Posts Tagged: ‘Radiikalismus’

Rechtsradikale Äußerungen sind überall, sie sind in der Minderheit und das muss so bleiben – Ein Vorfall in der Deutschen Bahn

12. Juli 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Der Vorfall in einem Zug der Deutschen Bahn, den Gerrit Wustmann auf Telepolis schildert, ist schockierend und deprimierend genug. Er zeigt, wie rechte Äußerungen, Lügen, Halbwahrheiten und Gesinnungen durchaus überall im Alltag präsent sind. Sie sind nicht mehr nur präsent, der Scham sie öffentlich(er) zu äußern, ist dramatisch gesunken. Ich ziehe meinen Hut vor der Zivilcourage von Julietta F., die aufgestanden ist, sich bei der Bahn beschwert hat und nun den rechten Shitstorm ertragen muss.

An der Realität ist die Analyse von Gerrit Wustmann am Ende des Beitrages:

Die Rechtsradikalen findet man nicht nur bei den Pegida-Treffen, … sondern überall. Sie arbeiten bei der Bahn, stehen morgens beim Bäcker vor uns in der Schlange. Sie sind, wie die Wahlergebnisse von AfD, NPD und Co zeigen, eine Minderheit von rund fünfzehn Prozent der Bevölkerung. Aber freilich fühlen sie sich als Mehrheit …

… Man darf, man muss es mit Walter Lübcke sagen: Es steht ihnen frei, das Land zu verlassen, dessen Werte ihnen so zuwider sind. Deutschland braucht sie nicht. Doch solange sie hier sind und Menschen beschimpfen, bedrohen und im Extremfall sogar ermorden, ist es Aufgabe von uns allen, ihnen Gegenwind zu bieten und sie nicht durchkommen zu lassen.

über Rechter Shitstorm nach Nazi-Durchsage im ICE | Telepolis

Ähnliche Zitate und Aufforderung zu Zlvilcourage gibt es von Erich Kästner.

Man sollte auf jeden Fall den ganzen Beitrag lesen. Schockierend sind auch viele der Kommentare, die dazu abgegeben wurden und genau beschrieben Gesinnung verharmlost oder gar verteidigt.

(Stefan Pfeiffer)

 Image by Gerd Altmann from Pixabay

Die Filterbrille: Ist halt alles nicht so schön bunt hier

21. Oktober 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Filterbrille färbt alles in den passenden Farben – egal, was man betrachtet. Die Filterbrille blendet alle Widersprüche zur eigenen Perspektive aus, lässt sie kleiner erscheinen oder deutet sie ins Gegenteil um. Ungefähr so, wie eine blaue Brille die komplette Welt blaustichig darstellt – selbst Farben ohne Blauanteil.

über Radikalisierung im Netz: Weltsicht durch die Filterbrille – SPIEGEL ONLINE

Sascha Lobo schreibt auf SPIEGEL ONLINE über das, was er die Filterbrille nennt. Man, ja jeder nimmt Informationen so wahr, wie es die eigene Filterbrille zulässt. Jeder lebt in seiner „Blase“, in seinem Netzwerk, online und offline. Ich habe meine „Freunde“ auf Facebook und Twitter. Ich habe meine bevorzugten Webseiten und Nachrichtenkanäle abonniert. Ich lese die Medien, die ich für qualitativ „gut“ halte. Alles ist – wie Sascha es schreibt – so schön blau und passt.Kaum Widerspruch, Euer Ehren …

Oder sollte ich schreiben, alles ist so schön braun hier? Denn auch Extreme haben ihre Filterbrille, haben ein Erleuchtungserlebnis, einen Aha-Moment, der ihnen eine einfache Erklärung der Welt bietet, die dann noch vom sozialen Umfeld – der eigenen Blase – bestätigt wird. Plötzlich ist alles so einleuchtend und logisch. Und dann ist es extrem schwierig (unmöglich??), noch mit Argumenten an die Person heranzukommen. Genau da liegt die Herausforderung und die Frage, an der wir alle knabbern, wo wir Antwort(en) suchen.

Und was lernen wir noch? Wir müssen uns selbst unserer Filterbrille gegenwärtig sein, sie bewusst auch mal absetzen und links und rechts schauen, andere Meinungen bewusst wahrnehmen und prüfen. Es ist halt nicht alles so schön braun hier. Oder rosarot. Die Welt ist vielfältig. Erklärungen sind manchmal nicht einfach, sondern komplex, nicht schwarz oder weiss. Grauwerte, besser viele Farben dominieren. Ist halt doch alles so schön bunt hier! Und das ist gut so.

(Stefan Pfeiffer)