Kein Alter: 49 Jahre z/VSE

11. November 2014 Posted by Natalie Speiser

imageNächstes Jahr wird das Mainframe-Betriebssystem z/VSE 50 Jahre alt. Generationen von Entwicklern haben mehrere Millionen Code-Zeilen dafür geschrieben. Im folgenden Blogbeitrag möchte ich erklären, warum mich das System auch in Zeiten von Cloud, Mobile und Analytics noch immer begeistert.

Ich wollte schon immer wissen, wie ein Computer funktioniert. Daher stand nach dem Masterstudium fest, dass ich System-Entwicklerin werden wollte. Nach einer spontanen Initiativbewerbung bei IBM bin ich im Labor in Böblingen bei z/VSE gelandet. z/VSE ist ein Mainframe-Betriebssystem für IBM System z und mittlerweile fast 50 Jahre alt. Auch wenn der Altersunterschied zwischen uns fast 20 Jahre beträgt, hat mich das nie abgeschreckt.

Von Bandeinheiten und Lochkartenlesern

Eine meiner ersten Erfahrungen war die Installation eines z/VSE Systems. Dabei lernte ich die Bandeinheiten kennen. Dazu kamen dann Gerätschaften wie Lochkartenleser/-und Stanzer, die heute lediglich emuliert werden. Besonders beeindruckt haben mich meine erfahrenen Kollegen, die aus einem Hex-Dump innerhalb weniger Minuten lesen konnten, wo und weshalb ein Fehler passiert ist.

Hex-Dumps und Assembler

Damals schien es mir total unmöglich, dieses über Jahrzehnte gesammelte Wissen aufzuholen. Mit Unterstützung meiner Kollegen habe ich dann aber schnell die Verantwortung für wichtige Projekte übernommen. Mit einer Kollegin habe ich beispielsweise Code entwickelt, der die virtuelle 64-bit Adressierung im z/VSE ermöglicht. Somit können Nutzer einfach und schnell auf große Datenmengen zugreifen. Die entsprechenden Programme dazu habe ich in Assembler geschrieben. Heute bin ich für einige Kernkomponenten des Betriebssystems verantwortlich.

Genetische Veranlagung?

Neben der Frage von Bekannten "Mainframe, gibt‘s das überhaupt noch?", kommt von Kollegen bei IBM öfter "Sind Sie irgendwie verwandt mit Ingolf?". Über die erste Frage muss ich immer wieder schmunzeln und ich werde nicht müde zu erklären, wie die IT Landschaft beispielsweise in Banken und Versicherungen aussieht. Die zweite Frage ist schnell beantwortet: “Ja, ich bin die Tochter und wir arbeiten sogar zusammen". Mein Vater ist ein z/VSE-Urgestein und arbeitet seit mehr über 30 Jahre für das Projekt. Obwohl wir uns früher nie über seine Arbeit unterhalten haben, bin ich durch einen Zufall im gleichen Projekt gelandet.

Was die Arbeit besonders macht

Die Herausforderung in meinem Job besteht darin, neuen Code in ein über Jahrzehnte gewachsenes, komplexes Betriebssystem zu integrieren. Die Grundvoraussetzung dafür ist, dass man verstanden hat, wie das System funktioniert. Dazu gehören neben der z/Architektur vor allem die Konzepte des Betriebssystems (z.B. Address Space Layout). Starte ich ein neues Projekt, habe ich vom Design bis zur Umsetzung die volle Verantwortung. Durch meine zusätzliche Tätigkeit im Kunden-Service, bekomme ich dann direktes Feedback über unsere Produkte. Dabei ist die Dump-Analyse eine meiner liebsten Tätigkeiten geworden.

Über die letzten fast 50 Jahre hat sich z/VSE immer wieder neu erfunden. Durch neue Ideen und ständige Weiterentwicklung konnten wir die jeweils aktuellen Trends stets integrieren.

Für mehr Infos rund um z/VSE empfehle ich Ingolfs z/VSE Blog mit regelmäßigen Updates.

https://www.ibm.com/developerworks/mydeveloperworks/blogs/vse/?lang=en