Posts Tagged: ‘Lobbyregister’

Künstliche Intelligenz im Fokus von #9vor9, von Augustus Intelligence und Amthor bis zu den Studien von Bitkom und Deloitte

16. Juni 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute wurde es bei #9vor9 schnell künstlich mehr oder weniger intelligent, denn Gunnars Digitalthema der Woche war das Engagement von Philipp Amthor für das Unternehmen Augustus Intelligence, das sich mehr oder weniger um das Thema Künstliche Intelligenz kümmert. Gunnar hatte aber nicht so sehr die Produkte und Käufe von Augustus Intelligence im Blick, sondern vielmehr das doch fragwürdige Engagement des CDU-Jungspunds.

Meine 2 Cents dazu: Ich kann nur immer wieder die Forderung nach einem Lobbyregister bekräftigen, das gerade von der oben genannten Partei boykottiert wird. Es ist wirklich Zeit, hier Transparenz zu schaffen. Und ich habe mir verwundert die Augen gerieben, als ich den hier verlinkten Beitrag zu Philipp Amthor gelesen habe. Der 27 Jahre alte Amthor war oder ist Hoffnungsträger der CDU in Mecklenburg-Vorpommern, eigentlich designierter Spitzenkandidat für die Landtagswahl. „Was für Folgen dieses ‚Kapitel‘ für Amthor haben werden, ist noch nicht abzusehen“, so die FAZ. Zum Thema Augustus Intelligence, möchte ich auf den Beitrag des Handelsblatts verweisen, wonach laut Aussagen von Ex-Managern das Unternehmen kein Produkt, keine Kunden und keine Umsätze habe. Ach ja, der bekannte Theodor zu Guttenberg, Ex-Verteidigungsminister, und Hans-Georg Maaßen sind wohl auch bei dem Unternehmen „engagiert“.

Weniger politisch brisant waren und sind dann die beiden von mir angeführten Studien zum Thema Künstliche Intelligenz. Der Bitkom spricht von einem Umsetzungsproblem beim Thema Künstliche Intelligenz. Zwar schätzen nahezu zwei Drittel der von Bitkom Befragten KI als wichtigste Zukunftstechnologie ein, aber gerade einmal 6 Prozent setzen KI selbst ein und nur jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent) plant die KI-Nutzung oder diskutiert darüber. Ein positiveres Bild vermittelt die Studie „State of AI in the Enterprise Survey – 3rd Edition“ und Horizont titelt Deutsche Unternehmen nutzen Künstliche Intelligenz bereits im großen Stil. Allerdings wurden bei der Deloitte-Umfrage auch nur Unternehmen befragt, die KI einsetzen.

Lars hat dann noch den Tweet von Holger Schmidt zum EU Digital Economy and Society Index 2020 hervorgeholt. Deutschland liegt im Mittelfeld und – Überraschung – ist im Bereich E-Government nicht wirklich Spitze. Hier sind Pressemitteilung sowie die deutschsprachigen und deutschen Ergebnisse des Index.

Ach ja, unser Lars hat dann doch die Meldung des heutigen Tages zum Abschluss genannt: Die Corona-Warn-App ist da und sowohl Lars wie auch ich haben sie installiert (auch wenn wir nicht darüber gezwitschert haben).

#9vor9: Lars und ich hosten ab sofort, also live auf unseren Twitter-Konten

Und noch ein Kommentar in eigener #9vor9-Sache: Künftig werden Lars und ich die Sendung hosten, da Gunnar mit seinen vielen Streams einfach überlastet ist. Das bedeutet, dass #9vor9 dann über unsere Twitter-Accounts zu sehen sein wird. Ich hoffe immer noch, dass auch wir beide bald auf LinkedIn live streamen können. Leider haben wir bisher diese Freigabe von LinkedIn nicht bekommen.

(Stefan Pfeiffer)

Der Merz ist gekommen oder vom röhrenden Hirschen über dem Sofa, Sympathie und Emotionalität

2. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Eigentlich wollte ich mich zum Thema Kandidatenkür bei der CDU und anderen derzeit diskutierten GroKo-Personalien von Horschtl bis Andrea nicht äußern. Die Beiträge von Sascha Lobo und der TAZ haben mich aber eines anderen belehrt. Sascha fordert in seiner Kolumne auf Spiegel Online von der SPD mehr Emotionalität statt des ausschließlichen Fokus auf Sacharbeit. Die Sozialdemokraten unterschätzten den Sympathie-Faktor.

Da ist eine Menge dran, aber wie gesagt wollte ich mich dazu nicht äußern. Die letzte sozialdemokratische Emotion mit Schulz war ja nicht einmal eine Seifenblase. Und wer aus der mir bekannten Führungsriege der SPD kommt schon sympathisch rüber? Und auch Juso-Kühnert ist für mich kein Träger jener. Man kann sich vielleicht an ihm reiben. Das ist es aber. Und der Reibungsfaktor ist auch nicht so groß, dass es der Rede beziehungsweise der Stimme wert ist.

Und dann kommt der Friedrich Merz daher und räumt ab. Seine Person polarisiert und emotionalisiert. Die TAZ titelt vom röhrenden Hirschen über miefigen deutschen Sofas.

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Merz sei ein Abziehbild der Kohl-Ära, ja unterstellt Merz eine mögliche Koalition mit der AfD.

Gabor Steingart schreibt in seinem Morning Briefing vom 2. November 2018 eine Gebrauchsanleitung zum Verstehen in zehn Punkten. Merz käme von außen, sei in der CDU ein willkommener Rückkehrer, aufgrund seiner Rhetorik und seiner Wirtschaftsbeziehungen und -kenntnis ein Kanzler zum Sofortgebrauch. Er würde der AfD das Feindbild nehmen und der SPD wieder eine klare Abgrenzung ermöglichen. Steingart adelt Merz quasi dann noch als einer der wenigen Politiker, der die Wahrheit sage.

Da wird mir Friedrich Merz zu sehr zum Messias – wie anno dazumal Herr Guttenberg – „hochsterilsiert“. Beziehungen zur Wirtschaft und transatlantisch können sicherlich von Nutzen sein. Sie können aber auch kritisch betrachtet werden. Da braucht man – wie in einem Einspieler bei Maybrit Illner geschehen – Merz nicht die Darth Vader-Maske „überstülpen“. Eine reine „Mehr Kapitalismus wagen“-Politik ist für mich bestimmt nicht die Zukunftsperspektive. Es braucht Butter bei die Fische. Was will er denn nun, der Herr Merz, bei Themen wie Klimawandel oder meinem Steckenpferd Digitalisierung?

Merz würde dann bei mir an Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn er darüber hinaus seine Beziehungen und Posten transparent macht und das Thema Transparenz generell in Themen wie Lobbyregister voranbrächte. Doch das ist mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nicht zu erwarten. Eher werden meine Fohlen Meister, als das …

Doch zurück zum Ursprung mit Sascha Lobo: Emotionalität und Sympathie. Merz ist sicher jemand, der derzeit CDU-intern hohe Sympathiewerte verbuchen kann. Manch einer, der unter dem Hirsch auf dem Sofa müffelt, würde sich aber wundern, ja erschrecken, was Merz alles modernisieren und transformieren will. Gut, er wäre ja auch erst einmal „nur“ CDU-Vorsitzender. Merz ist auch jemand, an dem sich die politischen Gegner emotional reiben können. Und so jemand mit Sympathie- und Reibungsflächen fehlt derzeit den Sozialdemokraten.

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Dicke Eier oder tritt er doch „großzügig“ zugunsten von Friedrich Merz zurück? (Um in wenigen Jahren um so dicker …)

Schauen wir mal, wer nun wirklich zum CDU Vorsitzenden gewählt wird. Spannend finde ich die Entwicklung auf jeden Fall. Wird beispielsweise Spahn bald „zurücktreten“ und Merz das Feld überlassen, wie wie Hajo Schumacher bei Maybrit Illner vermutete. Oder kommt es ganz anders? In der Perspektive: Uns geht es wirtschaftlich derzeit gut. Jedoch erleben wir eine Politikverdrossenheit, die sehr stark durch Klüngelei und einer blinden Weiter-so-Mentalität verursacht wurde. Eine lebendige politische Debatte, die den Bürgerinnen und Bürgern das Gefühl vermittelt, dass da doch was geht, täte und tut dem Land gut und könnte durchaus den Rechtspopulisten viel Wind aus den Segeln nehmen.

(Stefan Pfeiffer)