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Social Media-Splitter: Noch nie waren die Anstrengungen in den USA und der EU so groß, die GAFA(M) Plattformen zu regulieren

23. Dezember 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Zum Jahresende doch nochmals einige Social Media-Splitter, denn es tut sich derzeit eine Menge, zumindest in der Diskussion. Ob wirklich etwas passiert oder es nur Theaterdonner ist, das werden wir sehen. Facebook und Apple. In den USA gehen, Justizminsterium, Bundesstaaten und Gerichte gegen Facebook und Google vor. Google wird Monopolbildung vorgeworfen. Man benachteilige Wettbewerber in der Internetsuche und beim Werbegeschäft. Natürlich stoßen die Wettbewerber von Google wie unten DuckDuckGo* auch in dieses Horn und fordern gleiche Chancen:

Auch Facebook sieht sich in den USA mit mehreren Kartellklagen konfrontiert. Die Federal Trade Commission (FTC), die zweite maßgebliche Kartellinstanz in den USA fordert konkrete und sehr drastische Sanktionen. Neben Google und Facebook sind auch Amazon und Apple im Visier amerikanischer Kartellbehörden, Apple wegen der Provisionen, die von App-Entwicklern verlangt werden. Was ist denn da los, fragt man sich. Lediglich Microsoft scheint außen vor …

Auch die EU ist aktiv geworden und will die Macht der Konzerne einhegen, „Wir akzeptieren die Machtstellung der großen Plattformen nicht mehr so einfach“, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kürzlich zur ZEIT. Mit dem Digital Markets Act will man sicherstellen, dass die großen, dominanten Tech-Konzerne ihre Marktposition nicht missbrauchen. Geldstrafen von bis zu 10 Prozent des globalen Jahresumsatzes sollen bei Verstößen möglich sein. Wir formulieren es Martin und Simon sio treffend in ihrem (kostenpflichtigen, aber sehr empfehlenswerten) Social Media Watchblog #691: Die halbe Welt legt sich mit Big Tech an.

Eine Handvoll Konzerne sind mächtiger als viele Regierungen – die jahrelang dabei zugesehen haben, wie demokratisch legitimierte Institutionen ihren Einfluss ans Silicon Valley verlieren. Die Politik war schlicht zu langsam und schwerfällig, um mit den Folgen der Digitalisierung Schritt zu halten.
Allmählich ändert sich das. Ende 2020 kulminiert eine Entwicklung, die sich schon länger abgezeichnet hat: Parlamente wollen den Plattformkapitalismus mitgestalten. Die aktuellen Gesetzesvorhaben und Kartellklagen könnten das Netz neu ordnen und Machtverhältnisse grundlegend verschieben.

Die halbe Welt legt sich mit Big Tech an, Facebook vs. Apple: Der Datenschutzstreit eskaliert, Facebook und Twitter nehmen Wahl-Maßnahmen zurück

Das ausführliche Briefing der beiden sei ausdrücklich empfohlen. Halten wir fest: Noch nie vorher waren Dinge so in Bewegung. Wie erfolgreich EU , USA und die anderen Ländern aber sein werden, wird man sehen. Vor allem aber – und darauf macht Patrick Bernau in seinem Kommentar in der FAZ aufmerksam – genügt es nicht, nur zu regulieren:

Die EU macht aus dem Internet ein „ebenes Spielfeld“, wie sie es gern nennt. Jetzt muss Europa aber auch selbst darauf mitspielen. …

Es reicht nicht, die Konzerne anderer Länder zu bändigen. Es müssen auch neue Unternehmen ihren Platz einnehmen wollen.

DSA und DMA reichen nicht: Europa muss Google Konkurrenz machen

Kann Facebook eigentlich überhaupt noch zerschlagen werden?

Auch wird sich die Hoffnung von manch einem auf eine Aufsplittung der Konzerne, beispielsweise von Facebook wahrscheinlich zerschlagen, wie Martin und Simon im vorhergehenden Briefing #689 darstellen. Facebook habe die verschiedenen Tools, Facebook, den Facebook Messenger, Instagram und WhatsApp unterdessen technisch derart verwoben, dass es schwierig werde könnte, sie wieder zu entflechten. Doch bleiben wir optimistisch, dass sich Dinge vielleicht doch ändern können.

Michael Kroker hat in seinem Wirtschaftswoche-Blog nochmals die beeindruckenden und erschreckenden Zahlen veröffentlicht: Alle vier Dienste hatten demzufolge im 3. Quartal 2020 3,2 Milliarden Nutzer:innen im Monat:

Ebenso selbstredend das Wachstum an Nutzer:innen, das WhatsApp und Instagram seit über der Übernahme durch Facebook hingelegt haben:

Explizite Zustimmung zur Nutzung der Nutzerdaten – Das mag Facebook nicht

Seit iOS 14.3 wird im Apple App Store angezeigt, welchen Daten von einer App möglicherweise erfasst und mit der eigenen Identität verknüpft werden. Amazon hat bisher keine Angaben gemacht … Laut Apple muss der Entwickler beim nächsten Update entsprechende Informationen bereitstellen.

Doch mögen sich ironischerweise auch zwei der GAFAM-Konzerne nicht besonders. Facebook ist im Clinch mit Apple, Mark Zuckerberg mit Tom Cook. Facebook is nicht „amused“ über die geplanten neuen Funktionen von iOS 14, wodurch transparent gemacht werden soll, welche Daten der Nutzer die jeweiligen Apps und Dienste wie verwenden. Und dann gar noch eine notwendige explizite Einstimmung der Nutzer:innen, ein Opt-in, dass ihre Daten verwendet werden dürfen. Bisher muss man aktiv widersprechen, wenn man nicht getrackt werden will. Ich gebe zu, dass ich diese Auseinandersetzung mit einem mehr oder weniger breiten Grinsen verfolge.

Noch zwei weitere Nachrichten, die ich erwähnen will. Facebook hat wohl vor Jahren eine Vereinbarung mit Google getroffen, wonach Google Zugriff auf die WhatsApp-Inhalte von Millionen US-amerikanischer Anwender:innen hatten, die ihre Inhalte auf Google Drive gesichert haben. Schlimm genug.

Und Twitter will wohl Periscope, die Live-Streaming-App von und für Twitter, einstellen. Nutzer sollen danach Livestreams über die Haupt-App von Twitter gesendet werden können. Schauen wir mal, wie sich das entwickelt. Betrifft mich/uns ja auch bei zum Beispiel bei #9vor9.

(Stefan Pfeiffer)

* Ich nutze zur Suche DuckDuckGo oder auch Qwant und verzichte zu 99 Prozent auf Google. Die Suche rufe ich nur auf, wenn ich etwas wirklich nochmals gegenchecken möchte. Geht.

Reingehört in das #TechBriefing: Apple, die 2 Billionen und „the next big thing“

30. August 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Eben gerade mal reingehört in das #TechBriefing von Daniel Fiene zu Apple (Link führ zu … Apple Podcasts). Und deshalb einige Stichpunkte:

  • Seit Jahren reden und schreiben Journalisten, dass Apple nicht (nach dem iPhone) „the next big thing“ bringt und dass „it just works“ nicht mehr genüge. Hört man den Podcast, so könnte das nächste große Ding die Augmented Reality-Brille von Apple sei, die demnach nicht so weit weg ist (2022 ??). Ich gehe durch die Stadt und die Brille blendet mir jeweils relevante Informationen ein. Der Headup Display für den Menschen, kontextsensitiv.
  • Das iPhone ist weiter die wichtigste Einnahmequelle, aber Cook baut die Services konsequent weiter aus: Apple TV, Apple Music, News, Pay …
Alle Rechte bei ThePioneer – https://news.gaborsteingart.com
  • Apple (und Google) werden den Streit mit epic und seinen Verbündeten gewinnen, so die Aussage im Podcast. Dann werden die 30 Prozent Provision weiter fließen. Die Prognose von Fiene & Co.: Apple und Google sind zu mächtig, als dass man sich gegen sie durchsetzen kann.
  • Wird Apple langfristig ein Gesundheits- und Pharmakonzern? Die Apple Watch ist schon ein Gesundheitstracker. Weitere Sensoren kommen wohl hinzu (Analyse von Schweiß u.v.a.). Man kann prognostizieren, dass Apple das dann auch monetarisiert.
  • Liest man all das, dann bleibt derzeit fast nur ein großes Risiko: China. Wenn Trump so weiter macht, Tiktok und Wechat im Apple Store verbietet, könnten die iPhone-Umsätze in China einbrechen: 95% der chinesischen iPhone-Nutzer würden die Apple-Plattform verlassen, wenn WeChat verboten wird, so eine Umfrage.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Couleur auf Pixabay

Die Digitale Souveränität Europas – Im Klammergriff zwischen China und den USA

27. August 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Schaut man sich das Gebaren von Herrn Trump auf der einen Seite und den Anspruch von China nach technologischer Führung auf der anderen Seite an, so kann man als Europäer nur besorgt sein. In Deutschland sind potentielle Kronjuwelen wie Kuka nach China verkauft worden und Knowhow und Arbeitsplätze wandern nun auch in das Reich der Mitte. Wie überraschend. Immerhin wollen die deutsche Bundesregierung und die EU jetzt wohl die Übernahme strategisch wichtiger deutscher Firmen aus dem EU-Ausland erschweren.

Lange war die chinesische Wirtschaft
für ihre Führerschaft im Kopieren
bekannt, jetzt ist der Anspruch ein
anderer: China will die Technologie-
führerschaft übernehmen.

Daniel Fiene im The
Pioneer Tech Briefing vom 5.8.2020

Spielt Europa im Bereich Technologie und Digitalisierung überhaupt noch eine nennenswerte Rolle oder zerfasern wir wieder in nationalstaatliche Soloaktivitäten, die eh zum Scheitern verurteilt sind?

Auf heise online bin ich auf einen Kommentar von Felix von Leitner* gestoßen, der wie viele andere Kenner der Szene mehr digitale Souveränität anmahnt. Er fordert konkretes Handeln in zwei Bereichen ein, der Chipproduktion und in der Unterstützung von Firefox als verbliebenem freien Browser, der durch die neue Programmiersprache namens Rust nun eine entsprechend sichere Architektur umsetzen wollte – bis jetzt aus finanziellen Gründen 250 Mitarbeiter entlassen wurden. Unterdessen haben die Entwickler der bei Mozilla entstandenen Programmiersprache Rust beteuert, dass die Entwicklung nicht durch die Entlassungen gefährdet sei. Trotzdem oder gerade deswegen sind die Forderungen von Felix erwähnens- und bedenkenswert:

Und wenn es die EU mit digitaler Souveränität ernst meint, müsste sie bei Hard- und Software handeln. Die beste Variante wäre, wenn sie eine 7-nm-Chipfertigung aufbaut, oder am besten gleich auf 5 nm gehen. …

Auf Softwareseite sähe ich unser Geld gerne in einer zweckgebundenen Spende an Mozilla investiert. … Wir haben schon mehrere Züge völlig ohne Not abfahren lassen. Wenn wir jetzt nicht aufspringen, ist auch der letzte Zug abgefahren, und Europa wird in Zukunft keine Rolle mehr spielen außer als Markt für Produkte aus dem Ausland. Das Ende von Verbrennungsmotoren ist seit Jahren absehbar. Das Ende von Chips und Webbrowsern nicht. Wir sollten auch entsprechend investieren.

Kommentar: Digitale Souveränität zum Schnäppchenpreis – von Europa und Mozilla | heise online

Tja, ich habe meine Zweifel, dass „die Politik“, die EU entsprechend handeln wird. Weder bei den Chips, noch bei Firefox. Dabei wäre pragmatisches Handeln sehr wohl und sehr schnell wie im Falle Firefox und Mozilla möglich, doch dies ist nicht so öffentlichkeitswirksam wie Prestigeprojekte wie Gaia-X. Die Bundesregierung, die Ländern und die EU schaffen es einfach nicht, beispielsweise die öffentlichen Verwaltungen auf Firefox zu standardisieren oder sich hinter ein Projekt wie Libre Office – und damit Open Source – zu stellen. Wäre vergleichsweise einfach, ist aber nicht spektakulär und man kann sich sehr simpel mit der föderalen Struktur Deutschlands und Europas raus reden.

Der gesamte Beitrag von Felix von Leitner sei ebenso empfohlen wie der erhellende Beitrag und auch der Podcast von Daniel Fiene zu Chinas Anspruch auf Technologieführerschaft.

Die vorgegebenen Rahmenbedingungen der Planwirtschaft sind technologischer geworden. Danach richtet sich die ganze Wirtschaft. Chinas Anspruch ist Weltmarktführer in den Bereichen Silicon Chips, Künstliche Intelligenz, Quantum Computing oder beim neuen Wunderstoff Graphen zu werden.

Dr. Robin Tech zitiert nach The Pioneer Tech Briefing vom 5.8.2020

* heise online bezeichnet Felix von Leitner als Hacker alter Schule. Wikipedia bezeichnet ihn als deutschen IT-Sicherheitsexperten und IT-Unternehmers, Spitzname Fefe

** Die etwas andere Chipfertigung im Bild von Marcelo Kato auf Pixabay

Lesezeichen: Der heutige kalte Tech-Krieg ODER kann Europa eine Alternative zu GAFAM und China bauen

13. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Für Adrienne Fichter wird 2020 zum Schicksals­jahr. Sie hat auf der Schweizer Plattform Republik eine lesenswerten Beitrag über Schlüsselereignisse diesen Jahres geschrieben. Der California Consumer Privacy Act (CCPA), eine Lightversion der Datenschutz-Grund­verordnung (DSGVO), wird in Kalifornieren umgesetzt und hat Strahlkraft wird in gesamte USA hinein. Und natürlich stehen in besagten USA die Präsidentschaftswahlen. Schließlich tritt in China das Social-Scoring-System landesweit in Kraft.

Drei Systeme konkurrieren demzufolge miteinander. Der Kalte Krieg setze sich im 21. Jahrhundert in der Netzpolitik fort:

Je mehr Staaten sich der diktatorischen Variante zuwenden, desto mehr Macht gewinnt China. Mehr digitaler Protektionismus gekoppelt mit unreguliertem Daten­kapitalismus auf der Welt spielt Donald Trump in die Hände. Mehr Netzdemokratie der EU und ihren Verbündeten.

Der kalte Tech-Krieg – Republik

In den USA wird über eine Zerschlagung der US-amerikanischen Plattformen diskutiert. Wahrscheinlich nur diskutiert, denn Donald Trump ist sicher kein Freund einer solchen Zerschlagung. In Europa denkt man über eigen Plattformen und über stärkere Regulierungen nach, wahrscheinlich viel zu lange. Und China wie auch Russland schotten ihr Netz vom freien Internet ab.

Die Macht der Plattformen

Ja, China beginnt sogar auf der Plattform-Ebene mit TikTok anzugreifen, sicher noch ein erster Versuch, aber bemerkens- und beobachtenswert angesichts der derzeitigen Dominanz der GAFAM-Konzerne und -Plattformen von Google, Apple, Facebook, Amazon und Microsoft. China tritt eindeutig mit entsprechend ehrgeizigen Zielen in den Wettbewerb zu den USA.

Adrienne Fichter sieht drei Visionen: ein Netz des Datenkapitalismus, ein überwachtes Netz oder ein wesentlich von Europa getriebenes bürgerorientiertes Netz. Wo meine Sympathien liegen, ist klar. Jedoch habe ich (leider) Zweifel, dass Europa schnell die notwendigen Entscheidungen trifft und dann die entsprechende Geschwindigkeit aufnimmt, um ein valides Gegengewicht zu den GAFAM-geprägten USA und dem aufstrebenden roten TicToc-enden Stern zu bilden.

Europa und die EU scheinen doch eher von nationalen Interessen geprägt. Man schaue sich nur die Auseinandersetzung um die ePrivacy-Verordnung an. Außer der SAP gibt es keinen europäischen Technologiekonzern, der unter den Top-Technologienanbietern mitspielt, geschweige denn den Anspruch hat, eine Plattformalternative zu sein. Und ob Frankreich und Deutschland willens und in der Lage sind, eine europäische Plattform, eine auf Open Source basierende Alternative zu bauen, die eine entsprechende, kritische Masse an Nutzern erreicht, ist mehr als fraglich.

Europa: Große Sprünge wären notwendig

Die technologische Kompetenz scheint in Europa durchaus vorhanden zu sein. Ideen wie beispielsweise Chat over IMAP im Bereich Messaging gibt es. Doch macht gemeinsame Innovation in Europa nicht gerade große Sprünge. Und wenn, versucht man national zu springen und das können wahrscheinlich nicht die weiten Sprünge werden, die notwendig wären.

Die Regierungen der beiden Staaten müssten es aber jetzt wollen, finanzieren und treiben, schnell und mit so wenig Eitelkeiten wie nur möglich. Nur scheinen die Mechanismen in Europa, zwischen Frankreich und Deutschland wohl nicht so zu sein, dass der notwendige Schwung aufgenommen und beibehalten wird. Schade.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von andreas N auf Pixabay

Kurz zitiert: Privatsphäre soll hinter gesamtgesellschaftlichen Zielen zurückstecken – Kaum Unterschied zwischen amerikanischer Digitalbranche und chinesischem Staatskapitalismus?

10. Juli 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Peter Altmaier ist im Silicon Valley und die FAZ hat einen Bericht darüber veröffentlicht, über die deutschen Bedenkenträger:

Das Individuum mit seiner Privatsphäre soll hinter gesamtgesellschaftlichen Zielen zurückstecken: Letztlich unterscheidet sich die amerikanische Digitalbranche mit dieser Haltung kaum noch vom chinesischen Staatskapitalismus. „Es wird zwei KI-Welten geben“, sagt Pascal Finette, auch er ein Gründer und Investor mit deutschen Wurzeln. Spannend sei nun, wem sich die Afrikaner anschließen würden. Deutschland und Europa hat er abgehakt – Bedenkenträger eben.

über Altmaier im Silicon Valley: „Die Deutschen sagen immer nur: Oh Gottogott!“

Kein so großer Unterschied also zwischen China und der amerikanischen IT-Branche? Die Deutschen, die Europäer spielen demnach eh keine Rolle, weil sie immer bremsen? Unbenommen ist aus meiner Sicht, dass wir zu langsam sind und schlankere Prozesse und Regularien brauchen. Die kritische Haltung zum Thema Datenschutz und Privatsphäre sollten wir jedoch nicht aufgeben, finde ich.

Im Bericht wird auch die Frage gestellt, ob es noch was mit einem deutschen Google werde. Na ja, solange sich „der Staat“ nicht dazu durchringen kann und wird, massiv europäische Lösungen in der Verwaltung einzuführen und zu fördern, wird das nix. Die Diskussion hatten wir ja auch im Livestudio auf der Think at IBM. Da hört man leider keine Aussagen von Herrn Altmaier und Frau Bär.

(Stefan Pfeiffer)

Image by Gerd Altmann from Pixabay

Kein Strom an deutschen Milchkannen: Könnten uns „die Chinesen“ das Netz ausknipsen? Die USA könnten es vielleicht …

26. Februar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Pünktlich zum Beginn des Mobile World Congress in Barcelona – ein Schwerpunktthema 5G – hat Holger Stark in der ZEIT einen Hintergrundbericht zum Geschehen rund um den chinesischen Konzern Huawei veröffentlicht. Eine für mich interessante Lektüre, die das Geschehen der vergangenen Jahre dokumentiert von der Ausspionierung von Huawei durch die amerikanischen Geheimdienste bis zum Labor von zum Huawei, in dem Experten des Bundesamtes für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) jederzeit unangemeldet Komponenten von Huawei prüfen können.

Ein Augenöffner bezüglich Wettbewerbsfähigkeit: Die Wettbewerber  wie Nokia oder Ericsson hinken derzeit wohl mindestens zwei Jahre bei den Kerntechnologien rund um 5G hinter Huawei zurück. Gibt es überhaupt noch deutsche Unternehmen, die in dem Umfeld eine nennenswerte Rolle spielen? Und Huawei hält in dem Sektor wohl 80 Prozent der Patente.

Gefunden hat die NSA bei ihren Operationen „Parody Blowup“ und „Shotgiant“ wohl nichts. Trotzdem bleibt die Angst vor den berüchtigten „Kill Switches“, dem oder den Schaltern, mit denen uns „die Chinesen“ potentiell das Netz ausknipsen könnten. Autonom fahrende Fahrzeuge bleiben stehen, die vernetzte Industrieproduktion bricht zusammen, kein Strom an deutschen Milchkannen und vieles mehr – ein Horrorszenario, das gerade die Kritiker von Huawei an die Wand malen. Doch …

Gegen die berüchtigten kill switches, mit denen komplette Teile des Funknetzes ausgeschaltet werden können, brauchen die Deutschen ohnehin eine andere, größere Lösung als nur eine Lex Huawei. Denn das einzige Land, das bislang nachweislich dabei ertappt wurde, in großem Umfang geheime Implantate in Rechnern zu verstecken, ist nicht China, sondern ein alter Bündnispartner: die USA.

über Huawei: Konzern unter Verdacht | ZEIT ONLINE

Das BSI mit Chef Arne Schönbohm glaubt, dass man Huawei über das erwähnte Labor kontrollieren kann, so dass keine Hintertürchen oder gar „Kill Switches“ in die 5G-Lösungen eingebaut werden könnten. Allein es bleibt zugegebenermaßen ein ungutes Gefühl, auch wenn weder BSI noch britischer und amerikanische Geheimdienste bisher etwas gefunden haben … In Deutschland soll die Entscheidung über Huawei schon bald fallen, so der Bericht.

 

Lesezeichen: Der Populismus holt Amazon in New York ein ODER …

18. Februar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Welch eine populistische Überschrift von Robert Lindner in der FAZ, der andererseits wiederum den Kritikern von Amazon Populismus vorwirft. Er kommentiert, dass Amazon nun doch nicht nach New York geht unter dem Untertitel Eine lautstarke Protestbewegung veranlasst den Online-Händler zu einem abrupten Rückzieher in New York:

Die Kontroverse um Amazon in New York fällt in eine Zeit, in der sich Technologieunternehmen allgemein verstärktem Argwohn gegenübersehen. Gerade Facebook und Google geraten in jüngster Zeit regelmäßig in Erklärungsnot, etwa wegen ihrer Datenschutzpraktiken, ihrer Marktmacht oder wegen der Verbreitung fragwürdiger Inhalte auf ihren Plattformen.

In Amerika ist oft von einem „Techlash“ die Rede, also einer zunehmenden Feindseligkeit gegenüber der Technologiebranche.

über Der Populismus holt Amazon in New York ein – FAZ

Meine 2 Cents:

  1. Sollte es einer „lautstarken Protestbewegung“ gelungen sein, Amazons Entscheidung zu kippen, macht das für Europa und den „Mob“ Mut.
  2. Die martialischen Aussagen des New Yorker Bürgermeisters Bill de Blasio klingen anders (siehe Ende des Beitrags von Lindner). Scheinbar war es auch das Verhalten von Amazon nicht gerade kompromissbereit: If you can make it there, you can make it anywhere …
  3. Das zunehmende Misstrauen gegen die Tech-Riesen ist kein Populismus, sondern hat ernste, nachweisbare Gründe, lieber Robert Lindner. Gerade auch gegenüber Amazon! Diese Überschrift und immanente Bewertung und das in die Ecke stellen von Amazon-Kritikern ist komplett daneben und einem Qualitätsmedium nicht würdig! So auch Ihr Kommentar. Fast glaube ich den Chef-Zwitscherer Donald zu vernehmen:

Denn jenseits der Sachargumente rund um das konkrete Projekt haben sie Amazon allzu pauschal verteufelt. …

Aber ohne Zweifel haben sie unterstrichen, wie einflussreich die wachsende linkspopulistische Bewegung in Amerika geworden ist.

über Die Proteste gegen Amazon werfen eine Frage auf – FAZ

(Stefan Pfeiffer)

#9vor9: Keine schnellen oder zumindest zügigen Antworten auf Facebook und die „Big Five“

5. Februar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Das alte Ehepaar* Gunnar Sohn und meine Wenigkeit haben sich wieder zu #9vor9 getroffen. Ein Thema war natürlich das Verhalten von Facebook und Diskussionen um eine potentielle Zerschlagung von Facebook und Konsorten. Die US-amerikanischen Gesetze scheinen den Anforderungen des digitalen Zeitalters mit den Big Five nicht mehr gerecht zu werden, auch wenn wohl sogar in den USA das Verhalten kontrovers diskutiert werden.

Doch kann man wohl nicht auf die USA zählen, sondern man müsste auf europäischer und deutscher Ebene schnell agieren. Und „schnell“ ist hier das Schlüsselwort: Politik, Institutionen und Judikative scheinen sich jenseits von vollmundigen Äußerungen in der Öffentlichkeit nicht wirklich sichtbar oder gar zügig zu bewegen. Vielleicht passiert ja im politischen und gesetzlichen „Untergrund“ ungemein viel. Allein mir fehlt …

Weitere Themen kurz gestreift: Ständige Optimierung bei SAP bei gleichzeitigem Stellenabbau und Slack, der Messenger-Anbieter mit über 10 Millionen aktiven Anwendern, will wohl an die Börse. Amazon Web Services ist ein Cash-Bringer bei Amazon und generiert auch im Netz mehr Traffic als Google. Dazu die Woche mehr.

* Nach dem Publizieren des Beitrags bin ich auf den Artikel des geschätzten Andreas Stiehler gestossen. Zum Thema „altes Ehepaar“ noch treffender:

Digitale Evangelisten mutieren zu alternden Schlagersängern

 

 

Lesezeichen: Die US-amerikanischen Antitrust-Gesetze genügen heute nicht mehr

5. Februar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute nochmals ein Lesezeichen nicht nur für meinen Freund Gunnar Sohn. Antonio Garcia-Martinez hat im November auf Wired nochmals das Antitrust-Verfahren gegen Microsoft dokumentiert. Lehrreich, wie sich der heute so großherzige Bill Gates mit seinem Baby Microsoft verhalten hat. Ein Lehrstück für die heutigen Überlegungen und Diskussionen, Facebook und vielleicht auch andere US-High-Tech-Monopolisten zu zerschlagen.

Ja, die Welt hat sich geändert. Unterdessen haben wir nicht mehr nur Microsoft, das den IT-Markt beherrscht. Wir haben die „Big Five“ – ich zitiere die Analogie von Kashmir Hill – mit Amazon, Apple, Facebook, Google und weiter Microsoft. Jeder Gigant beherrscht mehr oder weniger monopolistisch ein Segment. Pluralismus also? Na ja, eher noch schlimmer mit einer noch größeren Abhängigkeit und Chancenlosigkeit für potentielle neue Wettbewerber.

Für mich aber die Kernaussage von Antonio Garcia-Martinez: Die US-amerikanischen Antitrust-Gesetze des industriellen Zeitalters genügen nicht, um den heutigen monopolistischen Datenkraken und Tech-Konzernen zu begegnen:

Today’s titans tower over their kingdoms, secure behind their walls of user data and benefiting from extreme network effects that make serious competition from startups nearly impossible. US antitrust laws, written in the industrial age, don’t capture many of the new realities and potential dangers of these vast data empires.

über What Microsoft’s Antitrust Case Teaches Us About Silicon Valley | WIRED

Zum Nachdenken: „Europa ist auf dem besten Wege zur digitalen Kolonie der Amerikaner zu werden“ | @GaborSteingart

25. Dezember 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Einmal mehr ein Zitat und eine Grafik aus Gabor Steingarts Morning Briefing zum Nachdenken zwischen den Jahren:

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Europa verschläft das Digitalzeitalter und schaut sich selbst beim Einschlummern zu. Der Vorsprung der US-Techkonzerne wie Google, Apple, Microsoft und Facebook ist so groß und ihre Finanzpolster dermaßen komfortabel, dass selbst die traditionsreiche deutsche Autoindustrie (siehe Grafik) um ihre Vormachtstellung bangen muss. Alle in Brüssel sind alarmiert und keiner reagiert. Die ökonomische Kapitulation Europas ereignet sich in der Stille derer, die wissend schweigen. Europa ist auf dem besten Wege zur digitalen Kolonie der Amerikaner zu werden. Die allseits akzeptierte Arbeitsteilung ist derzeit diese: Die Amerikaner haben Apple und wir das iPhone.

über Gabor Steingart. Das Morning Briefing.

EU versus USA: Das grundlegend unterschiedliche Verständnis über unsere Daten und wer sie wie nutzen darf

2. April 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Ob ich nun von neuem kalten Krieg schreiben und reden würde, sei dahingestellt, aber ein sehr pointierte und lesenswerter Beitrag auf Wired v.

The EU stands firmly for the interests of the individual. The regulatory language of the GDPR cogently expresses its view, harmonizing data protection rules throughout the EU and requiring that any company, anywhere, must respect the data rights of EU citizens, or face stiff penalties. Europeans must provide positive consent for the ways their data is used, and they have the right to access and erase that data, as well as the “right to be forgotten.” In the opposite corner sits the United States and the giant US corporations that trade in personal data for profit, and whose practices have expanded largely unchecked. One ideology puts the control of personal data in the hands of the individual, the other cedes that control to the corporation. (A third approach is state control of data, which is emerging as China’s social credit system, though that remains as yet an internal policy.) …

The economic power of America’s data giants—Facebook, Google, Amazon—is built on individuals freely exchanging their data for “free” services. As noted by the New York Times, “any attempt to curb the use of consumer data would put the business model of the ad-supported internet at risk.” … There simply isn’t enough popular pressure to force a wholesale revision of US policy.

via The Next Cold War Is Here, and It’s All About Data | WIRED

Jetzt können wir noch die Deutsche Post ins Spiel bringen, aber das macht Gunnar morgen bei unserer #9vor9-Diskussion.

Jetzt könnten wir noch Hackerangriffe auf Datenbestände diskutieren, aber ich glaube für Ostermontag ist das eine gute und ausreichende Zusammenfassung. Danke dafür.

(Stefan Pfeiffer)