Posts Tagged: ‘SPD’

Noch einmal die nun dezentrale Tracing-App, das Recht auf Heimarbeit, Zoom und die Dominanz von Amazon im Onlinehandel bei #9vor9

28. April 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Derzeit sind es immer wiederkehrende Themen, die wir bei #9vor9 mit Gunnbar Sohn und Lars Basche auf der Agenda haben. Die COVID-19-App, die jetzt auf dezentrale Architektur. Und ja, Gunnar, der Datenschutz muss absolut gewährleistet sein und es darf zum keinem Bashing oder Finger Pointing auf Betroffene kommen. Keine Frage, aber da habe ich großes Vertrauen in „Institutionen“ wie den Chaos Computer Club, die sicher ein sehr waches Auge auf die App haben werden. Und hier nochmals zwei Leseempfehlungen von Lars: Wie Contact-Tracing-Apps funktionieren, was davon zu halten ist auf heise online sowie und auf Netzpolitik.org Die wichtigsten Fragen und Antworten zur digitalen Kontaktverfolgung.

Große Einigkeit herrscht beim Thema Homeoffice oder Remote Working und der angedachten Gesetzgebung von Hubertus Heil. Da scheinen sich schon jetzt einige noch vor Ende der Pandemie in Position zu bringen, um die Räder wieder zurück zu drehen. Die Argumente sind dabei wohl nicht nur aus meiner Sicht sehr dünne. Diejenigen, die Heimarbeit machen könnten, gegen die auszuspielen, denen es vom Job her nicht möglich ist, ist ebenso obskur wie die möglichen positiven Effekte (Klimaschutz, Abbau der Pendel- und Stauzeit, Möglichkeiten für Erziehende, Optionen für chronisch Kranke) einfach mal nicht zu erwähnen.

Und es hat Zoom gemacht. Facebook Messenger Rooms oder Zoom oder Google oder was auch immer. Zoom scheint für größere Teilnehmerzahlen derzeit die Wahl zu sein. Trotzdem kann ich der Argumentation nicht folgen, dass jetzt mit der neuen Version ja alles gut ist – und dabei vollkommen die Historie und die Hämmer zu vergessen, die sich Zoom geleistet hat. Ich verweise hier beispielsweise nochmals auf den Podcast und den Newsletter von Fiene und Gutjahr, die die Historie dokumentiert haben. Das erinnert mich irgendwie fatal an Facebook, seine Verfehlungen und den Umgang damit. Anyway: Zoom wird bleiben und ich werde es wohl selbst ab und an nutzen müssen, wenn ich an dem ein oder anderen Meeting teilnehmen will.

Amazon mit 46 Prozent Markanteilen im zweiten Halbjahr 2019 vom deutsche E-Commerce, eine Steigerung von 9 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr, wie Michael Kroker berichtet. Wie wird die Zahl erst im ersten Halbjahr 2020 angesichts der Pandemie aussehen? Das ist Grund zur Besorgnis und mir fehlt die Phantasie und die Zuversicht, dass es mit einer Kombination von Regularien und persönlichem Handeln gelingen könnte, hier gegenzusteuern. Insgesamt scheinen gerade die großen Tech-Konzerne von der Krise zu profitieren, wie auch Der Spiegel berichtet.

Dass der Gunnar mich manchmal stumm schaltet, ist nur fair und sei hiermit verziehen. Das Imperium schlägt zurück. In diesem Sinne eine gute Woche.

(Stefan Pfeiffer)

Jeder, der möchte, soll im Homeoffice arbeiten können – auch nach Covid-19 – Hubertus Heil

27. April 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Bevor wieder die Schwarz-Weiß-Malerei anfängt: „… soll im Homeoffice arbeiten können„. Nicht müssen. Aber eben gesetzlich verankert. Das ist zeitgemäße Flexibilisierung der Arbeitswelt. Das ist Umweltschutz. Und für mich, der sieben Jahre auf der Autobahn zwischen Darmstadt und Bad Homburg war, ist das ein probates Mittel gegen vergeudete Lebenszeit auf der Autobahn und im Stau. Hoffen wir mal, dass es dazu kommt und nicht wieder die Controlettis und ewig Gestrigen ob-siegen, mit welchen vorgeschobenen Begründungen auch immer. Sie bringen sich ja schon wieder in Position polemisieren über „politische Ladenhüter“ und einer Beschränkung,“ die Wachstum und Flexibilität“ würden. Welch ein Schwachsinn. Welch ewig Gestrige. Sollen im Homeoffice arbeiten können, wenn es der Job erlaubt.

Oder ich zitiere Gunnar Sohn:

Das sind die beiden wichtigsten Angstaspekte: Zum einen die Frage aus Arbeitgebersicht, ob Mitarbeiter ohne Kontrolle überhaupt Ergebnisse leisten und zum anderen, ob Kontrolle außerhalb der Unternehmensgrenzen überhaupt möglich ist.

Das sind die beiden wichtigsten Angstaspekte: Zum einen die Frage aus Arbeitgebersicht, ob Mitarbeiter ohne Kontrolle überhaupt Ergebnisse leisten und zum anderen, ob Kontrolle außerhalb der Unternehmensgrenzen überhaupt möglich ist.

Lesenswert dazu auch der einleitende Text von Claudia Tödtmann zum Thema Homoffice (bevor sie zur Internet-Ikone @Ahoibrause überleitet). Die Rahmenbedingungen für Heimarbeit müssen ebenso gegeben sein, wie das Vertrauen in die Mitarbeiter oder die „ureigene Angst, nicht genug Kontrolle zu haben“. Aber wenn sich Führungskräfte eben als Kontrolleure definieren …:

Interessant: In manchen Unternehmen müssen alle Mitarbeiter wenn sie mal von zuhause aus arbeiten oder besonders jetzt, in Corona-Zeiten – quasi zeitgleich – alle Mann um acht Uhr online gehen. Bis 18 Uhr oder so. … Vertrauen von Chefs in Mitarbeiter? Gar nicht nötig. Es herrscht ohnehin Dauerkontrolle.

Das ist jedoch nicht der Sinn und Zweck von Home-Office-Arbeit, sondern dass sich die Leute ihre Arbeit zeitlich frei einteilen und am Ende die geleistete Stundenzahl eintragen.

Internet-Ikone Willms Buhse: Die fünf goldenen Regeln zur virtuellen Führung in Corona-Zeiten und auch sonst | Management-Blog

* Und ja, Remote Working oder mobiles Arbeiten ist oft der richtigere Begriff.

** Und ja, nicht für jede:jeden ist das Homeoffice eine wirkliche Option. Nicht jeder hat die räumlichen und technischen Rahmenbedingungen. Nicht jedem liegt Remote Working.

Im Umfragekeller: Die SPD muss sich als soziales Gewissen profilieren. Und sie sollte auch beim Thema Digitalisierung voran gehen.

26. April 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Die SPD hat an der derzeitigen Regierungsarbeit mindestens den gleichen Anteil wie die Union. Doch die punktet im Gegensatz zu den Sozialdemokraten. Trotz der unsäglichen Profilierungsorgien von Herrn Laschet und Co. Mal wieder typisch:

Deutschland gilt als Musterbeispiel, wie ein Land mit Corona fertig wird. Die SPD-Minister in der Regierung haben daran ihren Anteil. …

Die SPD kann stolz auf sich sein, wie sie die Koalition, wie sie das Land mitbestimmt. Dennoch kommt die Partei nicht aus dem Umfragetief, ganz im Gegensatz zur Union. Und wieder einmal fragt man sich: Wie kommt das nur?

SPD bleibt in Corona-Krise im Umfragekeller stecken

Und ich stimme nicht mit dem FAZ.-Kommentator überein. Es ist nicht die Zerrissenheit der SPD. Es ist noch immer eine einfach unzureichende Außendarstellung.

Ich bin bei der oft zu Unrecht geschmähten Saskia Esken: Die SPD muss sich als soziales Gewissen, als Partei der arbeitenden Bevölkerung, gerade auch der jetzt so oft zitierten und plötzlich geliebten systemrelevanten Berufstätigen profilieren. Und der bedrohten Branchen und Jobs. Statt auf die Union zu schimpfen und die Koalition in Frage zu stellen, sollte dort der Fokus liegen. Partei, die für Gerechtigkeit sorgt. Jetzt und gerade dann auch nach der Corona-Krise. Das ist eine, die Chance der Sozialdemokraten. Und sie sollte gerade jetzt progressiv in die Zukunft weisen, gerade auch beim Thema Digitalisierung. Nur meine Meinung.

„Man hat es sich angewöhnt, sie als Bordstein zu behandeln, an den es sich gut pinkeln lässt“

14. Dezember 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Gerade habe ich mir noch den Trailer der Känguruh-Chroniken angeschaut und musste aus welchen Gründen auch immer daran denken, wie Marc-Uwe Kling darin immer wieder über die SPD herzieht. Und ich musste an die vielen gehässigen Berichte und Kommentare vor und nach dem SPD-Parteitag und der Wahl der neuen Vorsitzenden Saskia Esken und Norbert Walter-Bojarns (ich muss den Namen immer noch üben) denken.

Man hat es sich angewöhnt, sie als Bordstein zu behandeln, an den es sich gut pinkeln lässt. Die 150 Jahre alte Partei wurde und wird so beschrieben, als habe sie eine unheilbare Krankheit – die unter anderem dazu führt, dass alles, was immer sie auch macht, falsch ist, ob sie nun nach rechts, nach links oder in die Mitte rückt.

über Die Wiederauferstehung der SPD – Politik – SZ.de

In meiner Twitter-Timeline bin ich dann über @NoWaBoFM auf diesen lesenswerten Kommentar von Heribert Prantl auf Süddeutsche.de gestossen.  Den ganzen Beitrag lesen, denn Prantl geht auch auf eine mögliche Wiederauferstehung der Sozialdemokraten ein: „Sie hat eines ihrer besten Papiere seit dem Godesberger Programm von 1959 beschlossen,“ schreibt er.

Bild von cocoparisienne auf Pixabay

#9vor9: TikTok-Hype bei Kids und chinesische Zensur sowie ungerechtfertigte Häme des Berliner Journalistenklüngels an Saskia Esken und Nowabo

3. Dezember 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute Thema bei #9vor9 mit Lars und Gunnar: TikTok, die Moderations- und Zensurpraktiken auf dem chinesischen sozialen Netzwerk, das momentan „wier’s Zäpfchen“ bei den Kids abgeht. Da hilft auch kein Lamentieren von Lars oder Verweisen auf Parteitagsprotokolle durch Gunni. Wir haben ja hier auch schon drüber gesprochen sowie geschrieben und Sascha Lobo hat treffend generell zum Thema chinesische Dominanz im jetzigen digitalen Zeitalter kommentiert.

Und dann musste ich natürlich das Thema Wahl von Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans (Nowabo) aufbringen. Ich wollte es eigentlich „nur“ unter digitalen Aspekten, der Frage digitaler Kompetenz gerade von Saskia anmerken (siehe oben verlinkten Tweet zum Bericht der Süddeutschen) und der aktuell Notwendigkeit von Investitionen in digitale Themen behandeln.

Doch Gunnar und Lars haben sich dann zu Recht über die unsäglichen, teilweise chauvinistischen Sprüche und Kommentare von Anne Will, Gabor Steingart, der FAZ, sprich einer unsäglichen Koalition des Berliner Establishmentklüngels aufgeregt. Das linke Schuldengespenst, Klassenkampf und Umverteilung werden an die Wand gemalt. Es wird kräftig Stimmung gemacht:

Von der Seite kommend sehen wir August Bebel und Rosa Luxemburg im Paartanz vereint, gespielt von den deutschen Laienschauspielern Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken. …

Sie plädierten für ein 500-Milliarden-Investitionsprogramm, finanziert von den Besserverdienern und auf Pump. Olaf Scholz dürfe Finanzminister bleiben, aber die schwarze Null müsse fallen

über Totentanz der Sozialdemokratie – Gabor Steingart, 2.12.2019

Gunnar hat sich in #9vor9 zur schwarzen Null geäußert, Ökonomen zitiert, die Investitionen jetzt in der Niedrigzinsphase fordern. Dazu nochmals oder schon wieder Sascha Lobo zu besagter Null, Investitionsstau und deutscher digitaler Rückständigkeit:

Sparsamkeit ist ein heikles politisches Konzept: Die meisten Großprobleme im Alltag der Deutschen lassen sich auf die Haushaltspolitik zurückführen. Das geht nicht mehr lange gut – vor allem im Digitalen.

über Schwarze Null: Sparsamkeit in der Politik führt zu katastrophalen Zuständen – SPIEGEL ONLINE

Esken und  Nowabo werden einfach mal in eine linke Ecke gestellt, aber wie links sind die Positionen denn nun wirklich? Mehr oder weniger ausgesprochen schwingt dabei mit, dass die beiden unerfahren seien und deshalb keine Ahnung hätten. Keine Ahnung vom Klüngel, oder was? Und wie fair sollte man die Basisentscheidung der SPD Mitglieder akzeptieren, die wie Gunnar ausführte durchaus eine für eine Urwahl ansprechende Anzahl von Stimmen abgegeben für die Kandidaten abgegeben haben.

Zurück zur Person Saskia Esken. Nicht nur die Süddeutsche setzt Saskia in ein besseres Licht. Auch Martin Reuter kommentiert auf Netzpolitk.org „dass erstmals eine profilierte Netzpolitikerin in Deutschland eine große Partei führen wird“ und porträtiert sie als einen kritischen Geist. So habe ich Saskia Esken auch im Juni lange vor der Kandidatur in Berlin auf der Think at IBM kennengelernt. Man muss nicht immer einer Meinung mit ihr sein, aber da spricht Engagement und Kompetenz. Zumindest mal gibt es jetzt Hoffnung bei der Frage, die ich ihr gestellt habe, ob die SPD beim Thema Digitalisierung die Kurve kriegt.

Und hier einige der unsäglichen Links und Tweets zum Thema:

Kriegt die SPD beim Thema Digitalisierung die Kurve, @EskenSaskia?

23. Juni 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich gebe zu, ich habe traditionell Sympathie für die SPD. Ich komme aus einem ehemals sozialdemokratisch geprägtem Dorf in Mittelhessen. Als ich aufgewachsen bin, habe ich so halb die Ostpolitik eines Willy Brandt mitbekommen. Einen Helmut Schmidt fand ich gut, auch wenn ich mit dem damaligen NATO Doppelbeschluss nicht einverstanden war. Und im meine Studium habe ich spätestens gelernt, dass die SPD die letzte demokratische Bastion gegen die Nazis war, die „Nein“  zum Ermächtigungsgesetz sagte. Gestern jährte sich der Tag, an dem die SPD verboten wurde, wie ich per Zufall in dem Tweet der Friedrich Ebert-Stiftung las:

Es gibt genug Gründe vor den Verdiensten der SPD den Hut zu ziehen.

Es gibt genug Gründe, in den letzten Jahren, fast Jahrzehnten an der SPD und ihren Politikern zu verzweifeln. Wenn ich mir die vier CDs zum Känguru von Marc-Uwe Kling im Auto oder in der Bahn anhöre, zucke ich immer wieder zusammen, wenn er über den letzten SPD Wähler herzieht. Ich fühle mich irgendwie persönlich getroffen. Der Kling oder das Känguru kennen mich wohl. Und nein, seinen Song zu den Sozialdemokraten zitiere ich hier besser nicht. Dafür aber bitte die Not-To-Do-Liste aus einem seiner Tweets. Man beachte Punkt 37, aktueller denn je:

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Hier im Blog habe ich mich öfters zur Partei und ihrer fehlenden Strategie zur Digitalisierung geäußert. Angelehnt an Sascha Lobo forderte ich im Januar 2018, dass die SPD die jetzigen Herausforderungen endlich als Chance begreifen solle, sich zu differenzieren und konstruktive Vorschläge für die Gestaltung der digitalen Gesellschaft zu machen. Zur Hessenwahl habe ich nochmals im Oktober nachlegt. Die/den Visionär der SPD zum Thema Digitalisierung und Arbeit höre und sehe ich nicht.

Während der Think at IBM habe ich dann Saskia Esken kennengelernt, die zweimal bei uns im Studio, einmal mit zwei anderen Frauen zum Thema Künstliche Intelligenz und Ethik, ein zweites Mal zum Thema Open Source in und für die öffentliche Verwaltung. Sympathisch die Frau, mit klugen, fundierten Ansichten, auch wenn ich natürlich nicht in allem mit ihr einer Meinung bin.

Am 2. Juni hat sie dann auf ihrer Webseite einen Artikel zum notwendigen Neubeginn der SPD geschrieben und hier möchte ich insbesondere den Absatz über die „an den bürgerlichen Freiheitsrechten orientierte Gestaltung des digitalen Wandels“ hervorheben. Da steht vieles drin, was Sinn macht, von der Verteidigung der Privatsphäre bis zur notwendigen Unabhängigkeit des Staates und seiner eigenen Infrastruktur von digitalen Monopolisten. Ich hoffe, dass ihre Stimme bei der notwendigen Neuorientierung der SPD gehört wird und dass man endlich das Thema Digitalisierung und Gestaltung der Arbeitswelt als ein originäres sozialdemokratisches Thema begreift. Und ich hoffe, dass man nicht wieder in Klassenkampfrhetorik des letzten Jahrtausends verfällt.

In der Demontage der eigenen Partei und ihrer Spitzenkandidaten ist sie ja gut, die SPD. Allein die Hoffnung stirbt zuletzt. Und die Känguru-Chroniken sind ja abgeschlossen. Neue böse Kommentare muss ich mir dort zumindest nicht mehr anhören. Die mache ich dann selbst hier im Blog. Versprochen.

(Stefan Pfeiffer)

 

 

 

Lesezeichen ODER Was nun ODER Wie weiter: Die Union ist uneins, strategisch und programmatisch überfordert, reagiert reflexhaft und dünnhäutig – Diana Kinnert

22. Juni 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Meiner Meinung nach lesenswert, die Analyse und der Kommentar von Diana Kinnert zur CDU/CSU, den sie wohl in der Welt und in ihrem Blog veröffentlicht hat:

Ein Geständnis: Der Eindruck täuscht nicht. Die Union ist uneins, strategisch und programmatisch überfordert, reagiert reflexhaft und dünnhäutig.

über Kommentar/DIE WELT: Die Arroganz der CDU rächt sich – KINNERT

De Abgeordneten würden nicht mehr selbstgefällig über die Flure des Bundestages laufen. Dafür stellt sich aber immer noch die ehemalige Weinkönigin mit dem Nestlé-Chef vor die Kamera und der bayrische Bruder sabbert von wüsten Verschwörungstheorien. Wie viel Selbstgefälligkeit braucht man denn noch?

Ich glaube, Diana Kinnert meint es sehr ernst. Ob die von ihr zitierten CDU-Stammtische sie allerdings ernst nehmen, wage ich zu bezweifeln. Trotzdem oder gerade deswegen ein lesenswerter Beitrag, mit interessanten diskussionswürdigen Thesen. Bezeichnend die Aussage, dass die Themen „der Jungen“ kaum in die verbandsinterne politische Auseinandersetzung in der eigenen Parteijugend einfließen, ist bezeichnend. Die sogenannte Junge Union ist gar nicht so jung.

Und da sind wir wieder bei meinem Thema, dass die klassischen Volksparteien „die Jungen“ nicht abholen und „das Netz“ nicht verstehen (wollen). Eitle, alte, graue Herren, die sich in Talkshows, Kommentaren und Feuilletons der klassischen Presse selbstgefällig profilieren, fordern von „der Jugend“ und „den Bürgern“, sich doch wieder in den Volksparteien zu engagieren. Sie merken gar nicht, wie die alten Volksparteien – und ich rede nicht nur von der CDU/CSU – die engagierte Jugend und auch reformwillige Bürger nur noch abschrecken.

Wer sich engagieren will, geht zu den Grünen. Und diejenigen, die Stammtischparolen über Ausländer, EU und Merkel nachbeten, machen ihr Kreuz bei Wahlen – so sie denn hingehen – an anderer Stelle. Das ist die bittere Wahrheit für CDU/CSU und wohl auch SPD. Und Antworten sind angesichts des Beharrungswillens der Parteinomenklatura und der jetzigen Strukturen nicht in Sicht. Dabei brauchen wir dringender denn je Reformen, eine Akzeptanz neuer Diskussionskanäle und -formen, die Eier in der Hose und den Pferdeschwanz, kurz eine Aufbruchstimmung, um den anstehenden Herausforderungen durch rechte Populisten wie auch den ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen gerecht zu werden.

(Stefan Pfeiffer)

SPD, wirklich eine Partei mit mehr Ambitionen, als man denkt? Ernst, aber nicht hoffnungslos?

2. Juni 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Gabor Steingart hat die Tage bei mit an Kredit verloren, als er die AfD oder deren Wähler als eine von drei Gruppierungen in der Mitte definiert hat. Zitierens-würdig ist dagegen für mich folgende Aussage und seine Analyse der verschiedenen SPD-Rebellengruppen:

Die Lage bei der SPD ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Die Partei verfügt über mehr Ambition, als die Öffentlichkeit im Moment wahrhaben will.

über Gabor Steingart. Das Morning Briefing.

Nun sind es keine Rebellen mehr. Jetzt sind es potentielle Nachfolger. Die Karten werden neu gemischt, aber ob die SPD nochmal die Kurve bekommt? Ich bin ein unverbesserlicher Nostalgiker, der immer noch an die historische Leistung der Sozialdemokraten denkt und einen Platz für eine solche Partei sieht, aber mir fehlen angesichts der Selbstzerlegung unterdessen ernste Zweifel bezüglich besagter Ambition, vor allem der Chancen solcher Ambitionen.

Zu Herrn Kühnert und anderen verkneife ich mir jegliche Bemerkungen.

Um es klar zu schreiben: Ich war nie ein Fan von Andrea Nahles gewesen, aber zum „Speien“ – um es österreichisch zu sagen – finde ich das Geschwätz von AKK zum Abschied von Nahles (wie auch das Geheuchele manches Meuchlers in der SPD). Das übliche Politikerblabla, für das die etablierten Parteien gerade abgewatscht wurden.

AKK hat sich für mich in den vergangenen Wochen seit der Europa-Wahl komplett selbst zerlegt. Auch mit ihrem Gewäsch heute. Da fand ich Angela Merkel hundertmal authentischer. Man mag es ihr glauben oder nicht, es kam im Vergleich zu AKK anders rüber:

«Sie ist Sozialdemokratin mit Herzblut, das kann man sagen. Aber ich finde, sie ist auch ein feiner Charakter.»

über News-Blog zum Nahles-Rückzug: Klingbeil: Dreyer soll mehr Verantwortung übernehmen

 

Müssen wir Heimarbeit als „Grundrecht“ vorschreiben, damit Unternehmen und Chefs die Vorteile endlich verstehen?

6. Januar 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Ich bin ein glühender Befürworter des Home Office. Wege ins Büro, Staus auf den Strassen, verspätete Züge und „Öffentliche“ sind verlorene Lebenszeit. Und es gibt aus meiner Sicht viele Dinge, die man genauso oder sogar konzentrierter und besser im Home Office tun kann. Selbst die Zusammenarbeit im Team ist in der Regel kein Problem, da heutzutage die Werkzeuge für Videogespräche und -konferenzen, Messenger und moderne Collaborations-Werkzeuge verfügbar sind, um in Echtzeit zu kommunizieren und Informationen zu teilen. Nun macht die SPD ein Fass auf und will ein Recht auf Home Office für alle Arbeitnehmer gesetzlich durchsetzen. Die Holländer haben es uns bereits vorgemacht. Dort gibt es eine entsprechende Regelung.

Vor allem aber ist auch in Deutschland ein Nachholbedarf da: Laut D21 Digital Index mit Fokus „Digitales Arbeiten“ und „Künstliche Intelligenz“ liegen riesige Potenziale mobilen Arbeitens in Deutschland noch immer brach. Bezogen auf die Erwerbspersonenzahl von 44 Millionen könnten – so der Index – mindestens 15 Millionen Erwerbstätige Zeit und Kosten sparen könnten, wenn ihnen die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten eingeräumt würde. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen …

Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) scheitert der Wunsch nach Heimarbeit meist an den Vorgesetzten. Die Notwendigkeit des selbständig handelnden und denkenden Mitarbeiter, von Vertrauenskultur und Vertrauensarbeitszeit, von familien- und mitarbeiterfreundlichem Home Office, mobiles Arbeiten wird hohchglanz öffentlich postuliert. Doch in Wahrheit dominieren nur zu oft verkrustete Strukturen, das Beharrungsvermögen und die Angst um die eigene Position in der Hierarchie nicht. Oder aber es wird die Abschaffung der Heimarbeit vorgeschoben, um andere Ziele zu erreichen. Wir optimieren, automatsieren und sparen …

Ob es nun der Wunsch nach Kontrolle oder ein wirklicher Glaube daran ist, dass man zusammen im Büro produktiver arbeitet, sei dahin gestellt. Für mich ist die Forderung nach Präsenz im Büro in einer globalisierten Welt, wo Teams oft weltweit verstreut sind und trotzdem miteinander arbeiten müssen, obskur und von gestern. Viel wichtiger ist in der heutigen digitalen Welt, dass die richtigen Talente konstruktiv und kreativ an den wichtigen Projekten arbeiten, dafür die besten Werkzeuge haben und so ein Unternehmen voran bringen. Wild Ducks und Change Agents sperrt man nicht ins Großraumbüro.

Um es nochmals aus meiner Sicht in die richtige Perspektive zu rücken: Home Office sollte sein, aber ich bin auch durchaus davon überzeugt, dass sich Teams, die zusammen arbeiten, nach Möglichkeit regelmäßig in persona treffen sollten. Das eine ist kein Widerspruch zum anderen. Aber Anwesenheit im Büro vorzuschreiben, ist sicher nicht mehr zeitgemäß. Die ganze Diskussion um Home Office versus Arbeiten im Büro geht am Thema komplett vorbei. Eine Spiegelfechterei. Es geht um die intelligente Mixtur.

Braucht es nun Gesetze, um überhaupt einen Fortschritt in Deutschland zu erzielen? Björn Böhning, Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium, scheint davon überzeugt. Geht es nach seinen Vorstellungen, ist Heimarbeit generell erlaubt und Unternehmen sollen begründen müssen, warum Heimarbeit nicht möglich ist. Natürlich schreien unternehmerfreundliche Publikationen und Politiker auf: Hendrik Wiedulwit kommentiert in der FAZ unter der Überschrift Freiheit mit der Peitsche, dass die Forderung nach Präsenz im Büro zu unternehmerischer Freiheit gehöre, selbst wenn ein Chef aus bloßer Tradition an Präsenzzeiten daran festhalte. Selbst in einen Technologiekonzernen rudere man zurück zur Präsenz im Büro. Dass es auch andere Technologiekonzerne gibt, die die Zeichen der Zeit verstanden haben, ignoriert er geflissentlich.

Ich bin zwiegespalten. Unter normalen Umständen würde ich dafür plädieren, Unternehmen die Entscheidung zu überlassen und auf den gesunden Menschenverstand zu vertrauen. Doch andererseits scheint der oft genug bei Unternehmensführern ausgeschaltet zu werden, die brachial per „Order Mufti“ Arbeit im Büro einfordern, auch wenn es genug Gründe dagegen und für Heimarbeit – besser mobiles Arbeiten, wo man gerade ist – gibt. Umweltbewusstsein, Familienfreundlichkeit, Diversity, höhere Motivation und Leistungsbereitschaft, ja sogar freiwillige höhere Arbeitszeiten werden nur zu oft einfach ignoriert und über Bord geworfen.

Da fragt man sich dann doch, ob der Ansatz von Böhning was für sich hat, dass Unternehmen umgekehrt argumentieren müssen, warum es keine Heimarbeit geben soll. Ja, ich habe trotzdem weiter Zweifel: Wer soll dann entscheiden, ob oder ob nicht Home Office erlaubt wird? Wie werden Arbeitnehmer, die auf Heimarbeit bestehen, gegen Repressionen geschützt? Wie könnte so etwas ohne endlose Genehmigungsprozesse umgesetzt werden? Fragen über Fragen. Ich bin auf Eure Meinungen gespannt.

(Stefan Pfeiffer)

Der Beitrag repräsentiert natürlich nur meine private, persönliche Meinung.

Der Merz ist gekommen oder vom röhrenden Hirschen über dem Sofa, Sympathie und Emotionalität

2. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Eigentlich wollte ich mich zum Thema Kandidatenkür bei der CDU und anderen derzeit diskutierten GroKo-Personalien von Horschtl bis Andrea nicht äußern. Die Beiträge von Sascha Lobo und der TAZ haben mich aber eines anderen belehrt. Sascha fordert in seiner Kolumne auf Spiegel Online von der SPD mehr Emotionalität statt des ausschließlichen Fokus auf Sacharbeit. Die Sozialdemokraten unterschätzten den Sympathie-Faktor.

Da ist eine Menge dran, aber wie gesagt wollte ich mich dazu nicht äußern. Die letzte sozialdemokratische Emotion mit Schulz war ja nicht einmal eine Seifenblase. Und wer aus der mir bekannten Führungsriege der SPD kommt schon sympathisch rüber? Und auch Juso-Kühnert ist für mich kein Träger jener. Man kann sich vielleicht an ihm reiben. Das ist es aber. Und der Reibungsfaktor ist auch nicht so groß, dass es der Rede beziehungsweise der Stimme wert ist.

Und dann kommt der Friedrich Merz daher und räumt ab. Seine Person polarisiert und emotionalisiert. Die TAZ titelt vom röhrenden Hirschen über miefigen deutschen Sofas.

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Merz sei ein Abziehbild der Kohl-Ära, ja unterstellt Merz eine mögliche Koalition mit der AfD.

Gabor Steingart schreibt in seinem Morning Briefing vom 2. November 2018 eine Gebrauchsanleitung zum Verstehen in zehn Punkten. Merz käme von außen, sei in der CDU ein willkommener Rückkehrer, aufgrund seiner Rhetorik und seiner Wirtschaftsbeziehungen und -kenntnis ein Kanzler zum Sofortgebrauch. Er würde der AfD das Feindbild nehmen und der SPD wieder eine klare Abgrenzung ermöglichen. Steingart adelt Merz quasi dann noch als einer der wenigen Politiker, der die Wahrheit sage.

Da wird mir Friedrich Merz zu sehr zum Messias – wie anno dazumal Herr Guttenberg – „hochsterilsiert“. Beziehungen zur Wirtschaft und transatlantisch können sicherlich von Nutzen sein. Sie können aber auch kritisch betrachtet werden. Da braucht man – wie in einem Einspieler bei Maybrit Illner geschehen – Merz nicht die Darth Vader-Maske „überstülpen“. Eine reine „Mehr Kapitalismus wagen“-Politik ist für mich bestimmt nicht die Zukunftsperspektive. Es braucht Butter bei die Fische. Was will er denn nun, der Herr Merz, bei Themen wie Klimawandel oder meinem Steckenpferd Digitalisierung?

Merz würde dann bei mir an Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn er darüber hinaus seine Beziehungen und Posten transparent macht und das Thema Transparenz generell in Themen wie Lobbyregister voranbrächte. Doch das ist mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nicht zu erwarten. Eher werden meine Fohlen Meister, als das …

Doch zurück zum Ursprung mit Sascha Lobo: Emotionalität und Sympathie. Merz ist sicher jemand, der derzeit CDU-intern hohe Sympathiewerte verbuchen kann. Manch einer, der unter dem Hirsch auf dem Sofa müffelt, würde sich aber wundern, ja erschrecken, was Merz alles modernisieren und transformieren will. Gut, er wäre ja auch erst einmal „nur“ CDU-Vorsitzender. Merz ist auch jemand, an dem sich die politischen Gegner emotional reiben können. Und so jemand mit Sympathie- und Reibungsflächen fehlt derzeit den Sozialdemokraten.

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Dicke Eier oder tritt er doch „großzügig“ zugunsten von Friedrich Merz zurück? (Um in wenigen Jahren um so dicker …)

Schauen wir mal, wer nun wirklich zum CDU Vorsitzenden gewählt wird. Spannend finde ich die Entwicklung auf jeden Fall. Wird beispielsweise Spahn bald „zurücktreten“ und Merz das Feld überlassen, wie wie Hajo Schumacher bei Maybrit Illner vermutete. Oder kommt es ganz anders? In der Perspektive: Uns geht es wirtschaftlich derzeit gut. Jedoch erleben wir eine Politikverdrossenheit, die sehr stark durch Klüngelei und einer blinden Weiter-so-Mentalität verursacht wurde. Eine lebendige politische Debatte, die den Bürgerinnen und Bürgern das Gefühl vermittelt, dass da doch was geht, täte und tut dem Land gut und könnte durchaus den Rechtspopulisten viel Wind aus den Segeln nehmen.

(Stefan Pfeiffer)

Wild, kreuz und quer, rein subjektiv in der FAZ gelesen: Vom SPD Kanzler, Leberknödeln, Datenschutz, Schneckenrennen

20. Oktober 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Wild, kreuz und quer, rein subjektiv zitiert aus der heutigen FAZ. Der Satz zum SPD Kanzler macht mich als jemand, der mit Brandt und Schmidt aufgewachsen ist, sehr nachdenklich:

„Eine „große Koalition“ ist künftig etwas anderes als heute Gibt es wieder einen SPD-Kanzler?“
[FAZ, 20.1.2018, S. 1 Kommentar: „Aus dem Gleichgewicht“]

Zur Pressekonferenz des Stern des Südens, des FC Bayern, titelt man (mit schönem Bild) auf Seite 1:

„Beleidigte Leberknödel“
[FAZ, 20.1.2018, S. 1 Überschrift zur Pressekonferenz des FY Bayern]

Datenschutzgrundverordnung, DSGVO, ist das Thema des mir zu negativen Kommentars auf Seite 17. DSGVO bringt schon was und bitte nicht Hackerangriffe, Datenlecks und Datensauger als Argument verwenden, dass man keine DSGVO, keinen Datenschutz braucht. Das ist Quatsch bei aller Notwendigkeit, Datenschutz in Deutschland zu vereinheitlichen:

„Allein Deutschland hat 18 Datenschutzbehörden und mindestens so viele Rechtsauffassungen. …

Die DSGVO hat auch nicht den vielfach besungenen volkspädagogischen Nutzen: Weiterhin schaufeln Nutzer unbekümmert Datenmassen zu den Konzernen. stellen sich lauschende, sprechende und teils auch sehende Digitalassistenten bis in die Schlafzimmer.“
[FAZ, 20.1.2018, S. 17 Kommentar: „Datenschützer einigt Euch!“]

Auf Seite 8 geht es um den Wettlauf der Bundesländer zum Thema Künstliche Intelligenz und Wie Baden -Württemberg bei der Zukunfstechnologie die deutsche Nummer eins werden will. Baden-Württemberg wolle die Spinne im deutschen KI-Netz (oder der angedachten deutsch-französischen Kooperation)  sein. Liest man den letzten Satz, muss man eher von einem Schneckenrennen denn von einem Wettlauf ausgehen …

„In jedem Fall müssen Deutschland und der Südwesten aufholen: Während Deutschland jährlich 300 Millionen Euro für KI-Forchungsförderung ausgab, sind es in Frankreich schon länger 1,8 Milliarden Euro jährlich.“
[FAZ, 20.1.2018, S.8 „Der Wettlauf der Bundesländer zum Thema Künstliche Intelligenz“]

Zum möglichen Saudi-Arabien-Besuch von Siemens-Chef Kaeser schreibt die FAZ:

„Unter besonderer Beobachtung steht Joe Kaser, Vorstandvorsitzender von Siemens, der sich in der Vergangenheit wie kein anderer Manager zu Fragen von Moral und Politik geäußert hat und seine Kollegen in anderen Dax-Konzernen erfolglos drängte, es ihm gleichzutun.“
[FAZ, 20.1.2018, S.8: „Deutsche-Bank-Chef sagt Reise nach Saudi-Arabien ab“]

Kaeser ringe wohl noch mit sich selbst, ob er fahren soll. Eine gewisse Süffisanz kann man den Formulierungen nicht bei diesem Thema nicht absprechen. FAZ halt.

Ich gebe zu, dass ich Probleme habe, Joe Kaeser einzuordnen. Mal sitzt er neben Donald, mal trifft er klare Aussagen wie gegen die AfD. Schwierig.

(Stefan Pfeiffer)

SPD, bitte nicht „weiter so“: Von fehlenden Charismatikern und einer immer digitalisierteren Arbeitswelt

17. Oktober 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Der Hype rund um die Bayern-Wahl ist vorbei, Horschtl wurschtelt weiter so vor sich hin und klebt noch am Stuhl, Captain Söderli fliegt erst einmal nicht ins All, sondern macht weiter so mit den Freien Wählern, die Unsäglichen sind leider in den Landtag gekommen und die SPD wurde in Bayern dramatisch abgestraft. Die, die also nicht weiter so machen können, sind die Genossinnen und Genossen. Am Wahltag habe ich noch getwittert:

Da zudem unsere Freundin Claudia noch den lokalen Darmstädter SPD-Landtagskandidaten Bijan Kaffenberger getroffen hat, da muss ich vor der Hessen-Wahl doch nochmals mein SPD-Posting vom Januar herausholen.

SO____Spannend___wenn_ich_den_Mann___dem_ich____-_Claudia_Mohnblume

Meinen Senf zum Thema SPD-Führungspersonal muss ich nicht dazu geben. Da gibt es genug mehr oder weniger aussagekräftige Kommentare. Nur so viel: Die/den Hoffnungsträger/in sehe ich derzeit nicht. Vielleicht kenne ich sie/ihn nur nicht oder habe sie/ihn nicht wahrgenommen (was entweder gegen mich oder die Öffentlichkeitsarbeit der SPD spräche). Da punkten im Vergleich bei mir – und wohl nicht nur bei mir – die Grünen deutlichst, auf Bayern-Ebene, im Bund und sonst wo. Aber Kandidaten mit Kante, Esprit, Sympathie, ja Charisma kann man sich wohl nicht schnitzen. Bei der SPD scheint es leider weiter so zu gehen. Der Fisch stinkt …

Der rote Faden dieses „Blocks“ ist die Digitalisierung, entsprechende Technologien, sprich die immer digitaler werdende Lebensrealität und deren Auswirkungen auf unsere Arbeitswelt. Doch wiederum: Die/den Visionär der SPD zum Thema Digitalisierung und Arbeit höre und sehe ich nicht. Die SPD war doch mal eine Arbeiterpartei oder täusche ich mich? Sicher, es geht in Hessen und in der Politik nicht nur um Digitalisierung. Aber gerade die SPD sollte sich doch eigentlich des Themas zentral und vor allem vernehmlich annehmen. Vielleicht hat man ja Visionen und Vorstellungen, alleine höre und sehe ich sie nicht. im Januar habe ich als Reaktion auf eine Kolumne von Sascha Lobo geschrieben:

Die SPD sollte die jetzigen Herausforderungen endlich als Chance begreifen, sich zu differenzieren und konstruktive Vorschläge für die Gestaltung der digitalen Gesellschaft machen. Die Betonung liegt auf konstruktiv, nach vorne blickend – nicht mit Verboten und Rezepten der „alten“ Arbeitsgesellschaft. Dann hätte sie sicher bei vielen Wählern wieder eine Chance.

über SPD, hör die Signale: Wir brauchen eine konstruktive Vision für eine digitale Gesellschaft! – StefanPfeiffer.Blog

Seit Januar scheint nicht viel passiert zu sein. Falsch. Doch. Nicht nur die Ergebnisse der „Bayern-Wahl“ sind passiert.

Noch zwei, ein drei Anmerkungen zur Hessen-Wahl: Erstens stimme ich Claudia zu: WÄHLEN GEHEN! Es muss nicht SPD sein. Es dürfen nicht die Rechtspopulisten sein.

Zweitens: Welche besonders kreative Agentur lässt Thorsten Schäfer-Gümbel „machen“:

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„Das ist natürlich der Anspruch. Deutlich zu machen: Es geht ums Machen, nicht ums Quatschen, nicht ums Labern. Und das ist der Unterschied zu dem, was wir seit einigen Jahren in Hessen erleben.“

über Plakate zur Landtagswahl im Expertencheck | hessenschau.de | Landtagswahl

Sorry, lieber TSG, man „macht“ in die Hose. Sonst macht man nix. Geschmackssache, sagte der Papagei, und biß in …

Und auch – drittens –  in Ewerschtt fotografiert: Die Grünen adressieren das Thema Künstliche Intelligenz und das im Landtagswahlkampf. Muss wahrscheinlich nicht sein. Fand ich aber bei meinem „Background“ bemerkenswert.

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Teilgenommen habe ich am 10. Oktober nicht. Leider war ich schon verplant.

Anmerkung ist richtig und wichtig (WÄHLEN GEHEN). Die anderen beiden sind Nebenschauplätze.

Zurück zum Anfang des Beitrags und weiter so. Köstlich fand ich das gestrige Morning Briefing von Spiegel Online. Der wichtigste Mann für Angie sei derzeit Thorsten Schäfer-Gümbel. Der – sprich die SPD – dürfe nicht zu schlecht abschneiden, sonst würden die Genossen die GroKo verlassen. Der dürfe aber auch nicht zu gut abschneiden und dem Gießener Karnevalsprinzen Bouffier das Amt abjagen. Also mittelgut wäre für Merkel perfekt. Dann kann man weiter so machen. Nur eins ist auch klar: Die SPD kann sicher nicht weiter so machen.

P.S. Der Beitrag ist bewusst vor dem heutigen Aufeinandertreffen „#hrWAHL – Das Duell“ um 20.15 Uhr im hr-fernsehen“ verfasst worden. Vielleicht werde ich ja überrascht.

(Stefan Pfeiffer)

Über markige Worte und Versprechungen – oder: Sag niemals nie

10. Februar 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Nun musste also Martin Schulz zurückziehen und wird doch nicht Au0enminister. Gut so. Wer vorher die Schnauze zu voll nimmt, sollte auch davon eingeholt werden. Schulz ist ein Paradebeispiel. Nein, niemals eine große Koalition. Nein, ich trete nicht in ein Kabinett Merkel ein. Große Klappe. Selber schuld, denn dadurch überschattet er die für die Sozialdemokraten durchaus sehenswerten Verhandlungsergebnisse, an denen er ja ganz offensichtlich maßgeblich beteiligt war.

Tja, auch der durchaus von mir geschätzte (und in der SPD nicht so beliebte) Olaf Scholz, seines Zeichens noch Hamburger Bürgermeister, ist in diese Fall getappt. Im September gab es noch seine Aussage, dass er in Hamburg bleiben wolle. Nun wird er wohl vorbehaltlich der Zustimmung der SPD Mitglieder Finanzminister.

Und um es nochmals ausdrücklich zu sagen: Dies ist kein SPD Problem. Die markigen Worte und vermeintlichen Versprechungen werden auch von anderen Parteien und deren „Größen“ gemacht. Man muss nur nach Bayern zu dem unsäglichen Glyphosat-Schmidt und Dobrindt schauen. Oder nach Herrn Lindner, aber lassen wir das.

Vielen, zu vielen Politikern scheint offensichtlich egal, wie sehr sie mit ihren Aussagen das eh bröckelnde Vertrauen in unsere Demokratie noch weiter gefährden und gerade den rechten Rattenfängern Wähler in die Hände treiben. Glaubwürdigkeit scheint nicht mehr zu zählen. Dabei ist dies für einen Politiker ein wertvolles Gut, meine zumindest ich in meiner offensichtlich altmodischen Weltanschauung. Deshalb mit James Bond: Sag niemals nie. Und wenn Du solche Aussagen triffst, dann steh auch dazu, statt Dein Fähnchen nach dem Winde zu drehen, nach dem nächsten Pöstchen zu gieren und nur an Deine Macht zu denken.

Kann man übrigens auch in andere Lebensbereiche und in die Wirtschaft übertragen. Nur wird da nicht gewählt

(Stefan Pfeiffer)

[DE] SPD, hör die Signale: Wir brauchen eine konstruktive Vision für eine digitale Gesellschaft!

19. Januar 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Wohl gebrüllt, Löwe. Sascha Lobo fordert die SPD auf, sich endlich dem Thema Technologie und digitale Gesellschaft zu widmen – und sich dort zu differenzieren. Das Dilemma der SPD und vieler Gewerkschafter und Betriebsräte fast er hier schön zusammen.

Die SPD sollte doch die Partei der Arbeit sein – aber das Arbeitsbild der SPD stammt auch 2018 noch aus dem 20. Jahrhundert. Es ist nicht auf eine Weiterentwicklung des Arbeitsbegriffs ausgerichtet, sondern auf eine Eingemeindung der Digitalisierung in den alten Arbeitsbegriff. Das Netz wirkt auf Arbeit gleichzeitig im besten und im schlechtesten Sinne flexibilisierend, … Die SPD empfiehlt dagegen Tarifverträge … In einer Zeit, in der nicht viele Leute wissen, ob es ihren Job in zehn Jahren noch so gibt. Und ihre Chefs auch nicht.

Source: SPD, her mit der Vision für eine digitale Gesellschaft! – SPIEGEL ONLINE

Ich weiß, man kann und sollte SPD, Gewerkschaften und Betriebsräte sicher nicht in einen Topf werfen. Trotzdem scheint mir die Geisteshaltung oft sehr verwandt, was ja auch bei vielen gemeinsamen Wurzeln und Werten nicht wirklich verwundert. So ist das auch hier zitierte Beispiel E-Mail-Verbot, das wohl die Porsche-Betriebsräte fordern, für mich ein Beispiel, wie man versucht, mit den falschen, gestrigen Mitteln heutige reale Probleme zu lösen, statt sich mit dem Wandel auseinanderzusetzen und ihn zu gestalten. Sascha stellt die Herausforderungen der Digitalisierung in den Zusammenhang mit der SPD Geschichte, mit Lasalle und dem Godesberger Programm.

Die dringend benötigte, zugkräftige Vision – die Linke nicht verschreckt, aber Konservativen ausreichend attraktiv erscheint – könnte nur die Vision einer stabilen digitalen Gesellschaft in einer europäischen, liberalen Demokratie sein. Es wäre eine progressive Vision, die digitalen Fortschritt nicht primär als Regulierungsfrage, Bedrohung oder bloß als weiteres Instrument im Werkzeugkoffer betrachtet, sondern als Chance. Es würde in dieser Vision formuliert, wie im digitalen 21. Jahrhundert Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität konkret aussehen und wie sie für alle erreicht werden könnten.

Source: SPD, her mit der Vision für eine digitale Gesellschaft! – SPIEGEL ONLINE

Die SPD sollte die jetzigen Herausforderungen endlich als Chance begreifen, sich zu differenzieren und konstruktive Vorschläge für die Gestaltung der digitalen Gesellschaft machen. Die Betonung liegt auf konstruktiv, nach vorne blickend – nicht mit Verboten und Rezepten der „alten“ Arbeitsgesellschaft. Dann hätte sie sicher bei vielen Wählern wieder eine Chance.

Aber vielleicht liege ich ja komplett daneben und Axel Oppermann hat Recht: Die 28-Stunden-Woche und das E-Mail-Verbot müssen umgehend her!

(Stefan Pfeiffer)