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Social Media-Splitter: TikTok-Stars retten ihre Millionen Follower – Wo gehen wir hin, wenn Facebook aus der EU weg geht – Markenbotschafter brauchen Rückendeckung ihres Unternehmens

28. September 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Interessanter Bericht auf Wirtschaftswoche.de: Viele TikTok-Stars ziehen um oder – um es besser und neudeutsch zu formulieren – diversifizieren, bevor ihn vermeintlich die Plattform und vor allem die Einnahmen wegbrechen. Und sie bedanken sich ganz sicher bei der Locke im Weißen Haus. Ohne den, wäre sie wohl nicht auf eine Plattform wie Triller – vorher nie gehört – weiter gezogen.

Danke, Donald: TikTok Creators ziehen um, um Geldstrom zu sichern

Diversifikation ist Trumpf

Die Influencer-Gemeinde ist es gewohnt, ihren Ruhm auf einer Plattform so schnell wie möglich auf weitere Plattformen zu übertragen. So senken sie das Risiko, dass sie bei der Änderung des Algorithmus einer Plattform plötzlich in der Versenkung verschwinden und ihr Einkommensstrom abreißt.

TikTok: Stars retten nun ihre Millionen (Follower)

Doch auch das gute, alte YouTube könnte davon profitieren, als „ideale Plattform für längere Geschichten“. Google wird es freuen. Spotify versucht wohl einige Creators für Podcasts zu begeistern. Was aber, wenn das amerikanische TikTok, beheimatet in Texas von Donald’s und Larry’s Gnaden, doch bleibt? (Mir egal.)

Was wäre wenn Facebook aus der EU weg ginge? Wo gehen die Facebook-Nutzer denn dann hin? Nach Hause?

In den vorhergehenden Social Media-Splittern habe ich über den angedrohten Weggang von Facebook aus Europa geschrieben. Den Beitrag von Henning Uhle habe ich danach gelesen. Wie er glaube ich auch nicht daran, dass Facebook wirklich Ernst machen wird. Aber was, wenn Mark doch Ernst macht:

Schnell kommt nun die Frage auf, was denn die Alternative zu den Facebook-Diensten wäre. Und da haben wir doch das Problem, was einem da sofort ins Auge springt: Es gibt keine.

Facebook-Dienste in Europa am Ende? – Henning Uhle

Da hat Henning wohl Recht. Und ich denke gerade auch an meine Frau, die regelmäßig auf Facebook Petitionen verteilt (und unterzeichnet) oder sich in Gruppen besonders zu „grünen“ Themen informiert. Einen Ersatz für Facebook gibt es auch unter diesem Aspekt nicht. Nicht falsch verstehen: Mir bleibt Facebook gestohlen und ich mache nur das Nötigste. Schade ist es aber halt trotzdem, dass es keine alternative Netzheimat gibt. „Das hat man hierzulande verpennt“, schreibt Henning und fügt hinzu:

Es gibt keine Alternative, die vollständig abbildet, was Facebook so bietet. … Vielleicht kommen so aber wieder mehr Menschen auf die Idee, die scheinbar vergessenen Blogs zu besuchen.

Facebook-Dienste in Europa am Ende? – Henning Uhle

Ich würde es anders sagen: Es gibt kein anderes Netzwerk, auf dem so viele Leute sind. Das ist entscheidender als die Funktionalität. Und leider sind meine geliebten Blogs halt zu zerstreut und die Inhalte zu schwer zu finden.

Unternehmen müssen ihren Markenbotschaftern auch juristisch den Rücken stärken

Und dann noch ein ganz spezieller Text zu dem immer wieder heiß diskutierten Thema Influencer Marketing. Viele Unternehmen wollen, dass ihre Mitarbeiter als Markenbotschafter für die eigene Firma auf Social Media auftreten. Ich selbst bin jemand, der solche Konzepte in vielen meiner Funktionen in der IBM umzusetzen versuchte. Markenbotschafter wirken authentisch, das Unternehmen bekommt ein Gesicht (bzw. Gesichter) und es wird eine organische Reichweite erzielt.

Seit Jahren sehe ich mich aber auch mit der Skepsis von Kolleginnen und Kollegen konfrontiert. Die fragen sich, was sie denn davon haben, bemängeln, dass ihre Chefs die aufzuwendende Zeit nicht als Arbeit sähen, oder sie haben Angst, was denn passieren könnte, wenn mal etwas schief geht, eine Aussage quer liegt, ein Konflikt gar juristischer Art entstehen könnte. Und ich sage auch immer meinen Chefs, dass wir den Kolleginnen und Kollegen genau diese Angst möglichst nehmen müssen, ihnen zumindest Unterstützung zusagen müssen, wenn es zu einem Konflikt käme*.

Dr. Thomas Gerdom legt nun im Blog Arbeitsrecht. Weltweit der Kanzlei Kliemt eine juristische Perspektive offen. Er beschreibt zwei mögliche vertragliche Szenarien, wie eine solche Tätigkeit als Markenbotschafter abgebildet werden könnte. Die Arbeit als Markenbotschafter könne Teil des normalen Arbeitsvertrages sein (Einheitsmodell). Oder aber genau für diese Tätigkeit werde zusätzlich ein neues Vertragsverhältnis geschaffen (Trennungsmodell). Was könnte dahinter stecken?

Aus Arbeitgebersicht hat das Trennungsmodel Vorteile im Rahmen der Haftungsverteilung: Verursacht der Influencer einen Schaden (z.B. im Kontext des § 8 Abs. 2 UWG), kann ihn das Unternehmen im Trennungsmodel – je nach vertraglicher Ausgestaltung – in voller Höhe in Regress nehmen. Im Einheitsmodell gelten dagegen die zwingenden Grundsätze der beschränkten Arbeitnehmerhaftung (innerbetrieblicher Schadensausgleich). Diese haben zur Folge, dass der Influencer bei fahrlässigen Verstößen häufig gar nicht oder nur eingeschränkt in Regress genommen werden kann.

Arbeitnehmer als Influencer – Herausforderungen für die Vertragspraxis – Arbeitsrecht. Weltweit.

Ziemlich klar, was ich als Arbeitnehmer ablehnen würde … Ebenso klar ist, wie meine Kolleginnen und Kollegen auf solche Ausführungen reagieren. Meine 2 Cents: Alle berechtigten juristischen Überlegungen rund um Haftung und ähnliches hin und her. Wer wirklich seine Mitarbeiter:innen als Markenbotschafter:innen gewinnen will, muss ihnen Sicherheit geben und ihnen juristisch den Rücken frei halten. Und das müssen die Markenbotschafter:innen auch wissen. Natürlich ist das kein Freischein, sich im Netz daneben zu benehmen. Da gelten die ganz normalen Business Conduct Guidelines und … der gesunde Menschenverstand, wie man miteinander umgeht und welche Aussagen man nicht macht.

The Pioneer: Langsam Schluss mit den kostenfreien Angeboten – und der Zampano sonnt sich weiter in seiner Selbstgefälligkeit

Eigentlich waren diese Social Media-Splitter schon fertig, aber dann erreichte mich noch die E-Mail von Gabor Steingart unter der Überschrift „In eigener Sache“. Er informiert, wie es mit dem Projekt The Pioneer weiter gehen soll, das den Anspruch hat, „in der tradierten deutschen Medienlandschaft den Perspektivwechsel zu kultivieren“. Kurz gefasst: Es geht an die Monetarisierung. Jetzt muss und will man scheinbar langsam Geld verdienen. Verständlich. Deshalb kann man das Schiff auch für eigene Events mieten oder aber ein Pioneer werden. Mit einem monatlichen Beitrag von 10 Euro (abgezielt auf Studenten) über 25 Euro (für den normalen Leser und Hörer) geht es los. Als Pioneer Supporter kann man gar 833 Euro im Monat zahlen. Schließlich sind auch im Rahmen des Leseraktienprogrammes Investitionen ab 100.000 Euro möglich.

Und es wird so langsam Schluss sein, mit vielen kostenfreien Inhalten:

Zum Ende des Jahres werden wir bestehende und neue Podcasts und Inhalte nur noch exklusiv für Pioneers verfügbar machen. …

Den Morning Briefing Newsletter werden Sie weiterhin kostenlos und werbefrei erhalten. Der Morning Briefing Podcast wird ab 2021 nur noch für zahlende Pioneers erhältlich sein.

In eigener Sache: Das Pioneer-Projekt

Frage ich mich natürlich, was mit dem Tech Briefing Podcast von Daniel Fiene und Richard Gutjahr passiert, ein Format, bei dem ich mir zwar nicht alle Folgen, aber doch einige Themen anhöre. Werde ich also abonnieren, um weiter diesen Podcast zu hören und die durchaus guten Infografiken für eigene Beiträge nutzen zu können? Wohl eher nein, denn mir geht bei aller Brillanz mancher Formulierung manche offensichtliche Eitelkeit und Selbstgefälligkeit des Chefs ungemein auf die Nerven. Gunnar Sohn, Lars Basche und ich haben das ja bei #9vor9 schon einmal ausgiebig diskutiert. Etwas mehr Demut, etwas mehr Bescheidenheit und Understatement würde dem Zampano Gabor Steingart meiner Meinung nach gut stehen. Und wahrscheinlich werde ich doch hin und wieder schwach werden und doch knackige Aussagen aus dem weiterhin kostenlosen Morning Briefing Newsletter zitieren.

(Stefan Pfeiffer)

* Ich habe in meinen über 10 Jahren, die ich persönlich in den sozialen Medien aktiv bin, übrigens nie eine solche Eskalation erlebt. Wenn man sich an die Regeln der Kommunikation hält, die im normalen Geschäftsleben gelten, ist meiner bescheidenen Meinung nach das Risiko auch nicht besonders groß.

Das Warntag-Debakel, Deutschland kann nicht mehr Infrastruktur und Wein im Netz als Digitalthemen der Woche bei #9vor9

15. September 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Eigentlich sollte es heute flauschig werden bei #9vor9. Pünktlich zum Start miaute auch Kater Toni im Hintergrund, der aber dann von dem Lars seinem Thema vertrieben wurde. Lars hat uns mit dem Debakel rund um den Warntag 2020 die Laune verdorben. Wieder ein Zeichen, dass wir Deutschen digital noch nicht so im Griff haben, wie es sich heutzutage gehört. Sascha Lobo spricht gar vom Digital Fail State, in dem es genüge, wenn etwas einigermaßen funktioniert. Beim Warntag hat es nicht einmal einigermaßen funktioniert.

Deutschland kann nicht mehr Infrastruktur

Wenn ich mich so umschaue, scheinen wir Deutsche es nicht mehr mit Infrastrukturthemen zu haben. Weder die Infrastruktur für den Warntag funzt, noch bekommen wir einen vernünftigen Breitbandausbau oder eine E-Lade-Infrastruktur in gebotener Geschwindigkeit hin.

Ich hatte mir dann mein Flauschthema Wein zurechtgelegt. Wie steht es in der Weinbranche, bei Winzern und Weingütern denn so mit der Digitalisierung insbesondere im Vertrieb und Marketing? Mir scheint, so weit ist noch nicht her damit. Zumindest mal haben einige Weingüter oder auch Onlinehändler in Corona-Zeiten mit Online-Weinproben reagiert, die durchaus ein Publikum gefunden haben. In meinem Freundeskreis war die Lust darauf nicht vorhanden. Da will man doch lieber gemeinsam analog Wein probieren und trinken.

Wein online: Unübersichtliche Vielfalt und wo sind die vertrauenswürdigen Wein-Blogger …

Also dann im Schnelldurchgang durch die digitale Weinwelt: Auch hier gibt es große Onlinehändler, aber noch ist der Markt sehr vielfältig und divers. Nach meiner Wahrnehmung gibt es trotz einiger Branchenriesen wie Hawesko nicht den einen dominierenden Weinhändler im Netz. Und der kostenlose Tipp für den Biertrinker Lars, wenn er Wein kaufen will: Geh zu Deinem lokalen Weinhandel vor Ort und lass Dich dort beraten. Und wenn es schon der Supermarkt sein muss (eigentlich nicht der Ort, um Wein zu kaufen), dann kannst Du eine App wie Vivino nutzen, das Etikett abfotografieren und Dir die Bewertungen anschauen.

… die man auch noch versteht

Und wie sieht es mit Social Media und einer Wein-Blogosphere aus? Eher dünne. Auch in der Weinwelt scheinen mir die Mehrzahl der Weinblogs eingeschlafen oder eingestellt zu sein. Leuchtturmprojekte wie die Weinbesprechungen von Dirk Würtz – dem Sascha Lobo der digitalen Weinwelt – auf Stern.de existieren nicht mehr. Auf Twitter sind in Deutschland wenige Weinliebhaber wirklich aktiv. Das mag auf Instagram und Facebook anders sein. Doch fehlt es meiner Wahrnehmung nach an den vertrauenswürdigen Weinexperten, den Influencern, die jenseits kommerzieller Interessen und nicht zu weinseliger und blumiger Sprache auch mal den Laien Empfehlungen geben. Generell gelten auch in der Weinbranche die gleichen Regeln für Social Media und Onlinepräsenz, wie sie in der Technologiewelt und anderswo zu beobachten sind. Ich werde mich auf jeden Fall weiter mit dem Thema auseinandersetzen, das wohl eher keinen Widerhall auf einer Plattform wie LinkedIn findet, lieber Lars. Also bleibe ich hier in meinem privaten Blog.

Und auch hier nochmals der Hinweis auf VinVenture, ein Crowd Funding-Projekt für junge Winzer: „VinVenture – Abenteuer Wein versteht sich als Mitmach-Netzwerk, welches Weinenthusiasten, Profis und Winzer gleichermaßen zusammenbringt und dabei einen Blick hinter die Kulissen der Weinbereitung bietet.“

Last but not least: Kurz haben wir nochmals die mögliche „Technologiepartnerschaft“ zwischen Oracle und Bytedance bzw. Tiktok und das Scheitern von Microsoft gestreift. Schauen wir mal, wie es dort weiter geht.

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

(Stefan Pfeiffer)

Social Media-Splitter: Threema wird Open Source – Immer mehr Podcasts – Immer weniger Tageszeitung – Rund um Apple, Facebook & … Tiktok

4. September 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Es ist mal wieder Zeit, einige Informationen rund um Social Media zu kuratieren und zu dokumentieren.

Threema wird Open Source – Facebook führt Messenger zusammen

Im Messenger-Markt gibt es Nachrichten, eine, die mir nicht gefällt, eine andere, die ich begrüße. Jetzt dürft Ihr raten …

Eigentlich war die Messenger-Fusion schon für Anfang 2020 geplant. Doch die Corona-Pandemie machte Mark Zuckerberg einen Strich durch die Rechnung. Mit etwas Verspätung fängt der Facebook-Chef nun aber an, sein Messenger-Monopol aufzubauen – mit der Verzahnung des Facebook Messengers und Instagram.

Messenger-Monopol: Facebook vereint Messenger und Instagram- Basic Thinking

Threema ist auf meinem iPhone installiert. Der hauptsächlich genutzte Messenger ist derzeit Signal.

Podcasts werden immer beliebter

Video und Audio werden immer beliebter. Dazu passen auch die Umfrage von Goldmedia. Demnach hat jeder Dritte Deutsche ab 14 Jahre schon einmal einen Podcast gehört:

Regelmäßig nutzen rund 15 Prozent die Audio-Formate – das entspricht 10,4 Millionen Menschen. Bei den 14- bis 29-Jährigen liegt der Anteil der regelmäßigen Hörer sogar bei rund 30 Prozent.

POD-Ratings von Goldmedia: Zehn Millionen hören regelmäßig Podcasts – Horizont

Nicht umsonst produzieren ja auch Lars und ich unser privates #9vor9 mit den Digitalthemen der Woche nicht nur als Periscope-Video, sondern veröffentlichen die Sendungen nun auch als Podcast. Gleiches gilt auch im Job für das IBM Livestudio und den Podcast In die Tiefe..

Tageszeitungen kämpfen, mehr Leser:innnen nutzen E-Paper

Der Informations- und Nachrichtenkonsum wird insgesamt digitaler. E-Paper sind auf dem Vormarsch:

Laut der aktuellen E-Paper-Studie des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) legten die E-Paper im 2. Quartal um rund 20 Prozent auf über zwei Millionen Exemplare zu. Vor allem Besserverdienende nutzen gerne elektronische Zeitungen.

E-Paper-Studie des BDZV: E-Paper-Auflage der deutschen Zeitungen steigt um 20 Prozent – Horizont

Dazu auch die neuste Statsitik über die verkaufte Auflage der überregionalen Tageszeitungen laut IVW im zweiten Quartal 2020. Lese ich die Grafik richtig, sind dort E-Paper enthalten.

Stellt sich natürlich auch die Frage, ob der sinkende Konsum von überregionalen Tageszeitungen in irgendeiner Form kompensiert wird, beispielsweise durch Podcast oder Video, durch Fernsehen oder gar soziale Medien (mit allen Risiken). Gabor Steinhart zum Beispiel feiert ja gerade sich und seine Podcasts …

Nachrichten um die Krähen, die den anderen …

Und natürlich tobt weiter der Streit um die 30 Prozent Provision, die Apple (und Google) in ihren App Stores verlangen. Da hat es dann auch mal Facebook getroffen:

Im großen Streit um App-Store-Regeln schießt sich auch Facebook weiter auf Apple ein: Der iPhone-Konzern habe ein Update der Facebook-App abgelehnt, weil darin beim Verkauf von Online-Kursen auf Apples 30-Prozent-Provision hingewiesen werde, erklärte Facebook gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Man habe den Hinweis entfernen müssen, um das Update im App Store veröffentlichen zu dürfen.

Facebook: Apple unterdrückt Hinweise auf seine 30-Prozent-Provision | heise online

Der Streit um die 30 Prozent geht weiter. doch an anderer Stelle scheint Apple erst einmal eingeknickt zu sein. Noch im Juni hat man vollmundig verkündet:

„Hier bei Apple glauben wir, dass Privatsphäre ein fundamentales Menschenrecht ist“, erklärte Softwarechef Craig Federghi bei der Keynote der Entwicklerkonferenz WWDC im Juni. Was wie ein Lippenbekenntnis klingt, ist bei Apple eine Kampfansage an andere IT-Konzerne, die mit Werbung viel Geld verdienen. Hauptzielscheibe von Apples Strategie ist eindeutig Facebook, doch auch Google könnte betroffen sein. Denn Apple will mit seinem für Herbst erwarteten Update auf iOS 14 eine Funktion einführen, die Daten seiner Kunden besser vor Werbeanbietern schützen soll.

Apple: iOS 14 könnte Facebook das Geschäft vermiesen – DER SPIEGEL

Nun kam diese Meldung über den Ticker:

Apple verschiebt die Einführung neuer Möglichkeiten, die Datensammlung durch Apps einzuschränken, auf kommendes Jahr. Man wolle dadurch Entwicklern mehr Zeit geben, notwendige Änderungen vorzunehmen, erklärte Apple am Donnerstag. … Durch die Neuerungen sollen Nutzer leichter verhindern können, dass Apps und Werbedienste Informationen über ihr Verhalten über die Grenzen einzelner Anwendungen und Websites hinweg sammeln. … Facebook warnte davor, dass die Änderung das Werbegeschäft des Online-Netzwerks erschweren würde.

Apple verschiebt Maßnahmen für mehr Privatsphäre- FAZ

Fast jede:r, den ich kenne, regt sich darüber auf, dass die GAFAM-Konzerne zu wenig Steuer in Europa sammeln und alle Schlupflöcher clever ausnutzen. Wenn dann Steuern erhoben werden, scheinen sie einfach durch zu reichen. Wir zahlen im Endeffekt:

Während die meisten Mitgliedstaaten der EU noch über eine Digitalsteuer diskutieren, sind Frankreich, Italien, Österreich Großbritannien und auch die Türkei vorangegangen und haben eine eigene Steuer eingeführt oder geplant. Die Tech-Konzerne legen den Preis auf ihre Kunden um. …

Apple reicht Steuer an Entwickler weiter …

Amazon erhöht Kosten für Händler …

Google macht Anzeigen teurer …

Digitalsteuer: Apple, Google und Amazon reichen den Aufpreis an Kunden durch – t3n

Eine nicht nur bei den Digitalkonzernen beliebte Methode, „Steuerausfälle“ zu kompensieren.

Um Tiktok kommen wir gerade nicht rum

Natürlich kann in keinem Beitrag zu Social Media heute Tiktok fehlen. Nein, ich kommentiere jetzt nicht weiter die Übernahmegerüchte. Ich möchte auf den FAZ Digtec Podcast hinweisen, in dem Alexander Armbruster und Carsten Knop mit dem Autor der Tiktok-Bibel Adil Sbai diskutieren und informieren. Ich habe durch Adil einiges gelernt, auch wenn ich bei seiner Einschätzung zu Zensur und Datenschutz bei Tiktok schon etwas schlucke.

Wer lieber liest, der kann sich das Interview mit Adil Sbai und Younes Zarou auf Horizont.Net in Gänze durchlesen. Zu Datenschutz sagt er:

Ich kann diese Vorwürfe nicht nachvollziehen. Verstöße gegen die DSGVO sind nicht belegt, und es fehlt auch jeder Beweis dafür, dass Daten nach China gehen. Klar: Niemand weiß, was TikTok intern mit den Daten macht. Aber das weiß man auch bei den anderen Plattformen nicht, die weniger in der Kritik stehen. Ich betrachte die öffentliche Debatte mittlerweile mit einer Mischung aus Schmunzeln und Kopfschütteln. Es gab sicherlich Fehler in der Vergangenheit, etwa beim Jugendschutz, die aber auch am schnellen Wachstum lagen. Aber in den vergangenen sechs Monaten sind mir keine Dinge mehr aufgefallen, die nennenswert wären. Die gesamte Diskussion lässt sich meiner Meinung nach darauf zurückführen, dass es einen Generalverdacht gegen Bytedance gibt.

Experten Younes Zarou und Adil Sbai: Was die Faszination von TikTok ausmacht

Und dem Klaus sein Social CEO

Das Thema Social CEO ist etwas, was mich hier im Blog schon lange beschäftigt. Klaus Eck hat die folgende Grafik im Handelsblatt gefunden:

(Stefan Pfeiffer)

Quizfrage: Welcher amerikanische IT-Konzern hat seit Jahren beste Beziehungen nach China – Digitalthemen der Woche bei #9vor9

25. August 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Unsere Digitalthemen heute bei #9vor9: Bundespräsident Franz-Walter Steinmeier ist Schirmherr des Projektes „Ethik der Digitalisierung“, in dessem Rahmen in den kommenden zwei Jahren konkrete Handlungsempfehlungen für die Digitalpolitik ausgearbeitet werden sollen. Und natürlich kommen wir in diesen Zeiten nicht um die Executive Order von Trump bezüglich Tiktok, um den digitalen Streit zwischen den USA und China herum.

Doch weder Lars noch ich konnten das wirkliche Interesse erkennen, das eine Oracle oder eben eine Microsoft an einer Übernahme des Amerika-Geschäfts von Tiktok haben könnten. Geht es den beiden wirklich darum, die eigenen Cloud-Nutzerzahlen nach oben zu treiben, wie es Techcrunch vermutet, die Holger Mueller von Constellation Research entsprechend zitieren

TikTok will add plenty of load to their infrastructure service. That’s what matters to them with viral loads preferred. If Microsoft gets TikTok it could boost their usage by between 2% and 5%, while for Oracle it could be as much 10%.

Just what would an enterprise company like Microsoft or Oracle do with TikTok? | TechCrunch

Eine interessante Randnotiz: Welches Unternehmen pflegt seit vielen Jahren beste und enge Beziehungen nach China? Lars wusste es nicht. Ich wusste es auch nicht, bis ich einen entsprechenden Bericht in der FAZ (hinter Paywall) gelesen habe. Es ist Microsoft, das bereits 1998 ein Research Lab in China eröffnete. Bill Gates war hier wohl die treibende Kraft:

Als Gates sein Pekinger Lab mit allerhöchsten politischen Weihen vor mehr als zwanzig Jahren eröffnet hatte, gab es für Chinas Software- und Computerwissenschaftler nur zwei Wege zu einer vielversprechenden Karriere: Entweder man war in Peking für Microsoft tätig, oder man ging ins Ausland. Viele gingen, die meisten blieben und bauten eine erfolgreiche IT-Industrie und Internetwirtschaft auf.

Tiktok-Deal: Welche Privilegien Microsoft in China genießt

Vielleicht helfen ja jetzt die guten Beziehungen? Auch wenn sich gerade Bill Gates sehr kritisch zu einer möglichen Übernahme des US-Geschäfts von Tiktok durch Microsoft geäußert hat.

Kurz erwähnt haben sei noch die Auseinandertsetzung zwischen den Fortnite-Machern und insbesondere Apple. Mehr hier in der #heiseshow. Es wird spannend sein, wie es dort weiter geht.

Dann bis kommende Woche.

Reingehört in die #heiseshow: Macht Microsoft alles richtig?

24. August 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich bin ein großer Freund von heise online, denn ich habe den Eindruck, dass dort auch mal kritisch berichtet wird und nicht so sehr auf große Verlagskunden Rücksicht genommen wird. Bei anderen Verlagen, die die IT-Branche covern, habe ich da einen ganz anderen Eindruck. Und ich finde es sehr gut, dass immer wieder auch auf Probleme aufmerksam gemacht wird, die Microsoft durch seine De-Facto-Monopolstellung mit Office oder auch im Bereich Datenschutz hat. Eine solche Berichterstattung findet in anderen Publikationen einfach nicht statt.

Nun haben die geschätzten Journalisten und Journalistinnen von heise in ihrem Videocast Microsoft im Fokus gehabt:

Stattdessen unterstützt der Konzern öffentlichkeitswirksam Open Source, reißt Barrieren zu Linux ein und arbeitet an Windows 10. Nicht einmal in der aktuellen Debatte über die Übernahme eines Teils des extrem erfolgreichen sozialen Netzwerks TikTok regte sich Kritik an Microsoft.

#heiseshow: Open Source, TikTok und Windows 10: Macht Microsoft alles richtig? | heise online

Schon seit langer Zeit mahne ich an, dass wir bei aller Bewunderung der Leistungen von Microsoft – Nadella hat offensichtlich in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht – einen kritischen Blick auf das Unternehmen beibehalten sollten. Gerade wir Deutschen scheinen mir zu blauäugig. Nur zur oft wird nur von den GAFA-Konzernen statt von GAFAM zu schreiben und zu sprechen. Microsoft gehört neben Google (Alphabet), Apple, Facebook und Amazon zu den Konzernen, die kritisch beäugt gehören, weil sie enorme Macht haben, gerade auch von der Corona-Krise profitieren und in einigen Bereichen nahezu Monopolstellung einnehmen.

Auch in der heiseshow wird mir in großen Teilen zu unkritisch mit Microsoft umgegangen, die Kehrtwende zu Open Source und Linux ebenso betont wie die Unabhängigkeit, die der Konzern wohl Github oder LinkedIn lässt. Wie formuliert es Moderator Martin Holland: Microsoft wird nicht als böse wahrgenommen (ca. Minute 48:10) . Immerhin relativert Eva-Maria Weiß (ab bei Minute 48:52) das dann etwas.

Böse ist dabei eh nicht die Kategorie, mit der all diese Konzerne betrachtet werden müssen. Es geht darum dort genau hin zuschauen, wo Microsoft zu viel Macht, potentiell ein Monopol hat, Abhängigkeiten schafft und diese Macht auch entsprechend ausnutzt. Und das ist aus meiner Sicht im Bereich Office und auch teilweise Windows durchaus der Fall. Weder Microsoft noch die anderen GAFAM „Big Five“ sind Gut-Konzerne. Sie sind auf Profit ausgerichtete Wirtschaftsunternehmen – wie alle privatwirtschaftlichen Unternehmen. Nur sollte gerade diesen Konzernen an der ein anderen Stelle durchaus Einhalt geboten werden, da sie monopolartige Macht inne haben,

Zur angedachten Übernahme von Tiktok: Ich bin da eher bei Bill Gates, der sich skeptisch geäußert hat. Aber mein Interesse (und der Fokus meiner Kritik) liegt eher auf den Microsoft-Angeboten für Unternehmen. Aber Microsoft ist ja viel mehr, wie die heiseshow ausbreitet – von der Xbox über den Flugsimulator bis hin zu anderen Spielen. Sehe ich den großen Masterplan, der hinter einer potentiellen Übernahme steht? Nein, derzeit nicht.

Social Media Splitter: Weisst Du, ich bin eine richtige Content-Maschine!? Und: Sollte die Tagesschau “tiktok-en” und einiges mehr

11. März 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Die letzte Tage sind einige Nachrichten rund um Social Media aufgelaufen, die doch mal lieber in meinen Notiz block eintrage. Diesen Tweet kann und darf man nicht vorenthalten und er gehört auf jeden Fall in mein Archiv der Social Media-Splitter. Ein Brüller:

Das deutsche Handwerk und Social Media

Und mal wieder eine Studie: Der Bitkom und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) haben 502 deutsche Handwerksbetriebe in Deutschland repräsentativ befragt. Eine eigene Webseite haben demnach fast alle. Auch in Verzeichnissen lassen sie sich eintragen. Aber Social Media ist noch immer für 70 Prozent offensichtlich kein Thema. Und auch Bewertungsplattformen und Online-Plattformen sind noch eher selten im Einsatz.

Mir kommt bei all diesen schönen Umfragen ein rein individuelles Erlebnis in den Sinn: Mein Sanitärtechniker scheint nicht einmal seine E-Mails zu lesen. Seit Tagen schlummert ein potentieller Auftrag in seinem Posteingang, aber er hat es auch wohl nicht nötig …

Instagram überholt Facebook an Reichweite

Und Instagram überholt Facebook in der Reichweite, so die Zahlen von Social Bakers:

Es war bereits abzusehen, aber jetzt ist es offiziell: Betrachtet man die Top 50 der größten Markenprofile, erreichen diese auf Instagram ein größeres Publikum als auf Facebook,

Yuval Ben-Itzhak, CEO von Socialbakers, zitiert nach: Socialbakers Trendreport: Instagram erreicht erstmals mehr Menschen als Facebook – doch das Engagement sinkt

TikTok – schöne heile Welt, alles so schön bunt hier

Und dieses Statement von Gabriel Yoran in seiner Glosse auf Uebermedien finde ich einfach festhaltenswert:

Alle anderen Apps auf meinem Handy bedeuten Ärger: E-Mail, vierhundert offene Tabs im Browser, Slack, das ganze Messaging-Gelöt, und von Twitter müssen wir gar nicht erst anfangen. Aber ich kann problemlos stundenlang TikTok gucken, und ich werde mich nicht dafür entschuldigen.

TikTok ist der eine Ort im Internet, an dem Zuversicht produziert wird, das wohltuendste Portal des Planeten. …

TikTok kann hundertmal chinesische Spyware sein, aber während alle Welt online wie offline durchdreht, findest du dort eine gar nicht kleine Gruppe Menschen, deren Einfallsreichtum, Hingabe und Herzlichkeit dir für ein paar Minuten den Glauben an die Menschheit zurückgeben.

Ich liebe TikTok, und ich werde mich nicht dafür entschuldigen | Übermedien

Na ja, nicht so unbedingt mein Ansatz und mir geht Gabriel etwas zu naiv, blauäugig, glatt bügelnd mit dem Thema um. Heile Welt, Entspannung jenseits des ganzen Kritikgedöns, alles gut und schön, trotzdem zucke ich etwas. Vielleicht unberechtigt. Ähnliches Zucken gab es auch angesichts der #GoldeneBlogger-Verleihung an das TikTok-Team der Tagesschau.

Ich muss zugeben, dass ich noch keine finale Meinung habe. Zuerst einmal, spontan sage ich, geht nicht, sollte die Tagesschau nicht machen. Dann denke ich an meine beste Freundin, Lehrerin, die mir erzählt, wie ihre Gymnasialschüler:innen total tiktok-en. Ist es also gerechtfertigt, auf solche Weise „die Jugend“ für die Tagesschau, für seriöse Nachrichten zu interessieren? Oder ist es vergebene Liebesmüh? Mittel, Zweck, Ihr wisst schon. Ich schwanke noch.

Dazu passend die Zahlen der ARD ZDF Onlinestudie: Unter den „Jüngeren“ zwischen 14 und 29 Jahre nutzen demnach 8 Prozent TikTok, insgesamt sind es nur 2 Prozent. Vorne liegt WhatsApp, wobei ich eine Einsortierung von WhatsApp als Social Media noch immer für falsch halte. WhatsApp sollte meiner Ansicht nach mit Messengern verglichen werden.

(Stefan Pfeiffer)

Social Media-Splitter: WhatsApp 2020 vor dem Aus und TikTok auch für “Erwachsene” attraktiv

8. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Steht der Messenger 2020 vor dem Aus?, titelt Vivien Stellmach auf Basic Thinking. Denn es sollen jetzt Werbeanzeigen kommen:

In den Statusmeldungen sollen zukünftig Werbeanzeigen laufen, die mitunter individuell auf die Bedürfnisse und Interessen zugeschnitten sind – das ist natürlich möglich, weil Facebook ständig Daten von uns sammelt. WhatsApp hatte die Änderung schon im Mai 2019 angekündigt sowie die Geschäftsbedingungen für Werbung angepasst. Unter dem Punkt „Gewerbliche Nachrichten“ heißt es nun: „Du erhältst eventuell Nachrichten mit Marketing, die ein Angebot für etwas enthalten könnten, das dich möglicherweise interessiert.“

WhatsApp-Änderungen: Steht der Messenger 2020 vor dem Aus?

Ganz so optimistisch wie Vivien bin ich nicht, aber ich werde zumindest mal meinen Freund Michael daran erinnern, dass er sagte, aus WhatsApp raus zu gehen, sobald dort Werbung ausgespielt werde.

Werden WhatsApp-Nutzer Werbung akzeptieren?

Ich lebe unterdessen meine WhatsApp-freie Welt mit Telegram, Signal und Threema aus, wobei Telegram gefühlt die meisten „neuen“ Anwender zu bekommen scheint. An dieser Stelle sei auf den Beitrag von Christian Buggisch verwiesen, der wieder die Nutzerzahlen von Social Media-Diensten in Deutschland zusammengetragen hat. Seine Quintessenz:

Die Deutschen nutzen WhatsApp als Messenger genau so wie sie Google als Suchmaschine nutzen: nahezu alternativlos.

Social Media, Messenger und Streaming – Nutzerzahlen in Deutschland 2020 – Christian Buggischs Blog

Laut Facebook nutzen demnach 58 Millionen täglich aktiv WhatsApp gefolgt von Konkurrenz aus dem eigenen Haus, dem Facebook Messenger mit 23 Millionen aktiven Anwendern. zu alternativlos. Bei Telegram hat Christian die Zahl von rund 7 Millionen und für Threema ca. 5 Millionen deutsche Nutzer recherchiert.

Für TikTok kommt Christian auf 5,5 Millionen monatlich aktive, deutsche Nutzer die die App im Schnitt zehn mal am Tag öffnen. Und das sind dann – man beachte die elegante Überleitung von Christians Beitrag zu Thomas Knüwers glaskugeligen Kaffesatztlesereieien für 2020 – nicht nur Kids. Auch „Erwachsene“ tummeln sich auf der Plattform. Dem Thomas sein Beleg: Der hessische Kult-Comedian Maddddddddinnnnnnn kommt auf über 400.000 Follower und zwischen 80.000 und 1,2 Millionen Likes für seine Videos.

Datenschutz interessiert Nutzer nicht!

Krasser noch Thomas Aussage zu TikTok, Datenschutz und China: „Denn seien wir ehrlich: Den Nutzern ist all das egal.“ Schließt sich da wieder der Kreis zu WhatsApp, Facebook und Co.? Thomas lobt die Kreativität auf TikTok und kündigt die ersten crossmedialen TikTok-Stars an. Auch Unternehmen und Marken werden dort aktiv werden:

Die jedoch sollten gewarnt sein: Das Umfeld von TikTok erfordert nicht das Ausspielen beliebiger Werbung, sondern echte Ideen – das wird harte Arbeit.

Glaskugelige Kaffeesatzlesereien 2020 – Indiskretion Ehrensache

Meine Prognose ist, dass Marken auf TikTok springen und nur wenige wirklich kreativ sein werden. Die meisten werden wie so in vielen sozialen Kanälen üblich nur beschallen. Dialog und Interaktion mit Nutzern ist ja auch deutlich aufwändiger.

(Stefan Pfeiffer)

Social Media-Splitter: Behörden raus aus #SocialMedia, bei scheinbaren Shitstorms erst mal Ruhe bewahren und Social Entertainment in 2020

6. Januar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Eine weitere wichtige Nachricht rund um soziale Medien und das Netz: Der Landesdatenschutzbeauftragte von Baden-Württemberg Stefan Brink will oder muss zum 31. Januar 2020 Twitter verlassen und sein Konto löschen, da er als Datenschutzbeauftragter und Aufsichtsbehörde nicht gleichzeitig Nutzer eines womöglich datenschutzrechtlich problematischen Netzwerkes sein könne. Hintergrund ist eine Entscheidung des Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) von 2018 und dessen Überführung in ein Urteil durch das Bundesverwaltungsgericht Ende 2019.

Unternehmen und öffentliche Verwaltung raus aus sozialen Medien?

Demnach tragen neben den Betreibern sozialer Netzwerke auch die Nutzer Mitverantwortung, wenn beispielsweise Twitter im Hintergrund Nutzerdaten für Werbezwecke sammele.

Laut Brink könnte das Folgen für die Nutzung von sozialen Medien durch Behörden und auch Privatunternehmen haben. „Nur Privatpersonen bleiben vom Regime der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) verschont“, so u.a. die FAZ. Doch könnte es durchaus weitgehende Konsequenzen haben, so Brink, der wie folgt zitiert wird:

Wenn nicht alle öffentlichen Stellen unsere Einschätzung teilen, müssen wir möglicherweise von unseren Aufsichtsbefugnissen Gebrauch machen und anordnen, dass zum Beispiel Behörden soziale Medien verlassen.

Baden-Württemberg: Datenschützer verlässt Twitter: Folgenreich für Behörden? – n-tv.de

Werden also beispielsweise Polizei oder Feuerwehren und „tausend andere staatliche Stellen, die ihre Öffentlichkeitsarbeit, dem allgemeinen Trend zur Digitalisierung folgend, inzwischen weitgehend über soziale Medien abwickeln„, künftig nicht mehr über die bekannten sozialen Kanäle informieren (dürfen)?

Statt konsequenter gegen Twitter, Facebook und andere Plattformanbieter vorzugehen, soll durch Druck auf Behörden und Unternehmen also Druck auf besagte Konzerne ausgeübt werden? Ob das ein erfolgversprechendes Konzept ist? Die für besagte Plattformen in Europa zuständige Datenschutzbehörde in Irland ist nach allgemeiner Beobachtung nicht sehr aktiv … Es wird sicher spannend, wie es in 2020 in dieser Frage weiter geht.

Nach Umweltsau rät Rezo nicht nur dem WDR: Auf keinen Fall überhastet reagieren

Einen lesenwerten und bemerkenswerten Beitrag hat Rezo auf Zeit Online nach der Umweltsau-Posse und der verfehlten Reaktion des WDR geschrieben. Er gibt 5 nützliche Tipps, wie man in Situationen reagieren sollte, in denen die Sau durch das Social Media-Dorf getrieben wird.

@Rezomusik’s wichtigste Empfehlung nach der Umweltsau-Posse: Auf keinen Fall überhastet reagieren. Es kann durchaus sein, dass eine kleine Interessengruppe ihr Süppchen kocht.

Rezo verweist auch auf den Beitrag auf Spiegel Online, in dem analysiert wird, wie im Fall echte Empörung von Hörern und gesteuerte Empörung zusammen gekommen sind. Der Spiegel bezieht sich auf eine Datenauswertung von Luca Hammer, die zeigt, wie Rechte und Rechtsextreme schnell auf den Zug aufgesprungen sind und ihre Horden erfolgreich mobilisiert haben. Der Spiegel zitiert Patrick Stegemann, dessen Buch „Die rechte Mobilmachung“ im Januar erscheint:

Es werden sehr viele Köder ausgeworfen – und sobald etwas verfängt, geht die Maschine so richtig los, dann geht es rund.

WDR-„Umweltsau“-Skandalisierung: Die Empörungsmaschine läuft heiß – SPIEGEL ONLINE

TikTok zeigt den Trend: Social Entertainment

#TikTok definiert das, was soziale Netzwerke sind, neu, meint @eMarketer. Es geht nicht mehr primär um „netzwerken“ und vernetzen. Es geht gerade den jüngeren Anwendern wohl nicht nur in den USA um Social Entertainment. Alles so schön bunt hier …

While TikTok users can create a profile and interact with a network of contacts (which makes it a social network in our definition), the primary activity is watching or creating short videos. That makes TikTok part of a new type of “social entertainment” that’s capturing the attention of teens and young adults worldwide.

TikTok’s Year in Review: How the App Transformed Social Networking in 2019 – eMarketer Trends, Forecasts & Statistics

Und Facebook ist ihnen zu persönlich, politisch und negativ, so eine Umfrage in den USA vom Mai 2019 von Edison Research. Immerhin nehmen sie auch das Thema Datenschutz wahr.

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(Stefan Pfeiffer)

Und wer zwitschern mag:

Landesdatenschutzbeauftragte von Baden-Württemberg Stefan Brink will oder muss zum 31. Januar 2020 #Twitter verlassen. Müssen Unternehmen und öffentliche Verwaltung raus aus sozialen Medien? #DSGVO #SocialMedia

@Rezomusik’s wichtigste Empfehlung nach der Umweltsau-Posse: Auf keinen Fall überhastet reagieren. Es kann durchaus sein, dass eine kleine Interessengruppe ihr Süppchen kocht.

#TikTok definiert das, was soziale Netzwerke sind, neu, meint @eMarketer. Es geht nicht mehr primär um „netzwerken“ und vernetzen. Es geht gerade den jüngeren Anwendern wohl nicht nur in den USA um Social Entertainment. Alles so schön bunt hier …

Kann man als Marke überhaupt auf Facebook und TikTok verzichten?

11. Dezember 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Die alte Diskussion mit meinem Freund Gunnar: Facebook weiter bespielen und von innen aushöhlen. Oder wie Daniel Fiene schreibt an die Reichweite von Facebook denken:

Wir dürfen nicht vergessen: 31% der Deutschen nutzen jede Woche Facebook, die meisten davon täglich. Selbst bei den Unter-30-Jährigen sind es sogar 48%. Nur Messenger haben eine größere Verbreitung.

über 5 Tipps für eure Social-Media-Strategie 2020

Und natürlich darf auch TikTok bei den 5 Tipps für Social Media in 2020 nicht fehlen:

Habt Spaß mit TikTok
„Sollen wir selbst auf TikTok aktiv sein?“ … jetzt ist die Zeit zu beobachten, zu lernen und auszuprobieren. Es kann gut sein, dass dieses Wissen wichtig für digitales Storytelling wird. Vielleicht brauchen wir dieses Wissen künftig bei TikTok, vielleicht auch in einer anderen App.

über 5 Tipps für eure Social-Media-Strategie 2020

Der neueste Schrei muss mitgemacht werden. Ok, so neu ist er nicht, der Schrei. Und ich kann die Argumentation von Marken und Unternehmen ein bisschen verstehen. Was scheren mich hehre Themen wie Datenschutz oder zensierte Beiträge bei TikTok. Ich muss doch meine Interessenten und Kunden erreichen. Ich muss verkaufen. Und da kann ich nicht auf Facebook, TikTok und Co verzichten. Sch… auf die Bedenken.

Trotzdem bleibt ein schaler Geschmack …

Was meint Ihr?

#9vor9: TikTok-Hype bei Kids und chinesische Zensur sowie ungerechtfertigte Häme des Berliner Journalistenklüngels an Saskia Esken und Nowabo

3. Dezember 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute Thema bei #9vor9 mit Lars und Gunnar: TikTok, die Moderations- und Zensurpraktiken auf dem chinesischen sozialen Netzwerk, das momentan „wier’s Zäpfchen“ bei den Kids abgeht. Da hilft auch kein Lamentieren von Lars oder Verweisen auf Parteitagsprotokolle durch Gunni. Wir haben ja hier auch schon drüber gesprochen sowie geschrieben und Sascha Lobo hat treffend generell zum Thema chinesische Dominanz im jetzigen digitalen Zeitalter kommentiert.

Und dann musste ich natürlich das Thema Wahl von Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans (Nowabo) aufbringen. Ich wollte es eigentlich „nur“ unter digitalen Aspekten, der Frage digitaler Kompetenz gerade von Saskia anmerken (siehe oben verlinkten Tweet zum Bericht der Süddeutschen) und der aktuell Notwendigkeit von Investitionen in digitale Themen behandeln.

Doch Gunnar und Lars haben sich dann zu Recht über die unsäglichen, teilweise chauvinistischen Sprüche und Kommentare von Anne Will, Gabor Steingart, der FAZ, sprich einer unsäglichen Koalition des Berliner Establishmentklüngels aufgeregt. Das linke Schuldengespenst, Klassenkampf und Umverteilung werden an die Wand gemalt. Es wird kräftig Stimmung gemacht:

Von der Seite kommend sehen wir August Bebel und Rosa Luxemburg im Paartanz vereint, gespielt von den deutschen Laienschauspielern Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken. …

Sie plädierten für ein 500-Milliarden-Investitionsprogramm, finanziert von den Besserverdienern und auf Pump. Olaf Scholz dürfe Finanzminister bleiben, aber die schwarze Null müsse fallen

über Totentanz der Sozialdemokratie – Gabor Steingart, 2.12.2019

Gunnar hat sich in #9vor9 zur schwarzen Null geäußert, Ökonomen zitiert, die Investitionen jetzt in der Niedrigzinsphase fordern. Dazu nochmals oder schon wieder Sascha Lobo zu besagter Null, Investitionsstau und deutscher digitaler Rückständigkeit:

Sparsamkeit ist ein heikles politisches Konzept: Die meisten Großprobleme im Alltag der Deutschen lassen sich auf die Haushaltspolitik zurückführen. Das geht nicht mehr lange gut – vor allem im Digitalen.

über Schwarze Null: Sparsamkeit in der Politik führt zu katastrophalen Zuständen – SPIEGEL ONLINE

Esken und  Nowabo werden einfach mal in eine linke Ecke gestellt, aber wie links sind die Positionen denn nun wirklich? Mehr oder weniger ausgesprochen schwingt dabei mit, dass die beiden unerfahren seien und deshalb keine Ahnung hätten. Keine Ahnung vom Klüngel, oder was? Und wie fair sollte man die Basisentscheidung der SPD Mitglieder akzeptieren, die wie Gunnar ausführte durchaus eine für eine Urwahl ansprechende Anzahl von Stimmen abgegeben für die Kandidaten abgegeben haben.

Zurück zur Person Saskia Esken. Nicht nur die Süddeutsche setzt Saskia in ein besseres Licht. Auch Martin Reuter kommentiert auf Netzpolitk.org „dass erstmals eine profilierte Netzpolitikerin in Deutschland eine große Partei führen wird“ und porträtiert sie als einen kritischen Geist. So habe ich Saskia Esken auch im Juni lange vor der Kandidatur in Berlin auf der Think at IBM kennengelernt. Man muss nicht immer einer Meinung mit ihr sein, aber da spricht Engagement und Kompetenz. Zumindest mal gibt es jetzt Hoffnung bei der Frage, die ich ihr gestellt habe, ob die SPD beim Thema Digitalisierung die Kurve kriegt.

Und hier einige der unsäglichen Links und Tweets zum Thema:

„Chinesische“ Leseempfehlung: Was ist eine liberale Demokratie noch wert, wenn sie auf totalitären Servern läuft, fragt Sascha Lobo

30. November 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Eine Pflichtlektüre, diese Kolumne von Sascha Lobo zum „kommenden, digitalen, chinesischen Jahrhunderts, das die Welt stärker prägen könnte, als es heute Google, Apple, Facebook und Amazon tun. Sascha beschreibt in seinen knackig-pointierten Ausführungen das chinesische Selbstverständnis anlässlich und jenseits der aktuellen Diskussion um 5G und Huawai. Es geht um mehr als 5G, es geht um eine radikale andere chinesische Vorstellung von digitaler Gesellschaft. Hier einige Kernzitate, aber unbedingt den ganzen Beitrag lesen!

In China gibt es zwei Arten von Unternehmen: Staatsunternehmen und Unternehmen, die jederzeit gezwungen werden können, sich wie Staatsunternehmen zu verhalten. …

Ohne China gäbe es in Deutschland 2019 keinen Handyempfang, …

China ist keine Demokratie, sondern entwickelt sich zum exakten Gegenentwurf, nämlich zur ersten digitalen Diktatur der Welt. …

Sie basiert auf der digitalen Messbarkeit von fast allen Verhaltensweisen. In Verbindung mit einer Identifizierung per künstlicher Intelligenz ergibt sich ein übermächtiges Steuerungsinstrument. …

Digitale Diktatur bedeutet, die Gesellschaft als Maschine zu betrachten, in der jedem menschlichen Teilchen ständig überprüfte Grenzen gesetzt werden, ein Maschinenkorsett digitaler Hörigkeit.

über Digitale Zukunft entsteht in China – eine digitale Drohung – Kolumne – SPIEGEL ONLINE

Er nimmt auch Bezug auf das auch im Westen immer weiter verbreitete soziale Netzwerk TikTok, das gerade von netzpolitik.org analysiert wurde.

(Stefan Pfeiffer)

#9vor9 vor der #NEO19X zu #TikTok und öffentlich-rechtlichem Euro-Facebook

26. November 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Wie ein Turm im Sturm steht er, der Gunnar, und war auch heute wieder bei #9vor9 dabei (während Lars Basche mit lauer Ausrede sagte, er habe gedacht, es finde nicht statt, weil Next Economy Open und so weiter … Ausreden!

Die Next Economy Open 2019 ist auch unser erstes Thema. Von heute an findet die virtuelle Konferenz statt. Die „Programmzeitschrift“ findet Ihr hier im Blog und könnt dort auch direkt folgen. Und wer mit diskutieren will, der sollte auf Gunnis YouTube-Kanal gehen. Eine klare Empfehlung meinerseits: Es gibt viele spannende Themen! Gunnar und ich sehen uns dort nochmals wieder. Wir sprechen um 17 Uhr über Datenschutz, DSGVO, E-Privacy, KI und den ganzen Themenkomplex.

Meine Themen heute: Die Recherchen und die Berichte von netzpolitik.org zu den Praktiken von TikTok. Jenseits des Hypes kann man da nur zur Vorsicht mahnen. Und die Idee von Malte Spitz und Robert Habeck  von einem öffentlich-rechtlich (aus den Rundfunkgebühren) finanzierten Euro-Facebook als Alternative zu den kommerziellen sozialen Netzwerken.

Viel Spaß beim Reinhören!

 

Schnell kuratiert: TikTok wächst schneller als jeder Rivale … Facebook und Youtube wirken geradezu wie demokratische und offene Räume

25. November 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

TikTok hat die Nutzermilliarde schneller erreicht als jeder andere Social-Media-Dienst vorher. Beim weltgrößten Netzwerk Facebook waren es acht Jahre, beim Messenger WhatsApp sieben, dem chinesischen Rivalen WeChat immerhin sechs.

über TikTok hat eine Milliarde User schneller als jeder Rivale erreicht – viermal so schnell wie Facebook | Kroker’s Look @ IT

… schreibt Michael Kroker in seinem von mir sehr geschätzten Look@IT. Und Hutter Consult beschwört „the next thing“, das nächste große Ding, auf das Unternehmen, Werbeschaffende und Marketing aufspringen sollten.

TikTok ist mit grosser Wahrscheinlich “the next big thing” im Digital Marketing. Die beliebte App aus China passt direkt zum Trend von vertikalen Stories gepaart mit knackigen Kurzvideos und entspricht sehr gut den heutigen Konsumgewohnheiten der Gen Z und Gen Y.

über TikTok: 1.5 Milliarden App-Downloads Facebook Marketing Blog – Thomas Hutter Facebook Marketing Experte– unter der Überschrift „Gute Laune und Zensur“ Essig in den Wein, denn …

TikTok betreibt ein ausgeklügeltes System um Inhalte zu identifizieren, zu kontrollieren, zu unterdrücken und zu lenken. Die Plattform kann nach ihren Regeln Videos von Protesten und Demonstrationen drosseln.

über TikTok – Gute Laune und Zensur

Sie hatten exklusiven Einblick in die Moderation bekommen. Details, wie moderiert und gegebenenfalls zensiert wird, sind in ihrem Beitrag nachlesbar. Markus Beckedahl kommentiert dazu:

Was wir in unseren Recherchen über die Moderationsregeln beim Social-Media-Dienst TikTok herausgefunden haben, stellt alles in den Schatten, was über die Moderation bei Facebook oder Youtube bekannt ist. Die chinesische Plattform hat vage, intransparente Regeln, bietet Moderator:innen technisch weitgehende Eingriffsmöglichkeiten, um Inhalte zu verschleiern und ihre Verbreitung gezielt zu unterdrücken. Damit schränkt das Unternehmen die politische Meinungsäußerung massiv und bewusst ein. Dagegen wirken Facebook und Youtube geradezu wie demokratische und offene Räume.

über Content-Moderation bei TikTok – Eine neue Dimension der Informationskontrolle

Lesenswert dazu auch der Beitrag von Marcel Weiss auf neunetz.com:

Dass eine international erfolgreiche chinesische App von den politischen Interessen der chinesischen Regierung frei ist, weil das innerchinesische Pendant separat entwickelt und angeboten wird, ist im Übrigen nicht mehr als PR, der man kein Wort glauben sollte.

über TikTok und die Abhängigkeit von der Kommunistischen Partei Chinas