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Interview zum Thema "Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA)"

23. Oktober 2012 Posted by Thomas Wedel

 
ThW:   Im Februar 2012 konkretisierte die US-Steuerbehörde mit der Veröffentlichung der Proposed Regulation seine komplexen Regelungen des Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA). Was kommt da auf die Unternehmen zu?
 
Dirk Pohla:  FATCA ist eine Ausweitung der Meldepflicht an die US-amerikanische Steuerbehörde IRS, die etwaige Steuerschlupflöcher schließen soll. Im Klartext bedeutet das: Von Juli 2013 an sind global alle Finanzinstitute dazu verpflichtet, Konten von US-steuerpflichtigen Personen zu identifizieren und Daten zu Konten und Zahlungen an die IRS zu übermitteln. Werden die Vorgaben des FATCA nicht erfüllt, fällt eine 30-prozentige Strafsteuer auf alle Zahlungen, die auf einen US-Vermögenswert zurückzuführen sind, an. Die Umsetzung der FATCA-Anforderungen erfordert eine umfassende Anpassung der Geschäftsprozesse sowie der unterstützenden IT, die deutsche Geldinstitute vor große Herausforderungen stellt.
 
ThW: Welche konkreten Anforderungen sind damit verbunden? 
 
Dirk Pohla:  Die Anforderungen beziehen sich auf verschiedene Bereiche: Beim Kunden-Screening werden Konteninhaber gemäß definierter Regeln auf FATCA-Relevanz geprüft. Per Transaktions-Screening wird überprüft, ob die jeweilige Zahlung aus einer US-Quelle stammt und an nicht-kooperative FATCA-relevante Kunden geht. In einem solchen Fall muss die Bank die Steuern einbehalten und an die IRS beziehungsweise die deutschen Steuerbehörden abführen. Im dritten Block, dem Reporting, muss die Bank ihre US-steuerpflichtigen Kunden an die Behörden melden. Hierfür muss zunächst die Zustimmung des Kunden eingeholt werden. Die FATCA Regeln sind dann natürlich auch auf Neukundenprozesse anzuwenden.
 
ThW:  Wie kann BPM den Geldinstituten helfen, dieses neue Regelwerk möglichst wirtschaftlich und verlässlich umzusetzen?
 
Dirk Pohla: Hier helfen sowohl BPM-, als auch ODM-Lösungen: der IBM WebSphere Operational Decision Manager und der IBM Business Process Manager. Erstere ist für das Regelmanagement zuständig, bildet also die FATCA-Prüfkriterien ab. Je nach Ergebnis stößt dann die zweite Software die entsprechenden Geschäftsprozesse an. Beim Screening zum Beispiel werden die Kunden- und Kontendaten anhand eines Prüfalgorithmus in „FATCA-relevant", „FATCA-verdächtig" und „nicht FATCA-relevant" eingeteilt.  Die herausgefilterten Informationen werden in einer FATCA-Datenbank abgelegt und zu Cases aufbereitet, die durch Sachbearbeiter weiterbearbeitet werden können. Ist ein Kontoinhaber als „FATCA-relevant" oder „FATCA-verdächtig" klassifiziert, so löst die Software einen umfassenden Prozess aus: Der Kundenberater der Bank wird informiert, dieser tritt mit dem Kontoinhaber in Kontakt -- kurz gesagt, der Prozess wird teilautomatisiert und damit wirtschaftlich -- abgewickelt.