Posts Tagged: ‘Hassreden’

Hass in den Stadien: “Hetze gegen Menschen ist so nicht hinnehmbar” | Christian Streich [Podcast]

2. März 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Verrückten sind unterwegs, streuen Hass, haben keinerlei Respekt, negieren Toleranz. Schmähungen gegen Dietmar Hopp und Affenlaute in Stadien gehören dort nicht hin, genau so wie ein solches Verhalten nicht zu einem anständigen zivilen Zusammenleben gehören. Hier mein Artikel als Podcast.

“Hetze gegen Menschen ist so nicht hinnehmbar” | Christian Streich

1. März 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Verrückten sind unterwegs, streuen Hass, haben keinerlei Respekt, negieren Toleranz. Schmähungen gegen Dietmar Hopp und Affenlaute in Stadien gehören dort nicht hin, genau so wie ein solches Verhalten nicht zu einem anständigen zivilen Zusammenleben gehören. Und ja, es gibt eine Partei, die die entsprechende Atmosphäre von Rassismus und Intoleranz immer weiter schürt, um ihr Süppchen zu kochen und die Macht zu übernehmen. Deshalb ist es „voll korrekt“, dass er diesen Zusammenhang herstellt.

Zum Thema Dietmar Hopp sei bemerkt: Ich bin kein Freund von „Kunstvereinen“ wie der TSG Hoffenheim oder RP Leipzig. Ich bin kein Fan der Bayern. Schon seit Jahrzehnten nicht. Geht nicht. Ich bin (halt) Fohlen-Fan … Aber ein Mann wie Dietmar Hopp gibt unserer Gesellschaft viele, viele Millionen zurück, im Sport und Fußball aber auch für medizinische Forschung und Versorgung. Nochmals: Er gibt zurück. Es gibt genug reiche Männer (und Frauen) in Deutschland und anderswo, die das nicht tun, die nicht Kultur, Sport oder Medizin fördern, sondern als Geldsäcke auf ihren Milliarden sitzen. Manche, die Geiz so geil finden, kaufen übrigens genau bei denen ein. Doch zurück zu Dietmar Hopp: Weil er zurück gibt, ist bei aller kritischen Haltung, die man zur TSG Hoffenheim haben kann, gegenüber Dietmar Hopp zumindest Zurückhaltung, wenn nicht gar Hochachtung geboten. Ist das so schwer zu kapieren? Und generell sollte niemand als H…sohn bezeichnet werden.

Besonderen Dank nochmals an Christian Streich für seine klaren Worte und auch das Auftreten der Mannschaften und Verantwortlichen in Hoffenheim. Eine Schande, dass es auch heute in Berlin weiter ging. Unselige Verbindungen und Netzwerke funktionieren. Ein falsches Fanverständnis wird gepflegt. Kritik beispielsweise am DFB, ja, die ist in Stadien erlaubt. Genau wie in der Gesellschaft (oder in sozialen Medien) an relevanten Themen und auch Personen. Hassparolen, die unter die Gürtellinie gehen, nicht. Und diese Verrohung passiert derzeit am laufenden Band, wie es Dunya Hayali. Und ich befürchte, es wird weitergehen. Trotzdem heißt es, nicht aufgeben und dagegen Haltung zeigen.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von photoventura auf Pixabay

#9vor9: Gerade angesichts von Hassreden und Shitstorms mehr Sachlichkeit, Nüchternheit, Kompetenz und nicht zuletzt Respekt

7. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Atemlos mit #9vor9 in die erste Sendung des neuen Jahres. Gunnis ECamm hat es heute nicht getan und ich musste deshalb schnell übernehmen und senden. Sorry für die anfänglichen technischen Problemchen. Heute im Zentrum von #9vor9 die Art und Weise wie derzeit vor allem auf Twitter diskutiert, leider oft auch diffamiert und beleidigt wird.

Hier wie versprochen noch eine Links zu Artikeln, die wir in #9vor9 erwähnt haben. Gunnar hat in einem Beitrag für mehr Nüchternheit und sachliche Auseinandersetzung im Sinne der Bonner Bundesrepublik geworben – und so eine Aufforderung von einem Berliner. Und das gilt sicherlich für gar manche Diskussion, die heute insbesondere auf Twitter geführt und manchmal – frei nach Labbadia – auch von gewissen Interessengruppen „hochsterilisiert“ wird.

Erhöhte Obacht als, wenn die Sch… hochkocht und derzeit in sehr vielen Fällen tiefbraune Süppchen gekocht werden. Nicole Diekmann, die vor einem Jahr Opfer eines Shitstorms wurde, schreibt:

Was sich im ersten Moment wie ein furchtbarer Tsunami angefühlt hatte, dem ich völlig alleingelassen und wehrlos ausgeliefert war, war ausgelöst worden durch einen harten Kern von rechten Accounts. Sie rotten sich immer mal wieder zusammen und versuchen, Themen zu besetzen.

Versagen im sozialen Netz: „Die Empörungsmaschinerie sprang trotzdem an“

Es bedeutet, wie es Lars gesagt hat, genau hinschauen. Im Umgang helfen hier auch die Tipps von Rezo, der zu mehr Gelassenheit rät, denn mancher Sturm ist nur ein Stürmchen:

Nur zwei Prozent der Deutschen nutzen täglich Twitter. … Medienforscher warnen deshalb bezüglich Twitter-Deutschland vor „verzerrten Relevanzrahmen und Stimmungsbildern, welche mit denen der Gesamtbevölkerung nur wenig zu tun haben“. … Wenn nur 0,001 Prozent der deutschen Bevölkerung (immerhin 830 Leute) sich halbwegs aktiv vernetzen und jeweils mehrere Tweets schreiben, können sie im Alleingang easy die deutschen Twitter-Trends (also die am häufigsten genutzten Hashtags) dominieren.

WDR: Die Umweltsau im Twitter-Dorf | ZEIT ONLINE

Das heißt sicher nicht, dass man Themen und Threads auf Twitter nicht ernst nehmen soll. Das heißt auch nicht, dass man nicht hart diskutieren kann und soll. Doch hier benutze ich immer gerne Aretha Franklin und ihren Klassiker Respect. Sich sachlich auseinandersetzen, aber immer Respekt vor anderen Personen und Meinungen haben. Toleranz und Respekt enden dann, wenn unsere Grundwerte und Grundordnung verlassen wird, andere bedroht werden.

Es heißt aus meiner Sicht auch, Solidarität gegenüber denjenigen zu zeigen, die Opfer eines Shitstorms sind oder geworden sind. Margarete Stokowski hat dazu einen bemerkenswerten Artikel geschrieben. Man kann in der Sache anderer Meinung sein, aber Beschimpfungen und gar Morddrohungen gehen gar nicht. Hier muss man losgelöst von sachlichen Differenzen zusammen stehen.

Wie hat es der Sprachwissenschaftler Joachim Scharloth nach seiner Analyse von Texten und Kommentar von 29 rechten Internetportalen formuliert: Beschimpfungen sind die Sprache der neuen Rechten.

Ich glaube, dass es tatsächlich eine kulturelle Frage ist, ob wir im Netz Diskurse auf diesem Niveau führen wollen.

Sprachforschung – Die Schmähgemeinschaft der neuen Rechten

Er schlägt vor, Provokationen und Provokateur:innen in sozialen Netzwerken nach Möglichkeit zu ignorieren, sie zu blockieren und ihnen die Bühne nehmen. Da ist er auch wieder bei Rezo und vielen anderen, die sich mit den Mechanismen sozialer Medien auseinandersetzen. Ich zitiere nochmals Nicole Diekmann:

Wir alle müssen wissen, wie zumindest die wichtigsten Plattformen funktionieren. Wissen. Wir müssen nicht mitmischen. Wir müssen sie nicht mal mögen. Love your friend, know your enemy.

Versagen im sozialen Netz: „Die Empörungsmaschinerie sprang trotzdem an“

In unzureichendem Maße haben das ganz offensichtlich viele Entscheider:innen gerade auch in in Medien- und Rundfunkhäusern, aber auch in der Politik getan. Gerade dort brauchen wir mehr Kompetenz. Shitstorms wird es weiter geben.

Das Interesse gewisser Kreise an ihnen ist zu groß, die Stimmung zu aufgeheizt, die Maschinerie zu gut geölt, die Politik zu machtlos …, und die Plattformen den Algorithmen zu hörig, die Geld einbringen und Wut als Motor brauchen.

Versagen im sozialen Netz: „Die Empörungsmaschinerie sprang trotzdem an“

Aber gerade deshalb sind Nüchternheit, Sachlichkeit, Solidarität und Rückgrat mehr denn je gefragt.

Zum Thema Klimawandel und Umwelt war Gunnar optimistisch, dass es in unserem Jahrzehnt voran geht und nach und nach Lösungen geschaffen werden. Da ist er einer Meinung mit dem Zukunftsforscher Matthias Horx, dessen Interview ich hier wie @ITBeobachter versprochen verlinke und zitiere:

Die 20er-Jahre werden auch das Jahrzehnt der Ökologie. Die Wirtschaft wird sich weg von den fossilen Energien bewegen und es wird zu neuen Kooperationen im globalen Raum kommen. Die Klimaerwärmung, diese allumfassende Bedrohung, erzeugt einen grossen Druck auf die Gesellschaft, die sich zunächst mal in Hysterie und Streit ausdrückt. Gleichzeitig erkennen wir Anzeichen, die in eine andere Richtung weisen. Allen voran: das Auftauchen von Greta Thunberg. In der Geschichte war das immer so, dass sich solche Symbole zeigten, wenn sich die Gesellschaft in ihrem tiefsten Innern verändert. Ich denke da etwa an Jeanne d’Arc im 15. Jahrhundert oder an John F. Kennedy zu Beginn der Industriemoderne.

Zukunftsforscher Matthias Horx: «Die 20er-Jahre werden die Dekade des digitalen Aufräumens» | St.Galler Tagblatt

Er thematisiert hier auch den Konflikt der Generationen, den wir in #9vor9 angesprochen haben. Den hat es übrigens immer gegeben, bei den 68ern, Friedensbewegung und vorher, wie ja auch Gunnar und Lars bemerkt haben. Das entbindet jedoch nicht davon, gerade auch die jüngere Generation und deren Formen der Kommunikation zu verstehen.

Weil ich selbst angesichts mancher Eskalation und Beschimpfung deprimiert und frustriert war, habe ich habe in unserem Videocast bemerkt, dass wir uns auch die Laune nicht durch radikale Spinner verderben lassen sollten. Wir müssen gegen halten, aber auch unser Leben und das Zusammensein mit Freunden genießen. Ich hoffe auch, dass Matthias Horx recht hat:

Die 20er-Jahre werden das Jahrzehnt des digitalen Aufräumens werden und von vernünftigeren und menschlicheren Anwendungen geprägt sein. Wir nennen das den «Humanistischen Digitalismus».

Zukunftsforscher Matthias Horx: «Die 20er-Jahre werden die Dekade des digitalen Aufräumens» | St.Galler Tagblatt

Der Begriff des „Humanistischen Digitalismus“ gefällt mir sehr gut und deshalb ende ich diesen Beitrag dann auch sachlich-nüchtern-optimistisch.

(Stefan Pfeiffer)

Umgangston allenthalben zum K…: Gerade deshalb sollten Anstand und Toleranz wieder mehr gelebt werden — Dunja Hayali

14. August 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Lesenswert und nachdenkenswert, der Beitrag von Dunja Hayali:

Es scheint wohl -mit Ausnahmen- nur noch um das Generieren von Likes, um das bewusste Verbreiten von Vorurteilen, Schubladen und Provokation um jeden Preis zu gehen. Um das Aufwerten der eigenen Position/Ideologie und das üble Abwerten des Gegenübers. Boshaftigkeit, Neid, Missgunst, Häme überall. Nein, nicht nur von „einer Seite“, von überall meint von überall. Fakten werden verdreht, unhaltbare Behauptungen veröffentlicht und bei neuen Erkenntnissen die Richtigstellung „vergessen“, … Es ist zum K…

über Trauer macht die Seele wund. — Dunja Hayali

Und nein, es geht nicht um Gutmenschentum und Naivität. Der Begriff gute Kinderstube oder auch die altmodischen Wörter Demut, Anstand, Respekt oder Toleranz sollten wieder mehr gelebt werden. Ich weiß, hehre Worte, aber aufgeben zählt nicht. Gerade angesichts von Verrohung und radikaler Spinner, die sich außerhalb unseres demokratisch-humanistischen Wertekanons bewegen.

Bemerkenswerter Kommentar zu rechtem Terror und Hassreden: Gesetze anwenden, juristisch konsequent vorgehen und sich hinter Betroffene stellen

16. Juli 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Ein aus meiner Sicht bemerkenswerter Kommentar von Keywan Tonekaboni zum Umgang mit rechtem Terror. Einige Kernzitate. Unbedingt den gesamten Beitrag lesen:

Aber Vorratsdatenspeicherung und Verfassungsschutz helfen im Kampf gegen Rechtsextremismus kaum. …

Statt diese Strukturen und Netzwerke von Rechtsextremen zu beleuchten, reden Behörden diese bislang klein. Zudem negieren Staatsanwaltschaften und Gerichte regelmäßig rechtsradikale Motive. …

Dabei sind die Gesetze vorhanden, aber die Verfahren werden oft wegen angeblicher Nichtigkeit eingestellt. Damit sie angewendet werden, wären stattdessen Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften zu den Tatbeständen um Hassrede sinnvoller. Davon würden auch gewöhnliche, aber ebenso betroffene Bürger profitieren

… Menschenfeindliche Einstellungen wie Rassismus, Islamophobie oder Antisemitismus müssen als solche benannt und nicht als Fremdenfeindlichkeit oder gar Asylkritik verharmlost werden. Nur wenn wir uns jetzt vor alle Betroffenen rechtsextremen Hasses stellen, können wir künftige Taten verhindern.

über Kommentar zum rechten Terror: Schließt die sicherheitspolitische Mottenkiste! | heise online

Im Netz: Beschimpfungen von Frauen – Jugendliche fürchten sich, Meinung zu äußern

21. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Zwei Berichte, die mich beide betroffen machen. dpa berichtet über wüsteste Beschimpfungen, die insbesondere Frauen im Internet erhalten. Beschämend und beängstigend. Lena Meyer-Landrut hat mit der folgenden Aktion reagiert:

Instagram Photo

Wer im Rampenlicht steht, zieht auch Missgunst und Hass an. Das Internet macht es Trollen leicht. Und weibliche Promis werden deutlich häufiger erniedrigt.
Es trifft Schauspielerinnen und Politikerinnen, Reporterinnen und Sängerinnen. „Du dumme Schlampe“, „Hure“, „hässlich und nichts wert“, „Widerliches Weib“, „Du wirst nie genug sein“ – all diese Beschimpfungen haben Lena Meyer-Landrut erreicht. Die Sängerin hatte die Nase voll. Sie schrieb all das mit schwarzem Stift auf einen Spiegel und fotografierte sich darin mit Blitzlicht.

über „Du dumme Schlampe“: Wenn Hass im Netz auf Frauen trifft | heise online

Hier habe ich auch schon über die inakzeptablen Beschimpfungen von Dunya Hayali und Ferda Ataman berichtet.

Daneben gibt es bei Jugendlichen eine Tendenz deutliche gibt, der digitalen Welt skeptisch gegenüber zu stehen, wie eine neue Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) unter 14- bis 24-Jährigen zeigt. Demnach fürchten 64 Prozent der Befragten im Internet beleidigt zu werden und 38 Prozent verzichten darauf, sich aktiv zu beteiligen und ihre Meinung zu äußern.

https___www_divsi_de_wp-content_uploads_2018_11_DIVSI_u25_praesentation-PK_S_Borgstedt_pdf
Aus der Studienpräsentation „DIVSI U25-Studie: Euphorie war gestern“ anläßlich der Pressekonferenz > https://www.divsi.de/presse/pressemitteilungen/19313/

Die stellvertretenden DIVSI-Direktorin Joanna Schmölz bringt es auf den Punkt:

„Wir müssen uns schon fragen, was es über den Zustand unserer demokratischen Gesellschaft aussagt, wenn junge Menschen ausgerechnet in dem für sie wichtigsten Raum des Austausches aus Angst vor Beleidigungen und ‚Shitstorms‘ aufhören, ihre Meinung zu äußern“

über „Generation Internet“: Viele Jugendliche haben Angst vor komplett digitaler Zukunft – SPIEGEL ONLINE

Frauen werden beschimpft, Jugendliche äußern aus Angst vor Beleidigungen keine Meinung. Und dann raten noch Multiplikatoren, Meinungsführer, Influencer dazu, Social Media fern zu bleiben: Stay away from social media. It’s a poison.

Aufgeben vor Hass und schweigen aus Angst? Kann das die Lösung sein. Sollten wir dem Mob und Pöbel die sozialen Medien und das Netz überlassen? Sollen wir angesichts politischer Demagogen, die Halbwahrheiten, Lügen von sich geben, die Segel streichen? Meine Antwort ist NEIN. Das kann nicht die Antwort sein. Und wir brauchen Beteiligung, Diskussion und Meinungsäußerung in einer angemessenen, demokratischen Streitkultur.

Was meint Ihr?

Welche Rolle kann, sollte jeder einzelne spielen?

Welche Rolle sollten und können Regierungen und Justiz spielen?

Wie kann schneller und konsequenter gegen Hassreden und Beschimpfungen vorgegangen werden?

Vielleicht ist das ja auch ein Feld zur Digitalisierung, einfach schnell Beschimpfungen (online) melden und eine nachfolgende ebenso schnelle Reaktion durch die Behörden?

P.S. In der Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) sind weitere interessante Ergebnisse zum Thema Datenschutz etc. enthalten. Nachlesen!

(Stefan Pfeiffer)