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[DE] Schlauer Arbeiten – Chancen und Risiken kognitiver Lösungen am Arbeitsplatz

21. Juni 2016 Posted by StefanP.

Im Dezember letzten Jahres – lange vor der jetzt aufkochenden Diskussionswelle rund um Chatbots und generell künstliche Intelligenz – habe ich zur Blogparade zum Thema „Schlauer Arbeiten“ aufgerufen. Unterdessen ist das E-Book mit allen Beiträgen erschienen. Was war aber damals die Motivation?

Der eigentliche Grund der Blogparade war Frust. Frust, darüber, dass es uns seit Jahren nicht gelingt, „schlauer“, sprich produktiver und entspannter zu arbeiten. Seitdem es E-Mail gibt, haben wir keine wirkliche Innovation beim „Bearbeiten“ am Büroarbeitsplatz gesehen. Stattdessen scheint es immer schlimmer zu werden. Die Flut der E-Mails ist noch mehr geworden. Wir arbeiten sie auch weiterhin stupide sequentiell ab. Dateien verschicken wir meist immer noch als Anhang. Wertvolles, gerade auch unternehmensrelevantes Wissen verschimmelt und vergammelt in persönlichen Postkörben. Wir verbringen Stunden damit, Informationen zu suchen, zu sortieren, in nutzlosen Meetings und Telefonkonferenzen. Zum E-Mail-Terror kommen weitere Kommunikationskanäle wie Chatten oder Texten hinzu. Smart Phones und Tablets haben uns zwar „mobilisiert“, aber an der Informationsüberflutung haben sie nichts geändert.

Da ist es doch langsam an der Zeit, sich über schlaueres Arbeiten Gedanken zu machen und das unter technologischen wie auch organisatorischen Gesichtspunkten. Nicht umsonst geistert ja gerade die Arbeiten 4.0-Debatte durch die Lande, in der viele Aspekte vom Home Office und mobilen Arbeiten bis zur Notwendigkeit flacher Hierarchien diskutiert wird. Gleichzeitig hat gerade mein Arbeitgeber IBM entscheidende Fortschritte im Bereich kognitive Lösungen, Systeme der künstlichen Intelligenz gemacht. IBM Watson besiegt nicht mehr nur den Menschen in der Jeopardy-Spielshow. Watson wird unterdessen in der Krebsvorsorge oder als Bankberater eingesetzt. Und natürlich liegt es da nicht fern, Systeme wie IBM Watson auch am Arbeitsplatz einzusetzen, als persönlicher Assistent und Experte, der dem Mitarbeiter bei der Arbeit hilft.

Chancen und Risiken von kognitiver Lösungen

Kognitive Systeme wie IBM Watson sind in der Lage, eine Unmenge an Informationen intelligent zu verarbeiten, zu analysieren, daraus zu lernen, Zusammenhänge herzustellen, zu bewerten und Handlungsempfehlungen zu geben. Das oben genannte Beispiel Krebsvorsorge ist ein Anwendungsfall, bei dem wohl niemand die positiven Auswirkungen in Frage stellt (solange der Arzt immer noch die endgültige Therapieentscheidung trifft). Die bis dato erzielten Ergebnisse sind ja auch einfach nur positiv.

Ich sehe vor allem zwei Risiken, die immer wieder beschworen werden. Das ist auf der einen Seite die Angst vor Arbeitsplatzverlust. Kollege Roboter oder besser Kollege Watson werde – so die Angst – Tausende von Arbeitsplätzen kosten. Die Skeptiker ziehen entsprechende Studien heran und die Befürworter haben natürlich ebensolche Studien, die behaupten, dass die Zahl der verlustig gehenden Arbeitsplätze gegenüber den neu entstehenden Arbeitsplätzen sogar höher sein werde. Meine Gedanken dazu: Wir haben technologischen Fortschritt nie aufhalten können. Das zeigt die Geschichte. Wir müssen aber daran arbeiten, die Einführung human zu gestalten und eben darauf achten, dass weiterhin genug Arbeit da ist.

Das zweite, vielbeschworene Risiko ist die Angst, Computer übernähmen die Kontrolle. Ob es der Terminator ist oder andere in Büchern und Filmen beschworene Katastrophenbilder, die Bedenken sind da und werden auch von Prominenten wie Gates oder Hawkings unterstützt. Wann ist der Computer schlauer als wir und trifft für uns die Entscheidungen, ohne uns zu fragen. Das steckt dahinter.

Und ja, ich stimme zu, dass wir unbedingt darauf achten müssen, dass wir Menschen die Kontrolle behalten. Aber um ganz ehrlich zu sein, habe ich persönlich weniger Angst davor, dass die Computer uns regieren. Ich habe viel mehr Angst vor skrupellosen Menschen, die die Maschinen und Technologien ge-brauchen und miss-brauchen. Da liegt meiner Ansicht zumindest derzeit das viel größere Risiko.

Welche Aufgaben können kognitive Systeme übernehmen?

Die Arbeit in den Büros von heute ist aus meiner Sicht vor allem durch bremsende Standard-Prozeduren des alltäglichen Mikromanagements wie E-Mails abarbeiten und sortieren, Termine finden, nach Dokumenten suchen, Adressaten finden, Anhänge anhängen, für alles und jedes Genehmigungen einholen, geprägt. Daneben werden die Mitarbeiter ständig aus ihrem Arbeitsfluss gerissen beziehungsweise sie lassen sich daraus reißen. Statt kreativ zu denken, werden sie latent in der Ablenkungsgesellschaft gestört und unterbrochen. Und es dauert, so Experten, 15 bis 20 Minuten, bis man wieder in seinen Arbeitsfluss zurückfindet.

Genau hier liegen die Chancen für Cognitive Computing. Warum soll man sich nicht durch diese Systeme, von lästigen Routinearbeiten befreien lassen. Kognitive Systeme sind in der Lage, dem Mitarbeiter auch Aufgaben seines täglichen Mikromanagements abzunehmen. Als persönlicher Assistent können kognitive Systeme dabei helfen, Aufgaben zu priorisieren oder deren Abarbeitung vorzubereiten: E-Mails beantworten, Informationen und Anhänge heraussuchen oder Meetings anberaumen.

Je nach Branche oder Anwendungssystem kann ein kognitives System mit entsprechendem Fachwissen angefüttert werden. Auf Anfrage spuckt es auf den Punkt die entscheidende Information aus und führt den Nutzer an deren Quelle. Das System überblickt es sämtliche Inhalte, die für den Wissensarbeiter relevant sind – also E-Mails, Präsentationen, Bilder etc. Es weiß aber nicht nur, wo sie zu finden sind, sondern lernt auch, in welchem Zusammenhang sie gebraucht werden und stellt sie entsprechend bereit. Kurz zusammengefasst: Im Idealfall übernimmt ein kognitives System Routinetätigkeiten, ist ein persönlicher Assistent und Experte, der mir bei meiner täglichen Arbeit hilft.

Wenn kognitive Systeme – wie gerade beschrieben – Routinetätigkeiten übernehmen, kann und sollte dies zu einer spürbaren Entlastung führen. Endlich nicht mehr E-Mails suchen und sortieren oder Routineanfragen beantworten. Endlich ein einfacher Zugriff auf Expertenwissen ohne langwierige Recherchen. Doch machen wir uns nichts vor. Mit dieser möglichen Erleichterung muss auch ein Arbeitsethos einher gehen, der Feierabend und flexible Arbeitszeit- und Pausenregelungen in Betracht zieht. Und wir müssen das Thema im größerem Zusammenhang der anstehenden digitalen Transformation sehen.

Kognitive Systeme werden nicht nur am Computer von White Collar Worker’n genutzt

Kognitive Systeme betreffen zudem nicht nur den traditionallen Computerarbeitsplatz. Nicht nur sogenannte White Collar Worker werden sie nutzen und Endgeräte sind bald nicht mehr nur die gewohnten Computer, Tablets und Smart Phones. Kognitive Lösungen leben in der Cloud oder vielleicht im Rechenzentrum des Unternehmens und nicht am PC-Arbeitsplatz. Die Geräte, mit denen man auf diese kognitive Intelligenz zugreift, sind vielfältig. Denken wir mal daran, wie sich in den vergangenen Jahren Smart Phones und Tablets durchgesetzt haben. Heute ist es ganz natürlich über mobile Endgeräte auf IT-Systeme zuzugreifen. Und wir fragen ja auch schon Siri nach dem Weg oder bitten Siri darum, jemanden anzurufen. Die Apple Watch und andere intelligentere Uhren oder auch Google Glass sind ein anderes Beispiel. Denken wir mal im größeren Zusammenhang des Internet of Things. Da wird noch vieles kommen, was heute noch nicht vorstellbar ist.

Wie sieht dann der Arbeitsplatz der Zukunft aus?

Wie sieht denn dann der Arbeitsplatz der Zukunft aus? Da wage ich nicht, Prophet zu sein. Ich muss dann immer an die Brücke des Raumschiffs Enterprise denken. Nicht nur Spock spricht mit dem Computer. Scotti beamt Kirk nach Durchsage über den Kommunikator hoch. Nein, im Ernst. Der Arbeitsplatz der Zukunft ist mobil. Man ist überall verfügbar. Wir werden neue Ein- und Ausgabegeräte wie die eben erwähnten Brillen oder Uhren haben. Und ja, intelligente, kognitive Systeme werden auf vielfältigsten Gebieten eingesetzt werden und Fragen beantworten. Unsere Aufgabe wird sein, die Lösungen  kontrolliert und mit Hirn zu nutzen. Vor allem wird es aber wichtig sein, den Missbrauch solcher Lösungen durch den Menschen zu verhindern.

Die vielfältigen Einschätzungen und Gedanken von dreizehn Vertretern unterschiedlicher Professionen können Sie im E-Book „Schlaueres Arbeiten durch Cognitive Computing 2016“ nachlesen, das im Anschluss an die Blogparade entstanden ist.


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[DE] Das E-Book zur Blogparade #SchlauerArbeiten ist da!

30. Mai 2016 Posted by StefanP.

Es hat eine Weile gedauert, bis wir es jetzt fertig gestellt haben: das E-Book zur Blogparade #SchlauerArbeiten, zu der ich Ende des vergangenen Jahres aufgerufen habe. Herzlichen Dank nochmals an alle Autoren für deren Beiträge. Hier nun  das Vorwort des E-Books und natürlich das PDF selbst:

Das Vorwort: Wie Cognitive Computing ein schlaueres Arbeiten ermöglichen könnte

Fünf Millionen Jobs sollen durch die Industrie 4.0 verschwinden – kaum eine andere Meldung vom Gipfeltreffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos brachte so viele Schlagzeilen, wie diese. Reflexartig melden Influencer und Meinungsmacher ihre Bedenken, wenn es um Themen wie künstliche Intelligenz, Robotik und Cognitive Computing geht. Fast immer konzentrieren sie sich allerdings auf die Frage, wie viele Arbeitsplätze in Zukunft verloren gehen könnten.

Fast zeitgleich zum Davoser Gipfel sind die Texte unserer Blogparade im Netz erschienen. Ihr Ziel war es, ein differenzierteres Bild zum Thema Cognitive Computing und künstliche Intelligenz zu zeichnen. Jenseits der populären Schlagzeilen gaben Vertreter unterschiedlichster Professionen ihre Einschätzung wider, wie die neuen Möglichkeiten Bereiche wie Kollaboration, Kommunikation und die Arbeitswelt generell verändern werden.

Die Beiträge zeigen, dass die Herausforderungen bei den meisten ähnlich gelagert sind, immer geht es um die Fragen: Wie gehe ich mit der Flut an Informationen und Inhalten um, der ich als Journalist, als ITler, als Marketeer, Service-Mitarbeiter oder Versicherungsvertreter ausgesetzt bin? Wie schaffe ich es, mich auf das zu konzentrieren, was wichtig ist? Hier sehen viele die Chancen digitaler Assistenten und künstlicher Intelligenz.

Das Spektrum an Lösungsvorschlägen und Gedanken, das sich dabei entfaltet, ist erstaunlich vielfältig: Eine Totale auf das Thema wirft beispielsweise Frank Hamm auf injelea-blog.de, wo er das Phänomen künstliche Intelligenz umfassend durchleuchtet und Querverbindungen zu Kulturgeschichte und Moral zieht. Wilke Hannes Riesenbeck zeigt auf KnowHow.de die Vorteile einer spezifischen Lösung, in diesem Fall von elektronischer Performance Support-Systemen. Dagegen betrachtet Jan Westerbarkey auf SMOwl.de die Bedeutung des Smarter Work-Gedankens von der Organisations-Perspektive aus.

Auch der Journalist Markus Strehlitz würde sich über einen intelligenten Assistenten freuen, der für ihn Interviews abtippt. Die gewonnene Zeit würde er für bessere Geschichten und spannendere Texte nutzen (Texstr.de). Auf Text100.com stellt sich Jörg Lenuweit währenddessen vor, wie kognitive Helfer beispielsweise bei der Recherchen unterstützen oder lernen, Events perfekt zu organisieren. Von einer ganz anderen Seite nähert sich Joachim Haydecker dem Thema: Auf Haydecker.de beschreibt er ein Wunsch-Projekt, bei dem Kinder spielerisch mit Watson lernen. Auf DigitalNaiv.com stellt Stefan Pfeiffer mit der IBM Watson hingegen einen prominenten Vertreter der neuen Technologie vor und beschreibt dessen Funktionen für den modernen Arbeitsplatz.

Viele der Autorinnen und Autoren beschäftigt die Frage, ob Kreativität die letzte Bastion des Menschen ist. Nora Schunert beispielweise zeigt auf BusinessHeute.de, dass Technologie bereits für Komponieren und Texten eingesetzt wird – wenn auch noch nicht mit überzeugenden Ergebnissen. Norbert Dietrich betont dagegen den Werkzeug-Charakter intelligenter Systeme – was ihm zum Beispiel in Sachen agiles Marketing Nutzen bringt (NetPress.de). Spannend ist die Einschätzung des Einflusses auf ganz bestimmte Branchen, wie sie Marianne Kühne auf Versicherungsforen.net gibt.

Auch Rüdiger Schönbohm sieht viele Einsatzmöglichkeiten für intelligente Systeme in verschiedenen Branchen, warnt aber davor, sie als Allzweck-Mittel zu sehen und Probleme für eine Lösung zu suchen.

Natürlich liegen bei diesem Thema auch philosophische Bezüge nahe. Siegfried Lautenbacher fragt sich auf bea-services.de, ob sich Kant angesichts der Fortschritte im Bereich künstliche Intelligenz im Grabe umdrehen würde. Und Axel Oppermann meint abschließend, dass der so bezeichnete „Arbeitsplatz der Zukunft“ schon heute eher der Arbeitsplatz der Vergangenheit ist angesichts einer Zukunft des hochautomatisierten und durch kognitive Intelligenz unterstützten Arbeitens.

Man sieht – das Thema ist reizvoll und hat die Blogosphäre auf unterschiedlichste Ideen gebracht. Mit diesem E-Book liegen sie nun gesammelt vor. Wir bedanken uns bei allen Autoren und wünschen viel Spaß und spannende Anregungen bei der Lektüre!


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Aufruf zur Blogparade über die Chancen und Risiken von Cognitive Computing in der Arbeitswelt

15. Dezember 2015 Posted by Stefan Pfeiffer

Watson, übernehmen Sie?! Kognitive Technologien wie IBM Watson beeinflussen und verändern unsere Arbeitswelt. Oder doch nicht?

Wo liegen die Chancen, wo die Risiken?

Wo und für welche Tätigkeiten würdet Ihr gerne intelligente Systeme als Hilfe haben, die Eure Arbeit erleichtern?

Wollt Ihr den kognitiven Assistenten, der bei der Arbeit hilft?

Wie wird sich die Arbeitswelt durch Systeme der künstlichen Intelligenz verändern?

Wir rufen hiermit zur Blogparade über den Einfluss von künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt von heute und morgen auf. Verlinkt/verlinken Sie bis 1. März 2016 Eure Beiträge hier als Kommentar.

Die „Ergebnisse“ stellen wir auf der CeBIT vor und wir fassen alle Beiträge – so Ihr/Sie zustimmt/en – zu einem E-Book unter Creative Commons (Namensnennung-NichtKommerziell 3.0) de zusammen.  Die Hashtags für die Blogparade sind #Blogparade und #SchlauerArbeiten!

Meinen Einstiegsartikel findet Ihr in meinem persönlichen Blog oder auch im neuen IBM Blog auf DNUG.de

Watson, übernehmen Sie?! Auf kognitive Funktionen kann nicht verzichtet werden – #SchlauerArbeiten #Blogparade

14. Dezember 2015 Posted by StefanP.

Die Geschichte der Arbeit ist diejenige ihrer Automatisierung. Sie hat viele Phasen durchlaufen, von der Industrialisierung bis hin zur Automatisierung und Digitalisierung auch für die „White Collar“, die Büroarbeiter. Nun scheinen wir vor einer neuen Ära zu stehen, die wir nur aus Science Fiction-Serien zu kennen glaubten. Der „Protokolldroide“ C-3PO übersetzt und plappert vor sich hin oder Spock sagt dem Bordcomputer der Enterprise, was der tun soll. Aber auch wir geben unterdessen über Siri (engl. Abkürzung für Speech Interpretation and Recognition Interface) oder entsprechenden Pendants unserem Smartphone oder gar der Smart Watch Anweisungen.

Noch einen Schritt weiter ging IBM, als Watson 2011 zum Wettbewerb gegen die besten Jeopardy-Champions im amerikanischen Fernsehen antrat. Hier ging es nicht mehr nur darum, auf einen überschaubaren Satz vorgefertigter Befehle definierte Aktionen durchzuführen. Watson musste in diesem Wettbewerb Informationen sammeln, in Zusammenhang stellen, analysieren, Wahrscheinlichkeiten bewerten, um dann per Sprachausgabe eine Antwort abzugeben.

Seit 2011 ist nicht nur die Entwicklung von IBM Watson rasant weiter gegangen. Immer mehr Schnittstellen eröffnen neue Einsatzmöglichkeiten und -gebiete von der Krebsforschung bis hin zur Wetterprognose. Es wird kaum noch bezweifelt, dass wir vor einer dramatischen Zeitenwende beim Eintritt in die kognitive Ära stehen. Roboter und künstliche Intelligenz stehen bereit, um den Kollegen Mensch von Routinetätigkeiten zu entlasten – und das nicht mehr allein am Fließband, sondern zunehmend auch im Büro.

Doch die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz werden – wie immer bei neuen technologischen Umbrüchen – nicht nur bejubelt. Jerry Kaplan vergleicht beispielweise sie mit denen der industriellen Revolution. Seiner Ansicht nach werden die Roboter und intelligenten Computersysteme einen höheren Einfluss auf den Arbeitsplatz nehmen, als dies das Internet getan hat. Er – wie auch viele andere Skeptiker – befürchten massive Arbeitsplatzverluste auch in den Büros durch „Artificial Intelligence“.

Die Optimisten dagegen sehen, dass der Automatisierung auch in der Arbeitswelt 4.0 Grenzen gesetzt sind. Zwar können die Systeme wahrscheinlich Routinetätigkeiten übernehmen, jedoch verbleibt, ja steigt der Wert menschlicher Fähigkeiten, die wahrscheinlich eher nicht ersetzt werden können: Nischenkenntnisse, unternehmerische Fähigkeiten, Kreativität, Empathie und die Beherrschung von Maschinen. Und vor allem ist es die Fähigkeit, über Grenzen hinaus zu denken, die in der Arbeitswelt von morgen den größten Wertbeitrag leisten wird.

Seltsam daher, dass der Büroarbeiter von heute, der potentielle Grenzgänger von morgen noch von so vielen Hindernissen umstellt und behindert wird: Hunderte E-Mails am Tag, die ihn nicht betreffen, im Posteingang aber nach oben drängen; unproduktive Meetings mit zu vielen unvorbereiteten Teilnehmern und ohne Agenda; langwierige Suchen nach der einen Experteninformation, die den Ausschlag bei einer wichtigen und dringenden Entscheidung gibt. Hinzu kommen bremsende Standard-Prozeduren des alltäglichen Mikromanagements: Termine finden, nach Dokumenten suchen, Adressaten finden, Anhänge anhängen, für alles und jedes Genehmigungen einholen…

All das reißt diejenigen, die eigentlich zu kreativen Vordenkern, zu „Outthinker“, werden sollen, beständig aus dem Arbeitsfluss und hält sie davon ab, sich Neues auszudenken, Grenzen zu überschreiten und geschäftliches und soziales Neuland zu beschreiten. Statt kreativ zu denken, werden sie latent in der Ablenkungsgesellschaft gestört und unterbrochen. Und es dauert, so Experten, 15 bis 20 Minuten, bis man wieder in seinen Arbeitsfluss zurückfindet.

Genau hier liegen riesige Chancen für das Cognitive Computing. Warum soll man sich nicht durch diese Systeme, von lästigen Routinearbeiten befreien lassen. Kognitive Systeme lesen und „verarbeiten“ unstrukturierte Daten wie Texte, Bilder, Präsentationen, sogar Gespräche – also all das, was bei der Wissensarbeit „produziert“ wird. Kognitive Systeme verstehen diese Informationen auch, das heißt, sie können logische Zusammenhänge herstellen und Schlussfolgerungen ziehen. Und sie sind in der Lage, aus wiederkehrenden Verhaltensmustern zu lernen und ihre Aktionen entsprechend anzupassen.

Diese Eigenschaften machen kognitive Systeme zum idealen Assistenten eines Outthinkers. Zugeschnitten auf die Arbeitswelt von heute ist ein solches System in der Lage, sich in den Kollegen Mensch „hineinzudenken“ und ihm auch komplexere Aufgaben seines täglichen Mikromanagements abzunehmen.

Ein kognitives System kann am Arbeitsplatz verschiedene hilfreiche Aufgaben übernehmen, die täglich nur Zeit kosten:

  • Als persönlicher Assistent priorisiert es die Aufgaben oder erledigt sie bereits – wie E-Mails beantworten, Meetings anberaumen oder sogar den richtigen Ton einer Konversation mit anderen anzuschlagen.
  • Als Expertenquelle beschafft es Antworten und Analysen zu bestimmten Themen. Je nach Branche kann dem System das entsprechende Fachwissen angefüttert werden. Auf Anfrage spuckt es auf den Punkt die entscheidende Information aus und führt den Nutzer an deren Quelle.
  • Als Content Manager überblickt es sämtliche Inhalte, die für den Wissensarbeiter relevant sind – also E-Mails, Präsentationen, Bilder etc. Es weiß aber nicht nur, wo sie zu finden sind, sondern lernt auch, in welchem Zusammenhang sie gebraucht werden und stellt sie entsprechend bereit.

Welches Ausmaß an Unterstützung der kognitive Assistent in der Praxis bringen könnte, zeigte Rob Koplowitz auf der IBM Insight 2015 am Beispiel der E-Mail-Lösung IBM Verse kombiniert mit den Möglichkeiten von IBM Watson.:

All das klingt nach Zukunftsmusik, ist es aber nicht mehr. Entsprechende Funktionen sind bereits verfügbar und werden wie oben erwähnt in anderen Bereichen wie der Medizin eingesetzt. Nun ist es an der Zeit, dass wie im dem Video gezeigt, kognitive Fähigkeiten moderne Kommunikations- und Collaborations-Werkzeuge wie E-Mail, Enterprise Social Networks, Instant Messaging und Video auf eine neue Stufe heben, um so für die Menschen die Informationsflut und das berühmte Multitasking beherrschbarer und erträglicher machen. Im Idealfall machen sie einfach das Arbeitsleben einfacher und ermöglichen fundiertere Entscheidungen.

Dampfmaschine, Fließband und PC haben jeweils die Spielregeln der Arbeitswelt vollständig umgekrempelt. Seit Beginn des 21. Jahrhundert stehen wir vor einem erneuten grundlegenden Wandel der Produktionsweise. Arbeiten 4.0 bedeutet vernetzter, digitaler und flexibler arbeiten – das auf jeden Fall. Welche neuen Rollen und Fähigkeiten in Zukunft benötigt werden, ist schwer vorherzusagen. Sicher aber ist, dass Unternehmen und Gesellschaft in der anstehenden digitalen Transformation Menschen brauchen, die Grenzen überschreiten und außerhalb der berühmten Box denken.

Die digitale Transformation rennt und schleicht nicht vor sich hin. Die Outthinker von heute müssen mit adäquaten Werkzeugen ausgestattet sein, um Schritt halten können. Auf kognitive Systeme werden sie bei der Informationssammlung und –bewertung und zur eigenen Entlastung nicht verzichten können. Zu blauäugig? Zu optimistisch? Was meint Ihr?

Aufruf zur Blogparade über die Chancen und Risiken von Cognitive Computing in der Arbeitswelt

Watson, übernehmen Sie?! Kognitive Technologien wie IBM Watson beeinflussen und verändern unsere Arbeitswelt. Oder doch nicht? Wo liegen die Chancen, wo die Risiken? Wo und für welche Tätigkeiten würdet Ihr gerne intelligente Systeme als Hilfe haben, die Eure Arbeit erleichtern? Wollt Ihr den kognitiven Assistenten, der bei der Arbeit hilft? Wie wird sich die Arbeitswelt durch Systeme der künstlichen Intelligenz verändern? Ich rufe hiermit zur Blogparade über den Einfluss von künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt von heute und morgen auf. Verlinkt bis 1. März 2016 Eure Beiträge hier als Kommentar. Die „Ergebnisse“ stellen wir auf der CeBIT vor und wir fassen alle Beiträge – so Ihr zustimmt – zu einem E-Book unter Creative Commons (Namensnennung-NichtKommerziell 3.0) de zusammen.  Die Hashtags für die Blogparade sind #Blogparade und #SchlauerArbeiten!


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Blogparade zum Thema “E-Mail der Zukunft” läuft auf Hochtouren

27. April 2014 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Blogparade zum Thema Zukunft von E-Mail läuft gut. Das sind jetzt schon eine Reihe von Beiträgen von Ulrich Kampffmeyer, Frank Hamm, Martin Meyer-Gossner, Sebastian Thielke, Bert Oberholz, Jörg Allmann und Uwe Hauck zusammengekommen (Links sind unten in den Kommentaren den Artikeln 'angeheftet'). Weitere sind in der Pipeline:

http://ibmexperts.computerwoche.de/social-business/artikel/der-taegliche-e-mail-schmerz-und-was-erwarte-ich-von-der-mail-der-zukunft
http://ibmexperts.computerwoche.de/social-business/artikel/blogparade-zur-e-mail-der-zukunft-erste-beitraege-im-netz
http://ibmexperts.computerwoche.de/social-business/artikel/blogparade-laeuft-auf-hochtouren

http://digitalnaiv.com/2014/04/02/de-der-tagliche-e-mail-schmerz-und-was-erwarte-ich-vom-mail-client-zukunft-aufruf-zur-blogparade/

Themen wie Mail aus der Cloud, Mail außerhalb der Arbeitszeit oder E-Mail als Marketing instrument gehören eigentlich auch noch beackert. Also: Autoren sind noch hochwillkommen.

Gerne können Sie auch auf Twitter und in anderen Kanälen den Hashtag #MailZukunft verwenden. Die Parade läuft bis 30. Juni 2014. Schreiben Sie uns hier oder im gleichen Beitrag auf ibmexperts.computerwoche.de bitte einen Kommentar mit einem Link zum Beitrag, so dass wir sie sammeln können. Wir werden alle Beiträge in einem PDF-Dokument sammeln, das dann zur Verfügung gestellt wird.