Der Kampf der Business Ökosysteme

25. Juni 2015 Posted by Heiko Henkes

Erfolgreiche Geschäftsmodelle aus der Cloud

Vernetzung und Kooperation sind alternativlos
Das Versprechen von Cloud Computing ist es, IT jederzeit einfach und schnell verfügbar zu machen. Der Weg dorthin ist komplex, denn die heterogene IT-Welt muss dafür zusammenwachsen. Das erfordert die Kooperation von vielen Anbietern zum Nutzen für den Kunden. Daher gilt Kollaboration in Netzwerken als wichtiger Wettbewerbsfaktor in der Cloud-Welt. Vernetzung und Kooperation sind „alternativlos“. Nur gemeinsam kann man, quasi als intelligenter Schwarm, komplexe Lösungen schnell entwickeln, für den Kunden integrieren und in volatilen Märkten flexibel bereitstellen. Das hat Auswirkungen auf die Wettbewerbssituation, denn Wettbewerb findet zukünftig nicht mehr zwischen einzelnen Firmen statt, sondern zwischen Wertschöpfungs-Netzwerken von Unternehmen.

Netzwerk als Ökosystem

Experton Group AG Wie muss ein Netzwerk aufgebaut sein, um am Markt erfolgreich zu sein? Im Prinzip muss ein Netzwerk wie ein Ökosystem funktionieren. Ein Ökosystem ist nach der grundlegenden Definition eine Lebensgemeinschaft von unabhängigen Organismen, die in einem Lebensraum miteinander interagieren. Jeder Organismus verfolgt darin seine individuellen Ziele, aber erfolgreich und überlebensfähig kann man nur gemeinsam sein. Für den Erfolg eines Business-Ökosystems müssen verschiedene Zugpferde mit an Bord sein, um die nötige Stahlkraft für die breite Masse zu gewährleisten. Zusätzlich gilt es aber, auch den non Mainstream Suchenden mit Individuallösungen betanken zu können.
Erfolgreiche Cloud-basierte Geschäftsmodelle sind also immer im Kontext der Vernetzung zu sehen, die auf Basis von Cloud Computing möglich wird. So nutzen innovative oder durch einen harten Wettbewerb bedrohte Unternehmen jede Chance, um sich in neue Märkte zu flüchten bzw. diese in Zeiten der Digitalisierung zu besetzen. Als Beispiel dient der Leica Fotopark von Claranet genauso wie die Mercedestochter moovel auf Basis von IBM Softlayer oder auch die Intercloud von Cisco auf Basis von Open Stack.

Evolutionsstufen der Cloud-Technologie

Experton Group AG Ebenfalls mit von der Partie sind seit neustem die Hybrid Cloud Broker, die ganz leise und durch die oft unterschätzte „alte“ Tür der IT-Abteilung kommen. Hier geht es um Lösungen, die sich um die Kernfunktionalität Cloud-Management herum weiterentwickelt haben. Ihren Ursprung haben Cloud-Management-Lösungen im Verwalten von internen virtuellen IT-Ressourcen. In der nächsten Entwicklungsstufe wurden daraus dann zunehmend Hybrid Cloud Management Lösungen, die es ermöglichten, auch externe IT-Ressourcen (Private Hosted oder auch Public Cloud Services) einzubinden und zentral zu managen. In der jetzigen Evolutionsstufe gehen Lösungen dazu über, nicht nur einzelne externe Cloud-Ressourcen einzubinden, sondern es werden, über entsprechende APIs, bereits eine ganze Reihe an IaaS-Services von unterschiedlichen Cloud Service Providern technologisch eingebunden und nach Business-Anforderungen selektiert. Dadurch kann die interne IT die Themen Governance, Risk und Compliance im Griff behalten und trotzdem eine ganze Reihe an unterschiedlichen IaaS-Diensten (Private Cloud, Hosted Private Cloud, Public Clouds) im Self-Service-Modus zur firmeninternen Nutzung bereitstellen – ein echter Mehrwert für Kunden und ein idealer Kompromiss um den Spagat zwischen zentraler Steuerung (bezüglich Cloud-Verwaltung sowie Governance, Risk und Compliance) bei größtmöglicher Auswahl an Cloud Services sicherzustellen. Die Tendenz in diesem Markt ist es IT as a Service auf Basis einer extrem hohen technischen wie auch geschäftlichen Integration zu verwirklichen und zunehmend auch den nächst höheren Stack PaaS und SaaS zu integrieren.

Wissen- und Datensilos verschwinden

Die bislang noch primär SaaS-zentrierten Markplätze wie bspw. der der Telekom Deutschland sind schnell gestartet, boten jedoch meist keine integrierte Enterprise-konforme Plattform, auf der Kunden Prozess Kollaboration betreiben dürfen und somit tägliche Aufgaben des Vertragswesens mit Zuliefern oder anderer Partnern in die digitale Welt heben können. Es handelt sich hier in den meisten Fällen um eine Art IT- und somit Wissen- bzw. Daten-Silo, das Kunden bzw. Usern keine Interaktion über Lösungen hinweg ermöglicht. Dies muss und wird sich bald ändern, da nicht nur die Aufwände bzw. die versteckten Kosten seitens Kunden auf solchen Plattformen zu hoch sind, sondern weil ansonsten die Lösungen der Hybrid Cloud Broker an den etablierten Marktplätzen vorbeiziehen könnten. Bislang sind diese als Kunden-individuelle Plattform ohne Public Cloud Self Service Frontend konzipiert. Das Drehen der Plattform ist auf Basis der technischen Raffinesse kein außerordentliches Problem. Die Marktplatzbetreiber profitieren jedoch von dem stetig steigenden technischen Reifegrad der Apps im SaaS-Modell, die immer häufiger über moderne PaaS-Lösungen konzipiert und letztlich zu Micro Services verknüpft werden. Die Software-Industrie merkt dies gewaltig und kämpft in einem erodierenden Markt. ISVs suchen beinahe krampfhaft nach innovativen Plattformen, um Kundenansprüchen hinsichtlich Ihrer Lösungen gerecht zu werden.

Marktsegment ist ausbaufähig

Experton Group AG Ohne Zweifel handelt es sich bei diesem Marktsegment noch um einen „Emerging Market“ in Deutschland. Die lokalen Umsatzerlöse schätzen wir aktuell noch sehr moderat ein. Andere Länder (z.B. USA und UK) sind bei der Verbreitung dieser Lösungen durchaus schon einen Schritt weiter. Die Experton Group erwartet jedoch in puncto Kundenadaption, Angebotsausbau und neue Lösungsanbieter eine rasche Entwicklung dieses Marktsegments in Deutschland. Die Intention der Anbieter dieser Plattformen ist klar ersichtlich: Es geht darum, das Cloud-Frontend zum Kunden zu besetzen, eine strategisch wichtige Position im hart umkämpften Cloud-Geschäft, die es Anbietern von Hosted Private Clouds und Systemintegratoren ermöglicht, nicht nur die großen HyperScaler, mit denen man aus Kostengründen nicht konkurrieren kann, in das eigene Kunden-Frontend einzubinden, sondern auch margenträchtiges Zusatzgeschäft durch eigene Hosted, Managed und Migrations-Services einzufahren.

Über das reine Einbinden von diversen Cloud Services via APIs sollte man eine Vielzahl weiterer Funktionalitäten im Griff haben. Dazu gehören vor allem eine gute Entscheidungshilfe für die Providerauswahl (via Selektionskriterien entsprechend der Kundenanforderungen bezüglich Kosten sowie Governance, Risk und Compliance) und Migrations-Services für den schnellen, einfachen und kostengünstigen Providerwechsel. Nur diese beiden Elemente zusammengenommen ergeben den großen Vorteil dieser Plattformen, schnelle und gute Entscheidungen zu treffen und diese bei Bedarf ohne viel Aufwand wieder ändern zu können. Des Weiteren sind auch die Themen Reporting und analyticsgetriebene Optimierung relevant, ebenso Kostenstellenverrechnung für Großunternehmen.

Digital Business 2015: Was CIOs beachten müssen

LesetippIn diesem Artikel beleuchten wir die Aufgaben des modernen CIO, der Technik- und Business-Expertise zu gleichen Teilen vereint. Keine leichte Aufgabe bahnbrechende Technologien für das eigene Unternehmen einzuschätzen, auf den Weg zu bringen und gleichzeitig stärker in interne Prozesse zu investieren.

Fazit

Der kulturelle Wandel, der in den meisten IT-Organisationen großer Unternehmen von Nöten sein wird, ist hier jedoch schwer abschätzbar. Auch das Thema Social Business spielt – neben weiteren IT-Trendthemen – eine Rolle. Ein Störfaktor bei der Abarbeitung dieser Agenda ist die Schnelllebigkeit der IT bzw. die Taktrate der Releases auf Seiten der Cloud-Anbieter. Unter stetigem Wettbewerbsdruck stehend, ist es keine Seltenheit, dass gerade unter den Public-Cloud-Pionieren wie Google, AWS und Microsoft ein Preiskampf den nächsten jagt und sich darüber permanent die Preis- und Lizenzierungsbedingungen ändern.

Etwas langsamer ticken da schon die lokalen Cloud-Anbieter bzw. IT-Dienstleister und Systemhäuser. Dennoch ist es für CIOs stets eine Herkulesaufgabe, die richtigen Cloud Technologies und Services auszuwählen und dabei vor allem nicht nur auf die Kosteneinsparung zu schauen, sondern mehr Agilität zu gewinnen. Damit zwingend einhergehen muss die Transformation des Unternehmens im Umgang mit Wissen intern und extern, wozu auch das Einbinden von Partnern entlang der Supply Chain gehört, als auch die Evaluation neuer Märkte und Zielgruppen auf Basis von Wissen bzw. Daten.