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Bewegungsdaten beim Sturm auf das Capitol, Bewegungsdaten und die Corona Warn App – wir müssen über Datenschutz und Datennutzung reden

11. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Zitat von Heinz-Paul Bonn schlummert seit einiger Zeit als Entwurf in meinem Blog. In seinem Beitrag vom 2. November 2020 geht es darum, dass wir harte Datenschutzbestimmungen zum Beispiel bei der Coron Warn App anwenden, andererseits aber viele Bürger:innen ihre Daten ganz freiwillig auf sozialen Netzwerken preisgeben, generell im Netz teilen. Datenschutz einerseits, die (aus meiner Sicht oft einfach unüberlegte) Weitergabe der Daten andererseits, das sei paranoid. In Deutschland seien Daten immer noch etwas, was weg gesperrt gehöre und er führt einige Beispiel auf. Konkret stellt er die Frage, ob denn Datenschutz höher anzusiedeln sei als Gesundheitsschutz.

Wir brauchen ein Grundrecht auf Datenweitergabe im Notfall. Und diesen Notstand haben wir doch längst ausgerufen. Es gibt keinen Grund, dieses Freiheitsrecht, das die meisten Deutschen sowieso freiwillig mit Füßen treten, unangetastet zu lassen. Es wird Zeit für eine öffentliche Debatte über unser Verhältnis zu Daten.

Grundrecht auf Datenweitergabe | bonnblog.eu

Ich habe das damals schon bei ihm wie folgt kommentiert (kursiv): Dass viele ihre Daten bewusst oder unbewusst oder aus vermeintlichem Mangel an Alternativen Google, Facebook & Co in den Rachen schmeißen, kann nicht als Argument benutzt werden, Datenschutz aufzugeben, aber ich bin ein absoluter Freund einer auf Freiwilligkeit basierenden Datenweitergabe. Und das nicht nur seit Covid19. Meine Erfahrungen als Patient sagen mir zum Beispiel, dass ich eine Patientenakte will. Freiwillig.

Wir sollten nur nicht zu schnell, unsere Datenschutzprinzipien aufgeben, finde ich. Das wird allenthalben jetzt sehr plakativ gefordert. Wir brauchen Freiwilligkeit, intelligente Modelle und Aufklärung/Weiterbildung. Auch wenn manche offensichtlich nicht aufgeklärt werden wollen, wie wir gerade verhängnisvoll sehen.

In dem Zusammenhang Freiwilligkeit fällt mit die Datenspende-App des RKI ein. Hier kann man seine Daten für die Forschung spenden und sich auch beispielsweise im Corena-Datenspende-Blog informieren, was dahinter steckt. Ich persönlich habe die App als sinnvoll erachtet und bin nun schon lange dabei. Ich glaube, dass man jenseits von Corona durchaus viele solche freiwillige Apps entwickeln könnte. Oder aber es wird transparent und deutlicher gemacht, was man für seine Daten bekommt, Service, Geld … Momentan ist es halt im Nebel.

Nun bin ich auf den Artikel von Jörg Schieb unter Überschrift Sie haben das Capitol gestürmt – ihre Apps haben sie getrackt! gestoßen. Er schreibt darüber, dass der New York Times über 100.000 Ortsdaten von Handys zugespielt wurden. Diese Daten wurden dann analysiert und die Analysten konnte die Bewegung von Menschenmengen, die am 6. Januar das Capitol gestürmt haben, nachverfolgen und in eindeutigen Animationen visualisieren. Jörg schreibt: „Ein eindeutiger Beleg dafür, dass die aufstachelnden Worte von Donald Trump eine Wirkung erzielt haben.“

Ich ertappe mich dabei, dass ich vor mich hin brabbele und bemerke, dass ich schon immer gesagt habe, Trump habe die Massen aufgestachelt und sei mit schuldig. So von wegen Impeachment. und überhaupt. Der vermeintliche Besserwisser aalt sich in den Ergebnissen der Datenanalyse …

… und wird von Jörg dankenswerterweise auch wieder auf den Boden des Datenschutzes zurückgeholt. Den Datenanalysten sei es nicht nur gelungen, die Bewegung nachzuvollziehen, sie seien auch oft in der Lage gewesen, die Besitzer und Personen über die Advertising ID (!!!)* zu identifizieren. Gut so, dann kann man sie ja schnappen, höre ich mich sagen. Aber halt:

Zwar ist es in den USA verboten, Bewegungs- und Kommunikationsdaten auf diese Weise zusammenzubringen. Doch naiv anzunehmen, dass das sonst keiner macht.

Sie haben das Capitol gestürmt – ihre Apps haben sie getrackt! – schieb.de

Zum Punkt: Es ist für mich ein Unterschied, ob man diese Daten so auswertet und zusammenbringt, oder ob man Personen, die beim Sturm auf das Capitol dabei waren, aufgrund oft ihrer eigenen Videos identifizieren und juristisch verfolgen kann.

Und schlagen wir die Brücke zurück zur Corona Warn App und der Diskussion, warum man denn nicht dort die Bewegungsdaten erfasst und auswertet**, natürlich nur im Sinne des Gesundheitsschutzes aller Betroffenen. Zwei Ereignisse, die so nichts miteinander zu tun haben, aber auch zwei Ereignisse, die zeigen, das wir wie es Heinz-Paul und Jörg beide fordern dringend reden müssen, über Daten, der Nutzung und über mehr Aufklärung.

(Stefan Pfeiffer)

* Jörg erklärt es sehr schön: Die Advertising ID ist eine einmalige Zahlenfolge, über die jedes Smartphone eindeutig identifizierbar ist. Sie wir von vielen Datenbanken der Werbeindustrie und App-Anbietern gespeichert. Ich bin übrigens sicher, dass die wenigsten Awender:innen das wissen, womit wir wieder beim Thema Aufklärung sind.

** Auch hier gilt für mich, dass man das erst einmal nicht darf. Dies dürfte erst nach einer entsprechenden Aufklärung und expliziten Zustimmung der Benutzer:innen geschehen.

Ohne Jingle, aber doch mit Gunni: #9vor9 zu weniger mobiler Internetnutzung, weniger Bewegung und mehr Horror im Homeoffice (aber auch im Großraumbüro?)

14. April 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute morgen hat uns der Gunni eiskalt erwischt. Er hat sich verspätet und ich musste dann #9vor9 innerhalb von 3-4 Minuten selbst starten und hochfahren. Deshalb auch diese Sendung im Original ohne Jingle, aber geht auch so. Hier zeigt sich mal wieder, wie wichtig Praxis ist. Da ich die vergangenen zwei/drei Wochen viele Sendungen aufgezeichnet hatte, ging es flott, auch wenn ich meine Kamera und meinen Ton noch feinjustieren musste.

Ohne Jingle, dafür aber dann doch mit Gunni …

Unsere Themen der Woche heute: In diesen Zeiten werden wieder mehr die Computer, Laptops und Notebooks genommen, um ins Netz zu gehen. Die mobile Nutzung ist etwas zurück gegangen, bemerkte unser Lars. Und Gunnar hat die Bewegungsdaten und die Bewegungsprofile zitiert. Ist die Bevölkerung, sind wir alle unterdessen die „Ausgangsbeschränkungen“ satt? Und ich musste nochmals auf den Horror Homeoffice eingehen. Nicht nur auf heise online, auch in der FAS scheinen schon entsprechende Kommentare abgegeben worden zu sein. Meine Einschätzung: Das Kind wird mal wieder mit dem Bade ausgeschüttet, aber ich habe mich ja auch ausgiebig dazu geäußert.

Und da ganz aktuell und auch in 9vor9 erwähnt die zitierten Bemerkungen von Gabor Steingart:

In den Firmen, vor allem in Großraumbüros und Fabrikhallen, werden neue Schichtmodelle und neue Abstandsregeln und eine ständige Kontrolle, beispielsweise Temperaturmessungen am Werkstor, Einzug halten müssen.

Trump im Sinkflug – Gabor Steingarts Morning Briefing vom 14. April 2020

Tja, auch das von vielen so hochgelobte und derart vermisste Großraumbüro wird sich ändern. Wir sitzen halt dann im Schichtbetrieb auf mindestens 1,5 Meter Abstand, mit dem Kopfhörer auf der Birne, da wir meist in Video- und Telefonkonferenzen sind und eh nicht direkt miteinander reden. Und dann noch das Schlagwort Zwangsdigitalisierung. Unterstelle Gabor Steingart, dass er es eher positiv meint:

Dienstleistungen aller Art, vom Einwohnermeldeamt bis zum schnellen Gesundheitscheck beim Hausarzt, werden jetzt digitalisiert werden müssen, um die Vielzahl der Übertragungswege zu reduzieren. In den vergangenen Wochen ist das kontaktlose Bezahlen bereits zur Selbstverständlichkeit geworden. Deutschland wird jetzt zwangsdigitalisiert.

Trump im Sinkflug – Gabor Steingarts Morning Briefing vom 14. April 2020

Dann mal bis kommende Woche. Bleibt gesund und wir allen vermissen die neuen Emoijis schon jetzt.