Posts Tagged: ‘Digitalisierung & Wirtschaft’

Unsere scheinbare oder offensichtliche Unfähigkeit zur Digitalisierung in Deutschland dokumentiert in einigen Tweets – und meine 2 Cents dazu

19. April 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Mir sind in den vergangenen Wochen verschiedene Tweets und Berichte aufgefallen, die sehr kritisch zum Thema Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung Stellung nehmen. Viele Tweets und dahinter liegende Berichte frustrieren einfach nur. Und sie schreien sicher nach tiefergehenden Analysen und vor allem Umsetzungsvorschlägen, wie wir Digitalisierung vorantreiben. Nicht zur Demotivation, sondern einfach als Stoffsammlung zur Diskussion.

Der von mir sehr geschätzte Rafael Laguna de Verra wird wie folgt zu bestehenden Gesetzen und Vorgaben zitiert: Sie behindern, blockieren oft den digitalen Fortschritt. Sind sie vielleicht in dieser Zeit überholt und müssten dringend modernisiert werden?

Handelsblatt und heise online berichten über das Gutachten des Wissenschaftliche Beirat des Wirtschaftsministeriums: eine schonungslose Analyse des Versagens. Der gesamte Bericht kann hier heruntergeladen werden:

Und zur gleichen Studie folgendes Zitat von heise online:

Und ein Zitat aus dem Fazit des Berichts:

Digitale Transformation muss mit einer Reform von Organisationen und Prozes- sen einhergehen. Etablierte Gesetze und Organisa- tionsweisen müssen auf ihre Eignung in einer digi- talen Welt hin überprüft und reformiert werden. Dazu sind einfache Verwaltungsabläufe, auch im föderalen Kontext, sowie klare politische und unter- nehmerische Führung notwendig.

Digitalisierung in Deutschland – Lehren aus der Corona-Krise

Ein gewisses i-Tüpfelchen setzt dann für mich diese Aussage von Peter Altmaier: Wenn wir es nicht hinbekommen, dann holen wir uns ein Team aus Estland … Einfach mal reinhören.

Die NZZ analysiert in einem Bericht das Wachstum an Beamten in der Minsterialbürokratie: In der Amtszeit von Kanzlerin Angela Merkel seien rund 4600 zusätzliche Stellen geschaffen worden. Für wen? Zur stärkeren Digitalisierung hat es offensichtlich nicht beigetragen.

Von den Autorinnen:en werden auch Doro Bär und Jörg Müller-Lietzkow kritisch ins Visier genommen, die ja kürzlich in der FAZ ein neues Superressorts für Digitalthemen gefordert haben:

Ein Superressort mit neuen Stellen? Oder sollen Beamte aus den anderen Ressorts dorthin wechseln? Da stellt sich natürlich dann wieder die Frage, ob nicht frischer Wind und externe Kompetenz gefragt wären – die aber dann hoffentlich nicht an besagten Vorgaben, Gesetzen, an föderalen Strukturen und Blockaden oder bewusstem Aussitzen verzweifeln.

Persönlich sehr frustrierend finde ich, dass gerade der Bund seine Mittel nicht in von den US-Herstellern unabhängige Lösungen für die öffentliche Verwaltung investiert und stattdessen dreistellige Millionenbeträge beispielsweise an Microsoft überweist …

… und gar die Zukunft der öffentlichen Verwaltung auf Basis Microsoft finanzieren will.

Können wir in Europa oder Deutschland es wirklich nicht? Sind es nur die IT-Spezialisten, die fehlen?

Oder ist es nur Bequemlichkeit? Auf jeden Fall würde eine solche Investition neben höherer digitaler Souveränität sowohl Arbeitsplätze schaffen und sichern wie auch höhere digitale Kompetenz in Deutschland kreieren. Bund, Länder, europäische Institutionen tun es aber nicht. Aus Bequemlichkeit? Da Microsoft und Konsorten so geschicktes Lobbying betreiben? Oder weil sie es deutschen IT-Experten nicht zutrauen, denn zu viele, fast alle öffentlichen IT-Projekte sind gescheitert.

Nein, mehr Aufträge an Berater ist nicht die automatische und logische Konsequenz.

Die könne, müssen wahrscheinlich mit einbezogen werden, aber es braucht vor allem ein anderes Vorgehen, weg vom klassischen IT-Projekt im Wasserfallmodell hin zu agileren Projektmanagement- und Realisierungsmethoden. Das geht. Auch in der öffentlichen Verwaltung. Ich glaube, dass es durchaus mit unabhängigem Projektmanagement und entsprechendem Personal klappen könnte. SPRIN-D, die Bundesagentur für Sprunginnovation, könnte ein Vorbild sein.

Leider scheinen Weckrufe wie die von Peter Ganten oder Rafael Laguna de Verra zwar nicht ungehört, aber ohne daraus resultierendes Handeln zu verhallen.

Ich bin in dieser Tweet- und Quellensammlung bewusst nicht auf aktuelle Themen wie die Vernetzung der Gesundheitsämter mir Sormas, das teilweise herrschende Anmeldechaos bei Impfungen, auf die oft zu unrecht kritisierte Cornona-Warn-App oder die aktuellen Diskussionen um die Luca-App eingegangen. Dies sind nur fatale Fanale eines jahrelang heraufbeschworenen digitalen Versagens in der öffentlichen Verwaltung.

Nach Jahren des digitalen Stillstands, gar Rückschritts scheint ein radikaler Schnitt, ein Neuanfang notwendig. Die jetzigen Regierungsparteien haben es offensichtlich versäumt, die digitale Transformation in der öffentliche Verwaltung nennenswert nach vorne zu bringen. Das können wir uns seit langem nicht mehr leisten.

(Stefan Pfeiffer)

Auto-Mobil: Von Sonderlocken und Schnickschnack, Leasing und dem E-Auto als Dienstwagen

18. April 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Nun haben wir Mitte April 2021 und der Termin, an dem das Leasing meines Dienstwagens endet, nähert sich unaufhaltsam. Im Juli ist es so weit. Noch immer ist unklar, wie es weiter geht: Wird der Vertrag verlängert, weil ich natürlich in Corona-Zeiten bei weitem nicht die dienstlichen Kilometer gefahren bin, wie zu normalen Zeiten? Gibt es aus genannten Gründen oder auch wegen Einsparungen keinen neuen Dienstwagen?

Oder wird mir wieder ein Dienstwagen angeboten? Besteht gar die Option, ein E-Auto als Dienstwagen zu nehmen? In der Gebrauchtwagenbörse habe ich zwei Tesla Model 3 gefunden, allerdings ist der monatliche Mitarbeiteranteil exorbitant hoch. Mein jetziger A4 würde beim Mitarbeiteranteil deutlich weniger zu Buche schlagen. Die geringere Besteuerung bei Privatfahrten und bei der Fahrt zwischen Arbeitsstätte und Wohnung scheinen mir kein finanzielles Argument zu sein, u.a. da ich im Homeoffice arbeite. Dabei wäre ein E-Auto aus dem Fahrzeugpool durchaus eine Option für die kommenden Monate und Jahre. Ich werde weiter recherchieren und bei Neuigkeiten hier informieren. Und wer hier mehr weiß und Tipps zum Thema E-Auto als Dienstwagen geben kann, ich bin sehr dankbar dafür.

Oder steige ich gar auf einen Privatwagen um und schaffe ein E-Auto an? Jenseits der bei Männern natürlich besonders beliebten Frage nach Modell und Ausstattung, stellt sich natürlich die Finanzierungsfrage: Kauft man ein E-Auto, least man den Wagen oder entscheidet man sich gar für ein Auto-Abo, etwas was Autopapst Ferdinand Dudenhöffer auch in meinem Gespräch mit ihm im IBM Livestudio als das künftige Finanzierungsmodell postuliert.

Auch angesichts der Dynamik im Markt werde ich – falls ich mich für einen Privatwagen entscheide – leasen – oder abonnieren. Einerseits wegen der einmaligen Investstion, andererseits wegen Technik und Reichweite der E-Autos, den sich derzeit ständig deutlich weiter zu entwickeln scheinen. Auch kommen immer neue Modelle auf den Markt, hoffentlich auch im Markt für Kompaktwagen.

Hier ein Vergleich der Modelle, die für mich derzeit in Frage kommen. Einerseits der Volkswagen ID.3, den ich auch schon Probe gefahren habe. Von der Größe her reicht mir das der Golf-Klasse entsprechende Modell vollkommen aus. Ich fahre sehr selten mit 4 Personen und selbst da reicht Platzangebot vollkommen aus. Zudem fahre ich im Vergleich zu früher deutlich weniger lange Strecken. Statt bis nach München oder Hannover (adé Cebit) geht es heutzutage dienstlich maximal bis Ehningen bei Stuttgart, nach Köln/Düsseldorf oder nach Nürnberg, also einfache Strecke bis zu 250 – 275 Kilometer. Trotzdem würde ich auch aufgrund der Praxisberichte beim ID.3 für die größere der verfügbaren Batterien und damit die größere Reichweite optionieren.

Die lieben Extralocken und der Schnickschnack am Auto

Batterie und Reichweite sind ein Argument, aber natürlich kommt auch das Kind im Manne und der Technikfreak bei einer Entscheidung für einen Wagen ins Spiel. Ich stehe auf Technik, entsprechende Spielereien wie ein Head-up Display oder das virtuelle Cockpit in meinem A4. Selbstverständlich bieten die neuen E-Autos und auch der ID,3 auch solche Schmankerl vom besagten Head-up Display bis zu vielfältigen Assistenzsystemen, beispielsweise für Spurwechsel oder Notbremsung. Ganz ehrlich stellt sich hier manchmal die Frage, ob diese Extras sein müssen, ob sie wirklich wichtigen Mehrwert bringen. Oder geht es auch ohne große Einschränkungen ohne solche Extras? Was sind die wirklich notwendigen, wichtigen Funktionen? Anklappbare Außenspiegel, abblendbarer Innenspiegel, beheizbare Vordersitze, elektrischer Heckklappe, LED Scheinwerfer mit automatischer Lichtschaltung? Das muss natürlich jede:r im Endeffekt selbst entscheiden.

Ausgeschnitten aus der Tabelle ID.3 Ausstattungsvergleich von Volkswagen. Hier wird einigermaßen deutlich, welche Sonderlocken in den voll ausgestatteten Linien enthalten sind.

Der Unterschied zwischen dem rein funktionalen Fahrzeug und dem „Schnickschnacker“ wird analog zum ID.3 auch beim ID.4, dem neuen SUV von Volkswagen, deutlich. Der ID.4 in der Variante Pro Performance Lite verzichtet auf viele Extras (ohne Rückfahrkamera, Assistenten, abgedunkelter Seitenscheibe hinten), hat aber die „fahrnotwendige“ Ausstattung und kostet im 48-Monats-Leasing 405 €/Monat*. Der entsprechende ID.4 mit allen Sonderlocken kommt in der von mir erstellten Konfiguration dagegen auf 510 €/Monat. Ähnlich verhält es sich mit einem „naggischen“ VW Pro S oder einen voll ausgestatteten ID.3 Pro S Tour: 361 €/Monat versus 491 €/Monat für48 Monate Laufzeit.

Leasingraten im Vergleich – Oder gar Auto im Abonnement?

Hier der Preisvergleich der konfigurierten Fahrzeuge, jeweils kalkuliert auf 15.00 Kilometer Fahrleistung im Jahr, 48 Monate, 6.000 bis 6.500 Euro (Tesla) Anzahlung, was der staatlichen Förderung für E-Autos entspricht:

Interessant ist es in diesem Zusammenhang, auch noch die Preise für Auto-Abonnements beispielhaft am VW ID.3 hinzuzufügen. Der wird von Volkswagen Financial Services im Abo Special für 488 €/Monat angeboten. Im Vergleich zu Leasing sind die Laufzeiten für ein Abo deutlich kürzer (in genanntem Fall 6 Monate Mindestlaufzeit, danach monatliche Kündigung). Hierbei handelt es sich allerdings um die 58 kW Version und die Ausstattung des Wagens kann variieren.

Autoabonnements sollte man auf jeden Fall künftig nicht aus dem Auge verlieren. Im Vergleich zu Leasing sind Zulassung, Steuern, Versicherungen, Wartung & Verschleiß, Reifenwechsel für das Auto im Preis bereits enthalten. Lediglich die Kosten für die Betriebsstoffe kommen oben drauf. Da er mir optisch aufgefallen ist, habe ich auch einmal die Preise für den Volvo XC40 Recharge heraus gesucht: Hier kommt man auf einen Preis von 699 Euro/Monat.

Hier ein kleiner Vergleich der technischen Eckdaten, der selektierten E-Autos.

Noch einige Anmerkungen zu den ausgewählten und verglichenen Fahrzeuge. Den Volkswagen ID.4 konnte ich vergangene Woche beim Autohändler sehen, mich hinein setzen. Das ist auf jeden Fall ein „Schiff“, ein vollwertiger Familienwagen, wertig verarbeitet mit sehr viel Platz und großem Kofferraum. Mir ist er etwas wuchtig, zu groß, obwohl in der Länge auf Niveau meines jetzigen A4. Schaut man auf den Preis für die Pro Performance Lite-Variante, so ist er aber durchaus eine valide Option.

Der Tesla Model 3 war bei mir eigentlich mit der Annahme „nicht mein Designempfinden, zu teuer und vielleicht auch zu groß „außen vor. Beim Design musste ich an meinenFahrten mit dem Model S denken, der mir gefühlt zu amerikanisch-chromig-glänzend war. Da ich aber viel Gutes von Alex, Detlef und auch Richard Gutjahr gehört und gelesen habe, werde ich ihn dieser Tage mal Probe fahren, nur eine Stunde, aber ich werde zumindest einen Eindruck gewinnen.

Zum ID.3 habe ich mich hier im Blog ja schon geäußert und er war/ist eigentlich meine erste Option, zumindest wenn wir ein Fahrzeug privat leasen sollten. Das Thema, ob und welches Fahrzeug ich künftig fahren werde, wird mich sicher in der kommenden Zeit weiter begleiten. Gerade auch das Thema Elektromobilität ist ja auch extrem spannend – inklusive der Diskussion über Ausstattung und Schnickschnack 😄.

Bei aller Begeisterung für E-Mobilität drängt sich mir aber bei einem Preisvergleich noch immer der Eindruck auf, das Verbrenner von den Herstellern noch immer preislich deutlich günstiger – egal ob Privat- oder Dienstwagen – angeboten werden – ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

(Stefan Pfeiffer)

*Preise und Angebote ändern sich natürlich ständig. Der Preis bezieht sich auf ein von mir im April 2021 konfiguriertes Beispielfahrzeug

Graswurzelinititaiven aus der Mitte des Unternehmens – #9vor9 mit Sabine und Alexander Kluge

13. April 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Zu Gast bei #9vor9 waren am 13. April 2021 Sabine und Alexander Kluge, die seit Jahren Organisationen, Unternehmen, Teams und auch Einzelpersonen in Sachen Zusammenarbeit, Selbstorganisation und Führung begleiten und coachen. Wir haben zusammen über sogenannte Graswurzelinitiativen in Unternehmen gesprochen, Initiativen von unten, besser aus der Mitte des Unternehmens, die Dinge, Prozesse, Produkte, Zusammenarbeit, Kundendienst in einer Organisation verbessern wollen. Genau eben nicht per Order Mufti ,sondern meist aus Eigenmotivation der Mitarbeiter:innen.

Aus meiner Sicht ist ein solches Engagement generell und insbesondere in Zeiten der (nicht nur digitalen) Transformation besonders wichtig und notwendig, stoßen aber durchaus an Grenzen. Das kann das Hierarchiedenken oder Besitzstandsdenken sein, das kann Angst vor Veränderung sein oder das das nahende Quartalsende im neuerlichen „most important quarter in the history of our company“.

Technologie, entsprechende Produkte zur Zusammenarbeit und Kommunikation, zur Vernetzung sind dabei notwendige „Enabler“, aber nicht die eigentlich erfolgskritischen Faktoren. Man kann sicher mehr oder weniger trefflich über Funktionalität und Nuancen der ein oder anderen Lösung diskutieren – und die entsprechenden Apologeten tun dies auch sicherlich weiterhin. Entscheidender ist aber der „menschliche Faktor“, die Art und Weise, wie zusammengearbeitet und kommuniziert wird, wie gerade auch das Management eingebunden wird, wie man Sponsoren und damit Rückendeckung für Graswurzelinitiativen findet und der Mehrwert für das Unternehmen (und die Mitarbeiter:innen) deutlich wird.

Denn: Graswurzelinitiativen sind wichtig, notwendig, aber diejenigen, die sie treiben brauchen Standvermögen und einen langen Atem, denn erfahrungsgemäß kann es vielfältige der besagten Widerstände geben und es wichtig, sich hier nicht frustrieren zu lassen. Dabei können Methoden wie Working out loud oder andere Arten, sich zu vernetzen, extrem hilfreich sein. Genau in solchen Vorgehensweisen unterstützen Sabine und Alexander mit Rat und Tat, in ihrem 2020 erschienenen Buch „Graswurzelinitiativen in Unternehmen: Ohne Auftrag – mit Erfolg!“ – oder auch mit ihrem Podcast oder ihren Veröffentlichungen – und natürlich auch in Beratungsprojekten.

https://9vor9.podigee.io/51-graswurzelinitiativen-unternehmen

Wer Lust hat, einfach mal reinschauen oder reinhören in unseren Video- oder Podcast. Es werden vielfältige Aspekte, auch kulturelle Unterschiede zwischen den Ländern diskutiert. Und wir schauen auch etwas nostalgisch auf Zeiten zurück, in denen Luis Suarez das Leben außerhalb des E-Mail-Posteingangs postuliert und schon vor mehr als 10 Jahren gefordert hat, mehr Informationen und Wissen zu teilen, Abteilungs- und Bereichssilos nieder zu brechen und soim Endeffekt auf verschiedensten Ebenen bessere Ergebnisse zu erzielen.

Wir freuen uns über Feedback, am liebsten auf Twitter Stefan – https://twitter.com/Digitalnaiv – und Lars – https://twitter.com/larsbas – oder Sabine – https://twitter.com/netzabine – und AlexanderKluge – https://twitter.com/alecmcint.


#9vor9 – Digitalthemen der Woche erscheinen auch immer als Podcast unter https://9vor9.podigee.io/ und sind natürlich über die gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

Bild von Comfreak auf Pixabay

Hörtipp: Von Diversity im Kopf und in der Verwaltung – Der SPRIN-D Podcast mit Katrin Suder vom Digitalrat

8. April 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich gebe zu, dass ich den Digitalrat der Bundesregierung wenn überhaupt nur am Rande wahrgenommen habe. Mehr Aufmerksamkeit bekommen hat er jetzt durch das Gespräch zwischen Katrin Suder und Thomas Ramge im Podcast von SPRIN-D, der deutschen Agentur für Sprunginnovation, erhalten. Katrin Suder, Vorsitzende des Digitalrats der Bundesregierung, Mitglied des Kuratoriums der Hertie School of Governance, vorher im Verteidigungsministerium und eine ehemalige „McK’ie“, wird von Ramge zur Arbeit des Digitalrats und darüber hinaus befragt.

https://feeds.podcastproduzenten.de/sprind/feed/

Es werden viele Aspekte und Themen behandelt,fallen viele Begriffe, viele Schlagworte, die gerade heutzutage durch die Corona-Krise noch mehr in den Fokus geraten sind und ich erlebe einige Déja-vu und Future-vu in meinem ganz persönlichen Spagat zwischen Themen, mit denen ich im Job im IBM Livestudio und aus Privatinteresse hier im Blog oder bei #9vor9 beschäftige.

Katrin Suder spricht über die Notwendigkeit, sich in vielen Bereichen vom Projektmanagement nach dem Wasserfallmodell hin zu iterativer, spiralförmiger, agiler Entwicklung bewegen muss – und ich denke an mein Gespräch mit Anna Roizman und Cihan Sügür von Porsche. Sie spricht von der Notwendigkeit eines Mentalitätswandels, von der Notwendigkeit von Quereinsteiger:innen in der öffentliche Verwaltung, damit man dort endlich Projekte – sie nennt es Kampagnen – schnell, pragmatisch und erfolgreich bewältigen kann, ein Thema das alle, uns bei #9vor9 und mich im Blog beschäftigt.

Die Herausforderungen unseres föderalen Systems werden ebenso angesprochen, wie fehlendes digitales Denken, fehlende Anpackmentalität sowie bürokratische Verkrustungen und Lähmungen: Unsere Verwaltung ist einfach noch nicht so weit, dass sie neue innovative Arbeitsweisen inne habe. Lange Jahre war sei auf Beständigkeit getrimmt. Was nicht gelungen sei, sei das Innovative, Agile. Man sei einfach hochgradig überreguliert. Zu viele Juristen, zu wenige Historiker 😉 … Stimmt, leider.

Es geht um die verantwortungsvolle Nutzung von Daten und Datenschutz ebenso wie um Diversity – und hier wird Katrin Suder durchaus emotional. Sie hält ein flammendes Plädoyer für Vielfalt, einer Offenheit, sich anderen Perspektiven zu öffnen, auch um mehr Frauen in Führung und Teams. Diversity ist schwieriger, anstrengender, aber es lohnt sich, denn es kommen bessere Ergebnisse heraus. Sehr hörenswert.

Auch Gaia-X, das mich in den kommenden Wochen in diversen Talks beschäftigt, wird behandelt. Und ja, digital souverän sein, muss oder darf nicht heißen, die Lösungen der Hyperscaler nach zu bauen. In diesem und anderen Umfeldern geht es um Wahlfreiheit und um die Kompetenz, technologische Lösungen zu bewerten und zu prüfen. Gaia-X müsse Standards schaffen, um mehr Unabhängigkeit von einzelnen Anbietern schaffen, eine Wechselmöglichkeit gewährleisten und eine Souveränität in den Datenräumen zu garantieren. Und sie stellt auch die Frage: Schaffen wir das, oder ist Europa einfach zu kompliziert und scheitern wir wieder an unseren Eigeninteressen? Gute Vorbereitung für meine Talks mit Heinz-Joachim Schmitz und anderen Experten!

Sicher bliebt das Gespräch, kann das Gespräch nur an der Oberfläche, aber es werden im Talk zwischen Karin Suder und Thomas Ramge – gerne erinnere ich mich noch an das Streitgespräch Ramge und Andrea Martin zu KI auf der letzten Cebit 2018 in Hannover (Achtung: Facebook-Link) – wichtige Punkte beleuchtet, auf die man achten kann und sollte.

(Stefan Pfeiffer)

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Signifikante Investition der öffentlichen Hand in Open Source-basierte Lösungen für die Verwaltung wäre die beste Zukunfts- und Wirtschaftsförderung – Thema bei #9vor9

23. März 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Digitalisierung und öffentliche Verwaltung ist ein Thema, das durch die Corona-Pandemie deutlich stärker in das allgemeine Bewusstsein gerückt ist. Und hier spielen Open Source-basierte Lösungen – wie die aus meiner Sicht oft zu Unrecht kritisierte Corona Warn App – eine wichtige Rolle. Peter Ganten, Vorsitzender der Open Source Business Alliance und CEO von Univention, hat sich dankenswerterweise die Zeit genommen, mit uns die verschiedenen Aspekte zu beleuchten.

Besonders bemerkenswert für mich sein Schlussplädoyer, seitens der öffentlichen Hand doch mal eine signifikante Summe in die Hand zu nehmen und in Open Source-basierte Lösungen für die Verwaltung zu investieren, statt die entsprechender Gelder in die USA zu überweisen. „Die Bundesregierung hat 2020 für rund 178,5 Millionen Euro Softwarelizenzen, Cloud- und Serverdienste bei Microsoft eingekauft, ein neuer Großauftrag steht an,“ schreibt beispielsweise heise online.

Von ähnlichen Investitionen kann die deutsche oder europäische Software-Industrie nur träumen, dabei könnte dies eine sehr lohnende Investition sein. Die europäische Wirtschaft würde gefördert, Arbeitsplätze gesichert und geschaffen, Kompetenzen weiter aus- und aufgebaut, so dass die so entwickelten transparenten, nachvollziehbaren Lösungen gar zu einem Exportgut werden könnten. Angesichts manch anderer Subventionierung und Krisenhilfen in Pandemiezeiten könnte das eine sehr lohnende Investition in die Zukunft sein.

Ich interpretiere Peter auch so, dass er den Kampf um das Frontend, um die Benutzeroberfläche, um die Programme, die täglich genutzt werden, trotz einer Dominanz in Office noch nicht aufgeben will oder aufgegeben hat. Er sieht hier durchaus weiter Chancen, auch wenn es natürlich schwer fällt, sich von alten Gewohnheiten und Formaten zu trennen. Vielleicht ist es einfach an der Zeit, sich von manchen Excel- und Word-Makros zu verabschieden und dies in neue, offene Lösungen zu überführen.

Noch ein Schlussbemerkung: Es mag oft so sein, dass Lösungen wie Teams oder Zoom derzeit stabiler laufen – auch wenn es dort ebenfalls Outages gegeben hat – und es bei manchen lokalen, Open Source-basierten Videokonferenzsystemen wie Jitsi oder Big Blue Button hier und da hakt oder gehakt hat. Wir können es einfach nicht, hört man den ein oder anderen unken. Die Hyperscaler machen das halt täglich, also nehmen wir sie doch einfach. Für mich der falsche Schluss. Dann müssen wir es lernen und die Chance nutzen, die entsprechende Infrastruktur, das Backend mit ausreichend Instanzen und Servern, entsprechend auszubauen. Ein digitales Backend werden wir auch nach der Pandemie brauchen. Da sind wir dann wieder beim Thema Investition in lokale Lösungen und Infrastruktur, die sich in der Zukunft weiter auszahlen könnten.

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von NewUnion_org auf Pixabay

Agile@Porsche: „Habt Vertrauen, dass eure Mitarbeiter das Richtige richtig tun“

16. März 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich habe mich hier im Blog und auch an anderen Stellen öfters kritisch zum Thema Agile geäußert. Korrektur: Ich habe mich kritisch dazu geäußert, wie Agile in vielen Unternehmen oder Abteilungen gelebt, praktiziert wird. Wenn ein an sich guter Ansatz, eine Methode nur noch Hülle ist, wenn das tägliche Standup nur zu mehr Kontrolle und Druck gegenüber den Mitarbeitern verwendet wird, ist der eigentlich Sinn und Zweck pervertiert.

20 Jahre nach Veröffentlichung des Manifesto for Agile Software Development wird versucht, die Methodik in vielen anderen Bereichen einzusetzen. Aber wie sagt Brian Dawson zur Umsetzung von Agile in größerem Umfang in Unternehmen laut Artikel auf ZDnet so schön: „We are closer and more aware, but we are turning a tanker and it is slow and incremental.“

Dieser Tage hatte ich das Glück im Rahmen des IBM Livestudios Anna Roizman, Mrs. Agile@Porsche, und Cihan Sügür, Technology Portfolio & Demand Management und CIO Young Talent 2020 Awardee, zum Thema Agile zu interviewen. Hier nun Video und Audioversion unseres Gesprächs, wie sie Agile sehen, leben und versuchen, bei Porsche umzusetzen. Es war aus meiner Warte heraus ein sehr offenes, motivierendes Gespräch, das auf viele „Knackpunkte“ eingeht. Vor allem zeigt es mir aber auch, wie wichtig eine offene Einstellung ist, der Mindset, der Wille, „agile“ in seiner gestalterischen und offen-kommunikativen Ursprungsidee zu leben.

Und der Podcast auf Podigee unter https://in-die-tiefe-experten-talk.podigee.io/24-in-die-tiefe-24-agile-porsche.

Herzlich Dank, liebe Anna, lieber Cihan. die Ihr Euch genommen habt!

„Mein Appell an die Mitarbeiter ist: Seid mutig, traut Euch, glaubt an Euren Weg. Mein Appell an die Führungskräfte wäre: Habt Vertrauen, dass eure Mitarbeiter das Richtige richtig tun.“ – @roizman_anna von #Porsche zu #Agile Prinzipien #IBM #Livestudio https://youtu.be/Qgtsl7v0Y24

„Ich glaube, jegliche agile Transformation lebt und wird befeuert von unseren Netzwerken, von unserem Wissen austauschen, von unserem Miteinander.“ – @roizman_anna von #Porsche zu den #Agile Prinzipien im #IBM #Livestudio https://youtu.be/Qgtsl7v0Y24

„In jedem Bereich von HR über Finanz bis Entwicklung sind diese Werte glaube ich hoch zu halten und auch zeitgemäß. Das ist der neue Zeitgeist, wie wir gemeinsam miteinander zusammenarbeiten wollen.“ – @cihansugur von #Porsche zu den #Agile Prinzipien https://youtu.be/Qgtsl7v0Y24

„IT alleine ist nicht digitale Transformation. Dafür braucht es dann auf jeden Fall die Fachbereiche. Das geht nur als Gesamtunternehmen, alle gemeinsam. IT ist auf jeden Fall ein zentrales Element“ – @chihansugur von #Porsche im #IBM #Livestudio zu #Agile https://youtu.be/Qgtsl7v0Y24

Einige meiner älteren Beiträge zu Agile:

Lesezeichen zu Agile & Scrum: „Hip Hip Hurra, alles ist super, alles ist wunderbar.“ – Nicht wirklich, 25.9.2019

Weniger HomeOffice, weniger Führungskräfte: Macht aus „eydscheil“ keine Religion!, 19.9.2019

„Folterinstrumente der alten Unternehmenswelt abschaffen. Sie haben in modernen, agilen Umgebungen nichts mehr verloren“ – Marc Frey, 29.11.2018

Persönliche Gedanken zu mobilem Arbeiten, Homeoffice und „Agile“ #Zukunftsblick, 1.2.2018

Wer von Agile redet, muss das auch als Führungskraft (vor)leben, 14.9.2017

„Ädscheil“ hin, agile her – Zuerst (parallel) müssen wir unsere Hausaufgaben machen, 11.8.2017

Von der Bundeszerredungsrepublik, Krisenbürokratie und Malle als Schlüssel

14. März 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Mein ehemaliger Kollege Gunter Dueck hat sich zum Thema Verimpfung geäußert und ich kann ihm nur zustimmen. Bürokratie, fehlender Pragmatismus führen zu absurdem Vorgehen. Darüber, wie ich um „meine“ FFP2-Masken bei der Krankenversicherung musste, habe ich berichtet – um dann zwei Gutscheine von der Bundesdruckerei zu erhalten. All das hat wenig mit Krisenmanagement und schnellem Handeln zu tun.

Die Erfahrungen, beim Versuch, einen Impftermin online anzumelden, waren ähnlich. Mal musste Stadt und Ortsteil online eingegeben werden, mal nicht, mal auch noch der Geburtsname meiner Mutter als Zusatzname. Oder ich wohne halt nicht mehr in Darmstadt, sondern nur noch in Eberstadt, obwohl es anders auf dem Pass steht. Es stimmt halt:

Wir sind keinesfalls kostenbewusst und überhaupt nicht pragmatisch, und absolut nicht zupackend pragmatisch, und schon gar nicht selbstverantwortlich ethisch. Die Bürokratie bei den Impfterminen und aller sonstige Irrsinn verzögert das Impfen wahrscheinlich so sehr, dass es mehr Tote und Wirtschaftsschäden gibt, als wenn man einfach pragmatisch losimpft, …

DD379: Staat machen mit Corona – Omnisophie

Gunter Dueck schreibt von schnellem, pragmatischen Handeln, von gesundem Menschenverstand. Und hier ist noch gar nicht von Digitalisierung die Rede, von der Möglichkeit schneller, schlanker, vor allem bürgerfreundlicher zu agieren, die Rede.

Die Bürokratie ist leider allenthalben, bei der Vergabe von Impfterminen, aber auch im Verwaltungsalltag, den wir als Bürger:innen oft erleiden. Gerade liegt wieder ein per Briefpost zugestelltes Schreiben vor mir, ein Passbild zu schicken, um einen Ausweis zu verlängern. Das Amt war nicht in der Lage, meine E-Mail per E-Mail zu beantworten und hat sich sogar verbeten, das ich gar nachfrage. Immerhin darf ich das Passbild jetzt per E-Mail schicken, in einem definierten Format. Genau das hatte ich in meiner ursprünglichen, ersten E-Mail am 11. Februar angeboten. Aber sind ja nur 4 Wochen. Was rege ich mich nur auf. Immerhin habe ich jetzt schon einmal diese Antwort bekommen:

Immerhin: Eine nochmalige Übersendung per Post oder Fax ist nicht erforderlich …

Das war vor einigen Wochen noch nicht der Fall. Da kam gar nichts.

Ja, natürlich sind gerade wir, die in den sozialen Medien unterwegs sind, die bloggen, quasi Bundesjogis. Genau wie beim Fußball glauben wir auch beim Thema Digitalisierung, schnellere, unbürokratischere Abläufe und Entscheidungen es besser zu wissen. Doch, lieber Jörg Schieb, es geht nicht nur um Politik-Bashing. Es geht auch um berechtigte Kritik und wie Du schreibst, haben es uns andere Länder vorgemacht. Sie sind schneller, pragmatischer, digitaler und stehen deshalb beispielsweise beim Impfen besser da. Und ja, wir dürfen nicht alles zerreden, sondern müssen auch einfach mal anpacken: „Einfach auch mal machen. Lernen. Vorankommen. Besser werden.“ Thomas Holl schreibt zu Recht in der FAZ von deutscher Krisenbürokratie, die dem Virus seit Monaten hinterher läuft:

Schnelligkeit schlägt Perfektion, lautet eine der wichtigsten Lehren im Kampf gegen Corona. Damit tut sich Deutschland immer noch schwer.

Kommentar zu dritter Corona-Welle: Das Virus ist rasanter als die Politik

Da scheint auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der schon vor Corona als Digitalisierer und Beschleuniger des Gesundheitswesens angetreten war, unterdessen überfordert und hinterher zu laufen. Es entsteht der Eindruck, als ob wir Deutschen es einfach nicht (mehr) können (wollen), das schnell anpacken und umsetzen. Durch die Pandemie und das schlechte Krisenanagement werden jahrelange Versäumnisse deutlich.

Die Diskussion um die Luca-App ist ein Beispiel dafür: Losgelöst davon, wie gut die Datensicherheit in dieser App ist und ob alternative Apps besser sind, hätte man schon im Herbst vergangenen Jahres eine Entscheidung vorbereiten oder gar treffen können. Schon damals wurde das Thema Erfassung der Kontaktdaten über QR Code in Restaurants oder anderen öffentlichen Räumen wie Universitäten diskutiert – und eben kein Plan entwickelt, keine Entscheidung getroffen, die man jetzt aus der Schublade holen könnte.

Auch, wenn eine neue App einiges besser machen sollte: Sie trifft am Ende noch immer auf ein zutiefst analoges Land. Sie trifft auf Gesundheitsämter, die immer noch immer Faxe verschicken. …

Eine neue Corona-App wird auch nicht alle Probleme lösen. Die Digitalisierung des Gesundheitssystems wäre ein Schritt. Aber bis dahin ist diese Pandemie vorbei.

Eine neue Corona-App wird auch nicht alle Probleme lösen › Digitalistan

Und beim Thema Datenschutz und Überwachung möchte ich Jörg Schieb noch einmal explizit zustimmen:

Stichwort Überwachung: Die Verwendung der Daten lässt sich durch gesetzliche gesetzliche Regelungen lösen. … Und überhaupt davon ausgehen: Nur wenn ich zustimme, ist es eine gute oder überhaupt legitime Lösung.

Digitalisierung: Bundeszerredungsrepublik Deutschland › Digitalistan

Explizite Zustimmung, das meine Daten benutzt werden dürfen, genaue, verständliche Erklärung. wer meine Daten wofür nutzt. So wird es bei der Datenspende-App des RKI gemacht. So sollte es generell immer gehandhabt werden.

Zurück zu Gunter Dueck, der so schön zum Abschluss seines lesenswerten Beitrags schreibt :

Sagte vor längerer Zeit jemand: „Wenn man nur geimpft nach Malle kann, spuren sie alle.“ Letztlich sind wir dann doch pragmatisch, … Malle ist der Schlüssel.

DD379: Staat machen mit Corona – Omnisophie

Und Mallorca ist ja jetzt kein Krisengebiet mehr, wie allenthalben berichtet wird. Malle ist der Schlüssel, Osterurlaub am Mittelmeer, liebe Sabine, lieber Henning (die beiden haben dort ein Häuschen …). Dann kann es ja los gehen. In Deutschland könnten die Hotels dann noch zu sein.

(Stefan Pfeiffer)

Auto-Mobil: Arbeitsplätze in Grünheide, neue E-Auto-Modelle und die vor allem deutsche Reichweitenangst

8. März 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Einige Nachrichten aus der Automobil-Branche kuratiert. Ich bin davon ausgegangen, dass Tesla im Vergleich zu Volkswagen besser zahlt. Doch – so ein Bericht auf n-tv – genau das ist nicht der Fall. Die Löhne sind demnach bei VW besser. Ein Grund, warum es nicht zu einer Abwanderung von Fachkräften von Wolfsburg nach Brandenburg kommt. Und auch weder der Stellenabbau in der Branche noch die Nähe zu Polen und dort verfügbare Arbeitskräften scheinen dazu zu führen, dass alle Stellen im neuen Tesla-Werk in Grünheide in Brandenburg besetzt werden können. Trotzdem meine Prognose: Musk wird schon die Mitarbeiter finden. Spannend wird dann sicher, wie die Arbeitsbedingungen und das Betriebsklima bei Tesla sein werden. Ich male Amazon nicht an die Wand …

Wer einen Überblick über die aktuell verfügbaren E-Autos haben will, dem sei diese Übersicht auf dem E-Portal von Chip empfohlen. 36 E-Autos im Preis-Reichweiten-Check vom Renault Zoe über den VW ID.3 bis zum Porsche Taycan finden sich in der Übersicht. Zwei „neue“ Modelle sind mir in den Nachrichten aufgefallen: der Volvo XC40 Recharge Pure Electric und der Hyundai Ioniq 5. Der Volvo mit dem Betriebssystem Android soll wohl nur online verkauft werden und wir im Abo ab 699 Euro angeboten. Nicht meine Preisklasse.

Zum Ioniq schreibt der ADAC: „Der Ioniq 5 von Hyundai ist eine Kampfansage auf dem Markt der Elektroautos. Er ist schick, bietet tolle Technik und ist für einen Basispreis von ca. 42.000 Euro zu haben.“ Und er lädt schneller als die Konkurrenz. Das Interesse an dem Fahrzeug, das ab Mitte 2021 kommen soll, war (und ist) groß. Die Interessentenliste für das Project 45 war schnell geschlossen.

Und noch einige Statistiken: Laut VDA nimmt die Produktion von E-Autos Fahrt auf. Jedes fünfte Auto, das im Dezember in Deutschland vom Band gelaufen ist, sei ein E-Auto gewesen.

Dem gegenüber steht die Umfrage “ LeasePlan Mobility Insights Report “ von Ipsos: Die Skepsis gegenüber E-Autos ist bei uns Deutschen deutlich größer als in anderen Ländern, berichtet heise. 58 Prozent von rund 5000 Menschen, die in 22 Ländern befragt wurden, gaben an, dass ihr nächstes Auto wahrscheinlich oder sicher kein E-Auto sein werde werde. Für 18 Prozent der deutschen Autofahrer:innen kommt ein Elektroauto als nächstes Fahrzeug in Frage, 24 Prozent antworteten mit „vielleicht“. Und was ist ein dominanter Grund, warum nicht mehr Deutsche E-Auto fahren wollen? Natürlich die hierzulande viel größere Reichweitenangst vor der Ladeinfrastruktur.

Apropos Reichweitenangst: Im Ranking von Motor1.com Italien in der Kategorie Elektroauto steht det der VW ID.3 nicht besonders gut da. Der vom ID.3 (1st Edition mit 150 kW und 58-kWh-Batterie) bei winterlichen Temperaturen erzielte Verbrauch von 17,20 kWh/100 km hat nicht für die von Motor1 definierte Standardstrecke von 360 km gereicht. Man musste zwischendurch laden. Das oft diskutierte Thema Reichweite von E-Autos gerade im Winter trägt nicht zur Vertrauensbildung bei …

Ein Grund, warum ich mit der größeren Batterie liebäugele. Immerhin gibt es an einer anderen Stelle endlich gute Nachrichten: Die Software-Updates für den ID.3 (und ID.4) können nun „over the air“ drahtlos vorgenommen werden. Man muss nicht mehr in die Werkstatt fahren.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Peter Fischer auf Pixabay

Lesezeichen: Im Land der Lahmheit – WiWo

7. März 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

In einem Absatz die Versäumnisse im Sommer/Herbst 2020 von Dieter Schnaas in der Wirtschaftswoche zusammengefasst:

Die Regierenden hätten in diesen Monaten Massentests einführen, Pflegeheime schützen, Schulen digitalisieren, Gesundheitsämter vernetzen, ein striktes Quarantäneregime für Einreisende etablieren, eine No-Covid-Strategie durchsetzen, überreichlich Impfstoffe kaufen können. Sie haben aber leider nichts von alledem getan, oder genauer: nur manches, zu wenig, stets halb- und maximal hasenherzig.

Tauchsieder: Im Land der lahmen Leitwölfe

Wir haben ein Problem bei den handelnden Personen, Behörden und in unserem föderalen System. Wir entscheiden nicht schnell und konsequent. Vor allem setzen wir auch nicht schnell und konsequent um. Wir hinken digital hinterher. Wir haben nicht notwendige Umsetzungsmentalität und daraus resultierend -geschwindigkeit. Stattdessen Zuständigkeits- und Machtgeschachere. Die Leitwölfe tragen große Verantwortung, aber es sind nicht nur sie, an denen es krankt.

Und in einem widerspreche ich Schnaas: Von welchen Liberalen redet er nur? Die sind ganz sicher keine Option mehr seit es dort keine Pendants zu einer Hildegard Hamm-Brücher, einem Gerhart Baum oder einem Burkhard Hirsch mehr gibt.

#9vor9 mit Andreas Stiehler zum Digital Workplace: Arbeiten oberhalb des Algorithmus oder die Notwendigkeit, Routineaufgaben zu automatisieren

3. März 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Gestaltung des DigitalWorkplace und von #NewWork krankt daran, dass die Gestalter selbst oft noch in ihren Silos verhaftet sind. Das war und ist eine der Thesen von Andreas Stiehler, mit dem sich Lars und ich am 2. März in #9vor9 unterhalten haben. Andreas ist als Analyst schon viele Jahre im Thema verhaftet und hat auch aufgrund seiner Studienarbeit u.a., für Hays, Computacenter oder Damovo Einblicke in die Thematik gewonnen. Hier nun unser Gespräch:

Einig waren wir uns, dass Technologie allein oder bestimmte Produkte alleine nicht den Digital Workplace und Produktivität und Zufriedenheit am Arbeitsplatz ausmachen. Da mag sich Microsoft Teams im Fahrwasser von Office365 noch so eine starke Position geschaffen haben, da mag Microsoft sogar Teams als das „Betriebssysteme der Zukunft“* postulieren und mit Viva eine angebliche Employee Experience-Lösung auf den Markt bringen, das wird nicht genügen den Arbeitsplatz der Gegenwart und Zukunft zu definieren.

Mehr Produktivität auf Kosten der Mitarbeiter:innen im Homeoffice? Weil die eben noch mehr „schaffen“. Das war ein weiterer Diskussionspunkt in unserem Gespräch und da sind wir ganz schnell beim Thema Automatisierung gelandet. Wie unser gemeinsamer Freund Axel Oppermann postuliert Andreas auch die Notwendigkeit, Routineaufgaben zu adressieren und zu automatisieren. Meine Anmerkung, dass ich für meine ganz persönliche Arbeit kaum Potential zur Automatisierung sehe, kommentierte Axel dann auch gleich per Tweet:

Hier sind wir wieder bei der Diskussion, was automatisierbar ist und wo Kreativität des Menschen entscheidend. Auf letztere sollten wir uns jedoch nicht zu viel einbilden, denn manche KI liefert heute schon Ergebnisse in vermeintlich kreativen Bereichen, wo wir uns das nicht vorstellen konnten oder wollten. Denken wir beispielsweise an das Verfassen von journalistischen Beiträgen und Artikeln. Trotzdem glaube ich weiter, dass wir keine Angst haben, uns aber neuen Möglichkeiten der Co-Creation mit KI und auch möglicher Automatisierung öffnen müssen.

Andreas sieht die Notwendigkeit, mit passenden Servicekonzepten den Digital Workplace zu gestalten. Hierbei könne die Personalabteilung, könne HR eine Rolle als Regisseur spielen. meine 2 Cents: So man das wirklich will und sich nicht auf die administrativen Aufgaben und Prozesse in der HR Abteilung fokussiert. Servicekonzepte trifft es aus meiner Sicht auch nicht ganz. Ich sehe durchaus die Notwendigkeit darüber nachzudenken, wie man seinen Arbeitstag sinnvoller strukturieren und gestalten kann und dass muss aus meiner Sicht über den morgentlichen Standup als Motivation, die und die Aufgabe doch ruck-zuck bis zum nächsten Mal gefälligst abzuarbeiten, hinausgehen.

Lars hat dann noch das Loblied auf das soziale Miteinander in den Büros und die ach so heile Office-Welt gesungen. Da musste ich natürlich widersprechen. Auch im Büro war nicht alles rosarot, auch dort gab und gibt es Routineaufgaben und verschwendete Arbeitszeit und das nicht zu knapp, wenn ich an manche Meetingorgien denke. Von Flurfunk, Latrinenparolen, „Unternehmenspolitk“ und karriereorientiertem Lobbying bei Vorgesetzten will ich gar nicht anfangen. Und ja, auch mir fehlt natürlich der Kaffee oder Kantinenbesuch mit Kollegen:innen. Ich möchte nur den Kaffee eben in der Kaffeeküche lassen, das Kind nicht mit dem Bade ausschütten und die Vorteile von Homeoffice und Treffen im Büro realistisch im Blick behalten … Noch immer glaube ich ganz naiv daran, dass hybriden Lösungen die Zukunft, die aber eben sinnvoll – ich betone das enthaltene Wort Sinn – gestaltet werden müssen.

Nur einen Nebenstrang* der Diskussion: Schon vor Jahren haben wir über das Leben außerhalb des E-Mail-Posteingangs philosophiert, Luis Suarez – hier ein Video von 2011 – und andere haben das postuliert. Dem Activity Stream im sozialen Unternehmensnetzwerk sollte einmal die Zukunft gehören. Ich habe mich über das Zerfledderphänomen, die vielen verschiedenen Post- und Informationseingänge aufgeregt und auf die Universal Inbox gehofft. Nun soll nach dem Willen von Microsoft eben Teams wohl diese universelle Arbeitsumgebung werden. Hier sei ausdrücklich auf die:den Artikel von Axel Oppermann verwiesen.

Ich selbst bin nun seit geraumer Zeit ein Slack-Anwender, bewege mich zwischen E-Mail, Slack, Webex, Trello und Box, ab und an Mural. Und ich muss feststellen, dass Slack für mich als Informationseingang und als Plattform zur Zusammenarbeit mit dem „persistent Chat“ eine hohe Bedeutung gewonnen hat bis zum Punkt, dass ich mich unterdessen frage, wo denn die entsprechende Nachricht angekommen ist. Slack ist unterdessen gefühlt auf Augenhöhe mit dem traditionellen E-Mail-Posteingang. Ist es meine ständige Arbeitsumgebung? Nein, so weit bin ich nicht. Noch immer springe ich in die oben genannten Programme, um dort bestimmte Aufgaben zu erledigen. Das kann ich noch nicht so direkt in der Slack-Umgebung tun, aber die verschiedenen Tools sind natürlich bereits eng miteinander integriert, Box, Webex und Trello mit Slack. Mal schauen, wie sich das so weiter entwickelt.

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

(Stefan Pfeiffer)

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Digitalthemen bei #9vor9: Urheberrecht down under und Digitalisierung fängt im Amt bei jeder:m Beamten:in an

23. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

In #9vor9 sind wir heute down under gereist, leider ohne, dass Lars den Klassiker von Men at Work gesungen hat. Sein Digitalthema der Woche war die Auseinandersetzung zwischen Facebook und Google versus der australischen Regierung. Es geht darum, dass Facebook (und Google) Lizenzgebühren zahlen soll, wenn Inhalte von Verlagen und Medien dort publiziert werden. Das wollte (will?) Facebook nicht tun und sperrte eine Zeit lang diese Inhalte. Randbemerkung: Uploadfilter scheinen zu funktionieren. Nun scheint man einen Kompromiss gefunden zu haben, über den Lars dann in einer der kommenden Sendungen berichten wird.

Warten wir ab, inwiefern eine potentielle, dortige Einigung auch Einfluss auf die Regulierungen und das Vorgehen in Deutschland und er EU haben könnte. Das Thema, darf man journalistische Inhalte verwenden, und zitieren und nach welchen Regeln, bleibt. Muss man dafür zahlen oder ist das im Rahmen der Meinungsfreiheit eh abgedeckt? Macht man einen Unterschied zwischen kommerziellen Vermarktern wie Facebook und Google und dem:der gemeinen Blogger:in? Tragen Facebook oder Google gar dazu bei, dass die Klickzahlen der Verlage nach oben schnellen und genau deshalb sollten sie nicht zahlen müssen?

Wir bei #9vor9 sind uns sicher, dass wir bei entsprechenden Zitaten zu einem enormen Zuwachs der Leser:innen oder Zuhörer:innen auf den journalistischen Plattformen führen [Achtung: Das soll eine spaßige Bemerkung gewesen sein.] Ich persönlich bin kein Freund einer angedachten Lösung, dass man nur 140 Zeichen „ungestraft“ zitieren oder nur 15 Sekunden von Video senden darf, wie in der Gesetzesvorlage wohl vorgesehen. Da haben sich, so meine persönliche Meinung, Herr Döpfner und Co mal wieder mit ihrer Lobbyarbeit durchgesetzt und „die Politik“ ist eingeknickt.

Schon mal darüber nachgedacht, dass es von ‚uninformiert‘ kein langer Weg zu ‚uniformiert‘ ist?

Zitate und Sprüche aus Die Känguru-Chroniken | myZitate

Unser zweites Thema ist dann einmal wieder die Digitalisierung in Deutschland und ich habe es bewusst, auf zwei lokale Beispiele aus Darmstadt herunter gebrochen, die ich in diesem Blogbeitrag behandelt habe. Bei Digitalisierung geht es nicht immer um die ganz großem Themen wie Gesundheits- oder Schulwesen – die bleiben wichtig. Es geht auch um die Praxis vor Ort und ist oft ernüchternd praktisch. Warum sind Ämter der Stadt Darmstadt nicht in der Lage, eine Serviceanfrage schnell einmal per E-Mail zu beantworten? Warum müssen sie einen Brief per Post schicken? Sind es Vorschriften, die das vorgeben, oder ist es die persönliche Schere im Kopf? Das sind auch echte Fragen, die sich Lars und ich im Pod-/Videocast gestellt haben und wir sind für entsprechende Aufklärung sehr dankbar.

Digitalisierung fängt ganz unten an, so der Punkt den ich machen will. Im Kopf jedes:r Beamten:in, jedes:r Amtsleiters/in und jedes:r Bürgermeisters:in. Genau dort muss es anfangen im persönlichen, praktischen, bürgernahen Handeln. Große Digitalisierungsvorhaben – wie die Digitalstadt Darmstadt – auf kommunaler Ebene sind auch wichtig, aber es geht nicht ohne Änderungen vor Ort in den Ämtern.

Mit diesem Plädoyer wünschen Lars und ich eine frohe, gesunde Woche und ich hoffe inständig, dass die Schulöffnungen nicht zu einem Bumerang werden.

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

(Stefan Pfeiffer)

P.S. Wir konnten es uns nicht verkneifen, diesmal beim Thema Down Under einige Zitate aus den Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling zu verbraten. Immer wieder ein Gedicht. Oder mit Heinz Erhardt: Noch ein Gedicht.

Das Tolle am Internet ist, dass endlich jeder der ganzen Welt seine Meinung mitteilen kann. Das Furchtbare ist, dass es auch jeder tut. Internet

Marc-Uwe Kling in Die Känguru-Chroniken – Ansichten eines vorlauten Beuteltiers

Zitate und Sprüche aus Die Känguru-Chroniken | myZitate

Deutsche Verwaltung und Digitalisierung: Zwei Welten prallen aufeinander, jetzt in der Pandemie, schon seit Jahren und auch ganz banal vor Ort in Darmstadt

21. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Deutschland und die Digitalisierung. Zwei Welten prallen aufeinander? Ganz korrekt sind diese Sätze nicht, denn natürlich kann man nicht alles über ein Kamm scheren und zudem geht es mir in diesem Blog um die öffentliche Verwaltung, um Gesundheits- und Schul- bzw. Bildungswesen. Und dort treten nicht erst, aber gerade in Zeiten der Pandemie erhebliche Missstände an den Tag. Einige Beispiele:

Christian Reinitz kommentiert anlässlich eines Jahres Pandemie in der FAZ vom 20. Februar 2021* und prangert die Schwachstellen im medizinischen System an: den Föderalismus und die Digitalisierung. An zu vielen Stellen halt es, ob es um die Meldung der Inzidenzzahlen oder der Impfquoten an das RKI über E-Mail und Fax, über eine teilweise mittelalterliche Vergabe von Impfterminen, um digitale Gesundheits- und Patientenakte, digitale Test- oder Impfpässe oder sichere Vernetzung zwischen Kliniken und Ärzten und datenschutzkonforme Übermittlung, Speicherung und Austausch von Patientendaten geht. Natürlich, es gibt hier und da Ausnahmen und Leuchtturmprojekte, aber in der Regel knirscht es im System, um es noch vorsichtig auszudrücken. Und mir scheint, Föderalismus, zu verteilte Kompetenzen und natürlich auch bürokratische Prozesse, Schwerfälligkeit und wohl auch Verteidigung der eigenen Besitzstände sind verantwortlich für das Trauerbild.

Ähnlich sieht es in Bildung und an Schulen aus. Ich habe ja die Tage mit Lars Basche in #9vor9 darüber berichtet und hier entsprechende Artikel gesammelt. Auch dort wieder vereinzelte Leuchtturmprojekte, aber generell scheint auch dort der Föderalismus, die Bürokratie und besagtes Verharrungsvermögen die Ursache dafür zu sein, dass wir nicht in der Geschwindigkeit digitalisieren, wie es gerade in Zeiten der Pandemie notwendig wäre. Erschwerend kommen natürlich in Zeiten, in denen es auf Geschwindigkeit ankommt, das öffentliche Vergaberecht mit seinem oft Ausschreibungsprozess und seinen Fristen hinzu. Man kann doch eigentlich nur wütend werden, wenn man dann liest, dass aus dem Digitalpunkt Schule vom Frühjahr 2019 von zur Verfügung gestellten 5 Milliarden Euro erst 112 Millionen abgeflossen und 743 Millionen Euro bewilligt wurden. Das kann es doch einfach nicht sein, sagt sich der gesunde Menschenverstand.

Oben drauf kommt dann noch, dass Deutschland beziehungsweise die Länder nicht in der Lage scheinen, eine vernünftige deutsche oder europäische Schul-Cloud aufzubauen und stattdessen einmal mehr die Angebote amerikanischer Monopolisten nutzen und diese noch stärker machen. Auch hier scheint mir der Föderalismus, besser die Kleinstaaterei und das Machtgehabe der Länder einer der entscheidenden Hemmnisse zu sein. Auch in diesem Thema scheint klarer zentraler Kompetenz und Steuerung notwendig – mit scharfem Auge auf Projektfortschritte und Finanzierung.

Digitalprojekte scheitern schon seit Jahren

Dies sind zwei angesichts der Pandemie hervorstechende Bereiche, die nach Digitalisierung und weniger Föderalismus schreien. Die Liste lässt sich problemlos verlängern, z.B. in Richtung Vergabe der Hilfsmittel, was – so scheint es – auch durch Digitalisierung und weniger Bürokratie, Formular- und Vorschriftswesen deutlich beschleunigt werden könnte. Jenseits der Pandemie gibt es noch viele weitere Beispiele dafür, wie wenig effektiv Digitalisierung in der deutschen öffentlichen Verwaltung vorangetrieben wird.

Entgegen aller vollmundigen Verlautbarungen über digitale Souveränität scheint parallel dazu die Abhängigkeit besonders vom Giganten Microsoft zu steigen. Weil man es selbst nicht gebacken bekommt oder nicht gebacken bekommen will gab die Bundesregierung 2020 178,5 Millionen Euro für Software-, Cloud- und Serverdienste aus Redmond aus. 2015 waren es noch 43,5 Millionen. Auch Beratungsunternehmen, die der deutschen öffentlichen Verwaltung aufs Pferd heben sollen, freuen sich über entsprechende Honorare – und das schon zu Uschis Zeiten auf der Hardthöhe.

Und schauen wir zurück: 2015 gab es einen Beschluss des Bundeskabinett 2015, Bundesministerien und -behörden bis 2025 mit moderner IT auszustatten. Der Wildwuchs an Rechenzentren sollte beseitigt und die unterschiedlichen IT-Arbeitsplätze vereinheitlicht werden. Welche eine Chance auch, eine deutsche Bundesverwaltungs-Cloud aufzubauen und die eigene deutsche Softwareindustrie zu stärken. Es hätte ein Marshall-Plan für die digitale Souveränität werden können. Hätte, hätte, Fahrradkette. Zielvorgaben und Kosten wurden verfehlt, der Bundesrechnungshof mahnte an, das Projekt wurde neu organisiert – und jetzt schauen wir mal. Unterdessen kassiert vor allem Microsoft weiter, und wahrscheinlich weiter und weiter und weiter …

Muss IT in und für die öffentliche Verwaltung ganz anders aufgesetzt werden? Von Softwarentwicklung bis Implementierung

Kann deutsche öffentliche Verwaltung einfach keine Digitalisierung und IT? Müssen hier andere Prozesse und Institutionen vom Digitalministerium bis hin zu unabhängigen, von deutschen Firmen betriebenen und durch öffentlich Aufträge finanzierte Software-Konsortien implementiert werden? Muss es eine deutsche oder europäische Mozilla-Foundation geben, mit dem Ziel Lösungen für die öffentlicher Verwaltung und darüber hinaus nach dem Open Source-Konzept zu bauen? Die traditonelle Verwaltung, die Ministerien scheinen das Thema jedenfalls bisher nicht in den Griff bekommen zu haben. Ja, es gibt einige mehr als zarte Pflänzchen und wir werden uns bald mit Peter Ganten, dem Vorsitzenden der Open Source, darüber unterhalten. aber generell scheint es sehr düster auszusehen.

Die Liste gescheiterter oder schwächelnder Projekte könnte sicher fortgesetzt werden, doch ich möchte einen anderen Aspekt der Digitalisierung und der öffentlichen Verwaltung beleuchten. Und vorab möchte ich es mit Herta aus den Känguru-Chroniken sagen: „Es jibt sone und solche, und dann jibt es noch janz andre, aba dit sind die Schlimmstn. Nochmals klar und deutlich: Viele Mitarbeiter:innen der öffentlichen Verwaltung sind bürgerfreundlich und bemühen sich, aber …

Digitalisierung banal: Anfrage einfach mal per E-Mail beantworten

Vor geraumer Zeit habe ich Unterlagen per E-Mail an das Gesundheitsamt Darmstadt, die diese angefordert hatten. Die E-Mail war auf dem Schreiben, das ich vom Amt bekommen hatte, angegeben und als halbwegs digitaler Mensch habe ich die Unterlagen gescannt und geschickt. Danach kamen per Briefpost Mahnungen. Also habe ich den Hörer in die Hand genommen und dort angerufen. Eine nette Frau am Telefon, ich frage nach der Kollegin. Ja, die ist nicht da. E-Mail? Wie lange her? Kann sein, dass wir die schon gelöscht haben. Das tun wir in regelmäßigen Abständen. Ich schlucke, bleibe aber freundlich und schicke die Unterlagen nochmals per Fax (!!) und E-Mail an die Stadt. Am kommenden Tag rufe ich an. Ja, die Unterlagen seien angekommen. Wochen später bekomme ich dann die Unterlagen vom Amt natürlich per Post.

Ein anderer Fall: Wir mussten eine Beglaubigung wegen Änderungen im Grundbuch machen. Termin auf dem Ortsgericht ausgemacht, mit meiner Frau hin und die Dokumente beglaubigen lassen. Es war ein Schauspiel: Der nette Beamte beglaubigte die zwei Dokumente in einer Stempelorgie und nahm handschriftlich entsprechende Eintragungen in einem Buch vor. Hier alles ok. War eine Reminiszenz an Verwaltung, wie ich sie seit Jahrzehnten kenne.

So weit, so gut. Und dann schrieb ich in meiner Naivität per E-Mail – die Adresse steht auf der Homepage der Digitalstadt Darmstadt – an das Grundbuchamt, ob ich die beglaubigten Dokumente elektronisch zuschicken könne. Ok, war dumm und naiv. Hätte ich mir als logisch denkender verwalteter Bürger denken können. Nach einigen Tagen kam dann per Briefpost die Antwort, nein, das ginge nicht. Per Briefpost! Die Mitarbeiter:innen waren es nicht gewohnt, einfach die E-Mail zu beantworten.

Und noch eine Erfahrung meiner Mutter, diesmal nicht in Darmstadt. Meine Eltern müssen die Tage neue Ausweise von der Stadt (Leun) abholen. Also rief meine Mutter dort an, ob sie nicht einfach die Briefwahlunterlagen für die Kommunalwahl mitnehmen könnten. Nein das ginge nicht. Das müsse den vorgeschriebenen Weg gehen, per E-Mail – immerhin – oder per Post**. Trotzdem …

Es braucht auch Veränderung in den Köpfen der Beamten:innen

Nun bin ich von den großen Themen der Digitalisierung hinunter gestiegen in den täglichen menschlichen Bürger- und Verwaltungsalltag. Warum habe ich diesen „Abstieg“ vorgenommen? Jenseits der notwendigen IT-Ausstattung und besseren Projektmanagements brauchen wir auch eine Änderung des Verhaltens vor Ort bei den einzelnen Beamten:innen, den Mitarbeiter:innen der öffentlichen Verwaltung und ihren Führungskräften. Wie kann es sein, dass man den Posteingang einfach löscht? Warum wird nicht unbürokratisch und schnell per E-Mail auf eine Frage geantwortet? Warum ist der Servicegedanke, Ich, Mitarbeiter:in der öffentlichen Verwaltung bin für meine Bürger:innen da und versuche ihn so gut es geht schnell und unbürokratisch zu helfen so selten ausgeprägt?

Ich denke, auch hier muss angesetzt werden. Es braucht ein anderes Bewusstsein, den Servicebeauftragten in der Verwaltung, der diese Missstände abstellt, die Beamten:innen schult und coacht, anders, moderner, digitaler, bürgerfreundlicher zu arbeiten. Es tut auch gar nicht weh – und kostet auch nicht den eigenen Job. Und an diesen Servicebeauftragten können auch Bürger:innen ihre Ideen, Verbesserungsvorschläge und Beschwerden richten.

Ich lebe in der Digitalstadt Darmstadt und die Verantwortlichen scheinen darauf sehr stolz zu sein. Hier wurden und werden auch einige interessante Projekte durchgeführt. Gerade werden Ideen für eine urbane Datenplattform gesammelt, um städtische Entscheidungs- und Planungsprozesse zu unterstützen und zu beschleunigen. Wir laden nochmals Verantwortliche der Digitalstadt Darmstadt GmbH herzlich in #9vor9 ein, um die Initiative vorzustellen.

Jedoch sollte ein Stadt, die diesen Anspruch hat, gerade am persönlichen Bürgererlebnis ansetzen und genau wie oben vorgeschlagen mit diesen oder anderen Angebot die öffentliche Verwaltung einfach bürgernäher gestalten – und das nicht nur in Corona-Zeiten. Falls ich hier bestehende Angebote übersehen habe, bin ich für Aufklärung natürlich sehr dankbar und entschuldige mich natürlich auch, wenn ich wo falsch gelegen habe. Ach ja, es ist ja auch bald Kommunalwahl und ich sehe auf manchem Plakat durchaus das Stichwort Digitalisierung …

Kann die deutsche Politik (und Verwaltung) nur Schönwetterreden, aber keine Digitalisierung

Wenn man sich all das anschaut und selbst als Bürger:in „erleidet“ – und die Liste kann leicht verlängert werden – und auf der anderen Seite ach so viele Schönwetterreden vieler Politiker hört, kommen immer größere Zweifel auf, ob wir es in Deutschland „noch können“. Mir drängt sich der Eindruck auf, dass viel geredet und wenig gehandelt wird. Ist ja auch bequemer über Visionen schön zu fabulieren, als Projekte schnell, konsequent und zielorientiert durchzuziehen, einfach anzupacken.

(Stefan Pfeiffer)

* Nur eine Randbemerkung, nichts zur Sache Digitalisierung und öffentliche Verwaltung: Ich finde es immer sehr schade, wenn Artikel in der gedruckten Ausgabe der FAZ erschienen sind und erst später digital veröffentlicht werden.

** Sicher ist das keine Digitalisierungsfrage, aber es zeigt einmal mehr die Servicehaltung, die manchmal in der öffentlichen Verwaltung zu herrschen scheint.

Digitalisierung und Schule: Muss die Schul-Cloud ein Rohrkrepierer sein und man nimmt gleich besser Microsoft Teams, Zoom & Co.?

18. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Mein Digitalthema der Woche bei #9vor9 am 16. Februar war die Digitalisierung in den Schulen. Entscheidender Auslöser dafür war der Beitrag von Jakob von Lindern auf Zeit Online, der die derzeitige Situation analysiert und entsprechende Experten zu Wort kommen lässt. Ich habe die entsprechenden Ausführungen jetzt hier in diesen separaten Beitrag kopiert und ergänzt, da die Thematik sehr aktuell ist und neue Artikel und Kommentare hinzugekommen sind.

Die derzeitigen Lernplattformen – meist in Zeiten vor der Pandemie entwickelt, vor allem aber aufgesetzt – sind ganz offensichtlich derzeit nicht in der Lage, die schiere Masse an Schülerinnen und Schülern, die gleichzeitig online gehen wollen, zu bewältigen. Ein großer Teil der IT müsste grundlegend anders ( z.B. mir mehr Instanzen) aufgesetzt werden, um skalieren zu können. Hinzu kommt einmal mehr Kleinstaaterei. Jedes Bundesland muss mal wieder sein eigenes Süppchen kochen. Statt also gemeinsam eine auf Open Source basierende Plattform aufzusetzen, die skalierbar ist, wird scheinbar vor sich hin gewurstelt.

Kein Wunder, wenn dann einige Eltern und auch Lehrer:innen dann einfach mal dazu übergehen, Microsoft Teams oder auch Zoom zu benutzen, denn diese Systeme – trotz gelegentlicher Ausfälle – sind skalierbar. Sie sind für Massen an Anwendern:innen gebaut. Also wieder einmal ein Lock-In bei US-Monopolisten, weil die es ja so gut können und wir es nicht gebacken bekommen. Entsprechende Aussagen findet man allzu oft und mir geht dabei der Hut hoch.

Oder wie es Jakob von Lindern schreibt:

Statt jetzt hektisch teure (und datenhungrige) Software zu kaufen, die man später nicht mehr braucht, könnte die Energie darauf verwendet werden, das Klein-Klein der verschiedenen Lösungen in Deutschland zusammenzuführen und sie fit für die Zukunft nach der Pandemie zu machen.

Digitalisierung an Schulen: 404 – Arbeitsblatt not found | ZEIT ONLINE

Braucht es vielleicht doch das Bundesministerium für Digitalisierung? Aber hätte das die Macht, die ja ach so unabhängigen Bundesländer, die für Bildung zuständig sind, zu „vereinigen“ und zu „befrieden“? Oder soll man einfach mal wieder kapitulieren? Das Thema deutsche oder europäische Schul-Cloud kann man durchaus in breiterem Kontext sehen. Gaia-X und andere Initiativen sind ja im Schwange. Statt Microsoft und Konsorten Millionenbeträge in der Rachen zu schmeissen, wäre jetzt halt entschlossenes Handeln statt besagter Kleinstaaterei gefragt. Gerade jetzt. Doch wer nimmt das Zepter in die Hand und ergreift die Initiative?

Auch zu diesem Thema wollen wir gerne Experten einladen: In „meiner“ digitalen Heimatstadt Darmstadt scheint es ein erfolgreiches Projekt zu geben. Dort stellt man das Videokonferenzsystem Big Blue Button (Open Source) zur Verfügung und laut Bericht greifen 6.000 Anwender:innen zeitgleich zu. Es scheint also doch zu gehen. Wir werden mal bei der Digitalstadt nachhaken.

Nachtrag 16.2.2021: (Auch) Chaos macht Schule fordert, nachhaltig umgesetzte, nicht von kommerziellen Anbietern abhängige Lösungen

Nach der Sendung bin ich auf diesen Beitrag auf der Seite des Chaos Computer Clubs gestoßen, der inhaltlich in das gleiche Horn stößt. Wundert nicht wirklich, dass das CCC-Bildungsprojekt Chaos macht Schule (CMS) ebenfalls fordert, nachhaltig umgesetzte, nicht von kommerziellen Anbietern abhängige Lösungen zu implementieren. Auch hier die Forderung danach, mehr zentral zu steuern und dann dezentral zu gestalten.

Über viele Jahre wurde freie Software von der öffentlichen Hand vernachlässigt. Millionen an Steuergeldern wurden für Lizenzkosten für intransparente Software verwendet, statt bestehende Gemeinschaftslösungen besser zu integrieren und in der Bedienbarkeit zu vereinheitlichen.

CCC | Lockdown ohne Lock-in: CMS fordert nachhaltige Lernplattformen

Nachtrag 2, 18.2.2021 : „Schul-Clouds aller Art sind Rohrkrepierer“ & Microsoft Teams in Schulen

Dr. Dietmar Müller hat das Thema auch nochmals auf Cloud Computing-Insider aufgegriffen. Lesenswert. Mir fällt natürlich eine Zwischenüberschrift besonders auf: „Schul-Clouds aller Art sind Rohrkrepierer“. Ein Armutszeugnis. Von der u.a. von Bitkom-Chef Berg geforderten nationalen Bildungsplattform sind wir auf jeden Fall weit entfernt, gar nicht zu reden davon, dass vom Bund initiierte Projekte eher selten erfolgreich seien, fragt Dietmar Müller und dankt den Leher:innen und Schüler:innen, die trotz aller Widrigkeiten das Beste versuchen. Hier befindet sich sein Beitrag.

Hinweisen möchte ich auch einen weiteren Beitrag von Jakob von Lindern, in dem er sich dem Thema Microsoft Teams in Schulen widmet. Man könnte den Beitrag unter die Überschrift laufende, stabile Lösung versus Datenschutz- und Abhängigkeitsbedenken. Eine typische Aussage in diesem Zusammenhang: „Viele Beobachter nervt die Datenschutzdiskussion, weil jetzt in Schulen besonders richtig gemacht werden soll, was privat überall genutzt wird.“

Klar ist für mich, dass möglichst eine unabhängige, skalierbare Schul-Cloud nur dann funktionieren kann, wenn mit der Herumstümperei und Kleinstaaterei bald Schluss ist. Sonst wird man eben bei Microsoft und Konsorten landen. Und da teile ich sowohl Datenschutz- wie auch Abhängigkeitsbedenken. Von Product Placement und Gewöhnung an gewisse Werkzeuge gar nicht zu reden. Mut macht mir die derzeitige Situation jedenfalls leider nicht.

(Stefan Pfeiffer)

#9vor9 an 16.2.2021: Wie Sportereignisse digital „angereichert“ werden & Digitalisierung und Schule

16. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Es ging heute um Fußball und Schule, bei den Digitalthemen der Woche bei #9vor9 mit Lars und mir. Werder-Fan Lars, Sky-Abonnent, sprach darüber, wie alte Männer wie vor 30Jahren linear fernsehen, maximal den Second Screen bedienen, um beispielsweise zu zwitschern. Und er zitierte die Vision von Mark Cuban (Eigentümer des Profibasketball-Teams der Dallas Mavericks aus einem Gespräch mit der New York Times), wie „die Jungen“ auf TikTok sind und dort dynamisch hier und da plötzlich Liveszenen zugespielt bekommen. Ob ich letzteres brauche? Ich glaube es nicht.

Aber ganz sicher hält die Digitalisierung auch in der Sportberichterstattung Einzug. Ich musste an die vielen mehr oder weniger klugen Analysen denken, die meist nach einem Spiel dann beispielsweise in einer Sportschau oder einem Sportstudio durchgeführt werden, mit entsprechender Interaktion und Visualisierung. Live passiert dagegen in puncto Datenauswertung und -visualisierung noch nicht so sehr viel, meinte Lars und verwies auf eine Folge des Rasenfunk-Podcasts, in dem erläutert wird, welche „Qualitätsstandards“ die DFL an die produzierten Bewegtbilder anlegt und warum eben nicht so viel mit eingeblendeten Grafiken gearbeitet werden darf. Vielleicht holen wir uns ja mal Maurice Gundt von Live Directors ins Studio, der bei der TSG Hoffenheim die Stadionregie macht und die dortige Leinwand bespielt. Der weiß sicher sehr gut, was technisch alles möglich wäre.

Ich musste unwillkürlich an Wimbledon denken, wo mein Arbeitgeber IBM zusammen mit den Organisatoren ja nun Jahr für Jahr das ultimative Fanerlebnis schaffen will. Datenanalyse, künstliche Intelligenz, mobile Apps, all das kommt zum Einsatz. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz werden beispielsweise die Highlights der Matches herausgesucht. Die Spieler und Trainer bekommen in einem personalisierten Portal Daten über ihre Performance zur Verfügung gestellt. Es geht ganz offensichtlich noch eine Menge.

Mein Digitalthema der Woche ist die Digitalisierung in den Schulen. Hier empfehle ich den Beitrag von Jakob von Lindern auf Zeit Online, der die derzeitige Situation analysiert und entsprechende Experten zu Wort kommen lässt. Die derzeitigen Systeme – meist in Zeiten vor der Pandemie entwickelt, vor allem aber aufgesetzt – sing ganz offensichtlich derzeit nicht in der Lage, die schiere Masse an Schülerinnen und Schülern, die gleichzeitig online gehen wollen, zu bewältigen. Ein großer Teil der IT müsste grundlegend anders ( z.B. mir mehr Instanzen) aufgesetzt werden, um skalieren zu können. Hinzu kommt einmal mehr Kleinstaaterei. Jedes Bundesland muss mal wieder sein eigenes Süppchen kochen. Statt also gemeinsam eine auf Open Source basierende Plattform aufzusetzen, die skalierbar ist, wird scheinbar vor sich hin gewurschtelt.

Kein Wunder, wenn dann einige Eltern und auch Lehrer:innen dann einfach mal dazu übergehen, Microsoft Teams oder auch Zoom zu benutzen, denn diese Systeme – trotz gelegentlicher Ausfälle – sind skalierbar. Sie sind für Massen an Anwendern:innen gebaut. Also wieder einmal ein Lock-In bei US-Monopolisten, weil die es ja so gut können und wir es nicht gebacken bekommen. Entsprechende Aussagen findet man allzu oft und mir geht dabei der Hut hoch. Oder wie es Jakob von Lindern schreibt:

Statt jetzt hektisch teure (und datenhungrige) Software zu kaufen, die man später nicht mehr braucht, könnte die Energie darauf verwendet werden, das Klein-Klein der verschiedenen Lösungen in Deutschland zusammenzuführen und sie fit für die Zukunft nach der Pandemie zu machen.

Digitalisierung an Schulen: 404 – Arbeitsblatt not found | ZEIT ONLINE

Braucht es vielleicht doch das Digitalministerium? Aber hätte das die Macht, die ja ach so unabhängigen Bundesländer, die für Bildung zuständig sind, zu „vereinigen“ und zu „befrieden“? Oder soll man einfach mal wieder kapitulieren? Das Thema deutsche oder europäische Schulcloud kann man durchaus in breiterem Kontext sehen. Gaia-X und andere Initiativen sind ja im Schwange. Statt Microsoft und Konsorten Millionenbeträge in der Rachen zu schmeissen, wäre jetzt halt entschlossenes Handeln statt besagter Kleinstaaterei gefragt. Gerade jetzt. Doch wer nimmt das Zepter in die Hand und ergreift die Initiative?

Auch zu diesem Thema wollen wir gerne Experten einladen: In „meiner“ digitalen Heimatstadt Darmstadt scheint es ein erfolgreiches Projekt zu geben. Dort stellt man das Videokonferenzsystem Big Blue Button (Open Source) zur Verfügung und laut Bericht greifen 6.000 Anwender:innen zeitgleich zu. Es scheint also doch zu gehen. Wir werden mal bei der Digitalstadt nachhaken.

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

(Stefan Pfeiffer)

Auto-Mobil: Was passiert mit all den Leasing- und Dienstwagen?

16. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Deutsche Männer und ihr Auto. Und ich bin da auch nicht besser. Mitte des Jahres läuft mein Leasingwagen aus und natürlich kümmere ich mich zeitig darum, wie es weiter geht. Doch bevor ich darin schwelge, – frei nach Was bin ich – welches Schweinderl es denn sein soll, stellt sich die Frage, wie es denn mit den geleasten Fahrzeugen in Corona-Zeiten generell weiter geht. Nur wenige Leasingnehmer – egal ob privat oder Unternehmen – dürften in diesen Zeiten die vereinbarten Kilometer mit ihren Wagen gefahren sein und in den kommenden Wochen oder gar Monaten fahren. Derzeit stehen die Autos (wahrscheinlich) noch mehr dumm herum, als es eh schon der Fall ist.

  • Wie werden die Leasinggeber reagieren angesichts des Kilometerstands?
  • Wie reagieren Unternehmen gegenüber ihren Mitarbeitern, die Dienstwagen fahren und derzeit nicht zu Kunden oder auf Veranstaltungen fahren (können)?
  • Werden bestehende Leasingverträge angesichts des Kilometerstands einfach mal verlängert?
  • Wie wird eine Dienstwagenregelung nach Corona aussehen, wenn vielleicht vieles weiter online „abläuft“?

Diese und viele andere Fragen stellen sich und werden irgendwann beantwortet werden müssen.

Unterdessen schaue ich natürlich, was sich auf dem Markt für E-Autos so tut, vergleiche den ID.3 mit dem ID.4 und – man staune – dem Tesla Model 3. Und ich bin immer wieder schockiert, welche Preise doch aufgerufen werden, wenn man so herum konfiguriert und mal das Head-Up -Display haben oder im Tesla nicht das Pseudoholz haben möchte. Das werden sofort stolze Preise on top aufgerufen. Zwischen einem puristischen ID,3 und einem vollausgestatteten liegen da schon mal einige Tausender. Bemerkenswert beim Preis ist auch, dass Tesla für Behinderte gar keine Rabatte, Volkswagen nur 4 Prozent gegenüber den normalen 15 Prozent Schwerbehindertenrabatt gibt.

Zum Thema Preise dieser Vergleich zwischen einem Verbrenner und dem ID.3:

So gut wie immer ist das E-Auto also günstiger als der Verbrenner. Aber um wie viel günstiger? Das ist sehr verschieden. BEISPIEL 1 VW ID.3 Pro (Elektro) gegen Golf 1.5 eTSI (Verbrenner): Der Stromer ID.3 kostet seinen Fahrer pro Monat 492 Euro, der Golf 503 Euro. Die Ersparnis: magere elf Euro.

Trotz Mega-Kaufprämie: Lohnt sich das Elektroauto wirklich?

Apropos Preise. Gestern haben wir mit Freunden darüber gesprochen, dass die sich E-Bikes anschaffen wollen, weil sie im Sommer größere Fahrradtouren planen. Ich habe dann mal spaßeshalber die Seite von Riese & Müller geöffnet, die ja bei uns in der Nähe produzieren. Da schlägt für eine E-Bike schon mal fast das zu Buche, was ein e-UP! mit Abzug aller Rabatte und Förderungen gekostet hätte. Mal eine andere Perspektive. Der e-Up! gewann übrigens den Ecotest 2020des ADAC.

Zurück zum ID,3: Da bin ich auf den Blog von Ralf Breuer https://mein-id3.de/ gestolpert, der hier über seine Erfahrungen unter dem Motto ID3 fahren und laden an der Ahr* berichtet. Unter anderem berichtet er unter der Überschrift Er wird erwachsener über sein letztes Softwareupdate. Die ID.3-Fahrer scheinen derzeit noch nicht in jener freudigen Erwartungshaltung zu sein, wie sie Richard Gutjahr im Ladezeit.Podcast für seinen Tesla beschreibt. Aber seien wir fair: Es scheint auch beim ID.3 voran zu gehen.

Und nochmals etwas zum Thema Software und VW. Ich hatte mir die App EV Check von Volkswagen herunter geladen, um die Leistung meines derzeitigen Diesel mit einem ID.3 zu vergleichen.

Die Auswertung zeigt alle relevanten Daten wie zurückgelegte Wegstrecke, geschätzter Verbrauch und CO2-Austoß im Vergleich mit dem eigenen Fahrzeugmodell, sowie die geschätzten Kosten für die gefahrene Distanz.

Klingt ja eigentlich sehr gut, wenn im Hintergrund die Strecken mitgeschnitten werden und man so ein Bild bekommt (besonders zum leidigen Thema Reichweite, wobei das in Corona-Zeiten eh fast sekundär ist). Die App hat es nie richtig getan und dann habe ich beim Batterieverbrauch meines iPhone X folgende Daten gesehen – und die App deinstalliert. Ist sie nur bei mir Schrott?

Und noch einige Lesezeichen. Die Wirtschaftswoche berichtet über Norwegen, das Musterland im Einsatz von E-Autos. Vielleicht liest es ja der ein oder andere deutsche Politiker oder gar Wirtschaftsboss. Dort wollen laut Umfragen 94 Prozent der E-Auto Fahrer sich kein anderes Auto mehr kaufen und generell ist die Akzeptanz deutlich höher. Weitere Absatzüberschriften: Tesla ist nicht uneinholbar oder Ladeinfrastruktur ist entscheidend …

Über die Ladeinfrastruktur und die typisch (??) deutschen Probleme berichtet auch Die Welt in einem Beitrag, Es ist noch viel Luft nach oben vorhanden und das Laden müssen finanziell deutlich günstiger werden, damit sich E-Autos durchsetzen. Ein anderes Thema, das immer wieder in dieser Jahreszeit angesprochen wird, ist das Thema Reichweite im Winter. Die Autozeitung gibt hier beispielsweise einige Tipps.

So weit diese auto-mobilen Notizen. Bleibt gesund.

(Stefan Pfeiffer(

* Beim Stichwort Ahr fällt mir doch auch Wein ein, aber Auto(fahren) und Wein, das lass sein. Oder so.