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Vom Second Screen, der Aufmerksamkeit und fehlender Moral von der Geschicht

9. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Erlebnis #1:Die Tage durfte ich nach einer Augen-OP nicht lesen. Also vor der Glotze gesessen. Und dabei ist mir wieder einmal bewusst aufgefallen, wie nervig doch die Werbepausen sind. Und was mache ich während eines normalen Abends mit vollem Durchblick? ich schaue während der Werbepausen auf mein Smartphone oder einen anderen Second Screen (Tablet oder Notebook).

Erlebnis #2: Eines Abends, Babylon Berlin läuft ganz konventionell auf der ARD und das auch ohne Werbung. Mein Smartphone leuchtet auf. Eine Nachricht, die ich lese und beantworte. Und schon habe ich den Faden verloren. Wolf Lotter spricht von der Ablenkungsgesellschaft. Das gilt privat und im Job.

Was zeigt mir das? Smartphones oder Tablets vor der Glotze sind nicht nur normal-  Es ist mittlerweile gar nicht mehr sicher, was dann erster und was zweiter Bildschirm ist, wo also wirklich meine Aufmerksamkeit und Konzentration liegt. Wenn man überhaupt von Konzentration sprechen kann. Vielleicht ist es unterdessen ein sich dahinfließen lassen in einer Flut von Reizen, die sich gegenseitig auszustechen versuchen. Die Aufmerksamkeitsspanne des Menschen ist ja nicht so groß, wie eine Microsoft-Studie vor geraumer Zeit herausgefunden hat: Goldfische haben demnach bereits eine längere Aufmerksamkeitsspanne als Menschen.

Facebook – ja wirklich – hat zum Second Screen in verschiedenen Ländern eine Studie durchgeführt. In Deutschland nutzen demnach Zuschauerinnen und Zuschauer 18 Prozent der Zeit ihr Smartphone, in Werbepausen steigt dieser Wert auf 44 Prozent. Rund die Hälfte ihrer Zeit sind sie demnach auf Facebook, Instagram, WhatsApp und Messenger.

Multiscreening-Verhalten_weltweit_Facebook_for_Business.png
© Facebook – Screenshot von der Webseite

Ob First und Second Screen wirklich sich ergänzende Bildschirme sind, wie es Facebook im Blogeintrag schreibt, wage ich zu bezweifeln. Ja, bei Live-Events kann das der Fall sein, wenn man sich in Echtzeit austauscht. Wenn aber eine spannende Sendung oder ein aufregender Film läuft? Also dann möchte ich persönlich nicht gestört werden. Facebook postuliert in der Studie jedoch, dass Unternehmen sich ergänzende Werbestrategien in TV und mobil haben sollten (um einen maximalen Werbeerfolg zu haben).

Und die Moral von der Geschicht? Gibt es wohl nicht. Verschiedene Bildschirme, Multiwatching (ich nenne es bewusst nicht Multitasking, weil das „arbeiten“ suggeriert) sind Realität und werden auch nicht mehr verschwinden. Auch gegen das Sich-treiben-Lassen im Fluss der Unterhaltungsreize und des Nachrichtenstroms ist aus meiner Sicht im Prinzip nichts zu sagen, wenn es der eigenen Entspannung dient. Und was ist mit dem sozialen Aspekt? „Gemeinsam“ fernsehen ist ja durchaus ein geläufiger Begriff. Vielleicht war der Begriff „nebeneinander fernsehen“ schon immer korrekter?

Doch zurück zur Geschichten-Moral: Bewusst eine Sendung oder einen Film möglichst ohne Unterbrechungen sehen, ist weiter ein Anspruch, den ich an mich habe, weil es mir Genuss bringt. Und der bewusste soziale Austausch mit dem Partner, der Familie oder Freunden (nicht nur) auf dem Sofa ist wünschenswert. Gemeinsam Fussball mit Freunden gucken, kann ein schönes, unterhaltsames Erlebnis sein. Ob die kontroverse Diskussion über Merz, Habeck & Co während einer Talkrunde so unterhaltsam ist? Sie ist aber durchaus wichtig. In diesem Sinne …

(Stefan Pfeiffer)

„Statt auf Momentaufnahmen einzulassen, lieber auf kuratierte Fassung von Influencer oder Redakteuren verlassen“ – Klaus Eck

8. Oktober 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Klaus Eck hat auf PRBlogger einen lesenswerten Beitrag darüber geschrieben, wie wir uns täglich durch soziale Medien und Nachrichten – sein Beispiel sehr stark fokussiert auf Twitter – ablenken lassen. Es gibt  einen Absatz, den ich (nicht nur) als CIO Kurator und Blogger unbedingt empfehlen und zitieren muss, bevor es zum Thema Ablenkung und Konzentration kommt:

Warum Sie mehr Blogs lesen sollten

Statt uns auf die Momentaufnahmen einzulassen, sollten wir uns lieber auf die kuratierte Fassung von Influencer oder Redakteuren verlassen, die in ihrem Content-Stück alles Wesentliche berichten. Deshalb lohnt es sich, Blogs zu lesen und Podcasts zu hören, die uns die (Branchen-)Welt erklären.

über PR-Blogger – Der Aufmerksamkeitsfalle der Social Media Welt entgehen

Selbstverständlich gilt hier, diese Blogs und Podcasts sorgfältig auszusuchen. Natürlich sind die Nepper, Schlepper und Bauernfänger unterwegs, um ihre Sicht der Dinge – und die ist oft eingeschränkt, verfälscht, sehr selektiv oder radikal – zu vermitteln. Das gelingt ja auch, wie wir leider derzeit sehen, viel zu oft. Deshalb muss man immer die Augen offen halten und das eigene Hirn bei Meinungen und Bewertungen, die suspekt oder einseitig erscheinen, einschalten. Gerade auch in den sozialen Medien und bei Blogs und Podcasts. Zur Ehrenrettung: Es gibt mehr als genug seriöse, unterhaltsame und lesens-/hörenswerte Quellen!

Doch nun zum Thema Ablenkung und „Aufmerksamkeitsfalle“, wie es Klaus titelt. Ich beobachte das täglich an mir selbst: Abends vor der Glotze ist der zweite Bildschirm, meist sogar der dritte Bildschirm immer dabei. iPhone und MacBook sind in Reichweite. Meine Frau ist nicht besser. Auch hier gehört das iPhone zum Fernsehen. Die Glotze läuft, aber wo – auf welchem Screen – kriege ich eigentlich wieviel mit? Von wegen Multitasking und parallele Verarbeitung von Informationen.

Auf dem Tennisplatz vibriert die Apple Watch und benachrichtigt mich über den aktuellen Spielstand. Konzentration ade. Und seien wir ehrlich. Auf der Arbeit ist es nicht viel besser. Die neu eintreffende E-Mail piept, der Messenger zeigt in der Statusleiste an, dass neue Nachrichten da sind und ich kann es nicht abwarten …. statt meine derzeitige Aufgabe abzuschliessen oder bewusst an einem Punkt zu unterbrechen.

Es gibt viele, viele „Handlungsanweisungen“, wie man dieses unsinnige Verhalten abstellen, die Sucht nach Neuigkeiten eindämmen kann. Aber ich finde die Zusammenstellung von Klaus sehr gelungen:

  1. Stellen Sie Ihr Handy auf lautlos, wenn Sie ungestört arbeiten wollen.

  2. Schließen Sie Ihre Bürotür oder setzen Sie im Open Space Ihre Kopfhörer auf, wenn Sie konzentriert arbeiten wollen.

  3. Klare Regeln für das soziale Umfeld erleichtern es, die Konzentration aufrechtzuerhalten.

  4. Antworten Sie nicht sofort auf Messenger-Anfragen oder E-Mails, wenn Sie vorher eine Aufgabe abschließen können.

  5. Konzentrieren Sie sich auf einen Screen und wechseln Sie nicht ständig von ihrer Arbeit zum Newsfeed, der Neues verspricht.

  6. Entdecken Sie einen spannenden Online-Artikel, lesen Sie diesen nicht direkt, sondern setzen nur einen Bookmark. Lesen können Sie die Beiträge, wenn Sie diese für Ihre Arbeit wirklich benötigen oder zu einer festgelegten Lesezeit.

  7. Nehmen Sie sich bewusst digitale Auszeiten von einer Stunde und mehr, um keiner Social Ablenkung zu frönen.

  8. Lassen Sie sich nicht von Ihren eigenen Gedanken ablenken, notieren Sie eine Idee, aber bleiben Sie bei Ihrem aktuellen Fokus-Thema. Multitasking ist eine Illusion, sie funktioniert nicht.

  9. Lesen Sie nicht jeden Newsletter: Wenn ich wenig Zeit habe, überfliege ich die Newsletter nicht einmal, sondern lösche sie ungelesen. Meine E-Mails wandern unmittelbar in meine To-Do-Listen auf Todoist. Interne E-Mails haben wir in meiner Agentur d.Tales durch Slack stark reduziert, sodass ich an vielen Tagen tatsächlich eine leere Mailbox erhalte.

  10. Informationen müssen nicht sofort gelesen werden. Sie lassen sich sehr gut taggen und als Bookmark auf Pocket oder Refind ablegen.

über PR-Blogger – Der Aufmerksamkeitsfalle der Social Media Welt entgehen

Zum Schluss: Und unbedingt den ganzen Beitrag lesen!

(Stefan Pfeiffer9