In eigener Sache: Wie hier im Blog geschrieben, nutze ich WhatsApp, Instagram und Facebook nicht mehr, da immer wieder Daten im Netz auftauchen (letzter Vorfall im Dezember 2019), miteinander verknüpft und nicht transparent genutzt werden. Den deutschen und europäischen Datenschutzbestimmungen wird man nicht gerecht, wie gerade das Kammergericht Berlin bestätigt hat.
Heute habe mich Gunni und Kompagnons (freundlichst gemeint) mal wieder eine Diskussion darüber geführt, ob man nun auf Facebook sein müsse oder nicht.
Dazu passend bin ich dann auf diesen Beitrag auf Der Spiegel gestoßen. Facebook hat in der App und im Browser ein Werkzeug freigeschaltet, mit dem man die Facebook-Aktvitiäten außerhalb von Facebook sehen kann.
Viele Nutzer dürften die angezeigten Angaben überraschen: Oftmals werden es Dutzende oder gar Hunderte Dienste sein, die Facebook mit Informationen versorgen, welche das Unternehmen dann zum Beispiel zum Personalisieren von Werbeanzeigen verwendet.
Stimmt. Vielen Nutzern ist wohl gar nicht gegenwärtig, dass durch das Einloggen über Facebook – ein Dienst, den viele Apps und Webseiten anbieten – oder durch sogenannte Facebook-Pixel, die auf Webseiten zu „Analyse-Zwecken“ hinterlegt sind, das Öffnen einer App, das Ansehen von Inhalten, durchgeführte Suchen oder den Erwerb eines Artikels. Daten übermittelt werden. Manche Interaktion wird man als Nutzer gar nicht erkennen, denn die Daten stammen von Werbe- und Datendienstleistern, so Facebook. Nun kann die Datenübermittlung eingeschränkt werden und wieder einmal wird alles gut:
Facebook neues Tool biete „eine neue Form von Transparenz und Kontrolle“, behauptet Mark Zuckerberg, dessen Blogpost den Titel „Mit mehr Kontrolle über die eigene Privatsphäre ins neue Jahrzehnt“ trägt.
Den ganzen Beitrag lesen, seine eigenen Einstellungen überprüfen und vor allem „Speichern deiner künftigen Aktivitäten“ gesammelt deaktivieren!
In eigener Sache: Digitale Naive Notizen als Seite auf Facebook
In eigener Sache: Wie hier im Blog geschrieben, nutze ich WhatsApp, Instagram und Facebook nicht mehr, da immer wieder Daten im Netz auftauchen (letzter Vorfall im Dezember 2019), miteinander verknüpft und nicht transparent genutzt werden. Den deutschen und europäischen Datenschutzbestimmungen wird man nicht gerecht, wie gerade das Kammergericht Berlin bestätigt hat.
Die juristische Idee vom autonomen Datenbürger ist in der täglichen Online-Praxis reine Fiktion. Die meisten Nutzer sind schlecht informiert und überfordert. Das zeigt der Umgang mit Tracking-Cookies.
So ist der Vorspann des Beitrags von Professor Tobias Gostomzyk von der TU Dortmund in der Süddeutschen Zeitung. Im Artikel bezieht er sich auf eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach, nachdem 77 Prozent der Befragten angaben, sie hielten es für sinnlos, Datenschutzbestimmungen zu lesen. Ich würde hinzufügen: Selbst wenn man es lesen würde, wer würde es denn verstehen. Und ich beziehe mich hier ein.
Doch was ist die Alternative? Wenn ich Gostomczyk richtig verstehe, fordert er den Gesetzgeber auf, im jeweiligen Kontext der Nutzung zu regulieren. Vielleicht wäre auch ein digitaler Assistent denkbar.
Es muss für die Menschen einfacher werden zu wissen, was sie tun beim Erteilen einer datenschutzrechtlichen Einwilligung – und schwieriger, aus purem Fatalismus in riskanter Sorglosigkeit zu verharren.
Über den Newsletter des Social Media Watchblogs bin ich auf diesen Beitrag über Apple aufmerksam geworden. Für jeden, der so wie ein technologisch zu hause, mobil und im Büro verapfelt ist, eine sehr interessante Lektüre. Vor geraumer Zeit hatte ich ja im Job mit Apple tun und ich erkenne einige im Beitrag beschriebene Prinzipien wieder, die ich beobachten und erfahren durfte: Die absolute, zentrale Kontrolle. In den Ländern, lokal, scheint wenig oder gar nichts entschieden zu werden. Die Zentrale gibt beispielsweise bis ins Detail vor, wie Apple auftritt. Die einen nennen es Branding. Man kann es eben auch Kontrolle nennen. Mir stieß die fast sektenhafte Firmenphilosphie auf, die man auch bei anderen Konzernen wie Google beobachten kann und konnte.
Von der Company mit geilen Produkten zum Anbieter von Services
Im Beitrag wird beschrieben, wie Tim Cook den Kurs von Steve Jobs verändert hat – und den Marktwert von Apple nach dessen Tod dramatisch gesteigert hat. Cook entwickelt Apple weg von einer Firma, die Geräte produziert, zu einem Unternehmen, das mit Services wie Apple TV+, Music, News+ oder Apple Pay in unseren Alltag eindringt. Und für die Services braucht man natürlich Apple-Geräte. Doch der Weg weg von der Firma, die immer wieder innovative Produkte erfindet, könnte durchaus riskant sein.
Tortoise Media analysiert in diesem Beitrag – weitere zu anderen Tech-Giganten sollen folgen – Apple als ein liberales China. Geheimhaltung ist innerhalb von Apple ein Prinzip. das sich durch das ganze Unternehmen zieht. Der Beitrag spricht von einer Geheimhaltungskultur. Geheimhaltung sei alles, so wird ein Mitarbeiter zitiert.
Geheimhaltung als Credo
Vertrauen ist gut … Man darf individuell kreativ sein, aber eben nur zu den Regeln und in der Hierarchie, die Cook kultiviert. Doch wie innovativ und wettbewerbsfähig ist man in Zukunft? Laut Artikel und Einschätzung von anderen Industrieexperten fällt man im Bereich Künstliche Intelligenz gegenüber Google und Facebook zurück. Das Rennen für autonomes Fahren und Augmented Reality ist offen. Und im Video Streaming Markt gibt es bereits Platzhirsche, mit denen man konkurriert.
Vieles erinnert an die Zeit von Microsoft nach Bill Gates mit Steve Ballmer und der Vergleich mit dem Wechsel von Steve Jobs zu Tim Cook ist nicht neu. Es bleibt spannend, ob der Kurs von Cook erfolgreich sein wird, ob es auch dort eines Wechsels bedarf oder ob es zu einer neuen, ernsthaften Krise bei Apple kommen wird. Der Beitrag schließt wie folgt: „Dies ist eine Firma in der Umklammerung einer Mid-Life Crisis“.
Warum bin ich „auf“ Apple: Sicherheit und Datenschutz
Bemerkenswert und für mich persönlich der Grund, warum ich Apple-Geräte benutze, ist der Anspruch an Datenschutz, Data Privacy, der auch in den vergangenen Monaten immer wieder in Werbekampagnen postuliert wird. Angelehnt an den bekannten Was in Las Vegas passiert, bleibt in las Vegas wurde promotet What happens on your iPhone, stays on your iPhone.
Und es es scheint so, dass Apple wirklich im Vergleich zu anderen Anbietern, am meisten Rücksicht auf Datenschutz nimmt, angefangen vom iPhone bis zu Siri. Dieses Vertrauen lässt man sich natürlich mit dem im Vergleich hohen Preisen im geschlossenen Apple Ökosystem entsprechend bezahlen. Es wird auch interessant sein, ob man diese Linie – teure Geräte und hoher Datenschutz – im Rahmen der Neuorientierung Richtung Services beibehalten kann.
Der Artikel ist – so der Social Media Watchblog – Auftakt einer Reihe, in der Tech-Giganten von Tortoise Media so analysiert werden, als wären sie Staaten. Die weiteren Artikel sollen dann kostenpflichtig sein. Nochmals lieben Dank für den Hinweis.
(Stefan Pfeiffer)
Einige, selektierte weitere Beiträge rund im Apple aus meinem „Block“:
Mit Gunnar habe ich ja die vergangenen Tage wieder einmal eine heftige Diskussion darüber geführt, ob man Facebook aufgeben sollte oder nicht. Besser vielleicht noch die Fragen:
Sollte man Facebook (und die anderen Werkzeuge des Facebook-Konzerns) privat aufgeben?
Bei letzterer Frage bin ich mir nicht sicher. Bei erster Frage habe ich meine persönliche Entscheidung getroffen und auch hier am 20. Dezember 2018 begründet.
Ich will auch das ganze Fass nicht wieder aufmachen. Ob nun ein alternative europäische Plattform sinnvoll wäre und kritische Masse erreichen könnte, ob man den Konzern zerschlagen müsste, ob und wie Hasskommentare und Propaganda gestoppt werden könne, all das sind weitere sehr relevante Fragen, die diskutiert werden müssen.
Hier jedoch lediglich einige Berichte kuratieren und zitieren, über die ich die letzten Tage aktuell gestolpert bin, und die meiner Ansicht nach in hohem Maße für sich sprechen:
Der US-Konzern stoppt zwei Desinformationskampagnen: Eine von ihnen hatte offenbar das Ziel, positive Nachrichten über US-Präsident Donald Trump zu verbreiten.
Nie wieder #Facebook Facebook ist lediglich eine Scheinwelt, wie sie Mark Zuckerberg gefällt – und in der sich Nazis vermehren, meint Andreas Wilkenshttps://t.co/Jx8mKD4pnE
„Wir sollten die Kneipe nicht den Nazis überlassen“, schrieb mir ein Freund, nachdem er mich nicht mehr auf Facebook gefunden hatte …
Um auf den Vergleich mit der Kneipe zurückzukommen: Manch Wirt freut sich ja auch eher über den Bierdurst seiner Gäste als dass er ihrem Stammtischgefasel lauscht. …
Ich habe Facebook verlassen und hoffe, dass es andere möglichst schnell auch tun werden, denn jeder, der bei Facebook angemeldet ist, hält den Dienst mit seinen Daten am Leben, ob er nun postet oder nicht.
Die TU München hat seit diesem Jahr ein neues Ethik-Institut, dass mit 7,5 Millionen Dollar von Facebook gefördert wird. Wir haben das Originaldokument veröffentlicht, in dem Facebook die Bedingungen der Förderung erläutert. Darin zeigt sich, dass der Geldsegen sehr wohl an Erwartungen und Auflagen gekoppelt ist, auch wenn die TU dies stets bestritten hat.
Privacy Shield
EU-Generalanwalt gibt Schrems in Facebook-Fall RechtDer EU-Generalanwalt schürt erhebliche Zweifel an der Basis für den Datentransfer zwischen Europa und den USA. In seinem Schlussantrag vor dem Europäischen Gerichtshof fordert er die irische Datenschutzbehörde auf, endlich aktiv zu werden.
Auch Accounts von Parteien profitieren von gekauften Likes …
Die Auswertung ergibt demnach, dass unter den im Bundestag vertretenen Parteien die FDP 17-mal, die SPD 16-mal, die CDU 13-mal und die AfD zwölfmal manipulierte „Gefällt-mir“-Angaben verwendet hatte. Und je dreimal die Grünen und die Linke.
Major news organizations are reporting that #Facebook told US senators that it continues to track users’ location even after they’ve turned those settings off within the app. Don’t be shocked — we learned about this exactly one year ago. #DataPrivacyhttps://t.co/86tIK6TZH5pic.twitter.com/fVMiJgLXki
17. Dezember 2019 (Artikel befindet sich hinter Bezahlschranke)
Der Facebook-Fluch
Mark Zuckerbergs umstrittener Digitalkonzern wünscht sich staatliche Regulierung – aber nur, wenn sie seinem Geschäft nützt. Dagegen organisiert sich der Widerstand
Über netzpolitk.org auf diesen Beitrag gestoßen, der partiell hinter einer Bezahlschranke ist. So „macht der Beitrag auf“:
Sie haben es oft dabei, fast immer. Sie ahnen, dass es viel über Sie weiß und viel über Sie verrät. Und trotzdem vertrauen Sie ihrem Smartphone. Manchmal verraten Sie ihm sogar Dinge, die Sie Freunden und der Familie nicht sagen: Krankheiten, Stimmungen, Finanzen und Vorlieben.
Diese Informationen gibt ihr Smartphone weiter. Apps und Webseiten teilen Ihre Daten mit Hunderten Firmen. Und Datenkonzerne wie Google, Facebook und Co. bauen daraus Persönlichkeitsprofile und verkaufen den Zugang zu ihnen an die Werbeindustrie. Aber wer erhält welche Informationen über Sie? Und was passiert damit? Für einen normalen Nutzer ist das nicht nur intransparent – es ist kaum möglich, das herauszufinden.
Es gibt auch andere Gründe. Die Interaktion ist immer noch um den Faktor 10 höher als auf vergleichbaren Plattformen. Haben mir heute wieder einige User bestätigt: https://t.co/VtGwZI4wPU
Gegenwind: Der US-Verbraucherschutz will #Facebook davon abhalten, alle seine Messenger-Dienste zu vereinen, berichtet WSJ. Die FTC wolle die Integration von Messenger, #WhatsApp und #Instagram aufgrund von Wettbewerbsbedenken blockieren | turi2 https://t.co/vnsM9y1iGW
Und ich habe meine persönliche Entscheidung getroffen: #NoFacebook, #NoWhatsApp, #NoInstagram solange nicht nachweisbar klar ist, dass Zuckerberg endlich Datenschutz ernst nimmt und Trolle stoppt.
Es geht bei Facebook ja nicht nur um Werbung und Verkaufen. Es geht auch um die Netzöffentlichkeit und die Herausbildung der öffentlichen Meinung. https://t.co/cS4adRAbBn
Netzwerkdurchsetzungsgesetz Soziale Medien müssen Hasspostings künftig dem BKA melden
Facebook, Twitter und YouTube müssen Hakenkreuzbilder und Morddrohungen künftig nicht nur löschen, sondern auch mit der Absender-IP-Adresse dem BKA melden. Beleidigungen bleiben vom Plan der Bundesregierung ausgenommen.
Noch einige schnell kuratierte Links und Zitate aus der ach so bunten Welt des Marketings kurz vor der Weihnachtspause.
B2B Lead Nurturing: Die Reise kann länger dauern, als man denkt
Auf dem LinkedIn Marketing Solutions Blog habe ich eien Beitrag zu VARs (Value Added Resellers) gefunden. Darin fand ich diese Aussagen über den typischerweise zwei Jahre dauernden Vertriebszyklus lesenswert, gerade angesichts der Hektik, die heute in der Leadbearbeitung gemacht wird. Geduldig sein ist halt schwierig, aber im Verkauf und Marketing von B2B Technologielösungen angesagt. Und es ist eben nicht einfach so, dass ein Lead schon „Sales-ready“ ist, nachdem jemand mal ein Kontaktformular ausgefüllt hat.
Consider these two stats:
67% of the buyer’s journey is done digitally. Over the two-year journey, that’s a long time when key prospects are interacting with your brand and your partner’s brand. Typically this happens before they really engage with sales.
50% of leads are qualified but aren’t immediately ready to buy something from you. Even the best leads that are most likely to convert to customers may need nurture time.
Together these stats say one thing: There’s a lot of necessary interaction that happens before conversion, and it’s important not to skip it in favor of fast leads.
Messbarkeit im Marketing ist seit geraumer Zeit eine Forderung, die gestellt wird. Doch was wird gemessen? eMarketer hat die Altimeter-Studie in dieser Grafik umgesetzt:
Mich hat gewundert, dass der allenthalben gehypte Net Promoter Score nur 17 % erzielt.
Customer Experience: Persönlich, freundlich und schnell sein
W&V berichtet über eine Studie von Zendesk zum Thema Customer Experience und die Ergebnisse sprechen für sich:
Ein gutes Kundenerlebnis hängt gar nicht von spektakulärer Technik oder tollen Bots ab. Freundliche und schnelle Mitarbeiter reichen oft schon aus.
1.000 Verbrauchern in Deutschland wurden befragt und votierten vor allem für zwei Dinge: Schnelligkeit und Freundlichkeit. Ein freundlicher und verständnisvoller Ansprechpartner ist das, was Kunden zuerst wollen (44 Prozent). 32 Prozent der Befragten behielten positiv im Gedächtnis, dass sie sofort eine Rückmeldung erhielten. Sollten sich alle Unternehmen mal hinter die Ohren schreiben.
Leadgenerierung und Social Media: Sind Marketers zufrieden?
Social Media und Leadgenerierung ist sicher ein Thema, das viele Marketers, aber auch Vertriebler umtreibt. SocialMediaToday hat eine Umfrage unter Marketers, nachdem 7 Prozent zufrieden und 38 Prozent einigermaßen zufrieden mit der Anzahl der Leads sind, die sie generieren (türkise Farbe in der Grafik). Volumen ist die eine Seite, Qualität der Leads die andere. Hier liegen die Werte deutlich darunter (lila Farbe).
Social Media ist sicher heute einer der Kanäle, über die man Interesse wecken kann. Aber natürlich muss man sich das eigene Geschäft (z.B. B2C oder B2B), die Plattformen und die dortige Nutzerstruktur genauer ansehen.
Wenn angeblich personalisierte Onlinewerbung einfach nur nervt
Und noch eine persönliche Schlussbemerkung: Über die Cookie-Diskussion und die Angst der Werbetreibenden, den „Zugriff“ auf Interessenten zu verlieren, habe ich ja öfters hier berichtet. Da wird kräftig lamentiert. Dieser Tage war ich einfach nur noch von den Bannern genervt, die mir im Firefox-Browser wohl basierend auf meinen gesammelten Cookies eingespielt wurden. Konsequent wurden mir immer wieder auf den verschiedenen Webseiten genau die Artikel eingeblendet, die ich gerade gekauft hatte, ob es nun ein bestimmter Wein bei GuteWeine.de oder die Apple Tastatur und das Trackpad waren, die ich mir selbst geschenkt hatte.
Da kann man noch so klug über Cookies philosophieren, Programmatic in den Himmel loben, die wie adzine 7 Programmatic Trends für 2020 ausrufen, „Audience-Targeting als Kreativdisziplin“ postulieren, personalisierte Werbung mit den richtigen Angeboten zur richtigen Zeit am richtigen Ort proklamieren, die Realität sieht leider oft anders aus. Diejenigen, die die Banner bezahlen haben, haben Geld zum Fenster rausgeworfen und von dem so postulierten Targeting weit entfernt, und mich als Konsumenten haben die Einblendungen nur genervt. Also habe ich mal wieder den Cache geleert, meine Privacy-Einstellungen in Firefox noch weiter verschärft und zusätzlich noch Ghostery installiert. Ein von den Werbetreibenden sicher nicht gewollter Nebeneffekt der nervigen Bannerwerbung.
In diesem Sinne frohe Weihnachten und eine entspannte Zeit,
Wieder in trauter Zweisamkeit ein bunter Reigen an Digitalthemen in #9vor9 mit Gunni:
Wir schießen uns beim Glasfaserausbau immer wieder gegenseitig ins Knie. Ein sehr informativer Bericht auf heise.de:
Gutachten Monopolkommission: Bis 2025 müssten rund 12 Millionen neue #Glasfaser-Anschlüsse verlegt werden, um #Gigabit-Ziele der Bundesregierung zu erreichen. Bei derzeitigem Ausbautempo daran nicht zu denken, Kapazitätsprobleme beim Tiefausbau und Kosten https://t.co/CLLCMDYwcnpic.twitter.com/jNCWxDndlG
Mit Facebook erreicht man Reichweite. TikTok ist hipp. Kann man als „Publisher“ auf die entsprechende Reichweite verzichten? Gunnar glaubt das mit Hinweis auf das Blog Post von Daniel Fiene eher nicht.
Reichweite erzielt man wohl auf den Plattformen. Die NATO-Behörde Stratcom hat in einer Studie belegt, dass Bots und Trolle weiter wüten können und die bekannten Größen von Facebook, Instagram bis YouTube nur unzureichend reagieren. Es bleibt Handlungsbedarf
Danke an Volker Weber, durch dessen Beitrag ich auf diese Evaluierung der wichtigsten Sprachassistenten und indirekt Smart Speaker aufmerksam geworden bin. Die auch von ihm verwendete Grafik zeigt Siri als Gewinner in puncto Datenschutz.
Alle anderen Sprachassistenten, von Amazon’s Alexa bis Google Assistant sind demnach mit Vorsicht (gelbes „Warning“) zu genießen. Nur Apple scheint mit Siri die Daten so zu anonymisieren, dass sie keinem Konto oder keiner Person direkt zugeordnet werden können. Und die anderen Assistenten schlagen im Bereich Werbeverwertung auch voll zu. Die ausführlichen Ergebnisse können hier nachgelesen werden: Compare the Privacy Practices of the Most Popular Smart Speakers with Virtual Assistants | Common Sense Education.
Bei mir laufen daheim und auch im Job nur Apple-Geräte, vom MacBook über die Apple Watch und das iPhone bis hin zu HomePod und Apple TV, die teurere, aber offensichtlich sichere oder sicherste Variante. Und ich muss zugeben, dass ich mich noch immer an das Verwenden des Sprachassistenten gewöhnen muss. Immerhin stelle ich ab und an jetzt die Heiztemperatur mit Siri ein und ich diktiere immer mehr meine Nachrichten, die ich über iMessage oder Signal verschicke.
Das Thema Datenschutz und DSGVO lässt uns dieser Tage nicht los. Pünktlich nach der Diskussion am 26. November 2019 mit Lutz Becker und Gunnar Sohn im Rahmen der Next Economy Open zu DSGVO und die Auswirkungen auf das Marketing ist jetzt eine Studie der Universität Göttingen im Auftrag des Bundesministeriums für Justiz und Verbraucherschutz veröffentlicht worden. Die Wissenschaftler haben 35 Onlinedienste, darunter Online-Shops wie Amazon und Zalando, soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und YouTube, Messenger wie WhatsApp und Signal, Suchmaschinen wie Google und DuckDuckGo, Bewertungsportale, News-Seiten, E-Mail-Anbieter und Webseiten von großen Unternehmen, geprüft.
Gerd Billen, Staatssekretär Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz, kommentiert die Ergebnisse aus meiner Sicht zutreffend:
Die Ergebnisse sind ermutigend und ernüchternd zugleich. Ermutigend ist: Die Datenschutz-Grundverordnung hat praktische Verbesserungen für Verbraucherinnen und Verbraucher gebracht. Bessere Information, mehr Transparenz und Wahlfreiheit lassen sich gut umsetzen. Die Studie zeigt Beispiele, wie Vorgaben der DSGVO praktikabel erfüllt werden können. Der Nebel lichtet sich.
Ernüchternd ist: Nicht ansatzweise alle Dienste haben die DSGVO umgesetzt, und dies schon gar nicht vollständig. Während einige untersuchte Onlineshops bereits viel getan haben, gibt es vor allem bei sozialen Netzwerken und Messengern weiter eklatante Mängel. Die größten Probleme gibt es weiter bei personalisierter Werbung.
Beim Thema personalisierter Werbung schließt sich der Kreis zu den Diskussionen und Beiträgen der vergangenen Tage. heise online, das die Studienergebnisse vorab kommentierte, stellt fest: „Bei allen Diensten gibt es Probleme mit der Datenverarbeitung zu Zwecken der personalisierten Werbung.“ Und da passt die Cookie-Panik, die Werbetreibende derzeit umtreibt, hinzu.
Insgesamt dürften die Ergebnisse nicht überraschen. Mit der DSGVO hat man sich auf eine Reise begeben, die noch lange nicht beendet ist. Es wird weiter kontrolliert, aber auch modifiziert werden müssen.
Die komplette Studie kann hier heruntergeladen werden. Hier sind auch die Details zu den einzelnen Anbietern mit einer entsprechenden Bewertung einzusehen.
Nur ein kleiner Spaß zum Thema, welcher Messenger benutzt wird: heise online hat die Tage berichtet, dass die IT-Abteilung des EU-Parlaments den Einsatz der Desktop-Version des von Edward Snowden empfohlenen Messengers Signal auf Rechnern untersagt hat. Stattdessen wurde WhatsApp empfohlen. Wir haben auch bei #9vor9 kommentiert. Unterdessen ist man zurückgerudert, hat die Empfehlung zu WhatsApp zurück genommen, prüft Signal (was dauern wird) und empfiehlt Jabber …
Danke an die Redakteure von heise, dass wenigstens sie solche Themen immer wieder aufgreifen! Sie haben auch ein Umfrage online gestellt, bei der man angeben kann, welchen Messenger man benutzt. Sicher nur ein Spaß und nicht repräsentativ, aber trotzdem. Ich hätte nur noch Multiple Choice-Fragen erlaubt, denn ich habe zum Beispiel Signal (mein Favorit), Threema und Telegram installiert – die neue Realität, wenn man WhatsApp nicht nutzen will, sind mehrere Messenger, die man im Blick haben muss.
Und nochmals zum Abschluss ein Zitat aus dem Artikel, denn auch viele meiner Bekannten, Freundinnen und Freunde ignorieren es noch immer und haben weiterhin nichts zu verbergen:
Es ist bekannt, dass bei WhatsApp trotz der Verschlüsselung Metadaten zum Mutterkonzern Facebook wandern, etwa Standortdaten, Telefonnummer und Profilfotos.
Und wieder die wöchentlich kuratierten Nachrichten und Berichte aus der digitalen Welt und der Welt des Marketings.
CMO wird zum Datenflüsterer …
Man kann ja kaum einen Beitrag zum Thema Marketing lesen, ohne dass Data oder data-driven vorkommt. Da passt das kommende Zitat. Der CMO wird laut Lucy Koch auf eMarketer zum Datenflüsterer:
Once a position focused on blind creative and top-of-funnel executions, the role of the CMO has evolved to that of a data whisperer. Striking a balance between art and science is key to providing real-time strategic results that enable internal collaboration and external execution.
Und passend eine vielsagende Statistik von SalesForce zum Thema Daten im Marketing: Im Durchschnitt nutzt eine Marketingabteilung 14 Datenquellen. Es sollen 45 werden. Herzlichen Glückwunsch.
The average marketing organization currently uses 14 data sources, and that number grows by about 20% year-over-year. By 2025, we should expect to see brands using 45 data sources, on average, if this trend continues.
Doch noch vor mangelhafter Qualität hat man Bedenken wegen Datenschutz und ist unsicher. Alles Hürden für datengetriebenes Marketing.
Künstliche Intelligenz noch nicht reif für den Einsatz im Marketing?
Nicht verwunderlich: Die Mehrzahl der Befragten will Künstliche Intelligenz einsetzen, vor allem zur Personalisierung. Doch es gibt auch Bedenken: Nur 15 Prozent der befragten Experten halten die Technologie derzeit für ausgereift genug, um sie im Marketing produktiv einsetzen zu können.
Kay-Volker Koschel und Claudia Buschkamp von Ipsos plädieren in ihrem Beitrag für eine Kombination, ja Integration von künstlicher Intelligenz und menschlicher Intelligenz bei der Datenanalyse und Kuration. Sie haben fünf Bereiche herausgearbeitet, in denen der Mensch mit seinen Soft Skills und seiner Empathie punkten kann.
Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass sowohl die künstliche als auch die menschliche Intelligenz bei der Datenanalyse und Kuration einen einzigartigen und komplementären Wert haben. KI hilft uns, die riesigen Datenmengen zu scannen, zu sortieren sowie Themen und Cluster zu synthetisieren. Die menschliche Kuration fügt Bedeutung hinzu, identifiziert Chancen und ermöglicht die Aktivierung der Insights durch inspirierendes oder provokantes Storytelling.
Oder wie drückt es Polly Kay von English Blinds aus:
Martech is only of value when overseen by knowledgeable marketers because martech can provide insights and assist with the execution of campaigns, but it can’t do the thinking for you.
Und schließlich noch ein Beitrag zu Live Streaming im B2B-Umfeld, den ich natürlich angesichts des IBM Livestudios, von #9vor9 oder des Acoustic Studio zitieren muss. Kaya Ismail geht in seinem Beitrag auf CMSWire auf die Möglichkeiten von Live Streaming-Formaten ein. Noch würden viele Marketingmanager nicht auf den Zug aufspringen, obwohl die Ergebnisse positiv seien. Stacy Nawrocki von Watson Media and The Weather Company bei IBM definiert es treffend.
Live streaming is a type of video broadcasting that enables enterprises to handle internal and external communications in real-time, at scale, and across the globe.
Live Streaming fördere Interaktion und Engagement und sei – weil eben live – authentischer und glaubwürdiger, so Ismail. Unterschreibe ich natürlich alles
[Im Beitrag darf LinkedIn Live als Hoffnungsträger für Live Streaming im B2B-Umfelkd wieder nicht fehlen. Ich bin gespannt und warte auf die Verfügbarkeit in Deutschland, um auch diesen Kanal auszutesten.]
Für Unternehmen: „Whatsapp wird zum kostenpflichtigen Eins-zu-eins-Dialog-Tool“
WhatsApp als Marketingkanal, das Thema wurde vor einiger Zeit gerade auch von Agenturen „gehyped“. Dann kam aber die Ansage von Facebook, den Versand von Newslettern noch in diesem Jahr rigoros zu unterbinden und ab 7. Dezember rechtlich bei Verstößen vorzugehen. Was tun, besonders dann, wenn man schon einen Abonnentenstamm aufgebaut hat. Diesem Thema widmet sich ein Beitrag auf OMR, in dem auch nach Alternativen gesucht wird.
Für mich interessanter sind die Aussagen, „dass Facebook Whatsapp im Unternehmenskontext eher als Werkzeug zur Kundenkommunikation und CRM-Tool etablieren“ und darüber Geld verdienen wolle. Das geschieht über sogenannte Notifications, bei denen Unternehmen, die in Whatsapp ein Business-Profil haben, mit Kunden über Bestellungen, Lieferungen oder ähnliche Themen kommunizieren können. Beginne der Nutzer die Kommunikation, sei das sei 24 Stunden kostenfrei. Danach könne es Unternehmen zwischen 6 und knapp 8 Cent pro Notification kosten. Der Artikel auf OMR geht dann noch alternative Plattformen ein, die das Marketing nutzen könnte.
Und wieder einige kuratierte Beiträge aus der Marketing- und Digitalwelt:
MarTech-Stack in Deutschland: Auf dem Weg zum offenen Ökosystem
Etwas verspätet bin ich auf den Mitte des Jahres veröffentlichten Marketing-Tech-Monitor Deutschland 2019 gestoßen, der hier gegen Registrierung heruntergeladen werden kann. Rund 500 Marketingleiter und -vorstände sowie Leiter Digitalmarketing/Onlinemarketing aus dem im Raum DACH wurden befragt. Für mich besonders interessant, das die Mehrzahl auf offene Lösungen, ein interoperables Ökosystem setzen will:
Für die Zukunft geben nur noch 13 Prozent der Unternehmen an, auf eine Full-Stack-Walled- Garden-Lösung setzen zu wollen. Individuelle Strategien beim Aufbau eines Technologie-Stack sind das Gebot der Stunde für jedes dritte Unternehmen (61 %). Hauptursache und Treiber für diesen Drang in Richtung Unabhängigkeit von GAFA: 81 Prozent streben vollständige Daten- und Prozesstransparenz sowie maßgeschneiderte Algorithmen an.
Nach dem EuGH -Urteil: Digitale Werbung mit der Einwilligung der User zu verknüpfen
Einen bemerkenswerten Beitrag hat Jochen Schlosser zum Cookie-Urteil des EuGH geschrieben. Endlich Klarheit nach zehn Jahren: eine Einwilligung muss auch eine Einwilligung und nicht ein vorangekreuztes Häkchen sein. Und natürlich geht sofort wieder das Geheule los. Was heißt das nun? „Weniger Daten für Marketing und Vertrieb? Weniger Treibstoff für die Digitalbranche?“, unkt Jochen Schlosser. Er plädiert dafür, nicht hysterisch zu werden und stattdessen den Weg weiter zu gehen, digitale Werbung mit der Einwilligung der User zu verknüpfen.
Er plädiert dabei für das „Transparency and Consent Framework“ des IAB und sogenannte Consent Management Plattformen, über diedie nötigen Informationen und expliziten Zustimmungen der User gesammelt und geteilt werden sollen, vor allem aber für die User transparent sein:
Das Rahmenwerk wird sicherstellen, dass Online-Dienste den Verbrauchern volle Transparenz und Kontrolle darüber geben, wer ihre Daten im Zusammenhang mit Werbung verarbeiten darf und für welche Zwecke.
Ein interessanter Ansatz, den es mit kritischer Aufmerksamkeit zu verfolgen gilt. Ist Otto:ine Normalverbraucher:in so in der Lage zu verstehen und zu verfolgen, wer ihre:seine Daten hat?
Und wieder einmal verweise ich auf die Acoustic Benchmark-Studie 2019: Durch DSGVO können die Ergebnisse durchaus besser werden, auch wenn in der Masse weniger User erreicht werden.
Erschreckend: Bestellungen nur noch über Smart Speakers?
Und hier das Ergebnis einer Studie des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen, das über 1.000 Besitzer und Nutzer eines Smart Speakers befragt hat:
77 Prozent können sich zudem vorstellen, in naher Zukunft manche ihrer regelmäßigen Einkäufe beziehungsweise Bestellungen komplett durch einen Voice Assistant organisieren zu lassen.
Der Mainframe als Gral des Datenschutzes – auch im und für das Marketing?
Das Thema Datenschutz und DSGVO beschäftigt uns nicht erst die letzten Tage intensiv. Es ist ein Dauerbrenner hier im Blog. Zum Thema bin ich bei CMSWire auf einen Beitrag von David Roe gestoßen, der sich detaillidert mit der GDPR (=DSGVO), mit Initiativen in den USA bis zum Data Transfer Project beschäftigt, das einen sicheren Austausch von Daten ermöglichen soll. Gegen Ende seinen Beitrags geht dann Roe auf Technologien ein, die Data Privcay unterstützen … und nennt die IBM z15, die neue Generation des Mainframes der IBM. Das muss ich natürlich hier im #CMOKurator aufgreifen:
Finding a Tech Solution to Data Privacy
…, IBM announced the release of IBM z15, a new enterprise platform delivering the ability to manage the privacy of customer data across hybrid multicloud environments.
According to Big Blue, with z15, enterprises can manage who gets access to data via policy-based controls, with an industry-first capability to revoke access to data across the hybrid cloud.
The release of this platform is driven by the knowledge that the movement of data between partners and third parties is often the root cause of data breaches. In fact, 60% of businesses reported they suffered a data breach caused by a vendor or third party, according to the Ponemon and Opus 2018 Data Risk in the Third-Party Ecosystem: Third Annual Study. With the growing adoption of hybrid multicloud environments, the importance of maintaining data security and privacy only grows more acute and challenging.
Ich werde versuchen, dazu auch noch ein Gespräch mit einem Experten der IBM dazu führen, ob und wie die z15 gerade dem Marketing beim Datenschutz helfen kann.
Marketing heute: Menschliche Empathie und Wissen müssen Daten und Analysen ergänzen
Zum Abschluss möchte ich noch einen Tweet zitieren. Michelle Madden von Bain & Company hat folgende, sehr treffende Aussage beim Launch von Acoustic am 3. Oktober in New York getroffen:
“Data is not knowledge. We mistake having so much data on our customers for having knowledge about our customers. But the whole humanness of marketing needs to come back in and be valued – use it to supplement the data we're collecting.” – Michelle Madden, Bain & Company pic.twitter.com/Oabz3k9svf
Facebook schaltet jetzt nach und nach die „Clear History“-Funktion frei. Darüber können Anwender nachschauen, was der Konzern beispielsweise durch Facebook-Pixel über Besuche und Klicks auf anderen Webseiten weiß. Diese Daten und das Facebook-Profil können künftig voneinander getrennt werden. Dann hätte Facebook weniger Daten, mit den Anwender mit auf dem Surf-Verhalten basierender Werbung adressiert (Targeting) werden können. Google weint, weil Cookies an Bedeutung verlieren und arbeitet an einer „Privacy Sandbox“, über die „so viel Tracking wie möglich, so viel Datenschutz wie nötig“ umgesetzt werden soll. Schön formuliert. Der Druck ist offensichtlich da: Die großen Konzerne müssen sich dem Thema Privatsphäre stellen.
Bei Privatsphäre-Einstellungen gilt das Gesetz der Trägheit
Doch böse gesagt: Wen, besser wie viele Anwender interessiert es denn wirklich? Auf Horizont stellt Klaus Janke fest, dass bei Privatsphäre-Einstellungen das Gesetz der Trägheit gelte: „Jeder zusätzlich notwendige Klick bremst den Drang, Tracking zu unterbinden, Daten zu löschen oder Cookies zu blockieren.“ Wohl wahr. Wahrscheinlich noch schlimmer.
Viele machen sich um Datenschutz gar keine Gedanken. Manche reden gerne drüber, wie wichtig Privatsphäre ist. Doch: „90 bis 95 Prozent der Nutzer klicken die Cookie-Laschen direkt mit einem ‚OK‘ weg“, so wird Jan Oetjen, Geschäftsführer von Web.de und GMX zitiert. Und wenn die wenigsten die Datenschutz-Ausführungen auf den Webseiten mal öffnen, werden sie das dortige Kauderwelsch wahrscheinlich eh nicht verstehen. Liest man das, so verkommen die Ankündigungen um „Clear History“ und „Privacy Sandbox“ zu einem mehr oder weniger symbolischer Akt.
Bei den meisten ist es nicht weit her mit Verständnis von Datenschutz
Also sprach der Datenschutzbedenkenträger: Schutz der eigenen Daten hört sich gut an, die meisten nicken, doch weit her ist es damit bei den meisten nicht. Das reicht vom einfach so mal akzeptieren von Cookies bis zum Nutzen von Programmen, die weniger datenhungrig sind. Chrome bleibt der beliebteste Browser, Google dominiert die Suche. Da kann es Firefox als Browser oder andere Suchmaschinen wie DuckDuckGo oder Qwant geben. Wissen wenige. Nutzen noch weniger. Kümmert die wenigsten. Oder wer denkt daran, einfach regelmäßig seinen Cache im Browser zu löschen, das gar automatisch beim Schließen des Browsers zu tun? Man könnte als Anwender selbst mehr tun, wenn man nur wollte, nicht zu bequem wäre und es wüsste. Und es verständlich erklärt würde.
Die Diskussion um mehr Privatsphäre ist in vollem Gange. Gerichtsurteile und gesetzliche Regularien sind anhängig und in Diskussion von der möglichen Verpflichtung, Seitenbesucher explizit um Erlaubnis zu bitten, wenn Daten über den Facebook-Like-Button (oder andere Social-Plug-ins) weitergegeben werden bis zur geplante E-Privacy-Verordnung mit harten Opt-in-Regelungen. Beides könnte Werbetreibenden weh tun.
Geht Transparenz beim Daten sammeln?
Es bleibt der durchaus berechtige Wunsch und Wille der Werbeindustrie und der Marketingabteilungen, potentielle Kunden personalisiert aufgrund seines wahrgenommenen Interesses mit Anzeigen und Informationen zu adressieren. Man will weiter Geld verdienen. Die Frage ist, wie transparent und persönlich das Sammeln und Nutzen von Daten künftig einerseits geschieht und wie verständlich man das Thema den Anwendern erklärt oder erklären will. Die technologische Entwicklung geht parallel dazu weiter. Schon werden Konzepte zum „Cookie-less Tracking“ diskutiert und konzipiert.
Die Grundsatzfrage wird aber bleiben. Kann man einen gangbaren Kompromiss zwischen Datenschutz und Privatsphäre auf der einen und dem Sammeln von Daten und personalisierter Werbung auf der anderen Seite finden?
P.S. Übrigens bekenne ich mich in mancher Beziehung auch schuldig beziehungsweise bin durchaus auch ein zu bequemer Anwender. Ich muss auch mal wieder den Cache meines Firefox-Browsers und die Cookie-Daten löschen. Bequemlichkeit hin, Datenschutz her.
Die Überschriften und Kommentare sind hämisch: Gericht zerpflückt Vorwürfe des Kartellamts gegen Facebook, Kartellamt kassiert Niederlage gegen Facebook … Dabei ist es eine Niederlage für den Datenschutz: Das Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf hat die Anordnungen des Bundeskartellamts au0er Kraft gesetzt. Das Kartellamt hatte im Februar (endlich) entschieden, dass Facebook seine Marktmacht missbrauche, wenn es die Nutzerdaten, die über die Tochterfirmen Whatsapp und Instagram sowie über fremde Webseiten gesammelt werden, zu einem Profil zusammenfügt – und vermarktet. Man forderte von Facebook, dass Anwender explizit zustimmen müssten und dies binnen eines Jahrs umzusetzen.
Genau das hat das OLG jetzt ausgehebelt. Dort sieht man – so die Begründung – “ keinen relevanten Wettbewerbsschaden und auch keine wettbewerbliche Fehlentwicklung“. Auch das Thema Marktmacht wird negiert. Selbst wenn Facebook gegen Datenschutzregeln verstoße, habe das ja nichts mit Wettbewerbsrecht zu tun. Also sei das Kartellamt gar nicht zuständig. Volle Breitseite also. Kartellamts-Chef Andreas Mundt sieht das anders: Daten seien heute und in Zukunft ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Das Kartellamt geht jetzt vor den Bundesgerichtshof.
Schafft die Macht über Daten also Monopole? Gibt es gar Kartelle? Gesunden Menschenverstand oder gar Marktkenntnis spielen keine Rolle. Vor Gericht und auf hoher See …
Vor meinem Urlaub habe ich noch einen Artikel von Robert Linder in der Frankfurter Allgemeinen vom 20. Juli unter dem Titel „Unter dem Radar“ gelesen. Er beschäftigt sich darin damit, dass die großen Tech-Konzerne Google, Amazon, Facebook und Apple derzeit in Washington nicht sehr gut gelitten sind. Sogar von Zerschlagung wird gesprochen.
Nur ein Unternehmen bleibt außen vor, fliegt quasi „unter dem Radar“: Microsoft. So habe ich es selbst auch im Januar 2019 formuliert:
Fast unbemerkt unter dem Radar fliegt Microsoft dahin und geniesst gerade auch in Deutschland vergleichsweise großes Vertrauen und das obwohl auch das Redmonder Unternehmen Dreck am Stecken zu haben scheint. Ein Grund dafür ist sicher, dass ein großer Teil der Presse – Ausnahme der heise-Verlag – einfach nicht oder nur wenig darüber berichten: Microsoft bekam für die Datenübermittlung im Betriebssystem Windows 10 an Microsoft-Server den Big Brother-Award wurde. Seit Jahren gibt es immer wieder Sicherheitslücken in den Produkten. Windows mit der Version 10 war erneut in 2018 kein Ruhmesblatt. Office 365 verletzt EU-Recht und sammelt massiv Daten, was in Deutschland kaum registriert und verbreitet wurde. LinkedIn, bei dem es auch in 2018 mindestens einen Vorfall gegeben hat, lasse ich hier einmal außen vor.
Satya Nadella, der Microsoft CEO, hat das Unternehmen neu positioniert, ist erfolgreich im Cloud-Geschäft und gebärdet sich bescheidener als zu Zeiten eines Steve Ballmer. Clever. Chapeau. Aber für mich gehört Microsoft unbedingt auf die Watchlist GAFAM mit Google. Apple, Facebook, Amazon und eben Microsoft. Treffende Analyse, aber leider scheint der Kommentar nicht mehr online verfügbar zu sein und ist über Blendle auch nicht mehr verfügbar. Schade. Hätte ihn gerne verlinkt. Wer ihn findet: Trage den Link gerne nach.