass im Jahr 2016 und nun wieder zig Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner Donald Trump wählten, das sind sie jedoch nicht. Und auch nicht für den Sturm auf das Kapitol.

US-Kapitol-Besetzung: Nein, Facebook ist nicht schuld am Mob

Ja, sie sind sicher nicht alleine verantwortlich, tragen jedoch aus meiner Warte aus durchaus eine Mitschuld. Besser, sie sind einfach zu spät aktiv geworden. Jenseits aller berechtigten Kritik finde ich die jetzt getroffenen Maßnahmen durchaus bemerkenswert.

2021- Ein „Inflection Point“ nicht nur für Facebook, Google & Co

Die sozialen Medien generell und insbesondere GAFAM*-Konzerne befinden sich genau jetzt an einem Inflection Point, nicht nur wegen der gerade beschriebenen Ereignisse. Sie sind auch seitens der Regierungen und Kartellbehörden unter nie gekanntem Druck: Noch nie waren die Anstrengungen in den USA und der EU so groß, die GAFA(M)-Plattformen zu regulieren, wie ich kürzlich hier im Blog geschrieben habe.

Doch machen wir uns nichts vor: Die eigentliche Arbeit beginnt jetzt. Wie werden Politiker:innen künftig auf den sozialen Kanälen behandelt, wenn sie Lügen und Hass verbreiten und gegen die Nutzungsbestimmungen der Anbieter verstoßen? Ein Ende der Extrawurst, wie Patrick Beuth schreibt. Wie wird dort nun generell mit Lügen und Hass umgegangen? Wer kontrolliert und moderiert basierend auf welchen Vorhaben und Regeln? Die Konzerne, die ihr Hausrecht ausüben und das deshalb tun sollten und können? Darf man es ihnen überlassen? Wer kontrolliert wie Facebook, Twitter und Co moderieren, gar blockieren und löschen? Diese Unternehmen werden bestimmt nicht von heute auf morgen zu Gutkonzernen, auch wenn sie jetzt einmal konsequenter gegen Hass und Hetze vorgehen. Welche Macht dürfen und sollen privatwirtschaftliche Digital-Plattformen haben, fragt Kai Heddergott auf Twitter.

Der Traum (oder die Illusion?) von einem unabhängigen sozialen Netzwerk

Und auch der Wunschtraum nach unabhängigen, interoperablen Plattformen bleibt. Bisher sind das allerdings immer Träumchen geblieben. Keine Alternative hat eine wirkliche kritische Masse an Anwendern und damit Relevanz erreicht. Forderungen nach einer europäischen Alternative, die aus Rundfunkgebühren finanziert werden sollen, sind ebenso verpufft wie die Appelle eines Tim Berners-Lee nach einem freien Web und seine Versuche, eine technische Alternative zu schaffen.

Machen wir uns auch nichts vor: Trump und Konsorten, die Hetzer und Verschwörungstheoretiker werden sich ganz sicher neue Parallelwelten und Plattformen suchen, finden und dort ihre Hetze und ihre Lügen verbreiten. Darauf wird man auf jeden Fall eine Auge haben müssen.

Der neue Aufbruch in den sozialen Medien?

2021 könnte eine Chance, ein Schlüsseljahr werden, um einiges auf und in den sozialen Medien neu, anders zu gestalten, zu verbessern. Anja Kirig vom Zukunftsinstitut schreibt von der großen Korrektur, dem Abschied von den unsozialen Medien. Die Pandemie markiere eine neue Ära des sozialen Netzwerkens. Plattformen müssten nun ethisch Farbe bekennen. Eine weitere These: Sag mir, auf welcher(n) Plattform(en) Du bist und ich sage Dir, wie Du bist. In Zukunft gehe es mehr um von Vertrauenspersonen kuratierte und verifizierte Informationen. Vor allem diese würden geteilt und ge“like“t.

Die Diskussion um sinnvolle Regeln und Regulierung wird jetzt geführt werden müssen, möglichst gesellschaftlich breit, fordert Christian Müller zu Recht. Möglichst breit wäre schön, aber einfach wird es angesichts von Themenkomplexen wie Fake News, Hate Speech, Meinungsfreiheit und Zensur, Privatsphäre, möglicher Überwachung, Datenschutz und DSGVO, Bedeutung der Algorithmen oder Upload-Filtern nicht. Die nie endende Reparatur des Internets – oder vielleicht sollte man heute besser Splinternet sagen – geht weiter. Aufgeben zählt nicht.

(Stefan Pfeiffer)

2021 wird ein Schlüsseljahr für die sozialen Medien nach Trumps Rausschmiss aus Twitter, Facebook & Co und dem Fokus der US- und EU-Behörden auf die #GAFAM-Konzerne #SocialMedia #Trump

* GAFAM steht für Google (als Synonym für den Mutterkonzern Alphabet), Apple, Facebook, Amazon und Microsoft.

„Achtet auf die Sprache, denn die Sprache ist die Vorform des Handelns“ – Angela Merkel

7. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Nicht erst seit den gestrigen Ereignissen auf dem Capitol in Washington richtig und wichtig.

Bild von Michael und Maartje auf Pixabay

Lokaljournalismus: Ohne lebendige Community geht es nicht mehr

4. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Der Beitrag beziehungsweise der Hinweis auf den Piqd von Simon Hurtz lag lange als Entwurf in meinem Gutenberg-Editor. Endlich Zeit ihn zu veröffentlichen. Simon stellt ein englischsprachiges Interview mit der langjährigen Journalistin Allison Hantschel vor. Es geht um das Zeitungssterben in den USA, besonders das Sterben von Lokalzeitungen, ein Thema, das auch in Deutschland relevant ist.

„Das Internet“ sei schuld am Zeitungssterben, denn durch die Gratiskultur im Netz brächen Auflagen und Einnahmen ein. Diese Mär geht ja geraume Zeit um. Allision Hantschel widerspricht dieser These. Zumindest sei das nicht der einzige Grund. Vielmehr hätten die Chefredakteure und Verlage auch „das Internet“ nicht verstanden. Man habe seine Community, seine Leser:innen vergessen. Man habe Inhalte vernachlässigt, die für die Lebenswelt der Abonnenten:innen relevant seien.

Nun habe ich selbst als Lokaljournalist von der Pike auf angefangen mit den Berichten von Karnevalssitzungen, Kaninchenzuchtvereinen, Fußballplätzen, dann auch den Lokalparlamenten und vielem mehr, was nach Ansicht der Redaktion in der Community relevant war. Natürlich haben wir das damals nicht Community genannt … Und sicher war manches nicht wirklich so relevant, vielleicht für einen Werbekunden oder einem guten Bekannten von Helmut, dem Fußgänger, des Chefs der Lokalredaktion.

Vergessen werde ich jedoch keinesfalls die Anrufe oder Leserbriefe, wenn die auf dem Foto abgebildeten Personen nicht in der korrekten Reihenfolge mit Vor- und Nachname genannt wurden oder gar jemand vergessen wurde. Und ich erinnere auch heute noch daran, wie ich mich selbst damals maßlos geärgert habe, als nicht ich im Bericht über unser Fußballspiel in der B-Klasse als herausragender Torhüter genannt wurde, sondern einer meiner Vorgänger. Schlampig einfach. Einmal halte ich überragend und dann das (Ich war kein besonders guter Fußballer …). Man sollte nicht so einfach drüber stehen, sondern seine Leser:innen ernst nehmen und einfach sachlich korrekt berichten.

Ob das nun auf Papier oder im Netz der Fall ist, ist dabei vollkommen egal. Wie Zeitungen oder journalistische Produkte gelesen werden, ändert sich nun einmal. Wir lesen die FAZ digital. Nur am Samstag bringe ich die gedruckte Ausgabe zum Frühstück mit. Eigentlich zahlen wir da doppelt, aber was soll es. Vielleicht auch eine Anregung, Digital- und Printabo zu mischen? Aber das ist hier ein Randthema.

Für den Lokaljournalismus bleibt die Frage, wie man weiter bestehen und sich weiter finanzieren kann. Obwohl wir sehr lange in Darmstadt wohnen, lese ich das Darmstädter Echo oder Echo online nicht. Warum? Es gibt durchaus einzelne regionale oder lokale Themen, die mich interessieren aber natürlich will der Verlag mit mir ein Abonnement abschließen: digital für 9,90 Euro im Monat und das ist es mir nicht wert. Das sind wir wieder beim Thema Micropayment, Zahlen für einzelne Artikel, das bisher in Deutschland (und auch wohl anderswo) nicht funktioniert. Ich bin trotzdem weiter ein Freund des Konzepts und würde durchaus den ein oder anderen Beitrag kaufen, aber eben gezielt nach meinen Interessen. Aber bitte kein weiteres bindendes Abo*. Kein Echo Online, kein Spiegel, kein Zeit oder sonstiges festes Abonnement**. No f..ing way.

Doch kehren wir zum Ursprung, dem Piqd von Simon Hurtz und dem Gespräch mit Allision Hantschel zurück, und reichern es mit Gedanken aus dem (von mir abonnierten***) Social Media Watchblog an. In der Ausgabe #692 wird in einem Absatz die Risikokapitalgeberin Andreessen Horowitz und Ihr Report Social Strikes Back zusammengefasst. Ich zitiere:

Ohne Community geht es nicht mehr: Andreessen Horowitz gehen davon aus, dass künftig Produkte nur noch längerfristig erfolgreich sein können, wenn sie eine soziale Komponente integriert haben. Als Paradebeispiele werden Spiele wie Fortnite oder Roblox erwähnt. Games hätten es geschafft, zu Orten der Begegnung zu werden. … Unserer Meinung nach lässt sich das auch auf journalistische Angebote übertragen. Auch Verlage und Sender haben die Chance, sehr viel stärker als bisher (digitale) Begegnungen zu organisieren.

Warum Impf-Desinformation so gefährlich ist, Stratcom-Bericht, Zur Zukunft von Social Media

Der naheliegende Schluß: Auch (und nicht nur) Lokalzeitungen müssten Communities bilden, Interaktion, Austausch ermöglichen. Die Autoren des Social Media Watchblogs nennen ihren eigenen Slack-Kanal, in dem sich interessierte Leser:innen diskutieren können, als Beispiel.

Nun kann ich mir die Konsumenten:innen der Lokalzeitung schwer in einem Slack-Kanal vorstellen, aber es gibt ja durchaus ein mehr oder weniger aktive Facebook-Gruppe Darmstadt, in der sich Heiner:innen austauschen. Bevor ich Facebook verlassen habe beziehungsweise nur noch dorthin publiziere, habe ich darüber durchaus viel Feedback bekommen, wenn ich auf Darmstadt-relevante Themen in meinem Blog hingewiesen habe.

Worauf will ich hinaus? Ist es realistisch, dass eine Lokalzeitung ein Online-Community unterhält und vor allem pflegt. Community Management ist Arbeit und erfordert Engagement. Das weiß jeder, der sich mit diesem Thema, ob firmenintern oder im Netz, auseinandersetzt. Und daneben: Wo betreibt man eine solche Community technisch? Müsste die Redaktion der Lokalzeitung eben besagte (oder eine neue Seite) auf Facebook betreiben und moderieren, weil so viele Heiner:innen eben dort schon registriert sind? Und wie finanziert man diese Seite dann? Mir schaudert natürlich bei dem Gedanken, hier direkt oder indirekt Facebook zu nutzen, doch was wäre eine Alternative für eine solche Community? Ich spreche hier nicht von einer technischen Alternative. Ich spreche von einer Onlineplattform, auf der die Leser:innen mitmachen würden. Und diese Frage (und die anderen Fragen) stelle ich an die Community, an die interessierten Leser:innen.

(Stefan Pfeiffer)

* Stichwort Abofallen: Ich habe angefangen, alle unsere Abonnements, nicht nur die von Medien, in einer Tabelle zu sammeln. Es hat mich erschreckt, wo wir überall Services abonniert haben, von Magenta TV über Software-Pakete hin bis zum Weinabo, wo man quartalsweise Weine zum Probieren bekommt. Ich rate nur jeder:em diese List mal zu führen, um Transparenz zu gewinnen!

** Wir haben die FAZ abonniert, weil eben auch regionale Themen vorkommen. Würden wir in München wohnen, hätte es auch die Süddeutsche sein können.

*** Jetzt mal überlegen, was meine Motive waren und sind, diesen Newsletter zu abonnieren und zu unterstützen …

Wir vermissen Freunde und Sonne, aber jetzt müssen und sollten wir halt mal verzichten – das geht!

1. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Und das Jahr ist um. Eigentlich ein gutes Jahr. Endlich mal keine nennenswerten gesundheitlichen Probleme. Auch meinen Eltern geht es gut. Und Ehefrau und die beiden Prachtkater sind wohlauf. Das ist auf jeden Fall schon mal etwas, was ich zu schätzen gelernt habe. 2020 ist auch das erste Jahr, in dem ich jeden Tag all meine Fitnessziele erreicht habe (auch wenn mir das katastrophal schlechte Softwareupdate von Apple auf Watch iOS 7 einige Daten zerschossen hat). Sieht man auch daran, dass das Bäuchlein etwas weg geschmolzen ist. Don’t break the chain bleibt ein Ziel auch für 2021.

Aber natürlich steht das Jahr auch im Zeichen der Pandemie. Wir hatten Urlaube geplant, im Sommer und im November mit unseren Freunden in Ägypten. Nochmals Sonne vor den grauen deutschen Winterwochen. Das wurde dann leider nichts. Auch die Treffen mit Freunden, die Trips mit Freunden in die umliegenden Weingegenden zu Winzern, unser Stammtisch, die Veranstaltungen und Treffen mit Freunden und Bekannten fehlen natürlich. Schade, aber man kann und muss gerade jetzt auch einmal verzichten.

Jahr des Kopfschüttelns

Schon sind wir beim Stichwort. Verzichten scheint heute vielen schwer zu fallen. Oder sie tun es einfach nicht, obwohl die reine Vernunft dafür spricht. Deshalb ist es auch für mich ein Jahr des Kopfschüttelns. Kopf schütteln darüber, warum man jetzt Ski fahren muss, eine Kreuzfahrt machen muss oder zu Weihnachten einfach nicht mal auf Treffen verzichten kann. Einmal verzichten. Das scheint uns Babyboomern und auch den nachfolgenden Generationen nicht leicht zu fallen. Unsere Großeltern, manchmal auch unsere Eltern haben ganz andere Zeiten erlebt. Unseren Generationen ging und geht es immer gut. Können wir uns da nicht einige Monate oder ein Jahr mal am Riemen reißen?

Jahr des Kopfschüttelns auch, wenn ich die Verschwörungstheoretiker, die Demonstranten ohne Maske, die mit marschierenden Nazis sehe oder die Tiraden von Trump und seinen Anhängern in den USA höre. Kopf schütteln darüber, dass man glaubwürdige Stimmen der Vernunft und der Wissenschaft verunglimpft. Chapeau einem Drosten und anderen Wissenschaftlern, aber auch Journalistinnen wie Dunya Hayali und ihren Kollegen:innen, die den niveaulosen Anfeindungen und Hassreden widerstehen.

Heimarbeit als „new normal“

Beruflich hat sich natürlich auch einiges geändert, denn nun sind fast alle meine Kolleginnen und Kollegen im Homeoffice, etwas, was ich seit vielen Jahren kenne und praktizieren darf. Das letzte große Event war die Euroshop in Düsseldorf, die im Februar noch durchgeführt wurde. Danach war Schluss und es ging dann richtig los. Seit März produziere und streame ich nun für meine Firma ein wöchentliches Magazin. Zuerst alleine, nun mit Unterstützung eines Teams, berichte ich jeden Dienstag um 11 Uhr aus der Welt der IBM. Einerseits bekomme ich viel Zuspruch, andererseits wird natürlich die Frage gestellt, was denn so ein Magazin bringt. Wo sind die Leads, die man doch so leicht auf konventionellen Veranstaltungen oder auch bei registrierungspflichtigen Onlineevents schreiben kann. So bleibt es eine fortwährende und auch notwendige Diskussion, was denn eine solche Sendung die das IBM Livestudio Magazin denn bringt – und vor allem, wie man noch besser werden kann.

Natürlich hat mich auch das Thema Homeoffice in diesem Blog und bei #9vor9, den privat von Lars und mir produzierten Digitalthemen, beschäftigt. Unterdessen bin ich der Diskussion und auch der Schwarz-Weißmalerei zugegebenermaßen etwas müde. Für mich steht fest, dass die Möglichkeit zum Homeoffice oder Remote Work eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Wer daheim oder mobil arbeiten kann oder will, dem sollte es erlaubt sein. Auch in verteilten Teams kann man kreativ und agil sein. Das haben nicht erst die vergangenen Monate gezeigt. Und die Zukunft sollte in hybriden Modellen, wo man mal im Büro, mal daheim arbeitet, wo einige lieber in die Firma gehen, andere im CoWorking Space oder eben von daheim arbeiten. Und natürlich geht Heimarbeit nicht in jedem Beruf, aber das sollte nicht bedeuten, dass sie nicht dort gefördert wird, wo es möglich ist.

Und ja, ich bin froh darüber, dass ich so arbeiten darf und kann, denn manch Andere:r ist gerade jetzt mit ganz anderen Situationen konfrontiert. Ob es nun die Pfleger:innen und Ärzte im Krankenhaus oder den Praxen sind, die Lehrer:innen und Kindergärtner:innen, die Kassierer:innen, die Polizisten:innen, alle die gerade jetzt noch größeren Belastungen ausgesetzt sind – bei meist nicht gerade feudaler Entlohnung. Hier bin ich nur dankbar für deren Arbeit. Und wenn es darauf ankommt hoffentlich auch solidarisch.

Hoffnung auf den Impfstoff und mehr persönliche Treffen in 2021

Nun geht es mit Hoffnung in das Jahr 2021, Hoffnung, dass der Impfstoff möglichst allen hilft und wir vielleicht ab September wieder zu normaleren Umständen zurückkehren. Natürlich hoffe ich, dass wir alle gesund bleiben, meine Eltern (und meine Frau) bald geimpft werden und der Impfstoff auch bei mir wirkt. Viele Grüße und alles Gute an alle Freunde und Bekannten, auch denen aus „dem Netz“. Lasst uns gegen Unvernunft, Fanatismus und Radikale zusammen stehen. Vor allem seid vorsichtig und bleibt gesund. Und mit dem:der ein oder anderen habe:n ich:wir uns ja schon verabredet in der Zeit nach der Pandemie, wenn das wieder geht. Ob das nun im Kölner Zoo mit Geißbock, Fohlen den Bremer Stadtmusikanten ist oder aber auf ein Glas Wein. bei einem Winzer in der Nähe.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Engin Akyurt auf Pixabay