Posts Tagged: ‘Essen & Trinken’

Rotwein von der Bergstraße: Geht das? Ein Selbstversuch mit Weinen von Hanno Rothweiler

19. August 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Neulich saßen wir in der Schönen Aussicht im Stettbachtal und genossen ein wirklich wunderbares Abendessen. Sehr empfehlenswert. Und zu unserem Hauptgang wollten mein Vater und ich gerne Rotwein trinken. Also auf die Weinkarte geschaut und erst einmal gezuckt: Bergsträßer Rotwein. Da habe ich mich dann doch nicht heran getraut. Noch immer stehe ich mit den Bergsträßer Weinen etwas auf Kriegsfuß, schaue eher rüber nach Rheinhessen, in den Rheingau, an die Nahe oder in die Pfalz und hole mir meist dort meine Weißweine. Und dann gar einen deutschen Rotwein von der Bergstraße probieren, auch wenn ich die entsprechenden Stöcke schon in Auerbach sehen konnte.

Ich weiß gar nicht mehr, was wir dann getrunken haben. An jenen Rotwein haben wir uns auf jeden Fall nicht heran getraut. Meine Frau mag Rosé und sie trank dann einen Rotling, mit dem sie ganz zufrieden war. Doch meine Neugier muss natürlich befriedigt werden und man sollte auch bereit, potentielle Vorurteile auszuräumen. Also habe ich dann mal recherchiert. Der Winzer heißt Hanno Rothweiler und sein Hof ist in Bensheim-Auerbach, also wenige Kilometer von unserer Wohnung entfernt.

Die Neugier hat mich zum roten Türmchen getrieben

Auf die Webseite gegangen. Oh, der Mann bietet in diesen Zeiten sogar eine Online-Weinprobe an. Und siehe da, er hat im Probierpaket einen Auxerrois. Diese Rebensorte mag ich sehr gerne, nachdem ich vor Jahren – 2013 – gute Erfahrungen mit einem solchen Weisswein von der Weinmanufaktur Montana ebenfalls in Bensheim-Auerbach gemacht hatte. Die Manufaktur scheint es unterdessen nicht mehr zu geben. Doch zurück zum Auxerrois: Die Rebe ist eine Burgunder-Sorte, nicht besonders weit verbreitet, aber für mich sehr angenehme im Geschmack, nicht so schmelzig wie der klassische Weissburgunder und nicht so nussig-muskatig wie viele Grauburgunder.

Und dann war auch ein Roter Riesling im Probierpaket der Online-Probe. Und auf der Preisliste fand ich überraschenderweise viele Rotweine. Die Online-Weinprobe, an der laut Webseite über 500 Personen teilgenommen haben, mussten wir ausfallen lassen, da unsere Reise nach Dänemark an stand, aber ein Besuch im Weingut stand ab sofort auf meiner ToDo-Liste.

Vergangenen Donnerstag bin ich dann am frühen Abend hin gefahren, um mir einen Eindruck zu machen. Das Gut ist in der Ebene, optisch prägnant mit einem netten roten Türmchen. Neben mir kaufte gerade ein älteres Paar ein Geschenk und ich wandte mich an den jugendlichen Verkäufer, der mir bereitwillig einige Weine zum Probieren aus- beziehungsweise einschenkte. Begonnen habe ich natürlich mit dem Auxerrois, der mir auch gefiel und von dem ich einige Flaschen mitnahm. Den muss ich allerdings noch einmal direkt mit dem Weiss- und Grauburgunder vergleiche. Das könnte interessant werden.

Rotweine vergleichen: Bisher Cabernet Sauvignon vorne

Einen solchen Vergleich habe ich dann mit 3 Rotweinen später am Wochenende daheim begonnen. Je eine Flasche Syrah Auerbacher Fürstenlager (im Barrique ausgebaut von 2018), Cabernet Sauvignon ebenfalls aus dem Fürstenlager von 2018 und ein Rotwein Cuvée von 2017. Eine Cuvée ist ja schließlich auch so etwas wie die Handschrift, der persönliche Mix des Winzers.

Der Vergleich ist noch nicht abgeschlossen, aber der erste Eindruck war, dass mir der Cabernet Sauvignon sehr gut gefällt. Dunkelrot im Glas ist er nicht zu rund, durchaus elegant mit einer gewissen Würze. Der ebenfalls dunkelrote Syrah war mir persönlich etwas zu rund und samtig, etwas für Weintrinker, die eine solche Note mögen. An einem der kommenden Tage hat er mir dann besser geschmeckt. Vielleicht braucht er einfach etwas Zeit und Luft. Und das Cuvée kommt dann hellroter ins Glas, scheint mir wahrscheinlich deutsche Rotweinreben zu verwenden und ich ahne einen Spätburgunder als Bestandteil (aber wahrscheinlich blamiere ich mich gerade).

Auf jeden Fall hat mir ein solcher Vergleich sehr gefallen und Hanno Rothweiler – ab und an als Rotweinexperte bezeichnet – hat noch viele weitere Rotweine auf der Liste: einen Merlot, einen Shiraz & Cabernet, einen Primitivo, Regent, Dornfelder, St. Laurent, Pinot Noir – und einen Dakapo, in der Tat eine Bildungslücke, denn diese Rebsorte kannte ich nicht. Alle Rotweine kommen mit Drehverschluss und liegen zwischen 8 und 13 Euro.

Nächster Besuch geplant

Ich werde also weiter probieren und wir planen mit Freunden einen Besuch, denn auch der Rotling hat seine Abnehmer im Hause Pfeiffer und Gästen gefunden. Der feinherbe, kräftig rosa Verschnitt aus weißen und roten Trauben wusste in seiner wiederum kräftigen Fruchtigkeit zu gefallen. Wir werden also hoffentlich bald mal nach Bensheim-Auerbach fahren und die probe fortsetzen, denn auch im weißen Segment sind noch interessante Weine auf der Liste wie ein Roter Riesling.

Den Winzer habe ich bei meinem ersten Besuch nicht kennengelernt, aber das kann ja noch werden. Gespannt sind wir alle auf jeden Fall auf den Mann, der zwischen Experiment und Bewährtem balanciert, ganz sicher in der Bergsträßer Winzerszene mit prägend erscheint, als positiv verrückter Weinenthusiast „klassifiziert“. Wer etwas tiefer in seine Weine abtauchen will, dem sein dieser Beitrag auf https://www.vinwin.de empfohlen. Und auch dieser Beitrag auf https://www.bergstrasse-odenwald.de mit einigen Hintergrundinformationen sei empfohlen.

Und bei nächster Gelegenheit hoffe ich, diese Geschichte fort zu schreiben.

Nicht ausschließlich hyggelige dänische Urlaubsnotizen: Von Mayonnaise bis zu entschleunigtem Fahren

27. Juli 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Einige Rand-, Urlaubs- und Reisenotizen von unserer einwöchigen Reise nach Dänemark. Man möge mir verzeihen, dass auch einige Bemerkungen zu Autos und Geschwindigkeitsbegrenzung, dänischer Mobilität, auftauchen.

Bei der Einreise nach Dänemark wurden nach der Fähre in Røtby nicht nur unsere Pässe kontrolliert. Der junge Grenzer wollte auch unseren Übernachtungsnachweis sehen. Man muss als Tourist mindestens 6 Tage in Urlaub verbringen, sonst wird es nichts mit der Reise nach Dänemark. Und es gab ein Schild Richtung Corona-Tests. Bei der Rückreise: Alle sind einfach nach Deutschland rein gefahren.

Holger Danske wartet in den Kasematten von Kronburg darauf, aufzuwachen und Dänemark zu verteidigen …

Maskenpflicht? Davon war in Dänemark nichts zu sehen. Nur ganz vereinzelt trug jemand eine Maske. Ich gebe zu, dass mir die Dänen in mancher Situation zu lax erschienen. Die Menschenmengen im Lousiana Museum, nicht immer mit dem Abstand von 1,5 Meter, haben mich ebenso abgeschreckt wie im Hamlet-Schloss Kronborg in Helsinger oder in Frederiksborg. [Und um es klar zu schreiben: Beide „Borgen“ sind absolut ein Besuch wert!].

Auch im Spa und in der Sauna des Hotels Comwell haben wir uns über die Gepflogenheiten manchmal gewundert. Und damit meine ich nicht die Textilpflicht in der Sauna …

Wir haben versucht, uns möglichst im Freien aufzuhalten.

Meeresfrüchte und Fisch im Café Vitus – mit Mayo …

Kulinarisch war Dänemark eine Herausforderung. Alles ist mit Mayonnaise. Korrektur: Wie hat uns Poul Erik, der Direktor des Louisiana Museums korrigiert, manchmal gibt es auch Remoulade.

Im Ernst: Bis auf das Dinner im Sletten in Humlebæk – lieben Dank für die Einladung – war das Essen durchgehend eher enttäuschend, auch bei Restaurants, die auf Trip Advisor gut bis sehr gut bewertet wurden. Wer auf fein macht, sollte auch fein servieren. Aber mehr dazu separat auf Trip Advisor. Führt hier im „Block“zu weit..

Geliebt haben wir das Café Vitus in Snekkersten, in Fußweite von unserem Hotel. Also in einem dänischen Café gibt es nicht nur Kaffee und Kuchen. das Vitus ist eine Mischung aus Strandtaverne oder Strandbar, Studentenkneipe und Schnellimbiss, direkt am Hafen. Es gibt Hamburger ebenso wie Shrimps in leckerer Koblauch-Chilly-Sauce – und dazu ein lecker Classic. Und wenn es mal mit der Bedienung nicht funzt, geht man selbst an die Theke und holt sich seine Getränke. En rigtig hyggelig cafe, wie ein Däne auf Trip Advisor schreibt. Hyggelig ist seitdem in unseren Wortschatz über gegangen. Es bedeutet wohl gemütlich, aber wohl auch ein wenig miefig-spiessbürgerlich. Wir fanden es nur gemütlich-hyggelig …

Doch von der Strandkultur zur „richtigen“ Kultur: In Humlebæk ist eines der schönsten Museen der Welt, das schon einmal erwähnte Louisiana-Museum. Das Museum ist in die Landschaft eingebettet. Die Skultpturen im Grünen und vor dem Meer sind sensationell. Und die Sammlung und die Ausstellungen sind international bemerkenswert. Schließlich ist ja auch die Ausstellung meiner Frau in der Schirn, Fantastische Frauen über den weib­li­chen Beitrag zum Surrea­lis­mus, dorthin gewandert, was ja auch Auslöser für unsere Reise war. Die Ausstellung ist jetzt bis 8. November 2020 im Louisiana zu sehen. Schade, dass derzeit keine Tages- oder Wochenendausflüge nach Dänemark möglich sind. Es wäre derzeit eine Reise wert.

Gerade wird auf einer riesigen Leinwand eine Installation zu Zidane gezeigt, quasi als Ersatz für die ausgefallene EM.

Wir waren ja an der Dänischen Riviera. Wir haben Kiter gesehen. Wir haben keine Strandkörbe wahrgenommen. Die haben wir erst in Deutschland auf der Rückreise am Strand in Schaubeutz bewundern dürfen.

Zu profaneren Themen, wie schon angedroht: Dänemark scheint ein Land der Kleinwagen zu sein. Ja, es gibt auch die großen Kisten und SUVs, doch die Kleinwagen dominieren. Am Beispiel VW: Noch nie habe ich so viele Up’s deutlich noch vor den Polo’s gesehen. Golf, Tiguan und Passat schienen mir klar abgeschlagen. Mich hat es motiviert, mir mal den e-Up anzusehen, aber das ist eine andere Geschichte.

In Dänemark ist uns übrigens nicht eine Baustelle aufgefallen. In Deutschland fuhren wir ab Puttgarden nach Hannover, Kassel, Frankfurt bis Darmstadt von einer kilometerlangen Baustelle in die nächste.

Seit gefühlten Jahrzehnten diskutieren, ob es im Autoland Deutschland eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen geben soll, ja geben darf. Meine Erfahrung nach einer Woche Dänemark: Mit maximal 80 km/h auf Landstraßen und 120 km/h (gefühlt meist 110) fährt es sich entspannt und entschleunigt. Und der Verbrauch meines A4 TDI lag bei ca. 4,6 Liter/100 km. Zurück in Deutschland kletterte der Wert wieder auf 5,7 Liter/100 km, trotz einer Maximalgeschwindigkeit, die weit weg von 180 km/h oder gar drüber lag. Meine Zusammenfassung: Es geht mit Tempo 120 oder 130. Man muss sich nur darauf einlassen.

(Stefan Pfeiffer)

Ein wirklicher kulinarischer Tipp an der Bergstraße: Die „Schöne Aussicht“ im Stettbachtal

12. Juli 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Über Restaurants steht hier im Blog eher selten etwas. Wenn, dann bewerte ich mal auf Tripadvisor Lokale, die wir im Urlaub besucht haben. Wenn ich dort schon von den Besprechungen anderer Reisender profitiere, dann ist ja nur fair, auch selbst dort zu bewerten. Daheim gegen wir eher selten essen und die Speisen sind oft nur durchschnittlich, eben nicht erwähnenswert. Zuhause wird dann besser gekocht oder gegrillt.

Frisch zubereitet, gute abgeschmeckt, vernünftige Portionen

Diesmal möchte ich aber eine Ausnahme machen, auf ein Restaurant in unserer Nähe aufmerksam machen, auf die „Schöne Aussicht“ in Stettbach bei Seeheim-Jugenheim aufmerksam machen. Das Essen dort war gestern vorzüglich, von der Vorspeise bus zur Nachspeise. Die Langustinensuppe mit Bio-Gambas war ebenso gut wie das Vitello tonnato von Kalbstafelspitz. Und der Hauptgang, ein Wildfangzander auf Safranrisotto und ein Rinderflanksteak*, mit Kartoffelecken und Salat waren ebenfalls geschmacklich herausragend. Eine Creme brulee mit Früchtesorbet hat dann den Abschluss gemacht. Alles war hervorragend gewürzt, besonders und eben nicht wie bei manchen „Feinschmeckerlokalen“ überkocht. Die Portionen waren angemessen, nicht zu groß, wie es oft der Fall ist, und gerade bei verschiedenen Gängen genau richtig in der Größe.

Die Karte in der „Schönen Aussicht“ ist übersichtlich, ein meiner Meinung nach gutes Zeichen und die Gerichte werden frisch zubereitet. Das schmeckt man. Das ist dann auch der Preis akzeptabel, den ich auch bei der gelieferten Qualität als im Rahmen empfinde. Muss ja nicht jeden Tag, aber wenn es mal besonders sein soll, ist das Essen in der Schönen Aussicht aus unserer Sicht ein Tipp.

Ein winziger Wermutstropfen: Die Weinauswahl war mir zu sehr lokal auf die Bergstraße fokussiert (Simon-Bürkle und einige Rotweine von Rothweiler) und wir können uns bisher nicht so wirklich auf die hiesigen Weine begeistern. Vielleicht ändert sich das noch, aber gestern wollte ich keine Experimente mit Bergsträßer Rotwein eingehen.

Unschönes Intermezzo in Covid 19-Zeiten

Wenn das Wetter wie gestern mitspielt, sitzt man in der „Schönen Aussicht“ mit tollem Ausblick auf der Terrasse. Natürlich gelten dort auch die einschlägigen Covid-19-Regeln: Betreten des Lokals mit Maske, Gang zur Toilette mit Maske, eingeschränkter Service beim Ausschänken und so weiter. Und deswegen gab es auch ein kleines Lowlight am gestrigen Abend. Ein „Mittelalterpaar“, angereist mit dem Motorrad, hatte keine Masken dabei („Das hat uns aber keiner gesagt“) und wollte sich auch nicht nebeneinander setzen. Nein, man wollte sich unbedingt gegenüber platzieren, aber dann stimmte der Abstand eben nicht mehr – und alle anderen Tische draußen waren besetzt. Es kam zu einem etwas unschönen Abgang. Ich persönlich fand das Vorgehen der Wirtin absolut korrekt, gerade wo ich unterdessen hier und da beobachte, dass einige Lokale unterdessen schon auf die Regeln pfeifen. Das muss meiner Meinung nach in diesen Zeiten nicht sein.

Rinderflanksteak

* Was ist ein Rinderflanksteak? Es ist Fleisch aus dem Bauchlappen, das in Deutschland lange Zeit zum Beispiel für Wurst und nicht als Steak verwertet wurde. In den USA war es anders und ich habe dann mal nachgeschlagen. „Das Flanksteak stammt aus dem hinteren, unteren Bauchteil (Flanke/unterer Rippenbereich) des Rindes. … Der Bauchmuskel ist flach und sehr fein marmoriert und hat eine lange Faser. Bei Feinschmeckern und BBQ-Fans ist das Bavette sehr beliebt (mittlerweile auch in Deutschland), weil es trotz des geringen Fettanteils äußerst intensiv im Geschmack ist.“

„Sekt auf Champagnerniveau!“ | Besuch bei den deutschen Sektpoinieren im Wilhelmshof

4. Juli 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Ende Juni war es mal wieder Zeit für einen Ausflug: Wir sind mit Freunden in die Südpfalz gefahren und haben uns am letzten Juni-Samstag eine Sektprobe – der weibliche Part unserer Freunde liebt Sekt – beim Wilhelmshof in Siebeldingen gegönnt. Das Wein- und Sektgut war wohl eines der ersten deutschen, die sich dem Thema Sekt ernsthaft genähert haben, wie uns die Tochter des Hauses Barbara Roth erklärte.

Man schreibt das Jahr 1975. Christa Roth-Jung und Herbert Roth sind auf der Suche nach etwas Ungeheuerlichem. Ihr Ziel: Sie wollen Sekt machen, Qualitätssekt. Sekt auf Champagnerniveau!

Sektpionier Herbert Roth Christa Roth-Jung

Und die Ergebnisse lassen sich sehen. Bei einer Vergleichsprobe zwischen Französischem Champagner und Deutschem Winzersekt gewinnt man und heimst auch Preise ein. Der Wilhelmshof Spätburgunder Rosé Sekt brut Siebeldingen Königsgarten wurde 2020 vom Deutschen Weininstitut als Deutschlands bester Rosé Sekt prämiert.

Wir haben uns natürlich trotz der großen Hitze an besagtem Tag durchgekostet. Zuerst im Vergleich die beiden Rieslinge-Sekte, den Brut und Extra Brut Siebeldinger Königsgarten. Überraschenderweise hat uns allen der Brut diesmal besser geschmeckt, frischer, fruchtiger, der Extra Brut erschien etwas kantiger. Interessant dann der Vergleich zwischen dem Blancs de Noir Pinot Sekt Brut und dem oben schon erwähnten Rosé-Sekt, zwei Spätburgunder im Vergleich. Beide exzellent, eine schwere Qual der Wahl. Die gerade genannten Sekte liegen alle zwischen € 14 und € 17.

Die Privé-Sekte, die 30 bis 48 Monate auf Hefe lagen, hatten an diesem heißen Tag wenig Chancen. Sie sind durch das Hefelager deutlich gehaltvoller, nussiger und nicht so frisch die vorher verkosteten Sekte. Sie liegen auch logischerweise preislich etwas höher bei € 24. Vielleicht sind sie bei einem weiteren Besuch nochmals eine Verkostung wert, genau wie einige der Weine, die diesmal zumindest bei mir als Fahrer nicht ins Glas kamen, außer … dem Spätburgunder Rosé Kabinett trocken Siebeldinger Königsgarten. Den haben wir gestern zu Lachs auf Zedernholz getrunken, hat als erfrischender, leichter Terrassenwein mit Erdbeer- und Fruchtnoten sehr gut gepasst.

Zum Abschluss durften wir uns noch den herrlich kühlen Weinkeller anschauen. Und dort wird der Sekt noch handgerüttelt, wie uns Barbara Roth erklärte. Der Opa halte sich so fit … Im oben verlinkten Video ist der Weinkeller auch nochmals in Bewegtbildern zu sehen.

#Loveandhope und leckere Weine vom Roten Hang bei St. Antony in Nierstein – Und ein Expertenblick auf die Weinbranche

10. Juni 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Nach langem war es endlich mal wieder Zeit für einen Ausflug zu einem Weingut. Also ging es am vergangenen Sonntag (7. Juni 2020) nach Nierstein. Ein schöner Ausflug, denn man kann von Darmstadt aus mit der Fähre Nierstein – Landskrone idyllisch über den Rhein setzen – und auf der Kornsand-Seite während des Wartens die Biker bewundern, die dort immer mit ihren Maschinen – oft Oldtimer – Halt machen.

Aber natürlich spielt auch der Wein eine kleine Rolle, warum wir gerne dort hin fahren. Seit Jahren trinken wir dort sehr gerne Riesling vom Roten Hang und bevorzugen die Rieslinge vom Weingut Raddeck. Immer mal wieder haben wir auch andere Niersteiner Weingüter „ausprobiert“, sind aber bisher immer wieder bei Raddeck gelandet, da uns dieser Riesling am besten geschmeckt hat. Diesmal wollten wir wieder einen neuen Versuch, ein neues Weingut testen: St. Antony, ein Gut mit langer Geschichte und umfangreicher Fläche am Roten Hang zwischen Nierstein und Nackenheim, seit einiger Zeit im Besitz des Unternehmers Detlev Meyer. Im September 2019 hat dann der in der Weinszene bekannte Dirk Würtz die Geschäftsführung des Weinguts übernommen.

Der Eingang zum Verkostungsraum in Nierstein bei St. Antony

Wir hatten Riesling von St. Antony schon vor Jahren getrunken und als gut befunden, doch dann das Weingut aus dem Auge verloren. Also per E-Mail angefragt und ja, das Weingut hat wieder für Verkostungen sogar am Sonntag offen. Die Webseite und die angebotenen Weine und Sekte angeschaut. Der Shop scheint aktuell, der Rest der Seite ist leider total veraltet, so mein Eindruck. Und ja, klingt interessant, gerade wo eigentlich eine Sektgenießerin mitkommen wollte, die dann leider aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen ist.

Vielleicht den neuen Lieblingsprickler gefunden …

Trotzdem sind wir über den Rhein gesetzt und sind gegen Mittag im Weingut im Zentrum von Nierstein eingelaufen. Ein junger Mann – Tristan Seffer, der bei St. Antony im Keller anfängt – hat uns begrüßt und in die Covid-19 Verhaltensregeln eingewiesen. Wir waren die einzigen Besucher, alles sehr entspannt. Begonnen haben wir mit dem wohl feinsten Sekt, dem Les Étoiles Rosé Brut, einem Sekt aus Pinot Meunier und Pinot Noir Trauben, der für 14,90 € erhältlich ist. Für mich ein echter Kracher für diesen Preis, erinnert an Champagner und ich glaube die 48 Monate auf Hefe zu merken. Dieser Sekt hat für mich das Potential zu unserem Lieblingsprickler zu werden.

Am Roten Hang …

Wir haben dann noch die anderen Sekte probiert, die auch gut sind, aber es bei mir zumindest nach den rosa Sternen schwer hatten. Den Madame Brut haben wir dann doch auch noch eingepackt. Nun ging es an die Rieslinge vom Roten Hang. Hier haben uns die Einstiegsweine – ich mag den Begriff eigentlich gar nicht – überzeugt: Der Rotschiefer Riesling für 9,80 Euro hat uns überzeugt. Sehr spannend, würzig, schon besonders der Ortswein, der Nierstein Rielsing für 12,90 Euro: „Als Botschafter unseres Ortes aus VDP.ERSTEN LAGEN„, trifft es gut. Wir waren begeistert. Auch den Orbel haben wir noch probiert, ebenfalls lecker, aber wir haben dann auch der Probe (fast) ein Ende gesetzt. Beim nächsten Mal können wir dann weiter probieren.

#Loveandhope – Bemerkenswerte Aktion mit Banksy, süffiger Rosé

Die Probe war fast am Ende, denn auf die Frage, ob wir denn noch etwas probieren sollte, holte Tristan dann noch den 2019er Rosé #Love & hope“ aus dem Kühlschrank. Das Etikett zeigt das berühmte Motiv des bekannten Künstlers Banksy, das „Girl with Balloon“, ein Mädchen, das einen roten Ballon aufsteigen lässt. Banksy war beispielsweise mit dem geshredderten Bild in den Schlagzeilen. Da hatte der Rosé quasi schon bei meiner Kunsthistorikerin gewonnen.

Er ist ein Statement in der aktuellen Krise, denn was könnte wichtiger sein als Liebe und Hoffnung! Gönnen Sie sich ein wenig Freude und schenken Sie diese auch Ihren Lieben.

St. Antony · #loveandhope

Zu dem Rosé gibt es dann noch eine Postkarte, die dem geschenkten Wein beigelget werden kann. Coole Aktion, finde ich. Noch schlimmer: Der Rosé schmeckt auch sehr vollmundig lecker, fruchtig, aber nicht zu bombig-dominant. Also noch einen Karton in den Kofferraum. Ich habe auch noch meine Nase in den Basis-Blaufränkisch reingesteckt. Richtig gelesen, ein Rotwein vom Roten Hang. War auf den ersten Schluck nicht so mein Fall, aber wird bei einem nächsten Besuch validiert werden.

Alles in allem ein schöner Besuch mit nettem Gespräch mit Tristan über die Weine von St. Antony, andere Weingüter und Weine und die wöchentlichen Onlineverkostungen, die Dirk Würtz nun jetzt wohl jeden Mittwoch durchführt. Dazu gibt es eine geschlossene Facebook-Gruppe, d i e t e r – die digitale Weinbar, zu der man „Zutritt“ anfragen kann. Ich habe noch nicht angefragt, da der Termin bei mir nicht passt.

Captain fragt Dirk Würtz, wie es mit der Weinbranche weiter geht

Doch Dirk Würtz ist ein gutes Stichwort. Ich erinnere mich noch an seine Weinvideos auf stern.de. Er ist ein Name in der deutschen Weinnetzszene, der jetzt vom Captain zur Lage der Weinbranche angesichts von Covid-19 interviewt wurde. Ein aufrüttelndes Interview mit „bold statements“.

Wir in der Weinbranche befinden uns so oder so im größten Strukturwandel aller Zeiten. Was jetzt passiert, beschleunigt die Prozesse enorm. Allen voran die Konzentration. Die Großen werden größer, die Kleinen nicht verschwinden, aber sicherlich deutlich dezimiert. Für den eh schon kränkelnden Fachhandel könnte das der finale Todesstoß sein. Könnte wohlgemerkt, muss nicht.

Die Weinbranche wird sich verändern | Captain Cork

Bemerkenswerte Aussagen auch zu einer teilweise gelebten neuen Konkurrenz zwischen dem lokalen Händlern und Winzern, die jetzt angesichts der Lage ab Hof verkaufen wollen. Den Aufruf nach Solidarität kann ich nur unterstreichen. Gerade jetzt kaufe ich bewusst sogar mehr bei meinem lokalen Dealer, der Weingalerie in Eberstadt. Es wird spannend, wie sich das Dreieck Onlineweinhandel, lokaler Händler und Bezug ab Hof entwickeln wird.

Und auch einige Aussagen zu den Winzern und dem Netz:

Der Bauer, und dazu zähle ich den Winzer, ist genetisch konservativ. Der macht das mit dem Internet nur halbherzig, weil es irgendwie dazugehört. Das ist echt schade, weil so vieles auf der Strecke bleibt.

Die Weinbranche wird sich verändern | Captain Cork

Erst kommende Generationen werden, so Dirk, das Netz wirklich annehmen und kreativ nutzen. Stimmt wohl. Schade. Dirk schildert auch die Aktivitäten, die St. Antony selbst digital, in sozialen Netzen, mit klassischen und Online-Mailings und mit guten, alten Webshop durchführt. Die Maßnahmen habe ich so noch nicht so wahrgenommen, aber vielleicht bin ich ja jetzt im Verteiler. Und gut auch von St. Antony zu hören, dass die Webseite des Gutes komplett überarbeitet werden. Sie ist derzeit leider ziemlich „out of date“.

(Stefan Pfeiffer)

Bei Dieter virtuell fast nur mit Männer an der Weinbar oder fränkische BBQ-Weinprobe – Nachschlag zu Onlineverkostungen, Podcasts und mehr

24. Mai 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich habe das Thema virtuelle Weinprobe ja schon einmal hier behandelt. Und wir haben bisher noch an keiner teilgenommen. Die Freunde, mit denen ich das machen wollte, und meine Frau waren nicht so begeistert. Sie wollen lieber real statt virtuell Wein trinken. Ich wäre und bin sicher auch mal dabei.

Im Tagesspiegel bin ich jetzt über weitere virtuelle Weinproben, so auch die digitale Weinbar „Dieter“ gestoßen, die wohl Dirk Würtz initiiert hat. Dirk Würtz ist in der Szene als Weinmacher und auch Weinblogger – zeitweise auf Stern.de – bekannt. Jetzt „schafft“ er und „macht“ Wein beim Weinguts St. Antony in Nierstein. Wenn mir ein Paket von der Auswahl mal zusagt, werde ich einfach mal teilnehmen. Über 100 Weinliebhaber – vor allem Männer – sollen sich laut Bericht des Tagesspiegel Dienstagsabends den der virtuellen Weinbar treffen. Fast schon ein bisschen zu kuschelig …

Das ist bei aller Neugier noch nicht so meine Auswahl von Weinen. Mal schauen, was die kommenden Wochen so bringen

Ich schweife mal ab: Bei Nierstein denke ich natürlich an den Roten Hang und unser langjähriges Lieblingsweingut Raddeck, bei dem ich regelmäßig süffigen Riesling von besagtem Hang bestelle oder abhole. Das Weingut liegt ja auch toll von dort aus durch die Weinberge in Richtung Oppenheim wandern und die Ruinen von Burg Landskrone begehen.

Ein sensationeller Blick vom Weingut Raddeck aus auf den Rhein …
Ein sensationeller Blick vom Weingut Raddeck aus auf den Rhein …

Doch zurück von der Erde des roten Hangs zu den neuen Onlineangeboten. Es gibt hier neue Angebote. So haben laut Tagesspiegel die Agenturen „Yummy Stories“ und „Dorfjungs“ das Portal Cheerswith.me entwickelt, über das Winzer und Händler zu Weinproben inklusive Bestellung von Verkostungspaketen einladen können.

Eine interessante und begrüßenswerte Initiative. Und es kommen immer neue Initiativen hinzu. Per E-Mail laden das Weingut Stahl aus Franken mit dem bekannten Weinkenner Stuart Pigott am Pfingstsamstag, den 30. Mai zu Wein & BBQ live aus dem Taubertal ein. Über YouTube oder Facebook kann man live virtuell teilnehmen und es gibt natürlich das passende Paket mit Essen und Trinken, natürlich den Weinen von Christian Stahl. Das spezielle Angebot gilt leider nur bis 25. Mai. Wer also Lust hat …

Beim Deutschen Weininstitut (DWI) gibt es eine Übersicht von Weingütern, die Onlineverkostungen anbieten. Natürlich gibt es neben den Liveverkostungen auch weitere „Nicht-LiveAngebote“, bei denen man sich Erklärungen zu den Weinen aus der Konserve anschauen und anhören kann.

Seit wenigen Monaten höre ich nun regelmässig Podcasts. Und es werden jetzt auch Wein-Podcasts dazu, dank Weinkenner.de. Dort gibt es Wein auf die Ohren, eine Übersicht von Wein-Podcasts, von Originalverkorkt bis zum Schnutentunker. Dort werde ich auf jeden Fall mal reinhören, auch wenn ich im Auto oder beim Spazieren-gehen die passenden Flaschen vielleicht nicht dabei haben werde.

Es bleibt spannend. Lasst uns experimentieren. Und natürlich hoffe ich, dass wir bald wieder zusammen vor Ort im Weingut zur Probe zusammen sitzen werden.

* Ich war zugegebenermaßen erstaunt: Aber laut der Statistik des Deutschen Weininstituts werden nur vier Prozent der Weine in Deutschland derzeit über das Internet vertrieben. Doch wünsche ich mir eine gesunde Kombination von Onlinevertrieb, vor allem authentischen Blogs und Webseiten, lokalen Händlern und lokalen Weingütern.

(Stefan Pfeiffer)

Umdenken in der Krise: Wein-, Sekt- und Schokoverkostungen online im Netz

26. April 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Vor einigen Tagen habe ich über Liveverkostungen und Online-Weinproben geschrieben. Und die Experimentier- und Lernphase geht weiter. Gute-Weine.de, die Lobensbergs schreiben stolz in ihrem Newsletter vom 17. April 2020, dass man ja nicht zu den Verkostungen nach Bordeaux, an die Rhone, gar in Deutschland verreisen kann, doch …:

Dafür haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt und haben in Windeseile eine „Einsatzzentrale Weinverkostung“ in Bremen ins Leben gerufen.

Eine neu angemietete Dachgeschosswohnung über unserem Büro dient nun als Basisstation für tausende Fassproben, die uns jetzt und in den nächsten Wochen erreichen werden. Per Videokonferenz schalten wir die Winzer dazu und reagieren so auf diese Krise mit Innovation.

„… schalten wir die Winzer dazu“. Youtube-Videos sind ja nett (wobei die nicht von der Verkostung zu sein scheinen), Liveevent aus der „Einsatzzentrale Weiverkostung“ wäre vielleicht besser. Vermarktungschance erst einmal verpasst, finde ich.

Der besonders für seine Sekte bekannte Wilhelmshof dagegen lädt in seinem Newsletter vom 22. April 2020 zu Online-Weinproben ein:

Da derzeit leider keine Verkostungenn im Weingut gestattet sind, bieten wir Ihnen Proben-online@Home an: Sie können aus unten stehenden Weinproben und Seminaren auswählen, sich den Wein oder Sekt von uns zuschicken lassen und mit uns live im Internet verkosten.

Sektverkostungen, Schokoladen-Tasting und Familienverkostungen und -feiern werden online angeboten. Kostet natürlich was, aber das Weingut ist aktiv. Hier findet man die Onlineangebote.

Und noch ein Lese- und Linktipp: das Wein-Plus-Magazin hat im Beitrag Wie Winzer und Weinfreunde in der Corona-Krise helfen – Digitale Weinproben und Weinpakete für Soforthilfe-Projekte einige Initiativen und Angebote zusammengestellt und will diese Liste auch erweitern.

(Stefan Pfeiffer)

Online-Banner-Exzesse oder wie nervig heute Werbung sein kann

21. Februar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Ach ja, die arme Werbewirtschaft, die den Verlust der Cookies lautstark bejammert. Die armen Verlage, die kein Geld mehr für Werbung kassieren. Und stattdessen bieten sie preislich inakzeptable Abomodelle an. Liebe Leute, es nervt. Und mich nerven gerade die ständig aufpoppenden Werbebanner. Ich bin guter Kunde einiger Onlineshops für Weine beispielsweise bei GuteWeine.de. Dort habe ich schon viele leckere Weine bestellt und stöbere deshalb auch oft auf deren Webseite. Zusätzlich bekomme ich noch die Weintipps von Lobenberg – dem Besitzer – per E-Mail. Das reicht mir zur Information und an Informationen vollkommen aus.

Das wirklich besonders nervige kommt hier gar nicht raus: Ständig, im Sekundentakt ändert sich die Anzeige und nervt nur. Geschehen und gesehen auf Welt.de

Doch was passiert nun? Meine Daten sind in Cookies gespeichert und auf diversen Webseiten werden nun ständig und im Überfluss nervende Banner eingeblendet. Gerade wollte ich einen Artikel über die sehr ernsten Ereignisse in Hanau lesen und im Sekundentakt blenden sich neue Anzeigen ein. Mode ist jetzt, dass nicht nur statische Banner erscheinen. Nein, ständig wird animiert, es blitzt und donnert unentwegt. Das geht dermaßen auf die Nerven. Leute, Werbung ist gut und schön, aber übertreibt es nicht. Ihr erreicht genau das Gegenteil. Und das sage ich als Marketer, der selbst Angebote vermarktet und anpreist. Aber was zu viel ist, ist einfach zu viel.

Ein Tag nach Lieferung eines Weines, wird mir sofort der neue Jahrgang angepriesen … ohne Worte.

Ähnliche Beobachtungen habe ich leider auch bei WirWinzer.de gemacht. Kaum hat ich ein Weinpaket bestellt und geliefert bekommen, schon kommt am Tag nach der Lieferung per E-Mail die Empfehlung, dass doch der neue Jahrgang des gerade bei mir eingetroffenen Weines lieferbar sei. Leute, was glaubt Ihr denn, wie schnell ich die Flaschen leer saufe? Auch das wieder ein Beispiel dafür, wie Werbung und Marketing nerven kann. Und ein Beispiel dafür, wie weit wir von wirklicher Personalisierung und Marketing Automation noch entfernt sind. Wir reden davon, praktizieren aber Dauerbeschallung. Zudem scheint bei vielen Anbietern und den sie beratenden Agenturen auch das vernünftige Maß komplett verloren gegangen zu sein.

Nein, wenn ich derart plump mit Werbung und Newslettern bombardiert werde, war ich mit dem Kauf nicht zufrieden, verstanden?

Also werde ich mal wieder meinen Verlauf und meine Cookies im Firefox löschen und den Newsletter abbestellen. Ihr erreicht mit einer solchen Dauerbeschallung Eurer Kunden meiner Ansicht nach nur das Gegenteil. Ich kauf dann halt mehr Wein vor Ort bei unserem lokalen Händler. Der hat es schließlich auch verdient.

Man merke:

“CMO Kurator: Marketing muss sich künftig die Kundendaten verdienen – durch menschliche Touchpoints, digitale Balance und gute Inhalte” https://buff.ly/2RZZAvW

Warum kommen die Cookies bei mir trotz Firefox und Ghostery (einem Werbeblocker) noch zum Tragen? Artikel auf vielen Webseiten mit journalistischen Inhalten lassen sich nicht anzeigen, wenn Ghostery aktiv ist. Da kommt dann die nette Nachricht, dass man seinen Werbeblocker doch bitte deaktivieren solle – oder besser, gleich das ach so günstige Abo abschließen sollte. Es ist zum Mäuse melken …

(Stefan Pfeiffer)

#9vor9: Von der Bohne in die Kaffeetasse, geschlossene Digitallabore und das Tesla-Dilemma in Brandenburg

18. Februar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

In gewohnter trauter Zweisamkeit wieder ein #9vor9 von Gunnar und mir. Meine Digitalthemen der Woche waren klar, denn ich berichte am 17. und 18. Februar 2020 von der EuroShop in Düsseldorf und unterhalte mich dort im IBM Livestudio zu unterschiedlichsten Themen aus dem Umfeld Technologie und Handel. Mein Highlight des ersten Tages war sicher das Gespräch mit dem CTO von Farmer Connect Fabian Portmann und meinem Kollegen Christian Schultze-Wolters über die derzeit in Realisierung befindliche Lösung, basierend auf IBM Blockchain-Technologie den Weg der Kaffeebohne von der Plantage in Brasilien bis zum Supermarkt in Europa und in die Tasse daheim zu dokumentieren.

Wer Interesse an dem ausführlichen Gespräch mit Fabian und Christian hat, findet die Aufnahme hier. Im YouTube-Kanal der IBM Deutschland (wie auch auf der Facebook-Seite) sind auch die weiteren Talks zu finden. Das Thema Nachhaltigkeit, Lieferkette und Transparenz werde ich sicher auch nochmals separat hier aufgreifen. Am 18. Februar habe ich dann nämlich noch mit Max Gilgenmann von Neonyt über Nachhaltigkeit und Mode gesprochen und Ansätze diskutiert, was man in diesem Bereich tun könnte und sollte, um mehr Transparenz zu schaffen.

Weitere Themen in #9vor9: Einige Unternehmen bauen ihre Digitallabore schon wieder ab. Gunnar hat sich auch in seinem Blogbeitrag mit dem Thema beschäftigt. Und wir haben auch noch Stellung zur Diskussion um die angedachte Tesla-Fabrik in Brandenburg genommen und dazu aufgefordert, dass hier schnell eine Entscheidung herbeigeführt werden muss. Dieser Entscheid könnte massiven Einfluss auf das Image des Wirtschaftsstandorts Deutschland haben.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Es muss nicht immer online sein: Die Weingalerie in Eberstadt am Marktplatz

1. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Meine Beiträge zum Thema Wein und Sekt haben sich in den vergangenen Monaten etwas tot gelaufen. Da passt es ja, damit im neuen Jahr zu beginnen. Und das Jahr „auf“ machen möchte ich mit einer Empfehlung und einen Hinweis auf die Weingalerie in Darmstadt-Eberstadt, bei der ich seit einigen Monaten ab und an vorbei schaue. Es muss nicht immer online oder beim Großhändler sein. Die Weingalerie ist ein kleiner, uriger und gemütlicher Laden ganz nahe am Marktplatz in der Schwanenstraße (der jetzt sinnigerweise durch einen anderen, eher durchgestylten Laden wenige hundert Meter entfernt Konkurrenz bekommen hat).

Der Besitzer (vermute ich zumindest, das er es ist) Umut „Apollo“ Doygun berät einem gerne und unaufdringlich und es macht Spaß, sich in dem kleinen Geschäft umzusehen. Und natürlich habe ich auch einige leckere Tropfen entdeckt, zum Beispiel einen weißen Bordeaux für € 7,95 , den Chateau Buisson-Redon Bordeaux Blanc, der eine leckere, frische Weißweinalternative zum bei uns doch unterdessen sehr dominierenden Riesling von Kallfelz oder von Raddeck darstellt. Immer wieder gerne und nicht nur als Abwechslung. Vom Chateau Buisson-Redon sind auch ein Merlot und ein Cabernet Sauvignon für € 8,95 im Angebot.

Oder aber der Zweigelt vom österreichischen Weingut Leth, der sogar mir Skeptiker – ich bevorzuge derzeit französische und portugiesische Rotweine und bin gegenüber deutschen und österreichischen Roten erst einmal skeptisch – mundet. Nicht zu wuchtig, eher südländisch, sicher nicht zu dünn und für € 8,90 ein mehr als fairer Preis.

Am 30. Dezember haben wir uns zwei deutsche Winzersekte empfehlen lassen, einen Pfälzer Riesling von Wambsganss für € 11,50 und einen vom Rheingauer Weingut Irene Söngen für € 11,90. Ich werde berichten, wenn die Flaschen geploppt haben.

Also reinschauen, wenn Ihr in Eberstadt wohnt oder in der Nähe seid und das nicht nur, um den lokalen Einzelhandel zu unterstützen. Einige Weine sind wirklich gut und ich werde mich weiter ab und an dort durchprobieren. Mein Tipp kommt jetzt allerdings zu einem ungünstigen Zeitpunkt, denn wie auf der Webseite zu lesen ist, macht man bis 15. Januar Betriebsferien. Ansonsten auf der Seite schauen oder anrufen, wann geöffnet ist. Die Winter-Öffnungszeiten sind Donnerstag und Freitag zwischen 10 – 18 Uhr und am Samstag zwischen 10 – 14 Uhr.

Und ja, die Webseite ist charmant-altmodisch, gehört aber sicherlich mal überholt. Das geht ja heute mit einfachen Mitteln mit Werkzeugen wie WordPress.com, das ja auch diesen Blog „powered“ und viele Vorlagen zur Verfügung stellt.

(Stefan Pfeiffer)

DMEXCO-Vorschau: Von Vertrauen, Datensparsamkeit, neuer App, KI und mehr – Ach Quatsch, lasset die Spiele beginnen!

9. September 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Nur noch zwei Tage, dann startet sie: die DMEXCO 2019 in Köln. Ich war nun 2-3 Jahre nicht dort, werde aber diesmal den Markteintritt und Markauftritt des neuen, alten Anbieters Acoustic begleiten. Neu und alt? Acoustic vermarktet und entwickelt jetzt die ehemaligen IBM Watson Marketing-Produkte weiter. Es ist der erste öffentliche Auftritt des Unternehmens in Deutschland und das Team kann es kaum abwarten. Kunden, bestehende Geschäftspartner, mögliche neue Partner und generell alle, die sich für Acoustic interessieren, sind herzlich in Halle 8, Stand E029 eingeladen. Wir freuen uns auf viele Besucher und interessante Gespräche!

Begleiten werden wir den Auftritt mit unserem Acoustic Studio. Hier senden wir live Videos von der DMEXCO Gespräche mit Vordenkern aus dem digitalen Marketing, mit Partnern und Acoustic-Experten. So werden wir unter anderem mit der Deutschen Post über die geplante Kooperation im Bereich Mailings sprechen, von Prof. Claudia Hilker ihre Einsichten zu Influencer Marketing hören, mit Gabriele Horcher das so aktuelle Thema Künstliche Intelligenz in Marketing und Vertrieb diskutieren oder mit Edin Rekic als Bundesjogis der Nation zu Social Media in den deutschen Bundesliga-Vereinen fachsimpeln. Dies sind nur einige der Gesprächspartner. Die Agenda füllt sich und hier findet Ihr die geplanten Sendetermine und Themen.

DMEXCO und OMR

Doch was erwartet uns – neben Acoustic – auf der DMEXCO? Dominik Matyka, Chief Advisor der DMEXCO spricht davon, das Event noch internationaler zu machen, so dass es „als das größte und wichtigste europäische Tech-Event für das digitale Marketing und das digitale Business wahrgenommen“ werden soll. Im Gegensatz zu den Online Marketing Rockstars (OMR) in Hamburg gehe es nicht „um den Big Bang für die jungen Leute“, sondern darum, „richtig Business“ zu machen.

Geht Datensparsamkeit und Online-Marketing zusammen?

„Trust in you“, so lautet das Motto der diesjährigen DMEXCO und das ist ein Thema, das derzeit Kunden genauso wie Werbende umtreibt: „Kann man einen gangbaren Kompromiss zwischen Privatsphäre und personalisierter Werbung finden?“ Eine Frage, die nicht nur mich beschäftigt. Der Vorsitzende der Organisation Werbungtreibender im Markenverband (OWM), Uwe Storch, hat vor einigen Wochen klare Worte gefunden: „Die Online-Werbewirtschaft ist die Wirtschaft mit den größten Versprechungen und dem niedrigsten Erfüllungsgrad.“

Der Verband fordert Transparenz in der digitalen Wertschöpfungskette: Die Kunden sollen Vertrauen zurückgewinnen, dass ihre Daten vereinbarungsgemäß genutzt werden, die Werbetreibenden wollen qualitativ gute Daten benutzen. Wie titelt Google in einem Advertorial auf der DMEXCO-Webseite und in der DMEXCO-App so schön: „Warum Datensparsamkeit und erfolgreiches Online-Marketing kein Widerspruch ist„. Und auch in dem Beitrag kommt man zum Schluss, dass die zuvor so oft verteufelte Datenschutzgrundverordnung wohl doch gar nicht so schlecht für das Marketing ist. Und wie hat der Acoustic Benchmark Report auch gerade herausgefunden: Die DSGVO & Co erhöhen Erfolgsrate von E-Mail- und mobilen Kampagnen!

Neue DMEXCO App soll Branche 365 Tage vernetzen?

Apropos App: Ein interessantes Experiment ist sicherlich der Gedanke, die Messe über den eigentlichen Veranstaltungstermin hinaus zu verlängern. Geschehen soll das wohl vor allem über die neue DMEXCO-App, die man wohl vor und nach dem Event mit Inhalten füttern und zu einer Community ausbauen will. „Wenn die Dmexco auf diesem Wege eine Vernetzung der Branche über 365 Tage hinweg hinbekäme, fände ich das hochspannend„, findet Dirk Görtz, Vice President Dialogmarketing Deutsche Post. Will man mit der App gar den bestehenden Netzwerken und Gruppen auf Xing oder LinkedIn Konkurrenz machen?

Bei Acoustic werden Themen im Fokus stehen, die auch Dirk Görtz spannend findet: Marketing Automation, künstliche Intelligenz oder Machine Learning. Nicht umsonst kooperiert man ja mit der Deutschen Post, um Online-Marketing und personalisierte Print Mailings zusammenzubringen. Wie titelt die DMEXCO selbst so treffend mit Bezug auf einen Umfrage, die man durchgeführt hat: „KI ist der wichtigste Trend, Content Marketing und Personalisierung prägen den Alltag„. Ich denke, hier werden Themen oft mehr oder weniger künstlich getrennt, die ursächlich zusammen gehören. Qualitativ hochwertige Inhalte, personalisiert basierend auf einer möglichst optimal analysierten Datenbasis durch Marketingautomatisierung über vielfältige Kanäle ausgespielt. Nur so kann es zum geforderten positiven Kundenerlebnis und zur nahtlosen Customer Journey kommen. Künstliche Intelligenz spielt in fast allen Bausteinen dabei eine immer wichtiger werdende Roll. Und das sind sicherlich Themen, über die Acoustic auf der DMEXCO und darüber hinaus adressieren wird.

So und nun Ende der schönen Worte und Vorrede: Lasset die Spiele beginnen!

(Stefan Pfeiffer)

 

 

Das Thema Wein im Netz: Influencer Marketing auf Facebook und Instagram

30. Juni 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Tage habe ich meine „Notizblöcke“ etwas umorganisiert. Die Beiträge sind jetzt über Meine Themen in der Menüführung nach Kategorien geordnet. Und ich habe meinen „privaten Notizblock“, der mal unter Ei-Gude-Wie firmiert hat, mit meinem StefanPfeiffer.Blog zusammengelegt. Dabei bin ich meine alten Artikel durchgegangen. Viele Beiträge über meine Fohlen. Und auch viele Beiträge zum Thema Wein (die jetzt unter der Kategorie Essen und Trinken zu finden sind.

Dort habe ich viele meiner Lieblingsweine und Sekte vorgestellt. Und ich habe darüber gejammert, dass es leider nicht mehr viele Blogs gibt, denen man folgen und dadurch gute Tipps bekommen kann. Immerhin hat mich Michael Liebert zu Beginn meiner erwachenden Weinleidenschaft geprägt. Und gerne habe ich beispielsweise die Beiträge von Dirk Würtz auf Stern.de oder im Blog gelesen. Gefühlt ist aber seit Jahren mehr oder weniger Schicht im Schacht. Ich nehme keine Weinblogs mehr wahr.

Vielleicht liegt es auch an mir und die Winzer haben statt im eigenen Blog zu schreiben, Instagram und Facebook entdeckt. Captain Cork beklagt unter der Überschrift Verschlafen die Winzer das Internet den mangelhaften Erfolg des Weinhandels im Netz. Und es wird über das Experiment von Benjamin Schmitt aus Rüsselsheim berichtet, der auf als @schmitt_mainwein auf Instagram fast 12.000 deutschsprachige Weinfreunde erreicht. Laut Captain ist Benni einer der wichtigsten deutschen Wein-Influencer und kreiert mit seinem Projekt WEINCROWD Weine mit und für das Netz. Fazit: Influencer Marketing ist auch beim Thema Wein angekommen. Wen wundert es wirklich?

Auch gibt es ein Interview mit Emanuele Trono aka Enoblogger:

Emanuele, wie findet man Weintrinkernachwuchs im Internet? Nun, ich glaube, der beste Weg für ein Weingut ist die Nutzung der sozialen Medien. Die Chancen sind groß und man erreicht junge Zielgruppen, die sich für Weingüter, Winzer und gute Weine interessieren. …

Das Prinzip heißt also Wiederholung? Definitiv. So kann man jeden Tag neue potenzielle Kunden erreichen. Man spricht über Social Media niemals jeden Tag mit denselben Menschen, das darf man nicht vergessen. Ich rate euch: Fangt jeden Tag auf Instagram und Facebook wieder bei null an!

.,. Zunächst muss eine Beziehung zum Publikum hergestellt werden. Nach einer Weile werden die Menschen auf dein Weingut kommen und dort einkaufen. Das nennt man Konversion. Voraussetzung dafür ist emotionale Bindung.

Quelle: Wie geht Social Media für Weinleute? | Captain Cork

Zwischenfazit meinerseits:

  • Eigenständige Blogs zum Thema Wein scheinen out zu sein. Leider.
  • Wenn, dann gehen netz- und Social Media-affine Weinfachleute und Influencer auf Instagram oder Facebook. So erreicht man wohl einfach schneller mehr Leute.
  • Trotzdem bleibt es ein hartes Stück Arbeit, aber das gilt ja nicht nur für die Vermarktung von Wein.

Ich persönlich finde ich es sehr schade, dass Blogs derart runterfallen und die Datenkrake Facebook mit Instagram und Facebook mal wieder profitiert, aber damit muss ich wohl leben.

Wie nehmt Ihr das Thema Wein im Netz wahr?

(Stefan Pfeiffer)