Posts Tagged: ‘Arbeiten 4.0’

#9vor9 zu digitalen Aktenknechten und dem beschwerlichen Weg zum Digital Workplace

11. Februar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Im Zentrum der heutigen #9vor9-Sendung (mit Gunnar, Lars und mir): der digitale Arbeitsplatz oder neudeutsch Digital Workplace. Wir haben nochmals durchgekaut, dass nicht die Tools entscheidend sind, sondern vielmehr die Kultur der Zusammenarbeit und Kommunikation in Unternehmen oder Institutionen viel wichtiger ist. Wenn diese Kultur stimmt, man sich einig ist, wirklich offen und transparent zu arbeiten, dann kann und muss man sich darauf einigen, welche Werkzeuge man wie wofür einsetzt. Sicherlich dabei zu beachten sind die heutigen Compliance-Anforderungen. Als ein Stichwort sei hier nur die Datenschutzgrundverordnung genannt.

New Work und der Digital Workplace definieren sich also in einem Dreieck von digitaler Arbeitskultur, von entsprechenden Werkzeugen, die dann möglichst compliant eingesetzt werden sollen, ohne dass die Mitarbeiter zu digitalen Aktenknechten (O-Ton Gunnar) gemacht werden. Es ist noch ein langer Weg, den wir gehen müssen, und die vor Jahren getroffenen Heilsversprechen, dass künstliche Intelligenz auch am Arbeitsplatz alles besser und einfacher machen werden, sind noch nicht eingetroffen. Ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage.

Dass Tools nerven können, wenn sie nicht benutzerfreundlich sind und Medienbrüche beinhalten, hat der liebe Gunnar wortgewaltig postuliert. Dass er deshalb an der Uni mit seinen Studierenden Facebook nutzt, um sich auszutauschen, hat bei mir zu weiteren weißen Haaren geführt. Vielleicht sind sie mir auch ausgefallen. Die Haare. Nicht der Gunnar. Ein klassischer Fall von Schatten–IT. Und ein klassischer Fall, wie man es nicht machen sollte, nicht nur aus Compliance-Gründen. Nochmals: Über Werkzeuge wie WhatsApp oder Facebook*, die für die private Nutzung gemacht worden sind und Daten auch entsprechend behandeln, sollten und dürfen nicht genutzt werden, um Informationen aus Unternehmen oder Institutionen zu teilen oder zu kommunizieren.

* Ich beziehe mich hier natürlich nicht auf Workplace von Facebook, sondern auf das „normale“ Facebook.

** Und zwei wichtige Dinge haben wir bei #9vor9 vergessen: Petra Bernhardt (und auch Alexander Kluge) zum Geburtstag zu gratulieren sowie die Ausstellung Fantastische Frauen in der Schirn in Frankfurt anzukündigen, die ab 13. Februar 2020 geöffnet ist.

Weniger Home Office, weniger Führungskräfte: Macht aus „eydscheil“ keine Religion!

19. September 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Ein interessanter Beitrag im Management-Blog der Wirtschaftswoche zum derzeitigen Hype-Thema agiles Arbeiten. Dort wird Ulrich Sittard, Arbeitsrechtler bei Freshfields, befragt und es finden sich einige interessante Aussagen. So wird auch der scheinbare Gegensatz von agilem Arbeiten und Home Office thematisiert. Ich kann nur immer wieder den Kopf schütteln, wenn ich die steile These lese, dass agiles Arbeiten im Team nur bei Präsenz im Büro möglich sein soll – und man deshalb Home Office abschaffe.

Agilität ist keine Frage der Präsenz vor Ort. Da sind aus meiner Sicht andere Aspekte wie die eigene Arbeitsweise und Einstellung oder aber auch die Führungs-, Fehler- oder Kommunikationskultur im Unternehmen und der Abteilung wichtig. Und wo sitzt gerade in international tätigen größeren Unternehmen wirklich heutzutage ein gesamtes Team zusammen an einem Ort? Verteiltes Arbeiten über Landesgrenzen und Zeitzonen hinweg ist doch viel öfters die Realität. Und die Werkzeuge zur Zusammenarbeit und Kommunikation sind heute verfügbar, mit denen man auch in diesen Szenarien vernünftig zusammenarbeiten kann und nicht überkommunizieren muss.  Da scheint mir das Thema agiles Arbeiten gegen Home Office eher vorgeschoben, wenn oft doch ganz andere Beweggründe eine Rolle spielen …

Doch nicht nur Mitarbeiter werden mit agilem Arbeiten konfrontiert. Auch das Management, besonders das Middle Management, ist gefordert, denn dessen Machtposition könnte in Gefahr sein: „Unternehmen die in großem Stil agile Methoden einsetzen, brauchen künftig weniger Führungskräfte,“ sagt Ulrich Sittard. Noch dazu weniger Kontrolle, stattdessen die Stärken und Schwächen „sicherstellen und steuern“ statt Mikromanagement. Sind nicht auch auf dieser Ebene die Widerstände automatisch vorprogrammiert?

Jeder zweite Führungskraft überflüssig. Die werden natürlich umgeschult. Genau wie viele Mitarbeiter, deren Jobs wiederum durch Automatisierung und künstliche Intelligenz „substituiert“ werden. Hmm, warum habe ich gerade agile Fragezeichen in den Augen? Nicht falsch verstehen. Wir werden uns des kontinuierlichen Wandels nicht erwehren können. Wir müssen den ständigen Wandel annehmen, ja gestalten. Aber hört mir mit diesem blauäugigen, eifernden Geschwafel auf und macht aus „eydscheil“ keine Religion. Quasi religiöse propagierte Managementphilosophien hatten wir unter anderem Namen schon vor Jahrzehnten.

Lasst uns das Thema notwendiger Change – sicher kein neuer Begriff – endlich mal ernst nehmen und nicht mit Managementphilosophie- und Beratergeschwafel kaputt reden. Wandel ist nicht einfach, braucht von jedem die Bereitschaft, ja den Willen, sich verändern zu wollen und am Wandel, an der Veränderung mitzuarbeiten, sich selbst zu ändern, Wissen zu teilen, immer neu dazu zu lernen und Erbhöfe, ja Macht abzugeben. Und das gilt übrigens nicht nur für den gemeinen Mitarbeiter, sondern gerade auch für Führungskräfte. Die einen können nicht oder die anderen.

(Stefan Pfeiffer)

Fastenzeit: Von Aschermittwoch an nur noch maximal fünf E-Mails pro Tag schreiben? Oder brauchen wir einen ganz anderen Ansatz?

6. März 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Die E-Mail ist ein Symbol für Aufschieberitis und Unverbindlichkeit. … Bloß niemanden überrumpeln, bloß nicht gleich die Dinge klären, die sich in vielen Fällen rasch besprechen ließen.

über Kommunikation im Büro – Schafft die E-Mail ab! – Karriere – Süddeutsche.de

So schreibt Felicitas Wilke in der Süddeutschen Zeitung. Sie fordert dazu auf, öfters mal das Telefon zu nehmen, um Dinge direkt zu klären, statt E-Mail-Pingpong zu spielen. Sie ruft pünktlich zum Aschermittwoch zum Fasten auf. Man solle versuchen, nur noch maximal fünf E-Mails pro Tag zu schreiben. Auch Josh Bersin sieht das Paradigma von E-Mail als gebrochen an. Die besten Mitarbeiter würden – so seine Studien . am schnellsten auf E-Mails antworten, was zu Stress führt.

Das Thema lässt mich nicht los, in der persönlichen Nutzung, aber auch hier im Blog: E-Mail, Fluch oder Segen. Immer wieder habe ich dazu aufgefordert, dass für viele Dinge, die per E-Mail verteilt und in Silos gespeichert werden, besser Werkzeuge zur Zusammenarbeit benutzt werden sollten. Im besonderen bin ich ein Freund sogenannter Enterprise Social Networks (ESN) wie IBM Connections, die mit vielfältigen Funktionalitäten die Kollaboration im Unternehmen und auch über Unternehmensgrenzen hinweg unterstützen. Communities sind dabei ein zentraler Bestandteil, in denen sich Mitarbeiter rollen- oder projektbezogen zusammenschließen, Informationen austauschen und Ideen entwickeln.

Doch fast scheint es, dass die internen Unternehmensnetzwerke schon wieder aus der Mode kommen. Jetzt sind Messenger in der Mode. jeder kennt (leider) WhatsApp in der privaten Nutzung oder aber Slack oder Microsoft Teams im Unternehmen. Sie werden in vielen Artikeln hoch gehandelt. Sie seien übersichtlicher, schreibt Felicitas Wilke. Oder Josh Bersin postuliert, dass diese Werkzeuge nun wirklich die Art, wie wir arbeiten, ändern.

Doch noch sind die Zahl der Messenger-Anwender bei allen Steigerungsraten noch immer weit von der Zahl der E-Mail-Anwender entfernt. Und unterschätzen wir nicht die Macht der Gewohnheit. Ja, durch die private Nutzung von Messengern mag sich auch in Unternehmen sukzessive das Kommunikationsverhalten ändern, aber noch sind wir nicht dort.

Und es gibt durchaus auch die ersten kritischen Stimmen und Erfahrungen mit den neuen Kommunikationswerkzeugen. Auch Messenger können meiner Erfahrung nach schnell unübersichtlich werden, wenn man in vielen Kanälen und Workspaces aktiv ist. Und sie sind ein neuer Kanal, den ich auch checken muss. Der von Josh Bersin angesprochene Stress mit E-Mail kann durch Messenger durchaus genauso verursacht, vielleicht sogar potenziert werden.

Wir haben heute viele Plätze und Werkzeuge, mit denen wir zusammenarbeiten und kommunizieren: Telefon, Videokonferenzen, Dokumentenablagen, Wikis, Communities, Messenger, Projektmanagement-Tools, E-Mail, externe soziale Netzwerke. Fast jedes dieser Werkzeuge hat auch eine Benachrichtigungsfunktion, einen „Posteingang“ oder aber sendet eine Benachrichtung per E-Mail. Wir haben offenbar zu viele Tools.

Vor allem fehlt uns noch immer ein gemeinsames Verständnis zwischen Mitarbeitern und in Unternehmen, welches Werkzeug und welchen Kanal wir für welche Kommunikation und Zusammenarbeit wie nutzen. Daran haben die Messenger auch nichts geändert. Das Chaos ist weiter perfekt. Der/die eine „messengen“, der/die zweiten rufen an und der/die dritten kommentieren im internen sozialen Netzwerk. Und E-Mail ist noch immer der geringste gemeinsame Nenner und wird – so meine Prognose – auch in nächster Zukunft weiter dominieren.

Gerade auch bei mir bleibt der Wunsch nach einem besseren Verständnis und Übereinkommen der Beteiligten darüber, welches Tool wann angebracht ist und wie benutzt werden sollte. Und auf der anderen Seite vermisse ich einen integrativen Nachrichteneingang, der Traum von der universellen Inbox, besser einer integrierten Arbeitsumgebung, in der verschiedene Dienste von E-Mail über Messenger bis zum Teilen von Dokumenten smart integriert sind und zusammen laufen.

Vielleicht träume ich von der eierlegenden Wollmilchsau, aber ich finde noch immer diese Demo von HCL faszinierend. Ja, es ist derzeit Demoware, Slideware, doch unabhängig von manchem Highend-Feature (wie dem Erkennen der Stimmung des Gegenübers oder automatische Übersetzung), das erst einmal gar nicht nötig wäre, würde ich mir eine solche Umgebung durchaus wünschen.

Noch ein Nachtrag: Wir dürfen auf keinen Fall die Einfachheit und den Komfort von und das Verständnis für Anwendungen vergessen. Mein beliebtestes Beispiel ist weiterhin die Dokumentenablage und -verwaltung. Seit wirklich Jahrzehnten gibt es Versionierung: Ich habe einen Datensatz hinter dem beliebig viele Versionen eines Dokuments hängen können. Doch stattdessen werden immer noch von der Mehrheit der Anwender neue Dokumente mit sprechenden Dateinamen wie „Präsentation_v2_von_Ines.odp“ erstellt. Wir haben es nicht geschafft, die Vorteile einer sauberen Versionsführung zu vermitteln. Oder aber unsere Software ist noch immer viel zu kompliziert zu bedienen und fordert zu viele von den Anwendern.

(Stefan Pfeiffer)

„Beende das Meeting, ohne jemanden mit konkreten Aufgaben zu behelligen“ – Zehn Gebote von Martin Wehrle

14. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Wer kennt sie nicht, die zahllosen Meetings, die im Job stattfinden. Eine wahre Meeting-Pest bricht täglich über uns hereinn, ob nun durch die Telefon- oder Videokonferenz oder als Präsenzmeeting. Martin Wehrle formuliert es auf SPIEGEL ONLINE sehr prägnant:

Alle halten Meetings für Zeitverschwendung. Alle sind genervt vom leeren Gerede. Alle wollen ihre Arbeit verrichten, statt nur darüber zu berichten. Und doch: Alle gehen hin. Viele laden dazu ein.

über Meetings im Büro: Zehn Gebote von Martin Wehrle – SPIEGEL ONLINE

Und Martin hat 10 Regeln für für Durchdreh-Meetings formuliert, unter anderem:

Gebot 10: Beende das Meeting, ohne jemanden mit konkreten Aufgaben zu behelligen; beim Reden wurde schon genug Zeit verbrannt.

über Meetings im Büro: Zehn Gebote von Martin Wehrle – SPIEGEL ONLINE

Unbedingt nachlesen! Es gibt übrigens eine nette Statistik aus den USA: Dort haben 74 % der Befragten angegeben, dass sie andere Dinge (Multitasking) während des Meetings tun. Bei uns ist es wahrscheinlich nicht anders. Bei Telefonmeetings fällt höchstens das Klappern der Tastatur auf.

Ich habe mal eine Statistik des BITKOM von 2016 hervorgekramt:

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via Was man mit dem Smartphone in Meetings macht (Presseinformationen) – BITKOM.

2010 habe ich mal über den Meeting-Counter geschrieben, ein Programm, das nicht nur die Zeit des Meetings stoppte, sondern zugleich aufgrund des Stundesatzes der Anwesenden ausrechnete, was ein Meeting gekostet hat. Das Programm scheint es leider nicht mehr zu geben, doch im Apple App Store scheint es einige Alternativen zu geben.

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(Stefan Pfeiffer)

SPD, bitte nicht „weiter so“: Von fehlenden Charismatikern und einer immer digitalisierteren Arbeitswelt

17. Oktober 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Der Hype rund um die Bayern-Wahl ist vorbei, Horschtl wurschtelt weiter so vor sich hin und klebt noch am Stuhl, Captain Söderli fliegt erst einmal nicht ins All, sondern macht weiter so mit den Freien Wählern, die Unsäglichen sind leider in den Landtag gekommen und die SPD wurde in Bayern dramatisch abgestraft. Die, die also nicht weiter so machen können, sind die Genossinnen und Genossen. Am Wahltag habe ich noch getwittert:

Da zudem unsere Freundin Claudia noch den lokalen Darmstädter SPD-Landtagskandidaten Bijan Kaffenberger getroffen hat, da muss ich vor der Hessen-Wahl doch nochmals mein SPD-Posting vom Januar herausholen.

SO____Spannend___wenn_ich_den_Mann___dem_ich____-_Claudia_Mohnblume

Meinen Senf zum Thema SPD-Führungspersonal muss ich nicht dazu geben. Da gibt es genug mehr oder weniger aussagekräftige Kommentare. Nur so viel: Die/den Hoffnungsträger/in sehe ich derzeit nicht. Vielleicht kenne ich sie/ihn nur nicht oder habe sie/ihn nicht wahrgenommen (was entweder gegen mich oder die Öffentlichkeitsarbeit der SPD spräche). Da punkten im Vergleich bei mir – und wohl nicht nur bei mir – die Grünen deutlichst, auf Bayern-Ebene, im Bund und sonst wo. Aber Kandidaten mit Kante, Esprit, Sympathie, ja Charisma kann man sich wohl nicht schnitzen. Bei der SPD scheint es leider weiter so zu gehen. Der Fisch stinkt …

Der rote Faden dieses „Blocks“ ist die Digitalisierung, entsprechende Technologien, sprich die immer digitaler werdende Lebensrealität und deren Auswirkungen auf unsere Arbeitswelt. Doch wiederum: Die/den Visionär der SPD zum Thema Digitalisierung und Arbeit höre und sehe ich nicht. Die SPD war doch mal eine Arbeiterpartei oder täusche ich mich? Sicher, es geht in Hessen und in der Politik nicht nur um Digitalisierung. Aber gerade die SPD sollte sich doch eigentlich des Themas zentral und vor allem vernehmlich annehmen. Vielleicht hat man ja Visionen und Vorstellungen, alleine höre und sehe ich sie nicht. im Januar habe ich als Reaktion auf eine Kolumne von Sascha Lobo geschrieben:

Die SPD sollte die jetzigen Herausforderungen endlich als Chance begreifen, sich zu differenzieren und konstruktive Vorschläge für die Gestaltung der digitalen Gesellschaft machen. Die Betonung liegt auf konstruktiv, nach vorne blickend – nicht mit Verboten und Rezepten der „alten“ Arbeitsgesellschaft. Dann hätte sie sicher bei vielen Wählern wieder eine Chance.

über SPD, hör die Signale: Wir brauchen eine konstruktive Vision für eine digitale Gesellschaft! – StefanPfeiffer.Blog

Seit Januar scheint nicht viel passiert zu sein. Falsch. Doch. Nicht nur die Ergebnisse der „Bayern-Wahl“ sind passiert.

Noch zwei, ein drei Anmerkungen zur Hessen-Wahl: Erstens stimme ich Claudia zu: WÄHLEN GEHEN! Es muss nicht SPD sein. Es dürfen nicht die Rechtspopulisten sein.

Zweitens: Welche besonders kreative Agentur lässt Thorsten Schäfer-Gümbel „machen“:

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„Das ist natürlich der Anspruch. Deutlich zu machen: Es geht ums Machen, nicht ums Quatschen, nicht ums Labern. Und das ist der Unterschied zu dem, was wir seit einigen Jahren in Hessen erleben.“

über Plakate zur Landtagswahl im Expertencheck | hessenschau.de | Landtagswahl

Sorry, lieber TSG, man „macht“ in die Hose. Sonst macht man nix. Geschmackssache, sagte der Papagei, und biß in …

Und auch – drittens –  in Ewerschtt fotografiert: Die Grünen adressieren das Thema Künstliche Intelligenz und das im Landtagswahlkampf. Muss wahrscheinlich nicht sein. Fand ich aber bei meinem „Background“ bemerkenswert.

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Teilgenommen habe ich am 10. Oktober nicht. Leider war ich schon verplant.

Anmerkung ist richtig und wichtig (WÄHLEN GEHEN). Die anderen beiden sind Nebenschauplätze.

Zurück zum Anfang des Beitrags und weiter so. Köstlich fand ich das gestrige Morning Briefing von Spiegel Online. Der wichtigste Mann für Angie sei derzeit Thorsten Schäfer-Gümbel. Der – sprich die SPD – dürfe nicht zu schlecht abschneiden, sonst würden die Genossen die GroKo verlassen. Der dürfe aber auch nicht zu gut abschneiden und dem Gießener Karnevalsprinzen Bouffier das Amt abjagen. Also mittelgut wäre für Merkel perfekt. Dann kann man weiter so machen. Nur eins ist auch klar: Die SPD kann sicher nicht weiter so machen.

P.S. Der Beitrag ist bewusst vor dem heutigen Aufeinandertreffen „#hrWAHL – Das Duell“ um 20.15 Uhr im hr-fernsehen“ verfasst worden. Vielleicht werde ich ja überrascht.

(Stefan Pfeiffer)

[DE] 10 Thesen zu Home Office, Zusammenarbeit und Arbeitswelten von heute und morgen

12. Februar 2017 Posted by StefanP.

Home Office versus Büro, künstliche Intelligenz und Roboter, die nun auch Arbeitsplätze der sogenannten „White Collar Worker“, der „Bürohengste“, ersetzen, die Diskussion um die Arbeitswelten von heute und morgen gehen weiter. Und wie würde ein ehemaliger Berliner Oberbürgermeister sagen …

Nur wird allzu oft schwarz-weiss gemalt. Die einen sehen den einsamen Heimarbeiter, der 365 Tage im Jahr hinweg keine Kollegen sieht:

In den USA macht bereits ein Scherz die Runde, der die Sorgen der vereinsamten Mitarbeiter auf den Punkt bringt: Das Firmenkürzel IBM stehe für „I’m by myself“ – ich bin allein.

Source: Nachteile von Home-Office – Die Schlechten irgendwie loswerden – Karriere – Süddeutsche.de

Und andere schwören darauf, Mitarbeiter wieder in die Büros zu holen, Teams vor Ort direkt zusammenarbeiten zu lassen, um so eine höhere Produktivität zu erreichen. Oft gehen „agile“ Konzepte und Vorgehensmodelle wie Scrum, mit denen ein höherer und besserer „Output“ erreicht werden soll, mit solchen Initiativen einher. Michelle Peluso, Marketing-Chefin der IBM, wird auf silicon.de zitiert:

“Ich habe lange Zeit darüber nachgedacht und lange mit den Teams von Real Estate, Finance, HR, Operations und den Geo- und Marketing-Leitern gesprochen – und angefangen mit den USA, ist es wirklich höchste Zeit für uns, die Teams zusammenzubringen, damit sie Schulter an Schulter zusammenarbeiten können”

Source: IBM schafft Homeoffice ab – silicon.de

Natürlich werden solche Nachrichten – man erinnere sich noch an 2013 und die Meldungen über Yahoo – genüßlich durch die Medien getrieben und mehr oder weniger süffisant kommentiert, gerade wenn es ein Unternehmen zu betreffen scheint, das 25 Jahre Tradition in der Heimarbeit hat. Und diesen Diskussionen müssen sich Unternehmen, Politik, Gesellschaft und jeder einzelne Arbeitnehmer stellen. Nicht umsonst behandelt auch das Weissbuch Arbeiten 4.0 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales viele Aspekte des orts- und zeitflexiblen Arbeitens und ruft zur weiteren Auseinandersetzung auf.

Ich glaube, dass die Antworten pro und contra Heimarbeitsplatz und künftigen Arbeitswelten nicht so einfach ist, wie sie oft dargestellt wird. Deshalb 10 persönliche Thesen von mir, der seit einigen Jahren vor allem im Home Office arbeitet:

  1. Home Office und mobiles Arbeiten können heutzutage nicht mehr abgeschafft werden, ohne dass ein Arbeitgeber große Risiken eingeht. Viele Talente, jung oder älter, wird man nicht für ein Unternehmen gewinnen können, das kein Home Office oder kein mobiles Arbeiten anbietet.
  2. Gerade auch in Berufen und Unternehmen, in denen man international über Ländergrenzen und Zeitzonen hinweg zusammen arbeitet, ist ein Ruf nach Präsenzpflicht in Büros abstrus, denn …
  3. … Reisezeit, Staus auf der Autobahn, Warten auf das Einsteigen am Flughafen oder Warten auf einen verspäteten Zug sind verplemperte Lebenszeit und verursachen Stress. Man sollte bewusst und mit gutem Grund reisen weil …
  4. … die reale Kaffeeküche oder das gemeinsame Mittagessen wertvoll für den sozialen Kontakt zwischen Kolleginnen und Kollegen sind. Und mancher Karriere schadet es nicht, dass ein Chef regelmässig das Gesicht eines Mitarbeiters sieht.
  5. Wahr ist aus meiner Sicht auch, dass reale Treffen vor Ort von Projektteams in der Regel produktiver sind als Telefon- oder Videokonferenzen. Viele solcher Telefonmeetings sind eine Pest und verplemperte Arbeitszeit, was nicht am Medium Telefon sondern an falscher Organisation und falsch verstandener Anwesenheitspflicht liegt.
  6. Konzentriert im kleinen und überschaubaren Team vor Ort zusammen zu arbeiten, ist ein probates Mittel, Projekte besser zu managen. Das ist schon lange bekannt, jedoch wurden in vielen Unternehmen solche internen Projekttreffen aufgrund anfallender Reisekosten sinnigerweise untersagt, Reisen nur dann erlaubt, wenn externe Kunden und Partner involviert waren.
  7. Viele heutige Büros sind für die effizientes Arbeiten nicht geeignet. Wer wie oben beschrieben viele Stunden am Telefon verbringt, verzweifelt in den heutigen Großraumbüros, in denen es nie genug „Quiet Rooms“ gibt. Auch sind viele Bürolandschaften für kreative Projektarbeit nicht wirklich eingerichtet. Nicht umsonst mieten mehr und mehr auch große Unternehmen ihre Projektteams in CoWorking Spaces wie bei Design Offices ein, wo flexible Projekt- und Arbeitsräume für unterschiedlichste Tätigkeiten zur Verfügung gestellt werden.
  8. Wir werden weiter moderne Werkzeuge zur Kommunikation und Zusammenarbeit brauchen, die vor allem auch mobiles Arbeiten und Kommunizieren synchron und asynchron unterstützen. Die Tools müssen aber noch wesentlich einfacher und komfortabler zu bedienen werden, um endlich Produktivitäts- und Projektmanagementkillern wie E-Mail und Dateianhängen Herr zu werden.
  9. Doch es nicht nur eine Tool-Frage: Lasst Eure Mitarbeiter nicht dumm sterben, sondern unterrichtet und „coached“ sie darin, wie sie die heutigen Werkzeuge besser nutzen können. Ja, die Tools sind alle durch die Bank verbesserungsfähig bieten aber durchaus heute schon eine Menge sinnvoller Funktionen. Nur kennt sie der Otto Normalarbeiter nicht, weil er nie eine vernünftige Schulung erhalten hat. Vieles wird geschult, nicht aber das tägliche Arbeitswerkzeug oder wie man sich in der täglichen Arbeit organisiert. Ich glaube, dass nicht nur Schulungen benötigt werden. Es müsste ein Coaching-Konzept entwickelt werden, über das laufend weitergebildet wird. Hier liegen aus meiner Sicht riesige Potentiale.
  10. Und mein letzter Punkt: Arbeitswelten von heute und morgen brauchen eine Vertrauenskultur. Wer noch immer auf „Command and Control“ und Hierarchien setzt, hat die Zeichen der digitalen Transformation verpasst. Dass, was Vorstandsvorsitzender Dieter Zetsche derzeit beim Daimler versucht  – Hierarchien einzureissen und auf Schwarmorganisation umzustellen – ist meiner Ansicht nach wegweisend. In ein solches Konzept gehören auch Vertrauensarbeitszeit und Vertrauensarbeitsplatz.

Tja, was könnte man aus diesen Aussagen lernen. Die Realität oder Wahrheit ist komplex. Aus meiner Sicht sollte für die jeweiligen Tätigkeiten, Arbeitssituationen und Projekte der angemessene Arbeitsplatz gewählt werden. Es geht um eine Balance von realen Treffen, Home Office und Zusammenarbeit und Kommunikation über moderne Werkzeuge zur Kollaboration. Und es geht um Vertrauen und zeitgemässes Management im digitalen Zeitalter. Der Mix macht es und hier liegen weiterhin viele Potentiale. Das Thema, die Themen werden uns noch geraume Zeit auch über 2017 hinaus beschgäftigen.

Mit diesem Thema wird sich auf der CeBIT 2017 zwischen dem 20. und 24. März ein ganzer Bereich auf dem IBM Stand in Halle 2 auseinandersetzen, der unter Motto „Cognitive Ways To Work“ steht. Hier wird nicht nur darüber diskutiert, wie sich die Arbeitswelt von heute und morgen verändert, welche Einfluss künstliche Intelligenz haben wird und welche Technologien Einzug halten werde. Auf diese Area des IBM Standes kann man verschiedene Arbeitswelten und- umgebungen erfahren, die durch Design Offices gestaltet werden. Der Anspruch des Pioniers für „New Work“ ist dabei. Räume für eine Arbeitswelt zu kreieren, in der jeder seine individuellen Begabungen optimal einbringen und seine persönlichen Vorstellungen erfolgreich verwirklichen kann. Design Offices und deren Chef Michael O. Schmutzer stellen dabei eine motivierte Mannschaft als wichtigsten Garant für den Unternehmenserfolg in den Mittelpunkt. Die „Cognitive Ways To Work“-Area wird sicher ein lebendiger Ort konstruktiver Diskussion. Ich werde voraussichtlich die ganze Woche in Hannover sein und freue mich auf viele Gespräche vor Ort, real, Face-2-Face, aber auch hier über die sozialen Kanäle.


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[DE] Aus dem Rahmen gefallen: Kollege Watson im ganzheitlichen Ansatz am Digital Workplace [Video]

28. Oktober 2016 Posted by StefanP.

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Das Team des IOM Summit, das vor einigen Wochen in Köln statt fand, hat meinen Beitrag zum TechTalk zum digitalen Arbeitsplatz aufgenommen. Den Pitch habe ich vor der Ankündigung von IBM Watson Workspace gemacht, habe aber auf Project Toscana – das war der Codename – verwiesen. Aber jenseits von Produkten und Technologien es geht viel mehr um die generellen Herausforderungen, angesichts der immer größeren werdenden Flut Information und der immer weiter zunehmenden Anzahl von Kommunikationskanälen.

Danke an Björn Negelmann und Team für die Aufnahme. Und ganz besonderen Dank an Michael Otto für die Sketchnote oben! Sorry, dass ich oft aus dem Rahmen, äh Bild falle.


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McKinsey: Changes in the Workplace will be more nuanced than simple choice between Human and Robot

18. Juli 2016 Posted by StefanP.

McKinsey on the impact of Artificial Intelligence and robots on jobs:

Machines will change jobs, but they won’t fully take over from humans. The technical feasibility of automation is best analyzed by looking not at occupations as a whole, but at the amount of time spent on individual activities, and the degree to which these could be automated by using technology that currently exists and adapting it to individual work activities. Overall, we find that only about 5% of occupations could be fully automated by adapting current technology. However, today’s technologies could automate 45% of the activities people are paid to perform across all occupations. What’s more, about 60% of all occupations could see 30% or more of their work activities automated.

… Automation will fundamentally change the nature of organizations. The challenge for managers will be to identify where automation could transform their organizations, and then figure out where to unlock value, given the cost of replacing human labor with machines and the complexity of adapting business processes to a changed workplace. Most benefits may come not from reducing labor costs but from raising productivity through fewer errors, higher output, and improved quality, safety, and speed.

Source: These are the jobs least likely to go to robots | McKinsey & Company

And in a previous posting the McKinsey authors wrote:

As the automation of physical and knowledge work advances, many jobs will be redefined rather than eliminated—at least in the short term.

Source: Four fundamentals of workplace automation | McKinsey & Company


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[DE] Digitale Transformation: Keine blauäugige Adaption, sondern Transformation mit Hirn und Verantwortung

18. Juni 2016 Posted by StefanP.

Ein interessanter Disput zwischen Peter Diekmann (@derPeder) und Ole Wintermann (@OleWin) zum Thema digitale Transformation. Und beide treffen in ihren Beiträgen interessante Aussagen. In der Diskussion geht es um die Konfrontation zwischen denen, die digital vorangehen wollen und denen, die verweigern und bremsen.

Meine 2 Cents vorweg, bevor ich einige Kernaussagen der beiden Protagonisten zitiere und kommentiere: Wir werden die digitale Transformation genauso wenig aufhalten können wie wir die industrielle Revolution aufhalten konnten. Verweigerungshaltung wird nicht helfen, eher schaden. Stattdessen müssen wir gerade in Deutschland, wo selbstredend die Verweigerer und Skeptiker besonders häufig sind, die digitale Transformation viel offensiver aufgreifen und aktiv gestalten. Dabei darf es nicht um blauäugige Adaption, sondern um Transformation mit Hirn und humaner Verantwortung gehen.

@derPeder stellt die zwei Welten schön plakativ gegenüber:

Den einen fehlt Geduld, es geht ihnen zu langsam bis andere endlich neue Techniken und Prozesse verstehen und so schotten sie sich ab und verstärken sich gegenseitig in Unzufriedenheit in ihrer Filter-Blase. Den anderen geht das alles viel zu schnell, sie wollen erst überzeugt sein, dass dieses ganze Social und Digital Zeug eine sinnvolle Sache ist. Viele dieser Offliner sind mit Sicherheitsdenken und Freigabeworkflows sozialisiert worden und stoßen nun auf eine Kommunikationskultur, die ihnen so fremd ist wie das Radio im Vor-Industrialisierungszeitalter.

Source: Digitale Kurzatmigkeit — hundert eins — Medium

Ja, der Wille neue Technologien und Arbeitsweisen ist nicht besonders ausgeprägt. Lasst es mich mal auf ein sehr einfaches Level aus dem täglichen Büroleben bringen: Wenn ich unternehmensintern immer noch riesige Dateianhänge per E-Mail bekomme, obwohl einfache Lösungen zum Teilen von Dateien gibt, dann ist das sehr frustrierend. Ja, lieber @derPeder, es mag teilweise sein, dass wir ‚Nerds‘ viele nicht mitnehmen. Das liegt aber mindestens genauso oft am Unwillen, seine gewohnte, vermeintlich bequeme Arbeitsweise nicht ändern zu wollen.

Aber es kommt aus meiner Sicht noch ein weiterer wichtiger Aspekt hinzu: Fehlende Führung und fehlendes Vorleben digitaler Arbeitstechniken. Dem mittleren Management kommt auch eine essentielle Rolle in der digitalen Transformation zu. Wenn der Vorgesetzte, neue Arbeits- und Verhaltensweisen nicht vorleben oder vielleicht gar nicht wollen, wird es umso schwieriger. Und genau dort sehe ich ein gerütteltes Maß an Uneinsichtigkeit, Verweigerung und Fokussierung auf ganz andere Aspekte ihres Berufslebens. Statt Leading by example in der Adaption moderner Arbeitsweisen und der damit einhergehenden digitalen Transformation scheint es oft doch eher um Besitzstandswahrung, das Funktionieren in der Hierarchie und die eigene Karriere zu gehen.

Dies war gerade nur ein triviales Beispiel des Büroalltags, es zeigt aber auch die generelle Problematik gerade in unserem Lande. Das ist – und da bin ich bei @OleWin – schon ein gerütteltes Maß an Verweigerungshaltung. Wir können uns eine solche Haltung gerade in unserem Land nicht leisten. Was ist nötig? Ja, es ist ein Change Management-Projekt:

Dabei geht es ebenso um Technik und Plattformen als auch um Arbeits- und Verhaltensweisen, um Belohnungs- und Bewertungssysteme, und schließlich um komplette Strategien und Zielanpassungen. Dieser lange Weg von #Nowland nach #Nextland kann je nach Organisation lange dauern und ist ein ständiges Change-Management-Projekt. Digitaler Wandel ohne Change-Management, ohne Verständnisentwicklung der Mitarbeiter für neue Arbeitsplatzmodelle und den Kulturwandel wird keine nachhaltigen Erfolge haben.

Source: Digitale Kurzatmigkeit — hundert eins — Medium

Gegessen. Aber Wandel kann in verschiedenen Geschwindigkeiten vonstatten gehen. Nur Ignoranz aufgrund der eigenen Karriere und Schneckentempo sind sicher nicht angesagt. Heben wir es mal mit @OleWin vom trivialen E-Mail-Anhang und dem Mitarbeiter über das Verhalten und die Prioritäten des Middle Mangements auf die vermeintlich strategischere Führungsebene hochbezahlter Manager und Vorstände:

Diese Verweigerungshaltung von bisher relevanten Akteuren in Wirtschaft und Politik gegenüber der digitalen Welt hat bereits volkswirtschaftlichen Schaden angerichtet (Stichwort z.B. Störerhaftung). … Die Verweigerungshaltung auf betrieblicher Ebene hat zu krisenhaften Zuständen in der deutschen Autoindustrie geführt, die plötzlich als altbacken im Vergleich zu Tesla und Co. erscheinen. Wenn hochbezahlte Manager und Vorstände immer noch nicht – und das trotz des Vorliegens etlicher Studien – begriffen haben, dass die Digitalisierung ein Thema für sie sein könnte, sind sie fehl am Platze.

Source: Digitale Kurzatmigkeit oder analoge Kurzsichtigkeit – Eine Replik – Netzpiloten Magazin

Und @OleWin fordert dann aus meiner Sicht korrekterweise die Offenheit und – ich füge hinzu – den Willen ein, sich der digitalen Transformation zu stellen, sie anzunehmen und zu gestalten. Und das gilt übrigens für Mitarbeiter und Manager aller Hierarchiestufen:

Es muss jedoch auch die Bereitschaft zur Offenheit, zum Eingestehen des eigenen Beginner-Status im digitalen Bereich und zum Anpassen an veränderte Arbeitsweisen vorhanden sein. Diese Offenheit erlebe ich aber gerade bei politischen und wirtschaftlichen Entscheidern in den seltensten Fällen.

Source: Digitale Kurzatmigkeit oder analoge Kurzsichtigkeit – Eine Replik – Netzpiloten Magazin

Randnotiz: Lesens- und ansehenswert die von @derPeder zitierten auf Cachelin beruhenden 16 Typen typischer Offliner mit ihren Motiven, Menschen von digitalen Welten fernhalten:

16 Typen von Offlinern im Überblick, Bild von www.wissensfabrik.ch/offliner-buch/


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[DE] Das E-Book zur Blogparade #SchlauerArbeiten ist da!

30. Mai 2016 Posted by StefanP.

Es hat eine Weile gedauert, bis wir es jetzt fertig gestellt haben: das E-Book zur Blogparade #SchlauerArbeiten, zu der ich Ende des vergangenen Jahres aufgerufen habe. Herzlichen Dank nochmals an alle Autoren für deren Beiträge. Hier nun  das Vorwort des E-Books und natürlich das PDF selbst:

Das Vorwort: Wie Cognitive Computing ein schlaueres Arbeiten ermöglichen könnte

Fünf Millionen Jobs sollen durch die Industrie 4.0 verschwinden – kaum eine andere Meldung vom Gipfeltreffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos brachte so viele Schlagzeilen, wie diese. Reflexartig melden Influencer und Meinungsmacher ihre Bedenken, wenn es um Themen wie künstliche Intelligenz, Robotik und Cognitive Computing geht. Fast immer konzentrieren sie sich allerdings auf die Frage, wie viele Arbeitsplätze in Zukunft verloren gehen könnten.

Fast zeitgleich zum Davoser Gipfel sind die Texte unserer Blogparade im Netz erschienen. Ihr Ziel war es, ein differenzierteres Bild zum Thema Cognitive Computing und künstliche Intelligenz zu zeichnen. Jenseits der populären Schlagzeilen gaben Vertreter unterschiedlichster Professionen ihre Einschätzung wider, wie die neuen Möglichkeiten Bereiche wie Kollaboration, Kommunikation und die Arbeitswelt generell verändern werden.

Die Beiträge zeigen, dass die Herausforderungen bei den meisten ähnlich gelagert sind, immer geht es um die Fragen: Wie gehe ich mit der Flut an Informationen und Inhalten um, der ich als Journalist, als ITler, als Marketeer, Service-Mitarbeiter oder Versicherungsvertreter ausgesetzt bin? Wie schaffe ich es, mich auf das zu konzentrieren, was wichtig ist? Hier sehen viele die Chancen digitaler Assistenten und künstlicher Intelligenz.

Das Spektrum an Lösungsvorschlägen und Gedanken, das sich dabei entfaltet, ist erstaunlich vielfältig: Eine Totale auf das Thema wirft beispielsweise Frank Hamm auf injelea-blog.de, wo er das Phänomen künstliche Intelligenz umfassend durchleuchtet und Querverbindungen zu Kulturgeschichte und Moral zieht. Wilke Hannes Riesenbeck zeigt auf KnowHow.de die Vorteile einer spezifischen Lösung, in diesem Fall von elektronischer Performance Support-Systemen. Dagegen betrachtet Jan Westerbarkey auf SMOwl.de die Bedeutung des Smarter Work-Gedankens von der Organisations-Perspektive aus.

Auch der Journalist Markus Strehlitz würde sich über einen intelligenten Assistenten freuen, der für ihn Interviews abtippt. Die gewonnene Zeit würde er für bessere Geschichten und spannendere Texte nutzen (Texstr.de). Auf Text100.com stellt sich Jörg Lenuweit währenddessen vor, wie kognitive Helfer beispielsweise bei der Recherchen unterstützen oder lernen, Events perfekt zu organisieren. Von einer ganz anderen Seite nähert sich Joachim Haydecker dem Thema: Auf Haydecker.de beschreibt er ein Wunsch-Projekt, bei dem Kinder spielerisch mit Watson lernen. Auf DigitalNaiv.com stellt Stefan Pfeiffer mit der IBM Watson hingegen einen prominenten Vertreter der neuen Technologie vor und beschreibt dessen Funktionen für den modernen Arbeitsplatz.

Viele der Autorinnen und Autoren beschäftigt die Frage, ob Kreativität die letzte Bastion des Menschen ist. Nora Schunert beispielweise zeigt auf BusinessHeute.de, dass Technologie bereits für Komponieren und Texten eingesetzt wird – wenn auch noch nicht mit überzeugenden Ergebnissen. Norbert Dietrich betont dagegen den Werkzeug-Charakter intelligenter Systeme – was ihm zum Beispiel in Sachen agiles Marketing Nutzen bringt (NetPress.de). Spannend ist die Einschätzung des Einflusses auf ganz bestimmte Branchen, wie sie Marianne Kühne auf Versicherungsforen.net gibt.

Auch Rüdiger Schönbohm sieht viele Einsatzmöglichkeiten für intelligente Systeme in verschiedenen Branchen, warnt aber davor, sie als Allzweck-Mittel zu sehen und Probleme für eine Lösung zu suchen.

Natürlich liegen bei diesem Thema auch philosophische Bezüge nahe. Siegfried Lautenbacher fragt sich auf bea-services.de, ob sich Kant angesichts der Fortschritte im Bereich künstliche Intelligenz im Grabe umdrehen würde. Und Axel Oppermann meint abschließend, dass der so bezeichnete „Arbeitsplatz der Zukunft“ schon heute eher der Arbeitsplatz der Vergangenheit ist angesichts einer Zukunft des hochautomatisierten und durch kognitive Intelligenz unterstützten Arbeitens.

Man sieht – das Thema ist reizvoll und hat die Blogosphäre auf unterschiedlichste Ideen gebracht. Mit diesem E-Book liegen sie nun gesammelt vor. Wir bedanken uns bei allen Autoren und wünschen viel Spaß und spannende Anregungen bei der Lektüre!


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[DE] Industrie 4.0 inklusive Internet of Things und Enterprise 2.0 gehören zusammen und sind zentrale Bausteine beim Arbeiten 4.0

23. Mai 2016 Posted by StefanP.

Lesenswert und richtig: Industrie 4.0 inklusive Internet of Things und Enterprise 2.0 gehören zusammen und sind zentrale Bausteine beim Arbeiten 4.0. Leider werden diese Themen in der Praxis meist separat diskutiert, doch gerade in der anstehenden Digitalisierung gehören nicht mehr nur die Büroarbeiter sondern auch die sogenannten Blue Collar Worker vernetzt. Sie waren und werden jetzt immer mehr zu Wissensarbeitern, deren Expertise wichtig und für die offener Austausch und Kollaboration unabdingbar ist. Das erfordert natürlich auch die Abkehr von bekannten Denk- und Managementmustern der industriellen Ära des 20. Jahrhunderts.

Die Bandbreite der Annahmen zur Arbeitsplatzentwicklung mit I4.0 reicht vom Wegfall vieler Jobs bis zur Schaffung neuer Arbeitsplätze im Produktionsumfeld. …

… Bisher arbeiten die Menschen in vielen Bereichen bzw. Firmen in persönlichen Netzwerken, die wenig transparent, verbreitet oder verbunden sind. Funktions-, werks-, länder- und/oder hierarchie- übergreifender Austausch ist schwierig, oft sogar nicht gewünscht. …

… Das positive Mindset: Teilen von Wissen, Lernen, Transparenz, Fehlerkultur, Vertrauen, Anerkennung, Selbstorganisation, hierarchieübergreifende Kommunikation – um nur einige Stichworte zu nennen – erfordert in vielen Unternehmen einen Wandel und Paradigmenwechsel auf allen Ebenen, in allen Bereichen.

Aber … Die MaschinenbedienerInnen (operative MitarbeiterInnen in direkten Bereichen) – die „Blue Collar workers“ haben oft keinen personalisierten Zugriff auf Firmenrechner oder digitale Unternehmens-Netzwerke. Das Effizienzverständnis aus Zeiten des Taylorismus beruht auf Arbeitstakt, Akkord, minutengenauer Bezahlung, exakter Festlegung der Arbeitsaufgabe ohne geplanten Freiraum oder Abweichungen. …

Handlungsempfehlungen / Diskussion

… Unternehmen erkennen Enterprise 2.0 – die digitale Vernetzung der Menschen (auch in der Produktion) als Chance und eine notwendige Basis für I4.0.

Blue Collar Workers werden in die Umsetzung von Enterprise 2.0 / I4.0 in den Unternehmen eingebunden, sukzessive in Anwendungsfälle integriert und befähigt.

Der Systembaustein „digital vernetzt arbeitende Menschen“ wird Element des I4.0.

Source: Industrie 4.0 – Arbeiten 4.0


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[DE] „Die Krise der Arbeit kann und muss eigentlich als Chance der Arbeit gesehen werden“ – Sascha Lobo zur Situation der SPD (und darüber hinaus)

18. Mai 2016 Posted by StefanP.

Ein lesenswerter Beitrag von Sascha Lobo zur Krise der Sozialdemokratie:

Die SPD ist schon länger keine Arbeiterpartei mehr, aber sie blieb immer eine Partei der Arbeit. Die Arbeit selbst aber ist in der umfassendsten Krise seit Erfindung des Kapitalismus. Warum sollte das nicht auch direkte Auswirkungen auf die Partei haben, die sich darüber definiert? Die Krise der Partei der Arbeit ist für mich nur ein Symptom für die viel größere Krise der Arbeit.

Arbeit ist in Deutschland eine Ersatzreligion. Das hat zweifellos Vorteile, der Wohlstand des Landes ist darauf aufgebaut. Der Nachteil an quasireligiösen Systemen ist aber, dass sie für rationale Analysen nicht besonders offen sind. Mit der digitalen Transformation, der Automatisierung und einer Vielzahl neuer Einzeltechnologien, von autonomen Roboterschwärmen bis Virtual Reality, verändert sich Arbeit gerade massiv.

Source: SPD: Auf die Krise der Arbeit folgt die Krise der Partei – Kolumne – SPIEGEL ONLINE

Sascha legt in der Folge dar, wie einerseits klassische „Arbeiterjobs“ durch Roboter und kognitive Systeme wegfallen, andererseits die Ersatzreligion Arbeit an Wirkungskraft verliert. Viele Arbeitnehmer definieren sich nicht mehr – wie in der  Vergangenheit – über Arbeit, wie ja auch gerade in den Wertewelten aus der Studie des BAMS deutlich wird.

Daneben fehlen der SPD nicht nur die charismatischen Köpfe – das hat sie mit einer anderen sogenannten Volkspartei weitgehend gemein – und Querdenker wie auch prägende Themen, über die man sich in der Vergangenheit profilieren konnte. Man denke an Brandts Ostpolitik.

Zudem hat die Partei die Zukunftsthemen auch im Bereich Arbeit verpennt und verharrt – wohl nicht nur meiner Wahrnehmung nach – in Verbots- und Denkmustern des 20. Jahrhunderts statt die neue Arbeitswelt mit ihren vielen Risiken, aber auch ihren Gestaltungschancen anzugehen.

Die Krise der Arbeit kann und muss eigentlich als Chance der Arbeit gesehen werden. Aber dazu bräuchte man halt auch Parteien, die sich dieser Veränderung positiv stellen, anstatt das 20. Jahrhundert weiterführen zu wollen, weil sie sich keine andere Welt vorstellen können. Oder wollen.


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[DE] Voll auf Empfang in der Information Overload- und Multitasking-Welt

12. Dezember 2015 Posted by StefanP.

Ein lesenswerter Artikel auf brand eins online – nur mit Mühe verkneife ich mir #MustRead verkneifen. Und bei dem Einstieg habe ich Bilder vor meinen Augen:

Mein Smartphone hat Spuren auf der Rückseite, die dem Gebiss meines Unterkiefers entsprechen. Ich ertaste die winzigen Vertiefungen jedes Mal, wenn ich das Ding in der Hand habe – also durchschnittlich 88-mal am Tag, wie eine Studie der Universität Bonn aus dem Jahr 2014 ergab.

Den Drang zum ständigen Checken von Smartphone – und bald auch anderen Devices wie Apple Watch – kann ich nachvollziehen. Immer (kurzzeitig) neugierig, immer allzeit bereit. Immer allzeit bereit, von einer flüchtigen Information zur nächsten nach Aufmerksamkeit heischenden Nachricht zu springen, wobei das Wort Nachricht schon falsch sein dürfte: Neuigkeit, mehr, aber meist weniger relevant.

Das Internet beschleunigt nicht nur Prozesse und Kommunikation, es beschleunigt auch meine Bedürfnisse. …

Allein das Wissen, das Gerät griffbereit zu haben, verändert Denken und Kommunikation.

Und auf eine Sache konzentriert bleiben, fällt einem immer schwerer. Zu groß sind die Versuchungen, das Gefühl, etwas zu verpassen:

Es reicht nicht, einzelne Gedanken nebeneinanderzustellen, ich will sie miteinander verbinden. Also muss ich mich konzentrieren. Leider vibriert, zirpt, klingelt oder pfeift mein Smartphone ständig. Und wenn es mal nichts tut, greife ich trotzdem danach, weil ich es nicht glauben kann.

Am Tag schaue ich im Schnitt alle 10 Minuten auf mein Telefon, alle 18 Minuten mache ich etwas mit ihm. …

Wir beschäftigen uns immer mehr mit dem Wechsel zwischen parallel laufenden Aufgaben als mit den Aufgaben selbst.

Ich fühle mich ertappt, wen ich das hier lese :

Kein Wunder, dass es immer mehr Entspannungs-Apps gibt, die mir dabei helfen sollen, abzuschalten. … Netterweise erinnern sie mich auch daran, wann es mal wieder Zeit ist für eine Pause.

Der Autor geht auch auf das oft von mir behandelte Thema der E-Mail-Überflutung und des mühseligen Filterns von Mails ein:

Bei einer Microsoft-Umfrage unter 400 Informatikern und Marketingleuten gaben 60 Prozent an, wertvolle Zeit beim Filtern unwichtiger Mails zu verlieren. Zeit, die man anderswo wieder einsparen will. Am besten, indem man mehrere Dinge gleichzeitig tut.

Welchen Einfluss werden in einer solchen Information Overload- und Multitasking-Welt Systeme der künstlichen Intelligenz haben, die im Idealfall bei der Bewältigung von Routinetätigkeiten helfen und bei der Priorisierung von Aufgaben und Informationen assistieren sollen? Eine wirkliche Hilfe oder machen sie uns nur noch multi-wuschiger?


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[DE] Ruhe, bitte! Die Aufmerksamkeitsgesellschaft ist eine Ablenkungsgesellschaft – brand eins

15. Juni 2015 Posted by StefanP.

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Vergangene Woche habe ich auf der DNUG einen Vortrag über den E-Mail-Wahnsinn gehalten. Nachdem Benedikt Müller und ich die Problematik geschildert und unsere neuen technischen Ansätze (IBM Verse) präsentiert hatten, schloss ich mit den weichen, nicht technischen Faktoren und sprach über das Recht, einmal nicht always on zu sein. In Unternehmen solle akzeptiert sein, dass man auch mal 3-4 Stunden die E-Mail und andere Kanäle ausschaltet, um konzentriert zu arbeiten. Einer der Zuhörer bemerkte sinngemäß, ob man denn quasi wahnsinnig sei und seinen Job gefährden wolle. Motto: So etwas geht heute nicht. Man muss allseits bereit sein, immer sofort antworten, besonders wenn die Chefs was wollen.

Zu der Problematik passt dieser  brillanter Artikel von Wolf Lotter. Einige Zitate, die mir besonders gut gefallen:

Es heißt, wir leben in einer Aufmerksamkeitsgesellschaft, aber das ist vielleicht einfach nur einer der vielen Flüchtigkeitsfehler, die uns beim Multitasking so passieren. Die Aufmerksamkeitsgesellschaft ist in Wahrheit eine Ablenkungsgesellschaft. Aktionismus rückt an die Stelle von überlegtem Tun. …

So geht es in den Organisationen meist nicht darum, sich auf eine Problemlösung zu konzentrieren, sondern fleißig den Bestand zu erhalten und seine eigene Beschäftigung zu legitimieren. Viel reden, wenig sagen und noch weniger tun. … Für Problemlösen ist kein Platz mehr auf der Agenda. Meetings und Events folgen ebenfalls zunehmend diesem Muster. Man redet über Probleme, man löst sie nicht. …

Es heißt gelegentlich, dass die sozialen Medien die Ursache für diese Entwicklung seien – doch das ist albern. … Das folgt einem weiteren Missverständnis der Ablenkungsgesellschaft: dass alles gut wird, wenn man sich nur mal ausspricht. Doch das ist falsch. Besser wird es nur, wenn man sich ausspricht und dann das Problem ernsthaft anpackt. Das ist etwas anderes. …

Führungskräfte, die Innovation wollen und damit neue Erfolge, müssen also zuallererst für Ruhe und neue Ordnung sorgen. Doch da sind die meisten erst am Üben. Dabei ist das Recht darauf, sich konzentrieren zu können, eine elementare Grundlage der Wissensgesellschaft. …

Konzentrieren wir uns auf uns. Meine Aufmerksamkeit gehört mir. Und zwar ganz.

via Ruhe, bitte! – brand eins online.


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