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Google gibt mir bald Antworten, bevor ich die Suche starte … und ich werde es ausprobieren

4. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Mein morgendliches Ritual: Ich nehme mein Smartphone in die Hand und schaue, was an Benachrichtigungen und Nachrichten rein gekommen ist. Dann schaue ich mir die Ticker der FAZ und/oder von Spiegel Online an und lese seit einigen Wochen das Morning Briefing von Gabor Steingart. Kurz gesagt, nach hoffentlich gutem Schlaf, indem das Smartphone im Nacht- und Nicht Stören-Modus ist, versuche ich schnell einen Überblick zu bekommen. Wäre es nicht toll, wenn ich nur eine Seite aufrufen müsste und dort automatisch alles finden würde, was mich interessiert und betrifft?

Google plant genau so etwas mit Discover, das in den kommenden Wochen aufs Smartphone kommen soll. Wer künftig mobil google.de eintippt, bekommt ein neues Erlebnis, nicht mehr die gewohnte, minimalistische Suchmaske, sondern Google Discover.

Discover ist besonders, weil es immer einen Schritt voraus ist: Es hilft euch, Dinge zu finden, nach denen ihr noch nicht einmal gesucht habt.

Betrachtet es als eure neue mobile Homepage, auf der ihr nicht nur suchen, sondern auch nützliche, relevante Informationen und Inspirationen aus dem Internet für die Themen finden könnt, die euch am wichtigsten sind. Dies wird in den nächsten Wochen verfügbar sein.

über Der offizielle Blog von Google Deutschland: Entdeckt neue Informationen und Inspiration mit der Suche, keine Suchanfrage erforderlich

Basierend auf Eurem Surfverhalten, den gesammelten Daten über Eure Interessen, wird eine personalisierte Nachrichtenseite – Eure neue Home Page – zusammengestellt, in der Ihr alles findet, was Ihr braucht …

Braucht!? Wirklich? Simon Hurtz hat zu dem Thema einen lesenswerten Beitrag in der Süddeutschen geschrieben und stellt Google Discover in den Kontext der von Google bereits gesammelten und getrackten Informationen:

Google kennt die E-Mails von knapp anderthalb Milliarden Gmail-Nutzern und kann über Chrome und Android, den größten Browser und das dominierende Smartphone-Betriebssystem, weitere wertvolle Daten sammeln.

Googles Werbenetzwerke und Tracking-Werkzeuge durchziehen das gesamte Netz wie digitale Wanzen, die Information über fast alle Klicks an Google übertragen. Diesen gewaltigen Datenschatz nutzt das Unternehmen, um personalisierte Werbung anzuzeigen. Nun soll er auch als Grundlage für individuell zugeschnittene Inhalte dienen.


Discover wird Milliarden Menschen vorsetzen, was sie angeblich wollen – ob sie es wollen oder nicht.

über Google-Feed: Antworten, bevor jemand Fragen stellt – Digital – Süddeutsche.de

Eine starke Aussage. Google nutzt und vermarktet Eure Daten heute schon. Nur ein Beispiel: „90 Prozent von über 959.000 Apps im Google Play-Store verfolgen das Verhalten ihrer Nutzer und liefern die Daten an ein Netzwerk von Drittanbietern“ Und die große Mehrzahl der Tracker kommt von Google bzw. dem Mutterkonzern Alphabet, der im zweiten Quartal 2018 von einem Gesamtumsatz von 32,66 Milliarden mit Werbung machte. Google reagiert – so Simon Hurtz – mit Discover darauf, dass immer mehr Anwender nicht mehr per Google suchen, sondern Facebook oder auch Amazon als zentrales Zuhause im Netz nutzen.

Man mag es eigentlich gar nicht mehr schreiben, aber dran denken: Nichts im umsonst. Ihr zahlt bei Google (und anderen Netzriesen) mit Euren Daten für vermeintliche kostenlose Services! Trotzdem. Ich werde mir den neuen Service anschauen, denn als Informationsjunkie kämpfe ich mit der Flut von Nachrichten und liebe ich es, schnell „meinen“ persönlichen Überblick zu bekommen. Aber ich werde mir genau anschauen, ob mir Google Discover wirklich einen fairen Gegenwert für die Weitergabe meiner Daten (also bestimmter Daten, denn ich setze Privacy Tracker ein) liefert.

Und ganz sicher werde ich auch weiter links und rechts schauen und so hoffentlich immer wieder zufällig Inhalte und Themen finden, die mich faszinieren. So wie den Beitrag der Süddeutschen, auf den ich durch einen Tweet von Wilhelm Greiner aufmerksam geworden bin:

Kleine Randbemerkung: Simon Hurtz schreibt in seinem Beitrag auch, dass Google für seine Nutzer kuratiert. Da musste ich als Mitglied des CIO Kuratoriums natürlich schmunzeln. Leider haben wir bei weitem nicht so viele Daten über unsere Leser.

Und noch eine. Bemerkung: Interessant wird es sicher, wie das Prinzip dann mit Sprachsteuerung funktionieren wird. Auch darauf geht Simon kurz ein.

(Stefan Pfeiffer)

Die Nadel im Heuhaufen oder wie finde ich wirklich relevante Inhalte – Das Beispiel CIOKurator

27. Februar 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Helmut Schmidt soll ein Schnellleser gewesen sein. Er hat wohl mit einem Radarblick Dokumente und Texte überflogen und zielsicher die wichtigen Informationen erkannt und für sich heraus gezogen. Früher hat man wohl mal Aktenfresser gesagt. Ernsthaft: Ich bewundere diese Fähigkeit als jemand, der selbst Informationjunkie ist, in hohem Maße. Mir selbst habe ich meine Informationsquellen, über die ich mich informiere, mehr oder weniger gut zurechtgelegt.

Ich erkläre es beispielhaft an meiner beruflichen Aufgabe, im Namen der IBM CIOs in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu informieren, zu bespassen. Das kann man nun dadurch tun, dass man offizielle Verlautbarungen weiter verbreitet, wiederkäut, oder aber indem man mit einem anderen Kommunikations-, Informations- und Kommentierungsverständnis an die Thematik herangeht. Aus diesen Überlegungen heraus ist unser Experiment des CIOKurators entstanden, dass ich Ende 2017 wie folgt beschrieben habe:

Wenn wir also auf aus unserer Sicht wertvolle Informationen stoßen, publizieren und kommentieren wir sie hier. … Es gibt unzählige solcher inhaltlichen Beispiele und es mangelt nicht an relevanten Quellen. Jedoch muss der Aufwand des Monitorings, des Zusammenfassens und Kommentierens betrieben werden und da sind wir bei der Rolle des Marketiers oder des Unternehmenskommunikators als Kurator, der im Dialog mit seinen Interessenten tritt und sich nicht hinter Excel-Tabellen verschanzt oder lediglich werbliche Pressemitteilungen rausfeuert.

via Das Experiment CIOKurator oder B2B Technologiemarketing in 2017 – und hoffentlich darüber hinaus – StefanPfeiffer.Blog

An der Stelle möchte ich nicht auf die sicher auch interessante Frage über die Rolle des Marketiers – Kommunikationspartner auf Augenhöhe oder Webseitenklick-Mekatroniker eingehen. Das wäre ein eigener Artikel. Heute geht es darum, wie wir bzw. ich wie oben angesprochen relevante Inhalte für den CIO finden, die wir dann kuratieren, den CIOs also präsentieren, gegebenenfalls kommentieren.

Natürlich gibt es die offiziellen IBM-Quellen: die Pressemitteilungen, die tägliche Presseschau, Blogbeiträge und Artikel von IBM’ern meist auf IBM-eigenen Plattformen, Tweets und Social Tiles, die vorgeschrieben sind und tolle Quellen wie beispielsweise die fast immer werthaltigen Studien des IBM Institutes for Business Value (IBV). Daneben haben wir speziell für den CIOKurator zusammen mit Gunnar Sohn die Videointerviews mit IBM Experten und auch Kunden als Format entwickelt bzw. wir sind dabei, dieses Format auszubauen. Video ist in, auch wenn ich persönlich eher der Freund des geschriebenen Wortes bin. Alles gegessen und schon eine gute Grundlage.

Doch wie komme ich, wie kommen wir an weitere interessante Informationen, die über den IBM Kosmos hinaus gehen, ja ihn intelligent ergänzen und in unserem Falle CIOKurator dem CIO – unserer Zielgruppe – einen breiteren, interessanten und informativen Mehrwert bieten. Ich persönlich setze dabei auf die folgende Mixtur von Informationsquellen, mit denen ich dann auch die anderen Autorinnen und Autoren des CIOKurators durchaus thematisch anfüttere:

  • Ich nutze die kostenlose Alerts von Talkwalker. Über Talkwalker kann ich Stichwortkombinationen eingeben und mir in regelmässigen Abständen die entsprechenden Suchergebnisse per E-Mail schicken lassen oder per RSS abonnieren. Talkwalker durchsucht News, Blogs, Twitter und Diskussionen – und das kostenfrei. Hier ein Beispiel:

Kommentar zu Talkwalker: In den vergangenen Wochen und Monaten ist mir die Zahl der relevanten Treffer leider zu gering gewesen. Ich bekomme viel Grundrauschen und Lärm, aber nicht wirklich in dem Maße die Nuggets, die ich suche. Als nächsten Schritt werde ich wohl nochmals intensiv an den Suchkombinationen arbeiten und mir die Ergebnisse statt per E-Mail – wir kennen alle das Problem überfluteter E-Mail-Eingang – vielleicht eher per RSS anliefern lassen. Der Vorteil der Alerts ist gegenüber den RSS Feeds- die ich gleich beschreibe -, dass eben im Netz und nicht nur in von mir vordefinierten Quellen gesucht wird.

  • Lange Jahre habe ich den Google Reader benutzt, um mir über RSS die Nachrichten und Informationen für mich relevanter Webseiten zu abonnieren und in einer Oberfläche zusammengefasst anzeigen zu lassen. Seit einiger Zeit nutze ich nun Feedly (die ich auch entsprechend finanziell in ihrer Startphase unterstützt habe). Feedly ist für mich ein tolles Werkzeug, das ich für mich noch weiter erschließen werde. Funktionen wie die Filter, mit denen ich den auch hier vorhandenen „Lärm“ lautlos schalten kann, sind Funktionen, die ich noch ausprobieren will und muss.
    Die Content Boards, mit denen ich Inhalte im Team teilen kann, sind eine tolle Funktion, aber hier fängt dann auch ein weiterer  kostenpflichtige Service von Feedly an. Und ob der Service die $18/Monat pro Anwender wert ist, wäre zu prüfen. Zu erwähnen ist, dass Feedly auch auf Smartphone und Tablet verfügbar ist!

Kommentar zu Feedly: In Feedly bekomme ich logischerweise nur Informationen von den Webseiten, die ich auch explizit per RSS abonniert habe. Das ist nun einmal die Logik. Und auch hier mein bekanntes Problem, vielleicht sogar noch verschärft: Zu viel Müll, zu viel Grundrauschen, zu wenig Nuggets. Mal schauen, wie die Kombination mit Talkwalker und die Filter funktionieren.

  • Tja, und dann kommen die deutschsprachigen IDG Newsletter. Natürlich lese ich als „CIOKurator“ die Newsletter von CIO.DE und auch die der Computerwoche, auch wenn wir uns thematisch bewusst oft ganz anders positionieren. Zudem geht mir gerade bei den Computerwoche-Newslettern der hohe Anteil promoteter Inhalte extrem auf den Zeiger. Die Computerwoche-Newsletter scheinen oft nur noch aus Schulungslinks für Excel, Powerpoint oder Outlook zu bestehen. Rein zufällig werden entsprechende Videotrainings etc. durch IDG Töchter erstellt. Das – liebe IDG – hat mit Journalismus nichts mehr zu tun und ist nur noch … Offensichtlich sind aber die anderen Anzeigenkunden von IDG nicht in der Lage, entsprechenden Druck auszuüben, um andere Qualität zu erreichen. Das Beispiel unten ist exemplarisch:

Kommentar zu den IDG Newslettern: Den CIO Newsletter brauchen wir, brauche ich als Korrektiv, um zu sehen, was man dort publiziert. Das können wir aber auch über RSS „kontrollieren“, also vielleicht Zeit, die Nachrichten abzubestellen. Der Computerwoche-Newsletter wird immer verzichtbarer und ist nur noch ein niveauloses Werbemedium. Andere für den CIO relevante, deutschsprachige Newsletter sind bisher nicht auf meinem Radar aufgetaucht. Ich bin aber natürlich für Hinweise dankbar.

  • Im Vergleich zu den gerade beschriebenen, eher eingeschränkt nützlichen Newslettern von IDG sind die US-amerikanischen Nachrichten wesentlich gehaltvoller. ZDNet, CMSwire und TechTarget sind immer wieder Quellen, aus denen man wertvolle Informationen und Anregungen für Beiträge schöpfen kann, die eben noch nicht in Deutschland breitgetreten wurden oder wie oben reines Werbeblabla sind.

Kommentar zu den US Newslettern: Der Nachteil der US-Newsletter: Sie haben oft nur den amerikanischen Blick. Themen wie Datenschutz, wo Daten gespeichert werden dürfen, dass sie missbraucht werden könnten, kommen in aller Regel nicht vor. Das muss man wissen und auch kommentieren. eWeek werde ich wohl wegen Irrelevanz wieder abbestellen. Auf und über andere wertvolle Plattformen (Wired etc.) bekomme ich leider keine zielgruppenspezifische Informationen. Vielleicht auch besser so, denn das Problem des Informationslärms, der Überflutung statt der selektiv ausgewählten für mich und den CIO relevanten Informationen bleibt.

    • Und schließlich noch als letzte Informationsquelle Nuzzel. Ich selbst generiere aus den Beiträgen des CIOKurators und aus handverlesenen Nachrichten einen täglichen Nuzzel-Newsletter für CIOs. Doch daneben kann ich mir auch Newsletter von Freunden abonnieren. Die Nachrichten von Siegfried Lautenbacher von Bea Services sind für mich beispielsweise immer eine tolle Quelle. Hier zeigt sich, dass Interessengleichheit dazu führt, dass man wertvolle Informationen findet. Klar, das Problem einer Filterblase, in der man nicht mehr links und rechts schaut, besteht natürlich dabei.

Kommentar zu Nuzzel: Nuzzel werde ich sehr intensiv weiter verfolgen und nutzen, einerseits um Interessenten am CIOKurator einen Newsletter-Service zu bieten, andererseits als für den CIO und mich relevante Informationsquelle. Die kostenpflichtigen Services von Nuzzel klingen interessant, sind aber eben … kostenpflichtig.

Meine Mitautorinnen und -autoren auf dem CIOKurator werden wahrscheinlich gerade aufschreien und aufstöhnen. Sind das nicht genug Quellen? Bombardierst Du uns nicht schon mit genug Themen? Wohl wahr und richtig. Trotzdem bleibt bei mir der Wunsch nach einer intelligenteren Bereitstellung der für den CIO und mich relevanten Informationen. Momentan geschieht vieles händisch, durch Schnell- und Querlesen von Überschriften. Im Zeitalter von künstlicher Intelligenz, intelligenter Algorithmen, sollte es möglich sein, auch intelligenter Informationen vorzufiltern ohne sie zu zensieren. Für Ideen und Vorschläge, wie das gehen könnte, für eine rege Diskussion sind die Autoren vom CIOKurator und ich natürlich offen.

(Stefan Pfeiffer)