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Am Puls der Welt: Sensoren und das Internet der Dinge

3. Dezember 2014 Posted by Thomas Pohl

Heizungen, die sich nach dem Wetterbericht regulieren, Kühlschränke, die im Supermarkt Käse und Butter bestellen, Autos, die Werkstattbesuche alleine buchen – das Internet der Dinge breitet sich aus. Sensoren spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie erfassen Messdaten wie Temperatur, Druck, Stoßbelastung und vieles mehr. Wie sich aus diesen Daten geschäftlicher Mehrwert erzeugen lässt, können Entwickler jetzt anhand eines detaillierten Showcase erleben. 

IT zieht in alle Bereiche unseres Alltags ein, Kühlschränke, Autos, Waschmaschinen, im Prinzip alle beliebigen Gegenstände können damit zu potentiellen Datenquellen werden. Interessant werden diese Daten, wenn es Unternehmen gelingt, aus ihnen Bedeutung abzuleiten. Das geschieht, indem sie sie mit anderen Unternehmensdaten kombinieren. Anlagen, Maschinen und Werkzeuge können dann selbstständig Prozesse ausführen, vor Fehlern warnen, Wartungen anfordern, Gebrauchsdaten für die Abrechnung registrieren und vieles mehr. 

 

Was ist das Internet der Dinge?

Bei der Vernetzung von Smartphones, Autos, Industrieanlagen, Flugzeugturbinen und Gegenständen aus dem Alltag spricht man heutzutage vom Internet der Dinge (engl. Internet of Things, abgekürzt auch IoT). Im Vergleich zum „klassischen“ Internet werden im IoT Inhalte nicht mehr nur von Menschen erstellt und mitgeteilt. Smarte Sensoren, Mikrocontroller und IT-Systeme kommunizieren selbständig, ziehen Schlüsse und lösen Aktionen aus. Dadurch werden mehr Daten als jemals zuvor erhoben, gesammelt, ausgetauscht und verarbeitet. Laut IDC sollen bis 2020 rund 212 Milliarden Objekte mit Sensoren ausgestattet sein – es wird also rund 28 Mal so viele Sensoren geben wie Menschen auf der Welt (siehe Grafik).   

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Wie die Zusammenarbeit von Sensoren, Geräten und der Unternehmens-IT im Detail funktioniert, lässt sich jetzt an einem Showcase von IBM zum Thema Industrie 4.0 nachvollziehen. Der Showcase beleuchtet speziell die Integration mit Unternehmensdaten im Kontext Hybrid-Cloud genauer.

 

Showcase Industrie 4.0

Ausgangspunkt ist folgendes typisches Szenario: Ein Computerchip-Hersteller produziert Chips in einem Reinraum. Kleinste Staubpartikel könnten die Produkte unbrauchbar machen, daher muss die Luftqualität ständig überwacht werden. Sobald  die Verschmutzung einen gewissen Schwellenwert überschreitet, müssen Gegenmaßnahmen ergriffen werden. 

Um das zu erkennen, wurde in dieser Fabrik ein hochsensibles Sensornetzwerk installiert. Die Sensoren schicken alle 2 Sekunden über das Internet Daten bezüglich Korrosion, Luftfeuchtigkeit und Temperatur an einen Cloud-Service. In der Cloud werden die Daten mit Hilfe von Physical-Analytics-Methoden analysiert und der aktuelle Grad der Luftverschmutzung ermittelt. 

Die Sensordaten werden zusätzlich mit Unternehmensdaten kombiniert: Neben den Daten wird auch der jeweilige Standort der Sensoren aufgezeichnet. Man kann also einzelne Maschinen identifizieren und bei Bedarf auf ihre Log-Daten zugreifen. Weitere Informationen liefert das Enterprise Resource Planning (ERP)-System. Beispielsweise können neben den Wartungsintervallen auch die Art der letzten Wartungsarbeiten ermittelt werden.

Tritt nun ein Fehler in der Produktion auf oder wird ein Alarm durch Luftverschmutzung ausgelöst, können weitere Daten vor Ort gesammelt und an den Cloud-Service zur Überprüfung geschickt werden, wie etwa Webcam-Bilder vom Ort des Geschehens oder genauere Fehlerbeschreibungen durch die Mitarbeiter über Smartphones oder Tablets. Der Cloud-Service analysiert alle vorhandenen Daten und leitet Lösungsmaßnahmen ein, etwa indem er vorbeugende Wartungsarbeiten empfiehlt. Oder er bestellt das Service-Team, um die Arbeiten gleich durchführen zu lassen. 

Hat das System einen Servicefall aktiviert, werden automatisch weitere Unternehmensdaten der Fallakte hinzugefügt – wie Kontaktinformationen, Ersatzteil-Nummern und mögliche Zulieferer. So kann entsprechend des Defekts automatisch ein passender Techniker gesucht und benachrichtigt werden. Über ein Webinterface kann dieser alle relevanten Daten einsehen. Dank der Liste von Zulieferern kann er die defekten Teile einfach per Klick bestellen. Gleichzeitig wird die betroffene Fabrik über die anstehenden Arbeiten informieren.

Nach Abschluss die Wartungsarbeiten deaktiviert das System automatisch den Servicevertrag bis zur nächsten Wartung. Die Abrechnungsdaten für die Reparatur werden abschließend automatisch vom ERP-System verarbeitet.

 

Szenario in der Realität

Genau dieses Szenario haben wir im Client Center der IBM Deutschland Research & Development in einem Showcase umgesetzt: Das Sensornetzwerk einer Fabrik in Guadalajara in Mexiko sendet die Sensordaten live an einen Service in die IBM Softlayer Cloud, der von IBM Research in Yorktown, USA, gemanagt wird. Der Cloud-Service verarbeitet dort die Daten unter anderem mittels Physical Analytics-Modellen weiter. Mit geringem Aufwand konnten wir auch einen Prototyp der Mobile Support-App auf IBM Bluemix entwickeln und ausliefern. Als Integrationsplattform dient ein Softlayer Object Storage - dadurch können Daten aus allen unterschiedlichen Quellen transparent gespeichert und ausgetauscht werden. Das Enterprise-Backend bildeten wir über ein IBM System z Mainframe-System ab. Dieses liefert die Unternehmensdaten für den Showcase. Aggregiert werden die Daten in einem Webservice, der dank aller existierenden APIs einfach, schnell und skalierbar auf Softlayer ausgeliefert werden konnte (siehe auf Grafik).

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Weitere Information zu der Implementierung und dem Showcase gibt es hier (https://ibm.biz/BdEbM2).

Der Showcase zeigt: Die Technologien für neue IoT-Ideen stehen bereit, die Verwirklichung läuft dank offener APIs sehr viel schneller und effizienter, als man vielleicht vermutet. Jetzt kommt es auf den Einfallsreichtum der Entwickler an, ihrer Vorstellungskraft sind keine Grenzen mehr gesteckt. Ich bin sehr gespannt, welche neuen Geschäftsmodelle sich in nächster Zeit etablieren werden.  

Wie erleben Sie das Internet der Dinge und seinen Einfluss auf unsere Geschäftswelt? Diskutieren Sie hier mit! Oder sprechen Sie mich auf Twitter unter @ThomasPohl_ an.

Apfel-Effekt nötig? Das Internet der Dinge muss anwenderfreundlich werden

21. Februar 2012 Posted by Stefan Pfeiffer

 

Gerade für den Bereich spezialisierter, mit dem Netz verbundener Medienkonsumgeräte ist für 2012 mit einem Boom zu rechnen. E-Book-Reader, Spielkonsolen und Fernsehgeräte werden zu den Treibern dieser Entwicklung gehören. Gemein haben die Produkte dieser Kategorie, dass sie im Gegensatz zu herkömmlichen PCs, Notebooks, Smartphones und Tablets, bei denen es sich eher um Generalisten handelt, Spezialisten darstellen, die ausgewählte Anwendungsfälle besonders gut abdecken und denen die Möglichkeiten des Internets Intelligenz und Flexibilität verschaffen soll. ...

2010 und 2011 standen ganz im Zeichen des mobilen Internets. Es ist zu erwarten, dass sich 2012 der Blick von Herstellern, Marketern und Konsumenten auf das Netz ein weiteres Mal erweitert. Erstmals wird bei einem signifikanten Teil der Verbraucher die Erkenntnis Einzug halten, dass Internet nicht mehr länger nur E-Mail, Onlinebanking, Facebook und das Starren auf (mitunter immer den selben) einen Bildschirm bedeutet. Künftig gilt: Jedes Gerät, das über eine Stromzufuhr verfügt, kann über das Internet angesprochen werden. Dieser Paradigmenwechsel braucht Zeit, doch das Fundament für diese Entwicklung steht.

Die dritte Phase der Vernetzung: Das Internet der Dinge wird Realität - diesen Beitrag von Martin Weigert habe ich schon sehr lange in meinem Reader offen. Stehen wir wirklich vor dem nächsten revolutionären Schritt? Die Möglichkeit ist gross. Doch mir scheint, es sind noch viele Schritte zu gehen und eventuell braucht es mal wieder eine Apple, um die Entwicklung zu beschleunigen oder auf ein neues Niveau zu heben.

Dieser Tage habe ich daheim an unserem Fernseh- und Musikgeräten rumgebastelt. Am Samstag hatten sich Freunde angekündigt und ich wollte unsere Urlaubsbilder auf dem Fernseher zeigen. Der Fernseher, ein Philips LED-Fernseher, unterstützt theoretisch viele technische Schmankerl. Über DLNA können Medien von Computern und Heimnetzwerken wiedergegeben werden, über Net TV besteht Netzzugang und Online-Dienste sind auf dem Fernseher verfügbar. Ich habe dann mit DNLA-Servern herumexperimentiert und es auch geschafft, dass die Bilder meiner iPhoto-Bibliothek meines Macbooks angezeigt werden. Aber ...

Aber das Weiterblättern und Anzeigen der Fotos auf dem Philips-Fernseher ist nicht wirklich komfortabel. Ich habe dann ein Macbook über HDMI angeschlossen und die Bilder direkt über iPhoto gezeigt, also doch wieder verkabelt, statt die theoretisch drahlose Variante zu wählen. Rund um das Philips-Gerät könnte ich nun weitere Beispiele aufführen, wo die Funktionalität eigentlich schon vorhanden ist, die Bedienung und Konfiguration aber für Otto Normalanwender inakzeptabel ist bzw. man sich intensiv einlesen und zum Technikexperten werden muss.

Theoretisch geht alles sehr einfach, aber in der Praxis hakt und klemmt es, wie ich immer wieder feststelle. Nun bin ich sicher kein Technikfreak, habe aber durchaus ein Grundverständnis. Trotzdem gelingt es mir nicht, eine immer stabile und saubere Konfiguration meiner heimischen Umgebung (jenseits des normalen Home Office) hinzubekommen. Seit mehr als einem Jahr kämpfe ich beim Fernsehempfang über T-Home Entertain mit dem DSL-Anschluss und dem von der Telekom gelieferten Routern. Noch immer ruckelt mein Internet-TV, entgegen des kürzlich vom Telekom-Vertrieb versprochenen problemfreien Empfangs über V-DSL und den neuen Speedport W 723V Router. Und sorry, @Telekom_hilft hier nicht wirklich weiter, besonders dann nicht, wenn andere Komponenten wie meine TimeMachine für drahtlose Backups ins Spiel kommt.

Doch irgendwie lasse ich mich nicht abschrecken. Diese Woche habe ich mir eine Sonos Bridge und einen Sonos Play:5-Lautsprecher angeschafft. Primär geht es mir dabei darum, meine Songs, die ich über iTunes organisiert habe und die auf meinem MacBook liegen, komfortabler abzuspielen. Bisher war ich dazu auf meinen Uralt-iPod und ein älteres Bose Sounddock angewiesen. Und natürlich war der iPod dann immer im Auto angeschlossen, wenn ich gerade Musik hören wollte.

Also habe ich mich für die Sonos-Variante - u.a. nach Lektüre von Volker Webers Webseite - entschieden, um meinen Musikempfang drahtlos in beliebigen Räumen steuern zu können. Auch hier geschah die Konfiguration und Einbindung in mein W-LAN nicht ohne Hindernisse, aber unterdessen läuft alles weitgehend. Über iPhone und iPad (und natürlich das MacBook) kann ich die Sonos-Lautsprecher steuern, Musik aus dem Netz streamen (sicher die Zukunft statt der lokalen Speicherung der Songs) und hoffentlich bald auch meine iTunes Songs und Playlisten von einem im Netz eingebundenen NAS, einem Western Digital My Book Live (Network Attached Storage), abspielen.

Die Bedienung über iPhone und iPad zeigt für mich den Weg. Smart Phone und Tablet werden zur Zentrale, die Lautsprecher, Fernseher, bald Kühlschrank und andere Geräte kontrollieren. Neben Tastatur und Touch-Bedienung werden Sprach- und Gestensteuerung künftig Realität und nochmals Bedienkonzepte revolutionieren. Die heimische Wohnung ist ein vernetztes Internet der Dinge, aber nicht nur die. Auch im Auto hält es, wie nicht nur Mercedes-Chef Dieter Zetsche auf der Messe CES in den USA demonstriert hat.

Was sagt mir das? Ja, wir sind auf dem Weg dazu, verschiedenste Medienkonsumgeräte ins Internet zu bringen, sie miteinander zu vernetzen und zu integrieren. Jedoch sind wir derzeit noch weit davon entfernt, dass dies wirklich anwenderfreundlich und einfach geschieht. Braucht es mal wieder den Apfel-Effekt? Apple hat mit iPhone und iPad zwei Segmente durch einfache Bedienung und wertiges Design revolutioniert. Eine ähnliche Benutzererfahrung, das Gebot der einfachen Bedienung und Eleganz brauchen wir auch oder noch mehr für das Internet der Dinge. Sonst wird es nicht funktionieren. Apple steht wohl mit dem eigenen Fernsehprojekt in den Startlöchern, aber auch Google und Microsoft träumen sicher davon, diesen Markt (der deutlich über Fernsehen hinaus geht) zu dominieren. Mit dem Internet der Dinge werden die Karten noch einmal neu gemischt. Der Impact wird noch grösser sein als beim Thema Smart Phone und Tablet.