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Das Digitalthema bei #9vor9: Mediennutzung in Deutschland – Facebook und Insta verlieren „die Jungen“!??

10. Juni 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Diese Woche gab es ein #9vor9 „nur“ mit Lars und mir und wir haben uns unserem Steckenpferd Medien und Social Media gewidmet. Lars hat die Mediengewichtungsstudie (was für ein schönes deutsches Wort!) der Medienanstalten mitgebracht. Bei dieser repräsentativen Befragung geht es um „das Gewicht der Mediengattungen Fernsehen, Hörfunk, Tageszeitungen, Zeitschriften und Internet für die Meinungsbildung der Bevölkerung“. Wir schauen uns die teilweise überraschenden, Ergebnisse etwas genauer an und sprechen darüber, ob eine solche Befragung und vor allem die Unterscheidung in Fernsehen, Radio, Zeitung, Zeitschrift und Internet noch zeitgemäß ist in digitalen Zeiten von Videostreaming, Podcasts und digitalen Newsangeboten.


Einige Kernbefunde der aktuellen Erhebung: In der Pandemie ist die Mediennutzung auf Rekordwerte gestiegen. 90 Prozent der Deutschen informieren sich im TV, Internet, Radio, in Tageszeitungen oder in Zeitschriften über das Zeitgeschehen. Fernsehen und Radio liegen noch immer vorne: 59% der Personen ab 14 Jahren nutzen die Kanäle täglich. Subjektiv wird nach der Erhebung immer noch dem Fernsehen als Quelle zur Meinungsbildung hohe Bedeutung zugemessen, aber die das Internet holt kontinuierlich auf. Überraschend für uns: Lokal liegen Internet und Radio in der Informationsnutzung vor der gedruckten Tageszeitung. Dagegen weniger ein Eye Opener: „Die Jungen“ sind im Netz und bei ihnen liegt das Meinungsbildungsgewicht des Internet fast doppelt so hoch wie das des Rundfunks insgesamt.

Ergänzend dazu bin ich auf Daten des Social Media Atlas 2021 gestoßen. Die Marketingbörse titelt „Facebook und Instagram verlieren die Jugend„. Ganz so dramatisch sehe ich es nicht, denn noch immer verwenden 32 Prozent der zwischen 16- und 19-Jährigen Facebook, ein Verlust von vier Porzentpunkten. In der Breite sind es es sechs von zehn deutschen Internetnutzern. Wird also Facebook zum Internet der Alten? Das Zuckerberg-Netzwerk ist nach Social Media Atlas im „Mittelalter“ (30-39 Jahre) besonders beliebt.

Aber der liebe Mark hat ja auch noch Insta – und da steppt ja sicher der Bär. Nicht mehr so dolle, findet der Social Media Atlas heraus. Die Nutzung stiegt generell, sechs Prozent mehr Anwender wie im vergangenen Jahr, aber … Instagram verliert bei den Jüngeren. Letztes Jahr waren es noch 91 Prozent der 16- bis 19-Jährigen. Jetzt sind es „nur noch“ 80 Prozent. Interessante Trends auf jeden Fall.

Zum Abschluss von #9vor9 werfen wir noch einen Blick auf Twitter, wo sich eine Menge zu tun scheint. Die erste „Abo-Version“ von Twitter namens Twitter Blue scheint im Anmarsch zu sein. Simon und Martin haben es sehr schön in ihrem Social Media Watchblog Briefing #725 zusammengefasst (zahlungspflichtig). Auch uns – Lars und mich – konnten die angekündigten Funktionen in unserem Lieblingsnetzwerk nicht vollends überzeugen. Ich bin sehr stark bei Simon und Martin: Bookmarks nutze ich in Twitter nicht. Interessante Tweets landen in Feedly. Und auch ich vermisse Nuzzel. Die von den beiden angeregten Funktionen vom echten Edit-Button bis zu besserer Listenverwaltung kann ich auch unterschreiben.

Dann bis kommende Woche!


#9vor9 – Digitalthemen der Woche erscheinen auch immer als Podcast unter https://9vor9.podigee.io/ und sind natürlich über die gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

Voll im Gange: Die Renaissance der E-Mail Newsletter

24. Mai 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich weiß gar nicht mehr, wie lange ich den Nuzzel konsumiert und auch genutzt habe, um einen eigenen, wöchentlichen Newsletter zu versenden. Nun wurde der Dienst durch den neuen Besitzer Twitter eingestellt*. Wer die Nuzzel-URL aufrufen will, bekommt die abgebildete Nachricht: Wir (= Twitter) versuchen die „Nuzzel-Experience“ nach Twitter zu bringen. Es ist wohl eine Richtung, in der Twitter seine Funktionalität erweitern und auch durch kostenpflichtige Services Geld einnehmen will.

Zurück zu Nuzzel (mit einem Tränchen im Augenwinkel): Wie haben die Kollegen:innen vom Social Media Watchblog so schön geschrieben:

Twitter bietet mehr Inhalte, als man jemals lesen kann (geschweige denn will). Nuzzel filtert die Signale aus dem großen Rauschen und bringt Ordnung ins Nachrichtenchaos.

SM Watchblog

Neben der Möglichkeit, Newsletter zu beziehen und selbst einen Newsletter zu generieren und Interessenten:innen anzubieten, half mir Nuzzel auch dabei die Informationsflut auf Twitter zu strukturieren: Sobald eine bestimmte Anzahl von Accounts, denen man folgt, einen Link geteilt haben, wurde man benachrichtigt. Diese Funktionalität ist jetzt erst einmal weg.

Es stellt sich natürlich die Frage, was Twitter im Bereich Newsletter plant. Nicht nur Nuzzel-Provider Scroll wurde von Twitter übernommen, auch Revue, ein vergleichsweise kleiner Anbieter aus den Niederlanden. Im Januar 2021 titelt die Columbia Business Review nach der Übernahme, ob denn Twitter nun ins Geschäft mit Newslettern einsteigen wolle und Substack – der gegenwärtige Platzhirsch – besorgt sein müsse. Revue bietet einen kostenlosen Newsletter-Dienst an – den ich gerade teste – , aber auch kostenpflichtige Services werden für „Content Creators“ und Verlage angeboten, damit diese – und Twitter mit 5 Prozent der verlangten Abokosten – Geld verdienen können.

Der Markt für Newsletter-Dienste ist auf jeden Fall in Bewegung, denn auch Facebook will – so u.a. Simon Hurtz – einen eigenen Service starten. Beide Unternehmen – Twitter und Facebook – könnten dabei von ihrer Mitgliederzahl profitieren, um einerseits Abonnenten für die entsprechenden Newsletter zu gewinnen und andererseits auch die ganze Verwaltung inklusive Bezahlung zu optimieren. Für Twitter scheint es zudem eine wichtige Möglichkeit zu sein, mehr Umsatz zu generieren und ein wenig gegenüber Facebook aufzuholen, das durch mehr tägliche Anwender und einen höheren durchschnittlichen Umsatz pro User profitiert.

Die Home Page von Revue nach der Übernahme durch Twitter: Es wird klar auf die abgezielt, die Newslettern auch Umsätze erzielen wollen.

Wie schreibt Torben Lux auf OMR.COM: Wir erleben einen Boom der „Paid Newsletter“ und damit einhergehend den Kampf um die entsprechenden, potentiellen Einnahmen. Ich sehe dabei nicht nur den Aspekt der zu bezahlenden Newsletter, über die verschiedenste Klassen von Content Creators Einnahmen erzielen und vergleichsweise einfach zum Publisher und Verlag werden können, sondern auch potentiell eine generelle Renaissance der E-Mail-Newsletter:

Lange galten Newsletter als unsexy und altbacken. Und dass das Ur-Format des digitalen Publishings noch einmal zu einem der boomenden Trend-Themen überhaupt werden sollte, hätte vor ein paar Jahren vermutlich kaum jemand prognostiziert.

Der Paid-Newsletter-Boom: So steht es um den Kampf um die Inbox | OMR – Online Marketing Rockstars

Torben geht in seinem Beitrag auf den Boom neuer Newsletter und den finanziellen Erfolg von Autoren ein, die entsprechend zu bezahlende Newsletter jenseits der normalen Verlagsangebote publizieren und vermarkten. Substack, das schon erwähnt wurde, hat davon profitiert. Nun steigen also Twitter, Facebook und auch LinkedIn in den Ring und die traditionellen Verlage bekommen durch eine Kombination von Content Creators und Plattformen neue Konkurrenz – oder entwickeln selbst entsprechende Modelle.

Doch ich habe noch eine andere Sicht auf diesen Newsletter-Boom: Es kann durchaus sein, dass auch der Marketer im B2B-Umfeld jetzt plötzlich wieder stärker den Newsletter entdecken und nicht mehr nur online promotet und geworben wird. In diesem Segment schienen mir Newsletter etwas aus der Mode gekommen zu sein, während sie im B2C-Umfeld nach meiner durch meinen privaten Posteingang geprägten Erfahrung immer eine wichtige Rolle gespielt haben. Tja, das Ende der E-Mail und des Posteingangs ist also auch unter dieser Perspektive nicht abzusehen. Nicht nur wer schreibt bleibt, auch die E-Mail und der volle Posteingang bleiben. Und bald mehr über meinen ersten Erfahrungen mit den Funktionen von Revue, dem erwähnten Newsletter-Dienst, den Twitter übernommen, und ein Tipp, wie man die Filterfunktionen von Nuzzel ersetzen können soll.

(Stefan Pfeiffer)

*Nuzzel gehörte seit 2019 dem Unternehmen Scroll, das Twitter kürzlich übernommen hat. Neben Nuzzel bot Scroll auch Services an, mit denen Werbeeinblendungen verhindert werden können.

Der Lars flauscht mit Twitter und der Stefan grantelt über Digitalisierung in Deutschland – #9vor9 – Die Digitalthemen der Woche

20. April 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute (am 20.4.2021) bei #9vor9 der flauschige Lars Basche und der grantige Stefan Pfeiffer mit den Themen Weiterentwicklung von Twitter und dem Digitalisierungsdrama in Deutschland – und das im hoffentlich funktionierendem neuen Design*. Lars hat einen Blick auf seine Heimat in den sozialen Medien, auf Twitter geworfen, und einige der geplanten technischen Verbesserungen von Audio à la Clubhouse über Communities und Newsletter bis zur Monetarisierung über Superfollower vorgestellt. Weitere finden sich hier hinter der Paywall im Social Media Watchblog.

Mich treiben dabei primär zwei Gedanken um: Was passiert mit den Videofunktionen von Twitter, die bisher über Periscope zur Verfügung stehen und die wir ja auch für #9vor9 nutzen. Und werde ich auch meine letzte Heimat in den sozialen Medien durch die anstehende Monetarisierung potentiell verlieren? Twitter beziehungsweise eine durchaus von mir selbst gebaute Blase – aktiv folge ich über eine Twitter-Liste den Leuten, die ich schätze – ist nachdem ich Facebook mehr oder weniger verlassen habe und mir LinkedIn zu viel reines Business und Promotions und deutlich zu wenige Inhalte und Diskussionen bietet (nur meine Erfahrungen, der Klaus sieht das anders) der Ort, an dem ich mich noch immer täglich aktiv austausche. Wäre schade. Und kleiner Scherz am Rande: Nein, wir planen noch nicht, #9vor9 auf Twitter kostenpflichtig zu machen.

Nach unserem Gespräch habe ich dann den Tweet von Michael Kroker zu 15 Jahre Twitter und die Infografik gefunden, die ich hier mal einbaue:

Wie Lars ja auch wortgewaltig dargestellt hat, will Twitter ja jetzt richtig wachsen. Seien wir gespannt.

Ebenfalls heute bin ich über den Social Media Watchblog auf die Überschrift Facebook macht Ernst in Sachen Audio gestoßen. Der vollständige Beitrag ist wieder hinter einer Paywall.

Facebook hat eine Reihe neuer Audio-Features vorgestellt. Darunter ein Tool, um Audio aufzunehmen, ein neues Audio-Posting-Format mit dem Namen Soundbites, einen Clubhouse-Klon für Facebook und Messenger sowie eine weitgreifende Partnerschaft mit Spotify, die den Konsum von Podcasts und Musik innerhalb von Facebook ermöglicht.

Facebook macht Ernst in Sachen Audio | Facebook soll Pläne für ein Kinder-Instagram beerdigen | TikTok finanziert NowThis-Serie

Social Audio war ja Thema in unserem Gespräch mit Julia. Hier werden wir wohl auch bald mal nachlegen müssen.

Also gab mir Lars schon einen Anlasse, zu granteln. Viel lauter grantel(t)e ich ja auch schon eine Weile und die Tage über das Versagen der deutschen Politik und öffentlichen Verwaltung in der Digitalisierung. Kürzlich habe ich in einem Beitrag einige Artikel und Tweets der vergangenen Monate heraus gesucht, bei dem einem nur die Haare zu Berge stehen können. Scheinbar geht es kaum oder nur quälend langsam voran. Stattdessen werden beziehungsweise wurden in der Ära Merkel immer mehr Beamte eingestellt. Und nein, lieber Flausch-Lars Basche, die arbeiten nach meiner Einschätzung eben genau nicht an der Digitalisierung. Da gibt es ganz andere Vermutungen. Ein böswilliger Schelm und Grantler, wer Pöstchengeschachere vermutet.

Da es sonst keiner tut (🤨), zitiere ich einfach mal selbst:

Nach Jahren des digitalen Stillstands, gar Rückschritts scheint ein radikaler Schnitt, ein Neuanfang notwendig. Die jetzigen Regierungsparteien haben es offensichtlich versäumt, die digitale Transformation in der öffentliche Verwaltung nennenswert nach vorne zu bringen. Das können wir uns seit langem nicht mehr leisten.

Unsere scheinbare oder offensichtliche Unfähigkeit zur Digitalisierung in Deutschland dokumentiert in einigen Tweets – und meine 2 Cents dazu – StefanPfeiffer.Blog

Das Thema wird uns auf jeden Fall in den kommenden Wochen noch bleiben, kommunal, regional und bundesweit. Wir werden mit Gästen über die Digitalstadt Darmstadt oder die Digitalisierungsbemühungen generell sprechen.

Bis dahin viele Grüße vom Grantel-Stefan


#9vor9 – Digitalthemen der Woche erscheinen auch immer als Podcast unter https://9vor9.podigee.io/ und sind natürlich über die gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

*Nachdem es im Gespräch mit Sabine und Alexander technisch gerumpelt hat: Wir haben heute erstmals (hoffentlich erfolgreich) mit den Scenes Ecamm experimentiert, die eine Menge an Möglichkeiten zur Gestaltung bieten.

#9vor9: Was passiert nach dem Rausschmiss von Trump? Wer kontrolliert künftig die Social Media-Plattformen?

12. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute hatten wir eigentlich keine Wahl bezüglich des Digitalthemas der Woche: Es konnte nur der Rausschmiss von Donald Trump von Twitter, Facebook und Instagram sowie – eigentlich genauso relevant – die Entscheidung von Amazon sein, das sogenannte „Free Speech Social Network“ Parler aus seiner Cloud zu werfen und so zumindest zeitweise komplett stumm zu schalten. Twitter hat vergangenen Freitag mit Verweis auf die Gewalttaten nochmals nachlegt und wohl rund 70.000 Accounts stillgelegt, die überwiegend QAnon-Verschwörungstheorien verbreitet hätten. Hier unser Gespräch:

Zumindest herrschte allenthalben bei der Mehrheit der Beobachter (glaube ich) Erleichterung, dass man Trump gesperrt hatte. Die Kollegen:innen vom geschätzten Social Media Watchblog schreiben in ihrem Briefing #694 (hinter Paywall), dass die Entscheidung richtig gewesen sei, wenn auch zu spät. Das ist genau auch meine/unsere Ansicht. Der Aufruf zum Marsch auf den Capitol Hill hat das Fass einfach zum Überlaufen gebracht, doch hätte man schon lange vorher viel rigider eingreifen müssen. Wer traut sich das gegenüber einem der mächtigsten Männer der Welt? Und wer ist eben „man“? Twitter, Facebook. „die EU“?

Angela Merkel äußert sich kritisch, dass die Chefs der Plattformen quasi über Meinungsfreiheit entscheiden:

In dieses Grundrecht kann eingegriffen werden, aber entlang der Gesetze und innerhalb des Rahmens, den der Gesetzgeber definiert – nicht nach dem Beschluss der Unternehmensführung von Social-Media-Plattformen.

Merkel findet Sperrung von Trumps Twitter-Konten problematisch

Wer entscheidet also, ob und wann jemand in einem sozialen Netzwerk gesperrt oder Nachrichten als falsch oder fragwürdig markiert, gar gelöscht werden? Ist es eben der Betreiber – also Facebook und Twitter – oder der Chef des jeweiligen Unternehmens,z.B. Mark Zuckerberg?

Wenige Menschen kontrollieren die wichtigsten Kommunikationsplattformen der Welt. Eine Handvoll weißer Männer bestimmt, was im Netz gesagt werden darf.

Plattformen sind mächtiger als viele Regierungen, Konzerne kontrollieren den Zugang zu Informationen und ziehen die Grenzen der Redefreiheit.

Twitter sperrt Trump, Facebooks Hardware-Ambitionen, Twitter kauft Breaker, Umbau von Facebook Pages

Muss es nicht eine übergeordnete Kontrollinstanz geben, die ermächtigt und anerkannt ist, in bestimmten zu definierenden Fällen zu handeln. Diese Fragen werden uns sicher in 2021 ganz besonders beschäftigen. Julia Reda ermutigt auf netzpolitik.org dazu, den Digital Services Act und den Digotal Marketing Act der EU als Chance zu begreifen, die Plattformen zu regulieren. Uncd korrekterweise schreibt sie auch, dass der Teufel im Detail steckt. Wohl wahr, aber wir werden nicht darum herum kommen, uns als Zivilgesellschaft und auch diejenigen, die das Web eigentlich lieben, mit diesen Details auseinander zu setzen. Bei aller Befriedigung, dass Donald Trump gerade einmal die Schnauze halten muss (sorry für diese Formulierung), muss die oben angerissene Debatte geführt werden. Das wird nicht einfach, ist aber unumgänglich.

Machen wir uns nichts vor. Donald Trump – hier einmal verwendet als Synyom für Verschwörungstheoretiker, Hassprediger und Polarisierer – wird nicht die Schnauze halten, wie auch wir im Talk behandelt haben:

Trump und sein Publikum werden sich auf alternative Plattformen zurückziehen und eine sozialmediale Parallelwelt erschaffen, die noch weiter von der Realität abgekoppelt ist als die Echokammer, in der sie bislang auf Twitter und Facebook kommunizierten.

Twitter sperrt Trump, Facebooks Hardware-Ambitionen, Twitter kauft Breaker, Umbau von Facebook Pages

Das besonders Schlimme und Bedrückende daran ist, dass es Trump und Konsorten gelingen mag, eine alternative Plattform mit einer kritischer Masse an Anwendern:innen zu schaffen. Das haben die Verfechter eines freien Netzes bisher vergeblich versucht. Der Versuch, freie alternative Plattformen zu schaffen, war leider immer wieder ein Rohrkrepierer oder hat nie genug Nutzer:innen angezogen. Fragt sich, ob es noch Sinn macht, diese Debatte um alternative freie Plattformen zu führen oder sich besser auf oben diskutierte Regulierung der vorhandenen Social Media-Universen konzentriert und bei potentiell neue entstehenden Plattformen gleich rigide Regeln, die eben für alle gelten, anwendet.

Zum Abschluss der heutigen Sendung habe ich dann noch einen virtuellen Schneeball nach Siegburg geworfen, da der Lars leider kein positives Schlusswort sprechen wollte. Nochmals: Aufgeben zählt nicht.

Schneetreibenin Ewerschtt währen d#9vor9 am 12.1.2021. Kirchturm und Frankenstein sind leider nicht zu sehen.
Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

Tweets

Haben alternative freie #SocialMedia Plattformen überhaupt eine Chance. Oder sollte man sich nicht besser auf die Regulierung der vorhandenen Social Media-Universen konzentrieren? Frage nach #9vor9

Machen wir uns nichts vor. Donald #Trump wird nicht die Schnauze halten. Das Bedrückende daran ist, dass es Trump und Konsorten gelingen mag, eine alternative Plattform mit einer kritischer Masse an Anwendern:innen zu schaffen. #9vor9 #SocialMedia

Ja, es war richtig Donald #Trump auf #Twitter, #Facebook und #Instagram zu sperren. Eigentlich viel zu spät. Aber jetzt müssen verbindliche Regularien geschaffen werden, damit so etwas so einfach nicht wieder passieren kann. #9vor9 #SocialMedia

(Stefan Pfeiffer)

Bild von LoggaWiggler auf Pixabay

Social Media-Splitter: 2021 wird ein Schlüsseljahr für die sozialen Medien

11. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Ausschreitungen auf dem Capitol Hill mit der vorhergehenden Rede von Donald Trump scheinen vielerorts das Fass zum Überlaufen gebracht zu haben. Twitter sperrt Trumps Konto permanent. Facebook und Instagram tun dies ebenfalls auf undefinierte Zeit, wie Zuckerberg selbst postet. Apple und Google werfen Parler, das sogenannte „Free Speech Social Network“, das wohl ein wichtige Kommunikationsplattform beim Sturm auf Capitol Hill war, aus ihren App Stores. Und Amazon setzt noch einen drauf, in dem es Parler am 10. Januar 2021 von den Amazon Web Services, wo das Netzwerk gehostet wird, verbannt. Parler kann dann einfach nicht mehr erreicht werden und muss sich einen neuen Hosting-Partner suchen. „The real Trump“ verliert gerade die Kanäle, über die er jahrelang seine Lügen und Hetze verbreitet hat, auch wenn seine noch verbliebenen Adlaten weiter für ihn posten.

Nun kann man sicherlich der Meinung sein, dass vieles schon weit vorher hätte passieren müssen. Und es scheint so, dass einige plötzlich mutig werden, weil sie glauben, dass Trump ihnen nichts mehr kann, seine Tage gezählt sind. Wie kommentiert Patrick Beuth korrekt:

Seine elektronischen Lautsprecher jetzt auszuschalten, macht nicht wett, was die Social-Media-Unternehmen ihm alles haben durchgehen lassen.

Donald Trump und soziale Medien: Der perfekte Zeitpunkt für das Ende der Extrawurst – DER SPIEGEL

Das ist korrekt, doch wie schreibt Alexander Armbruster andererseits:

Die privatwirtschaftlichen sozialen Netzwerke können sich aufgrund der einmaligen Infrastruktur, die sie bereitstellen, nicht heraushalten aus Fragen, wie die demokratische Meinungsbildung und der öffentliche Diskurs ablaufen. Allein und zuallererst verantwortlich dafür, dass im Jahr 2016 und nun wieder zig Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner Donald Trump wählten, das sind sie jedoch nicht. Und auch nicht für den Sturm auf das Kapitol.

US-Kapitol-Besetzung: Nein, Facebook ist nicht schuld am Mob

Ja, sie sind sicher nicht alleine verantwortlich, tragen jedoch aus meiner Warte aus durchaus eine Mitschuld. Besser, sie sind einfach zu spät aktiv geworden. Jenseits aller berechtigten Kritik finde ich die jetzt getroffenen Maßnahmen durchaus bemerkenswert.

2021- Ein „Inflection Point“ nicht nur für Facebook, Google & Co

Die sozialen Medien generell und insbesondere GAFAM*-Konzerne befinden sich genau jetzt an einem Inflection Point, nicht nur wegen der gerade beschriebenen Ereignisse. Sie sind auch seitens der Regierungen und Kartellbehörden unter nie gekanntem Druck: Noch nie waren die Anstrengungen in den USA und der EU so groß, die GAFA(M)-Plattformen zu regulieren, wie ich kürzlich hier im Blog geschrieben habe.

Doch machen wir uns nichts vor: Die eigentliche Arbeit beginnt jetzt. Wie werden Politiker:innen künftig auf den sozialen Kanälen behandelt, wenn sie Lügen und Hass verbreiten und gegen die Nutzungsbestimmungen der Anbieter verstoßen? Ein Ende der Extrawurst, wie Patrick Beuth schreibt. Wie wird dort nun generell mit Lügen und Hass umgegangen? Wer kontrolliert und moderiert basierend auf welchen Vorhaben und Regeln? Die Konzerne, die ihr Hausrecht ausüben und das deshalb tun sollten und können? Darf man es ihnen überlassen? Wer kontrolliert wie Facebook, Twitter und Co moderieren, gar blockieren und löschen? Diese Unternehmen werden bestimmt nicht von heute auf morgen zu Gutkonzernen, auch wenn sie jetzt einmal konsequenter gegen Hass und Hetze vorgehen. Welche Macht dürfen und sollen privatwirtschaftliche Digital-Plattformen haben, fragt Kai Heddergott auf Twitter.

Der Traum (oder die Illusion?) von einem unabhängigen sozialen Netzwerk

Und auch der Wunschtraum nach unabhängigen, interoperablen Plattformen bleibt. Bisher sind das allerdings immer Träumchen geblieben. Keine Alternative hat eine wirkliche kritische Masse an Anwendern und damit Relevanz erreicht. Forderungen nach einer europäischen Alternative, die aus Rundfunkgebühren finanziert werden sollen, sind ebenso verpufft wie die Appelle eines Tim Berners-Lee nach einem freien Web und seine Versuche, eine technische Alternative zu schaffen.

Machen wir uns auch nichts vor: Trump und Konsorten, die Hetzer und Verschwörungstheoretiker werden sich ganz sicher neue Parallelwelten und Plattformen suchen, finden und dort ihre Hetze und ihre Lügen verbreiten. Darauf wird man auf jeden Fall eine Auge haben müssen.

Der neue Aufbruch in den sozialen Medien?

2021 könnte eine Chance, ein Schlüsseljahr werden, um einiges auf und in den sozialen Medien neu, anders zu gestalten, zu verbessern. Anja Kirig vom Zukunftsinstitut schreibt von der großen Korrektur, dem Abschied von den unsozialen Medien. Die Pandemie markiere eine neue Ära des sozialen Netzwerkens. Plattformen müssten nun ethisch Farbe bekennen. Eine weitere These: Sag mir, auf welcher(n) Plattform(en) Du bist und ich sage Dir, wie Du bist. In Zukunft gehe es mehr um von Vertrauenspersonen kuratierte und verifizierte Informationen. Vor allem diese würden geteilt und ge“like“t.

Die Diskussion um sinnvolle Regeln und Regulierung wird jetzt geführt werden müssen, möglichst gesellschaftlich breit, fordert Christian Müller zu Recht. Möglichst breit wäre schön, aber einfach wird es angesichts von Themenkomplexen wie Fake News, Hate Speech, Meinungsfreiheit und Zensur, Privatsphäre, möglicher Überwachung, Datenschutz und DSGVO, Bedeutung der Algorithmen oder Upload-Filtern nicht. Die nie endende Reparatur des Internets – oder vielleicht sollte man heute besser Splinternet sagen – geht weiter. Aufgeben zählt nicht.

(Stefan Pfeiffer)

2021 wird ein Schlüsseljahr für die sozialen Medien nach Trumps Rausschmiss aus Twitter, Facebook & Co und dem Fokus der US- und EU-Behörden auf die #GAFAM-Konzerne #SocialMedia #Trump

* GAFAM steht für Google (als Synonym für den Mutterkonzern Alphabet), Apple, Facebook, Amazon und Microsoft.

Die Erfolgeschichte von t3n und der Publisher-Markt bei #9vor9 – Zu Gast: Andreas Lenz

15. Dezember 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute war Andy Lenz von t3n bei uns zu Besuch. Der Anlass: Vor 10 Jahren wir mit einem Bus voller Blogger, Journalisten, Studenten und IBMer, dem IBM Lotus JamCamp-Bus, in der Redaktion von t3n zu Gast und haben dem damaligen Startup über die Schulter geschaut. Hier mein persönliches Resumé von damals und eine „Presseschau“.

Heute haben wir auf die letzten jahre zurück geblickt und festgestellt, dass Twitter unser gemeinsamer Social Media-Homeground ist. Wir haben über die interessante Entwicklung von t3n gesprochen, eine wirkliche Erfolgsgeschichte im deutschen IT- oder Digitalisierungs-Publishing-Markt. Und es geht um Leserbindung, um den Aufbau einer oder von Communities und vieles mehr. Viel Spaß beim Anschauen oder Anhören.

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

Wir freuen uns über Feedback, am liebsten auf Twitter: Stefan – https://twitter.com/Digitalnaiv und Lars – https://twitter.com/larsbas

Andreas Lenz auf Twitter: https://twitter.com/AndyLenz t3n auf Twitter: https://twitter.com/t3n t3n im Internet: https://t3n.de/

Die Lotus JamCamp Bustour – Bericht von Tag 1 mit Besuch bei t3n: https://youtu.be/8ViYYfbLzDU

Social Media-Splitter: Theaterdonner oder segelt Facebook nach Hause, wo und wie informieren sich „die Jüngeren“ und warum es weiter Blogs geben sollte

23. September 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Es ist mal wieder Zeit für meine Social Media-Splitter. Themen habe ich schon einige Tage gesammelt. Den Kick, wieder eine kuratierte Sammlung von Beiträgen zu veröffentlichen, haben aber die Berichte über einen möglichen Weggang von Facebook aus Europa gegeben.

„Es ist (Facebook) nicht klar, wie es unter diesen Umständen seine Dienste Facebook und Instagram in der EU weiterführen kann“

Facebook bringt Abschied aus EU ins Spiel – Digital – SZ.de

So zitiert beispielsweise die Süddeutscher die eidesstattlichen Versicherung an ein irisches Gericht der Facebook-Juristin Yvonne Cunnane. Woran stört sich Facebook? Nachdem sowohl das Safe-Harbor-Abkommen wie auch das Privacy Shield von EU-Gerichten gekippt wurden, sieht sich Facebook mit der Forderung der Datenschutz-Grundverordnung konfrontiert, nach der persönliche Daten in Nicht-EU-Staaten transferiert werden dürfen. Und scheinbar will sich Facebook davor drücken, genau das technisch und datenschutzrechtlich zu realisieren.

Facebook: Reisende soll man nicht aufhalten?!

Möglich erscheint es, aber eben aufwendig. Hier bin ich dann bei Gabor Steingart:

Die Drohung der Facebook-Manager sollte uns Europäer bestärken, nicht schrecken. Auch für die Firma des Mark Zuckerberg gilt: Reisende soll man nicht aufhalten.

Haushalt mit Milliarden-Lücke | Jens Spahn profitiert | Dieter Nuhr: Der wehrhafte Kabarettist

Oder wer nicht will, hat schon … Theatergedonnere.

Wo und wie informieren sich denn die Jüngeren in Deutschland genau?

Dann bin ich über eine Anzeige auf Horizont auf diesen Beitrag auf Editorial Media gestoßen, die den Reuters Digital News Report des Reuters Institute an der Universität Oxford so interpretieren, dass Facebook bei den Jüngeren als Nachrichtenquelle an Bedeutung verliere. Gleichzeitig steige vor allem unter den Jüngeren langsam die Zahl der Nutzer*innen, die für Nachrichtenjournalismus Geld ausgeben würden. Und natürlich bewertet es Editorial Media, ein Zusammenschluss deutscher Publikumsverlage im Verband Deutscher Zeitschriftenverleger, es positiv, dass 2020 rund die Hälfte (52 Prozent) Abonnements oder die Mitgliedschaften abschließen und mit diesem längerfristigen Engagement zu einem stetigen Einkommensstrom beitragen würden.

Überteuerte, langfristige Abos für jede Publikation abschließen? Das kann es nicht sein

Wie schon des öfteren erwähnt, schrecke ich vor Abofallen, den meist zu teuren und zu verpflichtenden Abonnements zurück und möchte lieber einen Service haben, über den ich Berichte verschiedenster Medien gezielt nach meinen Interessen nutzen und bezahlen kann. Und ja, ich weiß, dass alle Micro Payment-Modelle bisher gescheitert zu sein scheinen.

Ich habe mir dann noch die deutsche Teilstudie vom Hamburger Leibniz-Institut für Medienforschung der Hans-Bredow-Institut durchgelesen. Hier ist die Betonung doch etwas anders, denn es wird betont, dass zwar die deutliche Mehrheit einen unabhängigen Journalismus für das Funktionieren einer Gesellschaft als wichtig erachtet (79 %), diese Zahl aber in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen lediglich bei 56 Prozent liege. Nun könnte man daraus schließen, dass eben genau diese Jüngeren vielleicht doch keine Abos bei traditionellen Medien abschließen.

„Das Internet“ und „die sozialen Medien“ als Informationsquelle der Jüngeren

Was mich auch dort etwas stört ist die Gegenüberstellung von „dem Internet“, den traditionellen Medien und „dem Fernsehen“. Das müsste man nun wirklich langsam differenzieren. Ist nicht die Online-Präsenz der FAZ eher ein traditionelles Medium beziehungsweise eine journalistisches Medium, auch sie eben „in dem Internet“ läuft. Und übrigens Facebook hin und Facebook her: Laut Bericht sind soziale Medien in 2020 für 30 Prozent der 18- bis 24-Jährigen an die wichtigste Nachrichtenquelle, eine Steigerung um 8 Prozent gegenüber 2019. Informieren sich die Jüngeren etwa nicht mehr auf Facebook und stattdessen auf Tiktok? Ich denke, wir müssen hier genauer hin schauen.

Microblogging mit Twitter sollte und kann nicht das Blog ersetzen

Schon länger notiert habe ich den Podcast, den t3n-Chefredakteur Luca Caracciolo mit dem ehemaligen t3n-Online-Chefredakteur Stephan Dörner über die Tech-Trends der vergangenen Jahre geführt hat. Ich bin über Stephans Äußerungen zu Twitter gestolpert – ein betroffener Hund bellt. Laut Stephan (ab ca. 13:35 im Podcast) will Twitter endlich nicht mehr das nächste Facebook werden. Twitter – auch Stephans bevorzugtes soziales Medium – sei ein Boutique-Netzwerk gerade in Deutschland und spiele eine Nebenrolle. Deutlich überrepräsentiert seien Journalisten:innen, Politiker:innen und eine Tech- und Politikbubble. Und er kennzeichnet Twitter als Microblogging, quasi als einen Ersatz für Blogs angesichts einer sich auflösen Blogosphere. Es gebe immer weniger Blogs in Deutschland.

Da ist natürlich der Punkt, an dem ich einhake: Ich verfolge auch, dass viele Blogs für viele Interessengebiete eingeschlafen oder stillgelegt wurden. Manche wandern nach Instagram oder Facebook, weil dort „die Anwender“ oder „die Käufer“ sind. Ich verfolge das beispielsweise in der Weinszene. Aber ich will und muss wieder einmal ein Plädoyer für Blogs halten. Für mich sind Blogs bei weitem nicht so flüchtig wie die Timeline auf Twitter, wo meine und alle anderen Nachrichten an mir vorbei rauschen und in den Tiefen des Twitter- und Netzraums verschwinden. Unendliche Weiten … Ein Blog ist für mich viel mehr beständig, vielleicht ein Tagebuch und in manchen Phasen macht es mir Spaß, zu schauen, was ich vor 10 Jahren geschrieben habe. Ja, und natürlich sträuben sich mir auch manchmal die Haare. Nichtsdestotrotz. Der oder das Blog bleibt meine Heimat auch im sozialen Netz.

Zum Schluss noch dies und das …

Soziale Medien spielen sicher im jetzigen US-Wahlkampf eine Rolle und da ist der Bericht auf Spiegel.de erwähnenswert. Es wird versucht, zu hacken und zu manipulieren.

Noch ein Lesetipp: Netzpolitk.org berichtet darüber, wie bei Google und Facebook interne Debatten abgewürgt werden. Politische Diskussionen, beispielsweise rund um Black Live Matters oder um möglicherweise zu zögerlichen Vorgehens gegen rechtsextreme Desinformation auf der Plattform, sind nicht erwünscht, so von wegen offenen internen Debattenkultur und flacher Hierarchien, die beide Unternehmen immer wieder für sich in Anspruch genommen haben. „Arbeits-Feed soll politikfrei werden“, so eine Zwischenüberschrift und das ganze ist auch ein schwieriges Thema

Und zum Schluss: Das Tohuwabohu rund um TikTok, Donald, Walmart und Oracle möchte ich gar nicht kommentieren. Warten wir ab, wohin die Reise geht.

Wie kommt es zu Kommunikationskrisen?

Noch schnell nachgetragen diese Infografik von Faktenkontor zu den meist verbreiteten Ursachen von PR Krisen auf die ich über einen Beitrag der geschätzten Claudia Tödtmann aufmerksam wurde. Fehlverhalten auf Social Media löst mit einem Anteil von 24 Prozent Kommunikationskrisen aus. Wirklich?

(Stefan Pfeiffer)

Alte Liebe rostet nicht: Feedly RSS Reader aufgepimpt mit KI und Integration in Twitter

4. September 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich bin immer noch wahrscheinlich eher „old fashioned“ und bekennender Freund von RSS Feeds und einem RSS Reader, um die Feeds zu „konsumieren“. Deshalb war es auch damals für mich ein Schock, als Google seinen RSS Reader einstellte. Ich bin dem Prinzip RSS treu geblieben und habe mich dann für Feedly entschieden und das Projekt auch damals mit einer „lebenslangen Lizenz“ für (ich glaube) $ 99 unterstützt. Seitdem läuft Feedly bei mir mit einigen nützlichen Integrationen wie in Buffer, OneNote (wobei ich für OneNote eine Alternative suche) oder Pocket. Ich habe meine Feeds thematisch geordnet und auch einige Boards eingerichtet.

So weit so gut. Nun habe ich es dann doch nach langem Zögern getan und Feedly Pro+ wieder „lebenslang“ gekauft. Was ist neu daran beziehungsweise welche weiteren Funktionen werden angeboten?

  • Ich kann nun direkt Twitter anzapfen, Listen, Keyword-Suchen und mehr in meine Feeds verlinken. Mal schauen, was das bringt.
  • Leo ist die künstliche Intelligenz von Feedly, den ich – wie bei allen KIs – nun mal anlernen muss, was mich wirklich interessiert und was ich priorisiere. Ich bin gespannt.
  • Auch Google Alerts werden unterstützt, ein Werkzeug, das ich eine Zeit lang separat verwendet habe. Ich bin dann auf Talkwalker gewechselt, aber dort auch nicht 100 Prozent glücklich. Mein Alerts sind scheinbar zu generisch und ich bekomme sehr viel Informationen geliefert, die mich nicht interessieren.
  • Witzig ist die Möglichkeit, sich E-Mail-Newsletter in Feedly ausliefern zu lassen. Dafür wird eine eigene E-Mail-Adresse eingerichtet, an die man sich den Newsletter schicken lässt.

Ich werde Feedly Pro+ einfach ausprobieren. Bericht folgt nach einer ausreichenden Testphase. Feedly gibt es übrigens auch für Teams, so dass man Boards gemeinsam teilen kann. Dafür fehlt mir leider das Budget, obw

Social Media-Splitter: Von Schattenprofilen, Audio-Tweets bis zum Vertrauen in ARD, ZDF und andere Qualitätsmedien

21. Juni 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Es sind mir wieder einige Berichte und Kommentare aus der bunhten Welt der Medien und von Social Media über den Weg gelaufen. Also ist es mal wieder Zeit für die Social Media Splitter. Auf OMR bin ich auf den Artikel und das Gespräch von Torben Lux mit dem bekannten Marketing-Professor Scott Galloway. gestoßen und da gibt es einige interessante Thesen. Beispielsweise munkelt Galloway über einen Kauf der Suchmaschine DuckDuckGo durch Apple. Oder aber er mutmaßt über ein mögliches Abo-Modell, das Twitter einführen könnte.

Verifizierte Accounts bis zu 2.000 Followern könnten weiterhin gratis bleiben, größere Account sollten dem Marketing-Professor zufolge je nach Follower-Anzahl zahlen. Eine steile These – würdet Ihr für das Nutzen von Twitter zahlen?

The Tech Wars: So malt sich Marketing-Prof Galloway eine stark veränderte Digital-Welt aus | OMR – Online Marketing Rockstars

Auf den Punkt gebracht: Schattenprofile bei Facebook

Auf jeden Fall lesenswert. Ebenso lesenswert, aus meiner Sicht sogar ein Muss der Beitrag von Richard Gutjahr, der in brillanter und prägnanter Form erklärt, warum Facebook auch Profile von Personen hat, die Facebook gar nicht nutzen:

Viele Webseiten, die wir besuchen oder Apps, die wir nutzen, senden heimlich Nutzer-Daten an Facebook. …

Selbst wenn wir keine eigene Facebook-Seite haben, führt das Unternehmen sogenannte Schattenprofile über uns. …

Spätestens wenn wir dann auch noch WhatsApp nutzen (WhatsApp gehört zum Facebook-Konzern) kennt Facebook unseren Namen und natürlich auch unsere Telefonnummer.

Wer hat Dich verraten? Deine Daten. | G! gutjahrs blog

Unbedingt den ganzen Beitrag lesen. Der ist knapp und knackig!

Deutsche trauen in der Mehrheit ZDF, ARD, Zeit, Süddeutsche …

Vielen Autoren greifen den Digital News Report 2020 des Reuters Institutes auf, so auch der geschätzte und abonnierte Social Media Watchblog in seinem Briefing #648. Dort gibt es ein gute Zusammenfassung der Ergebnisse und auch den Link zu dem interaktiven Tool, mit dem man sich Ergebnisse graphisch anzeigen lassen kann.

Hier beispielsweise die Ergebnisse für Deutschland. Orange für „Overall Trust in News“, für generelles Vertrauen in Nachrichten. Rot steht für Vertrauen in die Nachrichten, die man selbst konsumiert. Grün schließlich repräsentiert Vertrauen in soziale Medien als Quelle von Nachrichten. Und Petrol für das Vertrauen in Suchmaschinen als Quelle für Nachrichten. Einfach mal mit dem Tool herum spielen. Macht Spaß.

Auch wenn viele Befragungen vor der Corona-Krise durchgeführt wurden und man dann einige Befragungen nach schieben musste wird deutlich, dass das Bedürfnis nach Informationen natürlich gestiegen ist. Im internationalen Vergleich nutzen wir Deutschen dabei mehr klassische Medien, denn soziale Medien, wobei sich hier schon ein Wandel je nach Generation beobachten lässt.

Vertrauen haben die Deutschen vor allem in die Marken ARD Tagesschau, ZDF heute, die Lokalzeitungen, in ZEIT, Süddeutsche, FAZ und Spiegel wie auch in n-tv und N24. 20 Prozent vertrauen Bild. Ich habe bewusst das „nur“ nicht an den Anfang des Satze gesetzt. Na ja, immerhin trauen 58 Prozent laut Studie nicht den Bild-enden Aussagen. Ich finde dieses Ergebnis sehr gut, gerade auch wenn ich die Beschimpfungen von Journalisten, insbesondere auch den Öffentlich-Rechtlichen, aus gewissen politischen Lagern im Blick habe.

Der Report enthält noch viele weitere interessante Fakten, vom Willen für Onlineinhalte zu zahlen über den wieder gekehrten Erfolg von Newslettern bis hin zum immer wichtiger werdenden Medium Podcasts.

Hier gibt es eine englischsprachige Zusammenfassung der Schlüsselergebnisse. Dei deutschen Ergebnisse sind hier graphisch aufbereitet. Und natürlich kann man sich auch den gesamten Report hier herunterladen.

Und nun kommen Audio-Tweets …

Seitdem die Ankündigung durch die Medien ging, dass Twitter nun Audionachrichten unterstützt, schaue ich mir regelmäßig meine App auf dem iPhone an, denn dort soll die Funktion zuerst verfügbar sein. Noch nichts gefunden, denn sonst hätte ich natürlich mal getestet und beispielsweise die beiden Livesendungen am kommenden Dienstag, den 23. Juni, auf der Tonspur angekündigt (#9vor9 mit den Digitalthemen der Woche um 8:51 über mein Twitter-Konto zu verfolgen und das IBM Livestudio Magazin um 11 Uhr mit Schwerpunkt Automotive und unter anderem den Gästen Ferdinand Dudenhöffer und Sascha Pallenberg über das Twitter-Konto der IBM Deutschland respektive die entsprechende Facebook-Seite oder LinkedIn Events). So weit der kurze Werbeblock und zurück zu Twitter. Das Audio kann bis zu 140 Sekunden dauern. Längere „Tonspuren“ werden in separate Tweets aufgeteilt. Ich bin einmal gespannt, ob und wie diese Funktion angenommen wird. Auch zu dieser Thematik kommentiert der schon erwähnte Social Media Watchblog.

Und eine lockere Doro Bär

Und dieser Tweet muss dann auch einfach sein, weil ich ihn einfach gut und locker finde:

(Stefan Pfeiffer)

#9vor9 zu Cookie-Urteil, Journalismus ohne Journalisten, Moderation auf sozialen Kanälen dem neuen Projekt Homeoffice-Kurator

2. Juni 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

#9vor9 mit den Digitalthemen der Woche am heutigen 2. Juni: Unsere Themen waren das aktuelle Urteil zu Cookies, MSN, wo jetzt die Inhalte von einer KI ohne Journalisten ausgespielt werden sollen, die leidige Frage, wie Inhalte – insbesondere Falsch- oder Hassnachrichten – in den sozialen Medien vom wem „kontrolliert“ und moderiert werden sollten und natürlich auch unser neues Projekt, der Homeoffice-Kurator.

Social Media-Splitter: Von digitaler Müllabfuhr, Kundenfreundlichkeit bei Facebook und Xing und der Wanze Giphy

29. Mai 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Lose kuratierte Nachrichten und Meinungen aus der Welt der sozialen Medien. Gerade kann man natürlich dem Streit zwischen Trump und Twitter nicht entkommen. Jenseits der unsäglichen Trump’schen Ausuferungen – die gibt es ja nicht erst seit gestern-, der Anbiederung von Zuckerberg über Trumps Haussender Fox News ist aus meiner Sicht ein Aspekt bemerkenswert: Wir in Deutschland fordern eine stärkere Kontrolle radikaler und extremistischer Inhalte auf den populärsten sozialen Kanälen ein. Trump fordert dagegen, dass keine Inhalte „zensiert“ werden, vor allem nicht seine oder andere konservative Inhalte.

Ja, ja, die Sache mit der Wahrheit und den Fakten Wie er es wohl mit linken Inhalten hält?

Der Kampf gegen Desinformation, Zensur und Hass hat viele Facetten und ist schwierig:

Allein bei Facebook und Instagram prüfen mehr als 15.000 Menschen an mehr als 20 Standorten Beiträge, auch bei Google und YouTube sind es Zehntausende. Insgesamt gibt es mehr als 100.000 Content-Moderatorïnnen, die im Auftrag großer und kleiner Plattformen die digitale Müllabfuhr übernehmen.

Zoom- und Livestream-Boom, Covid-19 und Content-Moderation, Digitalisierung der Politik – Social Media Watchblog


Und das Bild der digitalen Müllabfuhr gefällt mir.

Nun kann ich auch direkt in Twitter Nachrichten terminieren

Twitter bietet wohl jetzt eine Funktion, Tweets auf Termin zu legen. Morgen um 10:01 Uhr sende ich folgende Nachricht …

Twitter says you can now schedule tweets right from the main web app. When composing a tweet, you should see a little calendar icon on the bottom row of icons at the bottom of the compose window. Click that and you can specify when you want your tweet to be sent.

Twitter now lets you schedule tweets from its web app – The Verge

Das ist Funktionalität, die ich schon sehr lange nutze. Zuerst war meine Scheduling-Werkzeug Hootsuite, jetzt ist es Buffer (weil Hootsuite eine Funktion zum terminierten Retweeten nicht unterstützt). Tweetdeck, das der geschätzte Thomas Cloer in seinem Zwitscherer erwähnt (durch den ich auf die Nachricht aufmerksam geworden bin), nutze ich um eine Übersicht des Twitter-Geschehens zu bekommen. In Spaltenform werden mir dort meine wichtigsten Listen oder Suchbegriffe angezeigt. Ungerne würde ich auf diese Sicht, die es auch in Hootsuite gibt, verzichten. Und wie managt Ihre Eure Zwitscherei?

Facebook: Kunde ist Schnuppe – gibt eh keine Alternative

Michael Kroker echauffiert sich über Facebook, das ihm nicht mehr die Funktion „Personen, die du kennen könntest“ anbietet und wo auch die Hotline nicht sagen, ob und wann er die Funktion wieder bekommt.

Facebook ignoriert seine einzelnen Nutzer also völlig. Kundenwünsche, die eigentlich bei jedem Unternehmen im Mittelpunkt stehen sollten, sind der Zuckerberg-Company ganz offensichtlich völlig Schnuppe – weil es keine Alternative gibt. Facebook zeigt damit letztlich seine hässliche Fratze als Quasi-Monopolist im Bereich Social Media!

Krokers RAM: Wie Facebook seine hässliche Fratze als Quasi-Monopolist zeigt! | Kroker’s Look @ IT

Ist so, aber da ist das Leiden des jungen Kroker nur ein kleiner Aspekt. Bedenklicher sind die schon etwas zurückliegenden Nachrichten zur Übernahme von Giphy und zu den neuen Facebook Shops. Mit Facebook Shops steigt der Zuckerberg-Konzern noch stärker in Online-Werbung und -Handel ein – und versucht, Amazon mehr Konkurrenz zu machen. Und wieder könnte Facebook aufgrund der vielen Nutzer einen Vorteil haben und sich gar den lokalen Handel „abgreifen“.

Giphy: Ich mag die lustigen Animationen, was aber nun?

Ich mag sie, denn sie kommen meinem Hang entgegen, auch in hohem Alter nochmals albern zu sein. Lustige Animationen von Garfield, Kermit, von Waldorf und Statler oder den Protagonisten der Big Bang Theory. Andere finden sie nicht lustig und diejenigen, die sie anwenden eher na ja. Aber ich nutze sie gerne gerade auch in diesen Zeiten in der Social Coffee Hug-Tweets und um generell herum zu albern. Was heißt es aber nun, dass Zuckerberg Giphy für 400 Millionen US-Dollar kauft?

Die Kollegen vom Social Media Watchblog haben die Motive in ihrem Briefing #639 (hinter Paywall) schön auseinander genommen. Es geht im Endeffekt mal wieder um … Daten. „Facebook kauft viel mehr als lustige Gifs, es kauft Informationen über das Klickverhalten von Nutzern von Snapchat, TikTok, Twitter, Tinder, Signal, Telegram, Viber, Slack, Skype, Microsoft Teams, Mailchimp und anderen:

Anders ausgedrückt: Facebook besitzt jetzte eine Wanze in den Kernprodukten seiner schärfsten Konkurrenten.

Warum Facebook Giphy kauft, Launch von Facebook Shops und Instagram Guides

Eigentlich entschieden: LinkedIn oder Xing

Und zum Anschluss möchte ich noch auf den Beitrag von Henning Uhle zu Xing verus LinkedIn verweisen. Ich bin bekanntermaßen kein Freund des LinkedIn-Mutterkonzerns, aber die vermeintliche deutsche Alternative verbaselt es (auch losgelöst von meinem Abo-Ärger mit Xing):

Meine Ergänzung dazu als Marketer:

(Stefan Pfeiffer)

#9vor9: Clearview, Gesichtserkennung und Datenschutz, trotz Hasskommentaren eine Spendenaufruf für Australien (und mehr)

21. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute wieder #9vor9 mit den Digitalthemen der Woche und Gunnar Sohn sowie Lars Basche. Die DLD Konferenz vom Wochenende sind wir übergangen und das World Economic Forum kommt erst noch. Also haben wir uns auf andere, aus unserer Sicht wichtige Themen fokussiert.

Kashmer Hill hat auf New York Times unter dem Titel The Secretive Company That Might End Privacy as We Know It einen erschreckenden Bericht über die Firma Clearview und deren System zur Gesichtserkennung veröffentlicht. Ein Muss-Lektüre in allen Facetten bis dahin, wer diese Lösung schon nutzt. Das Thema ist auch angesichts der aktuellen Diskussion um Gesichtserkennung in Deutschland und Europa sehr aktuell und brisant.

Erschreckend, was Gunnar angesichts seiner YouTube-Übertragung mit Spendenaufruf für eine Betroffene in Australien erfahren musste: Aus unerklärlichen Gründen sind die wohl rechten Trolle mit Hasskommentaren auf diese Livesendung aufgesprungen. Es ist immer wieder schockierend. Doch damit sollte man es nicht gut sein lassen, sondern solche Hasskommentare oder extremistische Internetinhalte melden. In Hessen geht das jetzt einfach online über https://hessengegenhetze.de. Links entsprechender Seiten und Initiativen anderer Bundesländer werden ich dokumentieren, werden wir alle verteilen.

Doch um zur guten Sache zurück zu kommen: Hier findet Ihr das Video und weitere Informationen, um zu spenden: https://www.gofundme.com/f/yamuna-bus…

Sonstige Themen im Schnelldurchlauf: Dem Lars sein Thema war beispielsweise, dass man Tweets nicht später editieren kann. Also Vorsicht mit vorzeitigem Nachrichtenerguss (frei nach Sascha Lobo). Ich musste den Rückzieher vom Rückzieher von Facebook beziehungsweise WhatsApp erwähnen: Nun doch – erst einmal – keine Werbung auf WhatsApp.

Und dann noch eine Korrektur: Beinahe wäre Gunnar nach Stuttgart gefahren, um am Research Day 2020 des Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW teilzunehmen. Tag und Institut sind aber in Leipzig. Gunnar wird am Donnerstag live berichten, vielleicht auch wieder mit Rafael Laguna. Weitere Informationen zur Veranstaltung 2020 habe ich online leider nicht gefunden. Aber vielleicht liefert Gunnar die nach.

Bild von Ria Sopala auf Pixabay

#Twitter-#Ticker zu angedachten neuen #Reply-Funktionen: Senf kontrollieren und Hass eindämmen oder mehr Desinformation und schlechterer Diskurs

9. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Twitter hat auf der CES 2020 angekündigt, neue Funktionen in der Kommunikation zu testen. Direkt beim Erstellen von Tweets soll man angeben können, ob ein Tweet

  • global ist – jeder kann antworten und kommentieren,
  • für eine Gruppe – Leuten, denen man folgt oder die man erwähnt, können kommentieren,
  • für ein Panel – nur diejenigen, die im Tweet erwähnt wurden, können kommentieren,
  • oder ein Statement ist, das man nicht kommentieren kann.

Diese Funktionalität wird, so Suzanne Xie, Twitters Director für Product Management laut The Verge, derzeit geprüft und im ersten Quartal in einem Experiment getestet. Basierend auf diesem Experiment und den „Learnings“ könnte die Funktionalität später im Jahr global eingeführt werden.

Und ich gebe zu, dass ich mir nicht sicher bin, ob dieser Weg richtig ist, um Konversationen besser zu steuern und trotzdem eine lebendige Diskussion zu erhalten, oder ob dadurch Grundmechanismen des sozialen Netzes ausgehebelt werden und gar diejenigen davon profitieren, die schon jetzt manipulieren Propaganda betreiben.

Ich sammele hier einige Kommentare und Einschätzungen – auch Euer Input ist willkommen – und schreibe diese in einem Ticker die kommenden Tage fort:

9.1.2020 – Schöner Titel der taz – Und ja erst Tests werden zeigen, ob man damit A..löcher aus seiner Timeline verbannen kann und welche Nebeneffekte es hat

9.1.2020 – Vivien Stellmach begrüßt in Ihrem Kommentar auf Basic Thinking die neue Funktionalität:

Manchmal geben Twitter-Nutzer ihren Senf dazu, obwohl sie nicht dazu aufgefordert wurden oder wir sie nicht einmal kennen. …

Deshalb sind die neuen Einstellungsmöglichkeiten sehr gut gewählt. Für Nutzer, die die offene Kommunikation mit anderen Menschen schätzen, ändert sich nämlich nichts. Nutzer hingegen, die auf Twitter lieber auch mal mit einem engeren Personenkreis kommunizieren wollen, können das nun endlich ebenfalls tun.

Twitter-Replies: Wir dürfen einschränken, wer auf unsere Tweets antwortet

9.1.2020 – Neue Funktion Mittel gegen Hass?

9.1.2020 – @DerPeder befürchtet, dass genau das Gegenteil erreicht wird: mehr populistische Meinungsbildung

9.1.2020 – Ole Wintermann findet die Neuerungen spannend … und hebt nicht nur auf Steuerung von Konversationen ab … welch eine Formulierung

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

#9vor9: Gerade angesichts von Hassreden und Shitstorms mehr Sachlichkeit, Nüchternheit, Kompetenz und nicht zuletzt Respekt

7. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Atemlos mit #9vor9 in die erste Sendung des neuen Jahres. Gunnis ECamm hat es heute nicht getan und ich musste deshalb schnell übernehmen und senden. Sorry für die anfänglichen technischen Problemchen. Heute im Zentrum von #9vor9 die Art und Weise wie derzeit vor allem auf Twitter diskutiert, leider oft auch diffamiert und beleidigt wird.

Hier wie versprochen noch eine Links zu Artikeln, die wir in #9vor9 erwähnt haben. Gunnar hat in einem Beitrag für mehr Nüchternheit und sachliche Auseinandersetzung im Sinne der Bonner Bundesrepublik geworben – und so eine Aufforderung von einem Berliner. Und das gilt sicherlich für gar manche Diskussion, die heute insbesondere auf Twitter geführt und manchmal – frei nach Labbadia – auch von gewissen Interessengruppen „hochsterilisiert“ wird.

Erhöhte Obacht als, wenn die Sch… hochkocht und derzeit in sehr vielen Fällen tiefbraune Süppchen gekocht werden. Nicole Diekmann, die vor einem Jahr Opfer eines Shitstorms wurde, schreibt:

Was sich im ersten Moment wie ein furchtbarer Tsunami angefühlt hatte, dem ich völlig alleingelassen und wehrlos ausgeliefert war, war ausgelöst worden durch einen harten Kern von rechten Accounts. Sie rotten sich immer mal wieder zusammen und versuchen, Themen zu besetzen.

Versagen im sozialen Netz: „Die Empörungsmaschinerie sprang trotzdem an“

Es bedeutet, wie es Lars gesagt hat, genau hinschauen. Im Umgang helfen hier auch die Tipps von Rezo, der zu mehr Gelassenheit rät, denn mancher Sturm ist nur ein Stürmchen:

Nur zwei Prozent der Deutschen nutzen täglich Twitter. … Medienforscher warnen deshalb bezüglich Twitter-Deutschland vor „verzerrten Relevanzrahmen und Stimmungsbildern, welche mit denen der Gesamtbevölkerung nur wenig zu tun haben“. … Wenn nur 0,001 Prozent der deutschen Bevölkerung (immerhin 830 Leute) sich halbwegs aktiv vernetzen und jeweils mehrere Tweets schreiben, können sie im Alleingang easy die deutschen Twitter-Trends (also die am häufigsten genutzten Hashtags) dominieren.

WDR: Die Umweltsau im Twitter-Dorf | ZEIT ONLINE

Das heißt sicher nicht, dass man Themen und Threads auf Twitter nicht ernst nehmen soll. Das heißt auch nicht, dass man nicht hart diskutieren kann und soll. Doch hier benutze ich immer gerne Aretha Franklin und ihren Klassiker Respect. Sich sachlich auseinandersetzen, aber immer Respekt vor anderen Personen und Meinungen haben. Toleranz und Respekt enden dann, wenn unsere Grundwerte und Grundordnung verlassen wird, andere bedroht werden.

Es heißt aus meiner Sicht auch, Solidarität gegenüber denjenigen zu zeigen, die Opfer eines Shitstorms sind oder geworden sind. Margarete Stokowski hat dazu einen bemerkenswerten Artikel geschrieben. Man kann in der Sache anderer Meinung sein, aber Beschimpfungen und gar Morddrohungen gehen gar nicht. Hier muss man losgelöst von sachlichen Differenzen zusammen stehen.

Wie hat es der Sprachwissenschaftler Joachim Scharloth nach seiner Analyse von Texten und Kommentar von 29 rechten Internetportalen formuliert: Beschimpfungen sind die Sprache der neuen Rechten.

Ich glaube, dass es tatsächlich eine kulturelle Frage ist, ob wir im Netz Diskurse auf diesem Niveau führen wollen.

Sprachforschung – Die Schmähgemeinschaft der neuen Rechten

Er schlägt vor, Provokationen und Provokateur:innen in sozialen Netzwerken nach Möglichkeit zu ignorieren, sie zu blockieren und ihnen die Bühne nehmen. Da ist er auch wieder bei Rezo und vielen anderen, die sich mit den Mechanismen sozialer Medien auseinandersetzen. Ich zitiere nochmals Nicole Diekmann:

Wir alle müssen wissen, wie zumindest die wichtigsten Plattformen funktionieren. Wissen. Wir müssen nicht mitmischen. Wir müssen sie nicht mal mögen. Love your friend, know your enemy.

Versagen im sozialen Netz: „Die Empörungsmaschinerie sprang trotzdem an“

In unzureichendem Maße haben das ganz offensichtlich viele Entscheider:innen gerade auch in in Medien- und Rundfunkhäusern, aber auch in der Politik getan. Gerade dort brauchen wir mehr Kompetenz. Shitstorms wird es weiter geben.

Das Interesse gewisser Kreise an ihnen ist zu groß, die Stimmung zu aufgeheizt, die Maschinerie zu gut geölt, die Politik zu machtlos …, und die Plattformen den Algorithmen zu hörig, die Geld einbringen und Wut als Motor brauchen.

Versagen im sozialen Netz: „Die Empörungsmaschinerie sprang trotzdem an“

Aber gerade deshalb sind Nüchternheit, Sachlichkeit, Solidarität und Rückgrat mehr denn je gefragt.

Zum Thema Klimawandel und Umwelt war Gunnar optimistisch, dass es in unserem Jahrzehnt voran geht und nach und nach Lösungen geschaffen werden. Da ist er einer Meinung mit dem Zukunftsforscher Matthias Horx, dessen Interview ich hier wie @ITBeobachter versprochen verlinke und zitiere:

Die 20er-Jahre werden auch das Jahrzehnt der Ökologie. Die Wirtschaft wird sich weg von den fossilen Energien bewegen und es wird zu neuen Kooperationen im globalen Raum kommen. Die Klimaerwärmung, diese allumfassende Bedrohung, erzeugt einen grossen Druck auf die Gesellschaft, die sich zunächst mal in Hysterie und Streit ausdrückt. Gleichzeitig erkennen wir Anzeichen, die in eine andere Richtung weisen. Allen voran: das Auftauchen von Greta Thunberg. In der Geschichte war das immer so, dass sich solche Symbole zeigten, wenn sich die Gesellschaft in ihrem tiefsten Innern verändert. Ich denke da etwa an Jeanne d’Arc im 15. Jahrhundert oder an John F. Kennedy zu Beginn der Industriemoderne.

Zukunftsforscher Matthias Horx: «Die 20er-Jahre werden die Dekade des digitalen Aufräumens» | St.Galler Tagblatt

Er thematisiert hier auch den Konflikt der Generationen, den wir in #9vor9 angesprochen haben. Den hat es übrigens immer gegeben, bei den 68ern, Friedensbewegung und vorher, wie ja auch Gunnar und Lars bemerkt haben. Das entbindet jedoch nicht davon, gerade auch die jüngere Generation und deren Formen der Kommunikation zu verstehen.

Weil ich selbst angesichts mancher Eskalation und Beschimpfung deprimiert und frustriert war, habe ich habe in unserem Videocast bemerkt, dass wir uns auch die Laune nicht durch radikale Spinner verderben lassen sollten. Wir müssen gegen halten, aber auch unser Leben und das Zusammensein mit Freunden genießen. Ich hoffe auch, dass Matthias Horx recht hat:

Die 20er-Jahre werden das Jahrzehnt des digitalen Aufräumens werden und von vernünftigeren und menschlicheren Anwendungen geprägt sein. Wir nennen das den «Humanistischen Digitalismus».

Zukunftsforscher Matthias Horx: «Die 20er-Jahre werden die Dekade des digitalen Aufräumens» | St.Galler Tagblatt

Der Begriff des „Humanistischen Digitalismus“ gefällt mir sehr gut und deshalb ende ich diesen Beitrag dann auch sachlich-nüchtern-optimistisch.

(Stefan Pfeiffer)