Posts Tagged: ‘Ahr’

Die Umweltkatastrophe kann überall in Deutschland passieren – Hilfe für die Winzer an der Ahr

18. Juli 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Bilder von der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen, in anderen Bundesländern und benachbarten Ländern zeigen eine Naturkatastrophe, Bilder von Verwüstung und Zerstörung. Die Zahl der Toten erschüttert. Besonders betroffen machen mich die Bilder von der Ahr. Sie habe ich mit meiner Frau, Freunden und Familie zweimal besucht und wir haben die Zeit dort genossen. Wir haben in Dernau im Hofgarten von Meyer-Mäkel gesessen, den Regierungsbunker und die römischen Ruinen besucht, sind auf den Spuren von Weindetektiv und Starkoch Eichendorff gewandelt, kurz, haben Land und Leute, Landschaft, Essen und Trinken in vollen Zügen genossen. Wenn ich mir die Fotos anschaue und die Bilder sehe, die jetzt durch Netz und Medien gehen, bin ich schockiert und die Gedanken, sind bei denen, die materielle Verluste oder gar geliebte Menschen verloren oder im Krankenhaus haben.

Doch machen wir uns nichts vor. Diese Katastrophe ist nicht aus heiterem Himmel unerwartet gekommen, wie ein gewisser Ministerpräsident behauptet. Sie war sogar in Deutschland zu erwarten. Meteorologen haben Tage vorher gewarnt. Solche Naturkatastrophen können überall in Deutschland geschehen. Es kann ein Bach, ein Fluss sein, der aufgrund von Starkregen aus seinem Bett tritt und die Umgebung überflutet. Wir hatten das auch schon in meinem Wohnort in nur 100 Meter Entfernung, gottseidank nicht mit solchen Konsequenzen für Leib und Leben. Wir erleben Tornados und Hitzeperioden in Deutschland und anderen Teilen der Welt. Auch unser Dach wurde schon einmal in einem Sturm mit entsprechenden Konsequenzen beschädigt.

Die Bilder sind von 2016 rund 100 Meter von unserer Wohnung entfernt.
Mein Kommentar: Wann dann?

Niemand scheint mehr vor Naturkatastrophen sicher. Genau deshalb macht das „Weiter-so“, dass insbesondere ein spezieller Typ von Politikern, postuliert betroffen und wütend. Diese Politiker werden nur zu schnell nonchalant lächelnd zum wirtschaftsliberalen und -freundlichen Alltagsbetrieb übergehen, weiter faule Kompromisse schließen und den Wirtschaftsinteressen und Lobbyisten nachgeben. Offene Möbelhäuser oder Kohleabbau habe halt Priorität. Ich kann Eckard von Hirschhausen und seinen Ausruf nur zu gut verstehen.

Zu diesem Beitrag hat mich auch ein Artikel auf Captain Cork inspiriert. Dort wird ja oft pointiert, gefühlt manchmal etwas vorschnell rund um die Weinszene berichtet. So regte sich „der Captain“ die Tage auf, dass man nichts von den Weinköniginnen, insbesondere der deutschen Weinkönigin von der Ahr, Eva Lanzerath zur Lage höre. Wo ist die Weinkönigin, wenn man sie braucht, titelte er in seinem Newsletter vom 16. Juli 2021. Diese ist, wie jetzt die rheinhessische Weinkönigin Eva Müller dem Captain berichtet hat, kaum zu erreichen. Sie, Eva und Eva, wollten helfen und riefen „auf Insta“ zu Spenden auf. Diese Aufrufe seien am Freitag vom DWI,dem Deutsche Weininstitut untersagt worden. Die Weinköniginnen sollten abwarten, was der DWI am Montag beschließt. Statt schnell und unbürokratisch zu handeln, will man wohl Abläufe einhalten und sich erst einmal mit allen weiteren Gebieten abstimmen. Kennen wir das irgendwo her?

Ich kann nicht anders und muss diesen Absatz zitieren. Das Deutsche Weininstitut (DWI) ist die Werbeabteilung des Deutschen Weinfonds und er, der Captain kommentiert:

Der Deutsche Weinfonds ist auch eine Anstalt des öffentlichen Rechts und wird vom Landwirtschaftsministerium kontrolliert.Der Parteienstaat redet mit. Genauer: die von den Christlichsozialen dominierte Agrarpolitik und ihre Heerscharen von Lobbyisten der Saatguthersteller, Landmaschinenbauer, Milch- und Fleischfabriken etc. Kurz: alle, die hinter der Schöpfungskette von Massenprodukten stehen, die wir bei Aldi, Lidl & Co. einkaufen.

Ahr-Flut: Ich will helfen, darf aber nicht

Und über allem schwebt furienhaft die ehemalige Weinkönigin Julia aus der Pfalz scheint glyphosattrunken …

Hier ein weiterer Bericht von Captain Cork unter dem Titel Viele Winzer haben alles verloren, in dem die dramatische Situation geschildert wird. Dort ist auch das Spendenkonto des Weinbauverbands VDP angegeben, der für die Winzer an der Ahr sammelt. Neben Spenden werden ich ganz persönlich die Winzer an der Ahr im Blick behalten und verstärkt dort auch kaufen – der Captain nennt beispielhaft das Weingut der Gebrüder Bertram aus Dernau, aber an der Ahr gibt es viele tolle Winzer, nicht nur die Stars wie Stodden, Deutzerhof, Adeneuer, auch die Genossenschaft Dagernova und viele andere – oder solidarische Aktionen, wie sie mancher Winzer aus anderen Regionen schon organisiert, unterstützen.

Und natürlich gehören auch die Betroffenen in den anderen Regionen unterstützt. Keine Frage.

Diese handgeschriebene Karte bekam ich vom Weingut Meyer-Näkel bei meiner letzten Bestellung viele Wochen vor der Flut. Ich habe mich damals sehr über dieses Zeichen der Kundenbindung gefreut und hoffe, dass wir mal wieder vor Ort sind und uns persönlich bedanken können.

Das Titelbildbild ist von Hands off my tags! Michael Gaida auf Pixabay

Spätburgunder: Rotwein für Intellektuelle oder doch etwas mehr Fülle gefällig? | Wein-erlei

7. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Gerade bin ich im Newsletter von Pinard de Picard über interessante Formulierungen zum Spätburgunder gestoßen. Bezug nehmend auf die Weine vom Rheingauer Weingut Corvers-Kauter schreibt man dort so schön, dass das Weingut einen stilistischer Wechsel vollzogen „weg von der Opulenz und Fülle, hin zu Finesse, Struktur und feiner Frucht“ habe. Da fühle ich mich dann gleich angesprochen denn ich gebe zu, ich kämpfe noch immer mit dem deutschen Spätburgunder. Es gibt bisher nur wenige, die mich wirklich überzeugt haben. Immer wieder probiere ich verschiedene Spätburgunder. Manchmal bin ich enttäuscht und meine einen für mich einen Spätburgunder-typischen Beigeschmack heraus zu schmecken, der mir etwas muffig vorkommt. Dann sind sie mir des Öfteren zu dünne, zu nichtssagend. Aber vielleicht fehlt mir ja auch der feine Gaumen, die zitierte Finesse und Struktur des Intellektuellen unter den Weinen zu erschmecken.

Natürlich gibt es auch positive Überraschungen. Gerade habe ich mal den 2018er Spätburgunder J.J. Adeneuer von der Ahr getrunken. Der war mittel- bis dunkelrot, vollmundig, hatte Grip und Struktur. Mal wieder eine angenehme Überraschung zu einem sehr fairer Preis von 11,50 und eine Wiederentdeckung der Ahr-Weine nach längerer Zeit. Und ich musste an den Spätburgunder von Heiner & Kreuzberg Neuenahrer Schieferlay, laut Captain Cork etwas zu fett für wirkliche Spätburgunder.Fans, den wir vor einigen Jahren öfters getrunken haben. Vor nicht allzu langer Zeit nachbestellt, hat er mir dann nicht mehr geschmeckt. Zudem haben sich die Weinmacher wohl getrennt.

Ich muss auch zugeben, dass einige der Spätburgunder aus meinem Preisgefüge fallen. Die von Pinard de Picard angepriesenen Spätburgunder von Corvers-Kauters beginnen bei 18 Euro und gehen hoch bis 68 Euro. In ähnlichen Preisregionen liegen auch die zum Beispiel von Heiner Lobenberg hochgelobten Roten des Pfälzer Weingut Rings, von Bernhard Huber aus Baden oder vom Pfälzer Knipser.

So bevorzuge ich geschmacklich bei den Rotweinen noch immer die Franzosen aus dem Bordeaux, von der Rhone oder aus Languedoc. Gerne auch mal die Roten aus Portugal, ein Sangiovese oder ein anderer Italiener im beschriebenen Preissegment. Ein Primitivo sollte es aber bei Italienern nicht unbedingt sein. Die sind mir oft wirklich zu opulent bombastisch süßlich. Doch natürlich werde ich immer mal wieder ein Spätburgunder testen. Vielleicht entwickele ich mich weinintellektuell doch noch etwas weiter …

Bleiben wird er uns als Blanc de Noirs in Sekt und Weißwein

Erhalten bleiben wird uns der Spätburgunder auf jeden Fall als (oft kuperfarbener) Weißwein und als Sekt. Die Tage haben wir den 2019er Meyer-Näkel Illusion Eins geöffnet. Beim Weingut ist der Jahrgang ausverkauft, doch ich bin noch auf Restbestände für 13 Euro die Flasche gestoßen. Und der aus den dunklen Trauben gewonnener Weißwein hat uns wieder sehr gut geschmeckt, fruchtig, frisch mit einem Hauch von Hefenachgeschmack eine echte Alternative zu Riesling. Ganz sicher werde ich den 2020er nachbestellen, sobald der ab März beim Weingut lieferbar ist. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir auch verschiedene leckere Sekte, beispielsweise der Jülg Blanc de Noir Sekt Rèserve Extra Brut oder auch die Blanc de Noirs vom Wilhelmshof oder Andres & Mugler.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Thomas B. auf Pixabay