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In Unternehmen: Wir brauchen Archivare und Bibliothekare

3. Oktober 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Der von mir hoch geschätzte Harald Schirmer adressiert in seinem Beitrag die Herausforderung, nein das (unlösbare?) Problem, dass im unternehmenseigenen Intranet, sozialen Netzwerk, Dokumentenmanagement-System, ECM oder Messenger zu wenig relevante Informationen geteilt werden. Im Gegensatz – so Harald – zum Internet, wo jedoch – meine Randbemerkung – auch unendlich viel Müll jeglicher Art geteilt wird:

Im Internet wird geteilt, erzählt, gestreamt, dokumentiert, kommentiert, bewertet, geliked – um Reputation aufzubauen und Wertschätzung zu erhalten (bei den Wenigsten in finanzieller Form). Hier wird über Fehler gesprochen, hier werden Prozesse sichtbar gemacht, Reparaturvorgänge gefilmt, kritisch Produkte und Services getestet und alles Mögliche miteinander verglichen. Kurz – es gibt unendlich viel zu FINDEN

Wir sollten die Diskussion in Unternehmen über die Qualität von Suchmaschinen eine Weile hinten anstellen und uns überlegen wie wir eine Kultur des Teilens (Sharing) etablieren. Wie wir Mitarbeiter animieren, Ihr Wissen, Ihre Prozesse, Ihre Kompetenzen, Ihre Erfahrungen, Ihre Sorgen und Probleme einbringen. Natürlich nicht gezwungen und nicht Big Brother, sondern mit genau dem gleichen Mindset wie im Netz. Um dem Unternehmen und sich selbst zu helfen, um Wertschätzung zu bekommen und Reputation aufzubauen, um den Reichtum der Diversität eines Unternehmens nutzbar zu machen.

über Vor dem FINDEN kommt das SHAREN | Harald Schirmer

Die Diskussion, wie wir Mitarbeiter zum Teilen von Dokumenten, Wissen und Informationen bekommen, begleitet mich, seitdem ich mich in der IT bewege. Das Ablagen und Verschlagworten im Dokumentenmanagement-System (DMS) war und ist den meisten Mitarbeitern ebenso lästig wie das Einstellen in das unternehmenseigene Netzwerk oder Teilen mit den jetzt gerade ge-hype-ten Messengern.

Hier geht es auch gar nicht im Fingerpointing auf die bösen Mitarbeiter, die faulen Säcke, die ihr Wissen für sich behalten wollen  und einfach zu bequem sind, Wissen zu teilen. Es geht auch nichtprimär um das Anprangern der Software-Anbieter, die einfach nicht in der Lage sind, wirklich komfortable, benutzerfreundliche Programme zu liefern. Es geht darum, dass Teilen von Informationen offensichtlich nicht oder nicht mehr in der DNA des Einzelnen ausreichend verankert ist.

Ja, teilen von Informationen scheint durch E-Mail, die lokale Festplatte, das scheinbar immer weiter zunehmende Arbeitstempo in Unternehmen – wir hecheln von Quartal zu Quartal -, den Stress, der keine Zeit zum Teilen lässt, aus der Mode gekommen zu sein. Es steht auf der Prioritätenliste weit unten. Und dass wir den Mitarbeitern, die wertvolle Informationen teilen, mehr Wrtschätzung zukommen lassen sollten, ist nicht neu – und bisher meist gescheitert.

Resignieren wir also. Nein, das dicke Brett des Teilens von Wissen und wertvollen Informationen muss weiter gebohrt werden. Aber vielleicht müssen wir über zusätzliche Mechanismen nachdenken. In vergangenen Jahrhhunderten gab es den Archivar und Bibliothekar (ich weiss, gibt es noch immer). Vielleicht brauchen wir diese Funktion wieder in jedem noch so agailen Projektteam und jeder Abteilung? Wirklich als Stelle und fest definierte Aufgabe. Eventuell ist das ein Bausteinchen, lieber Harald, dass wir im Intranet wirklich Wertvolles finden. Finden ist aus meiner Sicht technologisch nicht mehr das Thema. Da existieren und kommen Technologien, die das wirklich noch einfacher machen werden.

(Stefan Pfeiffer)