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DSGVO, Datenschutz versus Archivierungsvorschriften? Brauchen wir endlich den EU Open Source Fund? – #9vor9 mit Dr. Ulrich Kampffmeyer

14. Oktober 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute war ein geschätzter Gast bei #9vor9, Dr. Ulrich Kampffmeyer, und unser Digitalthema der Woche war die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Wir haben hier den Faden vom vorhergehenden #9vor9 mit Lars – der diesmal Urlaub hat – aufgenommen, wo wir schon den Bitkom und dessen kritische Äußerungen zu DSGVO kurz diskutiert haben. Was lag da näher, als Uli einzuladen, der sich mit den Themen Governance, Risk Management und Compliance nun schon lange auseinandersetzt. Vor Jahren haben wir solche Themen zusammen als Gerichtsshow inszeniert. Lange ist es her, doch vieles ist gleich oder zumindest ähnlich geblieben, aber jetzt zur Gegenwart.

Uli sieht, dass viele kleine und mittlere Betriebe mit der DSGVO einfach überfordert sind. Mir stellt sich die Frage, ob eine solche Überforderung nur für sie gilt. Im Gespräch wie auch in seinem Blogbeitrag führt Uli auch Beispiele an, in denen signifikante Strafen verhängt wurden. Gab es entsprechende Strafen in größerem Umfang auch im deutschen Mittelstand? Oder habe ich (oder die breitere Öffentlichkeit und Presse) sie nur nicht nicht wahrgenommen?

Auf jeden Fall hat die Einführung zu einer deutlich höheren und dringend notwendigen Sensibilität beim Thema Datenschutz geführt. Ich bin beim Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber, der die fast 60 Prozent der Unternehmen, für ihre Seite einschätzen, dass sie den Umstellungsprozess geschafft oder weitgehend geschafft haben, als durchaus positiv bewertet. Doch haben wir einen generischen Zielkonflikt zwischen Datenschutz und rechts- und revisionssicherer, gesetzlich vorgeschriebener Archivierung, wie es Uli Kampffmeyer auch in seinem Blogbeitrag schreibt? Was schade, aber teilweise dringend notwendig wäre, wäre eine dynamischere Anpassung der Regularien, um Unsicherheiten zu nehmen, gar verwegen wo möglich zu vereinfachen. Aber da walte nicht nur die EU Verwaltung …

Natürlich mussten wir auch das Thema Microsoft mit seinen 365er Plattformen kurz streuen. Die deutschen Datenschützer scheinen sich uneins zu sein, ob man die Produkte datenschutzgerecht einsetzen kann. Das wundert nicht bei unserer föderalen Struktur und der cleveren Lobbyarbeit von Microsoft. Und wir haben ja noch den schwellenden Konflikt der EU mit den USA angesichts des aufgekündigten Privacy Shields und einer fehlenden Vereinbarung. Demnach nicht mehr ohne weiteres möglich ist. Mein, gar unser Fazit: Microsoft los werden wir ganz sicher nicht, aber – meine Meinung – ein gutes Stück mehr Unabhängigkeit würde Europa gut tun.

Zwar hat die Datenschutzkonferenz in einer Resolution angeregt , verstärkt alternative Softwareprodukte sowie Open-Source-Programme einzusetzen, allein mir fehlt der Glaube. Die ehemalige Europa-Abgeordnete Julia Reda kommentiert aktuell auf heise die Situation und fordert, dass die EU endlich einen Open Technology Fund auflegen sollte, statt die Förderung von Open Source einzustellen. Unglaublich eigentlich, wenn man von digitaler Souveränität spricht. Freie Software ist noch immer kein fester Bestandteil des EU-Haushalts, etwa des Bundeshaushalts. Was wäre, wenn sich die EU und Deutschland hinter einen wohl so sicheren E-Mail-Klienten wie Thunderbird, hinter Firefox, Libre Office und andere Projekte stellen und konkret Lösungen für die öffentliche Hand fördern würde?

Julia Reda nennt das Beispiel Zoom und seine Alternativen, die „nur“ ein sicheres Backup bräuchten:

So fordert die EU-Kommission aktuell Verbesserungen bei der Sicherheit des Videotelefonie-Dienstes Zoom, … Derweil setzt die EU-Kommission Zoom aber trotz bekannter Sicherheitsrisiken weiter ein, weil es an Open Source-Alternativen fehlt, die die gleiche Leistung bringen.

Freie Alternativen zu Zoom gibt es einige, von Jitsi bis BigBlueButton. Doch ohne die nötigen finanziellen Ressourcen können diese Projekte nicht auf dieselbe Serverinfrastruktur bauen, die Ausfallsicherheit garantiert, und weniger in die Bedienbarkeit ihrer Nutzungsoberflächen investieren.

Edit Policy: Wo bleibt Europas Open Technology Fund? | heise online

Braucht es um ein Digitalmuseum – der Versprecher unseres heutigen #9vor9 -, um die träge Open Source-Entwicklung voran zu bringen? Und genau dieses Thema Digitalministerium oder Digitalmuseum werden wir in einem kommenden #9vor9 aufarbeiten. Da kommt vielleicht sogar unser Gunni hinter dem Ofen hervor?

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

(Stefan Pfeiffer)

Digitalthemen der Woche bei #9vor9: Mit dem Gaia-x-Raketsche zum Mond und das LinkedIn Nadelöhr und Gunnis Live-Videos

9. Juni 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Und es war heute mal wieder Zeit für #9vor9, die Digitalthemen der Woche. Unser Lars hatte das Thema fairer digitaler Wahlkampf und das entsprechende White Paper der Stiftung Neue Verantwortung auf der Pfanne. Ich konnte mich zugegebenermaßen dafür heute Morgen bei aller Dringlichkeit nicht dafür erwärmen. Irgendwie führt das Ge-Trump-ele auf Twitter in den USA bei mir unterdessen zu einer gewissen Ermüdung. Sollte es aber keinesfalls.

Und Gunnar hat die Social Bars vorgestellt, die es nun seit 10 Jahren gibt – und weiter geben soll. Dazu verweise ich gerne auf seine Aufnahme und das entsprechende Blog Posting zu Social Bars in Bonn.

Und meine Themen der Woche: Wie der Hesse sacht, mit dem Raketsche ab uf de Mond oder Gaia-x

Mondreise der Digitalpolitik, möglicher Gold-Standard für Cloud-Dienste, vollmundige Worte von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) anlässlich der Vorstellung des europäischen Dateninfrastrukturprojekts Gaia-x:

Mit GAIA-X gehen wir einen großen Zukunftsschritt in die Datenökonomie. Das Ziel ist ein digitales Ökosystem in Europa, das Innovationen und neue datengetriebene Dienste und Anwendungen hervorbringt. Wir laden alle europäischen und internationalen Partner, die unsere Leitprinzipen wie Offenheit und Transparenz, Vertrauen, Souveränität und Selbstbestimmtheit teilen, zur Mitarbeit ein.

BMWi – Deutschland und Frankreich Vorreiter beim ersten Schritt Europas in Richtung einer europäischen Dateninfrastruktur

Internationale Partner, beispielsweise aus China oder den USA, dürfen also demzufolge mit auf den Mond – solange sie sich an die europäischen Regeln halten. Knackig die Aussage von Elie Girard von Atos:

Wir haben den Kampf um die Daten der Verbraucher verloren. Die nächste Welle, die vor und nicht hinter uns liegt, sind die Unternehmensdaten.

Gaia-X: Deutschland und Frankreich stellen europäische Cloud vor | ZEIT ONLINE

Offensichtlich will man einen Fokus gerade auch in den Bereich Industrie 4.0 legen, um sich hier im internationalen Wettbewerb zu positionieren. Doch die Skepsis ist groß. So schreibt die Wirtschaftswoche:

Der Vorsprung der amerikanischen Cloud-Unternehmen ist nicht mehr aufzuholen. Jetzt will Europa sie zu hiesigen Standards für den Datenschutz verpflichten. Eine „Mondlandung für die Digitalisierung“ ist das aber nicht.

Gaia-X: Warum die europäische Cloud kein Höhenflug ist

Auch Markus Beckedahl nimmt auf netzpolitik.org natürlich kritisch Stellung zu Gaia-X und bei ihm schwingt natürlich das Misstrauen mit, dass US-Cloud-Anbieter ihren Behörden doch Zugriff auf Daten geben – auch wenn beispielsweise mein Arbeitgeber das offiziell ausschließt. Das Misstrauen bleibt:

Bei Gaia-X sind alle großen Namen dabei, von Deutsche Telekom bis Siemens. Das ist leider kein Garant für Erfolg und Qualität, denn gerade fällt mir kein technologisches Großprojekt ein, wo alle deutschen Großunternehmen kooperiert und erfolgreich eine neue Technologie entwickelt haben.

Gaia-X – Unter Mondlandung gehts nicht

Große Skepsis schwingt mit, doch immerhin könne man im Falle eines Scheiterns die entwickelten Sachen immerhin weiterverwenden, da diesmal alles mit Open Source und Open Standards gemacht werde.

Und wie sieht „die Wirtschaft“ das Ganze? Michael Kroker zitiert eine Umfrage, die Hewlett Packard Enterprise (HPE) in Auftrag gegeben hat. Über 2.000 Manager aus Frankreich und Italien, den treibenden Ländern hinter Gaisa-x, wurden befragt. In Deutschland sehen 85 Prozent der Befragten digitale Souveränität als sehr wichtig an, in Frankreich sind es nur 65 Prozent. Und wie viele der Führungskräfte kennen Gaia-x? Fast identische Werte, die bei nur 23 bis 22 Prozent herumdümpeln.

LinkedIn: Reichweite, Reichweite, wir wollen (organische) Reichweite

Und meines zweites Thema: Immer weniger organische Reichweite auf LinkedIn, da die immer mehr Inhalte in den individuellen Newsfeeds der Anwender ausgespielt werden und die User sich überfahren fühlen. Thomas Hutter hat hier einen lesenswerten Beitrag geschrieben. Die wachsende Zahl der Nutzer in Kombination mit einer dichteren Vernetzung und der Zunahme von Inhalten führe dazu, dass die organische Reichweite sinke. Déjá-vu also auf LinkedIn. Wir sehen das, was schon auf anderen Plattformen passiert ist, nun auf dem sozialen Netzwerk, das für B2B-Kontakte da sein will.

Thomas rechnet das dann auch sehr plastisch vor, wie viele Beiträge man denn durchschnittlich bei welchem Vernetzungsgrad sieht. Ich nehme mal das Beispiel mit 1.000 Netzwerkontakten:

Mitglied Y ist mit 1’000 Personen auf LinkedIn verbunden.

40 % der mit Mitglied Y verbundenen Personen publizieren pro Tag einen Link oder ein Bild oder ein Video oder interagieren mit einem Beitrag aus dem Netzwerk.

20 % der mit Mitglied Y verbundenen Personen publizieren pro Tag zwei Linkbeiträge oder zwei Bilder oder zwei Videos oder interagieren mit zwei Beiträgen aus dem Netzwerk.

10 % der mit Mitglied Y verbundenen Personen publizieren pro drei Linkbeiträge oder drei Bilder oder drei Videos oder interagieren mit drei Beiträgen aus dem Netzwerk.

5 % der mit Mitglied Y verbundenen Personen sind sehr aktiv auf LinkedIn und publizieren pro Tag 10 Linkbeiträge oder 10 Bilder oder 10 Videos oder interagieren mit 10 Beiträgen aus dem Netzwerk.

Mitglied Y könnte somit 1’600 Beiträge pro Tag sehen.

LinkedIn: Warum Du immer weniger und vielleicht schon bald keine organische Reichweite erhalten wirst

1.600 Beiträge am Tag. Ich selbst liege bei 2.000 Kontakten. Da kann man sich ausrechnen, was passiert. Man ist gar nicht mehr in der Lage, die Inhalte zu konsumieren und muss eigentlich radikal selektieren. Und dafür – so auch die Beobachtungen von Gunnar und Lars – ist LinkedIn derzeit nicht wirklich geeignet. Und ob der von Thomas zitierte Algorithmus nun wirklich die Inhalte sinnvoll auf meine Interessen zuschneidet, da habe ich so meine Zweifel. Newsfeeds nerven unterdessen in aller Regel, wie ich schon vor des öfteren im Blog beklagt habe. Und LinkedIn ist da keine Ausnahme

Bewusste Teilnahme statt Newsfeed-SPAM: IBM Livestudio Magazin steigt auf LinkedIn private Events um

Und auch wir #9vor9’ler sind da schuldig. Gunnar hat verganngene Woche ja fast stündlich seine Live-Formate gestreamt. Wir – Lars, das Team und ich – senden jeden Dienstag um 11 Uhr das IBM Livestudio Magazin. Die Beispiele lassen sich fortführen. Hinzu kommt noch, dass bei LinkedIn Live, des Livestreaming-Videoformats, und LinkedIn Events, des Video-Eventformats, das Targeting ganz offensichtlich nicht sauber funktioniert. Was meine ich damit? Das deutschsprachige Livestudio Magazin wollen wir nur an die deutschsprachigen Follower der weltweiten IBM Unternehmensseite ausspielen. Genau das funktionierte mit LinkedIn Live nicht sauber, so dass wir einmal die weltweiten Follower „zuge-spam-t“ haben.

Deshalb sind wir nun auf LinkedIn Events und dort auf private Events umgestiegen und werden heute erstmals darüber senden. Warum? Über öffentliche Events von LinkedIn Events würden wir wieder die ganze Welt „stören“, statt nur die angedachte Zielgruppe anzusprechen. An einem öffentlichen LinkedIn Event kann jeder, der die URL hat, teilnehmen. Das Event ist über die LinkedIn Suche auffindbar und niemand genehmigt eine Teilnahme. und darauf, dass sich eine Livestudio Magazin Communiyt bildet. Unser Event ist dabei nicht als ein „One-off“ am heutigen Dienstag definiert, sondern über ein Zeitraum bis Ende des Jahres, so dass alle registrierten Teilnehmer über die bekannte URL jeden Dienstag das Livestudio Magazin sehen werden. Mal schauen, ob das Format so funktionieren wird. Ich werde hier weiter berichten.

Und natürlich bleibt auch in unserem Setup die Formel wahr, die Thomas Hutter am Ende seines Beitrags zusammenfasst:

Die Erfolgsformel bleibt in der Regel identisch. Beiträge die a) relevant sind, b) Aufmerksamkeit generieren, auffallen und ins Auge stechen c) zur Interaktion anregen und d) Mitglieder zeitlich binden, erhalten in den meisten Fällen die besten Resultate.

LinkedIn: Warum Du immer weniger und vielleicht schon bald keine organische Reichweite erhalten wirst

Livestreaming und Long Tail beim IBM Livestudio Magazin

Wichtig ist natürlich, dass nicht nur die Liveaussendung des Magazins und der anderen Sendungen wichtig ist. Die größere Reichweite erreichen wir im „Long tail“, das heisst viele Zuschauerinnen und Zuschauer schauen sich das Magazin oder die einzelnen Beiträge später auf YouTube, auf unserer Webseite oder auf Landing Pages der IBM an. Doch bleibt die Livesendung ein wichtiger Start, denn darüber versuchen wir authentisch mit immer mehr Livebestandteilen zu kommunizieren.

(Stefan Pfeiffer)

Geht Deutschland digitaler aus der Krise heraus? Schön wäre es, aber …

4. Mai 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Viele (sogenannte) Experten und Medien gehen davon aus, ja fordern, dass die derzeitige Krise dazu führt, dass sich die Digitalisierung beschleunigt, „dass die drastische digitale Druckbetankung größere Veränderungsbereitschaft anstößt„. So wurde auch eine DMEXCO Trendumfrage unter 800 Digitalentscheidern (527 aus der DACH-Region, 305 international) durchgeführt, die nach ihrer Einschätzung befragt wurden. Die aktuell gerade gebeutelte Digitalbranche ist mehrheitlich der Meinung, dass die Pandemie das Tempo der digitalen Transformation beschleunigen wird.

Digitaler Wandel: Corona und die Digitalisierung – DMEXCO

Und sicher geht das deutlich über die doch sehr werkzeugorientierten Fragen zu Kommunikations- und Kollaborationsplattform oder Videoconferencing hinaus. Ja, diese Werkzeuge werden wohl bleiben, werden weiterhin genutzt und es liegt noch enorm viel Potential in einer besseren Benutzbarkeit und Nutzung der Tools. Und manche Dienstreise mag eingespart werden, wenn es doch per Videokonferenz geht. Doch wie hat es Ole Wintermann formuliert: Es droht auch ein konservativer Backslash, oft getrieben durch diejenigen, die den Status Quo bewahren wollen. Das sieht man gerade auch an den Diskussionen rund um Heimarbeit und Remote Working. Deshalb wäre ja auch ein Recht auf Homeoffice, wie es Hubertus Heil fordert, meiner Ansicht nach durchaus sinnvoll.

Überraschung: Digitale Abläufe können etwas bringen …

Bemerkenswert auf der Metaebene ist, dass sich das Tempo der digitalen Transformation beschleunigt und der Nutzen plötzlich viele deutlicher hervortritt, wie es Michael Kroker schreibt:

Die Corona-Pandemie führt vielen Unternehmenschefs die Vorteile digitaler Abläufe und Arbeitsmethoden erstmals völlig ungefiltert vor Augen. Selbst Skeptiker erkennen jetzt den Nutzer neuer Tools und Technologien.

Krokers RAM: Die Coronakrise ist ein Katalysator für die Digitalisierung in Deutschland! | Kroker’s Look @ IT

Traurig, dass es dazu einer solchen Krise bedurft hat. Derzeit muss an vielerlei Stellen umgedacht werden, müssen neue Arbeitsweisen und Geschäftsmodelle umgesetzt werden, die viel stärker digitale Technologien nutzen. Wer sich nicht ändert, kommt in (noch) größere Probleme.

Es geht (auch lokal) digital mehr, als man denkt … wenn man es wirklich will

Es gibt bereits viele „kleine“, bemerkenswerte Beispiele, wie die Biohöfe und lokalen Buchhändler, die plötzlich einen Webshop haben und jetzt an die Haustür liefern. Und ich hoffe, dass es vielen kleinen Anbietern und dem Einzelhandel auch gelingt, sich mit entsprechenden Mehrwerten gegenüber den oft übermächtigen Wettbewerbern wie Amazon zu positionieren. Meine Frau hat es mir schon vor der Corona-Krise vorgemacht: Sie bestellt die Bücher bei der lokalen Buchhandlung, die sie jetzt in der Krise sogar an die Haustür liefert. Ich weiß, nicht überall kann das funktionieren, aber es geht auch lokal mehr, als man gemeinhin denkt. Wenn man es will und konsequent umsetzt.

Hoffentlich ist es auch ein Weckruf für und an diejenigen, die das Netz und damit einhergehende Digitalisierung bisher nicht als ernsthafte Plattform für ihr Geschäft ansehen. Nochmals Michael Kroker:

Firmen, die ihre Agilität durch digitale Transformation, durch die Automatisierung von Prozessen und durch das Ausschöpfen neuer digitaler Geschäftsmodelle bereits verbessert haben, werden die Krise besser meistern.

Krokers RAM: Die Coronakrise trennt bei den Unternehmen die Spreu vom Weizen! | Kroker’s Look @ IT

Arbeitsabläufe einfach mal ins Netz übertragen?

Sie werden die Krise aber nur dann meistern, wenn sie diese eigentlich lange bekannte Regel beherzigen:

Digitalisierung darf weiterhin nicht missverstanden werden als Aufgabe, althergebrachte Arbeitsabläufe einfach eins zu eins ins Internet zu übertragen – sonst ist die Gefahr groß, dass sie schlicht scheitert.

Technik macht widerstandsfähiger – auch gegen Pandemien – Alexander Armbruster in der FAZ

Im Bereich Medizin ist der Weckruf angesichts der Pandemie beispielsweise besonders deutlich zu vernehmen. Ob es nun die Sprechstunde per Videoanruf ist oder ob Wearables wie die Apple Watch zur Überwachung manchmal gar lebenswichtiger Werte eingesetzt werden und gar Leben retten (können), die Betreuung der Patienten wird sich verändern. Und bestehende Initiativen wie die elektronische Kranken- und Patientenakte dürften hoffentlich nicht nur in der Wahrnehmung einen Schub bekommen.

Vielleicht gelingt es ja doch noch, eine COVID-19-App einzuführen, die nicht „missbraucht“ wird. Und ja, nicht nur, aber gerade in solchen Einsatzgebieten ist das Thema Datenschutz und Datensicherheit ganz besonders wichtig, muss immer wieder kontrolliert und hinterfragt werden. Ich bin bei denjenigen, die wirkungsvollen Datenschutz nicht als Nachteil, sondern als Wettbewerbsvorteil ansehen.

Es geht nicht um Technologie: Es geht darum, Chancen pro Einsatzgebiet zu identifizieren

Genau wie in der Medizin muss man sich die Chancen der Digitalisierung spezifisch nach Branche und Einsatzgebiet ansehen und bewerten. Kontaktloses Bezahlen wird nun auch in Deutschland (endlich) viel normaler und wahrscheinlich viel akzeptierter. Die Blockchain-Technologie ist wieder da, besonders um Lieferketten nachvollziehbar zu machen. Das reicht vom Bedürfnis von immer mehr Konsumenten, zu wissen, wo ihre Lebensmittel herkommen, bis zur Nachvollziehbarkeit wichtiger, weltweiter Lieferketten in vielerlei Bereichen.

Kann es den europäischen Weg in der Digitalisierung geben?

Es gibt viele Branchen und Anwendungsgebiete, in denen jetzt Technologien eine wichtige Rolle spielen können und werden. Dabei sollte immer auch das Hirn eingeschaltet bleiben. Macht es betriebswirtschaftlich Sinn? Ist es sicher? Diese Diskussionen wird man führen müssen, ohne dabei zu viel Zeit zu verlieren. Es könnte durchaus einen eigenständigen europäischen Weg im Umgang mit Technologie zwischen dem chinesischen und amerikanischen Ansatz geben, wenn sich die Europäer zusammenreißen. Und bei allen visionären Ideen und Flugtaxen dürfen wir auch die ganz banale Infrastruktur nicht vergessen. Das Netz, die Bandbreite muss da sein. Auch wenn „das Netz“ überraschenderweise in dieser Krise doch ganz gut funktioniert hat, brauchen wir mehr Bandbreite in der Fläche bis zur letzten Milchkanne. Denn auch dort, an der Milchkanne wird digitalisiert werden. Experten gehen davon aus, dass gerade in der Landwirtschaft enorme Potentiale schlummern.

Kommt der Swingback? Auch im Willen zur Veränderung

Die Chancen sind da. Doch schließen möchte ich mit einem Zitat von Guido Mingels, der im Spiegel neun Thesen aufgestellt hat, was die Coronakrise für die Techindustrie bedeutet:

Trotz aller krisenbedingten Veränderungen sollte man nie die Beharrungskräfte des Status quo unterschätzen. Es ist auch möglich, dass sich durch die Coronakrise viel weniger verändern wird, als alle gerade mutmaßen, fürchten, hoffen …

Corona-Krise: Wie sich die Techindustrie jetzt verändert – DER SPIEGEL

Ich persönlich hoffe, dass wir alle wirklich die Chancen ergreifen, uns auf den angesprochenen europäischen Weg zwischen China und Amerika begeben. Eigentlich hat Europa, hat Deutschland keine Wahl. Eigentlich …

(Stefan Pfeiffer)

Pöbeleien bei #9vor9 zu Lieferketten, der digitalen Souveränität Europas und dem Schuss, den die deutsche Wirtschaft immer noch nicht gehört hat

7. April 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Auf besonderen Wunsch von @ITBeobachter heute einige Pöbeleien bei #9vor9 von und mit Gunnar, Lars und mir und das live auf 4 Kanäle, wie unser Gunnar stolz aufgeplustert zu vermerken hatte:

Dominierendes Thema heute die Lieferketten und die Frage, wo Deutschland, besser wo Europa wieder autarker, unabhängiger von China, den USA oder anderen „Playern“ werden muss. Die Themenbereiche reichen vom gerade heiß diskutierten Gesundheitswesen, wo nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen wieder sichergestellt werden muss, dass Europa auch jenseits der Klopapierrolle die notwendige Vorräte vorhalten sollte und auch wieder Produktionskapazitäten für kritische medizinische Güter fördern sollte, bis zu einer deutlich unabhängigeren europäischen IT-Infrastruktur.

Jedes dieser Themen – es gibt noch einige weitere – sollte, ja muss jetzt separat diskutiert und bewertet werden. Es ist auch eine Chance, vielleicht sogar eine Notwendigkeit, Fehler der Vergangenheit, wie sie gerade Gunnar am Beispiel Huawei dargelegt hat, nach Möglichkeit wieder gutzumachen. Michael Kroker hat in seinem Rant vor kurzem auf die Abhängigkeit von China in vielen Lieferketten der IT-Industrie aufmerksam gemacht:

„Die drohende Pandemie mit dem Corona-Virus offenbart die Achillesferse der globalen IT-Industrie – die starke Ausrichtung vieler Lieferketten auf China. Alternative Optionen für Fertigung und Beschaffung können das Risiko eines Produktionsausfalls verringern.“

Krokers RAM: Das Corona-Virus zeigt – die IT-Industrie muss ihre Lieferketten neu denken! | Kroker’s Look @ IT

Mich persönlich wird das Thema Lieferkette, Supply Chain in COVID-19-Zeiten in den kommenden Tagen weiter beschäftigen. So werde ich mit meinem Kollegen Eduard Erhart zum Thema für das IBM Livestudio Magazin vom 14. April unterhalten.

Generell sind die aktuellen Erfahrungen in kritischen Bereichen unserer Infrastruktur – zumindest laut Lars und meiner Wenigkeit-, eine klare Aufforderung an „den Staat“, am besten an „Europa“, die kritischen Bereiche zu identifizieren und wo notwendig regulierend, motivierend und investierend einzugreifen.

Neben dem Gesundheitswesen ist ein wichtiges, durchaus zentrales Thema wie erwähnt die IT-Infrastruktur – und das weit über das Thema 5G und Huawei hinaus. heise online stellt dazu in einer Überschrift, eine passende, wichtige und auch provokative Frage zur digitale Souveränität, zitiert Holger Dyroff aus dem Vorstand der Open Source Business Alliance: „Kann Deutschland ohne US-Cloud Anbieter überleben?“ Wieder einmal kommt die Frage auf den Tisch, ob Europa eine unabhängige europäische Plattform fördern muss. Gaia-X als virtueller Hyperscaler über verschiedene Provider und Dienste hinweg könne ein solcher, erster Ansatz sein. Die natürlicherweise IT-interessierten heise Leser sehen mit deutlicher Mehrheit die Notwendigkeit, digital souveräner zu werden:

Etwas weniger ermutigend sind dagegen die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die Bitkom Research durchgeführt hat. Realistisch noch die Eigeneinschätzung: Deutsche Unternehmen geben sich eine Drei im Fach „Digitales“. Schockierender unserer aller Meinung nach ist aber, das wohl nur jedes vierte Unternehmen 2020 in digitale Geschäfte investiert. Hier haben viele ganz offensichtlich den Schuss noch nicht gehört.

Der Weckruf, jetzt massiv in die Digitalisierung zu investieren, ist wohl doch noch nicht in deutschen Unternehmen gelandet, auch wenn manche Journalisten und Podcaster das glauben. Ich hoffe einmal, dass diese Ergebnisse sich zeitnah ändern werden.

(Stefan Pfeiffer)

Digitalthemen bei #9vor9: Tim Höttges, Sascha Lobo, der Digitalindex, Teslas Vorsprung gegenüber VW und Toyota und mehr

3. März 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Zwei Begriffe standen heute im Mittelpunkt von #9vor9: Lars und die heute-Show und Gunnar, der die dystopischen (Weltuntergang verkündeten) Aussagen von Sascha Lobo oder Telekom CEO Tim Höttges auf das Korn nimmt. Hier die Sendung:

Höttges hat in einem Gespräch mit Gabor Steingart die digitale Situation in Deutschland und Europa aufs Korn genommen und übt harsche Kritik. Wir hätten die erste Digitalisierung an Plattformen wie Google, Facebook oder Amazon verloren. Nun seien wir dabei auch die zweite Halbzeit zu verlieren, denn es gebe keinen nennenswerten europäischen Cloud-Hyperscaler, so Höttges. Und er fügt hinzu:

Der Rohstoff des 21. Jahrhunderts sind Daten. Heute sind wir nur noch Datenlieferant. Wir liefern unsere privaten Daten über Social Media an die großen Plattformen für Werbetreibende. Wir verkaufen unsere Daten auf riesigen Cloud-Data-Centern zur Analyse an Großunternehmen, die dann mit Künstlicher Intelligenz neue Produktivitätsideen erarbeiten. Aber die Verfeinerung findet nicht in Europa statt.

Telekom-CEO: „Deutschland steigt ab“

Viel Wahres, aber auch einiger Populismus, wenn er beispielsweise schwärmt, wie toll und schnell der Ausbau von 5G in den USA klappt. Mir fehlt auch ein wenig die Selbstkritik. Wenn man sich die Preisstruktur und den Service der Telekom anschaut, ist hier sicher auch ein Weg ins 21. Jahrhundert zu gehen. Und die Entschuldigung, dass die anderen Telekommunikationsanbieter auch nicht besser sind, zählt nicht. Wer Customer Experience und Kundenzufriedenheit ernst nimmt, der muss seinen bestehenden, treuen Kunden auch die Konditionen geben, die er Neukunden anbietet, finde ich. Aspekte, die im Podcast gar nicht vorkommen und auch nicht von Gabor Steingart nachgefragt werden. Trotzdem lesens- und hörenswert – wer, es sich anhören will, hier geht es zum Podcast -, doch er segelt halt am Wind der Telekom-Interessen … Ist ja auch klar.

Dystopisch: Sascha Lobos Aussagen schocken Gunnar Sohn

Lars liest gerade, das aktuelle Buch „Realitätsschock“ von Sascha Lobo. Eine Aussage, so Lars: KI wird nicht nur die dummen Jobs, sondern auch „intelligente“ Tätigkeiten übernehmen. Und damit werden auch dort Arbeitsplätze wegfallen. Wieder ein Veto und eine dystopische Aussage, meint Gunnar Sohn, und zieht entsprechende Studien und Aussagen heran, dass bisher keine Arbeitsplätze weggefallen seien. Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung wird sicher ein Thema sein, das uns noch lange beschäftigen wird.

6 Jahre Vorsprung – Tesla Model 3 technologisch weit vor VW und Toyota

Noch drei Digitalthemen, die ich diese Woche auf der Pfanne hatte oder habe. Ich habe die Tage über den „Volksstromer“, den für Sommer angekündigten ID.3 von Volkswagen geschrieben und dabei auch eine vordergründigen Vergleich zwischen dem Tesla Model 3 und dem ID.3 heran gezogen. Hintergründiger wird es wohl, wenn man beim Model 3 unter die Haube schaut. Das wurde jetzt in Japan getan mit frappierenden Ergebnissen:

Der zerlegte Tesla Model 3 soll den beteiligten Ingenieuren zufolge ganze „6 Jahre vor Toyota und VW“ liegen, wenn es um die elektronische Ausstattung geht. Besonders beeindruckt waren die Experten von der in Elon Musks Fahrzeugen integrierten zentralen Kontrolleinheit, dem „komplett selbst-fahrenden Computer“.

Tesla Model 3 zerlegt: Technologie ist Schock für deutsche Autobauer – futurezone.de

Nur 15 Prozent mobiles Arbeiten oder Home Office in Deutschland

Und der D21-Digital-Index 2019 / 2020, das jährliche Lagebild zur Digitalen Gesellschaft, ist da. Haben wir nur kurz gestreift und sollte man sich doch noch etwas näher anschauen. Insgesamt ist demnach die digitale Kompetenz (Zugang, Nutzungsverhalten, Kompetenz, Offenheit) um 3 Punkte auf einen Wert von 58 von möglichen 100 Punkten gestiegen (was immer das auch aussagen mag). Eines meiner Lieblingsthemen HomeOffice beziehungsweise mobiles Arbeiten wurde auch abgefragt:

Demnach ist in 60 Prozent der Berufen ein solches Arbeiten nicht möglich. Danach kommen 30 Prozent der Unternehmen, die das möglich machen. Und schließlich haben 15 Prozent daran keine Interesse. Das summiert sich auf nur 15 Prozent, die derzeit mobil oder daheim arbeiten. Noch ein langer Weg zu gehen, wenn wir an Umweltschutz und Lebensqualität denken. Ich muss an meinem Artikel und Tweet vom Dezember 2019 denken, der damals rege diskutiert wurde:

Blockchain für die Umwelt

Schließlich sei noch der Verweis auf die die „umweltpolitische Digitalagenda“ von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) erlaubt, über den das ZDF berichtet hat. Dort wurde wiederholt Blockchain als eine Technologie erwähnt, die zur Nachvollziehbarkeit in Entsorgung und Lieferketten eingesetzt werden könnte und sollte. Hier mein „Block“ dazu.

Und last but not least: Wir wollen Lars in der heute-Show bei Oli Welke am Tisch sehen! Wahrscheinlich als Retter von Werder.

(Stefan Pfeiffer)

Zitiert zu Afrika und Europa: “Man gewinnt und verliert gemeinsam, man überlebt vielleicht sogar nur gemeinsam.” | Günter Nooke

4. Februar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Mein Bild von Afrika und Europa ist das von Weggefährten. Das heißt, man ist schicksalhaft miteinander verbunden. Man gewinnt und verliert gemeinsam, man überlebt vielleicht sogar nur gemeinsam. Diese große Herausforderung ist noch nicht allen ganz bewusst. …

Das Überleben Europas, wie wir es hier gewohnt sind, hängt mehr davon ab, wie die Entwicklung in Afrika verläuft als vom Klimawandel.

Rückkehr der Flüchtlingskrise?

Diese beiden Aussagen, die der Afrika-Beauftragte der Bundeskanzlerin Günter Nooke sollte sich mancher hinter die Ohren schreiben. Er hat dies im Morning Briefing Podcast von Gabor Steingart vom 3. Februar gesagt.

Lesezeichen: Der heutige kalte Tech-Krieg ODER kann Europa eine Alternative zu GAFAM und China bauen

13. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Für Adrienne Fichter wird 2020 zum Schicksals­jahr. Sie hat auf der Schweizer Plattform Republik eine lesenswerten Beitrag über Schlüsselereignisse diesen Jahres geschrieben. Der California Consumer Privacy Act (CCPA), eine Lightversion der Datenschutz-Grund­verordnung (DSGVO), wird in Kalifornieren umgesetzt und hat Strahlkraft wird in gesamte USA hinein. Und natürlich stehen in besagten USA die Präsidentschaftswahlen. Schließlich tritt in China das Social-Scoring-System landesweit in Kraft.

Drei Systeme konkurrieren demzufolge miteinander. Der Kalte Krieg setze sich im 21. Jahrhundert in der Netzpolitik fort:

Je mehr Staaten sich der diktatorischen Variante zuwenden, desto mehr Macht gewinnt China. Mehr digitaler Protektionismus gekoppelt mit unreguliertem Daten­kapitalismus auf der Welt spielt Donald Trump in die Hände. Mehr Netzdemokratie der EU und ihren Verbündeten.

Der kalte Tech-Krieg – Republik

In den USA wird über eine Zerschlagung der US-amerikanischen Plattformen diskutiert. Wahrscheinlich nur diskutiert, denn Donald Trump ist sicher kein Freund einer solchen Zerschlagung. In Europa denkt man über eigen Plattformen und über stärkere Regulierungen nach, wahrscheinlich viel zu lange. Und China wie auch Russland schotten ihr Netz vom freien Internet ab.

Die Macht der Plattformen

Ja, China beginnt sogar auf der Plattform-Ebene mit TikTok anzugreifen, sicher noch ein erster Versuch, aber bemerkens- und beobachtenswert angesichts der derzeitigen Dominanz der GAFAM-Konzerne und -Plattformen von Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft. China tritt eindeutig mit entsprechend ehrgeizigen Zielen in den Wettbewerb zu den USA.

Adrienne Fichter sieht drei Visionen: ein Netz des Datenkapitalismus, ein überwachtes Netz oder ein wesentlich von Europa getriebenes bürgerorientiertes Netz. Wo meine Sympathien liegen, ist klar. Jedoch habe ich (leider) Zweifel, dass Europa schnell die notwendigen Entscheidungen trifft und dann die entsprechende Geschwindigkeit aufnimmt, um ein valides Gegengewicht zu den GAFAM-geprägten USA und dem aufstrebenden roten TicToc-enden Stern zu bilden.

Europa und die EU scheinen doch eher von nationalen Interessen geprägt. Man schaue sich nur die Auseinandersetzung um die ePrivacy-Verordnung an. Außer der SAP gibt es keinen europäischen Technologiekonzern, der unter den Top-Technologienanbietern mitspielt, geschweige denn den Anspruch hat, eine Plattformalternative zu sein. Und ob Frankreich und Deutschland willens und in der Lage sind, eine europäische Plattform, eine auf Open Source basierende Alternative zu bauen, die eine entsprechende, kritische Masse an Nutzern erreicht, ist mehr als fraglich.

Europa: Große Sprünge wären notwendig

Die technologische Kompetenz scheint in Europa durchaus vorhanden zu sein. Ideen wie beispielsweise Chat over IMAP im Bereich Messaging gibt es. Doch macht gemeinsame Innovation in Europa nicht gerade große Sprünge. Und wenn, versucht man national zu springen und das können wahrscheinlich nicht die weiten Sprünge werden, die notwendig wären.

Die Regierungen der beiden Staaten müssten es aber jetzt wollen, finanzieren und treiben, schnell und mit so wenig Eitelkeiten wie nur möglich. Nur scheinen die Mechanismen in Europa, zwischen Frankreich und Deutschland wohl nicht so zu sein, dass der notwendige Schwung aufgenommen und beibehalten wird. Schade.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von andreas N auf Pixabay

„Chinesische“ Leseempfehlung: Was ist eine liberale Demokratie noch wert, wenn sie auf totalitären Servern läuft, fragt Sascha Lobo

30. November 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Eine Pflichtlektüre, diese Kolumne von Sascha Lobo zum „kommenden, digitalen, chinesischen Jahrhunderts, das die Welt stärker prägen könnte, als es heute Google, Apple, Facebook und Amazon tun. Sascha beschreibt in seinen knackig-pointierten Ausführungen das chinesische Selbstverständnis anlässlich und jenseits der aktuellen Diskussion um 5G und Huawai. Es geht um mehr als 5G, es geht um eine radikale andere chinesische Vorstellung von digitaler Gesellschaft. Hier einige Kernzitate, aber unbedingt den ganzen Beitrag lesen!

In China gibt es zwei Arten von Unternehmen: Staatsunternehmen und Unternehmen, die jederzeit gezwungen werden können, sich wie Staatsunternehmen zu verhalten. …

Ohne China gäbe es in Deutschland 2019 keinen Handyempfang, …

China ist keine Demokratie, sondern entwickelt sich zum exakten Gegenentwurf, nämlich zur ersten digitalen Diktatur der Welt. …

Sie basiert auf der digitalen Messbarkeit von fast allen Verhaltensweisen. In Verbindung mit einer Identifizierung per künstlicher Intelligenz ergibt sich ein übermächtiges Steuerungsinstrument. …

Digitale Diktatur bedeutet, die Gesellschaft als Maschine zu betrachten, in der jedem menschlichen Teilchen ständig überprüfte Grenzen gesetzt werden, ein Maschinenkorsett digitaler Hörigkeit.

über Digitale Zukunft entsteht in China – eine digitale Drohung – Kolumne – SPIEGEL ONLINE

Er nimmt auch Bezug auf das auch im Westen immer weiter verbreitete soziale Netzwerk TikTok, das gerade von netzpolitik.org analysiert wurde.

(Stefan Pfeiffer)

Digitale Splitter bei #9vor9: Mehr Macron wagen!

23. Oktober 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Wir hatten mal ein Duo bei #9vor9 mit Gunnar und mir. Eines meiner Themen: Mehr Europa und Macron im digitale Fortschritt nutzen. Anlass war der Gastbeitrag von Friedbert Pflüger und Stefan Schaible  auf Zeit Online, dass deutsche Politiker in der Digitalpolitik mehr Macron wagen sollten. Flapsig formuliert: In Deutschland quatscht man, Macron macht.

 Um Frankreichs „technologische und ökonomische Souveränität“ zu sichern, fokussiert sich seine Regierung auf wenige Themen mit großer Hebelwirkung – Kapital, Talent und die Beseitigung bürokratischer Hindernisse.

über Digitalpolitik: Mehr Macron wagen! | ZEIT ONLINE

Aber er braucht wiederum Europa, vor allem die Deutschen, so die Autoren:

Im globalen Wettbewerb wirkt das nur dann, wenn die europäischen Partner mitziehen. … Deutschland sollte die Pariser Initiative aufgreifen. So holt man den mobilisierenden Zukunftsgeist aus der Flasche.

über Digitalpolitik: Mehr Macron wagen! | ZEIT ONLINE

So unentschlossen (ich habe das Wort lahma… vermieden), wie die deutsche Politik vorgeht, so skeptisch bin ich – leider.

Aber es gab natürlich noch mehr. Hier die komplette Sendung:

 

 

Die digitale Souveränität Europas und die europäische Cloud und weitere wolkige Artikel

15. Juli 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Einige Nachrichten und lesenswerte Artikel rund um das Thema Cloud der vergangenen Tage.

Die FAZ veröffentlicht am Samstag (13. Juli) unter der Überschrift Wieso das Geschäft mit Cloud-Diensten für Europa zur Bedrohung wird einen ausführlichen Beitrag, in dem der einstige Vorstandsvorsitzende der Darmstädter Software AG, Karl-Heinz Streibich wie folgt zitiert wird:

Können wir ausschließen, dass eines Tag gedroht wird, die Cloud-Dienste quasi zu kappen, wenn Deutschland nicht die Nord-Stream-2-Leitung ebenfalls kappt?

über Wieso das Geschäft mit Cloud-Diensten für Europa zur Bedrohung wird

Im Beitrag geht es um Digitale Souveränität, die offensichtliche oder scheinbare Unfähigkeit Europas sich von amerikanischen (und chinesischen) IT-Riesen im Cloud-Geschäft zu emanzipieren. Doch geht es nicht nur im „die Cloud“, wie ich ja des öfteren hier im Blog behandelt habe.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier wird ja auch immer wieder zitiert, dass er mehr Unabhängigkeit von den USA und beispielsweise einen Airbus-ähnlichen Zusammenschluss der Europäer im Thema Künstliche Intelligenz fordert. Doch mehr als heiße Luft ist bisher nicht herausgekommen und Forderungen, seitens der europäischen Staaten eine europäische IT-Plattform auf Basis Open Source verhallen auf den Fluren der deutschen oder europäischen Ministerien.

Doch zurück zum Thema Cloud: Die Angst vor dem Zugriff amerikanischen Behörden auf Cloud-Daten ist da. Und deutsche Unternehmen haben ganz offensichtlich dafür, dass ihre Daten in Deutschland, mindestens Europa gespeichert werden. Im Artikel übersehen werden dabei Mischformen, die so etwas gewährleisten könnten: Anbieter wie mein Arbeitgeber IBM, die Rechenzentren in Europa unterhalten und die Datensouveränität der Unternehmen und Anwender garantieren, sprich zusagen, dass US-amerikanische Mitarbeiter und Behörden keinen Zugriff haben und bekommen:

Es ist nicht möglich, von außerhalb der EU Zugriff auf die Daten zu haben

über Sorge um Datensicherheit: IBM riegelt deutsche Cloud von USA ab – Wiwo, 24.1.2018

Das leitet über zu meiner nächsten Meldung: Am 9. Juli verkündete mein Arbeitgeber IBM, dass die Übernahme des bekannten Cloud-Lösungsanbieters Red Hat abgeschlossen sei. Dadurch stärkt die IBM ihre Position im Cloud-Markt und die Verpflichtung zu Open Source-basierten Lösungen.

Together, IBM and Red Hat will accelerate innovation by offering a next-generation hybrid multicloud platform. Based on open source technologies, such as Linux and Kubernetes, the platform will allow businesses to securely deploy, run and manage data and applications on-premises and on private and multiple public clouds.

über IBM Closes Landmark Acquisition of Red Hat for $34 Billion; Defines Open, Hybrid Cloud Future – Jul 9, 2019

ZDNet hat am 1. Juli einen ausführlichen Beitrag zum Thema Multicloud veröffentlicht und klärt die Begrifflichkeiten: Bei Hybrid Cloud geht es um die Kombination von Public Cloud (öffentlicher Cloud) und Private Cloud (im eigen Rechenzentrum oder co-lokiert). Letztere wird oft aus Datenschutzgründen eingesetzt. Beim Thema Multicloud geht es darum, dass die Cloud-Angebote verschiedener Anbieter eingesetzt werden und native Cloud-Anwendungen entwickelt und eingesetzt werden, die mit Containern und Microservices verschiedene Anbieter „gebaut“ werden. Multicloud scheint heute Realität zu sein, das heißt Unternehmen setzen laut diverser Studien in der Regel Cloud-Dienste verschiedener Hersteller ein. Ein lesenswerter Hintergrundartikel.

(Stefan Pfeiffer)

Nationalismus lehrt Dich, stolz auf Dinge zu sein, die Du nicht vollbracht hast und Menschen zu hassen, die Du nicht kennst – Eine Reise für Europa #FürMiliana

7. Juli 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Gunnar geht bald in Gedenken an seine kürzlich verstorbene Frau Miliana auf Europa-Tour. Es ist sicher Trauerarbeit, Verarbeitung des Unfassbaren, das geschehen ist. Er formuliert aber auch in Erinnerung und im Sinne von Miliana eine Botschaft gegen Alltagsrassismus für Humanismus, Menschlichkeit und liberale Demokratie. Ich empfehle den Beitrag zur Lektüre und das Blog https://fuermiliana.com/ zu abonnieren.

Nationalismus lehrt Dich, stolz auf Dinge zu sein, die Du nicht vollbracht hast und Menschen zu hassen, die Du nicht kennst. Das wird mich auf der Tour durch Europa begleiten. Ich möchte mit Menschen ins Gespräch kommen, um für die Europa-Idee zu werben – gegen Nationalismus und gegen Rechtspopulismus. Es ist eine Tour #FürMiliana

über Eine Reise für Europa #FürMiliana – #FürMiliana

Ich werde seine Reise aufmerksam verfolgen und kommentieren. Und vielleicht gelingt es uns sogar, unser wöchentliches #9vor9 durchzuführen.

(Stefan Pfeiffer)

Lesezeichen: Die Geschichte der Digitalisierung – und was kommt jetzt? Von Michael Seemann

4. März 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Ein Lesetipp und Lesezeichen: Michael Seemann hat die Geschichte es Netzes oder Digitalisierung in 5 Phasen eingeteilt und aufgearbeitet, von der Aufbruchstimmung und Utopien des frühen Netzwerkes über die Kommerzialisierung und das Web 2.0 bis zum beginnenden Kontrollverlust, der niemand verschone, weder Unternehmen, Regierungen, Institutionen, noch den Einzelnen. Kontrolle wird – so Michael – durch beherrschende Plattformen ausgeübt:

Aus den sympathischen, kleinen Web2.0-Diensten sind mächtige Plattformen geworden, die mit ordnender Hand Inseln der Kontrolle im Meer des Kontrollverlusts schaffen. Der Aufstieg der Plattformen als neue Kontroll- aber auch als unheimliche Machtapparate leitet die nächste Phase der Digitalisierung ein.

über Die Geschichte der Digitalisierung in fünf Phasen | ctrl+verlust

Derzeit sieht er uns in einer Phase, die Michael als „neues Spiel“ bezeichnet, eine Phase, in der Strategien entwickelt werden und wurden, mit Falschnachrichten und gezielten Desinformationskampagnen zu operieren. Michael nennt Putin als denjenigen, der dies am besten verstanden habe. Prägnant auch die folgende Aussage:

Donald Trump ist “antifragil” gegenüber der Öffentlichkeit. Je mehr Skandale und Kritik er auf sich vereint, desto stärker wird er.16

über Die Geschichte der Digitalisierung in fünf Phasen | ctrl+verlust

Ist der Ruf erst so ruiniert, können einem Skandale nichts mehr anhaben.

Quer zu den Parteien hätten sich aber auch Strömungen entwickelt, die nicht zu kontrollieren seien, auch nicht von doch so mächtigen Plattformen: ein neuartiger Kontrollverlust. In dieser Phase befinden wir uns und Michael wagt auch einen Blick in die Zukunft, die nächste Phase der Restrukturierung der Gesellschaft. Den Vergleich mit dem Buchdruck, durch den immer mehr Menschen lesen lernten, eine Demokratisierung und Vermehrung des allgemeinen Wissens stattfand, ist prägnant. Doch zwischen der Erfindung des Buchdrucks und der Aufklärung lägen halt auch 250 Jahre Chaos, Krieg und Zerstörung, so Michael.

Genau in einer solchen Phase könnten wir stecken, die diesmal sicherlich keine 250 Jahre andauern wird. Michael Singer hat dies ja auch schon als normale Krisenphase bezeichnet. Doch wie geht es nun weiter in einer Zeit, in der unser System der repräsentativen Demokratie „nun auf überwältigende Mengen weltweit außer Kontrolle geratener Datenströme und auf eine ungekannte Organisationsfähigkeit von Menschen und Informationen“ stößt? Ist das chinesische Staatsmodell ein Fanal, wohin uns der Weg führen wird? Oder was sind die Alternativen?

An die EU, lieber Michael, glaube ich in der jetzigen Phase des wieder aufkeimenden Nationalismus nicht. Auch scheint die Digitalkompetenz dort nicht unbedingt ausgeprägt zu sein, wie man gerade sehen kann. Ich sehe beispielsweise leider, leider, leider nicht, dass eine EU zum Aufbruch bläst und zum Plattformbetreiber wird, der sich mit offenen Lösungen gegen den GAFAM-Komplex ((Google, Apple Facebook, Amazon, Microsoft), aber auch gegen Manipulation und Überwachung positioniert.

Und ob die von Dir zitierten Grassroot-Bewegungen die wünschenswerten Auswirkungen, besser Breitenwirkung haben wird? Hoffen wir es. Ich bin und bleibe ein alter Optimist, der auch „im Netz“ und in der Digitalisierung weiter Chancen sieht – trotz der diversen Kontrollverluste.

(Stefan Pfeiffer)

Digitales Mittelalter: Früher standen die Bücher in gut bewachten Bibliotheken nur wenigen offen. Heute sind es Daten und Quellcodes in den Cloud-Silos der Plattformen.

8. Februar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Carsten Knop hat in der FAZ ein lesenswertes Gespräch mit Peter Ganten, CEO der Univention GmbH und Chairman of the Board der Open Source Business Alliance – der Verband der Anbieter und Anwender von Open Source in Deutschland, geführt, der die chinesischen und US-amerikanischen Praktiken im Umgang mit Menschen mit derer mittelalterlicher Herrscher vergleicht. Der Mensch sei heute das Objekt ihrer Technik, ihrer Daten und Algorithmen. Einmal stehe die staatliche „Optimierung“ des Menschen im Vordergrund, das andere mal die „Optimierung“ und Beeinflussung in Kommerz, Werbegeschäft und durch soziale Medien in Wahlen. Die Daten stünden nur den Mächtigen zur Verfügung. Eine Überprüfung (und damit Kontrolle) sei kaum möglich.

Im Mittelalter waren es die Bücher, die in gut bewachten Bibliotheken nur wenigen Eingeweihten offen standen. Heute sind es die Daten und Quellcodes, die gut bewacht in den Cloud-Silos der Plattformen verwahrt werden und diesen Konzernen nicht hinterfragbare Allmacht geben.

über Digitale Souveränität statt digitalem Mittelalter – FAZ Online

Im Endeffekt ging es durchaus um den selbstbestimmten, eben nicht durch Algorithmen bestimmten Mensch und das damit verbundene ethische Menschenbild. Man brauche neue Regeln, dass Bürger/innen und auch europäische Unternehmen Kontrolle über ihre Daten bekämen. Peter Ganten fordert die Offenlegung und Nachvollziehbarkeit von Daten, von Software und auch Hardware. Seine Forderung: Ein Internet der Daten im Sinne einer europäischen Ethik auf Basis offener Daten und mit Open Source Software.  Passt ja zum Beitrag Facebook, Google & Co: Die Gesetzeskeule alleine wird es nicht richten – Wir brauchen europäische Alternativen.

Zum Nachdenken: „Europa ist auf dem besten Wege zur digitalen Kolonie der Amerikaner zu werden“ | @GaborSteingart

25. Dezember 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Einmal mehr ein Zitat und eine Grafik aus Gabor Steingarts Morning Briefing zum Nachdenken zwischen den Jahren:

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Europa verschläft das Digitalzeitalter und schaut sich selbst beim Einschlummern zu. Der Vorsprung der US-Techkonzerne wie Google, Apple, Microsoft und Facebook ist so groß und ihre Finanzpolster dermaßen komfortabel, dass selbst die traditionsreiche deutsche Autoindustrie (siehe Grafik) um ihre Vormachtstellung bangen muss. Alle in Brüssel sind alarmiert und keiner reagiert. Die ökonomische Kapitulation Europas ereignet sich in der Stille derer, die wissend schweigen. Europa ist auf dem besten Wege zur digitalen Kolonie der Amerikaner zu werden. Die allseits akzeptierte Arbeitsteilung ist derzeit diese: Die Amerikaner haben Apple und wir das iPhone.

über Gabor Steingart. Das Morning Briefing.

„Viele verstehen nicht, warum Einkaufen im Internet mit wenigen Klicks funktioniert, das Ummelden des Wohnsitzes aber nicht“

20. Dezember 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Die große Mehrheit der Bürger in Deutschland ist in jedem Fall bereit für eine öffentliche Verwaltung, die ihren Weg ins Netz gefunden hat. Viele verstehen nicht, warum Einkaufen im Internet mit wenigen Klicks funktioniert, das Ummelden des Wohnsitzes aber nicht.

über European Digital Government Barometer 2018

Dies sind zwei Kernaussagen in der Pressemitteilung von Soptia Steria zum neuen „Digital Government Barometer 2018“ . Das internationale Marktforschungsunternehmen IPSOS hat im Auftrag Sopra Steria in verschiedenen europäischen Ländern eine Umfrage zur digitalen Verwaltung durchgeführt.

Die Bürger nicht nur in Deutschland wünschen sich ein einheitliches Portal mit einfacher und verständlicher Benutzerführung. So weit wir ja bisher in Deutschland trotz Auftrags der Bundeskanzlerin wohl noch lange nicht. Der Auftrag, 500 Behördengänge überflüssig zu machen, liegt bei der Staatsministerin im Kanzleramt und Digitalbeauftragte Doro Bär, die das allem Vernehmen nach nicht sehr öffentlichkeitswirksam und Nerven kostend empfindet.

Die Deutschen wollen vor allem mehr Digitalisierung in Schul- und Hochschulverwaltung, dem Gesundheitswesen sowie den Einwohnermeldebehörden, alles Verwaltungsbbereiche, mit denen sie überdurchschnittlich häufig in Berührung kommen. Interessant ist es diese europäischen und gesamtdeutschen Ergebnisse lokalen Befragungen wie der Darmstädter Bürgerumfrage 2018 gegenüber zu stellen. Klar, die Fragestellungen sind sicher etwas verschieden, jedoch gibt es durchaus Parallelen im Bereich Bildung.

Hier ein Infografik, dass einige der Ergebnisse für Deutschland visualisiert.

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Die komplette Studie kann bei Sopria Steria nach Hinterlassen der Kontaktdaten heruntergeladen werden*. Eine Management Summary ist frei verfügbar.

(Stefan Pfeiffer)

*Die entsprechende Registrierungsseite habe ich leider auf Anhieb nicht gefunden. Ich werde sie gegebenenfalls nachtragen