Reno überträgt den Social-Media-Trend ins Geschäftsleben und revolutioniert die Kommunikation innerhalb des Unternehmens. Der Einzel- und System- händler hat jetzt die Social-Business- Software „Connections“ von IBM implementiert. Damit will das Schuh- haus den Informationsaustausch zwi- schen den beiden Hauptsitzen in Osna- brück und Thaleischweiler sowie den rund 500 Reno-Filialen in Deutschland verbessern. Alle der mehr als 3000 regi- strierten Mitarbeiter sollen Wissen, Ideen und Meinungen miteinander tei- len.
Mit dem sozialen Firmennetzwerk betritt Reno Neuland im deutschen Ein- zelhandel und wird so zum Pionier in einem Bereich, der im W eb-2.0-Zeital- ter „Share Economy“ heißt und das Tei- len von WWW-Inhalten sowie die dar- aus resultierende Produktivitäts- und Effizienzsteigerung meint.
Teilen statt Besitzen – der Trend klingt abstrakt, ist bei Reno aber gelebte Reali- tät. Seit vier Wochen sind alle bundes- weit rund 500 Filialen mit einem Apple- iPad samt aufgespielter IBM-Connecti- ons-App und WLAN versorgt. Schon seit vier Monaten nutzen die Mitarbei- ter der Zentrale die Social Software auf ihrem klassischen Desktop-PC. Jetzt fließt der Informations- und Datenstrom zwischen den Kollegen – von der Geschäftsführung bis hin zum Schuh- verkäufer am POS.
Es werden Fotos von Filialen, W aren- präsentationen und Fensterbeklebungen gepostet, Videos von Neueröffnungen und Bedienungsanleitungen eingestellt, Rabattlisten verschickt und Communi- ties gegründet. „Auch unser saisonaler
Kollektionskatalog, den wir bisher als Hardcopy an alle Filialen verschickt haben, wird nun zentral in der Marke- ting-Community zur Verfügung gestellt“, sagt Jens Rauschen, seit Februar Mitgeschäftsführer der Hamm Reno Group. Dort können Filialmitar- beiter auch Feedback zur neuen Kollek- tion geben, ergänzt der Manager, der das Social-Media-Projekt im vergangenen Jahr federführend auf den W eg gebracht hat.
In der Zentrale werden die täglichen Umsatzzahlen nicht mehr klassisch per E-Mail an die Geschäftsleitung ver- schickt, sondern in der Community der Geschäftsführung zusammengefasst. Projektarbeiten wie Messevorbereitun- gen oder die Planung von Aktionswo- chen und einem „Tag der offenen Tür“ werden abteilungsübergreifend in geschlossenen Communities bespro- chen.
„Die Produktivität ist deutlich nach oben gegangen“, sagt der Kommunikati- ons- und E-Commerce-Experte. Den Effizienzgewinn hat sich Reno rund 500000 Euro für Hard- und Software kosten lassen. Dafür haben jetzt das Intranet, die Filialbibliothek, die inter- nen E-Mails und der File-Server für die zentrale Speicherung von Dateien aus- gedient.
Denn alle althergebrachten Kommuni- kations- und Speichermedien sollen ersetzt werden. „Connections ist wie ein firmeninternes Facebook“, erklärt Bar- bara Koch, Social-Business-Fachfrau bei IBM. Neben der Erstellung von Benutzerprofilen, Aktivitäten, Ideen- Blogs und Communities können Doku- mente, Präsentationen, Bilder und
Videos geteilt sowie Statusmeldungen und Blogeinträge geschrieben werden. Zudem gibt es eine Wiki-Wissensdaten- bank, bei der Mitarbeiter ihr Know-how – ähnlich wie bei Wikipedia – einflie- ßen lassen können.
Damit die Mitarbeiter auf der V erkaufs- fläche nicht zu viel Arbeitszeit mit dem iPad vertrödeln, ist der Tablet-PC für andere Anwendungen gesperrt. Einzig der Zugriff auf den eigenen Online- Shop Reno.de ist erlaubt – auch um im Sinne des Multi-Channel-Handels die Warenverfügbarkeit in der Online- Dependance zu prüfen. Künftig soll der Mini-Computer zusätzlich mit dem 3D- Fußscanner in der Filiale vernetzt wer- den, um Kunden bei der Wahl des pas- senden Schuhs zu beraten. Zudem plant Reno, IBM Connections mit Microsoft Outlook zu verknüpfen. Dann können alle Nutzer ihre Mails und Termine ein- sehen, ohne Outlook zu öffnen.
Neben Reno nutzen auch Bosch, Hansgrohe, Robinson Club sowie IBM selbst die Social Software. Implementie- rungspartner bei Reno war der IT- Dienstleister GIS.