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Kurz kuratiert nach Halle: Zu Killerspieldebatten und notwendiger digitaler Zivilcourage

16. Oktober 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Einige aus meiner Sicht bemerkenswerte Zitate nach dem Anschlag in Halle. Sonja Peteranderl schreibt auf Spiegel Online im Netzwelt-Newsletter:

Das Beispiel zeigt, wie schnell jede Plattform – ob Spieleportal, Livestream-Dienst, soziales Netzwerk oder eben eine Bewertungsseite – für Hetze und Hass missbraucht werden kann, wenn sie schlecht oder nicht moderiert wird. …

Je mehr Nutzer Beiträge bei den Plattformbetreibern melden und online gegen Hass angehen, desto höher ist die Chance, dass die Beiträge möglichst schnell entfernt werden. Auch digitale Zivilcourage entscheidet mit, wie viel Raum Hass im Netz erhält.

über Anschlag in Halle: Digitale Zivilcourage beginnt beim Dönerimbiss – SPIEGEL ONLINE

Und Lisa Hegemann kommentiert auf Zeit Online unter dem Titel Nicht schon wieder die Killerspieldebatte:

Und ja, man darf sich nicht gleich der Diskussion darüber verschließen, dass auch rechtsradikale Gruppen Games für ihre Zwecke nutzen. …

Doch deswegen gleich alle, die Computerspiele spielen, unter Generalverdacht stellen und sie mit mörderischen Terroristen gleichsetzen? Das ist Unsinn. … Man kann es nicht oft genug schreiben: Korrelation ist nicht Kausalität.

über Attentat in Halle: Nicht schon wieder die Killerspieldebatte | ZEIT ONLINE

Dazu der auch viel zitierte Tweet von SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil:

Markus Reuter schreibt auf netzpolitik.org:

Und warum erweisen etablierte Medien, allen voran die Bild-Zeitung, dem Attentäter einen Dienst und verbreiten seine Bilder? Während der Livestream auf der Gaming-Plattform Twitch laut Aussage des Unternehmens fünf Menschen erreichte, die Aufzeichnung später von 2.200 gesehen wurde, spielt die Bild-Zeitung Millionen Menschen den vollen Namen, die Bilder und die Botschaften des Attentäters in die Newsfeeds und in die Zeitung.

über Antisemitischer Anschlag von Halle: Der Livestream ist nicht das Problem – netzpolitik.org

Er warnt vor einer Beschränkung des Livestreamings im Internet. Sie wäre eine reale Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit.

Laut heise online nimmt die CDU den Anschlag zum Anlass, ein umfangreiches Überwachungspaket fürs Internet zu schnüren. Der CDU-Bundesvorstand dränge auf eine Meldepflicht „strafrechtlich relevanter Fälle“ auf sozialen Netzen und Spieleplattformen sowie Vorratsdatenspeicherung.

Wir brauchen adäquate Möglichkeiten für Ermittlungen der Behörden im Darknet, bei der Überwachung von Messenger-Diensten, der Speicherung und Analyse relevanter Daten sowie bei Online-Durchsuchungen.

über Nach Halle-Attentat: CDU fordert umfangreiches Überwachungspaket fürs Internet | heise online

Der oben schon einmal zitierte Markus Reuter schreibt dazu unter der Überschrift Mehr Netzkompetenz für Ermittler statt Massenüberwachung:

Der Anschlag von Halle ist noch nicht einmal aufgeklärt, die Toten noch nicht unter der Erde, da werden die altbekannten Instrumente aus der Schublade geholt: Vorratsdatenspeicherung, Staatstrojaner, Verschlüsselung knacken, Messenger überwachen, politische Datenbanken anlegen und schärfere Gesetze sowieso. …

Egal was passiert, mehr Überwachung soll es richten. Jedes Mal.

über Mehr Netzkompetenz für Ermittler statt Massenüberwachung – netzpolitik.org

Sein Plädoyer:

Human Intelligence und die Wachsamkeit von familiären und freundschaftlichen Umfeldern können hier viel mehr leisten als irgendeine Massenüberwachung.

über Mehr Netzkompetenz für Ermittler statt Massenüberwachung – netzpolitik.org

(Stefan Pfeiffer)

 Bild von Maret Hosemann auf Pixabay