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Die Causa Kaeser: Das Ende des Social CEO? Das Ende von Haltung zeigen?

13. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Christian Henne hat sich in einem Beitrag mit dem Thema Siemens und Friday for Futures unter dem Aspekt „Was kann man draus lernen“ beleuchtet. Viele interessante Aspekte, die man kontrovers diskutieren kann und muss. Ich wage es, einen Effekt der Causa Siemens-Kaeser vorauszusagen, der mir nicht passt: Viele Unternehmen, besser die Kommunikationsabteilungen und CEOs werden noch vorsichtiger, in sozialen Medien selbst aktiv zu werden, den Social CEO ablehnen. Wieder einmal Wasser auf die Mühlen derjenigen, die vor Social Media warnen, kontrollieren und dort nur offiziöse Nachrichten und Werbebotschaften absondern wollen und werden.

Wie schreibt Christian so schön:

Wer hier mehr verspricht, als er halten kann, geht ins kommunikative Risiko. Offensive oder Rückzug? Was bedeutet dies nun für Unternehmen und Marken? Keine Haltung mehr? Doch! Aber alle müssen verstehen, dass sich die junge und sehr kritische Generation gerade in Umweltfragen nicht blenden lässt. Haltung als Marketing wird nicht reichen.

Siemens und Fridays for Future: Blaupause für Unternehmen weltweit

Die Causa Kaeser ist jedoch meiner Meinung nach kein Indiz oder gar Beweis dafür, nicht als CEO oder Führungskraft eines Unternehmen im Netz aktiv zu sein. Im Gegenteil. Sie zeigt einmal mehr, dass viele in Unternehmen und in der Unternehmenskommunikation noch immer nicht die Mechanismen, Chancen, aber eben auch Risiken der sozialen Medien verstanden haben. Ja, man kann in sozialen Medien daneben liegen und einen Shitstorm ernten. Dieser Shitstorm allerdings war – so denke ich – zumindest in diesem Umfang vermeidbar.

Christian spricht von einer Blaupause. Ich hoffe nicht, dass es eine Blaupause für „herum eiern“ und keine Haltung zeigen ist. Gerade in diesen Zeiten – und das geht weiter über das wichtige Thema Klimawandel hinaus – ist klare Kante und Haltung auch von Unternehmensführern unverzichtbar und dringend notwendig.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Roger Mosley auf Pixabay

Politische Themen: Wann muss ein CEO Stellung beziehen? Muss ein CEO überhaupt Stellung beziehen?

4. Juli 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Klare Kante, die Reinhard Sprenger, promovierter Philosoph, Berater und Autor, in einem Interview mit der Wirtschaftswoche angesichts eines Tweets von Siemens-Chef Joe Kaeser zur Sea Watch-Affaire zeigt.

Manager verwalten Geld, das nicht ihnen gehört, und sind Angestellte von Aktionären. Diese müssten sie eigentlich erst um Erlaubnis fragen, ob sie sich zu solcherlei fremden Themen äußern dürfen.

über Sea Watch: Warum Siemens-Chef Kaeser besser nicht getwittert hätte

Firmenchefs dürfen sich demnach nicht zu gesellschaftspolitischen Ereignissen. Sie haben gefälligst Geld zu verdienen. Das ist ihr Auftrag. Dem Wirtschaftsführer solle hoffentlich egal sein, „ob ein moralisch einwandfreier Mensch oder ein Unhold seine Produkte kauft“. Sprenger warnt vor derzeit populistischem „Greenwashing“. Unternehmen müssten neutrale Begegnungszonen sein. Und vor allem Geld verdienen, füge ich hinzu.

Joe Kaeser sieht das offensichtlich anders, wie er schon vor geraumer Zeit geschrieben hat. Auch wenn er kein politisches Mandat habe, auch wenn sein Amt als Vorstandvorsitzender ihn nicht dazu bevollmächtige, im Namen seines Unternehmens, der Mitarbeiter oder der Aktionäre zu politischen Themen zu sprechen, müsse er Stellung beziehen können, dürfen, müssen, meint Kaeser.

Zwei Welten prallen aufeinander: Das althergebrachte und in der Regel praktizierte Verhalten von Wirtschaftsführern, sich aus politischen und gesellschaftlichen Themen heraus zu halten. Oder muss gerade auch ein Vorstand zu brisanten politischen Aspekten Stellung beziehen, wenn sie oder er es für wichtig und angebracht hält? Wohl wissentlich, dass die Aussagen trotz des gängigen Zusatzes „es ist nur eine private Meinung und nicht die meines Unternehmens “ im „Impressum“ von sozialen Medien bewusst oder unbewusst überlesen werden. Man werde – so konstatiert auch Kaeser – „Privatmann und CEO nicht voneinander trennen“.

Meine 2 Cents: Unternehmenslenker müssen öffentlich klare Ansagen machen und Aussagen treffen, wenn aus ihrer Sicht Grenzen überschritten werden. Mir sind solche Äußerungen lieber, als dass man still ist und still hält. Das hatten wir in der deutschen Geschichte schon einmal. Es wurde geschwiegen, geduldet, ja auch gespendet und gefördert. So etwas darf nicht mehr passieren.  Wegschauen gilt nicht mehr. Das sollten wir gelernt haben. Deshalb stimme ich Kaeser zu:

Ein CEO kann, darf, soll politisch sein. Manchmal muss er sogar politisch sein, wie ich finde.

Quelle: Wie politisch soll/kann/darf ein CEO sein?

Es muss nicht immer Twitter sein, aber es ist ein Indiz, dass nur 6 der 30 deutschen DAX-Chefs dort aktiv sind und Flagge zeigen. Ja, Vorstände, ein CEOs, Unternehmenslenker sind zuerst Besitzern und Aktionären verpflichtet. Sie müssen und sollen Gewinn erwirtschaften. Doch sie sollten auch jenseits des nächsten Quartalsendes denken und wo sie es – sinnvollerweise in Abstimmung mit Vorstand, Geschäftsführung, gegebenenfalls auch Mitbestimmung – für richtig und wichtig erachten, handeln und Stellung beziehen. Nicht à la TrumpÄsche Dauerbeschallungsmaschine, sondern gezielt und klar.

Solch pointierte, öffentliche Aussagen können und werden zu Konflikten und auch – wie im Falle Kaeser – zu Anfeindungen und Bedrohungen der eigenen Person und Familie führen. Wer trotzdem den Mut hat, öffentlich für demokratische und humanistische Prinzipien eintritt, der hat meine Hochachtung. Dazu muss ich nicht mit alle seinen öffentlichen Aussagen inhaltlich übereinstimmen.

P.S. Im größeren Kontext könnte man jetzt noch das Thema Corporate Responsibility oder Corporate Citizienship – Verantwortung der Unternehmen für die Gesellschaft – aufmachen, aber das ist vielleicht mal eines separaten Artikels wert.

(Stefan Pfeiffer)