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Social Audio wird und sollte bleiben – egal was mit Clubhouse passiert – Das Digitalthema bei #9vor9

6. April 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Das Digitalthema bei #9vor9 war in dieser die Noch-Hype-Anwendung (???) Clubhouse und die Rolle, die Social Audio vielleicht künftig spielen könnte. Zu Gast war Julia Holze, mit der Lars und ich vor geraumer Zeit eine erste (und bisher einzige) Clubhouse-Session aufgesetzt und moderiert hatten. Julia ist dabei geblieben und konnte verfolgen, wie Clubhouse vom wirklichen Hype in etwas ruhigere Fahrwasser einbog. Sie selbst ist auch noch auf Clubhouse aktiv und adressiert dort Themen und Personen außerhalb ihres normalen Bubbles.

Unser erster und bisher einziger Clubhouse-Talk mit Julia als Co-Moderatorin: Typisch Clubhouse ebennicht als Audio erhalten.

Es war eine lebhafte und interessante Diskussion, wohin es mit Clubhouse gehen könnte, welche Rolle auch andere Social Audio-Plattformen von Twitter, Facebook, LinkedIn oder anderen spielen könnten und wo ein Nutzen von Social Audio liegen könnte. Auf Clubhouse sind neue Funktionen hinzu gekommen, andere wie die Unterstützung von Android, eine „Replay-Funktion“ oder auch eine „lesbare“ Programmzeitschrift fehlen noch, doch Clubhouse hat weiterhin eine Fangemeinde, die sich auf der Plattform tummelt.

Und natürlich machen sich viele Marketers – und zu denen zählen die 3 Teilnehmer:innen von #9vor9 ja auch – Gedanken, was sie denn nun mit Clubhouse anfangen sollten. Fängt dort auch die einseitige Marketingbeschallung an? Spannt man nun dort auch mehr oder weniger Influencer ein, um die eigenen Angebote mehr oder weniger offensichtlich zu promoten? Wird es eine oder die neue B2B-Marketingplattform, wie es in diesem (hinter dem Paywall befindlichen) Artikel auf Horizont vermutet wird? Natürlich machen sich Marketers Gedanken und vielleicht werkeln die Clubhouse-Macher im Hintergrund ja an Konzepten und Features, wie sie die Social Audio-Plattform platzieren und monetarisieren können?

Die in Horizont abgebildeten Stichprobenergebnisse, warum sich Hörer:innen für einen Talk-Raum auf Clubhouse entscheiden, sind auf jeden Fall divers. Bei prominenten Talkteilnehmern oder bekannten Moderatoren schalten 17,8 bzw. 151. Prozent . Die Überschrift eines Talks ist bei 35,4 Prozent entscheidend – das Herz des alten Journalisten geht auf, der gute Headines mag. Die Zahl der Zuhörer sind für knapp 10,1 Prozent wichtig während immerhin 19,4 Prozent auf Einladungen reagieren. Und eine große Menge – 41,1 Prozent – schalten wegen keiner der genannten Gründe ein.

Ich persönlich bin weiterhin von möglichen Interaktionsmöglichkeiten fasziniert. In unserer #9vor9 Sendung schalteten sich immerhin Ragnar Heil und Gunnar Sohn per Chat zu, kommentierten und stellten Fragen. Wesentlich dynamischer und lebendiger hätte es werden können, wenn die beiden live per Audio (oder Video) hinzugekommen wären. Genau dort sehe in vielfältige Möglichkeiten, moderierte Gruppendiskussionen zu führen. Argumente auszutauschen, Feedback direkt einzuholen. Das kann bei verschiedensten Themen geschehen, das könnte aber auch von Unternehmen bewusst als Feedback-Kanal für die Weiterentwicklung eigener Produkte und das Pflegen einer Community – eines meiner Appelle für Communities siehe hier – genutzt werden. Natürlich gehört dazu der Mut zu kritischer Auseinandersetzung. Natürlich braucht es eine gute Moderation. Jedoch glaube ich weiterhin, dass solch eher rauen, nicht hochglanzigen Formate auch von Unternehmen in deren eigenstem Interesse forciert werden sollten.

Die primär inhaltliche, aber auch technische Phantasie ist gefragt, wie, wo und in welchem Rahmen man Social Audio nutzen kann und sollte. Das können Clubhouse oder die entsprechenden Pendants, vielleicht aber auch Erweiterungen anderen eher Enterprise-orientierten Plattformen sein. Ich auf jeden Fall würde mir in manchem meiner Liveformate oder auch in Webinaren und den derzeit so verbreiteten Onlinekonferenzen die Möglichkeit wünschen, ad hoc weitere Personen in Diskussionen aufnehmen zu können – und das nicht nur per Chat. No risk, no fun, no value …

Diese Einstellung hat (verständlicherweise) nicht unbedingt jede:r und ich bin auch sicher, dass es hier und da angesichts der doch vorhandenen Rabauken und Trolle auch mal unsachlich, unter der Gürtellinie zur Sache gehen könnte, aber dann gilt es wie in anderen Zusammenhängen: Der:die Moderator:in entzieht das Wort, muss den Saft den entsprechenden Personen abdrehen. Bisher scheint auf Clubhouse auf jeden Fall noch ein ziviler Ton zu herrschen. Vielleicht kann man so was ja auch als Beispiel nehmen beziehungsweise retten. Schön wäre es.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay