Posts Tagged: ‘Wein’

Die Umweltkatastrophe kann überall in Deutschland passieren – Hilfe für die Winzer an der Ahr

18. Juli 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Bilder von der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen, in anderen Bundesländern und benachbarten Ländern zeigen eine Naturkatastrophe, Bilder von Verwüstung und Zerstörung. Die Zahl der Toten erschüttert. Besonders betroffen machen mich die Bilder von der Ahr. Sie habe ich mit meiner Frau, Freunden und Familie zweimal besucht und wir haben die Zeit dort genossen. Wir haben in Dernau im Hofgarten von Meyer-Mäkel gesessen, den Regierungsbunker und die römischen Ruinen besucht, sind auf den Spuren von Weindetektiv und Starkoch Eichendorff gewandelt, kurz, haben Land und Leute, Landschaft, Essen und Trinken in vollen Zügen genossen. Wenn ich mir die Fotos anschaue und die Bilder sehe, die jetzt durch Netz und Medien gehen, bin ich schockiert und die Gedanken, sind bei denen, die materielle Verluste oder gar geliebte Menschen verloren oder im Krankenhaus haben.

Doch machen wir uns nichts vor. Diese Katastrophe ist nicht aus heiterem Himmel unerwartet gekommen, wie ein gewisser Ministerpräsident behauptet. Sie war sogar in Deutschland zu erwarten. Meteorologen haben Tage vorher gewarnt. Solche Naturkatastrophen können überall in Deutschland geschehen. Es kann ein Bach, ein Fluss sein, der aufgrund von Starkregen aus seinem Bett tritt und die Umgebung überflutet. Wir hatten das auch schon in meinem Wohnort in nur 100 Meter Entfernung, gottseidank nicht mit solchen Konsequenzen für Leib und Leben. Wir erleben Tornados und Hitzeperioden in Deutschland und anderen Teilen der Welt. Auch unser Dach wurde schon einmal in einem Sturm mit entsprechenden Konsequenzen beschädigt.

Die Bilder sind von 2016 rund 100 Meter von unserer Wohnung entfernt.
Mein Kommentar: Wann dann?

Niemand scheint mehr vor Naturkatastrophen sicher. Genau deshalb macht das „Weiter-so“, dass insbesondere ein spezieller Typ von Politikern, postuliert betroffen und wütend. Diese Politiker werden nur zu schnell nonchalant lächelnd zum wirtschaftsliberalen und -freundlichen Alltagsbetrieb übergehen, weiter faule Kompromisse schließen und den Wirtschaftsinteressen und Lobbyisten nachgeben. Offene Möbelhäuser oder Kohleabbau habe halt Priorität. Ich kann Eckard von Hirschhausen und seinen Ausruf nur zu gut verstehen.

Zu diesem Beitrag hat mich auch ein Artikel auf Captain Cork inspiriert. Dort wird ja oft pointiert, gefühlt manchmal etwas vorschnell rund um die Weinszene berichtet. So regte sich „der Captain“ die Tage auf, dass man nichts von den Weinköniginnen, insbesondere der deutschen Weinkönigin von der Ahr, Eva Lanzerath zur Lage höre. Wo ist die Weinkönigin, wenn man sie braucht, titelte er in seinem Newsletter vom 16. Juli 2021. Diese ist, wie jetzt die rheinhessische Weinkönigin Eva Müller dem Captain berichtet hat, kaum zu erreichen. Sie, Eva und Eva, wollten helfen und riefen „auf Insta“ zu Spenden auf. Diese Aufrufe seien am Freitag vom DWI,dem Deutsche Weininstitut untersagt worden. Die Weinköniginnen sollten abwarten, was der DWI am Montag beschließt. Statt schnell und unbürokratisch zu handeln, will man wohl Abläufe einhalten und sich erst einmal mit allen weiteren Gebieten abstimmen. Kennen wir das irgendwo her?

Ich kann nicht anders und muss diesen Absatz zitieren. Das Deutsche Weininstitut (DWI) ist die Werbeabteilung des Deutschen Weinfonds und er, der Captain kommentiert:

Der Deutsche Weinfonds ist auch eine Anstalt des öffentlichen Rechts und wird vom Landwirtschaftsministerium kontrolliert.Der Parteienstaat redet mit. Genauer: die von den Christlichsozialen dominierte Agrarpolitik und ihre Heerscharen von Lobbyisten der Saatguthersteller, Landmaschinenbauer, Milch- und Fleischfabriken etc. Kurz: alle, die hinter der Schöpfungskette von Massenprodukten stehen, die wir bei Aldi, Lidl & Co. einkaufen.

Ahr-Flut: Ich will helfen, darf aber nicht

Und über allem schwebt furienhaft die ehemalige Weinkönigin Julia aus der Pfalz scheint glyphosattrunken …

Hier ein weiterer Bericht von Captain Cork unter dem Titel Viele Winzer haben alles verloren, in dem die dramatische Situation geschildert wird. Dort ist auch das Spendenkonto des Weinbauverbands VDP angegeben, der für die Winzer an der Ahr sammelt. Neben Spenden werden ich ganz persönlich die Winzer an der Ahr im Blick behalten und verstärkt dort auch kaufen – der Captain nennt beispielhaft das Weingut der Gebrüder Bertram aus Dernau, aber an der Ahr gibt es viele tolle Winzer, nicht nur die Stars wie Stodden, Deutzerhof, Adeneuer, auch die Genossenschaft Dagernova und viele andere – oder solidarische Aktionen, wie sie mancher Winzer aus anderen Regionen schon organisiert, unterstützen.

Und natürlich gehören auch die Betroffenen in den anderen Regionen unterstützt. Keine Frage.

Diese handgeschriebene Karte bekam ich vom Weingut Meyer-Näkel bei meiner letzten Bestellung viele Wochen vor der Flut. Ich habe mich damals sehr über dieses Zeichen der Kundenbindung gefreut und hoffe, dass wir mal wieder vor Ort sind und uns persönlich bedanken können.

Das Titelbildbild ist von Hands off my tags! Michael Gaida auf Pixabay

Fruchtiger Rieslingsekt, traditionelle und Prestige-Linien oder wie viel Briochearomen und Nussnoten sollte ein Sekt haben| Wein-erlei

14. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich, wir mögen Sprudler. Ein Glas Sekt gehört für uns dazu, wenn Freunde (damals vor der Pandemie und hoffentlich bald wieder) zu Besuch kommen. Und ein- beziehungsweise ausgeschenkt wird der Sprudler natürlich im Sektkelch, also bisher. Dann haben mir die Kenner der Szene ans Herz gelegt, doch mal das große Glas zu probieren, da dort ja die Aromen noch besser heraus kämen. Ich mache das nun ab und an. Meine Frau ist beim Sektkelch geblieben, denn sie hat den Eindruck, dass der Blubber im großen Glas viel zu schnell verschwindet.

Lange Jahre war ein Prosecco (Prosecco Frizzante di Valdobbiadene DOC DEA) vom Weinladen um die Ecke unser Lieblingsgetränk. Der machte dann den Laden in Eberstadt zu. Trotzdem bin ich dann nach Darmstadt „rein gefahren“, unter anderem, um diesen Prosecco zu holen. Doch dann wollte der italienische Lieferant, dass der Laden eine größere Menge abnimmt und schon war der Prosecco nicht mehr im Sortiment. Ich meine, es ist dieses Weingut gewesen, bin mir aber nicht mehr sicher.

Unterdessen landen wir meistens bei deutschem Sekt und das ist auch der heutige Anlass für das Posting. Einer unserer Lieblingssekte sind der Kallfelz Riesling Brut und Extra Brut von der Mosel, den wir vor Jahren bei einem Besuch beim Winzer verkostet haben und der seitdem immer wieder in den Keller gelegt wird. Es sind gradlinige, fruchtige Rieslingsekte in der 10 Euro-Klasse, die wir immer wieder gerne trinken.

Eine Etage höher liegt dann beispielsweise der Griesel Rosé Tradition Brut von der Bergstrasse, geschmacklich und vom Preis (rund 16 Euro). Hier merkt man dann im Geschmack, dass der Sekt aus Pinot Noir & Pinot Meunier aus traditioneller Flaschengärung einige Zeit auf der Hefe liegt. Das schmeckt man auch an einem leichten Nebengeschmack, einem Hefeschwänzchen am Ende, das durchaus ein wenig an Champagner erinnert. Die Experten sprechen dann oft von „Brioche Aromen gepaar mit Nuss Noten“. Ähnlich siedeln wir die entsprechenden Sekte (es muss nicht immer Rosé sein) vom Wilhelmshof, Andres & Mugler, Eymann, Jülg, von Buhl* und vielen anderen deutschen Sektmachern. Da gibt es unterdessen durchaus in der Breite sehr gute Qualität, natürlich nicht mehr nur Riesling, sondern auch Chardonnay oder Blanc de Blancs.

Fast alle offerieren Sekt in der 15 Euro-Klasse, gehen aber dann noch darüber hinaus in Preiskategorien um die Mitte 20 Euro und mehr. Das sind dann Sekte, die noch länger, 5 Jahre und mehr auf der Hefe liegen. Sie gibt es auch in der Prestige-Linie von Griesel oder eben vom Sektpionier Raumland und des Töchtern. „Mit längerem Hefelager entwickeln sich ausgewählte Grundweine zu einem Sekt mit ‚Ecken und Kanten‘, welcher fernab des Mainstreams angesiedelt ist,“ steht auf der Webseite von Griesel.

Ähnlich kann man es bei Raumland nachlesen und ich habe mir auch das Probierpaket der Prestige-Linie bestellt. In Corona-Zeiten gönnt man sich ja sonst nichts. Bei unserer vorerst letzten Weintour, die wir eigentlich im Jahr mit Freunden unternehmen, haben wir beim Wilhelmshof einen solche Sekt probiert. Gerade diese Sekte werden von den Machern auch immr wieder als Essensbegleiter und nicht „nur“ Aperitif im großen Weinglas empfohlen. Sie sind oft der Stolz der Winzer:innen, werden oft als prägend für den Stil des Hauses und Aushängeschild bezeichnet.

Und Ihr ahnt es vielleicht schon: Ich konnte mich bisher meist nicht mit den Sekten dieser Kategorie anfreunden. Der Nachgeschmack, das Hefeschwänzchen bzw. die Brioche- und Nussnoten sind mir oft zu dominant und nehmen mir etwas die Frische und Fruchtigkeit weg, die ich persönlich von Sekt erwarte. Eine große Ausnahme war der Blanc de Noir Sekt Rèserve Extra Brut (2007??) vom Weingut Jülg, der 74 Monate in der Flasche gereift hat, und dem ich 2015 bis auf die letzten Flaschen nachgejagt bin. Er hatte die entsprechende Brioche-Noten, sehr prägnant, aber angenehm.

Doch zurück zu den stil- und prestigeprägenden Sekten der deutschen Weinmacher. Geschmäcker sind halt verschieden und entwickeln sich. Wer weiß, was ich in einigen Jahren schreibe. Ich, wir werden uns weiter durchprobieren und auch mal wieder den Champagner von Champion Denis über meinen Tenniskameraden Rainer bestellen. Das ist ebenfalls ein exzellenter Tropfen zu einem sehr fairen Preis, was bei Champagner ja nicht immer der Fall ist. Denis offeriert unter anderem eine exzellenten Rosé oder auch den Grande Réserve Millésime für rund 18 Euro. Immer wieder gerne!

(Stefan Pfeiffer)

* Zum Rieslingsekt von Buhl: Ist mir nach anfänglicher Begeisterung unterdessen einfach zu trocken.

Spätburgunder: Rotwein für Intellektuelle oder doch etwas mehr Fülle gefällig? | Wein-erlei

7. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Gerade bin ich im Newsletter von Pinard de Picard über interessante Formulierungen zum Spätburgunder gestoßen. Bezug nehmend auf die Weine vom Rheingauer Weingut Corvers-Kauter schreibt man dort so schön, dass das Weingut einen stilistischer Wechsel vollzogen „weg von der Opulenz und Fülle, hin zu Finesse, Struktur und feiner Frucht“ habe. Da fühle ich mich dann gleich angesprochen denn ich gebe zu, ich kämpfe noch immer mit dem deutschen Spätburgunder. Es gibt bisher nur wenige, die mich wirklich überzeugt haben. Immer wieder probiere ich verschiedene Spätburgunder. Manchmal bin ich enttäuscht und meine einen für mich einen Spätburgunder-typischen Beigeschmack heraus zu schmecken, der mir etwas muffig vorkommt. Dann sind sie mir des Öfteren zu dünne, zu nichtssagend. Aber vielleicht fehlt mir ja auch der feine Gaumen, die zitierte Finesse und Struktur des Intellektuellen unter den Weinen zu erschmecken.

Natürlich gibt es auch positive Überraschungen. Gerade habe ich mal den 2018er Spätburgunder J.J. Adeneuer von der Ahr getrunken. Der war mittel- bis dunkelrot, vollmundig, hatte Grip und Struktur. Mal wieder eine angenehme Überraschung zu einem sehr fairer Preis von 11,50 und eine Wiederentdeckung der Ahr-Weine nach längerer Zeit. Und ich musste an den Spätburgunder von Heiner & Kreuzberg Neuenahrer Schieferlay, laut Captain Cork etwas zu fett für wirkliche Spätburgunder.Fans, den wir vor einigen Jahren öfters getrunken haben. Vor nicht allzu langer Zeit nachbestellt, hat er mir dann nicht mehr geschmeckt. Zudem haben sich die Weinmacher wohl getrennt.

Ich muss auch zugeben, dass einige der Spätburgunder aus meinem Preisgefüge fallen. Die von Pinard de Picard angepriesenen Spätburgunder von Corvers-Kauters beginnen bei 18 Euro und gehen hoch bis 68 Euro. In ähnlichen Preisregionen liegen auch die zum Beispiel von Heiner Lobenberg hochgelobten Roten des Pfälzer Weingut Rings, von Bernhard Huber aus Baden oder vom Pfälzer Knipser.

So bevorzuge ich geschmacklich bei den Rotweinen noch immer die Franzosen aus dem Bordeaux, von der Rhone oder aus Languedoc. Gerne auch mal die Roten aus Portugal, ein Sangiovese oder ein anderer Italiener im beschriebenen Preissegment. Ein Primitivo sollte es aber bei Italienern nicht unbedingt sein. Die sind mir oft wirklich zu opulent bombastisch süßlich. Doch natürlich werde ich immer mal wieder ein Spätburgunder testen. Vielleicht entwickele ich mich weinintellektuell doch noch etwas weiter …

Bleiben wird er uns als Blanc de Noirs in Sekt und Weißwein

Erhalten bleiben wird uns der Spätburgunder auf jeden Fall als (oft kuperfarbener) Weißwein und als Sekt. Die Tage haben wir den 2019er Meyer-Näkel Illusion Eins geöffnet. Beim Weingut ist der Jahrgang ausverkauft, doch ich bin noch auf Restbestände für 13 Euro die Flasche gestoßen. Und der aus den dunklen Trauben gewonnener Weißwein hat uns wieder sehr gut geschmeckt, fruchtig, frisch mit einem Hauch von Hefenachgeschmack eine echte Alternative zu Riesling. Ganz sicher werde ich den 2020er nachbestellen, sobald der ab März beim Weingut lieferbar ist. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir auch verschiedene leckere Sekte, beispielsweise der Jülg Blanc de Noir Sekt Rèserve Extra Brut oder auch die Blanc de Noirs vom Wilhelmshof oder Andres & Mugler.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Thomas B. auf Pixabay

Wein-erlei: Immer wieder Obacht bei den sogenannten Schnäppchen

31. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Es ist mal wieder Zeit für einige Weinnotizen mit der Aufforderung, sogenannte Sonderangebote immer zu prüfen. Gerade bin ich bei Vipino, einem meiner bevorzugten Onlinequellen, über den Vinsobres 2018 Les Cornuds gestolpert, mit 99 Punkten von Michael Liebert bewertet, den ich sehr schätze. Das 6er-Sparpaket wird für65,95 € statt 106,80 € angeboten. Was für ein Schnäppchen.

Ich habe dann mal den Quercheck bei meiner anderen bevorzugten Bezugsquelle, bei Lobenbergs Gute-weine.de gemacht. Und dort wird mir der Wein im Weinclub für 10,71 € angeboten. Nach Adam Riese komme ich bei 6 Flaschen demnach auf 64,26 €, als Nicht-Clubmitglied auf 71,40 €.

Warum diese Ausführungen? Sehr viel nehmen sich die Preise ja nicht. Ich ärgere mich über die „statt 106,08 €“ von Vipino. Sicher gibt es irgendwo eine Preisangabe, mit der man das begründen kann. Trotzdem wird suggeriert, man spare etwas ein, was so nicht der Fall ist. Nicht nur Vipino geht so vor. Bei vielen anderen Online-Weinhändlern z.B. auch bei Wine-in-black – stößt mir diese Art des Verkaufens übel auf. Ich weiß, ich bin altmodisch. Aber gerade muss gerade die so hehre Einkaufsgemeinschaft Vipino, die kein normaler Onlinehandel oder Weinclub sein will, so vorgehen? Also gerade bei sogenannten Sonderangeboten immer quer checken! Wieder einmal gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist … Leider.

Es ist immer so ein Ding mit den Empfehlungen und Bestenlisten … Bei Vinum gibt es immer mal wieder Top 10-Listen. Und da bin ich auf die Top 10 Best Buy Weine der Toskana gestoßen. Ich mag Sangiovese und und deshalb habe ich mal zugeschlagen und den als Nummer 1 gelisteten Tenuta L’Impostino Montecucco Sangiovese Riserva Viandante 2015 online gekauft. Der hat mich überzeugt. Bei den besten trockenen Weissweine unter 10 Euro bin ich bisher nicht überzeugt, aber Verrisse will ich hier nicht schreiben. Geschmack ist subjektiv und ich bin kein Weinkenner.

Schließlich noch ein Rotwein, von dem ich wirklich begeistert bin. Er liegt in dem Segment, das ich preislich anstrebe: unter 20 Euro. Es geht um den Chateau Seguin L’Angelot de Seguin 2016, einen Bordeaux, ein Cuvée aus Cabernet Sauvignon und Merlot, den wir sensationell finden.

Und zum Ende dieses Wein-erlei’s noch ein Zitat vom Captain zu Grauburgundern

Wenn man aus Umfragedaten Wein pressen könnte, käme Grauburgunder raus. Grauburgunder, das ist wie wenn CDU, CSU und SPD sich auf eine Rebsorte einigen. Das Ergebnis ist etwas, das keiner braucht, aber doch irgendwie die Gläser füllt und Gelegenheit zum Abkassieren bietet.

Die besten grauen Burgunder | CaptainCork

Ein gefälliger Wein für die Toskana-Fraktion mit Joschka und Gerhard? Die Aussage wird dann im Beitrag und auch im Newsletter doch etwas relativiert. Und ich stimme zu, nachdem wir eine Zeit lang etwas vom „Pinot Gridschoooo“ abgerückt waren und eher auf der Riesling-Welle surften. Es gibt natürlich auch exzellente Grauburgunder zu einem fairen Preis, beispielsweise den Schweigener Grauburgunder Kalkmergel VDP, Ortswein trocken vom südpfälzischen Weingut Bernhart. Der hat Grip und ist nicht nur wie viele andere Grauburgunder nur gefällig. Ich habe ihn direkt beim Weingut bestellt.

(Stefan Pfeiffer)

Die neueste heiße Social Media Chose heute bei #9vor9 – Wir sprechen über @joinClubhouse

19. Januar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Und auch wir sind um das Thema Clubhouse, dem neuesten Social Audio & Mefis Hype, nicht herum gekommen. Zweite mittelalte Männer (sorry an den Jungspund Lars), die eh einen Video- und Podcast machen, unterhalten sich über das neue Radio, die neue Art des Podcastens, das neue Sprachrohr von Politikern, den neuen Kanal, auf dem sich Sommeliers und Winzer unterhalten, die nächste Plattform, die vermutlich auch Trolle für ihre Zwecke … und Unternehmen als Marketingkanal kapern werden. Spannend ist es auf jeden Fall und wirklich erstaunlich, welch eine Welle vor allem am vergangenen Wochenende losgetreten wurde.

Ich bin über Julia Holze auf Twitter auf Clubhouse aufgesprungen. Danke nochmals für den Hinweis und hier auch der Link zu einem Ihrer Beiträge zu Clubhouse. Und Julia, ich halte mein Versprechen, und habe bisher nur Frauen zu Clubhouse eingeladen, damit es dort eben „diverser“ wird und eben nicht der unter anderem von Martin beschrieben Effekt eintritt:

Wird Clubhouse bleiben? Oder verschwindet es in Kürze, wenn die großen Social Media-Plattformen ihre entsprechenden Audiofunktionen ausbauen, wie es Rouven Kasten vermutet:

Wir werden es auf jeden Fall verfolgen. Wer sich zum Thema Clubhouse einlesen (auch Lesen ist noch gefragt will), dem seien neben Julias Beitrag auch beispielsweise der Ratgeber von t3n Hype um Clubhouse: Was ist diese Social-App eigentlich und wo ist meine Einladung? oder auch die Sammlung von Clubhouse.Artikeln Stephanie Kowalski empfohlen.

Mal schauen, ob Lars und ich mit einigen Bekannten uns die Woche auch einmal als Moderatoren eines Rooms versuchen, um das Thema, was Clubhouse für Marketing bedeuten könnte, mit Euch zu diskutieren. Und ja, ich habe wohl vernommen, dass einige schön stöhnen, dass nun auch dort das Verkaufen beginnen wird. Doch der Lars Basche hatte auch einige anderen Ideen, die über „normales Marketing“ hinaus gehen. Wer Lust hat, mitzumachen kann sich gerne bei uns melden.

Noch eine Randbemerkung: Sehr erstaunt war ich, dass ich doch einige Personen aus der Weinszene derzeit auf Clubhouse herumtreiben, vom Sommelier bis zum:r Winzer:in, und es entsprechende Angebote gibt. Habe das auch einmal auf den Screenshots unten dokumentiert. Und ich habe auch einen Weintipp mitgenommen: den Riesling Bestes Fass vom Weingut Goldatzel aus dem Rheingau. Herzlichen Dank.

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

Und eine kleine Bildergalerie zu Clubhouse:

(Stefan Pfeiffer)

Was hab ich denn so im Keller? Und wie lagere ich meine Weine? (Dabei trinke ich sie eigentlich lieber)

29. November 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Wie der ein oder andere hier gelesen hat, beschäftige ich mich mit Wein und trinke gerne hier und da ein Gläschen. Im (für lange Lagerung zu warmen*) Keller lagen dann einige Flaschen (keine 100) und um die Übersicht zu behalten, habe ich als IT-Spielkind den Bestand inklusive von Beschreibungen und meiner Bewertung seit 2012/2013 in Vinoteka erfasst. Vinoteka gibt es in einer Version für den Mac und for iOS, also Touch-Bedienung. Nun tut es die Mac-Version von Vinoteka nach dem Update auf die neue Betriebssystemversion macOS Big Sur nicht mehr, stürzt einfach ab. Die iOS-Version läuft noch.

Laut Webseite unterstützt Vinoteka bis macOS High Sierra

VinotekaSoft, die Wine Software Company, stellt sich tod und antwortet weder auf die offizielle Supportanfrage noch auf Tweets. Der letzte Tweet ist von Mitte Juli 2018, der Copyright-Vermerk auf der Webseite geht ebenfalls bis 2018. Da scheint nichts mehr zu passieren. Ich habe auf jeden Fall schon vor dem Update geahnt, dass es schief gehen könnte und eine Datensicherung gezogen.

Ja, ich könnte auch einfach eine Tabelle benutzen und dort meine Informationen eintragen, aber Tabellen werden leicht unübersichlich-monstermäßig und sind auch meiner Erfahrung nach in der Dateneingabe von Texten nicht optimal geeignet. Ganz zu schweigen von Bildern, obwohl man die auch nicht in Tabellen verwalten sollte.

Mal meine Weinflaschen-Verwaltung selber gebaut

Also bin ich nach einer Recherche im Netz testweise auf Tap Forms Mac 5 umgestiegen und habe basierend auf einer vorhandenen Beispielvorlage meine Datenbank und mein Formular zur Verwaltung von Weinen gebaut. Die Struktur orientiert sich logischerweise an den alten Vinoteka-Daten, die ich importiert habe. Insgesamt habe ich aber vieles vereinfacht. Sieht nicht so schön und bunt aus wie bei Vinoteka (siehe Screenshot unten), aber tut es.

Tap Forms bietet einen einfach zu bedienenden Formulargenerator. Suchabfragen, die immer wieder gebraucht werden, können hinterlegt werden.

Tap Forms ist ein einfacher Formular- und Datenbankgenerator. Mal schauen, wie lange ich damit zufrieden bin. Momentan gefällt mir die meine Weinsammlung sehr gut (udn ich feile noch an Details). Tap Forms kann natürlich auch für viele andere Dinge, die man erfassen und verwalten möchte, genutzt werden. Die Anpassung der Vorlagen ist wie erwähnt selbst für Nicht-Programmierer wie mich vergleichsweise einfach.

Übrigens gibt es auch von Tap Forms eine iOS-Version, die ich mir aber noch nicht angesehen habe, aber wie ich mich kenne … Die Daten sollten zwischen Mac und iOS synchron gehalten werden können (z.B. über die iCloud oder IBM Cloudant). Habe ich aber eben auch nicht ausprobiert

Und falls jemand einen anderen Tipp für eine Weinflaschen- oder Weinkellerverwaltung hat, wäre ich natürlich sehr gespannt. Für meine technischen Rahmenbedingungen – eine reine Apple-Welt mit MacOS- und iOS-Geräten – habe ich nichts gefunden, was aktuell ist. VinoCell, das im App Store sehr gute Kritiken hat, scheint es nur für iPhone und iPad zu geben. Wer also mit iPhone und iPad als „Eingabemedium“ leben kann, sollte sich duiese App mal anschauen. Sieht optisch und funktional gut aus. Ich brauche aber den Mac zur Dateneingabe, da mein iPad schon sehr in die Jahre gekommen ist und ich kein Neues kaufen möchte.

Mein Wein wird im Keller geköchelt

Der zu warme Keller und das Einlagern von Wein für längere Zeit ist ein anderes Thema. Nachdem mir Jens – der beruflich Spitzenweine jenseits meiner Preisklasse vertreibt – erklärt hat, dass übliche Weinkühlschränke von L..herr und anderen nichts taugen, man ein Profigerät brauche, das aber deutlich vierstellig (3 bis 4k aufwärts) in der Anschaffung werde, ich demzufolge schlucken musste, werde ich wohl eher weniger Flaschen lagern und die in überschaubarem Zeitrahmen trinken. Oder aber ich kaufe irgendwann einen kleinen Weinkühlschrank, aber nur um kurz vor dem Genuss auf die richtige Temperatur zu kühlen (auch den Rotwein). Der Fokus würde dann nicht auf dem Lagern der Weine liegen, wie es bei den Profigeräten der Fall ist.

Für Tipps, Tricks & Kommentare zu beiden Themen bin ich sehr dankbar.

Natürlich alles schön bunt hier

Optisch macht Vinoteka natürlich wesentlich mehr, wie mein selbstgestricktes Formular auf Tap Forms. Deshalb habe ich es ja auch seit 2012/2013 genutzt. VinoCell- siehe oben – präsentiert sich übrigens ähnlich.

Wein-Notizen: Vinocentral in Darmstadt, Griesel Rosé 2018 vorbestellt und Tipps für ein Pfalz-/Saarland-Besuch erbeten

4. Oktober 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Man hätte nicht so viel über Griesel-Sekt, insbesondere den Rosé schreiben sollen, denn nun ist er ausverkauft, der 2017 er Jahrgang. Ich wollte die Tage nach Bensheim fahren und einen Karton holen. Gut, dass ich vorher per E-Mail nachgefragt habe. Das war dann auch ein lustiger E-Mail-Verkehr mit Anna-Julia Faude vom Vertrieb & Marketing. Auf jeden Fall habe ich schon mal 12 Flaschen des kommenden Jahrgangs vorbestellt.

Einzelne Händler hätten den Rosé Brut aber noch, schrieb Anna-Julia Faude und da habe ich dann gleich mal recherchiert und siehe da, Vinocentral am Darmstädter Hauptbahnhof hatte noch den 2017er Jahrgang auf Lager. Und so kam es dann dazu, dass ich lokal bestellt habe. Vor Jahren war ich ab und an nach dem Kino dort, hatte das Geschäft aber dann verdrängt. Nun habe ich die „Wein- und Spezialitäten-Handel, Kaffeerösterei, Caffè- und Wein-Bar in einem“ wieder entdeckt und die Webseite hat mich dann auch darüber informiert, dass Vinocentral auch Online-Verkostungen anbietet. Man geht mit dem Trend.

Vinocentral in Darmstadt wieder entdeckt

Am 29. September wurden gerade „Pfälzer Jungs“ mit einem Sekt Eymann Vintage Brut Nature – 85 Monate Hefelager – und zwei Pfälzer Rieslingen, einer vom Weingut Secklinger (Seckinger Riesling King Pure bio 2017), der andere von Dennis Wolf (Laumersheimer Kirschgarten Riesling 2017), verkostet. Das ist alles schon etwas gehobener Klasse, auch im Preis, das Paket kostet 66,90 Euro. Den Naturwein Pure von 2017 habe ich probiert, sicher interessant, aber er war mir etwas zu schwer und aromenreich. Ich bin noch immer eher für die frischen Riesling, aber der Geschmack ändert sich ja auch. Und da nehme ich einfach auch mal die Aussagen von Vinocentral hin, die den:die gemeine:n Weintrinker:in abwatschen, und stehe dazu, dass mir der Wein schmecken muss:

Und die Vorlieben des/der durchschnittlichen deutschen Weinkonsument*in sind relativ überschaubar: gefällig im Geschmack und möglichst „preiswert“, um nicht zu sagen „billig“.

Weingut Seckinger | Weine aus der Pfalz bei vinocentral.de

Auf die beiden anderen Flaschen bin ich noch gespannt. Die nächste Liveverkostung von Vinocentral soll sich übrigens am 3. November um 20 Uhr 3 italienischen Rotweinen widmen. Das entsprechende Verkostungspaket kostet € 38,90.

Übrigens muss ich noch erwähnen, dass ich am 29. September morgens online bestellt habe und es 3-4 Stunden klingelte und Vinocentral mir meine Bestellung vorbei brachte. Der Vorteil der lokalen Nähe … Das Blog und den Newsletter von Vinocentral habe ich jetzt auf jeden Fall mal abonniert.

Kafflfelz Merler Stephansberg – Mosel-Riesling, der mir schmeckt

Und wenn ich schon oben über frische Riesling schreibe, dann auch mal der Hinweis auf einen Mosel-Riesling, der mir seit Jahren an den Gaumen gewachsen ist. Ich tue mich mit Weinsprech, der allzu blumigen Beschreibung von Weinen etwas schwer. Aber die Tage habe ich einen meiner Lieblingsweine, einen 2018 Riesling Merler Stephansberg Selection trocken vom Weingut Kallfelz, getrunken. Samtig, gleichzeitig mit Würze, nicht zu viel Säure, da kommt ein kitzelnder Rest am Ende beim Schlucken, Aprikose, Litschi, vielleicht etwas grüne Paprika. Wie hat ein Bekannter gesagt, der sich mit Wein auskennt: Der hat Kripp. Stimmt. Übernehme ich einfach in mein Vokabular. Der Wein kostet 9,10 Euro.

Welches Weingut sollten wir und um Deidesheim und Kloster Hornbach besuchen?

Zurück zu den Pfälzer Jungs. Das Thema kam gerade recht, denn gerade planen wir im November eine Woche in der Pfalz und im Saarland, in Deidesheim und in Kloster Hornbach im Saarland. Selbstverständlich möchten wir das ein oder andere Weingut besuchen und wir sind für Tipps dankbar. Es müssen ja nicht immer die großen Namen wie von Winning oder Bassermann-Jordan sein. Das Wein- und Sektgut Eymann – siehe oben – war und ist schon auf der Liste. Eugen Müller in Forst wäre wohl noch einen Besuch wert, aber es gibt noch Zeit und Spielraum. Also auf Ihr Pfälzer Weinexperten …

(Stefan Pfeiffer)

Wein-Notizen: Rotwein im Kühler, gute Weine zwischen 10 und 20 Euro, Weinjournalismus, Julius Eichendorff und einen würzigen sizilianischen Syrah

20. September 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Und wieder einige Wein-Notizen: Im FAZ Magazin vom September 2020 ist ein Interview mit Heiner Lobenberg erschienen. Sein Online-Webshop gute-weine.de, der laut Interview unterdessen einen Umsatz von 20 Millionen Euro macht, ist einer meiner bevorzugten Bezugsquellen, wenn ich im Netz Wein kaufe. Man kann sich meist auf seine Tipps verlassen – nur bei deutschem Weißwein war ich oft nicht mit ihm einer Meinung. Es ist ein amüsantes, amüsierendes Interview über Weinproben mit 400 Weinen, wo er – so die Selbsteinschätzung – noch bei Wein 297 nicht nur wie eine Eins steht, sondern auch den einen, besonders empfehlenswerten Wein heraus schmeckt und dabei auf ein fotografisches Gedächtnis für Geschmäcker zurückgreifen kann.

Gute Weine zwischen 10 und 20 Euro entdecken

Und einmal mehr lerne ich dazu. Wir trinken den Rotwein meist zu warm und deshalb bestellt er in Restaurants oft einen Weinkühler dazu. Rotwein müsse man mit 15 Grad oder noch kühler trinken. Unwillkürlich muss ich an Erlebnisse in den USA denken, wo ich manches Mal Eiswürfel in den Rotwein verschwinden sah. Nein, aber im Ernst, Lobenberg hat sicher recht.

Eine Aussage finde ich besonders spannend, da sie natürlich mein Kaufverhalten widerspiegelt: Laut Lobenberg bekommt man als Kunde zwischen 10 und 20 Euro das beste Preis-/Leistungsverhältnis. Das ist genau das Segment, in dem ich mich in aller Regel tummele und unterdessen auch einigen Freunden und meinen Eltern immer wieder auch Tipps gebe oder für sie mit bestelle.

Die Weinkönigin in der Pfalz

Über die Kooperation des Deutschen Weininstituts (DWI) mit WirWinzer.de hatte ich schon berichtet. In den kommenden Wochen werden die deutschen Weinprinzessinnen mit dem WirWinzer-Wein-Experten Christopher Sommer die 13 deutschen Weinbaugebiete besuchen und eine Auswahl an drei Weinen aus der jeweiligen Region vorstellen. Hier einfach exemplarisch einmal die Verkostung der Pfälzer Weine:

Das ist die Folge 2. Begonnen wurde in Franken. Mir ist die Produktion etwas hochglanz, zu glatt. Alle besprochenen Weine waren bisher natürlich toll, was im üblichen Weinsprech der Szene ausgeführt sind. Sonst hätte man sie ja auch nicht ausgesucht, werden die Macher sagen. Mir würde es besser gefallen, wenn es sprachlich und in der Sache etwas authentischer und eckiger zugehen würde, aber vielleicht ist bei den beiden Kooperationspartnern nichts anderes zu erwarten. Ich bin für die Weintipps dankbar, inhaltlich und sprachlich aber bei anderen Video-Podcasts. Das Paket wird trotzdem notiert, auch wenn ich gerade bei Weißwein ein Kaufstopp einlege.

Wein-Tausendsassa Carsten Sebastian Henn und der schnüffelnde Koch Julius Eichendorff

Und schließlich bin ich bei Captain Cork auf einen Beitrag über Carsten Sebastian Henn gestoßen, den ich, wenn ich mich recht erinnere, zuerst über seine Weinkrimis kennengelernt habe, die an der Ahr spielen. Den kochenden Detektiv oder schnüffelnden Koch Julius Eichendorff hat die ganze Familie schätzen gelernt. Und wegen der Krimis haben wir auch zwei Touren mit Freunden an die Ahr unternommen und Orte des Geschehens – von den Weingütern über die Restaurants bis zum Regierungsbunker – besucht. Auch seine weiteren Bücher seien nicht nur Schokoladen-, Whiskey- und Ginfreunden empfohlen. Übrigens hat er auch Sachbücher geschrieben von den 111 deutschen Weinen, die man getrunken haben muss, bis zu Weinwissen für Angeber (was ich mir gesprochen von dem Mann mit den 3 Haaren auf der Brust als Hörbuch auf meine Geräte geladen habe). Ach ja, er hat auch erotische Bücher geschrieben.

Carsten Henn ist offensichtlich ein Tausendsassa, den er hat nicht nur noch einige weitere Bücher geschrieben, sondern auch noch viele zusätzliche Projekte am Laufen. So ist er Chefredakteur der Zeitschrift Vinum, Gourmet-Kritker, beteiligt sich an Projekten wie VinVenture und scheint auch noch selbst mit Winzern Weine zu machen.Der Captain berichtet über ein Projekt mit dem Winzer Christian Dautel aus Württemberg, in dem ein Lemberger – die Rebsorte ist für mich noch ein dunkles Loch – im Akazienholz ausgebaut wurde und nun unter dem Namen Lemberger Wald vor lauter Bäumen vermarktet wird. Der Wein kostet € 31,50, liegt also außerhalb meines normalen Investitionsrahmens.

Der Wein wurde im Rahmen eines seiner Projekte, der Wein-Entdeckungs-Gesellschaft erfunden:

Das Projekt ist ein Katze-im-Sack-Abo. Man kennt weder Winzer noch Rebsorte noch Preis. Das Feedback ist super. Wir haben ca. 300 Abonnenten, die entweder drei oder 6 oder 12 Flaschen bestellen. Und zu jedem Wein gibt es ein Rezept von einem Spitzenkoch. Ich verdiene damit kaum Geld, habe aber viel Freude.

Carsten Henn: das Universal-Genie | CaptainCork

Klingt spannend. Die Weine liegen wohl immer zwischen 25 und 35 Euro.

Ohne Advertorials geht es im Weinjournalismus nicht

Zitieren möchte ich einige seiner Aussagen zum Weinjournalismus und dem wirtschaftlichen Druck, der auf den Verlagen und Journalisten lastet:

Es ist eine Herausforderung kritische Distanz zu wahren. Besonders wenn man bestimmte Winzer verehrt. Viele Kollegen sind im PR-Bereich tätig, weil es ökonomisch nicht anders geht. Da muss man sich selbst treu und trotzdem objektiv bleiben. Ohne Advertorials, also werbliche Artikel, ist Weinjournalismus nicht finanzierbar.

Carsten Henn: das Universal-Genie | CaptainCork

Und das schreibt der deutsche Chefredakteur von Vinum …

Noch Lesezeichen – auch für den Lars

Schließlich noch drei Lesezeichen zu Fragen rund um Wein, die immer wieder beschäftigen: Mit Lars Basche habe ich ja bei #9vor9 über Wein gesprochen und er hat sich als jemand geoutet, der im Supermarkt Wein kauft. Meinen Tipp, wie er mit Vivino die Weinetiketten im Regal scannen und die Bewertungen lesen kann, habe ich ihm gegeben. Hier nun die Tipps von WDR Jump, woran man einen guten Tropfen erkennt. Und dann natürlich die ewige Frage, ob Wein schlecht werden kann. Leider ja, und unser Keller ist auch noch unglücklicherweise zu warm und ich kann mich nicht zur Anschaffung eines Weinkühlschranks durchringen. Die Preise sind leider ja auch entsprechend.

Und schließlich noch die beliebte Frage: Wie wird denn der Jahrgang? Der SWR berichtet, dass mit einem Plus von 6 Prozent gegenüber 2019 zu rechnen ist.

Und die Rheinpfalz berichtet unter Bezug auf das Statistische Bundesamt, dass die Erntemengen an der Hessischen Bergstraße (+46,6 Prozent), am Mittelrhein (+44,8 Prozent) und im Rheingau (+28,6 Prozent) wachsen.

Und was die Tage ins Glas kam

Zum Abschluss noch einige Bemerkungen zu Sekt und Wein, den wir die Tage im Glas hatten. So haben wir Was lange gärt, wird richtig gut, den mir VinVenture zugeschickt hatte, ge-„plopp“-t. Von der Mosel, 36 Monate Flaschengärung, uns aber zu süß, nicht Brut oder Extra Brut. Da bleiben wir bei unserem Rieslingsekt von Kallfelz von der Mosel. Zu den anderen bestellten Weinen von VinVenture in den kommenden Wein-Notizen mehr. Eine positive Entdeckung war für mich der Pellegrino Syrah 2019 Tareni, den Michael Liebert auf Vipino empfohlen hat. Ja, ein toller Grillwein, vollmundig und mit Würze – und das für € 5,75. Toll.

Auf ähnliches hatte ich bei Al Gairen Selection Sommelier 2018 gehofft, eine Empfehlung vom Weinlakai. Die 90 Parker-Punkte stehen dick und fett auf dem Flaschenhals und wieder einmal stellt sich die Frage, was denn die Punkte wirklich aussagen, denn: Ein Tempranillo für € 6,95, aber überhaupt nicht mein Fall. Zu flach und nichtssagend oder uns nicht schmeckend. Der wird bei uns als Kochwein verwertet.

Bis dann und wünsche noch einige sonnige Tage.

(Stefan Pfeiffer)

Das Warntag-Debakel, Deutschland kann nicht mehr Infrastruktur und Wein im Netz als Digitalthemen der Woche bei #9vor9

15. September 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Eigentlich sollte es heute flauschig werden bei #9vor9. Pünktlich zum Start miaute auch Kater Toni im Hintergrund, der aber dann von dem Lars seinem Thema vertrieben wurde. Lars hat uns mit dem Debakel rund um den Warntag 2020 die Laune verdorben. Wieder ein Zeichen, dass wir Deutschen digital noch nicht so im Griff haben, wie es sich heutzutage gehört. Sascha Lobo spricht gar vom Digital Fail State, in dem es genüge, wenn etwas einigermaßen funktioniert. Beim Warntag hat es nicht einmal einigermaßen funktioniert.

Deutschland kann nicht mehr Infrastruktur

Wenn ich mich so umschaue, scheinen wir Deutsche es nicht mehr mit Infrastrukturthemen zu haben. Weder die Infrastruktur für den Warntag funzt, noch bekommen wir einen vernünftigen Breitbandausbau oder eine E-Lade-Infrastruktur in gebotener Geschwindigkeit hin.

Ich hatte mir dann mein Flauschthema Wein zurechtgelegt. Wie steht es in der Weinbranche, bei Winzern und Weingütern denn so mit der Digitalisierung insbesondere im Vertrieb und Marketing? Mir scheint, so weit ist noch nicht her damit. Zumindest mal haben einige Weingüter oder auch Onlinehändler in Corona-Zeiten mit Online-Weinproben reagiert, die durchaus ein Publikum gefunden haben. In meinem Freundeskreis war die Lust darauf nicht vorhanden. Da will man doch lieber gemeinsam analog Wein probieren und trinken.

Wein online: Unübersichtliche Vielfalt und wo sind die vertrauenswürdigen Wein-Blogger …

Also dann im Schnelldurchgang durch die digitale Weinwelt: Auch hier gibt es große Onlinehändler, aber noch ist der Markt sehr vielfältig und divers. Nach meiner Wahrnehmung gibt es trotz einiger Branchenriesen wie Hawesko nicht den einen dominierenden Weinhändler im Netz. Und der kostenlose Tipp für den Biertrinker Lars, wenn er Wein kaufen will: Geh zu Deinem lokalen Weinhandel vor Ort und lass Dich dort beraten. Und wenn es schon der Supermarkt sein muss (eigentlich nicht der Ort, um Wein zu kaufen), dann kannst Du eine App wie Vivino nutzen, das Etikett abfotografieren und Dir die Bewertungen anschauen.

… die man auch noch versteht

Und wie sieht es mit Social Media und einer Wein-Blogosphere aus? Eher dünne. Auch in der Weinwelt scheinen mir die Mehrzahl der Weinblogs eingeschlafen oder eingestellt zu sein. Leuchtturmprojekte wie die Weinbesprechungen von Dirk Würtz – dem Sascha Lobo der digitalen Weinwelt – auf Stern.de existieren nicht mehr. Auf Twitter sind in Deutschland wenige Weinliebhaber wirklich aktiv. Das mag auf Instagram und Facebook anders sein. Doch fehlt es meiner Wahrnehmung nach an den vertrauenswürdigen Weinexperten, den Influencern, die jenseits kommerzieller Interessen und nicht zu weinseliger und blumiger Sprache auch mal den Laien Empfehlungen geben. Generell gelten auch in der Weinbranche die gleichen Regeln für Social Media und Onlinepräsenz, wie sie in der Technologiewelt und anderswo zu beobachten sind. Ich werde mich auf jeden Fall weiter mit dem Thema auseinandersetzen, das wohl eher keinen Widerhall auf einer Plattform wie LinkedIn findet, lieber Lars. Also bleibe ich hier in meinem privaten Blog.

Und auch hier nochmals der Hinweis auf VinVenture, ein Crowd Funding-Projekt für junge Winzer: „VinVenture – Abenteuer Wein versteht sich als Mitmach-Netzwerk, welches Weinenthusiasten, Profis und Winzer gleichermaßen zusammenbringt und dabei einen Blick hinter die Kulissen der Weinbereitung bietet.“

Last but not least: Kurz haben wir nochmals die mögliche „Technologiepartnerschaft“ zwischen Oracle und Bytedance bzw. Tiktok und das Scheitern von Microsoft gestreift. Schauen wir mal, wie es dort weiter geht.

Und natürlich gibt es #9vor9 auch wieder als Podcast auf den bekannten Plattformen und hier im Netz.

(Stefan Pfeiffer)

Wein-Notizen: Der Playboy verkauft jetzt Wein, Hawesko macht sich schön, Crowd Funding für Jungwinzer und mehr

30. August 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Gerade bin ich wieder etwas mehr online in puncto Wein unterwegs. Da kuratiere ich einfach einmal einige Informationen und Beiträge, die ich so oder so bemerkenswert finde. Und mein Aufmacher – ich kann es mir nicht verkneifen – ist der „Playboy“, der nun auch auf Wein „macht“. Die Leser kaufen ihn ja eh vor allem wegen der journalistisch anspruchsvollen Artikel. Nun also auch wegen des guten Weins, der angeboten wird:

Aber auch die Covid-19-Pandemie hat spürbare Auswirkungen auf das weltweite Geschäft. Während einerseits der traditionsreiche Fachhandel und die Winzer mit zum Teil existentiell bedrohlichen Einbußen zu kämpfen haben, zeigt sich auf der anderen Seite ein kräftiger Zuwachs im digitalen Weinhandel. Insbesondere das Geschäft mit Privatkunden ist seit Anfang des Jahres 2020 die treibende Kraft beim Kauf von Wein über Online-Plattformen.

Der „Playboy“ startet eigenen Wein-Shop | MEEDIA

Und weiter – laut Meedia, da sich laut Verlag drei Viertel aller Playboy-Leser als „Genießer“ bezeichneten, liege der Schritt auf der Hand.

Weinsteinleserei: Online boomt bei Hawesko oder macht sich die Braut schön?

Und weiter geht es mit dem Thema Weinhandel und E-Commerce. Ich beziehe den täglichen Newsletter von Captain Cork, die meist Weintipps enthält. In der Ausgabe vom 19. August 2020 – die jetzt auch online verfügbar ist – analysiert der Captain den Weinkonzern Hawesko und spricht von Digital-Tricksern. Der schwindele sich digitaler als er sei. Im Bereich E-Commerce (oder auch mal als Distanzhandel bezeichnet) werden demnach 61 Prozent des Umsatzes online erzielt, der Rest traditionell per Post, Fax und Telefon. Man schöne so, wie viel Wein wirklich digital umgesetzt werde (immerhin demnach schlappe 106,15 Millionen Euro.

Na ja, tangiert mich eigentlich nur peripher, ist aber eine interessante Zahl. Was ich nicht wusste, dass zum Beispiel auch WirWinzer GmbH zu Hawesko gehört. Da habe ich doch hier und da mal bestellt. Die machten laut Bericht des Captain 2019 eine Million Euro Verlust. Doch jetzt gehe erst richtig die Post ab. Durch Corona habe man im E-Commerce-Segment den Umsatz um 50 Prozent steigern können. Und nun zur Weinsteinleserei des Captains. Der vermutet, dass die Braut für einen Verkauf schön gemacht werden soll.

Die ach so nutzlosen Beschreibungen in den Onlineshops

E-Commerce, Onlinehandel mit Wein ist für mich eh ein schwieriges Thema, auch wenn ich einige Flaschen darüber bestellt habe und auch noch bestellen werde*. In dem meisten Shops ist das Sortiment zu breit, sind mir vor allem die Besprechungen der angepriesenen Weine viel zu vollmundig und blauäugig. Jens Priewe zitiert das neue Buch von Manfred Kriener, der über die abge­dreh­ten Ver­kos­tungs­no­ti­zen der Wein­kri­ti­ker und die Schön­red­ne­rei­en der Wein­händ­ler schreibt. Jeder Wein ist – wenn man den Texten glaubt – demnach toll, trinkens- und vor allem kaufenswert. Klar, wer einen Weinshop online betreibt, will natürlich verkaufen. Ist auch nicht ehrenrührig, aber macht es dem gemeinen Weintrinker nicht gerade leicht.

Ich vertraue lieber auf den Rat meines Weinhändlers vor Ort oder aber probiere noch lieber direkt beim Winzer. Und online versuche ich mich über möglichst vertrauenswürdige Quellen zu informieren. Da kann man den Captain dazu zählen, obwohl ich seinen Empfehlungen zugegebenermaßen beim Weinkauf noch nicht so oft gefolgt bin. Kann ja noch werden. Momentan bin ich mal wieder auf der Suche nach weiteren vertrauenswürdigen Onlinequellen, vielleicht Blogs oder auch Podcasts und Videocasts.

Trendiger Sommerwein: Misstrauen gegenüber Rosé?

Dabei bin ich auf Dubbecast, einen Podcast über Pfalzwein, für Weinliebhaber, Pfalzkinder, Exilpfälzer und alle anderen gestoßen. Ich zähle zu allen anderen, habe aber immerhin Origonal Pälzzzärrr Dubbegläser daheim. Und angehört habe ich mir die gerade neueste Folge zu Weinverkostung für Anfänger**, der zusammen mit der Sommeliere Anita Bösl aufgenommen wurde (obwohl ich nicht mehr so ganz am Anfang bin). Den Weintipp, den ich mitnehme: den Spätburgunder Rosé vom VDP-Weingut Kranz aus Ilbesheim. Lachsfarben erinnert er von der Optik an Rosé aus der Provence. Bin gespannt. Werde sobald der Keller wieder etwas leerer ist, mal ein Probierpaket zusammenstellen.

Apropos Rosé: Insbesondere meine Frau mag Rosé und auch ich finde das rosarote Gesöff besonders an den heißen Sommertagen sehr lecker. Da kann der Captain in seinem Newsletter vom 4. August schreiben, was er will: „Wenn der Captain mal einen Roséwein lobt, heißt das was. Misstrauisch geht er den rosa Getränken aus dem Weg, die ihm bei diesem schönen Wetter an jeder Ecke angeboten werden.“ Und dann empfiehlt er dann auch noch einen Spätburgunder-Rosé Papilio von Christoph Trautwein und offeriert Biowein-Paket. Konsequent, wer inkonsequent ist und das empfiehlt, was einem schmeckt. Das wäre ja dann ja auch mal ein netter Vergleich: Rosé Competition*** mit dem Badener gegen den Pfälzer Spätburgunder Rosé. Und vielleicht fordere ich auch meinen lokalen Weinhändler heraus, der ebenfalls einen Rosé empfehlen soll.

Weinempfehlungen online: Ob sie dann schmecken, ist eine ganz persönliche Sache

Tja, da haben wir auch die Krux: Wenn man sich online umschaut, dann findet man schnell interessante Empfehlungen und Angebote. Ob die Weine dann schmecken, ist eine ganz persönliche Sache.

Pate bei Vin Venture – Mal schauen, was passiert

Übrigens: Der Captain ist schuld, dass ich 90 Euro in eine Initiative namens VinVenture investiert habe: „VinVenture – Abenteuer Wein versteht sich als Mitmach-Netzwerk, welches Weinenthusiasten, Profis und Winzer gleichermaßen zusammenbringt und dabei einen Blick hinter die Kulissen der Weinbereitung bietet.“ In einem Crowd Funding-Projekt werden junge Winzer gefördert. Neben den eigentlichen Machern gibt es auch einen Expertenrat mit einigen bekannten Namen, die den Jungwinzern mit Rat und Tat zur Seite stehen wollen. Eine entsprechende Liste der geförderte Winzer ist auf der Webseite einsehbar, wo man natürlich auch deren Weine – die Etiketten sind alle im gleichen Design gestaltet – bestellen kann. Bezahlt ist seit 4 Tagen. Jetzt warte ich darauf, dass auch etwas passiert. Ich bin gespannt.

Zum Abschluss noch der Hinweis auf den Artikel in der Gourmet Welt zu Meiningers Deutschem Sektpreis. Man freut und fühlt sich bestätigt, wenn unter den „Gewinnern“ dann auch Getränke sind, die man selbst trinkt und mag. So tauchen wieder Sekte von Griesel aus Bensheim auf, die auch wir sehr gerne trinken. Diesmal Heimvorteil: Wir können direkt in Bensheim verkosten und kaufen.

* Lobenbergs Gute-weine.de oder Vipino sind derzeit meine bevorzugten Onlinebezugsquellen.

** Auf jeden Fall werde ich mir auch die Folge mit dem Weingut Emil Bauer anhören – und das auch wegen der geilen Weinnamen und Etiketten wie dem Sex, Drugs & Rock’n’Roll-Riesling. Aber natürlich: Im Endeffekt zählt natürlich, was schmeckt.

*** Muss zur Verkostung eigentlich auch noch meine beste Freundin einladen, die ebenfalls Rosé mag. Aber sie hängt mit ihrem Mann gerade auf Malle fest.

Bild von Alexas_Fotos auf Pixabay

Rotwein von der Bergstraße: Geht das? Ein Selbstversuch mit Weinen von Hanno Rothweiler

19. August 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Neulich saßen wir in der Schönen Aussicht im Stettbachtal und genossen ein wirklich wunderbares Abendessen. Sehr empfehlenswert. Und zu unserem Hauptgang wollten mein Vater und ich gerne Rotwein trinken. Also auf die Weinkarte geschaut und erst einmal gezuckt: Bergsträßer Rotwein. Da habe ich mich dann doch nicht heran getraut. Noch immer stehe ich mit den Bergsträßer Weinen etwas auf Kriegsfuß, schaue eher rüber nach Rheinhessen, in den Rheingau, an die Nahe oder in die Pfalz und hole mir meist dort meine Weißweine. Und dann gar einen deutschen Rotwein von der Bergstraße probieren, auch wenn ich die entsprechenden Stöcke schon in Auerbach sehen konnte.

Ich weiß gar nicht mehr, was wir dann getrunken haben. An jenen Rotwein haben wir uns auf jeden Fall nicht heran getraut. Meine Frau mag Rosé und sie trank dann einen Rotling, mit dem sie ganz zufrieden war. Doch meine Neugier muss natürlich befriedigt werden und man sollte auch bereit, potentielle Vorurteile auszuräumen. Also habe ich dann mal recherchiert. Der Winzer heißt Hanno Rothweiler und sein Hof ist in Bensheim-Auerbach, also wenige Kilometer von unserer Wohnung entfernt.

Die Neugier hat mich zum roten Türmchen getrieben

Auf die Webseite gegangen. Oh, der Mann bietet in diesen Zeiten sogar eine Online-Weinprobe an. Und siehe da, er hat im Probierpaket einen Auxerrois. Diese Rebensorte mag ich sehr gerne, nachdem ich vor Jahren – 2013 – gute Erfahrungen mit einem solchen Weisswein von der Weinmanufaktur Montana ebenfalls in Bensheim-Auerbach gemacht hatte. Die Manufaktur scheint es unterdessen nicht mehr zu geben. Doch zurück zum Auxerrois: Die Rebe ist eine Burgunder-Sorte, nicht besonders weit verbreitet, aber für mich sehr angenehme im Geschmack, nicht so schmelzig wie der klassische Weissburgunder und nicht so nussig-muskatig wie viele Grauburgunder.

Und dann war auch ein Roter Riesling im Probierpaket der Online-Probe. Und auf der Preisliste fand ich überraschenderweise viele Rotweine. Die Online-Weinprobe, an der laut Webseite über 500 Personen teilgenommen haben, mussten wir ausfallen lassen, da unsere Reise nach Dänemark an stand, aber ein Besuch im Weingut stand ab sofort auf meiner ToDo-Liste.

Vergangenen Donnerstag bin ich dann am frühen Abend hin gefahren, um mir einen Eindruck zu machen. Das Gut ist in der Ebene, optisch prägnant mit einem netten roten Türmchen. Neben mir kaufte gerade ein älteres Paar ein Geschenk und ich wandte mich an den jugendlichen Verkäufer, der mir bereitwillig einige Weine zum Probieren aus- beziehungsweise einschenkte. Begonnen habe ich natürlich mit dem Auxerrois, der mir auch gefiel und von dem ich einige Flaschen mitnahm. Den muss ich allerdings noch einmal direkt mit dem Weiss- und Grauburgunder vergleiche. Das könnte interessant werden.

Rotweine vergleichen: Bisher Cabernet Sauvignon vorne

Einen solchen Vergleich habe ich dann mit 3 Rotweinen später am Wochenende daheim begonnen. Je eine Flasche Syrah Auerbacher Fürstenlager (im Barrique ausgebaut von 2018), Cabernet Sauvignon ebenfalls aus dem Fürstenlager von 2018 und ein Rotwein Cuvée von 2017. Eine Cuvée ist ja schließlich auch so etwas wie die Handschrift, der persönliche Mix des Winzers.

Der Vergleich ist noch nicht abgeschlossen, aber der erste Eindruck war, dass mir der Cabernet Sauvignon sehr gut gefällt. Dunkelrot im Glas ist er nicht zu rund, durchaus elegant mit einer gewissen Würze. Der ebenfalls dunkelrote Syrah war mir persönlich etwas zu rund und samtig, etwas für Weintrinker, die eine solche Note mögen. An einem der kommenden Tage hat er mir dann besser geschmeckt. Vielleicht braucht er einfach etwas Zeit und Luft. Und das Cuvée kommt dann hellroter ins Glas, scheint mir wahrscheinlich deutsche Rotweinreben zu verwenden und ich ahne einen Spätburgunder als Bestandteil (aber wahrscheinlich blamiere ich mich gerade).

Auf jeden Fall hat mir ein solcher Vergleich sehr gefallen und Hanno Rothweiler – ab und an als Rotweinexperte bezeichnet – hat noch viele weitere Rotweine auf der Liste: einen Merlot, einen Shiraz & Cabernet, einen Primitivo, Regent, Dornfelder, St. Laurent, Pinot Noir – und einen Dakapo, in der Tat eine Bildungslücke, denn diese Rebsorte kannte ich nicht. Alle Rotweine kommen mit Drehverschluss und liegen zwischen 8 und 13 Euro.

Nächster Besuch geplant

Ich werde also weiter probieren und wir planen mit Freunden einen Besuch, denn auch der Rotling hat seine Abnehmer im Hause Pfeiffer und Gästen gefunden. Der feinherbe, kräftig rosa Verschnitt aus weißen und roten Trauben wusste in seiner wiederum kräftigen Fruchtigkeit zu gefallen. Wir werden also hoffentlich bald mal nach Bensheim-Auerbach fahren und die probe fortsetzen, denn auch im weißen Segment sind noch interessante Weine auf der Liste wie ein Roter Riesling.

Den Winzer habe ich bei meinem ersten Besuch nicht kennengelernt, aber das kann ja noch werden. Gespannt sind wir alle auf jeden Fall auf den Mann, der zwischen Experiment und Bewährtem balanciert, ganz sicher in der Bergsträßer Winzerszene mit prägend erscheint, als positiv verrückter Weinenthusiast „klassifiziert“. Wer etwas tiefer in seine Weine abtauchen will, dem sein dieser Beitrag auf https://www.vinwin.de empfohlen. Und auch dieser Beitrag auf https://www.bergstrasse-odenwald.de mit einigen Hintergrundinformationen sei empfohlen.

Und bei nächster Gelegenheit hoffe ich, diese Geschichte fort zu schreiben.

#Loveandhope und leckere Weine vom Roten Hang bei St. Antony in Nierstein – Und ein Expertenblick auf die Weinbranche

10. Juni 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Nach langem war es endlich mal wieder Zeit für einen Ausflug zu einem Weingut. Also ging es am vergangenen Sonntag (7. Juni 2020) nach Nierstein. Ein schöner Ausflug, denn man kann von Darmstadt aus mit der Fähre Nierstein – Landskrone idyllisch über den Rhein setzen – und auf der Kornsand-Seite während des Wartens die Biker bewundern, die dort immer mit ihren Maschinen – oft Oldtimer – Halt machen.

Aber natürlich spielt auch der Wein eine kleine Rolle, warum wir gerne dort hin fahren. Seit Jahren trinken wir dort sehr gerne Riesling vom Roten Hang und bevorzugen die Rieslinge vom Weingut Raddeck. Immer mal wieder haben wir auch andere Niersteiner Weingüter „ausprobiert“, sind aber bisher immer wieder bei Raddeck gelandet, da uns dieser Riesling am besten geschmeckt hat. Diesmal wollten wir wieder einen neuen Versuch, ein neues Weingut testen: St. Antony, ein Gut mit langer Geschichte und umfangreicher Fläche am Roten Hang zwischen Nierstein und Nackenheim, seit einiger Zeit im Besitz des Unternehmers Detlev Meyer. Im September 2019 hat dann der in der Weinszene bekannte Dirk Würtz die Geschäftsführung des Weinguts übernommen.

Der Eingang zum Verkostungsraum in Nierstein bei St. Antony

Wir hatten Riesling von St. Antony schon vor Jahren getrunken und als gut befunden, doch dann das Weingut aus dem Auge verloren. Also per E-Mail angefragt und ja, das Weingut hat wieder für Verkostungen sogar am Sonntag offen. Die Webseite und die angebotenen Weine und Sekte angeschaut. Der Shop scheint aktuell, der Rest der Seite ist leider total veraltet, so mein Eindruck. Und ja, klingt interessant, gerade wo eigentlich eine Sektgenießerin mitkommen wollte, die dann leider aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen ist.

Vielleicht den neuen Lieblingsprickler gefunden …

Trotzdem sind wir über den Rhein gesetzt und sind gegen Mittag im Weingut im Zentrum von Nierstein eingelaufen. Ein junger Mann – Tristan Seffer, der bei St. Antony im Keller anfängt – hat uns begrüßt und in die Covid-19 Verhaltensregeln eingewiesen. Wir waren die einzigen Besucher, alles sehr entspannt. Begonnen haben wir mit dem wohl feinsten Sekt, dem Les Étoiles Rosé Brut, einem Sekt aus Pinot Meunier und Pinot Noir Trauben, der für 14,90 € erhältlich ist. Für mich ein echter Kracher für diesen Preis, erinnert an Champagner und ich glaube die 48 Monate auf Hefe zu merken. Dieser Sekt hat für mich das Potential zu unserem Lieblingsprickler zu werden.

Am Roten Hang …

Wir haben dann noch die anderen Sekte probiert, die auch gut sind, aber es bei mir zumindest nach den rosa Sternen schwer hatten. Den Madame Brut haben wir dann doch auch noch eingepackt. Nun ging es an die Rieslinge vom Roten Hang. Hier haben uns die Einstiegsweine – ich mag den Begriff eigentlich gar nicht – überzeugt: Der Rotschiefer Riesling für 9,80 Euro hat uns überzeugt. Sehr spannend, würzig, schon besonders der Ortswein, der Nierstein Rielsing für 12,90 Euro: „Als Botschafter unseres Ortes aus VDP.ERSTEN LAGEN„, trifft es gut. Wir waren begeistert. Auch den Orbel haben wir noch probiert, ebenfalls lecker, aber wir haben dann auch der Probe (fast) ein Ende gesetzt. Beim nächsten Mal können wir dann weiter probieren.

#Loveandhope – Bemerkenswerte Aktion mit Banksy, süffiger Rosé

Die Probe war fast am Ende, denn auf die Frage, ob wir denn noch etwas probieren sollte, holte Tristan dann noch den 2019er Rosé #Love & hope“ aus dem Kühlschrank. Das Etikett zeigt das berühmte Motiv des bekannten Künstlers Banksy, das „Girl with Balloon“, ein Mädchen, das einen roten Ballon aufsteigen lässt. Banksy war beispielsweise mit dem geshredderten Bild in den Schlagzeilen. Da hatte der Rosé quasi schon bei meiner Kunsthistorikerin gewonnen.

Er ist ein Statement in der aktuellen Krise, denn was könnte wichtiger sein als Liebe und Hoffnung! Gönnen Sie sich ein wenig Freude und schenken Sie diese auch Ihren Lieben.

St. Antony · #loveandhope

Zu dem Rosé gibt es dann noch eine Postkarte, die dem geschenkten Wein beigelget werden kann. Coole Aktion, finde ich. Noch schlimmer: Der Rosé schmeckt auch sehr vollmundig lecker, fruchtig, aber nicht zu bombig-dominant. Also noch einen Karton in den Kofferraum. Ich habe auch noch meine Nase in den Basis-Blaufränkisch reingesteckt. Richtig gelesen, ein Rotwein vom Roten Hang. War auf den ersten Schluck nicht so mein Fall, aber wird bei einem nächsten Besuch validiert werden.

Alles in allem ein schöner Besuch mit nettem Gespräch mit Tristan über die Weine von St. Antony, andere Weingüter und Weine und die wöchentlichen Onlineverkostungen, die Dirk Würtz nun jetzt wohl jeden Mittwoch durchführt. Dazu gibt es eine geschlossene Facebook-Gruppe, d i e t e r – die digitale Weinbar, zu der man „Zutritt“ anfragen kann. Ich habe noch nicht angefragt, da der Termin bei mir nicht passt.

Captain fragt Dirk Würtz, wie es mit der Weinbranche weiter geht

Doch Dirk Würtz ist ein gutes Stichwort. Ich erinnere mich noch an seine Weinvideos auf stern.de. Er ist ein Name in der deutschen Weinnetzszene, der jetzt vom Captain zur Lage der Weinbranche angesichts von Covid-19 interviewt wurde. Ein aufrüttelndes Interview mit „bold statements“.

Wir in der Weinbranche befinden uns so oder so im größten Strukturwandel aller Zeiten. Was jetzt passiert, beschleunigt die Prozesse enorm. Allen voran die Konzentration. Die Großen werden größer, die Kleinen nicht verschwinden, aber sicherlich deutlich dezimiert. Für den eh schon kränkelnden Fachhandel könnte das der finale Todesstoß sein. Könnte wohlgemerkt, muss nicht.

Die Weinbranche wird sich verändern | Captain Cork

Bemerkenswerte Aussagen auch zu einer teilweise gelebten neuen Konkurrenz zwischen dem lokalen Händlern und Winzern, die jetzt angesichts der Lage ab Hof verkaufen wollen. Den Aufruf nach Solidarität kann ich nur unterstreichen. Gerade jetzt kaufe ich bewusst sogar mehr bei meinem lokalen Dealer, der Weingalerie in Eberstadt. Es wird spannend, wie sich das Dreieck Onlineweinhandel, lokaler Händler und Bezug ab Hof entwickeln wird.

Und auch einige Aussagen zu den Winzern und dem Netz:

Der Bauer, und dazu zähle ich den Winzer, ist genetisch konservativ. Der macht das mit dem Internet nur halbherzig, weil es irgendwie dazugehört. Das ist echt schade, weil so vieles auf der Strecke bleibt.

Die Weinbranche wird sich verändern | Captain Cork

Erst kommende Generationen werden, so Dirk, das Netz wirklich annehmen und kreativ nutzen. Stimmt wohl. Schade. Dirk schildert auch die Aktivitäten, die St. Antony selbst digital, in sozialen Netzen, mit klassischen und Online-Mailings und mit guten, alten Webshop durchführt. Die Maßnahmen habe ich so noch nicht so wahrgenommen, aber vielleicht bin ich ja jetzt im Verteiler. Und gut auch von St. Antony zu hören, dass die Webseite des Gutes komplett überarbeitet werden. Sie ist derzeit leider ziemlich „out of date“.

(Stefan Pfeiffer)

Bei Dieter virtuell fast nur mit Männer an der Weinbar oder fränkische BBQ-Weinprobe – Nachschlag zu Onlineverkostungen, Podcasts und mehr

24. Mai 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich habe das Thema virtuelle Weinprobe ja schon einmal hier behandelt. Und wir haben bisher noch an keiner teilgenommen. Die Freunde, mit denen ich das machen wollte, und meine Frau waren nicht so begeistert. Sie wollen lieber real statt virtuell Wein trinken. Ich wäre und bin sicher auch mal dabei.

Im Tagesspiegel bin ich jetzt über weitere virtuelle Weinproben, so auch die digitale Weinbar „Dieter“ gestoßen, die wohl Dirk Würtz initiiert hat. Dirk Würtz ist in der Szene als Weinmacher und auch Weinblogger – zeitweise auf Stern.de – bekannt. Jetzt „schafft“ er und „macht“ Wein beim Weinguts St. Antony in Nierstein. Wenn mir ein Paket von der Auswahl mal zusagt, werde ich einfach mal teilnehmen. Über 100 Weinliebhaber – vor allem Männer – sollen sich laut Bericht des Tagesspiegel Dienstagsabends den der virtuellen Weinbar treffen. Fast schon ein bisschen zu kuschelig …

Das ist bei aller Neugier noch nicht so meine Auswahl von Weinen. Mal schauen, was die kommenden Wochen so bringen

Ich schweife mal ab: Bei Nierstein denke ich natürlich an den Roten Hang und unser langjähriges Lieblingsweingut Raddeck, bei dem ich regelmäßig süffigen Riesling von besagtem Hang bestelle oder abhole. Das Weingut liegt ja auch toll von dort aus durch die Weinberge in Richtung Oppenheim wandern und die Ruinen von Burg Landskrone begehen.

Ein sensationeller Blick vom Weingut Raddeck aus auf den Rhein …
Ein sensationeller Blick vom Weingut Raddeck aus auf den Rhein …

Doch zurück von der Erde des roten Hangs zu den neuen Onlineangeboten. Es gibt hier neue Angebote. So haben laut Tagesspiegel die Agenturen „Yummy Stories“ und „Dorfjungs“ das Portal Cheerswith.me entwickelt, über das Winzer und Händler zu Weinproben inklusive Bestellung von Verkostungspaketen einladen können.

Eine interessante und begrüßenswerte Initiative. Und es kommen immer neue Initiativen hinzu. Per E-Mail laden das Weingut Stahl aus Franken mit dem bekannten Weinkenner Stuart Pigott am Pfingstsamstag, den 30. Mai zu Wein & BBQ live aus dem Taubertal ein. Über YouTube oder Facebook kann man live virtuell teilnehmen und es gibt natürlich das passende Paket mit Essen und Trinken, natürlich den Weinen von Christian Stahl. Das spezielle Angebot gilt leider nur bis 25. Mai. Wer also Lust hat …

Beim Deutschen Weininstitut (DWI) gibt es eine Übersicht von Weingütern, die Onlineverkostungen anbieten. Natürlich gibt es neben den Liveverkostungen auch weitere „Nicht-LiveAngebote“, bei denen man sich Erklärungen zu den Weinen aus der Konserve anschauen und anhören kann.

Seit wenigen Monaten höre ich nun regelmässig Podcasts. Und es werden jetzt auch Wein-Podcasts dazu, dank Weinkenner.de. Dort gibt es Wein auf die Ohren, eine Übersicht von Wein-Podcasts, von Originalverkorkt bis zum Schnutentunker. Dort werde ich auf jeden Fall mal reinhören, auch wenn ich im Auto oder beim Spazieren-gehen die passenden Flaschen vielleicht nicht dabei haben werde.

Es bleibt spannend. Lasst uns experimentieren. Und natürlich hoffe ich, dass wir bald wieder zusammen vor Ort im Weingut zur Probe zusammen sitzen werden.

* Ich war zugegebenermaßen erstaunt: Aber laut der Statistik des Deutschen Weininstituts werden nur vier Prozent der Weine in Deutschland derzeit über das Internet vertrieben. Doch wünsche ich mir eine gesunde Kombination von Onlinevertrieb, vor allem authentischen Blogs und Webseiten, lokalen Händlern und lokalen Weingütern.

(Stefan Pfeiffer)

Winzer entdecken (endlich) das Netz: Neue Formate wie Live-Verkostungen und Online-Weinproben

11. April 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Seit geraumer Zeit beschäftige ich mich nun mit Wein, probiere meiner Frau immer wieder neue Weine, habe natürlich auch einige „Standardweine“ und werde auch ab und an unterdessen von Freunden um Rat und Tipps gefragt. Nun haben auch die Winzer in Zeiten der Corona-Krise mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Gastronomie, auf die viele zählen, hat geschlossen. Und viele von denjenigen, die selbst vermarkten, entdecken nun … das Netz.

Genau darüber berichtet heute auch die FAZ (leider nur für FAZ+ Abonnenten). Virtuelle Verkostungen und Weinmessen werden organisiert. Dass, was ich gerade bei meinem Arbeitgeber IBM mache, tun mehr und mehr Weingüter: Ihre Vermarktung ins Netz verlagern. Und auch dort geschieht das mit heißer Nadel, werden Videos gedreht und virtuelle Events aus dem Boden gestampft.

Virtuelles Weinfest wird überrannt

So organisiert die Tourismuszentrale Südliche Weinstraße am 17. April wohl das „Pfälzer Weinfest für Dähem“ und hat dafür 1.000 Pakete verschickt. Die Organisatoren wurden von der Resonanz überrascht, ja überrannt und musste deshalb den Verkauf der Verkostungspakete stoppen. Das ist mal eine Reaktion, die ich mir auch im Job wünschen würde. Vielleicht muss ich ja das neue Format Wein und IT erfinden? Oder wir verlegen unser IBM Livestudio Magazin in den frühen Abend mit abschließender Weinverkostung. Mal drüber nachdenken.

Doch zurück zu den Winzern und Genossenschaften und deren Aktivitäten im Netz. Passend zum Thema kam heute auch eine E-Mail einer unserer Lieblingsweingüter, des Weinguts Thörle aus Rheinhessen.

„Da Ihr im Moment leider nicht im Weingut vorbeischauen könnt, um die neuen Weine zu verkosten, haben wir diese extra für Euch in einer Online-Weinprobe besprochen. 
Das Video dazu findet Ihr unter diesem Link:
https://vimeo.com/406277025

Solche Wege beschreiten offensichtlich immer mehr Winzer, die sich zusammen tun, und nun online zu vermarkten suchen. Und auch hier gibt es die aufgenommenen Videos wie auch die Live-Formate, in denen man virtuell zusammen kommt, um in diesem Fall eben Wein zu verkosten und dabei das Miteinander zu genießen. Gunnar Sohn hat das kja auch schon vor geraumer Zeit mit einer Bierverkostung praktiziert.

Corona-Krise treibt es voran: Auch Winzer müssen digitaliseren

Für mich ist diese Entwicklung ein weiterer Indiz, dass wir derzeit in vielen Branchen umdenken müssen, digitalisieren müssen, um wenigstens einige Erträge einzufahren. In manchen Branchen mag es eine „Eintagsfliege“ sein und man geht nach der Krise wieder zum Business as usual über. In vielen Branchen wird die Digitalisierung aber bleiben. Da bin ich sicher.

Ich persönlich finde es toll, dass jetzt Winzer und Winzergenossenschaften diese neuen Anläufe unternehmen. Persönlich habe ich in den vergangenen Jahren beispielsweise beklagt, dass viele Wein-Blogger ihre Aktivitäten eingestellt, heruntergefahren oder verlagert haben. So hat der von mir sehr geschätzte Michael Liebert seinen Blog gestoppt und ist für mich nur noch unter Vipino „zu lesen“. Und da ist es schon sehr kommerziell. Oder aber Dirk Würtz ist für mich abgetaucht. Der Captain Cork ist auch nicht mehr der Originalkapitän. Die weinige, nicht weinerliche Onlineszene erschien, erscheint mir sehr dünne.

Wein im Netz: Auch hier sind Live-Formate spannender

Ich würde mir wünschen, dass aus der Krise neue Formate auch in der Weinszene entstehen. Im Idealfall wäre das authentische Formate, nicht reine Beschallungsveranstaltungen. Live-Formate, die ja danach als Konserver zur Verfügung stehen, erscheinen mir am interessantesten. Vielleicht wird es ja was. Und wenn wer Ideen hat: Ich bin gerne dabei und hoste auch privat solche virtuellen Verkostungen mit meiner Technik. Die entsprechenden Erfahrungen habe ich ja mit 9vor9 oder in meinen Livestudios in der IBM gesammelt beziehungsweise sammele sie latent weiter.

Übrigens ist mir aufgefallen – und das mag auch an meiner mangelhaften Beobachtung des Marktes liegen – , dass die Onlinehändler noch nicht auf den Zug aufgesprungen sind. Weder bei GuteWeine, noch bei Vicampo, WirWinzer, oder Vipino habe ich ein Angebot der gemeinsamen Onlineverkostung wahrgenommen. Wie gesagt, es kann an mir liegen. Vielleicht ist es auch gut so und es können sich unabhängigere Plattformen etablieren? Von reinen Verkaufsveranstaltungen online halte ich eh nicht so viel.

Und natürlich den lokalen Handel in der Krise unterstützen

Ich wünsche allen Winzern, die mit ihre Arbeit so viele Genuss und Freude bereiten, alles Gute. Dass Eure Arbeit weiter belohnt wird und dass Ihr davon leben könnt. Heute habe ich mal unsere lokale Weingalerie vor Ort in Darmstadt-Eberstadt unterstützt und mir wurden einige Flaschen vom Leth Blauer Zweigelt Klassik aus Österreich und dem Chateau Buisson-Redon Bordeaux Blanc, ein weißer Sauvignon Blanc aus dem Bordeaux, vorbei gebracht. Kostenloser Lieferservice! Auch dazu ermutige ich alle, nicht nur die Weintrinker. Unterstützt Eure lokalen Händler (nicht nur beim Wein) und helft mit dabei, dass sie überleben. Lasst uns diese Krise gemeinsam und mit Solidarität überstehen. In diesem Sinne frohe Ostern.

(Stefan Pfeiffer)

Online-Banner-Exzesse oder wie nervig heute Werbung sein kann

21. Februar 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Ach ja, die arme Werbewirtschaft, die den Verlust der Cookies lautstark bejammert. Die armen Verlage, die kein Geld mehr für Werbung kassieren. Und stattdessen bieten sie preislich inakzeptable Abomodelle an. Liebe Leute, es nervt. Und mich nerven gerade die ständig aufpoppenden Werbebanner. Ich bin guter Kunde einiger Onlineshops für Weine beispielsweise bei GuteWeine.de. Dort habe ich schon viele leckere Weine bestellt und stöbere deshalb auch oft auf deren Webseite. Zusätzlich bekomme ich noch die Weintipps von Lobenberg – dem Besitzer – per E-Mail. Das reicht mir zur Information und an Informationen vollkommen aus.

Das wirklich besonders nervige kommt hier gar nicht raus: Ständig, im Sekundentakt ändert sich die Anzeige und nervt nur. Geschehen und gesehen auf Welt.de

Doch was passiert nun? Meine Daten sind in Cookies gespeichert und auf diversen Webseiten werden nun ständig und im Überfluss nervende Banner eingeblendet. Gerade wollte ich einen Artikel über die sehr ernsten Ereignisse in Hanau lesen und im Sekundentakt blenden sich neue Anzeigen ein. Mode ist jetzt, dass nicht nur statische Banner erscheinen. Nein, ständig wird animiert, es blitzt und donnert unentwegt. Das geht dermaßen auf die Nerven. Leute, Werbung ist gut und schön, aber übertreibt es nicht. Ihr erreicht genau das Gegenteil. Und das sage ich als Marketer, der selbst Angebote vermarktet und anpreist. Aber was zu viel ist, ist einfach zu viel.

Ein Tag nach Lieferung eines Weines, wird mir sofort der neue Jahrgang angepriesen … ohne Worte.

Ähnliche Beobachtungen habe ich leider auch bei WirWinzer.de gemacht. Kaum hat ich ein Weinpaket bestellt und geliefert bekommen, schon kommt am Tag nach der Lieferung per E-Mail die Empfehlung, dass doch der neue Jahrgang des gerade bei mir eingetroffenen Weines lieferbar sei. Leute, was glaubt Ihr denn, wie schnell ich die Flaschen leer saufe? Auch das wieder ein Beispiel dafür, wie Werbung und Marketing nerven kann. Und ein Beispiel dafür, wie weit wir von wirklicher Personalisierung und Marketing Automation noch entfernt sind. Wir reden davon, praktizieren aber Dauerbeschallung. Zudem scheint bei vielen Anbietern und den sie beratenden Agenturen auch das vernünftige Maß komplett verloren gegangen zu sein.

Nein, wenn ich derart plump mit Werbung und Newslettern bombardiert werde, war ich mit dem Kauf nicht zufrieden, verstanden?

Also werde ich mal wieder meinen Verlauf und meine Cookies im Firefox löschen und den Newsletter abbestellen. Ihr erreicht mit einer solchen Dauerbeschallung Eurer Kunden meiner Ansicht nach nur das Gegenteil. Ich kauf dann halt mehr Wein vor Ort bei unserem lokalen Händler. Der hat es schließlich auch verdient.

Man merke:

“CMO Kurator: Marketing muss sich künftig die Kundendaten verdienen – durch menschliche Touchpoints, digitale Balance und gute Inhalte” https://buff.ly/2RZZAvW

Warum kommen die Cookies bei mir trotz Firefox und Ghostery (einem Werbeblocker) noch zum Tragen? Artikel auf vielen Webseiten mit journalistischen Inhalten lassen sich nicht anzeigen, wenn Ghostery aktiv ist. Da kommt dann die nette Nachricht, dass man seinen Werbeblocker doch bitte deaktivieren solle – oder besser, gleich das ach so günstige Abo abschließen sollte. Es ist zum Mäuse melken …

(Stefan Pfeiffer)