Posts Tagged: ‘Gabor Steingart’

Lesezeichen: Journalismus neu erfinden oder eitle Nabelschau?

10. Oktober 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich habe ihn des öfteren zitiert. Ich schaue noch immer in sein Morning Briefing. Doch sind mir immer wieder Aussagen „over the top“, teilweise verletzend und unter der Gürtellinie. So habe ich kritisiert, dass er die SPD-Vorsitzende Saskia Esken als „bedürftig“ bezeichnete. Oder der von mir ungemein geschätzte Virologe Christian Drosten wird – so Der Spiegel, als „Souffleur“ bezeichnet. Die Rede ist von Gabor Steingart. Vor kurzem habe ich hier noch kommentiert, dass die Zeit der kostenlosen Angebote jetzt wohl vorbei ist. Der Spiegel hat am 9. Oktober 2020 einen ausführlichen Bericht zum Pioneer-Projekt und zum vermeintlichen Retter des Journalismus (hinter der Paywall) veröffentlicht. Lesenswert.

Um Gönner wirbt Steingart mit dem Slogan „100 Prozent Journalismus. Keine Märchen“. Doch Steingart vermischt, was getrennt gehört – Geschäft und Journalismus. …

Freunde und Weggefährten berichten, Steingart leide unter dem eigenen Bedeutungsverlust und dem ausbleibenden kommerziellen Erfolg. Umso lauter werde er.

Gabor Steingart: Die unbequeme Wahrheit über den Ex-Handelsblatt-Herausgeber – DER SPIEGEL

Umso lauter werde er – das erinnert mich an jemanden. Der Spiegel berichtet auch, dass Richard Gutjahr, der mit Daniel Fiene den von mir geschätzten Tech Briefing-Podcast macht, nicht mehr dabei sein könnte. Auch andere Mitglieder des journalistischen Teams seien auf Distanz gegangen.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Markus Winkler auf Pixabay

ThePioneer: Hochinteressantes journalistisches Projekt mit einem selbstgerechten und selbstverliebten Kapitän

15. Mai 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Gabor Steingart liebt die Gratwanderung. Das beweist er täglich in seinem Morning-Briefing. Doch Selbstinszenierung ist das eine, jetzt geht es darum, zahlende Leser zu gewinnen – und damit zur Abwechslung auch mal Einnahmen zu generieren.

The Pioneer: Nicht alle in einem Boot

Mit diesem Header leitet ihren Beitrag auf Horizont.Net zum rein journalistischen Projekt The Pioneer ein. Das Projekt läuft schon eine Weile. Nun ist gerade das Redaktionsschiff it großem Getöse ausgelaufen, um dann in Berlin final Anker zu werfen. Auf dem Schiff sollen dann weiter unter dem Motto Klasse statt Masse Newsletter und Podcasts produziert, also rein digitale Formate erstellt werden.

Im Zentrum des Projekts steht Gabor Steingart, der oben charakterisiert wird. Ich bin Abonnent seines Morning Briefings, doch vermehrt geht mir eine gewisse Selbstgerechtigkeit und Besserwisserei auf die Nerven. Auch geht er meiner Ansicht nach oft zu weit. So beschimpft und beleidigt er im heutigen Morning Briefing Saskia Esken als bedürftig. Sie solle doch Schnellkurse in der Erwachsenenbildung nehmen.

Das, Herr Steingart, ist deutlich unter der Gürtellinie und hat nichts mit pointierter Formulierung und dem so lautstark postulierten Perspektivwechsel oder demokratischen Journalismus zu tun. Das ist nicht der auf der Webseite postulierte Scharfsinn und Sprachwitz. Es ist einfach von jemanden, der sich immer so stilvoll gibt, absolut stillos. Eine Entschuldigung wäre meiner Ansicht nach angebracht.

Und für so etwas gebe ich ganz sicher kein Geld aus. Denn das Geld möchte ThePioneer jetzt einsammeln als ein Projekt, dass nicht werbefinanziert sein will (und an dem der Springer-Konzern mit Mathias Döpfner maßgeblich beteiligt ist). Das Abonnementmodell ist jetzt ja einsehbar und reicht von dem Abo für Studenten von 10 Euro monatlich bis zu einem superexklusiven Preis con 833 Euro (monatlich?), um ein ThePioneer Supporter zu werden.

Screenshot von https://www.thepioneer.de/live

Dabei bin ich ein Fan des Projekts, schätze, lese und höre beispielsweise regelmäßig das Pioneer Tech Briefing von und mit Daniel Fiene und Richard Gutjahr, dessen aktuelle Ausgabe zum Thema Digitalisierung im Einzelhandel. auch wieder sehr lesens- und hörenswert ist. Und ich bin auch bereit für Qualität zu zahlen. Doch Herrn Steingart täte etwas Demut und Bescheidenheit gut. Nicht jede Pointe muss gesetzt werden. Nicht immer muss man die eigene Meinung als die allein Seligmachende postulieren, Wer Vielfalt und Diskussion will, sollte das auch mit Respekt gegenüber anders Denkenden tun. Diesen Respekt vermisse ich. Wer die Nase zu weit oben hat, verliert die Bodenerdung.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay