Posts Tagged: ‘Digitaler Arbeitsplatz, Kommunikation & Zusammenarbeit’

Mal schnell einen Pullover kaufen …

24. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Pullover kaufen. Das Angebot auf der Webseite des Herstellers:

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Und nun die Preisfrage: Wo kaufe ich den Pullover? Leider.

Zalando bietet übrigens auch für € 79,95 an:

Wie kann so etwas sein, agon? Ihr legt doch so Wert auf Produktion in Europa und dann …

Digitalthemen bei #9vor9: Urheberrecht down under und Digitalisierung fängt im Amt bei jeder:m Beamten:in an

23. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

In #9vor9 sind wir heute down under gereist, leider ohne, dass Lars den Klassiker von Men at Work gesungen hat. Sein Digitalthema der Woche war die Auseinandersetzung zwischen Facebook und Google versus der australischen Regierung. Es geht darum, dass Facebook (und Google) Lizenzgebühren zahlen soll, wenn Inhalte von Verlagen und Medien dort publiziert werden. Das wollte (will?) Facebook nicht tun und sperrte eine Zeit lang diese Inhalte. Randbemerkung: Uploadfilter scheinen zu funktionieren. Nun scheint man einen Kompromiss gefunden zu haben, über den Lars dann in einer der kommenden Sendungen berichten wird.

Warten wir ab, inwiefern eine potentielle, dortige Einigung auch Einfluss auf die Regulierungen und das Vorgehen in Deutschland und er EU haben könnte. Das Thema, darf man journalistische Inhalte verwenden, und zitieren und nach welchen Regeln, bleibt. Muss man dafür zahlen oder ist das im Rahmen der Meinungsfreiheit eh abgedeckt? Macht man einen Unterschied zwischen kommerziellen Vermarktern wie Facebook und Google und dem:der gemeinen Blogger:in? Tragen Facebook oder Google gar dazu bei, dass die Klickzahlen der Verlage nach oben schnellen und genau deshalb sollten sie nicht zahlen müssen?

Wir bei #9vor9 sind uns sicher, dass wir bei entsprechenden Zitaten zu einem enormen Zuwachs der Leser:innen oder Zuhörer:innen auf den journalistischen Plattformen führen [Achtung: Das soll eine spaßige Bemerkung gewesen sein.] Ich persönlich bin kein Freund einer angedachten Lösung, dass man nur 140 Zeichen „ungestraft“ zitieren oder nur 15 Sekunden von Video senden darf, wie in der Gesetzesvorlage wohl vorgesehen. Da haben sich, so meine persönliche Meinung, Herr Döpfner und Co mal wieder mit ihrer Lobbyarbeit durchgesetzt und „die Politik“ ist eingeknickt.

Schon mal darüber nachgedacht, dass es von ‚uninformiert‘ kein langer Weg zu ‚uniformiert‘ ist?

Zitate und Sprüche aus Die Känguru-Chroniken | myZitate

Unser zweites Thema ist dann einmal wieder die Digitalisierung in Deutschland und ich habe es bewusst, auf zwei lokale Beispiele aus Darmstadt herunter gebrochen, die ich in diesem Blogbeitrag behandelt habe. Bei Digitalisierung geht es nicht immer um die ganz großem Themen wie Gesundheits- oder Schulwesen – die bleiben wichtig. Es geht auch um die Praxis vor Ort und ist oft ernüchternd praktisch. Warum sind Ämter der Stadt Darmstadt nicht in der Lage, eine Serviceanfrage schnell einmal per E-Mail zu beantworten? Warum müssen sie einen Brief per Post schicken? Sind es Vorschriften, die das vorgeben, oder ist es die persönliche Schere im Kopf? Das sind auch echte Fragen, die sich Lars und ich im Pod-/Videocast gestellt haben und wir sind für entsprechende Aufklärung sehr dankbar.

Digitalisierung fängt ganz unten an, so der Punkt den ich machen will. Im Kopf jedes:r Beamten:in, jedes:r Amtsleiters/in und jedes:r Bürgermeisters:in. Genau dort muss es anfangen im persönlichen, praktischen, bürgernahen Handeln. Große Digitalisierungsvorhaben – wie die Digitalstadt Darmstadt – auf kommunaler Ebene sind auch wichtig, aber es geht nicht ohne Änderungen vor Ort in den Ämtern.

Mit diesem Plädoyer wünschen Lars und ich eine frohe, gesunde Woche und ich hoffe inständig, dass die Schulöffnungen nicht zu einem Bumerang werden.

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

(Stefan Pfeiffer)

P.S. Wir konnten es uns nicht verkneifen, diesmal beim Thema Down Under einige Zitate aus den Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling zu verbraten. Immer wieder ein Gedicht. Oder mit Heinz Erhardt: Noch ein Gedicht.

Das Tolle am Internet ist, dass endlich jeder der ganzen Welt seine Meinung mitteilen kann. Das Furchtbare ist, dass es auch jeder tut. Internet

Marc-Uwe Kling in Die Känguru-Chroniken – Ansichten eines vorlauten Beuteltiers

Zitate und Sprüche aus Die Känguru-Chroniken | myZitate

Deutsche Verwaltung und Digitalisierung: Zwei Welten prallen aufeinander, jetzt in der Pandemie, schon seit Jahren und auch ganz banal vor Ort in Darmstadt

21. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Deutschland und die Digitalisierung. Zwei Welten prallen aufeinander? Ganz korrekt sind diese Sätze nicht, denn natürlich kann man nicht alles über ein Kamm scheren und zudem geht es mir in diesem Blog um die öffentliche Verwaltung, um Gesundheits- und Schul- bzw. Bildungswesen. Und dort treten nicht erst, aber gerade in Zeiten der Pandemie erhebliche Missstände an den Tag. Einige Beispiele:

Christian Reinitz kommentiert anlässlich eines Jahres Pandemie in der FAZ vom 20. Februar 2021* und prangert die Schwachstellen im medizinischen System an: den Föderalismus und die Digitalisierung. An zu vielen Stellen halt es, ob es um die Meldung der Inzidenzzahlen oder der Impfquoten an das RKI über E-Mail und Fax, über eine teilweise mittelalterliche Vergabe von Impfterminen, um digitale Gesundheits- und Patientenakte, digitale Test- oder Impfpässe oder sichere Vernetzung zwischen Kliniken und Ärzten und datenschutzkonforme Übermittlung, Speicherung und Austausch von Patientendaten geht. Natürlich, es gibt hier und da Ausnahmen und Leuchtturmprojekte, aber in der Regel knirscht es im System, um es noch vorsichtig auszudrücken. Und mir scheint, Föderalismus, zu verteilte Kompetenzen und natürlich auch bürokratische Prozesse, Schwerfälligkeit und wohl auch Verteidigung der eigenen Besitzstände sind verantwortlich für das Trauerbild.

Ähnlich sieht es in Bildung und an Schulen aus. Ich habe ja die Tage mit Lars Basche in #9vor9 darüber berichtet und hier entsprechende Artikel gesammelt. Auch dort wieder vereinzelte Leuchtturmprojekte, aber generell scheint auch dort der Föderalismus, die Bürokratie und besagtes Verharrungsvermögen die Ursache dafür zu sein, dass wir nicht in der Geschwindigkeit digitalisieren, wie es gerade in Zeiten der Pandemie notwendig wäre. Erschwerend kommen natürlich in Zeiten, in denen es auf Geschwindigkeit ankommt, das öffentliche Vergaberecht mit seinem oft Ausschreibungsprozess und seinen Fristen hinzu. Man kann doch eigentlich nur wütend werden, wenn man dann liest, dass aus dem Digitalpunkt Schule vom Frühjahr 2019 von zur Verfügung gestellten 5 Milliarden Euro erst 112 Millionen abgeflossen und 743 Millionen Euro bewilligt wurden. Das kann es doch einfach nicht sein, sagt sich der gesunde Menschenverstand.

Oben drauf kommt dann noch, dass Deutschland beziehungsweise die Länder nicht in der Lage scheinen, eine vernünftige deutsche oder europäische Schul-Cloud aufzubauen und stattdessen einmal mehr die Angebote amerikanischer Monopolisten nutzen und diese noch stärker machen. Auch hier scheint mir der Föderalismus, besser die Kleinstaaterei und das Machtgehabe der Länder einer der entscheidenden Hemmnisse zu sein. Auch in diesem Thema scheint klarer zentraler Kompetenz und Steuerung notwendig – mit scharfem Auge auf Projektfortschritte und Finanzierung.

Digitalprojekte scheitern schon seit Jahren

Dies sind zwei angesichts der Pandemie hervorstechende Bereiche, die nach Digitalisierung und weniger Föderalismus schreien. Die Liste lässt sich problemlos verlängern, z.B. in Richtung Vergabe der Hilfsmittel, was – so scheint es – auch durch Digitalisierung und weniger Bürokratie, Formular- und Vorschriftswesen deutlich beschleunigt werden könnte. Jenseits der Pandemie gibt es noch viele weitere Beispiele dafür, wie wenig effektiv Digitalisierung in der deutschen öffentlichen Verwaltung vorangetrieben wird.

Entgegen aller vollmundigen Verlautbarungen über digitale Souveränität scheint parallel dazu die Abhängigkeit besonders vom Giganten Microsoft zu steigen. Weil man es selbst nicht gebacken bekommt oder nicht gebacken bekommen will gab die Bundesregierung 2020 178,5 Millionen Euro für Software-, Cloud- und Serverdienste aus Redmond aus. 2015 waren es noch 43,5 Millionen. Auch Beratungsunternehmen, die der deutschen öffentlichen Verwaltung aufs Pferd heben sollen, freuen sich über entsprechende Honorare – und das schon zu Uschis Zeiten auf der Hardthöhe.

Und schauen wir zurück: 2015 gab es einen Beschluss des Bundeskabinett 2015, Bundesministerien und -behörden bis 2025 mit moderner IT auszustatten. Der Wildwuchs an Rechenzentren sollte beseitigt und die unterschiedlichen IT-Arbeitsplätze vereinheitlicht werden. Welche eine Chance auch, eine deutsche Bundesverwaltungs-Cloud aufzubauen und die eigene deutsche Softwareindustrie zu stärken. Es hätte ein Marshall-Plan für die digitale Souveränität werden können. Hätte, hätte, Fahrradkette. Zielvorgaben und Kosten wurden verfehlt, der Bundesrechnungshof mahnte an, das Projekt wurde neu organisiert – und jetzt schauen wir mal. Unterdessen kassiert vor allem Microsoft weiter, und wahrscheinlich weiter und weiter und weiter …

Muss IT in und für die öffentliche Verwaltung ganz anders aufgesetzt werden? Von Softwarentwicklung bis Implementierung

Kann deutsche öffentliche Verwaltung einfach keine Digitalisierung und IT? Müssen hier andere Prozesse und Institutionen vom Digitalministerium bis hin zu unabhängigen, von deutschen Firmen betriebenen und durch öffentlich Aufträge finanzierte Software-Konsortien implementiert werden? Muss es eine deutsche oder europäische Mozilla-Foundation geben, mit dem Ziel Lösungen für die öffentlicher Verwaltung und darüber hinaus nach dem Open Source-Konzept zu bauen? Die traditonelle Verwaltung, die Ministerien scheinen das Thema jedenfalls bisher nicht in den Griff bekommen zu haben. Ja, es gibt einige mehr als zarte Pflänzchen und wir werden uns bald mit Peter Ganten, dem Vorsitzenden der Open Source, darüber unterhalten. aber generell scheint es sehr düster auszusehen.

Die Liste gescheiterter oder schwächelnder Projekte könnte sicher fortgesetzt werden, doch ich möchte einen anderen Aspekt der Digitalisierung und der öffentlichen Verwaltung beleuchten. Und vorab möchte ich es mit Herta aus den Känguru-Chroniken sagen: „Es jibt sone und solche, und dann jibt es noch janz andre, aba dit sind die Schlimmstn. Nochmals klar und deutlich: Viele Mitarbeiter:innen der öffentlichen Verwaltung sind bürgerfreundlich und bemühen sich, aber …

Digitalisierung banal: Anfrage einfach mal per E-Mail beantworten

Vor geraumer Zeit habe ich Unterlagen per E-Mail an das Gesundheitsamt Darmstadt, die diese angefordert hatten. Die E-Mail war auf dem Schreiben, das ich vom Amt bekommen hatte, angegeben und als halbwegs digitaler Mensch habe ich die Unterlagen gescannt und geschickt. Danach kamen per Briefpost Mahnungen. Also habe ich den Hörer in die Hand genommen und dort angerufen. Eine nette Frau am Telefon, ich frage nach der Kollegin. Ja, die ist nicht da. E-Mail? Wie lange her? Kann sein, dass wir die schon gelöscht haben. Das tun wir in regelmäßigen Abständen. Ich schlucke, bleibe aber freundlich und schicke die Unterlagen nochmals per Fax (!!) und E-Mail an die Stadt. Am kommenden Tag rufe ich an. Ja, die Unterlagen seien angekommen. Wochen später bekomme ich dann die Unterlagen vom Amt natürlich per Post.

Ein anderer Fall: Wir mussten eine Beglaubigung wegen Änderungen im Grundbuch machen. Termin auf dem Ortsgericht ausgemacht, mit meiner Frau hin und die Dokumente beglaubigen lassen. Es war ein Schauspiel: Der nette Beamte beglaubigte die zwei Dokumente in einer Stempelorgie und nahm handschriftlich entsprechende Eintragungen in einem Buch vor. Hier alles ok. War eine Reminiszenz an Verwaltung, wie ich sie seit Jahrzehnten kenne.

So weit, so gut. Und dann schrieb ich in meiner Naivität per E-Mail – die Adresse steht auf der Homepage der Digitalstadt Darmstadt – an das Grundbuchamt, ob ich die beglaubigten Dokumente elektronisch zuschicken könne. Ok, war dumm und naiv. Hätte ich mir als logisch denkender verwalteter Bürger denken können. Nach einigen Tagen kam dann per Briefpost die Antwort, nein, das ginge nicht. Per Briefpost! Die Mitarbeiter:innen waren es nicht gewohnt, einfach die E-Mail zu beantworten.

Und noch eine Erfahrung meiner Mutter, diesmal nicht in Darmstadt. Meine Eltern müssen die Tage neue Ausweise von der Stadt (Leun) abholen. Also rief meine Mutter dort an, ob sie nicht einfach die Briefwahlunterlagen für die Kommunalwahl mitnehmen könnten. Nein das ginge nicht. Das müsse den vorgeschriebenen Weg gehen, per E-Mail – immerhin – oder per Post**. Trotzdem …

Es braucht auch Veränderung in den Köpfen der Beamten:innen

Nun bin ich von den großen Themen der Digitalisierung hinunter gestiegen in den täglichen menschlichen Bürger- und Verwaltungsalltag. Warum habe ich diesen „Abstieg“ vorgenommen? Jenseits der notwendigen IT-Ausstattung und besseren Projektmanagements brauchen wir auch eine Änderung des Verhaltens vor Ort bei den einzelnen Beamten:innen, den Mitarbeiter:innen der öffentlichen Verwaltung und ihren Führungskräften. Wie kann es sein, dass man den Posteingang einfach löscht? Warum wird nicht unbürokratisch und schnell per E-Mail auf eine Frage geantwortet? Warum ist der Servicegedanke, Ich, Mitarbeiter:in der öffentlichen Verwaltung bin für meine Bürger:innen da und versuche ihn so gut es geht schnell und unbürokratisch zu helfen so selten ausgeprägt?

Ich denke, auch hier muss angesetzt werden. Es braucht ein anderes Bewusstsein, den Servicebeauftragten in der Verwaltung, der diese Missstände abstellt, die Beamten:innen schult und coacht, anders, moderner, digitaler, bürgerfreundlicher zu arbeiten. Es tut auch gar nicht weh – und kostet auch nicht den eigenen Job. Und an diesen Servicebeauftragten können auch Bürger:innen ihre Ideen, Verbesserungsvorschläge und Beschwerden richten.

Ich lebe in der Digitalstadt Darmstadt und die Verantwortlichen scheinen darauf sehr stolz zu sein. Hier wurden und werden auch einige interessante Projekte durchgeführt. Gerade werden Ideen für eine urbane Datenplattform gesammelt, um städtische Entscheidungs- und Planungsprozesse zu unterstützen und zu beschleunigen. Wir laden nochmals Verantwortliche der Digitalstadt Darmstadt GmbH herzlich in #9vor9 ein, um die Initiative vorzustellen.

Jedoch sollte ein Stadt, die diesen Anspruch hat, gerade am persönlichen Bürgererlebnis ansetzen und genau wie oben vorgeschlagen mit diesen oder anderen Angebot die öffentliche Verwaltung einfach bürgernäher gestalten – und das nicht nur in Corona-Zeiten. Falls ich hier bestehende Angebote übersehen habe, bin ich für Aufklärung natürlich sehr dankbar und entschuldige mich natürlich auch, wenn ich wo falsch gelegen habe. Ach ja, es ist ja auch bald Kommunalwahl und ich sehe auf manchem Plakat durchaus das Stichwort Digitalisierung …

Kann die deutsche Politik (und Verwaltung) nur Schönwetterreden, aber keine Digitalisierung

Wenn man sich all das anschaut und selbst als Bürger:in „erleidet“ – und die Liste kann leicht verlängert werden – und auf der anderen Seite ach so viele Schönwetterreden vieler Politiker hört, kommen immer größere Zweifel auf, ob wir es in Deutschland „noch können“. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass viel geredet und wenig gehandelt wird. Ist ja auch bequemer über Visionen schön zu fabulieren, als Projekte schnell, konsequent und zielorientiert durchzuziehen, einfach anzupacken.

(Stefan Pfeiffer)

* Nur eine Randbemerkung, nichts zur Sache Digitalisierung und öffentliche Verwaltung: Ich finde es immer sehr schade, wenn Artikel in der gedruckten Ausgabe der FAZ erschienen sind und erst später digital veröffentlicht werden.

** Sicher ist das keine Digitalisierungsfrage, aber es zeigt einmal mehr die Servicehaltung, die manchmal in der öffentlichen Verwaltung zu herrschen scheint.

Digitalisierung und Schule: Muss die Schul-Cloud ein Rohrkrepierer sein und man nimmt gleich besser Microsoft Teams, Zoom & Co.?

18. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Mein Digitalthema der Woche bei #9vor9 am 16. Februar war die Digitalisierung in den Schulen. Entscheidender Auslöser dafür war der Beitrag von Jakob von Lindern auf Zeit Online, der die derzeitige Situation analysiert und entsprechende Experten zu Wort kommen lässt. Ich habe die entsprechenden Ausführungen jetzt hier in diesen separaten Beitrag kopiert und ergänzt, da die Thematik sehr aktuell ist und neue Artikel und Kommentare hinzugekommen sind.

Die derzeitigen Lernplattformen – meist in Zeiten vor der Pandemie entwickelt, vor allem aber aufgesetzt – sind ganz offensichtlich derzeit nicht in der Lage, die schiere Masse an Schülerinnen und Schülern, die gleichzeitig online gehen wollen, zu bewältigen. Ein großer Teil der IT müsste grundlegend anders ( z.B. mir mehr Instanzen) aufgesetzt werden, um skalieren zu können. Hinzu kommt einmal mehr Kleinstaaterei. Jedes Bundesland muss mal wieder sein eigenes Süppchen kochen. Statt also gemeinsam eine auf Open Source basierende Plattform aufzusetzen, die skalierbar ist, wird scheinbar vor sich hin gewurstelt.

Kein Wunder, wenn dann einige Eltern und auch Lehrer:innen dann einfach mal dazu übergehen, Microsoft Teams oder auch Zoom zu benutzen, denn diese Systeme – trotz gelegentlicher Ausfälle – sind skalierbar. Sie sind für Massen an Anwendern:innen gebaut. Also wieder einmal ein Lock-In bei US-Monopolisten, weil die es ja so gut können und wir es nicht gebacken bekommen. Entsprechende Aussagen findet man allzu oft und mir geht dabei der Hut hoch.

Oder wie es Jakob von Lindern schreibt:

Statt jetzt hektisch teure (und datenhungrige) Software zu kaufen, die man später nicht mehr braucht, könnte die Energie darauf verwendet werden, das Klein-Klein der verschiedenen Lösungen in Deutschland zusammenzuführen und sie fit für die Zukunft nach der Pandemie zu machen.

Digitalisierung an Schulen: 404 – Arbeitsblatt not found | ZEIT ONLINE

Braucht es vielleicht doch das Bundesministerium für Digitalisierung? Aber hätte das die Macht, die ja ach so unabhängigen Bundesländer, die für Bildung zuständig sind, zu „vereinigen“ und zu „befrieden“? Oder soll man einfach mal wieder kapitulieren? Das Thema deutsche oder europäische Schul-Cloud kann man durchaus in breiterem Kontext sehen. Gaia-X und andere Initiativen sind ja im Schwange. Statt Microsoft und Konsorten Millionenbeträge in der Rachen zu schmeissen, wäre jetzt halt entschlossenes Handeln statt besagter Kleinstaaterei gefragt. Gerade jetzt. Doch wer nimmt das Zepter in die Hand und ergreift die Initiative?

Auch zu diesem Thema wollen wir gerne Experten einladen: In „meiner“ digitalen Heimatstadt Darmstadt scheint es ein erfolgreiches Projekt zu geben. Dort stellt man das Videokonferenzsystem Big Blue Button (Open Source) zur Verfügung und laut Bericht greifen 6.000 Anwender:innen zeitgleich zu. Es scheint also doch zu gehen. Wir werden mal bei der Digitalstadt nachhaken.

Nachtrag 16.2.2021: (Auch) Chaos macht Schule fordert, nachhaltig umgesetzte, nicht von kommerziellen Anbietern abhängige Lösungen

Nach der Sendung bin ich auf diesen Beitrag auf der Seite des Chaos Computer Clubs gestoßen, der inhaltlich in das gleiche Horn stößt. Wundert nicht wirklich, dass das CCC-Bildungsprojekt Chaos macht Schule (CMS) ebenfalls fordert, nachhaltig umgesetzte, nicht von kommerziellen Anbietern abhängige Lösungen zu implementieren. Auch hier die Forderung danach, mehr zentral zu steuern und dann dezentral zu gestalten.

Über viele Jahre wurde freie Software von der öffentlichen Hand vernachlässigt. Millionen an Steuergeldern wurden für Lizenzkosten für intransparente Software verwendet, statt bestehende Gemeinschaftslösungen besser zu integrieren und in der Bedienbarkeit zu vereinheitlichen.

CCC | Lockdown ohne Lock-in: CMS fordert nachhaltige Lernplattformen

Nachtrag 2, 18.2.2021 : „Schul-Clouds aller Art sind Rohrkrepierer“ & Microsoft Teams in Schulen

Dr. Dietmar Müller hat das Thema auch nochmals auf Cloud Computing-Insider aufgegriffen. Lesenswert. Mir fällt natürlich eine Zwischenüberschrift besonders auf: „Schul-Clouds aller Art sind Rohrkrepierer“. Ein Armutszeugnis. Von der u.a. von Bitkom-Chef Berg geforderten nationalen Bildungsplattform sind wir auf jeden Fall weit entfernt, gar nicht zu reden davon, dass vom Bund initiierte Projekte eher selten erfolgreich seien, fragt Dietmar Müller und dankt den Leher:innen und Schüler:innen, die trotz aller Widrigkeiten das Beste versuchen. Hier befindet sich sein Beitrag.

Hinweisen möchte ich auch einen weiteren Beitrag von Jakob von Lindern, in dem er sich dem Thema Microsoft Teams in Schulen widmet. Man könnte den Beitrag unter die Überschrift laufende, stabile Lösung versus Datenschutz- und Abhängigkeitsbedenken. Eine typische Aussage in diesem Zusammenhang: „Viele Beobachter nervt die Datenschutzdiskussion, weil jetzt in Schulen besonders richtig gemacht werden soll, was privat überall genutzt wird.“

Klar ist für mich, dass möglichst eine unabhängige, skalierbare Schul-Cloud nur dann funktionieren kann, wenn mit der Herumstümperei und Kleinstaaterei bald Schluss ist. Sonst wird man eben bei Microsoft und Konsorten landen. Und da teile ich sowohl Datenschutz- wie auch Abhängigkeitsbedenken. Von Product Placement und Gewöhnung an gewisse Werkzeuge gar nicht zu reden. Mut macht mir die derzeitige Situation jedenfalls leider nicht.

(Stefan Pfeiffer)

#9vor9 an 16.2.2021: Wie Sportereignisse digital „angereichert“ werden & Digitalisierung und Schule

16. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Es ging heute um Fußball und Schule, bei den Digitalthemen der Woche bei #9vor9 mit Lars und mir. Werder-Fan Lars, Sky-Abonnent, sprach darüber, wie alte Männer wie vor 30Jahren linear fernsehen, maximal den Second Screen bedienen, um beispielsweise zu zwitschern. Und er zitierte die Vision von Mark Cuban (Eigentümer des Profibasketball-Teams der Dallas Mavericks aus einem Gespräch mit der New York Times), wie „die Jungen“ auf TikTok sind und dort dynamisch hier und da plötzlich Liveszenen zugespielt bekommen. Ob ich letzteres brauche? Ich glaube es nicht.

Aber ganz sicher hält die Digitalisierung auch in der Sportberichterstattung Einzug. Ich musste an die vielen mehr oder weniger klugen Analysen denken, die meist nach einem Spiel dann beispielsweise in einer Sportschau oder einem Sportstudio durchgeführt werden, mit entsprechender Interaktion und Visualisierung. Live passiert dagegen in puncto Datenauswertung und -visualisierung noch nicht so sehr viel, meinte Lars und verwies auf eine Folge des Rasenfunk-Podcasts, in dem erläutert wird, welche „Qualitätsstandards“ die DFL an die produzierten Bewegtbilder anlegt und warum eben nicht so viel mit eingeblendeten Grafiken gearbeitet werden darf. Vielleicht holen wir uns ja mal Maurice Gundt von Live Directors ins Studio, der bei der TSG Hoffenheim die Stadionregie macht und die dortige Leinwand bespielt. Der weiß sicher sehr gut, was technisch alles möglich wäre.

Ich musste unwillkürlich an Wimbledon denken, wo mein Arbeitgeber IBM zusammen mit den Organisatoren ja nun Jahr für Jahr das ultimative Fanerlebnis schaffen will. Datenanalyse, künstliche Intelligenz, mobile Apps, all das kommt zum Einsatz. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz werden beispielsweise die Highlights der Matches herausgesucht. Die Spieler und Trainer bekommen in einem personalisierten Portal Daten über ihre Performance zur Verfügung gestellt. Es geht ganz offensichtlich noch eine Menge.

Mein Digitalthema der Woche ist die Digitalisierung in den Schulen. Hier empfehle ich den Beitrag von Jakob von Lindern auf Zeit Online, der die derzeitige Situation analysiert und entsprechende Experten zu Wort kommen lässt. Die derzeitigen Systeme – meist in Zeiten vor der Pandemie entwickelt, vor allem aber aufgesetzt – sing ganz offensichtlich derzeit nicht in der Lage, die schiere Masse an Schülerinnen und Schülern, die gleichzeitig online gehen wollen, zu bewältigen. Ein großer Teil der IT müsste grundlegend anders ( z.B. mir mehr Instanzen) aufgesetzt werden, um skalieren zu können. Hinzu kommt einmal mehr Kleinstaaterei. Jedes Bundesland muss mal wieder sein eigenes Süppchen kochen. Statt also gemeinsam eine auf Open Source basierende Plattform aufzusetzen, die skalierbar ist, wird scheinbar vor sich hin gewurschtelt.

Kein Wunder, wenn dann einige Eltern und auch Lehrer:innen dann einfach mal dazu übergehen, Microsoft Teams oder auch Zoom zu benutzen, denn diese Systeme – trotz gelegentlicher Ausfälle – sind skalierbar. Sie sind für Massen an Anwendern:innen gebaut. Also wieder einmal ein Lock-In bei US-Monopolisten, weil die es ja so gut können und wir es nicht gebacken bekommen. Entsprechende Aussagen findet man allzu oft und mir geht dabei der Hut hoch. Oder wie es Jakob von Lindern schreibt:

Statt jetzt hektisch teure (und datenhungrige) Software zu kaufen, die man später nicht mehr braucht, könnte die Energie darauf verwendet werden, das Klein-Klein der verschiedenen Lösungen in Deutschland zusammenzuführen und sie fit für die Zukunft nach der Pandemie zu machen.

Digitalisierung an Schulen: 404 – Arbeitsblatt not found | ZEIT ONLINE

Braucht es vielleicht doch das Digitalministerium? Aber hätte das die Macht, die ja ach so unabhängigen Bundesländer, die für Bildung zuständig sind, zu „vereinigen“ und zu „befrieden“? Oder soll man einfach mal wieder kapitulieren? Das Thema deutsche oder europäische Schulcloud kann man durchaus in breiterem Kontext sehen. Gaia-X und andere Initiativen sind ja im Schwange. Statt Microsoft und Konsorten Millionenbeträge in der Rachen zu schmeissen, wäre jetzt halt entschlossenes Handeln statt besagter Kleinstaaterei gefragt. Gerade jetzt. Doch wer nimmt das Zepter in die Hand und ergreift die Initiative?

Auch zu diesem Thema wollen wir gerne Experten einladen: In „meiner“ digitalen Heimatstadt Darmstadt scheint es ein erfolgreiches Projekt zu geben. Dort stellt man das Videokonferenzsystem Big Blue Button (Open Source) zur Verfügung und laut Bericht greifen 6.000 Anwender:innen zeitgleich zu. Es scheint also doch zu gehen. Wir werden mal bei der Digitalstadt nachhaken.

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

(Stefan Pfeiffer)

Wie sehen Ärzte die Digitalisierung des Gesundheitswesens – Eine Umfrage von Bitkom und Ärzteverband Hartmannbund

3. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Am 2. Februar haben Lars Basche und ich bei #9vor9 auch über die Digitalisierung im Gesundheitswesen und das entsprechend knirschende Gesundheitsgebälk gesprochen. Nach unserem Talk habe ich nachmittags eine inhaltlich passende Pressemitteilung des Bitkom gefunden. Zusammen mit dem Ärzteverband Hartmannbund hat man mehr als 500 Ärzten in Deutschland befragt. Sieht man sich die Charts an (oder liest den Text), so wird sofort eine unterschiedliche Haltung von Klinik- und Praxisärzten deutlich. Die Praxisärzte sind in punkto Digitalisierung wesentlich vorsichtiger, skeptischer, zurückhaltender.

Hier das Chart zur Kommunikation: Wie kontaktiere ich meinen Arzt, meine Klinik, meine Apotheke. Gerade bei den Ärzten spielen Brief und Fax noch eine wichtige Rolle, Mail oder Portale hängen deutlich hinterher. Messenger wurden nicht abgefragt, spielen aber wohl auch in der Kommunikation keine Rolle. Durch meinen Job weiß ich aber, das Kliniken durchaus über Kommunikation über eine sichere Messenger-Infrastruktur (Matrix) nachdenken bzw. diese einführen wollen. Jedoch scheint dies in der Breite noch Zukunftsmusik zu sein.

Fast durchgehend sind die Befragungsergebnisse gespalten. So bewerten 40 Prozent der befragten Ärzte Videosprechstunden eher schlecht, 58 Prozent gut. 58 Prozent der Praxis-Ärzte bieten unterdessen Videosprechstunden an. Bei den Klinik-Ärzten sind es 77 Prozent. Auch bei der kommenden elektronischen Patientenakte (ePA) sind die Praxisärzte in ihrer Einstellung deutlich zurückhaltender. Weitgehend einig ist man sich nur in der Einschätzung bezüglich möglichen Datenmissbrauchs.

Ich als Patient bin aufgrund meiner persönlichen Erfahrung ein Befürworter der ePA natürlich unter Einhaltung des höchst möglichen Datenschutzes. Zu oft habe ich genau merken müssen, dass die Zusammenarbeit zwischen Ärzten nicht optimal lief, selbst in der gleichen Klinik, oder zwischen Praxis- und Klinik-Ärzten. Nur zu oft wurden Informationen per Fax oder CD ausgetauscht – oder gar nicht. Und gerade bei ernsten Krankheiten ist genau das aus meiner Sicht sehr wichtig.

Noch zwei Ergebnisse, die ich bemerkenswert finde. Im Anschluss an meine Patientenperspektive zur ePA die Ergebnisse, was Ärzte über die vermeintlich besser informierten Patienten so denken, die sich ja jetzt per Google informieren können. Nervt das die Ärzte nur oder – provokativ geschrieben – fühlen sie die Halbgötter in Weiß bedroht? Ein Ergebnis: Wir Patienten werden von der Mehrzahl der befragten Ärzte (67 Prozent) als anstrengender empfunden …

Wo sehen die Ärzte denn aus ihrer Perspektive die größten Hemmnisse in der Digitalisierung des Gesundheitswesens? Das deutsche Gesundheitssystem wird als komplex empfohlen, die Aufwände insbesondere für IT Sicherheit werden zu hoch angesehen und die digitalen Anwendungen werden oft als nicht marktreif angesehen. Interessant ist, dass „nur“ 43 Prozent eine mangelhafte Digitalkompetenz bei sich, bei den Ärzten sehen. Und so schließt sich hier der Kreis zu unserem Talk bei #9vor9

(Stefan Pfeiffer)

Im Büro sind alle ach so fleißig, im Homeoffice faulenzen alle – Noch ein Homeoffice-Allerlei in der Pandemie

28. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Thema Homeoffice bleibt weiter auf der Tagesordnung, auch durch die neue „SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung“ der Bundesregierung. Treibendes Motiv, warum die Bundesregierung hier aktiv wurde, ist derzeit wohl vor allem die Erkenntnis, dass durch mehr Homeoffice weniger Infektionen entstehen, am Arbeitsplatz und auf dem Weg zum Arbeitsplatz. Mehr Homeoffice könne die Zahl der Infektionen halbieren, jedoch sind die Unternehmen wohl im Gegensatz zum ersten Lockdown zurückhaltender. Im November 2020 arbeiteten demnach nur 14 Prozent daheim, im April 2020 waren es noch 27 Prozent. Diese Zahl mag sich unterdessen (hoffentlich) positiv geändert haben.

Auffällig ist noch immer der Widerstand, mit dem sich der Homeoffice-Gedanke vielerorts konfrontiert sieht. Nur zu gerne wird über Marginalien wie die korrekte Tischhöhe diskutiert, doch viel ernster, offensichtlich gibt es in einigen Unternehmen massiven Widerstand. Firmen umgehen Verordnung – Wer ins Homeoffice will, wird gefeuert, titelt Oliver Heinz auf ZDF.de. Es sind wohl keine Einzelfälle. Laura Sophie Dornheim von den Grünen hat über 150 Fälle von Unternehmen gesammelt und dokumentiert. Weitere Fälle können Ihr beispielsweise via Twitter übermittelt werden.

Ein Schreibtisch, sie zu knechten, sie alle zu binden,
Ins Büro zu treiben, wo viele sich winden.
Im Großraumbüro, wo die Kontrolleure drohn.
Die Herren der Präsenzpflicht #Homeoffice

Der Widerstand ist groß und viele Arbeitgeber wehren sich. Man habe geliefert und überall dort Homeoffice ermöglicht, wo es die Arbeitsaufgabe zulasse, so der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände laut FAZ. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Das findet auch Katharina Borchert, frühere Chief Innovation Officer bei der Mozilla Foundation, mit klaren, deutlichen Worten auf Spiegel Online. Sie nimmt einige Punkte aufs Korn, bei denen auch ich immer den Kopf schüttele. Wie kann man angesichts der Corona-Pandemie über Tischhöhe oder diskutieren oder in den Raum stellen, Datenschutz sei das Problem, ein Aspekt der sowohl technisch, wie auch organisatorisch gelöst werden kann. Mit solchen Pseudoauseinandersetzungen wird immer wieder der Wunsch kaschiert, einfach kontrollieren und beaufsichtigen zu wollen.

Immer wieder werden solche und andere Bedenken geäußert. Natürlich stellt das Arbeiten im Homeoffice besondere Herausforderungen. Wenn aber in einem Beitrag der Wirtschaftswoche unter dem Titel Wo wir im Homeoffice unsere Zeit verschwenden Dinge genannt werden, die wenig mit Homeoffice, oft generell mit Arbeitsorganisation zu tun haben, ist das merk- und fragwürdig. „Arbeitnehmer könnten jede Woche 6 Stunden und 5 Minuten sparen, wenn die Abläufe im Unternehmen optimiert würden“, so der Autor der Wiwo.

Stimmt, gilt aber generell, egal wo man arbeitet. Es würden dreieinhalb Stunden pro Woche für unnötige Besprechungen draufgehen. Stimmt, aber diese unnötigen Besprechungen gab es schon vorher und ich bin mir nicht so sicher, ob sie durch Homeoffice so viel mehr geworden sind. Oft werden zu viele Tools, zu viele Softwareprogramme benutzt, die sich teilweise auch noch funktional überlappen. Zudem ist oft nicht klar, welche Inhalte man wo wie ablegt und was man wofür benutzt. Stimmt, aber auch das ist ein Problem, das schon vor der Pandemie existierte.

Meist gewinnt man den Eindruck, dass Dinge künstlich aufgeführt werden, nur um Homeoffice schlecht zu reden. Auch habe ich in keinem Beitrag der Kritiker von Homeoffice gesehen, dass die Verhältnisse im Büroalltag kritisiert werden. Dort scheint alles rund zu laufen, wenn man das glauben mag. Arbeiten aber wirklich alle, die im Büro sind, höchst effizient? Oder werden Mitarbeiter:innen nicht auch dort mal abgelenkt? Verbringen sie nicht auch dort Zeit in unnötigen Meetings und mit bürokratischen Dingen, die nicht sein sollten und müssten. Werden sie nicht auch dort, vielleicht gerade dort immer wieder abgelenkt und verlieren den Faden bei der Erledigung ihrer Aufgaben. Die heile Bürowelt existiert ebenso wenig wie heile Homeoffice-Welt.

Auch finde ich die Aussage, dass man im Homeoffice beziehungsweise in der Onlinezusammenarbeit nicht kreativ, agil und produktiv sein kann, hanebüchen. In jeder großen Organisation, bei vielen Mittelständlern gibt es ortsunabhängig zusammenarbeitende Teams, ob in Deutschland, Europa oder weltweit verteilt. Katharina Borchert, die für die Mozilla Foundation arbeitete, kann das sicher bestätigen. Sind die alle per se unproduktiv und nicht kreativ? Das ist absoluter Mumpitz, um es frei nach Reich-Ranicki zu schreiben.

Um es nochmals klar zu schreiben. Arbeiten im Homeoffice ist nicht immer das Paradies und alles läuft dort rund. Es kann viel verbessert werden, in der Kommunikation, in der Art der Zusammenarbeit, in der Weise wie geführt wird und wie sich Führungskräfte und Mitarbeiter:innen verhalten, miteinander möglichst empathisch umgehen. Das soll gar nicht in Abrede gestellt werden, doch schütten wir das Kind nicht mit dem Brunnen aus. In diesen Zeiten sollten wir wo immer möglich Homeoffice praktizieren. Es ist ein Muss, um Corona-Infektionen und -Tote zu verhindern.

Doch auch nach der Pandemie ist es wichtig, dass wir denen, die es wollen und auch von der persönlichen Infrastruktur können weiter Homeoffice wollen und anbieten. Es gibt viele gute Gründe dafür, die schon oft genannt wurden und werden, vom Umweltschutz über verlorene Lebenszeit im Pendelverkehr bis zu einer besseren Work-Life-Balance. Und diejenigen, die ins Büro wollen, sollen das auch tun können. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich sehr oft hybride Modelle durchsetzen werden. Man arbeitet einige Stunden und Tage im Büro, die anderen daheim oder mobil. Das sollte die neue reale Arbeitswelt werden. Daran sollten sich die ewig Gestrigen und Controlettis gewöhnen. Und wenn es dafür ein Gesetz braucht, dann ist es halt so.

* Disclaimer: Mir ist sehr wohl bewusst, dass in vielen Berufen kein Homeoffice möglich ist. Mir ist auch sehr bewusst, dass es genug Fälle gibt, in denen die persönlichen Umstände es nicht wirklich komfortabel möglich machen, von daheim produktiv und zufrieden zu arbeiten. Mir ist auch klar, dass viele gerne ins Büro gehen, weil sie sich vielleicht daheim nicht so gut selbst disziplinieren können oder aber den direkten Kontakt mit Kollegen:innen wollen und brauchen. Und das ist alles ok und akzeptiert. Nur warum sollten diejenigen, die daheim arbeiten wollen und können, es nicht tun dürfen? Das muss mir mal jemand erklären.

(Stefan Pfeiffer)

Bildser von Please Don’t sell My Artwork AS IS auf und Alexandra_Koch auf Pixabay

Wir vermissen Freunde und Sonne, aber jetzt müssen und sollten wir halt mal verzichten – das geht!

1. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Und das Jahr ist um. Eigentlich ein gutes Jahr. Endlich mal keine nennenswerten gesundheitlichen Probleme. Auch meinen Eltern geht es gut. Und Ehefrau und die beiden Prachtkater sind wohlauf. Das ist auf jeden Fall schon mal etwas, was ich zu schätzen gelernt habe. 2020 ist auch das erste Jahr, in dem ich jeden Tag all meine Fitnessziele erreicht habe (auch wenn mir das katastrophal schlechte Softwareupdate von Apple auf Watch iOS 7 einige Daten zerschossen hat). Sieht man auch daran, dass das Bäuchlein etwas weg geschmolzen ist. Don’t break the chain bleibt ein Ziel auch für 2021.

Aber natürlich steht das Jahr auch im Zeichen der Pandemie. Wir hatten Urlaube geplant, im Sommer und im November mit unseren Freunden in Ägypten. Nochmals Sonne vor den grauen deutschen Winterwochen. Das wurde dann leider nichts. Auch die Treffen mit Freunden, die Trips mit Freunden in die umliegenden Weingegenden zu Winzern, unser Stammtisch, die Veranstaltungen und Treffen mit Freunden und Bekannten fehlen natürlich. Schade, aber man kann und muss gerade jetzt auch einmal verzichten.

Jahr des Kopfschüttelns

Schon sind wir beim Stichwort. Verzichten scheint heute vielen schwer zu fallen. Oder sie tun es einfach nicht, obwohl die reine Vernunft dafür spricht. Deshalb ist es auch für mich ein Jahr des Kopfschüttelns. Kopf schütteln darüber, warum man jetzt Ski fahren muss, eine Kreuzfahrt machen muss oder zu Weihnachten einfach nicht mal auf Treffen verzichten kann. Einmal verzichten. Das scheint uns Babyboomern und auch den nachfolgenden Generationen nicht leicht zu fallen. Unsere Großeltern, manchmal auch unsere Eltern haben ganz andere Zeiten erlebt. Unseren Generationen ging und geht es immer gut. Können wir uns da nicht einige Monate oder ein Jahr mal am Riemen reißen?

Jahr des Kopfschüttelns auch, wenn ich die Verschwörungstheoretiker, die Demonstranten ohne Maske, die mit marschierenden Nazis sehe oder die Tiraden von Trump und seinen Anhängern in den USA höre. Kopf schütteln darüber, dass man glaubwürdige Stimmen der Vernunft und der Wissenschaft verunglimpft. Chapeau einem Drosten und anderen Wissenschaftlern, aber auch Journalistinnen wie Dunya Hayali und ihren Kollegen:innen, die den niveaulosen Anfeindungen und Hassreden widerstehen.

Heimarbeit als „new normal“

Beruflich hat sich natürlich auch einiges geändert, denn nun sind fast alle meine Kolleginnen und Kollegen im Homeoffice, etwas, was ich seit vielen Jahren kenne und praktizieren darf. Das letzte große Event war die Euroshop in Düsseldorf, die im Februar noch durchgeführt wurde. Danach war Schluss und es ging dann richtig los. Seit März produziere und streame ich nun für meine Firma ein wöchentliches Magazin. Zuerst alleine, nun mit Unterstützung eines Teams, berichte ich jeden Dienstag um 11 Uhr aus der Welt der IBM. Einerseits bekomme ich viel Zuspruch, andererseits wird natürlich die Frage gestellt, was denn so ein Magazin bringt. Wo sind die Leads, die man doch so leicht auf konventionellen Veranstaltungen oder auch bei registrierungspflichtigen Onlineevents schreiben kann. So bleibt es eine fortwährende und auch notwendige Diskussion, was denn eine solche Sendung die das IBM Livestudio Magazin denn bringt – und vor allem, wie man noch besser werden kann.

Natürlich hat mich auch das Thema Homeoffice in diesem Blog und bei #9vor9, den privat von Lars und mir produzierten Digitalthemen, beschäftigt. Unterdessen bin ich der Diskussion und auch der Schwarz-Weißmalerei zugegebenermaßen etwas müde. Für mich steht fest, dass die Möglichkeit zum Homeoffice oder Remote Work eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Wer daheim oder mobil arbeiten kann oder will, dem sollte es erlaubt sein. Auch in verteilten Teams kann man kreativ und agil sein. Das haben nicht erst die vergangenen Monate gezeigt. Und die Zukunft sollte in hybriden Modellen, wo man mal im Büro, mal daheim arbeitet, wo einige lieber in die Firma gehen, andere im CoWorking Space oder eben von daheim arbeiten. Und natürlich geht Heimarbeit nicht in jedem Beruf, aber das sollte nicht bedeuten, dass sie nicht dort gefördert wird, wo es möglich ist.

Und ja, ich bin froh darüber, dass ich so arbeiten darf und kann, denn manch Andere:r ist gerade jetzt mit ganz anderen Situationen konfrontiert. Ob es nun die Pfleger:innen und Ärzte im Krankenhaus oder den Praxen sind, die Lehrer:innen und Kindergärtner:innen, die Kassierer:innen, die Polizisten:innen, alle die gerade jetzt noch größeren Belastungen ausgesetzt sind – bei meist nicht gerade feudaler Entlohnung. Hier bin ich nur dankbar für deren Arbeit. Und wenn es darauf ankommt hoffentlich auch solidarisch.

Hoffnung auf den Impfstoff und mehr persönliche Treffen in 2021

Nun geht es mit Hoffnung in das Jahr 2021, Hoffnung, dass der Impfstoff möglichst allen hilft und wir vielleicht ab September wieder zu normaleren Umständen zurückkehren. Natürlich hoffe ich, dass wir alle gesund bleiben, meine Eltern (und meine Frau) bald geimpft werden und der Impfstoff auch bei mir wirkt. Viele Grüße und alles Gute an alle Freunde und Bekannten, auch denen aus „dem Netz“. Lasst uns gegen Unvernunft, Fanatismus und Radikale zusammen stehen. Vor allem seid vorsichtig und bleibt gesund. Und mit dem:der ein oder anderen habe:n ich:wir uns ja schon verabredet in der Zeit nach der Pandemie, wenn das wieder geht. Ob das nun im Kölner Zoo mit Geißbock, Fohlen den Bremer Stadtmusikanten ist oder aber auf ein Glas Wein. bei einem Winzer in der Nähe.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Engin Akyurt auf Pixabay

Es braucht die sozialen Taktgeber, gerade in Zeiten des Homeoffice – #9vor9

22. Dezember 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Leider stand heute bei #9vor9 jemand bei Peter M. Wald auf der Leitung. Doch hat er nichtsdestotrotz das treffende Schlusswort zum Thema Homeoffice gesprochen: Jenseits von Technik, Tools und Werkzeugen, von weniger oder mehr Produktivität, von möglicher oder unmöglicher Innovation müssen wir gerade in den kommenden Wochen und Monaten mehr Wert auf die sozialen und menschlichen Aspekte legen. Wir brauchen gerade jetzt in den Teams die sozialen Taktgeber. Sie sind wichtiger als je zuvor.

Soziale Taktgeber sind dabei nicht unbedingt immer die Führungskräfte. Es können durchaus auch Teammitglieder sein, die aber genau diese sozialen Aspekte im Blick haben. Ob es dann das virtuelle gemeinsame Mittagessen, die immer offene Kaffeeecke auf Slack oder das Feierabendbier oder Glas Wein, das man zusammen trinkt, das hängt von den Vorlieben der Kolleginnen und Kollegen und der berühmten Teamdynamik ab. Wichtig ist aber – und da waren wir uns alle einig -, dass wir in den kommenden Wochen und Monaten genau auf diese sozialen Aspekte noch stärker achten sollten und müssen.

Wir bitten die Tonprobleme bei Peter M. Wald zu entschuldigen. Die Leitung war heute leider nicht besonders gut. Bevor wir aber herum schneiden und „doktoren“, lassen wir das Gespräch so wie es ist. Und man möge mir verzeihen: Die von mir erwähnte neue Studie, wonach das mobile Arbeiten bei der Mehrheit der Unternehmen im dritten Quartal 2020 zu erheblichen Produktivitätssteigerungen geführt hat, stammt von Capgemini.

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

An dieser Stelle danken Lars Basche und ich allen Gäste, die zu uns zu #9vor9 gekommen sind. Wir hoffen, dass wir wieder viele Gesprächspartner 2021 begrüßen dürfen, um die Digitalthemen der Woche zu besprechen, denn das bleibt unsere Passion. Besonderen Dank natürlich allen, die zu uns zuschauen und zuhören. Trotz oder gerade wegen der Pandemie eine frohe Weihnachtszeit, haltet Abstand und trefft Euch im Zweifelsfall eben virtuell, damit wir möglichst früh in 2021 jenseits der Homeoffice-Diskussionen zu einem halbwegs normalen menschlichen Miteinander zurückkehren können. In diesem Sinne eine gute Zeit.

Ein Jahr IBM Livestudio Magazin: Vom #WirVsVirus- Hackthon zum Gutenbot der Universitätsmedizin Mainz

16. Dezember 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich hatte am gestrigen 15. Dezember die Freude, mit Dr. Christian Elsner, dem CFO der Universitätsmedizin Mainz, und meinem IBM-Kollegen Thorsten Gau über die digitalen Lösungen zu sprechen, die man zusammen unterdessen implementiert hat. Lösungen, die gerade in den jetzigen Zeiten von Covid-19 besonders relevant sind, vom Chatbot bis zur organisatorischen Unterstützung eines Covid-Testzentrums. Hier unser Gespräch:

Gutenbot beantwortet am Telefon oder im Chat Fragen zu Covid-19

Das beginnt mit dem Gutenbot, einem Chatbot, der Fragen zu COVID19 am Telefon oder online im Chat beantwortet. Der Bot ist ein Ergebnis des #WirVsVirus-Hackathon, über den ich in meinem ersten IBM Livestudio Magazin zu der Pandemie berichtet hatte. Der Bot wurde dort in 3 Tagen entwickelt und live geschaltet. Danach hat ihn das Fachpersonal der Unimedizin trainiert, mit den richtigen und wichtigen Antworten „gefüttert“, so dass in 8 Wochen ein ausgerieftes System verfügbar war, das unterdessen schon von mehr als 50.000 Nutzeranfragen bearbeitet hat. Jeder kann den Gutenbot hier auf der Webseite der Unimedizin ausprobieren.

Vom mobilen Check-In in die Klinik bis zur organisatorischen Unterstützung des Covid-19 Testzentrums

Ich war selbst Patient der Universitätsmedizin Mainz und erinnere mich noch daran, wie ich die Formulare zur stationären Aufnahme vor Ort in Mainz in der Klinik ausfüllen musste. Auch dort haben Christian Elsner und sein Team angesetzt. Ziel ist es ein zumindest weitgehendes mobiles Check-In in der Klinik zu ermöglichen. Eigentlich für die Pflegeanamnese entwickelt, wurde die App für die Anforderungen von Covid-19 umgebaut.  Nun bietet sie einen Covid-Fragebogen als mobile App, dessen Ergebnisse dann im IT-System eingespeichert werden. Mit der Open-Source-App können Daten über alle Kliniken hinweg erhoben werden.

Darüber hinaus ist mit GCS /Kompass eine App entwickelt worden, die für Studien zu COVID-19 genutzt wird. In der Gutenberg COVID-19 Studie werden bevölkerungsbasierte Daten im Raum Mainz-Bingen zur Verbreitung von SARS-CoV-2-Infektionen und zur COVID-19-Erkrankung erhoben

Und wir haben über die Testzentrum-App für COVID-19 gesprochen. Mit dieser App lässt sich die „Test-Logistik“ abwickeln, beispielsweise die Terminvergabe. Positive Tests sollen jetzt – wenn die Patienten einwilligen – direkt an die Covid-Warn-App weitergegeben werden können. Die App funktioniert dabei sehr einfach, und hat so nur eine niedrige Zugangsschwelle.

Hybride Cloud als Betriebsmodell – Datenschutz nach DSGVO als Eckpfeiler

All diese Lösungen laufen in der IBM Cloud und man hat natürlich größten Wert auf Datenschutz (Stichwort DSGVO) gelegt. Thorsten Gau hat in dem Gespräch auch sehr plastisch dargestellt, wie wichtig hier die Fähigkeiten einer hybriden Cloud ist, in der die Betreiber entscheiden können, wo welche Lösung und welche Daten gehalten werden, in der Public Cloud oder in der privaten Cloud im Rechenzentrum der Klinik.

Auch im Gesundheitswesen (und der öffentlichen Verwaltung) können schnell IT-Lösungen umgesetzt werden …

Jenseits der notwendigen technischen Fragen ist mir vor allem eine Aussage von Christian Elsner im Gedächtnis geblieben. Er betont, wie wichtig das gemeinsame, agile Arbeiten an diesen Lösungen war und ist. Die Hackathons – er hat auch schon #WirvsVirus seit 2017 entsprechende Events organisiert – haben hier als Katalysator und Motivator gewirkt, aus denen dann besagte (und noch weitere) Lösungen entstanden sind. Für mich zeigt, dass man durchaus im Gesundheitswesen und in der öffentlichen Verwaltung schnell und effizient umsetzen kann, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen und das richtige Team kollaborativ zusammen arbeiten.

… wenn die Motivation und das Team stimmen (und Unterstützung bekommen)

Ich hoffe, dass ich im kommenden Jahr Christian Elsner und Thorsten Gau zu weiteren Lösungen befragen darf. Beispielsweise ist auch eine sichere Messenger-Lösung in Arbeit. Die gemeinsam erarbeiteten Apps sind übrigens nicht nur an der Universitätsmedizin Mainz im Einsatz. Sie werden auch von weiteren Kliniken genutzt und Christian Elsner und Thorsten Gau freuen sich über jeden Kontakt, der Interesse an einer Zusammenarbeit hat.

IBM Livestudio Magazin: Einige Highlights

Das Gespräch mit Christian Elsner und Thorsten Gau hat etwa 30 Minuten gedauert. Wer Interesse hat, einfach rein schauen oder hören. Danach kommt (ab ca. 31:20) dann ein kleiner rund 7 minütiger Zusammenschnitt einiger Highlights und Themen des IBM Livestudio Magazins in 2020. Unter anderem zu sehen sind

  • mein Kollege David Faller zu agiler Projektarbeit,
  • Ulrich Strack von Ritter Sport zu Homeoffice,
  • „Autopapst“ Professor Ferdinand Dudenhöffer zur deutschen Automobilindustrie,
  • Ulrike Meyer von Willenbrock zu künstlicher Intelligenz,
  • FDP-Bundestagsabgeordneter Mario Brandenburg zur Arbeit der KI Enquete-Kommission,
  • Sascha Pallenberg vom Daimler zum Umgang mit Technologien,
  • Lena-Sophie Müller von der Initiative D21 zu Lernplattformen und Digitalisierung an den Schulen,
  • Anna Hupperth von #WirVsVirus zum Hackathon,
  • Ingolf Wittmann dazu, wie Quantum Computing durch ein Gespräch zwischen Angela Merkel und Ginni Rometty nach Deutschland kommt,
  • Kim Dressendörfer zum wichtigen Thema Frauen in der IT und
  • einen kleinen, nicht ganz so ernsten Ausschnitt aus dem „Fußball-Talk“ zwischen IBM CTO Heinz-Joachim Schmitz und mir. Danach kommen noch einige kleine Outtakes von 2020.

Wir hätten natürlich viele, viele weitere Ausschnitte auswählen können. Alle Aufnahmen sind übrigens hier in Magazin-Form oder auch als Einzelgespräch verfügbar. Mir hat trotz der angespannten Situation, in der wir derzeit leben, das Livestudio Magazin sehr viel Spaß gemacht. Ich habe viel gelernt, viele interessante Menschen und Experten kennenlernen dürfen. Und natürlich hoffe ich, dass wir 2021 weitermachen dürfen.

In der Ausgabe vom 15. Dezember hat sich für mich auch in schöner Weise ein Kreis geschlossen. In der ersten Sendung, damals noch komplett alleine im Homeoffice produziert, durfte ich mit Anna Hupperth und meinen Kollegen Max Dargatz und Florian Scheil über den #WirVsVirus-Hackathon sprechen. Das war ein Gänsehautmoment für mich. Der Talk mit Christian Elsner darüber, was unter anderem daraus entstanden ist, rundet für mich das Jahr ab.

An der Stelle möchte ich natürlich bei allen Gästen bedanken, die ins Livestudio gekommen sind. Und lieben Dank auch an das Content Board unter Vorsitz von Markus Lyschik, an die Kolleginnen und Kollegen, die mit mir zusammen die Themen festlegen und die Interviewpartner identifizieren. Begonnen hatte ich die Produktion alleine, doch schnell kam auch Unterstützung durch unsere Agenturen hinzu, sonst hätte ich das auch nicht durchgehalten. Und da ist es mir eine Herzensangelegenheit zum Jahresabschluss danke zu sagen an Janine Herbst, Verena Krebs, Yvonne Zirkelbach, Jörg Lenuweit und nicht zuletzt Lars Basche von der Agentur Archetype, die mir beim Skripten, bei den Vorgesprächen und den Interviews geholfen haben. Besonderen Dank auch an Michael Jung und Sönke Dannemann von Live Directors, die seit April die Technik betreuen. 

Hat sehr viel Spaß mit Euch gemacht. Bleibt gesund und bis bald, hoffe ich.

(Stefan Pfeiffer)

Digitalthema bei #9vor9: Salesforce und Slack: Geheiratet ist schnell, aber wird es eine glückliche Ehe?

8. Dezember 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich habe mich ja hier im Blog schon zur angestrebten Übernahme von Slack durch Salesforce geäußert, doch mussten wir das Thema dann doch nochmals heute bei #9vor9 entsprechend aufgreifen. Lars hat insbesondere die US-Techpresse beobachtet, die sehr stark auf die Konkurrenz Microsoft und Salesforce abheben und als Motivation für Slack die Chance sehen, endlich von Unternehmenskunden wahrgenommen zu werden. Ob es dann wirklich „Hochzeit im Himmel“ kommen wird (Zitat Salesforce-Chef Marc Benioff) oder besser zu einer funktionierenden Ehe wird man erst sehen müssen. Geheiratet ist ja mal schnell, aber zusammen glücklich leben und – um im Bild zu bleiben – sich zu vermehren eine andere Frage.

Ich bin heute früh in meinem Posteingang auf eine Beitrag auf Welt unter Überschrift „Microsoft vs. Slack – die große Niederlage der kleinen Klugen“ gestoßen. Der Bericht geht in Richtung dessen, was auch ich schon hier im Blog geschrieben habe. Die Großen machen die innovativen Kleinen platt, sobald diese gefährlich werden, entweder dadurch, dass sie selbst entsprechende Produkte auf den Markt werfen oder aber die Kleinen kaufen:

Denn Microsoft konnte im Kampf gegen Slack zu einem alten Trick greifen: Der Bündelung von Software, der Trick, der einst schon dem Internet Explorer zum Sieg über Netscape verhalf. Teams wurde einfach zu einem Teil des Software-Pakets Office 365 gemacht, für das Zehntausende Firmen bereits Abonnements abgeschlossen haben.

Prompt sahen diese potenziellen Kunden keinen Anlass mehr, noch zusätzlich an Slack zu zahlen.

Microsoft vs. Slack – die große Niederlage der kleinen Klugen – WELT

Die Autoren nennen in ihrem Beitrag nicht nur Microsoft, sondern zählen auch andere Übernahmen auf. Erwähnenswert aus meiner Sicht ist noch, dass es Google – dem jenseits von Open Source einzig verbliebenen halbwegs ernsthaften Office-Konkurrenten – nie gelungen ist, sich wirklich im Messenger- und Videokonferenzmarkt zu etablieren. Und in puncto Open Source bleibt die schon erwähnte Krux, dass sich kein wirkliches Konsortium hinter eine solche Plattform stellt und diese gerade betreibt. Schade.

Noch zwei Randnotizen von meiner Seite: Im Feuilleton der FAZ bin ich auf einen Beitrag von Niklas Maak gestoßen, der fordert Rechenzentren in die Innenstädte zu holen und sie so visibler für die Bevölkerung zu machen. Er fordert, die Rechenzentren in die Städte zu holen:

Auch als symbolischer Kulturort wäre eine solche sichtbare, zentrale Serverfarm wichtig. Statt die Bürger mit noch einem halbmilliardenteuren Museumsrenommierbau oder noch einem nostalgischen Schlossimitat ruhigzustellen, wäre es die Aufgabe des Staats, etwas Neues zu bauen, das all die unverständlichen, aber das Leben mehr als alles andere prägenden Technologien sichtbar und verständlich macht: einen Hybrid aus Data Center, Bibliothek und Museum der Zukunft, eine neue Bildungseinrichtung, in der Schüler, aber eben auch Politiker lernen können, wer die Chips für Künstliche Intelligenz, die Plattformen, die Cloud und die Algorithmen kontrolliert, wie wir analysiert, vorausberechnet und überwacht werden, was Hoheit über die eigenen Daten eigentlich bedeutet, was passiert, wenn man sie verliert, wie man sie zurückerlangt und welche neuen Formen partizipativer Demokratie dann möglich wären.

Serverfarmen: Holt die Rechner ins Zentrum der Stadt!

Ein teilweise überspitzter, aber interessanter Beitrag. Die Idee halte ich im Grunde für eine sehr gute. Und fast daran anschließend: In einem Wilsberg-Krimi wurde am 27.11.2020 das Thema Fake News und Cyber Mobbing behandelt, zwar etwas grob gebürstet, aber immerhin. Und die Auseinandersetzung mit dem Thema ist ja auch wichtig. Schließlich hat Lars noch das Thema, dass ich die verschiedenen sozialen Plattformen immer mehr ähneln, auf die Tagesordnung gebracht, aber das soll in einer gesonderten Sendung tiefer behandelt werden.

Wir – Lars und ich – wünschen eine gute Woche. Bleibt gesund.

(Stefan Pfeiffer)

P.S. Und hier noch der Beweis, was Lars alles gelesen hat und wie exzellent er auf die heutige Sendung vorbereitet war:

Hier noch ein paar Links, die ich hatte bei der Slack/Salesforce Geschichte:

Salesforce will Slack kaufen: Ändert das die Machtverhältnisse im Office- und Collaboration-Markt?

2. Dezember 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Nun ist also die Übernahme angekündigt: Salesforce will den Messengerdienst Slack für mehr als 27 Milliarden Dollar übernehmen. Damit schlüpft Slack unter das Dach eines großen und erfolgreichen Softwareriesen, der angesichts der Wahrnehmung der GAFAM*-Konzerne als Anbieter von „nur“ Unternehmens-Software etwas unter dem Radar fliegt, ist aber sehr erfolgreich.

Salesforce als einer groeßn Konkurrenten von SAP hat in den vergangenen Jahren sicher eine Erfolgsgeschichte geschrieben und Cloud sowie SaaS (Software as a Service) geprägt, bevor viele andere auf diesen Zug aufgesprungen sind. Was sich nun Salesforce und Marc Benioff von der Übernahme versprechen, mögen klügere, analytische Köpfe kommentieren.

Slack stand – und steht? – für den „Best-of-breed“-Ansatz. Unternehmen sollen sich die besten Produkte aussuchen und diese kombinieren können. Box-CEO Aaron Levie sieht in dem Kauf eine Bestätigung dieses Konzepts.

Most importantly, this is massive validation of the modern, best-of-breed enterprise software stack. It creates even more choice in the ecosystem for the future of work.

Salesforce, Slack, and the future of work | Box Blog

Diesem Ansatz steht … Microsoft mit alle seiner Macht im Office- und Collaboration-Markt gegenüber. Hier heißt das Konzept alles aus einer Hand, dadurch natürlich eng integriert und vermeintlich kostengünstig. Die meist installierte Office-Suite, de-facto-Standard in der Mehrzahl der Unternehmen, wird um Funktionen erweitert, Kunden werden mit neuen Produkten und Funktionen angefüttert, die dann als weiteres Office-Produkt als Teil einer Suite in Unternehmen Einzug halten.

Es sind nicht immer die funktional besten Produkte, aber sie gibt es erst mal „für umme“ zum Testen und dann quasi automatisch als Erweiterung der Office-Suite. Microsoft Teams – der Slack-Konkurrent – ist das letzte Beispiel. Und schier der Marktmacht, vermeintlichen einfacherem Management wird das Produkt in den Markt gedrückt. Slack hat diese Marktmacht in den vergangenen Jahren spüren müssen. Box, Zoom und andere sind andere „Best-of-breed“-Anbieter, die sich dieser Marktmacht gegenüber sehen.

Werden nun die Karten im Collaboration-Markt neu gemischt? Eher nicht, aber Slack hat mit Salesforce nun eine stärkeres Unternehmen hinter sich. Die Dominanz von Microsoft gerade im Office-Markt bleibt besteht und wird weiter ausgespielt. Das gilt auch für den Schul- und Bildungsbereich frei nach dem Motto, das funktioniert wenigstens und die paar Daten, die da abfließen spielen keine große Geige. Und ja, die Schüler:innen gewöhnen sich an die Produkte und wollen sie vielleicht später auf der Arbeit nutzen wollen. So what?

Was kann man da antworten? Und ich überrasche vielleicht den:die eine:n und andere:n, die mich kennen: Besser eine Schule nutzt das Microsoft Office-Ökosystem in diesen Zeiten für den Unterricht und Digitalisierung, als dass sie gar nicht digitalisieren. Die Schande ist, dass es nicht gelingt eine valide, potentiell auf Open-Source-Lösungen basierende Alternative aufzubauen und anzubieten. Eine solche Alternative könnte meiner Ansicht nur durch „die“ deutsche, öffentliche Verwaltung, vielleicht gar die EU gestützt werden. Leider sehe ich das nicht. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. So wird es hier und da kleine gallische Dörfer geben, aber das große römische Reich macht im Office- und Collaboration-Markt alles platt. Schade.

(Stefan Pfeiffer)

* GAFAM = Google (aka Alphabet), Apple, Facebook, Amazon, Microsoft

„Alte“ Beiträge zu Slack & Konsorten:

Einfach mal nebeneinander gestellt

26. November 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Zwei Nachrichten der vergangenen Tage zum Thema Datenschutz und Microsoft:

Reingehört in Handelblatt Disrupt mit TK-Chef Jens Baas: Es ändert sich im Gesundheitswesen so wenig, weil zu viele Leute zu gut mit dem alten System leben

20. November 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Eine neue Hörempfehlung: der Handelsblatt Disrupt Podcast mit dem Chef der Techniker Krankenkasse Dr. Jens Baas im Gespräch mit Sebastian Matthes vom Handelsblatt. Jens Baas kenne ich aus dem IBM Livestudio. Dort hat er sich 2018 auf der Cebit mit dem damaligen IBM Deutschland-Chef Matthias Hartmann über die elektronische Gesundheitsakte unterhalten, bei der IBM unterstützen durfte. Es geht um die Digitalisierung und den Stand des Gesundheitswesens und der Krankenkassen. Für mich klare, deutliche Aussagen, vom Thema – natürlich – zweite Welle bis hin zu den Gründen, warum es im Gesundheitswesen so langsam mit der Digitalisierung voran geht.

Eine Aussage: Es ändert sich so wenig, weil zu viele Leute zu gut mit dem alten System leben, von den Ärzten über die Kassen bis zu Patientenverbänden und der Pharmaindustrie. Immer wird – oft erfolgreich – versucht, die eigenen Interessen zu schützen. Und gar mancher, der Datenschutz schreit, meint – so Baas – in Wirklichkeit Schutz der eigenen Interessen und damit einhergehend Angst vor Transparenz. Jens Baas bringt viele praktische Beispiele, wirkliche Augenöffner.

Mich beschäftigt das Thema ja schon geraume Zeit und ich möchte als Patient die Möglichkeit, die Chance haben, meine Daten, meine Patientenakte für meine Ärzte frei geben können. Es ist und bleibt für mich unfassbar, dass noch immer viele Informationen per Fax oder auf DVDs ausgetauscht werden, wie ich es selbst erleben musste. Heute noch – so Baas – verbringen viele Ärzte einen großen Teil ihrer Zeit damit, Befunden hinterher zu telefonieren.

Und ja, das Thema Datenschutz muss immer wieder kritisch beleuchtet werden. Gerade hat ja der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber davor gewarnt, dass dass Version 1.1. der elektronischen Patientenakte (ePA), die zum 1.1.2021 eingeführt werden soll, nicht DSGVO-konform sei. Erst mit der für Januar 2022 geplanten Version 2.0 der ePA hätten die Versicherten die volle Hoheit über ihre Daten. Hier kommt es derzeit zu Auseinandersetzungen, deren Ergebnis noch nicht abzusehen ist. Doch stellt sich mir die Frage, ob man nicht hier ein Jahr Überbrückungszeit mit einem zum 11.2022 garantierten Datenschutz akzeptieren könnte, ja sollte?

Baas fordert in dem Podcast eine offene Diskussion, wer Patientendaten wann und wofür nutzen kann. Erst wenn der Patient seine Daten explizit frei gibt, erst dann dürften sie in vereinbartem Umfang genutzt werden. Hier sind wir wieder an dem von mir angesprochenen Punkt. Ich möchte über meine Patientendaten bestimmen, aber ich möchte vor allem überhaupt einmal die Möglichkeit haben, basierend auf meiner bewussten Entscheidung meine Patientendaten und -befunde mit meinen Ärzten vollumfänglich teilen können.

Das Gespräch mit Jens Baas dauert bis ca. 34:41. Eine halbe Stunde, die sich lohnt.

https://handelsblatt-digitaldisrupt.podigee.io/feed/mp3

Unten eingeblendet eine Infografik von der Techniker Krankenkasse, was im quasi „Vorgänger“ einer elektronischen Patientenakte, TK-Safe, der mit Unterstützung der IBM entwickelten elektronischen Gesundheitsakte an Informationen hinterlegt werden kann:

Grafik aus der Presse-Mediathek der TK – Alle Rechte liegen bei der TK

#HomeOfficeSteuer

13. November 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Manchmal denkt man, es kann nicht schlimmer kommen – aber dann kommen die Strategen der Deutschen Bank um die Ecke und fordern eine 5 prozentige Strafsteuer auf Homeoffice. Einige Tweets zum Thema, die ich hier mal kuratiere, quasi als Nachtrag zu meinem Homeoffice-Allerlei dieser Woche:

(weitere Tweets werden angehängt)