Capgemini-Studie: Digitalisierung läuft – aber nicht auf Hochtouren
Überfordert Digitalisierung etablierte Unternehmensstrukturen?
Flatscreen, 3D-Erlebniskino, Navigationsgerät oder Emoji: Längst hat die Digitalisierung unseren Alltag erfasst. Auch die gesamte Wirtschaft ist von der digitalen Transformation betroffen und nach und nach verändern sich die Geschäftsmodelle ganzer Branchen zum Teil dramatisch: myTaxi macht mit einer komfortablen App Taxizentralen echte Konkurrenz, das E-Book ermöglicht neue Geschäftsmodelle wie eine Leseflatrate, telefonieren über das Internet (VoIP) mausert sich zum Telefon-Standard im Festnetz und in der Industrie übernehmen Maschinen immer komplexere Aufgaben.
Top Trend Digitalisierung
Dass die Digitalisierung die Geschäftsmodelle ihrer Branchen beeinflusst und tiefgreifende Veränderungen mit sich bringt, davon sind inzwischen auch 82 Prozent aller CIOs überzeugt. Und dass da kein Unternehmen das Nachsehen haben will, weil es nicht rechtzeitig reagiert hat, ist verständlich: Dreiviertel aller CIOs haben den Auftrag, die Digitalisierung in ihrem Unternehmen weiter voranzutreiben. Damit bildet der Ausbau der Digitalisierung die wichtigste Anforderung der Geschäftsleitungen an die IT – noch weit vor deren Effizienzsteigerung, Kostensenkung sowie Erhöhung der Datensicherheit.
Um ihren Auftrag zu erfüllen, reagieren CIOs mit der Einstellung von entsprechendem Fachpersonal und engagieren Beratungsunternehmen. Technologisch steht die verbesserte Vernetzung von Daten und der Ausbau der Datenanalyse im Mittelpunkt. Und auch die Entwicklung neuer Produkte und Services sowie den Ausbau der Cloud-Kapazitäten nimmt einen hohen Stellenwert ein. Doch während die Digitalisierung auf Hochtouren läuft, bleiben strukturelle und organisatorische Veränderungen in den Unternehmen aus.
So lauten die Ergebnisse der „Studie IT-Trends 2017“ des Analystenhauses Capgemini. Das Unternehmen wollte von 148 Entscheidungsträgern aus deutschen, österreichischen und schweizerischen Unternehmen wissen, wie sie auf die Digitalisierung reagieren, wie sie sich aufstellen und vor welchen Herausforderungen sie stehen. Wir stellen Ihnen im heutigen Blogartikel einige wichtige Studienergebnisse vor.
Unternehmensstrukturen behindern Digitalisierung
Die zunehmende Digitalisierung bereitet immer mehr Probleme. Inzwischen klagen fast 73 Prozent der CIOs über Schwierigkeiten – 13 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Das Hauptproblem bildet der Mangel an qualifiziertem Personal, insbesondere in den Bereichen Internet of Things (IoT) Technologien und Big Data. Hinzu kommen unflexible Geschäftsprozesse und organisatorische Hürden: Starre Organisationsstrukturen, mangelnde übergreifende Planung und unklare Verantwortlichkeiten bereiten laut Studie offensichtlich große Probleme. Ein Management, das der Digitalisierung zu wenig Aufmerksamkeit schenkt und deshalb nicht genügend unterstützt, ist dabei genauso wenig förderlich wie traditionelle Abteilungsstrukturen, althergebrachtes Hierarchiedenken und traditionelle Aufgabenverteilung, die allesamt agiles Zusammenarbeiten ausbremsen.
Welche Maßnahmen CIOs angesichts der Digitalisierung tatsächlich ergreifen, hängt stark von ihrer Bedeutung für das Unternehmen ab. Vereinfacht lässt sich dabei sagen: Ist die Relevanz der Digitalisierung für das Unternehmen hoch, richtet sich ein Unternehmen konsequenter auf die neue Situation aus und schreckt auch vor tiefgreifenden organisatorischen Änderungen nicht zurück. Typisch ist dann auch die enge Zusammenarbeit von IT- und Fachabteilungen.
Agile Kultur bereitet Probleme
Trotz Digitalisierung ist der Einsatz agiler Methoden von der Entwicklung über den Betrieb, den Support und das Projektmanagement in den vergangenen Monaten weitgehend stabil geblieben und hat sich 2017 nur leicht um 0,9 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr auf 24,2 Prozent erhöht. Das ist entgegen den Erwartungen der meisten CIOs aus dem Vorjahr – sie hatten damit gerechnet, dass agile Methoden häufiger eingesetzt werden.
Die Studiendaten zeigen, dass die Nutzungsquote mit der Größe des Unternehmens zu tun hat: Je höher der Umsatz, desto häufiger arbeiten Firmen agil. KMUs nutzen agile Methoden hingegen am wenigsten. Auffällig ist auch, dass Organisationen aus Branchen, die ihre Wertschöpfungskette bereits in weiten Teilen digitalisiert haben oder sich zunehmend über ihre Schnittstelle zum Kunden differenzieren müssen, häufiger als andere Unternehmen agile Methoden einsetzen. Dazu zählen insbesondere Finanzdienstleister, Versicherungen und die Logistikbranche.
Die Gründe für die insgesamt schleppende Adaption sind laut Capgemini in Schwierigkeiten mit der agilen Arbeitsweise zu suchen: Viele Unternehmen können agile Methoden entweder nicht in ihr (veraltetes) Organisationsmodell integrieren oder aber ihre Mitarbeiter nehmen sie nicht an. Viele CIOs klagen zudem aber auch über Fachkräftemangel in diesem Bereich: 72 Prozent der Befragten haben Schwierigkeiten, Mitarbeiter mit Know-how und Erfahrung mit agilen Entwicklungsmethoden zu finden. All diese Probleme verzögern schließlich auch die Verkürzung von Release-Zyklen im Unternehmen: Die meisten Studienteilnehmer (33,3 Prozent) aktualisieren ihre Individualanwendungen lediglich ein- bis dreimal jährlich. Die Mehrheit unter ihnen (53,1 Prozent) strebt jedoch ein Update pro Monat oder pro Woche an.
Konsolidierung von Big Data-Anwendungen
Bei den wichtigsten Anforderungen an CIOs in diesem Jahr schaffte es die Verbesserung der Informationsauswertung und -nutzung lediglich auf Rang 5. Und tatsächlich betreiben 2017 nur noch 18,3 Prozent der Unternehmen im deutschsprachigen Raum eine oder mehrere eigene Big Data-Anwendungen. Das ist deutlich weniger als noch 2016 (23,9 Prozent). Allerdings haben laut Capgemini-Erhebung einige Unternehmen das Thema nach Workshops oder der Implementierung von Pilotanwendungen nicht weiter verfolgt oder entschieden, die Leistungen von Providern zu nutzen.
In welcher Phase sich ein Unternehmen übrigens befindet, hängt stark von der Branche ab: Während Automobildienstleister verstärkt Big Data-Anwendungen in Betrieb nehmen, kommt es bei Finanzdienstleistern sogar bereits zur Konsolidierung der verschiedenen Anwendungen. So oder so: Bei der Umsetzung von Big Data holen sich fast alle Anwender (83,5 Prozent) branchenübergreifend Hilfe von außen. Projekte werden meist mit externen Dienstleistern aufgesetzt, jedes 10. Unternehmen führt diese dann aber in Eigenregie weiter. Das Ziel: Die Datenanalyse sowie fachliche und Architektur-Gestaltung sollen im eigenen Unternehmen verbleiben, während der eigentliche Betrieb von Big Data-Lösungen ausgelagert wird.
Nutzung von Big Data Analytics ist branchenabhängig
Big Data Analytics nutzen Unternehmen in erster Linie, um die Effizienz zu erhöhen. Die weitere Nutzung hängt stark von der Branche ab: Während beispielsweise von den Energieversorgern mehr als die Hälfte in ihren Daten nach neuen Einnahmequellen sucht, ist es nur knapp jedes fünfte Handelsunternehmen. Sie nutzen Big Data stattdessen, um neue Erkenntnisse über ihre Kunden zu gewinnen oder um ihre Verkaufsstrategie zu verbessern. Die Automobilindustrie hingegen konzentriert sich mehr auf Effizienzsteigerung als auf das Einkaufs- und Serviceerlebnis ihrer Kunden.
Steigende Cloud-Nutzung
Parallel zur gestiegenen Big Data-Nutzung hat auch die Cloud-Nutzung zugenommen. 2017 kommen mehr IT-Leistungen aus der Cloud als im Vorjahr und insbesondere Großkonzerne sowie der Mittelstand haben die Cloud-Nutzung stark ausgebaut. Dabei stellen Drittanbieter mit 10,2 Prozent aller IT-Services nur einen geringen Anteil der Gesamtleistung bereit. Die unternehmenseigene Cloud ist mit einem Anteil von 36,6 Prozent deutlich beliebter. Dass Cloud-Anbieter in der Nutzergunst dennoch knapp 4 Prozentpunkte zugelegt haben, dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass die Rechenzentren der meisten Provider mittlerweile in Deutschland stehen und sich die Provider damit auch an das Bundesdatenschutzgesetz halten.
Unternehmen setzen auf die eigene Cloud
Apropos Sicherheit: Die Angst vor Zugriffen durch ausländische Behörden bestärkt Unternehmen darin, eine eigene Infrastruktur aufzusetzen. Bezüglich der technischen Sicherheit halten die meisten Befragten dann doch die private Anbieter-Cloud für die bessere Variante. Abgesehen vom Schutz vor dem Datenzugriff durch ausländische Behörden, bauen Unternehmen auch deshalb eigene Cloud-Infrastrukturen auf, um die Kontrolle über die Services in der eigenen IT-Abteilung zu behalten und die vorhandenen eigenen personellen wie infrastrukturtechnischen Ressourcen optimal zu nutzen. Wenngleich für 67,5 Prozent der Befragten der Sicherheitsaspekt der Hauptgrund für den Betrieb einer eigenen Cloud ist, wird er im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr ganz so kritisch gesehen. Stattdessen ist in diesem Jahr das Kontrollbedürfnis um 10 Prozentpunkte auf 49,4 Prozent deutlich gestiegen. Capgemini vermutet hinter dieser Entwicklung die zunehmende Komplexität und gestiegene Anzahl von Datenquellen und Kommunikationskanälen, die in der Cloud zusammenfließen. Damit einher geht wohl auch das gestiegenes Bedürfnis nach Unabhängigkeit von externen Anbietern (2017: 39 Prozent, 2016: 23,2 Prozent) und der Möglichkeit, Leistungen individuell gestalten zu können (2017: 42,9 Prozent, 2016: 30,4 Prozent).
Derzeit überwiegt die Anzahl der Unternehmen, die Cloud-Infrastrukturen eher für neue Applikationen (37,9 Prozent) anstatt für vorhandene (22,7 Prozent) nutzen. Mit zunehmender Verjüngung der Anwendungslandschaften geht Capgemini davon aus, dass die Anzahl der Portierungen zunehmen wird. Mit unserem GBS AppDesigner haben wir beispielsweise ein Werkzeug entwickelt, mit dem Unternehmen in wenigen Schritten sowohl neue, Workflow-basierte Geschäftsanwendungen modellieren als auch ihre vorhandenen Anwendungen fit für das nächste Jahrzehnt machen und moderne Web-Anwendungen erstellen. Dabei fühlt sich der GBS AppDesigner sowohl in der Microsoft- als auch der IBM-Welt zu Hause: In SharePoint und Office 365, in IBM Connections, im Webbrowser oder unter IBM Domino. Zudem beherrscht unser AppDesigner das Zusammenspiel mit Cloud-Plattformen, wie Microsoft Azure.
Fazit
Der Auftrag ist klar: Die Digitalisierung muss weiter vorangetrieben werden. Technisch haben Unternehmen damit viel weniger Schwierigkeiten, als organisatorisch und strukturell: CIOs verändern ihre IT-Organisation nur oberflächlich und schrecken vor tiefgreifenden Maßnahmen, wie dem Aufbau einer Innovationsabteilung, der Abflachung der Hierarchie und dem Austausch von Führungskräften, zurück. Traditionelle Abteilungsstrukturen und Aufgabenverteilung werden jedoch dem Tempo nicht gerecht und bremsen agiles Zusammenarbeiten aus.

Ohne
Sicherheitsstrategien kann jedes Unternehmen Opfer von Hackern und Datendieben werden. Nicht nur Kundendaten wecken Begehrlichkeiten, sondern oft auch Finanz- und Personaldaten, Strategiepapiere, Patente oder Verträge aller Art. Und manchmal ist es einfach nur das Ziel, möglichst
großen Schaden anzurichten. Die Folgen solcher Angriffe reichen von kleineren Krisen über
Systemstörungen bis hin zur Insolvenz. Deshalb heißt das
Hauptcredo dieser Tage: Sicherheitsrisiken durch Digitalisierung vermeiden! Es gilt eine Balance zu finden zwischen totaler Abschottung sensibler Daten, der Nutzerfreundlichkeit sowie der
Wirtschaftlichkeit von IT-Systemen. Im Blogartikel erfahren Sie mehr darüber.
Der Beitrag Unternehmensstrukturen bremsen Digitalisierung erschien zuerst auf GBS - Der Blog rund um Security, Collaboration & Co.