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Gedankensplitter zur deutschen Automobilindustrie: Der Fisch stinkt vom Kopf und die Amerikaner haben es gut

5. März 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Angesichts der aktuellen Debatte rund um Diesel kann man ja eigentlich nicht weg hören und ich bin ja auch jemand, der oft nicht seine Klappe halten kann. Deshalb habe ich auch auf Facebook oder Twitter den ein oder andere Gedankensplitter abgesondert, die ich hier nochmals aufführen, vielleicht in natürlich rein zufälligen Zusammenhang stellen will.

Vorab: Ich komme aus einer Familie, wo immer die Einstellung herrschte, wir fahren ein deutsches Auto, weil die deutsche Automobilindustrie ja so wichtig für die deutsche Wirtschaft ist. Das hat meine Familie weitgehend durchgehalten und auch meine Frau und ich fahren deutschen Autos. Alexander Kluge macht sich in die Hose, wenn er das liest, aber #isso. Nur ..

Die Diskussion um potentielle Strafzölle auf deutsche Autos: Strafzölle hin, Strafzölle her (alles Quatsch, Herr Trump), aber nur mal so bemerkt: Ich erinnere mich, dass deutsche Luxuskarossen in den USA im Vergleich zu Deutschland wesentlich günstiger waren. Ist dem noch so? [Wurde mir unterdessen auf Facebook von verschiedenen Seiten bestätigt, dass dem noch so ist.]

Also: Wir Deutschen werden oder wurden für unseren BMW, Mercedes, Audi oder Volkswagen deutlich höher abkassiert wie ein US-Amerikaner, der ein solches Fahrzeug kauft.

Die armen Automobilkonzerne: Vielleicht kriege ich was in meiner geistigen Beschränktheit nicht zusammen: Autokonzerne wie VW fahren gerade wieder Rekordgewinne ein:

Volkswagen hat den Betriebsgewinn inmitten der Skandale und des Konzernumbaus fast verdoppelt und stockt die Dividende auf.

Das operative Ergebnis sprang im abgelaufenen Jahr dank kräftig gestiegener Auslieferungen und weiterer Sanierungserfolge der Hauptmarke VW um rund 95 Prozent auf 13,8 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatten 7,1 Milliarden Euro zu Buche gestanden. Analysten hatten im Schnitt für 2017 mit 14,7 Milliarden Euro gerechnet. Unter dem Strich blieb den vorläufigen Zahlen zufolge ein Reingewinn von 11,4 (Vorjahr 5,1) Milliarden Euro, wie die Wolfsburger am Freitag mitteilten.

via Volkswagen inmitten von Skandalen mit Rekordgewinn | Nachricht | finanzen.net

Mögliches Fahrverbot und Nachrüstung der Diesel-Fahrzeuge: Dem gemeinen Diesel-Fahrer (besonders die älterer Fahrzeuge, die man ihnen als besonders sparsam und umweltfreundlich verkauft hat) sollen aber jetzt Fahrverbote drohen? Und Nachrüstung bezahlt man natürlich selber, wenn es nach den Konzernen geht:

Im Streit um die Umrüstung älterer Diesel-Motoren will Umweltministerin Hendricks den Druck auf die Autohersteller erhöhen. Verbrauchern stehe eine kostenlose Nachrüstung zu. Die Autohersteller lehnen dies ab.

via Diesel-Urteil: Hendricks fordert kostenlose Nachrüstung | tagesschau.de

Und das von den Konzernen, die auf der anderen Seite brav ihre Strafen in den USA abdrücken.

„Dieselgate“-Klagen in den USA haben Volkswagen bereits etliche Milliarden gekostet, doch der Konzern ist noch lange nicht aus dem Schneider. In Deutschland rückt ein Showdown im Mammut-Rechtsstreit mit Anlegern näher. Auch hier geht es um sehr viel Geld. Bis Mittwochabend muss der Konzern seine Klageerwiderung im Musterverfahren beim Oberlandesgericht Braunschweig eingereicht haben und damit die Weichen für seine Verteidigungsstrategie stellen

Entscheidend für den Rechtsstreit ist nicht zuletzt auch die wohl spannendste Frage im Abgas-Skandal: Wer wusste im VW-Konzern was wann? Interne E-Mails und Unterlagen, die bei den US-Ermittlungen sichergestellt wurden, gewähren Einblick hinter die Kulissen. Sie zeigen einerseits, dass es schon früh Warnungen gab, anderseits aber auch Ungewissheit über die Rechtslage und die Höhe potenzieller Strafen.

via Diesel-Skandal in USA: VW droht die nächste Abgas-Rechnung – Wirtschaft – Tagesspiegel

Von der Frechheit, ja dem Straftatbestand, auf Prüfständen zu betrügen, um umweltfreundliche Fahrzeuge vorzutäuschen, reden wir ja gar nicht mehr. Das scheinen wir alle schon als gegeben hinzunehmen. Da wird auch eher über die Strafen geschrieben und gesprochen, die VW in den USA mehr oder weniger bereitwillig zahlt, denn über Deutschland. Aber Entschuldigung, das der Betrug ist auch für uns hier sicher kein Kavaliersdelikt.

Die Konzernlenker der deutschen Automobilhersteller und auch einiger Zulieferer veräppeln hier konsequent – auch unter offensichtlicher Rückendeckung der Politik, die in Aufsichtsräten sitzen, Miteigentümer sind oder aber Angst vor vermeintlichen Arbeitsplatzverlustkeule haben – die Bürgerinnen und Bürger. Deren Vertrauen spielt offensichtlich eine untergeordnete Rolle. Hauptsache, die Gewinne stimmen und die eigenen Boni werden ausgezahlt. Nur noch traurig und ich sehe leider nicht den politischen Willen, gerade beim Diesel dazwischen zu hauen und auch den deutschen Dieselfahrern eine Entschädigung zukommen zu lassen. Nicht nur der Diesel stinkt. Hier stinkt der Fisch vom Kopf und kein Fischer ist in Sicht.

Mr. President kann ja mal stecken, dass die deutschen Karossen in den USA günstiger sind als hierzulande und er noch satte Strafen kassiert hat. Der macht sich vor Freude in die Hose. America first, Germany …

(Stefan Pfeiffer)