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Get personally social. Do Business – Mehr als nur Marketingbeschallung

9. Februar 2012 Posted by Stefan Pfeiffer

Am 7. Februar 2012 durfte ich auf der Next Communications Konferenz in St. Gallen zum Thema Social Media im B2B Vertrieb und Marketing bei der IBM sprechen. Unten befindet sich meine Präsentation. Am Abschluss habe ich 10 Thesen oder Aussagen aufgestellt, die mir besonders am Herzen liegen.

  1. An sozialen Kanälen führt kein Weg mehr vorbei – gerade auch im B2B Umfeld. Soziale Kanäle sind unverzichtbar für Kundenbindung, Lead-Generierung und Brand Awareness. 
  2. Die sozialen Kanäle müssen und sollten heutzutage vom Marketing bespielt werden. Sie sind ein weiterer Kanal, seine Kunden und Interessenten zu erreichen.
  3. Alle Wege führen zur eigenen Webseite. Meine Kernbotschaften (und Kunden) gehören mir. Die eigene Webpräsenz ist unverzichtbar und muss soziale Kanäle und Kommunikationsformen integrieren.
  4. „Immer horche, immer gucke“ - Social Media Monitoring und ein definierter Reaktionsplan sind ein Muss für Unternehmen. Ein Grund dafür ist Risk Management.
  5. Durch die sozialen Kanäle hat der Kunde  und Interessent eine nie gekannte Macht.
  6. Die sozialen Kanäle haben einen ROI, im Rahmen des Vertriebs und Marketing Mix und
    einen ganz persönlicher ROI (neue Leads, neue Kontakte, Kundenpflege etc.).
  7. 2012 werden wir mehr und mehr Social Dashboards sehen, die den Einfluss sozialer Kanäle bewerten.
  8. Wer Social Media alleine als Marketing-Aufgabe sieht, denkt zu kurz. Die sozialen Kanäle sind eine Aufgabe für das gesamte Unternehmen, für Vertrieb, HR, Produktentwicklung, PR und Marketing.
  9. Social Media Business sollte nicht Einweg-Beschallung, nur ein weiterer Marketingkanal sein, sondern Dialog und Kommunikation.
  10. Soziale Kanäle sind ein neuer Kommunikationskanal, genau wie ehemals Telefon und E-Mail. Mitarbeitern diese verbieten, ist kein gangbarer Weg.

Vor allem am Herzen lag mir beim Vortrag vor allem, Social Media aus der Ecke der einseitzig beschallenden Marketingmaschinerie herauszuholen. Deshalb halte ich auch unterdessen den Begriff Social Business für besser. Natürlich sollen, müssen und dürfen Marketiers die sozialen Kanäle benutzen, um ihre Nachrichten, ihre Veranstaltungshinweise und Produktpromotions zu verteilen. Jedoch sollten sie dies in angemessener Weise tun. Unterdessen sehen wir mehr und mehr "Social Spam". Wie einstweilen mit E-Mails und E-Mail Newslettern werden wir nun mit Spam-Tweets und Facebook-Promos verpestet. Ein Idealist der denkt, das abstellen zu können, aber vielleicht bin ich ja ein wenig Idealist ...

Neben diesem Appell, soziale Kanäle mit Augenmaß zu bespielen, noch wichtiger für mich ist das grundlegende Verständnis der sozialen Kanäle. Über die neuen sozialen Öffentlichkeiten, über Communities und Fan Pages, gruppieren sich Interessenten zu einem Thema und tauschen sich aus, sie "sharen" Informationen, kommentieren Aussagen, kritsieren oder loben. Diese sozialen Öffentlichkeiten bieten die Chancen zum Dialog und zur Interaktion mit Kunden und Interessenten. Sie stellen natürlich auch durchaus ein Risiko dar (im schlimmsten falle Stichwort Shitstorm), weshalb ein Social Media Monitoring und ein definierter Reaktionsplan unverzichtbar ist.

Auch das hört sich alles noch maschinell an. Wichtig ist mir, die indviduelle Qualität der Kanäle herauszustellen. Wer selbst "social" lebt, die Kanäle benutzt, Informationen und Meinungen teilt, die Andere als wertvoll ansehen, entwickelt ein persönliches soziales Netzwerk, dass bei der Arbeit und  auch bei persönlichen Interessen helfen kann - und Spass macht. Uwe Hauck habe ich vor Jahren mit wenigen Tweets als Speaker für eine Konferenz gewonnen. Bayer MaterialScience CIO Kurt De Ruwe sagte mir mit einer Nachricht über ein soziales Netzwerk eine Keynote zu. Sybille Gassner von silicon.de kam auf mich, weil sie mein Blog wahrnahm. Unterdessen blogge ich regelmässig auf silicon.de. Die Liste dieser persönlichen Nutzenerlebnisse könnte ich schier endlos fortsetzen.Ein Grund, warum ich die Diskussion um den angeblich nicht existierenden ROI der sozialen Kanäle für deplatziert halte.

Soziale Kanäle, nein, "social" aktiv leben nutzt in der persönlichen Arbeit. Das persönliche Netzwerk und das Netzwerk der Freunde, die neue "Share"-Mentalität, das "Always On"-Sein mit mobilen Endgeräten ändern das Geschäftsmodell in ein Social Business. In der persönlichen Arbeit dominieren bald nicht mehr nur die traditionellen Kommunikationskanäle wie Telefon, E-Mail oder die persönlichen Treffen. Chatten, SMS, Facetime und Hangouts, Videokonferenzen, Nachrichten per Twitter, Diskussionen auf Google+ oder Facebook, oft zuerst privat genutzt, dann aber an die Unternehmenstür klopfend, sind als Kommunikationskanäle nicht mehr weg zu diskutieren. Wer glaubt, soziale Kanäle verbieten zu können, gehört zu denen, die auch glaubten, Telefon, E-Mail oder Internetzugang untersagen zu können.

Unternehmen müssen auf die sozialen Kanäle reagieren und dafür eine Strategie in Marketing und Vertrieb, aber auch in anderen Bereichen haben. Sie müssen verstehen, dass diese Kanäle eine andere Dialogqualität als traditionelle Werbespots, Banneranzeigen oder E-Mail Newsletter haben und sich darauf einstellen. Daneben gibt es die ganz persönliche Seite des "social" lebens. Die Kanäle bieten dem Einzelnen eine Vielzahl neuer Möglichkeiten zu kommunizieren, sich zu vernetzen, dem Netz Mehrwert zuzuführen und aus dem sozialen Netz auch Nutzen zu ziehen. Vielleicht nutzt derzeit nur eine selbst ernannte Avantgarde das breitere Spektrum dieser Möglichkeiten. Doch auch E-Mail oder Telefon hat erst einmal nicht jeder gehabt und heute ist es Standard. Genau so wird es auch mit den sozialen Kanälen sein.