Posts Tagged: ‘EU-DSGVO’

Keine Alternative zu neuen Datenschutzgesetzen in Europa

7. April 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich bin nicht bei Carsten Knop, der in der FAZ das Datenschutz-Dilemma beklagt. Den großen Konzernen falle es leichter, die entsprechenden gesetzlichen Anforderungen der EU-Datenschutzgrundverordnung oder der kommenden E-Privacy-Verordnung zu erfüllen. Der gemeine europäische Mittelständler werde dagegen vor hohe Hürden gestellt.

Na ja, was ist die Alternative? Keine entsprechenden Regelungen. Kann es ja nicht wirklich sein. Da müssen wir und auch die europäischen Unternehmen jetzt durch. Und ja, es muss auch Klarheit geschaffen werden:

Die Regeln müssen klarer formuliert werden. Es kann nicht sein, dass auf einem so wichtigen Feld jeder Unternehmensjurist eine andere Meinung darüber hat, was gemeint sein könnte und welche Auswirkungen welche Formulierung genau hat. Und wäre es nicht viel spannender für Europa, wenn man Lösungen entwickelte, die ein sicheres Identitätsmanagement im Internet erlauben? Das könnte die wahre Marktlücke sein – der Kampf gegen ein paar Cookies oder individualisierte Werbeanzeigen im Netz ist es nicht. Das Problem ist viel größer.

via Kommentar: Schaden neue Datenschutzgesetze Europa?

Eine europäische Initiative für sicheres Identitätsmanagement? Aber gerne. Nur hege ich Zweifel, dass sich die vielfältigen Interessen unter einen Hut bringen lassen. Das können beispielsweise EU-Experten noch sehr vor der Abhängigkeit von Microsoft und der Gefährdung unserer digitale Souveränität warnen. Dagegen vorgegangen wird nicht. Und ob das beim Thema Identitätsmanagement anders ist? Der politische Wille fehlt, sich als Europa unabhängig zu positionieren und dafür auch zu investieren.

(Stefan Pfeiffer)

EU versus USA: Das grundlegend unterschiedliche Verständnis über unsere Daten und wer sie wie nutzen darf

2. April 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Ob ich nun von neuem kalten Krieg schreiben und reden würde, sei dahingestellt, aber ein sehr pointierte und lesenswerter Beitrag auf Wired v.

The EU stands firmly for the interests of the individual. The regulatory language of the GDPR cogently expresses its view, harmonizing data protection rules throughout the EU and requiring that any company, anywhere, must respect the data rights of EU citizens, or face stiff penalties. Europeans must provide positive consent for the ways their data is used, and they have the right to access and erase that data, as well as the “right to be forgotten.” In the opposite corner sits the United States and the giant US corporations that trade in personal data for profit, and whose practices have expanded largely unchecked. One ideology puts the control of personal data in the hands of the individual, the other cedes that control to the corporation. (A third approach is state control of data, which is emerging as China’s social credit system, though that remains as yet an internal policy.) …

The economic power of America’s data giants—Facebook, Google, Amazon—is built on individuals freely exchanging their data for “free” services. As noted by the New York Times, “any attempt to curb the use of consumer data would put the business model of the ad-supported internet at risk.” … There simply isn’t enough popular pressure to force a wholesale revision of US policy.

via The Next Cold War Is Here, and It’s All About Data | WIRED

Jetzt können wir noch die Deutsche Post ins Spiel bringen, aber das macht Gunnar morgen bei unserer #9vor9-Diskussion.

Jetzt könnten wir noch Hackerangriffe auf Datenbestände diskutieren, aber ich glaube für Ostermontag ist das eine gute und ausreichende Zusammenfassung. Danke dafür.

(Stefan Pfeiffer)

EU-DSVGO und der Facebook/Cambridge Analytica-Skandal – Was wäre wenn oder die generelle Herausforderung Datenschutz und Plattformnutzung

21. März 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Allenthalben wird jetzt der Facebook/Cambridge Analytica-Skandal durch die Gazetten getrieben. Losgelöst davon, wer schuld ist (ich glaube. dass Facebook ein guten Teil Schuld trägt), ist dieser Skandal nur ein Fanal, ein Zeichen, wie Daten heute genutzt oder besser missbraucht werden können. Auf CIODive hat Alex Hickey die Frage gestellt, ob dieser Skandal so passiert wäre, wenn die neue EU-Datenschutzgrundverordnung in Kraft gewesen wäre. Ein Antwort kann auch er nicht geben, aber eine durchaus relevante Frage. Immerhin hätte oder würde Facebook nach GDPR (= EU-DSVGO) eine Strafe von 4 Prozent des jährlichen Umsatzes drohen.

The regulation will put in place significant data rights for users, including the right to erasure and access to one’s data. It also requires companies controlling or processing data to implement privacy by design and default and to request data processing consent from users in a clear and understandable manner.

Had the Cambridge Analytica scandal broken almost two months later, it may have subjected Facebook to fines of 4% of global turnover for violation of GDPR mandates. …

But the power that Facebook, Google, Amazon and other companies hold over individuals may change in the coming months and years as GDPR sets up more safety walls within the business-user relationship.

via Could GDPR have stopped the Cambridge Analytica scandal? | CIO Dive

Was ist aber eigentlich wichtig? Es wird deutlich, wieviele Daten Konzerne wie Facebook haben, wie diese missbraucht werden können und dass diese monetarisiert werden. Deutsch: Man will damit Geld verdienen. Facebook macht das über Werbung. Google macht das über Werbung. Amazon will weitere Produkte verkaufen. Apple will Hardware verkaufen. In den Auflistungen fehlt meistens Microsoft, aber auch die gebrauchen mit LinkedIn unsere Daten – diesmal mit dem Fokus Geschäftsanwender – und haben ein wirtschaftliches Interesse daran: Microsoft will die Daten der Geschäftsanwender besitzen und die Software-Landschaft in Unternehmen beherrschen.

Diese und andere Unternehmen sind keine Wohlfahrtsinstitutionen. Überall steht natürlich das Interesse dahinter, Gewinne zu erzielen. Wenn wir einen Service for free, scheinbar kostenlos bekommen, zahlen wir an anderer Stelle damit mit unseren Daten. Das muss jedem Anwender und jedem Unternehmen klar sein und man kann es offensichtlich nicht oft genug wiederholen.

Das muss auch uns klar sein, die wir diese Services nutzen. Detlef Korus hat sich gestern während unseres CIOKurator #9vor9 Talks darüber zu Recht lustig gemacht, dass wir einerseits Facebook kritisieren, andererseits aber dort live streamen. Korrekt, ja, es ist eine Kröte die wir schlucken, denn derzeit ist Facebook (fast) die einzige die soziale Plattform, auf der live Interaktion und Diskussion stattfinden. Wünschen würden wir uns, dass diese Diskussion im Blog stattfindet. Tut sie aber seltener und nicht live.

Ich kritisiere des öfteren Winfried Felser oder auch CIOKuratoriums-Mitglied Gunnar Sohn, dass sie LinkedIn so hochjubeln, aber akzeptiert: LinkedIn scheint derzeit die Plattform zu sein, über die man Geschäftsanwender erreicht. Auch ich publiziere dort Beiträge, um Reichweite zu erzielen. Die nächste Kröte … Und ich könnte fortfahren, warum Anwender Google oder Amazon nutzen. Dafür gibt es auch teilweise gute Gründe (Bequemlichkeit, Komfort und so weiter). Doch jeder Anwender und jedes Unternehmen hat die Wahl und muss entscheiden, ob man und welche Kröten man schluckt. Zum Prinzen werden diese Kröten trotz Kuss eher selten.

An manchen, noch viel zu wenigen Stellen habe ich meine Wahl anders getroffen. Statt Google nutze ich seit einigen Wochen Quant. Funktioniert gut. Meine Bestellungen platziere ich nicht mehr so oft bei Amazon. Stattdessen kaufe ich mehr vor Ort oder auf anderen Plattformen. Mein Browser ist bewusst Firefox. Ich nutze bewusst kein Echo und Alexa. Es gibt jetzt Sprachassistenten und Chatbots, die auf Datenschutz achten 😉 .Noch zu wenige Plätze und Einsatzgebiete, wo ich konsequent bin, aber immerhin …

(Eigentlich sollte der Artikel nur hier in meinem privaten Blog erscheinen. Aufgrund der Thematik GDPR und der generellen Frage des Datenschutzes habe ich ihn auch auf CIOKurator publiziert. Und eahrscheinlich tue ich das auch LinkedIn 😉 – Stefan Pfeiffer)

 

Spanische Studie: Facebook hält persönlich identifizierbare Daten von 40 Prozent der EU-Bürger

22. Februar 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Thema EU-Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) bzw. GDPR kommt massiv auch bei Facebook an, wie eine aktuelle Studie der Forscher der Universität Carlos III of Madrid herausgefunden hat. Demzufolge hat Facebook persönliche Daten von rund 40 Prozent der EU-Bevölkerung gespeichert. Man lasse sich diese Zahl einmal auf der Zunge zergehen …

The study reveals that Facebook labels over 73 percent of its EU users with interests linked to sensitive personal data, which corresponds to 40 percent of the overall EU population. This means that the data Facebook stores on around 205 million Europeans could possibly be used by third-parties to determine their identities — possibly endangering the users’ privacy and making them vulnerable to phising attacks.

via Research finds Facebook holds personally identifiable data on 40% of EU population [Updated]

Diese Praxis dürfte gegen die kommenden EU-Datenschutzgrundverordnung verstoßen, die eine Freigabe solch persönlicher Daten – u.a. zu politischer Orientierung, religiösem Glauben oder auch sexuellen Präferenzen – untersagt. Unter der  neuen GDPR benötigt Facebook die explizite Zustimmung der Personen, diese Daten zu verwenden. Einer der Gründe, dass Facebook die persönlichen Daten halte – so die Forscher José González Cabañas, Ángel Cuevas und Rubén Cuevas — sei die Verwertung zu Werbezwecken: “commercially exploiting sensitive personal data for advertising purposes.” Auch hier komme es zu Konflikten mit der Verordnung, die ab 23. Mai in Kraft tritt. Die Forscher fordern Facebook zu einer schnellen Reaktion auf. Die Originalstudie kann hier (PDF) heruntergeladen werden.

Fragen, wie die, die die spanischen Forscher bezüglich Facebook aufgeworfen haben, werden auch im Zusammenhang mit anderen Netzwerken und Suchmaschinen auftauchen. Auch gerade im Umfeld von eher geschäfts- und karriereorientierten Netzwerken wie LinkedIn wird es interessant sein, die entsprechenden Entwicklungen zu verfolgen, denn dort werden geschäftsrelevante Daten gesammelt und auch immer mehr Anzeigen geschaltet.

(Stefan Pfeiffer)