Posts Tagged: ‘Web20’

Digital naiv!? Gedanken und Regeln für das “Mitmach-Web” in der Kristallkugel für 2010

10. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Beim Surfen durch meine olle Blogbeiträge unter dem Motto „Heute vor 10 Jahren“ bin ich Kristallkugel 2010: Marketing „benutzt“ das Web 2.0 gestoßen, einen Ausblick zum Jahresbeginn, den ich auf Wunsch von „Stäbchen“ Thorsten Zörner geschrieben habe. Tja, was soll ich schreiben. Ich komme mir heute grenzenlos optimistisch vor, denn ich vertrete dort offensiv die Idee des Mitmach-Webs, des „Web 2.0“. Wenn man sich manche Entwicklung seitdem anschaut, muss man wohl sagen wirklich etwas „digital naiv“, wie ja dieser Blog mal hieß und wie ich noch auf Twitter unterwegs bin.

„Damals“ standen wir in den Anfängen des sogenannten Social Media Marketings und ich habe davor gewarnt, dass Unternehmen und Agenturen dort nur Werbebotschaften raus blasen, dass wir „viele BILD-ende, marktschreierische Aktionen und Kampagnen im Web erleben, die das eigentliche Prinzip des Mitmach-Webs ad absurdum führen werden„. So ist es sicherlich auch gekommen. Die politische Instrumentalisierung der sozialen Medien habe ich damals allerdings nicht voraus gesehen, die „Selbstreinigungskräfte des Web 2.0“ überschätzt.

Doch nicht nur ich: Nicht umsonst hat Tim Berners-Lee, Erfinder des WWW, 2018 die Initiative #ForTheWeb ausgerufen: „Jeder Einzelne ist dafür verantwortlich, das Web zu einem besseren Ort zu machen“. Heute – nur wenige Monate später – stockt angesichts des Hasses einmal mehr der Atem.

Tja, der bessere Ort: Im Beitrag vom 7. Dezember 2009 habe ich versucht, einige Regeln im und für das Mitmach-Web runter zu schreiben, die wir auch in Workshops auf den DNUGs und anderswo diskutiert haben.

  • Sei aktuell.
  • Sei relevant und biete Qualität.
  • Sei – wo sinnvoll – originell und witzig. (Ich weiß, schwierig)
  • Sei authentisch und persönlich.
  • Denk dran: Das Web 2.0 ist freiwillig.
  • Höre zu. (Ganz wichtig!)
  • Sei bereit für offene, fairen Diskurs, für Diskussion und Interaktion.
  • Sei kritikfähig.

Dazu stehe ich immer noch. Und es klingt und ist idealistisch. Halt digital naiv. Aber ich, wir sollten uns nicht so einfach „das Netz“ kaputt und unsere Stimmung durch Hass und Kommerz kaputt machen lassen.

(Stefan Pfeiffer)

Digital naiv!? Gedanken und Regeln für das “Mitmach-Web” in der Kristallkugel für 2010

10. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Beim Surfen durch meine olle Blogbeiträge unter dem Motto „Heute vor 10 Jahren“ bin ich Kristallkugel 2010: Marketing „benutzt“ das Web 2.0 gestoßen, einen Ausblick zum Jahresbeginn, den ich auf Wunsch von „Stäbchen“ Thorsten Zörner geschrieben habe. Tja, was soll ich schreiben. Ich komme mir heute grenzenlos optimistisch vor, denn ich vertrete dort offensiv die Idee des Mitmach-Webs, des „Web 2.0“. Wenn man sich manche Entwicklung seitdem anschaut, muss man wohl sagen wirklich etwas „digital naiv“, wie ja dieser Blog mal hieß und wie ich noch auf Twitter unterwegs bin.

„Damals“ standen wir in den Anfängen des sogenannten Social Media Marketings und ich habe davor gewarnt, dass Unternehmen und Agenturen dort nur Werbebotschaften raus blasen, dass wir „viele BILD-ende, marktschreierische Aktionen und Kampagnen im Web erleben, die das eigentliche Prinzip des Mitmach-Webs ad absurdum führen werden„. So ist es sicherlich auch gekommen. Die politische Instrumentalisierung der sozialen Medien habe ich damals allerdings nicht voraus gesehen, die „Selbstreinigungskräfte des Web 2.0“ überschätzt.

Doch nicht nur ich: Nicht umsonst hat Tim Berners-Lee, Erfinder des WWW, 2018 die Initiative #ForTheWeb ausgerufen: „Jeder Einzelne ist dafür verantwortlich, das Web zu einem besseren Ort zu machen“. Heute – nur wenige Monate später – stockt angesichts des Hasses einmal mehr der Atem.

Tja, der bessere Ort: Im Beitrag vom 7. Dezember 2009 habe ich versucht, einige Regeln im und für das Mitmach-Web runter zu schreiben, die wir auch in Workshops auf den DNUGs und anderswo diskutiert haben.

  • Sei aktuell.
  • Sei relevant und biete Qualität.
  • Sei – wo sinnvoll – originell und witzig. (Ich weiß, schwierig)
  • Sei authentisch und persönlich.
  • Denk dran: Das Web 2.0 ist freiwillig.
  • Höre zu. (Ganz wichtig!)
  • Sei bereit für offene, fairen Diskurs, für Diskussion und Interaktion.
  • Sei kritikfähig.

Dazu stehe ich immer noch. Und es klingt und ist idealistisch. Halt digital naiv. Aber ich, wir sollten uns nicht so einfach „das Netz“ kaputt und unsere Stimmung durch Hass und Kommerz kaputt machen lassen.

(Stefan Pfeiffer)

[DE] Das unaufhaltsame Nagetier namens Zwopunktnull

31. August 2013 Posted by StefanP.

Auf der diesjährigen DMSExpo – die gibt es überraschenderweise noch, also mehr oder weniger … – wird es am Dienstag, 24. September 2013, 14.30 Uhr eine Podiusmdiskussion zwischen Dr. Ulrich Kampffmeyer und Michael Dreusecke darüber geben, ob Web 2.0 tot ist oder im Kommen. Einige prägnante Zitate aus “vorbereitenden” Artikeln:

Michael Dreusecke:

… Die Befreiung des Lesers aus seiner Rolle als reiner Betrachter, hin zu aktiver Mitgestaltung und Teilhabe, hat gerade erst begonnen. Sie zu fördern und in weiteren Bereichen einzurichten, halte ich für eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben. Nur so lassen sich Prozesse wirklich transparent machen und der öffentliche Meinungsbildungsprozess unterstützen. Der Titel unserer Veranstaltung muss daher lauten: „Hello 2.0“.

Dr. Ulrich Kampffmeyer:

… Wir müssen uns hier von der Vision „2.0“ verabschieden, weil eine andere Zahlenkombination, „1984“, immer mehr in den Vordergrund rückt. Ernüchterung, aber keine Panik, ist angesagt. Das Rad lässt sich nicht zurückdrehen. Von den Möglichkeiten der modernen Kommunikation kann man sich nicht verabschieden. Wir sind längst die Junkies des Informationszeitalters. Wir können nicht zu den idealistischen Aufbruchtagen des Web 2.0 zurück. Vielfach werden die Auswirkungen des Web 2.0 jetzt erst deutlich und sie sind nicht immer positiv. Mit Web 2.0 haben sich auch neue Wirtschaftsmächte etabliert, die ebenso wie Staaten Information zur Beherrschung benutzen. Auch dies sind Gründe, sich von den idealistischen Vorstellungen des Web 2.0 zu verabschieden – Goodbye 2.0. …

via Die Zeit ist reif für dieses Thema: Hello2.0 oder Goodbye2.0 | DOK.magazin.

Uli bezeichnet das “Web 2.0″ auch als eine Phase der frühen Informationsgesellschaft. Hoffentlich Phase und nicht Phrase. Meine 2 Cents: Selbst oder gerade die NSA-/Prism-Vorfälle forcieren Verhaltensweisen des Web 2.0. Web 2.0 ist nicht blindes Vertrauen auf eine offene Informationsgesellschaft und sogenannte Gutkonzerne. Der Kern von Web 2.0 ist für mich Transparenz, ein guter Schuß Misstrauen und Nachfragen sowie offene, nicht zu stoppende Diskussion.

Snowden und andere Whistleblower – soll man sie trotz aller rechtlichen Bedenken die Robin Hoods des Web 2.0 nennen? – zeigen, einerseits den Missbrauch mit unseren Daten, andererseits aber, dass solche Dinge früher oder später aufliegen. Unaufthaltsam … Den Versuch, zu kontrollieren, gab es immer. Im mobilen, sozialen Internet-Zeitalter gilt es für Controlettis mehr Informationen denn je mit moderneren Technologien als jemals zuvor zu überwachen. Dass das getan wird, überrascht im Grunde genommen nicht. Auch gewisse Verhaltensmuster, wie das Zerstören von Festplatten beim Guardian, ist nicht so neu. Wir hatten auch schon mal eine Spiegel-Affaire.

Mein Fazit: Zwopunktnull-Verhaltensweisen liegen in den Genen unseres Zeitalters und sind nicht mehr zu stoppen. Sie nagen an den Grundfesten von Hierarchien, stellen diese in Frage. Die Ereignisse im Nahen Osten, der arabische Frühling mit allen Herausforderungen, die wir jetzt dort haben, sind auch zu guten Teilen durch ZwoNull-Verhaltensweisen initiiert worden. Das gilt nicht nur für die Politik sondern auch für Unternehmen, die ihre Management-Prinzipien ändern müssen, teilweise wollen.

Die Prism-/NSA-Enthüllungen haben etwas Gutes: Die Sensibilität und öffentliche Diskussion rund um das Thema Datenschutz ist rasant gestiegen. Endlich widmet man sich mal auf breiterer Front diesem “Neuland”. Und das ist gut so. Nicht gut ist die tumbe Verweigerungshaltung gerade vieler Deutscher gegenüber dem Netz. Web 2.0 heisst nicht Verweigerung. Web 2.0 heisst aktive, kontroverse, öffentliche Auseinandersetzung und hat auch was mit Demokratieverständnis und aktiv Gestalten wollen zu tun. Und ja, es ist noch ein ganz, ganz langer Weg mit vielen Widerständen, im Web 2.0 genauso wie im Enterprise 2.0 oder Social Business. Mir egal, wie wir die Kuh nennen. Wir kennen alle den Satz vom langen Bohren dicker Bretter … Also von wegen Goodbye …

P.S. Eine Randbemerkung: Auf der Project Consult HomePage wird Uli Kampffmeyer als Web 2.0 Evangelist bezeichnet. Man versteht ja, was gemeint ist, aber bitte hört endlich auf das Wort Evangelist zu benutzen. Es ist respekt- und gedankenlos im Umgang und der Kommunikation mit anderen Kulturen und Religionen. Dass, was man sagen will, kann man auch anders sagen.


Filed under: Deutsch Tagged: DMSExpo, e20, SocBiz, Web20