Zum Jahresende ein anderer Ausblick auf das Internet der Dinge

18. Dezember 2015 Posted by Steffen

Aktuelle Präsentationen zum Internet of Things (IoT) oder Internet der Dinge beginnen häufig mit dem Wachstum von 20 oder 50 Milliarden Sensoren die 2020 oder 2025 aktiv sein werden, und damit, dass Sicherheit ein kritischer Erfolgsfaktor sein wird.

Wie kann Sicherheit heute noch ein Thema sein, wenn das Internet der Dinge auf gemeinhin gültigen Standards aufsetzen muss? Das Thema Sicherheit ist heute bereits klar umrissen, die eindeutige Erkennung des Geräts, die verschlüsselte Übertragung, die Anwendung von Datenschutz und Privatsphäre auf die gesammelten Daten sind heute mit Standards wie oauth oder TLS umsetzbar bzw. müssen in der Organisation oder Nutzanwendung abgebildet werden. Anders gesagt: wenn es heute nicht sicher ist, wird es auch in zehn Jahren noch nicht sicher sein, denn kurzfristig entstehen an Grundpfeilern der Kommunikation keine neuen Standards.

Liegt es nicht viel eher daran, dass man es noch nicht geschafft hat Sicherheit leicht einzurichten, als dass es an der Fähigkeit mangelt, das Internet der Dinge sicher zu machen?

Entsprechend ist der größte Gegner des IoT die Benutzerfreundlichkeit oder „Useability“ die aktuell noch abschreckt. Erstaunlich wenige IoT Firmen positionieren aber Design (egal ob UX – die Erfahrung des Benutzers; oder IX – die Benutzeroberfläche) als zentrales Element ihrer Erfolgsstrategie. Für mich wirkt IoT heute wie die ersten Mobilbrowser vor 20 Jahren auf damals noch Handys genannten Geräten: fummelig, klein, schwierig zu bedienen. Erst als Apple einen einfach zu bedienenden Browser geschaffen hat, der auch auf einem kleinen Gerät gut bedienbar war, fand das Mobile Internet seinen Durchbruch. Welche Firma wird das bei IoT zuerst schaffen?

Der zweite Aspekt sind die Milliarden an Sensoren die auf uns zukommen (sollen). Macht es wirklich Sinn ein simples Bürogebäude mit 20000 Sensoren zu bestücken? Meine Prognose für die IoT Sensorik geht in eine andere Richtung: Mit so wenig Sensoren wie möglich, so viele Anwendungsfälle wie möglich abdecken. Über Schall und damit ein Mikrofon als Sensor kann man mit kognitiver Intelligenz alle möglichen Geräusche zuordnen. Z.B. ein zerschlagenes Glas. Benötigt man dann noch einen Bruchsensor an jedem Fenster, oder reicht es nicht mit einem Mikrophon auf das Schallmuster eines zerschlagenen Fensters zu hören. Geräusche – insbesondere wenn sie sich verändern – zeigen vielleicht auch, dass der Kompressor eines Kühlschranks nicht mehr lange hält, oder eine Pumpe verstopft ist. Warum dafür aufwändig den Kühlschrank, die Abwasserpumpe etc. an das Internet der Dinge anbinden, wenn es über das demnächst gängige Mikro auch geht (egal ob Apple Siri, Amazon Echo, MS Cortana oder was auch kommen mag). Spätestens wenn zwanzigtausend Sensoren nach zehn Jahren getauscht und neu gekoppelt und wieder neu eingerichtet werden müssen wird klar, dass weniger vielleicht mehr ist. Vielfach finden bei Betrachtungen der Wirtschaftlichkeit meist nur die Installationskosten Berücksichtigung – nicht der zwingende Austausch oder gar die Kosten des Zurücksetzens in den Ursprungszustand, wenn es zehn Jahre später gar keinen Ersatz gibt.

Entsprechend die zweite Prognose: Nicht die Quantität, sondern die Qualität der Sensoren wird die Grundlage eines komfortablen Internets der Dinge sein. Auch hier wieder die Analogie aus der Vergangenheit. Als Ende der 90er Jahre verteilte Server in großer Zahl auf den Markt kamen, wurden Monitoring- oder Überwachungslösungen wichtig. Zu Beginn ging es zwischen den großen Anbietern darum, wer wie viel tausend Monitore aufbieten konnte. Mit dem Ergebnis von durchgängig roten Betriebskonsolen, die keiner beachtet hat. In der zweiten Stufe ging es dann darum, mit so wenigen wie möglichen Monitoren sagen zu können, ob ein Server bzw. ein darauf laufende Anwendung funktioniert oder nicht – Qualität statt Quantität!

Fazit meiner Prognosen: Useability mit Security und Qualität statt Quantität als neue Erfolgsfaktoren für das Internet der Dinge.