Das Thema Cloud treibt uns nun schon seit Jahren um. Und ja,
natürlich haben die Anbieter die berühmte Sau durchs Dorf getrieben.
Doch wenn man ehrlich ist, waren gerade auch die Kunden in Europa meist
noch sehr zurückhaltend. Die Gründe dafür sind vielfältig und sie
reichen von der Angst um den eigenen Job hin zu Sicherheitsbedenken. Die
Mitarbeiter in vielen IT Abteilungen sind natürlich nicht positiv
gestimmt, denn sie befürchten, dass ihr Arbeitsplatz vielleicht
überflüssig wird. Die Bedenken muss man verstehen, gerade wenn man sich
die Outsourcing-Projekte der vergangenen Jahre vor Augen hält. Manch
eine IT Abteilung bzw. Teile davon wurden zu IT Dienstleistern
verlagert. Kosteneinsparungen waren meist der Grund. Ob dadurch immer
eine bessere Qualität, bessere Service Levels, und höhere Flexibilität
und Reaktionsgeschwindigkeit auf Anforderungen der Anwender erreicht
wurde, kann sicherlich sehr kontrovers diskutiert werden.
Beim Thema Cloud kommen dann noch die Sicherheitsbedenken hinzu. Wo liegen eigentlich meine Daten? Und wenn dann das Stichwort „Patriot Act"
fällt, wachsen Unsicherheit und Bedenken. Das Gesetz steht für einen
potenziellen Zugriff von US-Behörden auf Cloud-Daten deutscher
Unternehmen. Und hier kommt dann schnell die Forderung danach auf, dass
die Daten in der Cloud in Europa liegen müssen, um sie einem
potentiellen Zugriff zu entziehen. Alle relevanten Cloud-Anbieter müssen
sich mit diesem Thema auseinandersetzen und kennen die Forderung nur zu
gut, ein europäisches Data Center bereitzustellen und zu gewährleisten,
dass die Daten nur in Europa verarbeitet werden. Dazu passt, dass auch
gerade IBM jetzt ein neues Data Center für Social Business
in Betrieb nimmt, das in Deutschland, genauer in Ehningen am Hauptsitz
der IBM Deutschland, angesiedelt ist. Dadurch sollen die erwähnten
Sicherheitsbedenken ausgeräumt werden.
Insgesamt scheint es jetzt langsam zu einem Umdenken bei den Anwenderunternehmen zu kommen. Die Experton Group spricht davon,
dass Cloud Computing unterdessen schon längst Realität ist und sieht
Social Collaboration als entscheidenden Wachstumstreiber für das Thema
Cloud. Die Ausgaben werden laut Experton von € 313,5 Mio. auf € 2.220,3
Mio. in 2017 ansteigen. Dr. Carlo Velten, Senior Advisor der Experton
Group, führt das auch darauf zurück, dass Anbieter (wie die IBM) das
Thema Social Business und Collaboration stark forcieren. Interessant
ist, dass Experton demgegenüber die Ausgaben für ERP in der Cloud leicht
zurücknimmt. Sehen die deutschen Unternehmen diese als zu kritisch an,
als dass sie in die Cloud können?
Public Cloud - Private Cloud - Hypbrid Cloud - eine Definition
Eine Public Cloud
oder öffentliche Cloud ist ein frei über das Internet zugängliche
Angebot eines Providers. Webmail-Dienste kennt man aus der privaten
Nutzung. IBM Smart Cloud für Social Business ist ebnefalls ein
kostenpflichtiger Service, der in der Public Cloud läuft. Private Cloud
Dienste werden dagegen von Unternehmen selbst meist nur für die eigenen
Mitarbeiter betrieben. Man spricht von einer Private Cloud, wenn den
Anwendern im Unternehmen cloud-typische Mehrwerte geboten werden,
beispielsweise eine skalierbare IT-Infrastruktur oder installations- und
wartungsfreie IT-Anwendungen, die über den Webbrowser genutzt
werden. Als Hybrid Clouds bezeichnet man eine Mischform dieser
beiden Ansätze. Bestimmte Services laufen bei öffentlichen Anbietern
über das Internet, während andere Anwendungen und Daten - meist die
sicherheitssensiblen - im Unternehmen verarbeitet werden. Definition nach Fraunhofer
|
Im "Cloud Monitor 2013"
sagen der Branchenverband Bitkom, KPMG und PAC ebenfalls ein starkes
Wachstum voraus. In der Studie wird aber auch die ambivalente und
polarisierende Haltung der Unternehmen zum Thema Cloud herausgearbeitet.
"Private Wolken" haben noch eine höhere Akzeptanz gegenüber Public
Clouds, jedoch nimmt auch hier die Zustimmung und der Wille zum Einsatz
zu. Die Studie identifiziert wiederum Collaboration (und Customer
Relationship Management, CRM) als wesentliche Treiber für Public Clouds.
Hier kämen die Vorteile von Public Cloud-Lösungen besonders zur
Geltung.

Diese
Studien deuten alle darauf hin, dass sich das Thema Cloud sukzessive
und mit zunehmender Geschwindigkeit am Markt durchsetzen wird. Meiner
Absicht nach werden zuerst die Dienste in die Cloud wandern, von denen
man sich Kosteneinsparungen und Effizienzgewinn verspricht. Dazu zählen
beispielsweise E-Mail, aber eben auch das Thema Collaboration. Es wird
sich dabei um im höchsten Maße standardisierte Lösungen handeln, die
über ein fest umrissenen Funktionsumfang verfügen. Individuallösungen
dagegen sind in einer Public Cloud schwer zu betreiben. Diese werden
weiter im Unternehmen oder in einer Private Cloud laufen, wo man
Anpassungen leichter vornehmen kann. Am Beispiel IBM Notes & Domino
lässt sich das sehr gut verdeutlichen. Es spricht nichts dagegen, die
E-Mail-Komponente inklusive Terminplaner in einer Cloud zu betreiben.
Individuell entwickelte Lösungen auf Basis Domino werden dagegen eher im
Rechenzentrum des Unternehmens, einer Private Cloud, laufen, denn dort
sind sie dann leichter zu modifizieren und zu pflegen. Und damit kommt
man dann zu einer hybriden Struktur, wo ein Teil der IT in einer Public
Cloud läuft, ein anderer Teil in der eigenen IT oder einer privaten
Cloud. Diese hybride Infrastruktur wird wohl zur Realität in vielen
Unternehmen werden. Deutlich abzusehen ist aber auch, dass mehr und mehr
Services gerade im Bereich Social Collaboration in die Public Cloud
wandern, was auch gerade kleineren und mittleren Unternehmen die Chance
gibt, fortschrittliche Social Software zu nutzen, ohne die
entsprechenden Lösungen selbst betreiben zu müssen.