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So von wegen Besserstellungsverbot: Deutschland auf Platz 25 gefallen – Dramatische Lesung zum Stand unserer Digitalisierung bei #9vor9

22. Juni 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Er hat es dann doch nicht getan, der Lars Basche, und hat keine dramatische Lesung des Partei- oder Wahlprogramms derf CDU/CSU vorgenommen. Ich überlege noch, eine entsprechende Petition zu starten, damit er zu dieser Lesung gezw…, äh überredet wird. Das ist ein wirklichguter Plan für Deutschland, wie ich finde. Wir sind doch wieder bei einem hier schon oft diskutierten Thema gelandet. FDP und CDU fordern ein Digitalministerium, Olaf Scholz will die Kompetenz im Kanzleramt verankern und Robert Habeck will – so ein Bericht des Handelsblatts (€€) – die Richtlinienkompetenz in einem bestehenden Ministerium bündeln. Kanzlerkandidat Laschet jedenfalls träumt vom starken Digitalministerium mit einem App-Store für Verwaltung, in dem digitale Lösungen ausgetauscht werden.

Hehre Worte und Versprechen, aber das hatten wir doch schon einmal: Ein gewisser Peter Altmaier, damals noch Kanzleramtsminister, sagte 2017, dass Deutschlands Verwaltung bis 2021 komplett digital sei. Er sei bereit, zwölf Flaschen guten Grauburgunder darauf zu verwetten, dass dies klappe. Die Flaschen nehmen Lars und ich gerne entgegen, denn ganz so gut ist es dann doch nicht gekommen, wie wir alle wissen. Eher sogar schlimmer, scheint es, denn Deutschland ist im internationalen E-Government-Vergleich auf Platz 25 abgefallen, berichtet t3n. Man ist innerhalb von nur 2 Jahren um 13 Plätze abgefallen. Die Dänen liegen übrigens auf Platz 1. Zu den typisch deutschen Entscheidungsprozessen möchte ich nochmals auf diesen Artikel und die Grafik des Normenkontrollrats verweisen.

Und ich muss unserem Lars noch ein zusätzliches Lob aussprechen. Während ich nur die Zusammenfassung des Papers, was die Landesverwaltung Hessen aus der Corona-Pandemie gelernt hat, gelesen habe, ist er in die intellektuellen Tiefen des entsprechenden Papiers abgetaucht und hat dort bahnbrechende Vorschläge gefunden. Unter anderem hat er dort die Forderung nach schnellem Internet – an jeder Milchkanne?? – gefunden. Endlich hat es jemand nieder geschrieben!

Es ist schwer, zu diesem Thema nicht sarkastisch oder frustriert zu werden. Und damit haben sicher gerade diejenigen zu kämpfen, die Dinge in diesem Land verändern sollen und wollen. Im Interview mit der Wirtschaftswoche hört man solchen Frust auch beim Chef der Chef der Agentur für Sprunginnovationen, dem geschätzte Rafael Laguna, heraus:

Wir sollen Sprunginnovationen ermöglichen, müssen uns aber bei der Finanzierung von Forschungsprojekten an zahlreiche Verwaltungsvorschriften halten: an die Bundeshaushaltsordnung, ans Vergaberecht, ans EU-Beihilferecht, ans Besserstellungsverbot.  All das sind Konstruktionen, mit denen wir ein agiles Handeln des Staates nahezu unmöglich gemacht haben.

„Während wir Paragraf 65 einhalten müssen, hängen uns China und die USA ab“ – Wirtschaftswoche

Das ganze Interview lesen. Er macht den Job nur so lange, bis er sieht, ob die neue Regierung wirklich etwas ändert … Mal bewusst die drei Punkte gesetzt.

Mein Digitalthema der Wochen ist durch eine von ihm vorgestellte Studie und seinen Rant initiiert worden: Michael Kroker berichtet in seinem WiWo-Blog über Studienergebnisse, nach denen jeder fünfte Mitarbeiter in kleineren und mittleren Unternehmen am Arbeitsplatz überwacht (21 Prozent) würden. Logischerweise fühlen sich vielfach unter Druck gesetzt.

Im Windschatten der vermeintlichen neuen Freiheiten für viele Beschäftigte fürchteten viele Manager offenbar einen Kontrollverlust – und führten im großen Stil Tools zur Überwachung ihrer Mitarbeiter ein.

Krokers RAM: Vergesst Mitarbeiterüberwachung – sie steht Vertrauensarbeit diametral entgegen!

Geht natürlich gar nicht, wie auch Michael kommentiert, aber die Überwachung hat sich wohl deutlich seit der Pandemie erhöht. Man kann nun diesen Trend sehr leicht in Beziehung zu den Sicherheitsanforderungen setzen, die in der Pandemie im Homeoffice gelten sollten. Nur zu oft wird hier geschlampt und Daten oder Verbindungen sind eben nicht so abgesichert, wie es sich gehört. Sicherheit ist das Eine, Überwachung etwas Anderes und diese sollte nicht unter dem Deckmäntelchen Security durch die Hintertür eingeführt werden.

Und Lars musste mich natürlich noch auf einen weiteren Tweet aufmerksam machen, den ich kürzlich abgesetzt habe. Die Datenschutz- und Internet-Blase regt sich über die neuen Bestimmungen von WhatsApp aka Facebook auf und fordert – nicht erst seitdem – auf, die Plattform zu verlassen. Die normalen Anwender:innen schert es einen feuchten Kehricht (oder geht am Boppes vorbei), so eine Umfrage, die dpa in Auftrag gegeben hat. Sie zucken mit den Schultern, stimmen den neuen Bedingungen und bleiben auf WhatsApp, auch wenn viele angeben, ein schlechtes Gefühl zu haben.

Ja, lieber Rainer Pausch, wir sollten das Thema mal bei #9vor9 adressieren, wie Du vorgeschlagen hast, aber ich hätte hier gerne einen echten Experten mit an Bord und bin für Vorschläge dankbar. Dass ich selbst WhatsApp schon lange verlassen habe, habe ich ja ift genug kommuniziert. Im Gegensatz zu Katze oder Mops: Ein Leben ohne WhatsApp ist durchaus möglich und sinnvoll. In diesem Sinne lassen wir uns nicht unterkriegen!


#9vor9 – Digitalthemen der Woche erscheinen auch immer als Podcast unter https://9vor9.podigee.io/ und sind natürlich über die gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

Eine kleine Tweet-Sammlung:

Bild von Mikes-Photography auf Pixabay

Social Media-Splitter: Noch nie waren die Anstrengungen in den USA und der EU so groß, die GAFA(M) Plattformen zu regulieren

23. Dezember 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Zum Jahresende doch nochmals einige Social Media-Splitter, denn es tut sich derzeit eine Menge, zumindest in der Diskussion. Ob wirklich etwas passiert oder es nur Theaterdonner ist, das werden wir sehen. Facebook und Apple. In den USA gehen, Justizminsterium, Bundesstaaten und Gerichte gegen Facebook und Google vor. Google wird Monopolbildung vorgeworfen. Man benachteilige Wettbewerber in der Internetsuche und beim Werbegeschäft. Natürlich stoßen die Wettbewerber von Google wie unten DuckDuckGo* auch in dieses Horn und fordern gleiche Chancen:

Auch Facebook sieht sich in den USA mit mehreren Kartellklagen konfrontiert. Die Federal Trade Commission (FTC), die zweite maßgebliche Kartellinstanz in den USA fordert konkrete und sehr drastische Sanktionen. Neben Google und Facebook sind auch Amazon und Apple im Visier amerikanischer Kartellbehörden, Apple wegen der Provisionen, die von App-Entwicklern verlangt werden. Was ist denn da los, fragt man sich. Lediglich Microsoft scheint außen vor …

Auch die EU ist aktiv geworden und will die Macht der Konzerne einhegen, „Wir akzeptieren die Machtstellung der großen Plattformen nicht mehr so einfach“, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kürzlich zur ZEIT. Mit dem Digital Markets Act will man sicherstellen, dass die großen, dominanten Tech-Konzerne ihre Marktposition nicht missbrauchen. Geldstrafen von bis zu 10 Prozent des globalen Jahresumsatzes sollen bei Verstößen möglich sein. Wir formulieren es Martin und Simon sio treffend in ihrem (kostenpflichtigen, aber sehr empfehlenswerten) Social Media Watchblog #691: Die halbe Welt legt sich mit Big Tech an.

Eine Handvoll Konzerne sind mächtiger als viele Regierungen – die jahrelang dabei zugesehen haben, wie demokratisch legitimierte Institutionen ihren Einfluss ans Silicon Valley verlieren. Die Politik war schlicht zu langsam und schwerfällig, um mit den Folgen der Digitalisierung Schritt zu halten.
Allmählich ändert sich das. Ende 2020 kulminiert eine Entwicklung, die sich schon länger abgezeichnet hat: Parlamente wollen den Plattformkapitalismus mitgestalten. Die aktuellen Gesetzesvorhaben und Kartellklagen könnten das Netz neu ordnen und Machtverhältnisse grundlegend verschieben.

Die halbe Welt legt sich mit Big Tech an, Facebook vs. Apple: Der Datenschutzstreit eskaliert, Facebook und Twitter nehmen Wahl-Maßnahmen zurück

Das ausführliche Briefing der beiden sei ausdrücklich empfohlen. Halten wir fest: Noch nie vorher waren Dinge so in Bewegung. Wie erfolgreich EU , USA und die anderen Ländern aber sein werden, wird man sehen. Vor allem aber – und darauf macht Patrick Bernau in seinem Kommentar in der FAZ aufmerksam – genügt es nicht, nur zu regulieren:

Die EU macht aus dem Internet ein „ebenes Spielfeld“, wie sie es gern nennt. Jetzt muss Europa aber auch selbst darauf mitspielen. …

Es reicht nicht, die Konzerne anderer Länder zu bändigen. Es müssen auch neue Unternehmen ihren Platz einnehmen wollen.

DSA und DMA reichen nicht: Europa muss Google Konkurrenz machen

Kann Facebook eigentlich überhaupt noch zerschlagen werden?

Auch wird sich die Hoffnung von manch einem auf eine Aufsplittung der Konzerne, beispielsweise von Facebook wahrscheinlich zerschlagen, wie Martin und Simon im vorhergehenden Briefing #689 darstellen. Facebook habe die verschiedenen Tools, Facebook, den Facebook Messenger, Instagram und WhatsApp unterdessen technisch derart verwoben, dass es schwierig werde könnte, sie wieder zu entflechten. Doch bleiben wir optimistisch, dass sich Dinge vielleicht doch ändern können.

Michael Kroker hat in seinem Wirtschaftswoche-Blog nochmals die beeindruckenden und erschreckenden Zahlen veröffentlicht: Alle vier Dienste hatten demzufolge im 3. Quartal 2020 3,2 Milliarden Nutzer:innen im Monat:

Ebenso selbstredend das Wachstum an Nutzer:innen, das WhatsApp und Instagram seit über der Übernahme durch Facebook hingelegt haben:

Explizite Zustimmung zur Nutzung der Nutzerdaten – Das mag Facebook nicht

Seit iOS 14.3 wird im Apple App Store angezeigt, welchen Daten von einer App möglicherweise erfasst und mit der eigenen Identität verknüpft werden. Amazon hat bisher keine Angaben gemacht … Laut Apple muss der Entwickler beim nächsten Update entsprechende Informationen bereitstellen.

Doch mögen sich ironischerweise auch zwei der GAFAM-Konzerne nicht besonders. Facebook ist im Clinch mit Apple, Mark Zuckerberg mit Tom Cook. Facebook is nicht „amused“ über die geplanten neuen Funktionen von iOS 14, wodurch transparent gemacht werden soll, welche Daten der Nutzer die jeweiligen Apps und Dienste wie verwenden. Und dann gar noch eine notwendige explizite Einstimmung der Nutzer:innen, ein Opt-in, dass ihre Daten verwendet werden dürfen. Bisher muss man aktiv widersprechen, wenn man nicht getrackt werden will. Ich gebe zu, dass ich diese Auseinandersetzung mit einem mehr oder weniger breiten Grinsen verfolge.

Noch zwei weitere Nachrichten, die ich erwähnen will. Facebook hat wohl vor Jahren eine Vereinbarung mit Google getroffen, wonach Google Zugriff auf die WhatsApp-Inhalte von Millionen US-amerikanischer Anwender:innen hatten, die ihre Inhalte auf Google Drive gesichert haben. Schlimm genug.

Und Twitter will wohl Periscope, die Live-Streaming-App von und für Twitter, einstellen. Nutzer sollen danach Livestreams über die Haupt-App von Twitter gesendet werden können. Schauen wir mal, wie sich das entwickelt. Betrifft mich/uns ja auch bei zum Beispiel bei #9vor9.

(Stefan Pfeiffer)

* Ich nutze zur Suche DuckDuckGo oder auch Qwant und verzichte zu 99 Prozent auf Google. Die Suche rufe ich nur auf, wenn ich etwas wirklich nochmals gegenchecken möchte. Geht.

„The only #Signal user data we have, and the only data the US government obtained as a result, was the date of account creation and the date of last use“ #Messenger

6. Juli 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Es ist immer wieder frustrierend, die Benutzerzahlen von WhatsApp zu sehen – und das trotz der Zugehörigkeit zum Facebook-Konzern und zweifelhaften Datenschutzpraktiken. Aber aufgeben zählt nicht und selbst vorleben, dass es anders geht. Das tun auch Volker Weber oder Thomas Cloer, über die ich auf den folgenden Beitrag zum Messenger Signal aufmerksam geworden bin. Moxie Marlinspike schildert, wie ein Gericht Einsicht in einen Gesprächsverlauf haben wollte, aber das ist das, was das US Government an Daten erhielt:

The only Signal user data we have, and the only data the US government obtained as a result, was the date of account creation and the date of last use – not user messages, groups, contacts, profile information, or anything else.

Signal >> Blog >> Looking back at hoMoxie Marlinspikew Signal works, as the world moves forward

Eigentlich selbstredend. Signal hat keine Daten über Deine Nachrichten – und kann sie nicht weitergeben. Aber es gibt auch kritische Stimmen.

Trotzdem: Ich bin ein Signal-Fan, nicht nur weil es Open Source ist, sondern vor allem, weil der Messenger sicher zu sein scheint. Trotz der oben genannten Bedenken ist es wohl so, dass US Gerichte und Institutionen eben nicht auf nennenswerte Daten zugreifen können.

Allerdings habe ich auch Threema und Telegram installiert, da die Messengerwelt jenseits von WhatsApp offensichtlich zersplittert ist. Für jeden Messenger gibt es dabei Pros und Cons. Schön wäre es, wenn man untereinander Nachrichten austauschen könnte, egal, welch Alternative zu WhatsApp man nutzt, denn Facebook Messenger und WhatsApp gehen wegen der Datensammelwut gar nicht.

Deshalb:

Warum ist WhatsApp nicht loszuwerden? Weil es jeder hat. Wie kriegt man Signal unter die Leute? Indem man es installiert. Mehr muss man gar nicht tun.

vowe dot net :: Signal :: Einfach installieren

Installieren und mit allen Anwendern, wo es möglich ist, über Signal Nachrichten austauschen. Und – wie es auch Volker tut – im E-Mail-Footer darauf aufmerksam machen.

Social Media-Splitter: Auch wenn WhatsApp Deine Nachrichten nicht lesen kann, hat Besitzer Facebook ein klares Profil von Dir

14. Februar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Meine Social Media-Splitter sind diesmal eigentlich vor allem Datenschutz – und Security-Splitter: Man kann einfach nicht genug auf die Datensammlerei von Facebook und Co über deren Werkzeuge aufmerksam machen. Im Interview mit Stern.de erklärt Katharina Nocun, warum Facebook ein klares Profil von uns bekommt, auch wenn die eigentlichen Nachrichten, die wir per WhatsApp senden verschlüsselt sind. Die Metadaten wie die Namen der Gesprächsteilnehmer, die Telefon- und Gerätenummer, die Netzwerkdaten, die IP-Adressen, Informationen über das verwendete Gerät oder Standortinformationen zeichnen ein genaues Bild von uns, ohne dass wir es merken.

Katharina wollte wissen, wer ihre Daten übertragen hat, bekam aber keinen Einblick:

Ich war entsetzt: Facebook hortet Unmengen Daten, aber man enthält sie denjenigen vor, die es betrifft. Vermutlich, weil viele Nutzer das reale Ausmaß erschreckend finden und sich dann von dem Dienst abwenden würden.

Katharina Nocun über Whatsapp: „Man sollte im Zweifel davon ausgehen, dass die Konzerne alles sammeln, was sie können“ | STERN.de

Nicht nur der Inhalt Deiner Nachrichten verrät etwas über Dich

In das gleiche Horn stößt auch der Artikel auf SecureThoughts.com zum Facebook Messenger. Im Beitrag wird aufgedröselt, was Facebook alle so darf, wenn man den Terms & Conditions für die Nutzung zustimmt. Wer versteht schon solche Ausführungen und Datenschutzerklärungen? Der Facebook Messenger kann sensible Daten auf dem Gerät lesen, vom Browserverlauf bis zu den verwendeten anderen Apps, kann Deine Profilinformationen lesen und verändern, Konten hinzufügen, Deine Kontakte lesen, ändern und ihnen Nachrichten senden. Und auch hier können Standortdaten ausgewertet werden. Ich wiederhole Katharinas Statement: Man kann nur entsetzt sein.

Do you know what Facebook does with the information it collects? We do know it sells some of this information to third-parties, which is why the app remains free. … But with the cyber-crimes black market growing at an exponential rate, what stops someone from hacking into Facebook and getting this information? If this information were to get into the wrong hands, information like names, phone numbers, pictures, and locations can be sold to the highest bidder.

Is Facebook messenger security tighter than Fort Knox? We’d like to think so, but …

Facebook Messenger Sending out More than Just Your Message?

Passend dazu folgende Nachricht auf Bloomberg vom 12. Februar 2020:

WhatsApp now has 2 billion users — 500 million more than it had just two years ago. … Facebook is working to encrypt all of its messaging apps, including Messenger and Instagram.

WhatsApp Hits 2 Billion Users, Defends Encryption Features – Bloomberg

Und was ist die am zweit häufigsten genutzte Messenger-App? Der Gewinner bekommt 100 Messi-Punkte …

Und nochmals: Die ganze Verschlüsselung muss sein, aber damit ist die Problematik nicht gelöst, dass der Konzern ein klares Profil von uns hat, es dort schon zahlreiche Datenlecks und Verstöße gegen Data Privacy gegeben hat und die Marktmacht der eines Monopols gleich kommt. Ich kann nur immer wieder dazu ermuntern, Alternativen wie Signal oder Threema zu nutzen!

Instagram boomt und übertrifft Umsätze von YouTube

Bleiben wir im Facebook-Konzern und gehen auf ein weiteres Tool ein, das immer wichtiger wird. Bloomberg berichtet am 4.2.2020:

Instagram, the photo-sharing app Facebook Inc. acquired for $715 million in 2012, generated more than a quarter of the social-media company’s revenue last year, according to people familiar with the matter. The app brought in about $20 billion in advertising revenue in 2019, said the people, who asked to remain anonymous because the figures aren’t public. That beats Google video unit YouTube, which recorded $15.1 billion in ad sales — a number parent company Alphabet Inc. revealed Monday for the first time. Facebook declined to comment.

Instagram Brings In More Than a Quarter of Facebook Sales – Bloomberg

So viel zum Thema Marktdominanz.

Die Suppen-App von Facebook (leider nicht zum Lachen)

Und wer sich intensiver mit Facebook und seinen Plänen auseinandersetzen will, hier noch der Hinweis auf den Podcast und Newsletter The Pioneer Tech Briefing: Wie Mark Zuckerberg ein Darkweb und eine Super-App baut mit Richard Gutjahr und Daniel Fiene. Zitat Richard Gutjahr:

Facebook soll zur Super-App ausgebaut werden – eine App, die Dutzende Apps in sich vereint. Online-Shopping, Online-Banking, Essen bestellen, Konzerttickets kaufen, Filme schauen – alles unter einer Haube, so dass man die App gar nicht mehr zumachen muss. So etwas gibt es schon: Nennt sich WeChat und kommt aus China. Zuckerberg ist dabei, das WeChat des Westens zu bauen.

Tech Briefing: Wie Mark Zuckerberg ein Darkweb und eine Super-App baut

Facebook wolle die digitale Infrastruktur unseres Lebens werden. Da werden sich Google, Amazon und die chinesischern Wettbewerber freuen.

Erhöhte Obacht! Phishing:“Du hast gewonnen“ oder „Bitte überprüfe Dein Passwort“

Und noch eine weitere Erinnerung, die eigentlich nur am Rande mit Social Media zu tun hat. Phishing bleibt ein ernstes Problem, wie Michael Kroker unter Bezug auf eine Studie von KnowBe4 titelt: „Phishing: Ein Viertel aller Nutzer fällt auf Mails zur sofortigen Passwort-Überprüfung herein„. Neben der Aufforderung, das eigene Passwort zu überprüfen, sind Gewinn- und Belohnungsmeldungen natürlich auch immer verdächtig. Deshalb immer aufmerksam sein, von wem eine E-Mail oder Nachricht auf LinkedIn, Facebook oder WhatsApp kommt, E-Mail-Adresse prüfen, kennt man den Abesnder und keine in diesen Nachrichten enthaltenen Links öffnen.

Ein wenig Hoffnung bezüglich Phishing scheint es zu geben. Laut dem aktuelle IBM X-Force Threat Intelligence Index 2020 ist Phishing mit 31 Prozent immer noch die belieteste Angriffsmethode, aber 2018 waren das sogar einmal nahezu 50 Prozent. Der gesamte englischsprachige Report kann hier – gegen Hinterlassen der Kontaktdaten – heruntergeladen werden.

#9vor9: Clearview, Gesichtserkennung und Datenschutz, trotz Hasskommentaren eine Spendenaufruf für Australien (und mehr)

21. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute wieder #9vor9 mit den Digitalthemen der Woche und Gunnar Sohn sowie Lars Basche. Die DLD Konferenz vom Wochenende sind wir übergangen und das World Economic Forum kommt erst noch. Also haben wir uns auf andere, aus unserer Sicht wichtige Themen fokussiert.

Kashmer Hill hat auf New York Times unter dem Titel The Secretive Company That Might End Privacy as We Know It einen erschreckenden Bericht über die Firma Clearview und deren System zur Gesichtserkennung veröffentlicht. Ein Muss-Lektüre in allen Facetten bis dahin, wer diese Lösung schon nutzt. Das Thema ist auch angesichts der aktuellen Diskussion um Gesichtserkennung in Deutschland und Europa sehr aktuell und brisant.

Erschreckend, was Gunnar angesichts seiner YouTube-Übertragung mit Spendenaufruf für eine Betroffene in Australien erfahren musste: Aus unerklärlichen Gründen sind die wohl rechten Trolle mit Hasskommentaren auf diese Livesendung aufgesprungen. Es ist immer wieder schockierend. Doch damit sollte man es nicht gut sein lassen, sondern solche Hasskommentare oder extremistische Internetinhalte melden. In Hessen geht das jetzt einfach online über https://hessengegenhetze.de. Links entsprechender Seiten und Initiativen anderer Bundesländer werden ich dokumentieren, werden wir alle verteilen.

Doch um zur guten Sache zurück zu kommen: Hier findet Ihr das Video und weitere Informationen, um zu spenden: https://www.gofundme.com/f/yamuna-bus…

Sonstige Themen im Schnelldurchlauf: Dem Lars sein Thema war beispielsweise, dass man Tweets nicht später editieren kann. Also Vorsicht mit vorzeitigem Nachrichtenerguss (frei nach Sascha Lobo). Ich musste den Rückzieher vom Rückzieher von Facebook beziehungsweise WhatsApp erwähnen: Nun doch – erst einmal – keine Werbung auf WhatsApp.

Und dann noch eine Korrektur: Beinahe wäre Gunnar nach Stuttgart gefahren, um am Research Day 2020 des Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW teilzunehmen. Tag und Institut sind aber in Leipzig. Gunnar wird am Donnerstag live berichten, vielleicht auch wieder mit Rafael Laguna. Weitere Informationen zur Veranstaltung 2020 habe ich online leider nicht gefunden. Aber vielleicht liefert Gunnar die nach.

Bild von Ria Sopala auf Pixabay

Social Media-Splitter: Von vorzeitigem Nachrichtenerguss, doch keiner Werbung auf WhatsApp, Pinterest und #HessenGegenHetze

20. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Einmal mehr bemerkenswert und zitierenswürdig der Kommentar von Sascha Lobo zum vorzeitigen Nachrichtenerguss. Alles wird sofort raus gehauen. Schnelligkeit geht vor Nachdenken und Nachprüfen – und die Welle rollt unaufhaltsam. Das, was man aus BILD-enden Zeiten kennt, hat sich verschlimmert, ja dramatisch potenziert.

Geteilt wird, was genau jetzt interessant erscheint, es ergibt sich eine völlig einzigartige Kette von Informationsweitergaben. Deshalb ist die Richtigstellung einer Nachricht in sozialen Medien oft eher symbolischer Natur – sie erreicht praktisch niemals die gleichen Leute, die eine falsche Ursprungsnachricht sahen. Eigentlich müsste das bei allen redlichen Beteiligten an nachrichtlichen Prozessen zu größerer Sorgfalt führen. Das Gegenteil ist der Fall, das vermeintliche Diktat der Geschwindigkeit verlockt Medien und Multiplikatoren zu Schnellschüssen.

Diagnose: Vorzeitiger Nachrichtenerguss – Kolumne – DER SPIEGEL

Ich erinnere mich – ich weiß, „früher“ – an meine Zeiten als studentischer Praktikant in der „Neue Medien-Redaktion“ der FAZ. So nannte man damals die BTX-, Radio- und TV-Redaktion, die private Sender belieferte und eben Nachrichten fast in Echtzeit per Bildschirmtext verteilte. Wir hattten damals gerade auf BTX immer den Anspruch, eine Nachricht vor “ den Anderen“ draußen zu haben. Doch unbrechbare Regel war immer, dass jede Meldung, die bei uns damals über die Ticker der Nachrichtenagenturen herein kam, auf Wahrheitsgehalt doppelt gecheckt werden musste – besonders bei bestimmten Agenturen, die als nicht immer zuverlässig galten.

Eigentlich sollte jeder in sozialen Medien dieses Prinzip beherzigen. Vor allem aber sollten dies Multiplikatoren und Medien tun, doch davon sind wir weit entfernt. Die Glaubwürdigkeit einer Quelle wird eher selten geprüft, lieber schnell aus der Hüfte raus geschossen (beinahe Typo produziert: geschissen) und so kommt es zu dem von Sascha beschriebenen vorzeitigem Nachrichtenerguss mit den für soziale Medien oft typischen Konsequenzen.

Rückzieher: Doch erst einmal keine Werbung in WhatsApp

Vor einigen Tagen habe ich in einem Social Media-Splitter darüber geschrieben, dass nun wie schon länger angekündigt Anzeigen in WhatsApp kommen könnten. Die Reaktion im Freundeskreis war beachtlich: Sie sind noch nicht weg von WhatsApp gegangen, aber sie haben schon mal einen anderen Messenger installiert. Nun macht Facebook zumindest vorerst einen Rückzieher, wohl aus Angst vor genau solchen Reaktionen. Aber dies ist natürlich Spekulation:

Facebooks Pläne, auf WhatsApp Werbeanzeigen zu schalten, sind zunächst auf Eis gelegt. Doch gänzlich vom Tisch sind sie nicht.

Noch im Sommer letzten Jahres hatte Facebook angekündigt, mit dem kostenfreien Messenger WhatsApp Geld machen zu wollen. Und zwar, indem Werbung auf der Plattform geschaltet wird.

Rückzug: Doch keine Werbung auf WhatsApp – vorerst | OnlineMarketing.de

Und auch bei einem anderen Themen scheinen sich zumindest vorerst die Wogen geglättet zu haben. Behörden bleiben erst einmal auf Twitter und folgen nicht dem Beispiel des Landesdatenschutzbeauftragte von Baden-Württemberg, Stefan Brink, der zum Monatsende den Kanal verlassen will. Mal schauen, ob er danach bei anderen Behörden entsprechend vorstellig wird. Wie schreibt der Anwalt Dr. Thomas Schwenke auf Datenschutzgenerator so treffend: Die rechtliche Lage ist so unübersichtlich, dass selbst Datenschutzverantwortliche und -behörden sich nicht einig sind.

Pinterest auf dem Vormarsch – auch in Deutschland?

Mit 82,4 Millionen monatlich aktiven Nutzern ist Pinterest zur drittgrößten Social-Media-Plattform in den USA aufgestiegen – und hat damit Snapchat überholt. Das berichtet Bloomberg. Für Deutschland geht Christian Buggisch in seinen Social Media-Zahlen von 6 bis 7 Millionen aktiven Pinterest-Nutzer in Deutschland aus. Ich bin gespannt, wie es mit dem Kanal in Deutschland weiter geht. Ich hatte mal angefangen, Pins für meine Blog-Beiträge zu erstellen. Das ist aber dann aus Zeitgründen eingeschlafen und ich habe so meine Zweifel, dass 2020 mehr Zeit vorhanden sein wird.

#HessenGegenHetze

Und weil es meiner Meinung nach einfach wichtig ist, gegen Hasskommentare und und extremistische Internetinhalte vorzugehen hier nochmals der Hinweis auf #HessenGegenHetze und die entsprechende Webseite https://hessengegenhetze.de, wo man entsprechende Postings melden sollte! Und auch die Aufforderung, diese Information in Eurem Freundeskreis zu verteilen, beispielsweise durch diesen Tweet (den man natürlich auch auf anderen Plattformen verwenden kann, einfach kopieren):

Hessen führt Meldestelle für Hasskommentare ein: Hasskommentare möglichst schnell erfassen, die Betroffenen unterstützen und eine Strafverfolgung in Gang zu setzen >> https://HessengegenHetze.de #HessengegenHetze

Social Media-Splitter: WhatsApp 2020 vor dem Aus und TikTok auch für “Erwachsene” attraktiv

8. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Steht der Messenger 2020 vor dem Aus?, titelt Vivien Stellmach auf Basic Thinking. Denn es sollen jetzt Werbeanzeigen kommen:

In den Statusmeldungen sollen zukünftig Werbeanzeigen laufen, die mitunter individuell auf die Bedürfnisse und Interessen zugeschnitten sind – das ist natürlich möglich, weil Facebook ständig Daten von uns sammelt. WhatsApp hatte die Änderung schon im Mai 2019 angekündigt sowie die Geschäftsbedingungen für Werbung angepasst. Unter dem Punkt „Gewerbliche Nachrichten“ heißt es nun: „Du erhältst eventuell Nachrichten mit Marketing, die ein Angebot für etwas enthalten könnten, das dich möglicherweise interessiert.“

WhatsApp-Änderungen: Steht der Messenger 2020 vor dem Aus?

Ganz so optimistisch wie Vivien bin ich nicht, aber ich werde zumindest mal meinen Freund Michael daran erinnern, dass er sagte, aus WhatsApp raus zu gehen, sobald dort Werbung ausgespielt werde.

Werden WhatsApp-Nutzer Werbung akzeptieren?

Ich lebe unterdessen meine WhatsApp-freie Welt mit Telegram, Signal und Threema aus, wobei Telegram gefühlt die meisten „neuen“ Anwender zu bekommen scheint. An dieser Stelle sei auf den Beitrag von Christian Buggisch verwiesen, der wieder die Nutzerzahlen von Social Media-Diensten in Deutschland zusammengetragen hat. Seine Quintessenz:

Die Deutschen nutzen WhatsApp als Messenger genau so wie sie Google als Suchmaschine nutzen: nahezu alternativlos.

Social Media, Messenger und Streaming – Nutzerzahlen in Deutschland 2020 – Christian Buggischs Blog

Laut Facebook nutzen demnach 58 Millionen täglich aktiv WhatsApp gefolgt von Konkurrenz aus dem eigenen Haus, dem Facebook Messenger mit 23 Millionen aktiven Anwendern. zu alternativlos. Bei Telegram hat Christian die Zahl von rund 7 Millionen und für Threema ca. 5 Millionen deutsche Nutzer recherchiert.

Für TikTok kommt Christian auf 5,5 Millionen monatlich aktive, deutsche Nutzer die die App im Schnitt zehn mal am Tag öffnen. Und das sind dann – man beachte die elegante Überleitung von Christians Beitrag zu Thomas Knüwers glaskugeligen Kaffesatztlesereieien für 2020 – nicht nur Kids. Auch „Erwachsene“ tummeln sich auf der Plattform. Dem Thomas sein Beleg: Der hessische Kult-Comedian Maddddddddinnnnnnn kommt auf über 400.000 Follower und zwischen 80.000 und 1,2 Millionen Likes für seine Videos.

Datenschutz interessiert Nutzer nicht!

Krasser noch Thomas Aussage zu TikTok, Datenschutz und China: „Denn seien wir ehrlich: Den Nutzern ist all das egal.“ Schließt sich da wieder der Kreis zu WhatsApp, Facebook und Co.? Thomas lobt die Kreativität auf TikTok und kündigt die ersten crossmedialen TikTok-Stars an. Auch Unternehmen und Marken werden dort aktiv werden:

Die jedoch sollten gewarnt sein: Das Umfeld von TikTok erfordert nicht das Ausspielen beliebiger Werbung, sondern echte Ideen – das wird harte Arbeit.

Glaskugelige Kaffeesatzlesereien 2020 – Indiskretion Ehrensache

Meine Prognose ist, dass Marken auf TikTok springen und nur wenige wirklich kreativ sein werden. Die meisten werden wie so in vielen sozialen Kanälen üblich nur beschallen. Dialog und Interaktion mit Nutzern ist ja auch deutlich aufwändiger.

(Stefan Pfeiffer)

Kurz zitiert: 8 Praxistipps zum datenschutzkonformen Einsatz von WhatsApp, Facebook Messenger & Co – von Carsten Ulbricht

2. Dezember 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Dr, Carsten Ulbricht, auf Internet und die digitale Transformation spezialisierter Rechtsanwalt bei der Kanzlei Bartsch Rechtsanwälte, hat einen unter vielerlei Aspekten lesenswerten Beitrag unter dem Titel 8 Praxistipps zum datenschutzkonformen Einsatz von WhatsApp, Facebook Messenger & Co“ veröffentlicht. Ihm geht es in dem Beitrag vor darum, Tipps zu geben, wie die Kommunikation über WhatsApp & Co. datenschutzkonform gestaltet werden kann. Sehr nützlich für alle, die im Marketing auf diesen Kanal oder diese Kanäle nicht verzichten wollen.

Ich möchte aber hier diesen Absatz zitieren, um auf der Probleme beim Einsatz von WhatsApp hinzuweisen:

Wird WhatsApp erstmalig auf einem mobilen Endgerät installiert, „liest“ die App die Telefonnummern der im Adressbuch des jeweiligen Handys eingetragenen Kontakte des aus und überträgt diese an die WhatsApp Inc. in die USA. Hierbei werden regelmäßig auch Telefonnummern von Kontakten übertragen, die WhatsApp nicht nutzen und der Übertragung an WhatsApp auch nicht zugestimmt haben.

über Messenger-Marketing & -Recht – 8 Praxistipps zum datenschutzkonformen Einsatz von WhatsApp, Facebook Messenger & Co – allfacebook.de

Unternehmen sollten, so schreibt Carsten, keinesfalls ungefragt Telefonnummern oder anderen Kontaktdaten an den jeweiligen Messenger Anbieter weitergeben. Ob man das als Otto Normalanwender tun will, muss jeder selbst entscheiden.

Und um fair zu sein: Auch andere Anbieter checken ganz offensichtlich die Adressbücher des mobilen Gerätes. Nicht umsonst bekommt man auf Telegram oder auch Signal eine Nachricht, wenn jemand aus dem Adressbuch dem jeweiligen Dienst beigetreten ist. Nur kann man bei diesen Anbietern im Vergleich zu WhatsApp und dem Mutterkonzern Facebook eventuell mehr Vertrauen haben, dass die Daten nicht weiter geteilt und kommerzialisiert werden.

Unternehmen sollten auf jeden Fall den Tipps von Carsten folgen, wenn sie im Rahmen der eigenen Digitalisierungsstrategie diese Kanäle als relevant ansehen und sie deshalb nutzen wollen. Expertise einholen und Restrisiken minimieren, schreibt Carsten.

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#CMOKurator: Martech-Ausgaben in 2020, Feigenblatt Social Media, Influencer auf absteigendem Ast und Anzeigen auf WhatsApp

21. Oktober 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Und wieder kuratierte Beiträge aus dem tägliche Wahnsinn des Marketings:

Nehmen Martech-Ausgaben zu oder ab?

Laut einem aktuellen Report des World Advertising Research Center (WARC) werden Unternehmen im kommenden Jahr 121,5 Milliarden US-Dollar in Marketing Technologie investieren. Dies sei ein Plus von 22 Prozent und es gehe weiter, so der Bericht auf Horizont. Der Report fokussiert sich vor allem auf die USA und Großbritannien, was übrigens in der Nutzung von Technologie weiterentwickelter als Deutschland eingeschätzt wird.

Martech spend has almost doubled in just two short years in more developed markets such as North America and the UK.

über Martech is now a $121.5 billion market worldwide – Chief Marketing Technologist

Die Analysten von Gartner dagegen gehen laut Gartner CMO Spend Survey 2019-2020 (Registrierung notwendig) davon aus, dass die Marketingbudgets erstmals seit 2014 unter 11 Prozent des Unternehmensumsatzes fallen. Die Einsparungen träfen auch die Investitionen in Martech. Diese seien Jahr um Jahr um drei Prozentpunkte auf 26 Prozent der Marketingbudgets in 2019 gefallen. Von 26 Prozent Investitionen in Martech geht übrigens auch der WARC-Report aus.

Glaub keiner Statistik, die Du nicht selbst … Den Satz kennen wir.

Chief Marketing Technologist Scott Brinker greift in seinem Artikel zur WARC-Studie auch nochmals die Frage, welche Technologie benutzt wird, auf. Er sieht sich bestätigt: Immer mehr Unternehmen würden auf eine Martech-Plattform setzen, die aber durch spezialisierte Lösungen ergänzt würde. Der MarTech Stack käme nicht von nur einem Anbieter und dieser Trend setze sich fort.

martech-suite-platform-point
Grafik von: https://chiefmartec.com/2019/10/martech-now-121-5-billion-market-worldwide/ – Alle Recht vorbehalten

Pendel schwingt zurück? Wird Marketing wieder dezentraler aufgestellt?

Scott hat in einem anderen Artikel noch eine andere Gartner-Analyse zitiert. Demzufolge würde das Pendel zwischen zentralisiertem und dezentralem Marketing mal wieder in die andere Richtung schlagen.

20% of respondents reported that they run some form of decentralized marketing organization today. By the end of 2022, however, a majority — 51% — expect they will have a decentralized structure in place.

über The (near) future of marketing is decentralized – Chief Marketing Technologist

Als Marketeer, der daran glaubt, dass man auf regionale Bedürfnisse und Besonderheiten eingehen muss, würde ich das begrüßen, besonders auch dann, wenn es zu dem von ihm postulierten Self Service-Modell in der Marketingtechnologie käme.

Bei dem Thema Self Service muss ich an das aus meiner Sicht große Versprechen im Web Content Management denken: Die Marketeers oder Experten sollten in der Lage sein, bestimmte Bereich der Unternehmenswebseite eigenständig zu pflegen, natürlich in einem gestalterischen Korsett. Die Realität ist jedoch noch immer, dass zentrale Abteilungen Webseiten managen und Updates oft endlos dauern.

Influencer Marketing auf dem absteigenden Ast?

Influencer Marketing ist seit geraumer Zeit in aller Munde. Mit Professor Dr. Claudia Hilker habe ich das Thema ja auch kürzlich in einem Gespräch auf der DMEXCO behandelt und insbesondere auch die Unterschiede zwischen Influencer Marketing im Consumer-Markt und im B2B-Umfeld behandelt. Auch wenn mein persönlicher, beruflicher Fokus im B2B-Umfeld liegt, möchte ich doch auf eine Studie von Wavemaker verweisen. Demzufolge nimmt jeder zweite Deutsche Influencer unterdessen vor allem als Werbebotschafter wahr und verbindet sie mit bezahlter Werbung. Das hat natürlich Einfluss auf die Glaubwürdigkeit und Authentizität. Weitere Informationen zur Studie befinden sich in diesem Beitrag auf Horizont und hier bei Absatzwirtschaft:

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https://www.absatzwirtschaft.de/studien-der-woche-influencer-shoppingtrends-weihnachten-165867/ – Alle Rechte bei Absatzwirtschaft und den Erstellern der Studie

Dem Thema Influencer Marketing im B2B-Umfeld widmet sich Ian Truscott auf CMSWire in einem aus meiner Sicht lesenswerten Beitrag, in dem viele „wahre“ Aussagen zu finden sind, angefangen von der Kategorisierung von „Beeinflussern“ mit deren auch finanziellen Interessen bis zur kontinuierlichen Pflege der Beziehung. Und ja, Influencer haben natürlich auch ihre eigene Agenda und Ziele. Und ja: „Your influencer marketing program needs to be embedded in what you are doing across marketing, not just a side project …

Social Media im Feigenblatt-Modus …

Michel Kroker hat in seinem Beitrag die Social Media-Realität in Unternehmen sehr gut beschrieben. Nur wenige Unternehmen investieren die Ressourcen und die Zeit, über Social Media-Kanäle wirklich in Dialog zu treten. Stattdessen sind es Beschallungskanäle, auf denen offizielle Botschaften hinausgeblasen werden. Klingt jetzt so zeigefinger-besserwisserisch und das, obwohl auch ich Angebote meines Unternehmens promote, hier und da auch vorgefertigte Tweets und Nachrichten eins zu eins weitergebe. Das ist auch aus meiner Sicht solange ok, solange es nicht Überhand nimmt und man auf der anderen Seite auch Unterhaltungen führt und vor allem auch auf besagter Augenhöhe kommuniziert und reagiert. Sonst sind die Social Media-Kanäle in der Tat nur alternative Distributionskanäle für PR und Marketing: „Daher ist Social Media für viele Unternehmen aktuell nur ein Feigenblatt!

…. aber dafür wird in Social Media-Werbung investiert

Das Mediaagentur-Netzwerk hat seinen Advertising Expenditure Forecasts veröffentlicht und dabei festgestellt, dass Social Media im laufenden Jahr mit 13 Prozent der drittgrößte Werbekanal, hinter Fernsehen (29 Prozent) und Paid Search (17 Prozent), sein wird. Aber nicht in Deutschland … Wir setzen eher noch auf Print, so Olivier Korte, Managing Director Zenith auf WuV.

WhatsApp Ads werden für 2020 erwartet

Newsletter dürfen in Kürze nicht mehr über WhatsApp verschickt werden. Dafür kommen wohl in 2020 erstmals Anzeigen auf WhatsApp. Die Gerüchte gehen ja schon geraume Zeit um, doch nun scheint es ernst zu werden, berichtet eMarketer.

Ads on WhatsApp are to be expected sometime in 2020. And most advertisers we spoke to for our new report on global messaging apps agreed that Status—WhatsApp’s version of Stories—makes sense as a testing ground for ads.

über Advertisers on Why WhatsApp’s Status Is a Good Testing Ground for Ads – eMarketer Trends, Forecasts & Statistics

Ich selbst nutze WhatsApp und auch die anderen Werkzeuge des Facebook-Konzerns nicht mehr, weil mir die Machtkonzentration von Facebook zu groß geworden ist und auch zu viele Datenpannen passiert sind. Leider habe ich nur wenige meiner Freunde überzeugen können, auf andere Messenger umzusteigen. Einer sagte, als ich das mit der Werbung vor einigen Monaten ankündigte: „Das ist der Moment, in dem ich wechseln würde.“ Jetzt bin ich natürlich gespannt. Meine Prognose ist, dass es eher nicht passieren wird. Schauen wir mal.

(Stefan Pfeiffer)

Die neue Realität, wenn man WhatsApp nicht nutzen will, sind mehrere Messenger, die man im Blick haben muss

17. Oktober 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Nur ein kleiner Spaß zum Thema, welcher Messenger benutzt wird: heise online hat die Tage berichtet, dass die IT-Abteilung des EU-Parlaments den Einsatz der Desktop-Version des von Edward Snowden empfohlenen Messengers Signal auf Rechnern untersagt hat. Stattdessen wurde WhatsApp empfohlen. Wir haben auch bei #9vor9 kommentiert. Unterdessen ist man zurückgerudert, hat die Empfehlung zu WhatsApp zurück genommen, prüft Signal (was dauern wird) und empfiehlt Jabber …

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Danke an die Redakteure von heise, dass wenigstens sie solche Themen immer wieder aufgreifen! Sie haben auch ein Umfrage online gestellt, bei der man angeben kann, welchen Messenger man benutzt. Sicher nur ein Spaß und nicht repräsentativ, aber trotzdem. Ich hätte nur noch Multiple Choice-Fragen erlaubt, denn ich habe zum Beispiel Signal (mein Favorit), Threema und Telegram installiert – die neue Realität, wenn man WhatsApp nicht nutzen will, sind mehrere Messenger, die man im Blick haben muss.

Und nochmals zum Abschluss ein Zitat aus dem Artikel, denn auch viele meiner Bekannten, Freundinnen und Freunde ignorieren es noch immer und haben weiterhin nichts zu verbergen:

Es ist bekannt, dass bei WhatsApp trotz der Verschlüsselung Metadaten zum Mutterkonzern Facebook wandern, etwa Standortdaten, Telefonnummer und Profilfotos.

über EU-Parlament empfiehlt Jabber statt WhatsApp und prüft Signal | heise online

Nun denn, wer damit leben will.

(Stefan Pfeiffer)

#CMOKurator: Vom Datenflüsterer über künstliche Intelligenz zu menschlicher Kuration, Live Streaming und WhatsApp-Newslettern (die es bald nimmer gibt)

14. Oktober 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Und wieder die wöchentlich kuratierten Nachrichten und Berichte aus der digitalen Welt und der Welt des Marketings.

CMO wird zum Datenflüsterer …

Man kann ja kaum einen Beitrag zum Thema Marketing lesen, ohne dass Data oder data-driven vorkommt. Da passt das kommende Zitat. Der CMO wird laut Lucy Koch auf eMarketer zum Datenflüsterer:

Once a position focused on blind creative and top-of-funnel executions, the role of the CMO has evolved to that of a data whisperer. Striking a balance between art and science is key to providing real-time strategic results that enable internal collaboration and external execution.

über B2B Tech CMOs on Cultivating Data-Driven Customer Experiences – eMarketer Trends, Forecasts & Statistics

… und muss immer mehr Datentöpfe managen

Und passend eine vielsagende Statistik von SalesForce zum Thema Daten im Marketing: Im Durchschnitt nutzt eine Marketingabteilung 14 Datenquellen. Es sollen 45 werden. Herzlichen Glückwunsch.

The average marketing organization currently uses 14 data sources, and that number grows by about 20% year-over-year. By 2025, we should expect to see brands using 45 data sources, on average, if this trend continues.

über Marketing: Use Data Sets For Better Customer Experiences – Salesforce Blog 

… und die Qualität der Daten steht in Frage

Doch kann man Daten trauen? Diese Frage wurde auch haben in einer Umfrage von United Internet Media und der Hochschule der Medien in Stuttgart gestellt. Und es herrscht Skepsis, da die Daten häufig in Unternehmen nicht aktuell, konsistent und vollständig genug seien, um mit ihnen arbeiten zu können. Kein Wunder, dass immer mehr Data oder Marketing Scientists mit tollen Titeln wie “Data Artist” und “Data Storyteller” in den Marketingabteilungen auftauchen.

Doch noch vor mangelhafter Qualität hat man Bedenken wegen Datenschutz und ist unsicher. Alles Hürden für datengetriebenes Marketing.

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über Studie: Experten prognostizieren hohe Bedeutung von KI fürs Digitalmarketing – Alle Rechte liegen bei Horizont

Künstliche Intelligenz noch nicht reif für den Einsatz im Marketing?

Nicht verwunderlich: Die Mehrzahl der Befragten will Künstliche Intelligenz einsetzen, vor allem zur Personalisierung. Doch es gibt auch Bedenken: Nur 15 Prozent der befragten Experten halten die Technologie derzeit für ausgereift genug, um sie im Marketing produktiv einsetzen zu können.

Kay-Volker Koschel und Claudia Buschkamp von Ipsos plädieren in ihrem Beitrag für eine Kombination, ja Integration von künstlicher Intelligenz und menschlicher Intelligenz bei der Datenanalyse und Kuration. Sie haben fünf Bereiche herausgearbeitet, in denen der Mensch mit seinen Soft Skills und seiner Empathie punkten kann.

Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass sowohl die künstliche als auch die menschliche Intelligenz bei der Datenanalyse und Kuration einen einzigartigen und komplementären Wert haben. KI hilft uns, die riesigen Datenmengen zu scannen, zu sortieren sowie Themen und Cluster zu synthetisieren. Die menschliche Kuration fügt Bedeutung hinzu, identifiziert Chancen und ermöglicht die Aktivierung der Insights durch inspirierendes oder provokantes Storytelling.

über Knowledge Management: Welche 5 Vorteile hat menschliche Kuration?

Oder wie drückt es Polly Kay von English Blinds aus:

Martech is only of value when overseen by knowledgeable marketers because martech can provide insights and assist with the execution of campaigns, but it can’t do the thinking for you.

über Are Your Organization’s Martech Investments Working?

Live Streaming bringt was im B2B (Sag ich ja …)

Und schließlich noch ein Beitrag zu Live Streaming im B2B-Umfeld, den ich natürlich angesichts des IBM Livestudios, von #9vor9 oder des Acoustic Studio zitieren muss. Kaya Ismail geht in seinem Beitrag auf CMSWire auf die Möglichkeiten von Live Streaming-Formaten ein. Noch würden viele Marketingmanager nicht auf den Zug aufspringen, obwohl die Ergebnisse positiv seien. Stacy Nawrocki von Watson Media and The Weather Company bei IBM definiert es treffend.

Live streaming is a type of video broadcasting that enables enterprises to handle internal and external communications in real-time, at scale, and across the globe.

über Why B2B Marketers Should Be Live Streaming More

Live Streaming fördere Interaktion und Engagement und sei – weil eben live – authentischer und glaubwürdiger, so Ismail. Unterschreibe ich natürlich alles

[Im Beitrag darf LinkedIn Live als Hoffnungsträger für Live Streaming im B2B-Umfelkd wieder nicht fehlen. Ich bin gespannt und warte auf die Verfügbarkeit in Deutschland, um auch diesen Kanal auszutesten.]

Für Unternehmen: „Whatsapp wird zum kostenpflichtigen Eins-zu-eins-Dialog-Tool“

WhatsApp als Marketingkanal, das Thema wurde vor einiger Zeit gerade auch von Agenturen „gehyped“. Dann kam aber die Ansage von Facebook, den Versand von Newslettern noch in diesem Jahr rigoros zu unterbinden und ab 7. Dezember rechtlich bei Verstößen vorzugehen. Was tun, besonders dann, wenn man schon einen Abonnentenstamm aufgebaut hat. Diesem Thema widmet sich ein Beitrag auf OMR, in dem auch nach Alternativen gesucht wird.

Für mich interessanter sind die Aussagen, „dass Facebook Whatsapp im Unternehmenskontext eher als Werkzeug zur Kundenkommunikation und CRM-Tool etablieren“ und darüber Geld verdienen wolle. Das geschieht über sogenannte Notifications, bei denen Unternehmen, die in Whatsapp ein Business-Profil haben, mit Kunden über Bestellungen, Lieferungen oder ähnliche Themen kommunizieren können. Beginne der Nutzer die Kommunikation, sei das sei 24 Stunden kostenfrei. Danach könne es  Unternehmen zwischen 6 und knapp 8 Cent pro Notification kosten. Der Artikel auf OMR geht dann noch alternative Plattformen ein, die das Marketing nutzen könnte.

(Stefan Pfeiffer)

Social Media & Marketing: Facebook – das Netzwerk bröckelt und der Konzern wächst mit Instagram – Video auf dem Vormarsch

8. Juli 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich habe mich in den vergangenen Monaten mit Kommentaren zum Thema Social Media und Marketing zurückgehalten, wohl auch, weil ich selbst Facebook, Instagram und WhatsApp angesichts der Geschäftsgebaren und Unglaubwürdigkeit von Facebook insbesondere im Bereich Datenschutz verlassen habe. Daran haben auch die erneut vollmundigen Aussagen von Mark Zuckerberg, Data Privacy ernst zu nehmen, oder die Ankündigung, keine Werbe-Newsletter auf WhatsApp zu unterstützen, nichts geändert. Beim Thema WhatsApp-Newsletter muss ich zugegebenermaßen schmunzeln, wenn ich all die Fachleute und Agenturen denke, die dieses Thema vor Monaten noch ge-hyped haben, um ihre Services zu verkaufen.

Doch ein anderes Thema ist eben die Verwendung sozialer Medien in meinem Marketingjob, um Inhalte zu streuen. Dies mag sogar dazu führen, dass ich hier und da doch wieder in Kanälen auftauchen muss, die ich aus oben genannten Gründen ablehne. Natürlich verfolge ich laufend die entsprechenden Marktentwicklungen. Hier einige Informationen und Beiträge, die ich für erwähnenswert halte.

Die Forrester-Analystin hat das Thema Werbung in Social Media unter die Lupe genommen. Die Investitionen der Unternehmen in Social Media Advertising steigen. Besonders Mark Zuckerberg freut sich, denn 75 Prozent des Geldes weltweit werden bei Facebook ausgegeben. Doch scheint das Misstrauen auch in den USA gegen Facebook zu steigen. Man traut Facebook nicht mehr, insbesondere beim Thema Datenschutz. Die Fassade bröckelt, mein Liu, und sagt voraus, dass sich Werbung auf Facebook wegen Datenschutzvorschriften und -bedenken vom Mikro-Targeting zu einer eher traditionellen Ansprache von Zielgruppen und Personen entwickeln wird.

Der Star am Social Media-Himmel ist nicht mehr Facebook

Und der Star unter den sozialen Medien ist nicht mehr Facebook. „Wer schöne Bilder macht, postet sie heute auf Instagram, flotte Sprüche kommen auf Twitter, Jobsuche läuft bei LinkedIn“, schreibt

Deutlich weniger Interaktion auf Facebook

Randbemerkung: Dass Facebook seine Algorithmen ändert und dass die Interaktion auf der Plattform signifikant nachgelassen hat, haben wir auch kürzlich während des IBM Livestudios auf der Think at IBM bemerkt. Ging noch 2018 auf der CEBIT während der Liveübertragungen die Post ab, so war es jetzt 2019 deutlich ruhiger. Unsere Livevideos scheinen weniger nach oben gespült worden zu sein und die Facebook-Anwender sind offensichtlich passiver geworden.

Die deutschen Zahlen, die der Social-Media-Atlas der Hamburger Kommunikationsberatung Faktenkontor und des Marktforschers Toluna erfasst hat, malen für Facebook ein negativeres Bild. Zwar nutzen immer noch 69 Prozent Facebook, aber die Zahl nimmt insbesondere bei den Jüngeren ab.

Infografik-Facebook-schwimmen-die-Freunde-weg-Nutzerwandel-Altersgruppen-2011-2018-Faktenkontor-Social-Media-Atlas-2018-2019

Und nun auf nach Instagram?

Ob das den Konzern jedoch wirklich stört? Instagram legt in allen Altersgruppen zu und auch WhatsApp ist Fakt (und Teil des Zuckerberg-Imperiums). Bei der jüngeren Generation, der Gen-Z, die zwischen 1997 bis 2012 geboren ist, dominieren Instagram und YouTube, wie eine Studie des Pew Research Center zeigt. Vor allem ist diese Generation noch mehr on: „45 % der Gen-Z in 2018 konstant online. 2014-15 waren es noch 24 %. Die mehrmalige Nutzung pro Tag hat sich somit zu einer dauerhaften Nutzung über den Tag verteilt verschoben.

Also, liebe Werbetreibende, nun alle auf nach Instagram und YouTube. Nein, natürlich muss man es sich mal wieder differenzierter anschauen. Wer sind meine Käufer? Aus welche Altersgruppe kommen sie? Wo erreiche sie am besten? Und ja, auch auf YouTube und Instagram einfach auch mal experimentieren, meine ich.

Informationskonsum: Jede Generation hat eigene Präferenzen

Michael Brenner bringt es auf den Punkt:

  • Baby Boomers, Generation X, and Millennials are the current three main generations you should concentrate on. Each generation has it’s own unique marketing opportunities and challenges.
  • Different generations consume different types of content online and spend their time on different platforms. You must go where your audience is.

über A Guide to Content Marketing by Generation | Marketing Insider Group

Die Baby Boomer treffen heutzutage (zumindest im B2B-Segment) oft die Kaufentscheidungen, Generation X und Millenials beeinflussen aber auf jeden Fall im Buying Center Entscheidungen.

Was also tun, liebe Marketingverantwortlichen? Wir müssen uns auf die jeweiligen Kommunikations-, Plattform- und Inhaltspräferenzen einstellen:

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Sind Podcasts wirklich so „in“?

Kleine Randbemerkung: Man bemerke in dieser Statistik übrigens die Position von derzeit so hoch ge-hype-ten Podcasts … Und die Platzierung von Blogs gefällt mir natürlich nicht, wobei ich es etwas durch die Position von tiefgehenderen Artikeln mit Video, Audio und Grafiken „entschuldige“.

The rising star: Videoformate

Übrigens finde ich es sehr bezeichnend, dass Videos quer über alle Zielgruppen beliebt sind. Selbst die 43 Prozent von 55-Jährigen und Älteren sind aus meiner Sicht ein guter Wert und bestärken mich, weitere Experimente à la Livestudio (nicht nur während der Think at IBM) zu machen. Der Trend zu Video wurde kürzlich auch von Mary Meeker Mary in ihrem Internet Trends report bestätigt. Es wird für Marketingabteilungen nicht mehr nur genügen, über Video nur zu reden. Es scheint, dass Video generationsübergreifend der wichtigste Kanal wird, um seine Zielgruppen zu erreichen. Experimentieren mit Videoformaten und Distributionskanälen – ich bin auf den LinkedIn Live Video gespannt – ist gefragt, von kurzen Statements (die gerade bei der jüngeren Generation beliebt zu sein scheinen) über tiefer gehende Interviews, Erklär-Videos bis zu Magazinen, wie wir sie ja auch auf der Think at IBM und jetzt im Nachgang probieren werden und wollen.

Überraschung: Xing lebt?!

Und noch eine überraschende Statistik: Xing lebt, so ein Beitrag von Faktenkontor mit Bezug auf den Social-Media-Atlas 2018/2019. LinkedIn bleibe in Deutschland der ewig Zweite hinter Xing. Mit etwas mehr als 15 Millionen Nutzern habe die Xing-Community in der D-A-CH-Region rund vier Millionen Mitglieder mehr als die LinkedIn-Gemeinschaft:

Berufstätige Onliner finden für ihre Branche relevante Informationen in den Sozialen Medien nach Facebook (30 Prozent) vor allem bei Xing (25 Prozent). LinkedIn landet in diesem wichtigen Feld mit 19 Prozent nur unter „ferner liefen“ – hinter Youtube, Whatsapp, Blogs, Foren …

über Duell der beruflichen Netzwerke | Faktenkontor

Grafik-Social-Media-Kanäle-als-Quelle-für-branchenrelevante-Informationen-aus-Faktenkontor-Social-Media-Atlas-2018-2019

Erstaunlich.

Zum Abschluss möchte ich hier formatübergreifend auf die Content Ampel von Dr. Kerstin Hoffmann aufmerksam machen. Ein nützliches Werkzeug, um Inhalte jedweder Art zu bewerten:

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Auf der Webseite gibt es auch nützliche Tipps & Tricks zur Ampel.

 

 

 

Antwort auf WhatsApp? Chatten über IMAP: „Wir machen das jetzt einfach mal“ – Rafael Laguna

25. Februar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Fast martialisch titelt LEAD „Der deutsche Angriff auf WhatsApp“ und auch die Süddeutsche greift das Thema auf: Der deutsche Unternehmer Rafael Laguna will die hier im Blog oft kritisierte Dominanz insbesondere von Facebook mit seinen Diensten WhatsApp – das gerade 10 Jahre alt wird und wo die Visionen der Gründer den Bach runter gegangen sind – und Facebook Messenger etwas entgegensetzen. Sein Plan ist es, das Internet Message Access Protocol (IMAP) so aufzubohren, dass darüber auch Chats abgewickelt werden könnten.

Laguna ist Chef der Firma Open-Xchange, deren Software „Dovecot“ von vielen großen Anbietern – z.B. von 1&1 oder Telekom – genutzt wird. Wenn ein E-Mail-Anbieter IMAP als Protokoll nutzt ist die sogar die Chance groß, dass Dovecot die Basis ist. Weltweit laufen wohl drei Viertel aller IMAP-Server auf dieser Basis.

Laguna will dieses Protokoll mit COI „Chat over IMAP“ so aufbohren, dass darüber eben Chat-Dienste à la WhatsApp aber auch Unternehmenslösungen à la Slack betrieben werden könnten. Die Ziele sind hoch:  Die Lösung soll quelloffen (Open Source), komfortabel und ohne das Ausforschen seiner Nutzer auskommen. Vor allem könne die Lösung bei allen Anbietern laufen, die mitmachten. Dies würde dazu führen, dass die Daten eben nicht nur bei einem Anbieter zusammen laufen würden.

„Wir machen das jetzt einfach mal“, so zitiert die Süddeutsche Laguna. Ich bin gespannt, werde das sicherlich weiter verfolgen und hoffe, dass nicht wieder ein lobenswerter Ansatz im Sande verläuft. Die Basis, auf der gestartet wird, ist auf jeden Fall durch die Verbreitung mit IMAP deutlich besser. Und das Ziel ist ehrgeizig, denn …

WhatsApp ist Mainstream und Ersatz für Telefonate, E-Mails oder gar persönliche Gespräche geworden.

über WhatsApp wird 10: Wie ein Messenger die Welt eroberte | heise online

Ich gebe auch zu, dass ich zucke, denn alle Nachrichten sollen wohl in der E-Mail zusammenlaufen: Ein Leben außerhalb des E-Mail-Posteingangs. Living outside the inbox. An dieses Postulat meines von mir sehr geschätzten ehemaligen Kollegen Luis Suarez muss ich denken. Wie oft habe ich hier im Blog schon über ein Leben mit weniger E-Mail geschrieben und Werkzeuge, die besser zur Zusammenarbeit geeignet sind. Aber vielleicht klingt es ja dem ein oder anderen Anbieter auf der Basis von IMAP und Chat over IMAP Lösungen zu bauen, die Kommunikation, Teilen und Zusammenarbeit intelligent abbilden. Ich bin sehr gespannt und vielleicht gelingt es uns ja, Rafael Laguna zu einem Gespräch auf CIOKurator.com zu gewinnen.

(Stefan Pfeiffer)

Meine Ei-Tie: Unbedingt weg von WhatsApp (und damit Facebook) – Es gibt andere Messenger

17. Februar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich habe es zwar schon oft hier geschrieben, aber eine gesunde Redundanz muss ja nicht schlecht sein: Seit Dezember 2018 nutze ich kein WhatsApp mehr. Meine Gründe: WhatsApp gehört zum Facebook-Konzern. Entgegen der ursprünglichen Versprechen von Mark Zuckerberg wurden Daten mit Facebook doch abgeglichen und es könnte noch schlimmer werden, wenn Facebook die drei hauseigenen Messenger-Produkte Instagram, WhatsApp und Facebook Messenger auf eine Plattform bringen will. Und nicht zuletzt soll es – so die Ankündigung 2018 – ab 2019 Werbung auf WhatsApp geben.

Es gibt Alternativen zu WhatsApp, wie sie gerade auch t3n und vor geraumer Zeit Michael Spehr in der FAZ vorgestellt hat. Ich habe mich als primären Kanal für Signal entschieden, eine Open Source-Alternative aus den USA, die – so zitieren es natürlich alle Medien – von Edward Snowden und als „Messenger der Netzelite“ empfohlen wird. Genau an dieser Stelle – also nicht Snowden, sondern amerikanisches Unternehmen – setzt die Kritik mancher konsequenter Datenschützer an, der ich – wie auch bei DuckDuckGo als Alternative zu Google – nicht so konsequent folge. US-amerikanische Unternehmen unterliegen potentiell der lokalen US-Gesetzgebung, die die Weitergabe an die dortigen Behörden fordern könnten.

Wer Alternativen sucht: Es gibt Threema aus der Schweiz oder auch Telegram, das angegeben hat, über 100 Millionen Anwender zu haben. Ich selbst nutze iMessage – zur Kommunikation zwischen iOS-Geräten wie iPhone und iPad -, wie erwähnt Signal und habe auch Threema installiert. Es ist für mich übrigens kein Problem, auch mehrere Apps installiert zu haben. Ist mir unterdessen lieber als WhatsApp.

Ich kann nur jeden ermutigen und auffordern, weg von Facebook und WhatsApp zu gehen und eine oder mehrere Alternativen einzusetzen.

Natürlich wäre eine gemeinsame Messaging-API wünschenswert, die einen Austausch zwischen den genannten Apps erlaubt. Jörg Schieb hat das gefordert: „Jeder Chat-Dienst muss mit jedem anderen Chat-Dienst können. Facebook bereitet das für internen Austausch vor, da ist es ein Leichtes, das auch nach außen zu öffnen. Das könnte die EU ZWINGEND einfordern.“ Allein Facebook beziehungsweise WhatsApp dürften daran kein Interesse haben. Es wäre aber ein wichtiger Schritt für die anderen Produkte, die um Marktanteile und vor allem Akzeptanz kämpfen.

(Stefan Pfeiffer)

 

 

Lesezeichen für alle in Deutschland mit Digitalisierung befassten Behörden: Schweizer Verwaltung setzt auf Threema statt WhatsApp und Skype #GehtDoch

14. Februar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Nicht nur eine Lesezeichen. Nein, eigentlich mal wieder eine Aufforderung und ein Signal nach Berlin und an alle in Deutschland mit Digitalisierung beschäftigten Behörden, Ministerien und was es noch immer geben mag. Man kann als öffentliche Verwaltung auch Zeichen setzen, gegen WhatsApp und auch gegen eine Übermacht von Microsoft! Nur, woran fehlt es bei uns?

Nach Frankreich will nun auch die Schweiz in Sachen Messenger die behördliche Kommunikation weg von WhatsApp bekommen. Dort entschied man sich nun für ein Unternehmen aus dem eigenen Land.
In der Schweiz wird die Bundesverwaltung künftig Threema Work für die Messengerkommunikation nutzen. Seit letztem Jahr war man dort auf der Suche nach Alternativen zu Skype for Business und WhatsApp, deren Gebrauch sich eingebürgert hatte.

über Schweizer Verwaltung setzt auf Threema statt WhatsApp – netzpolitik.org