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Streaming kills the TV Star … – Wie wir (nicht nur) Nachrichten künftig konsumieren

11. Oktober 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Meine Frau und ich sind von gestern (hoffentlich nicht generell): Wir schauen fern. Wir richten uns nach Sendezeiten von ARD und ZDF. Die privaten Sender werden eher selten konsumiert. Die Werbung nervt nur. Gut, ich übertreibe etwas, denn in puncto Nachrichtenkonsum hat der Wandel begonnen. Da gehört nur noch das Frühstücksfernsehen zum TV-Ritual. heute oder die Tagesschau laufen wenn, dann per Zufall. Wir holen uns unsere Informationen aus dem Netz, meist auf dem Handy. Meine Frau ist da noch exzessiver als ich es bin. Ok, wir sind doch noch altmodisch: Wir lesen meist Nachrichten und schauen sie nicht als Video.

Ich glotz Tee-Pfau

Aber bei Unterhaltungssendungen sind wir wirklich noch von gestern. Wir richten uns nach den Sendezeiten der TV-Sender. Martin Meyer-Gossner hat mir schon vor zwei, drei Jahren gesagt, dass seine Familie und er sie sich Unterhaltung nach Lust und Laune von Netflix holen. Und viele andere Jugendlich tun das auch. Ludwig und seine Freundin waren bei uns einige Tage Katzen hüten, während wir in Urlaub weilten. Der Fernseher, besser ein TV Sender, war nicht einmal an …

Warum dieser Sermon? Der Beitrag The Future Of News Is Artificial Intelligence von  hat mir – obwohl ich es „eigentlich“ wusste – nochmals vor Augen geführt, dass sich unser Informations- und Nachrichtenkonsum ändert. Der Prozess ist in vollem Gange, wie auch die oben aufgeführten Beispiele zeigen. Wir verabschieden uns sukzessive von der Gewohnheit des „fernsehens“ bisheriger Couleur. TV Sender, Verlage, Marketingabteilungen, Unternehmen und wir Konsumenten sollten uns darauf einstellen.

Immer mehr Personen bekommen ihre Informationen online. Die Lücke zwischen denen, die per TV Nachrichten schauen, und denjenigen, die es online tun, wird immer kleiner. Und wenn ich mir die nächsten Generationen anschaue, wird sie noch geringer,  ja verschwindet.

Ciao Tagesschau punkt 20:15

Über das Ende der Tageszeitungen durch online verfügbare Inhalte wird schon lange spekuliert. Doch diese Inhalte bedrohen auch die bisherigen TV-Nachrichten. In Deutschland haben wir noch den Luxus von ARD und ZDF mit den entsprechenden Nachrichtensendungen. Dort werden wir noch nicht wie in den USA von Werbeunterbrechungen gequält. Aber auch bei uns geht der Trend dazu, mehr Information online zu beziehen. Und es gibt ja auch dort die ARD und ZDF Mediatheken, wo man nicht pünktlich um 19:00 oder 20:15, respektive später, einschalten muss.

Ja, bei den Onlineauftritten von Spiegel, FAZ und anderen Verlagen haben wir noch die Diskussion um Bezahlinhalte versus freier Konsum von Informationen. Doch das mag sich durch verschiedene Trends geben. Spotify und Netflix sind nicht kostenfrei und werden gerade von den Jüngeren genutzt und bezahlt. Wir gewöhnen uns langsam daran, für Inhalte im Netz einzeln oder auch Serien zu bezahlen.

Die Zukunft: Online-Services abonnieren

Deloitte Global geht davon aus, dass bis Ende 2018 50% der Erwachsenen in entwickelten Ländern mindestens zwei Online-Services abonniert haben werden. Bis 2020 sollen es vier Services sein. Und online geht der Trend zu Videoinhalten, also einen direkten Wettbewerb zu klassischem Fernsehen. Weltweit machen Videoinhalte bereits 57,7 Prozent des Internet-Downstream-Traffics aus, Netflix davon 15 %, so eine Studie von Sandvine, über die t3n berichtet. Laut Cisco wird Video 2021 82 % des Datenverkehrs im Web darstellen. Man hört und man „streamed“ sich, lieber Gunnar Sohn … Warum fällt mir jetzt Breitbandausbau ein?

IP-Fernsehen ist klar auf dem Vormarsch. Beim Thema Online Videonachrichten und -Nachrichtenmagazine befinden wir uns noch im Experimentierstadium, aber der Zug ist losgefahren. Auch im Unternehmensumfeld und im dortigen Marketing wird Video eine zunehmend wichtigere Rolle spielen. Mit dem IBM Livestudio@CEBIT haben wir ja neben den CIOKurator-Interviews und #9vor9 das erste große Experiment gestartet. Klar ist, das man entsprechenden Atem braucht, um Erfahrungen zu sammeln und auch die Zuschauer an die Formate zu gewöhnen und deren Feedback einzuholen. Es ist noch Pionierarbeit und es braucht Pioniere …

KI liefert personalisierte Videoinhalte

Chris Richardson sagt in seinem Beitrag auf Forbes voraus, dass mit künstlicher Intelligenz versehenen News-as-a Service-Dienste (Nachrichten-als-Dienstleistung) die Zukunft gehören wird.

I believe that the new era of news will be hyper-personalized content, curated by a trained algorithm that learns your preferences over time.

über The Future Of News Is Artificial Intelligence

Diese Services lernen die Präferenzen und Vorlieben der einzelnen Zuschauer. Wir trainieren sie, genau wie es auch heute bei Alexa und auf IBM Watson basierenden Unternehmenslösungen der Fall ist, und bekommen im Gegenzug hochpersonalisierte Videoinhalte (wobei das Modell natürlich auch auf Text und Audio übertragbar ist). Die persönliche Sportschau, in der meinen Lieblingsvereinen entsprechend Platz eingeräumt wird, ich nicht durch Werbepausen gestört werde und nicht die dummen B..n anschauen muss. Dafür entrichte ich doch gerne einen Obolus. Oder etwa nicht?

Datenschutz, Bandbreite, Rechnerleistungen

Reden wir jetzt an dieser Stelle nicht über Data Privacy und Datenschutz, nicht über notwendige Rechnerleistungen und Übertragungsbandbreiten, sondern geben uns der schönen neuen Welt hin.

Ich habe hier ja auch schon über meine derzeitigen Methoden geschrieben, wie ich an „meine“ Informationen komme: RSS-Reader, Talkwalker Alerts, selektiv Newsletter und so weiter. Trotz aller Methodik, die ich entwickelt habe, und aller Erfahrungen, die ich sammeln durfte, geht es sicher komfortabler. Und dieser Komfort wäre mir durchaus privat und beruflich (dort hoffentlich meinem Arbeitgeber) etwas wert – wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Das Thema Datenschutz habe ich ja schon angesprochen.

Wir experimentieren weiter

Mit befreundeten Mitstreitern werde ich auch sicher weiter doch noch im beruflichen Umfeld experimentieren und wer weiß, vielleicht entwickele ich irgendwann auch noch selbst eine Vorliebe für Videoformate. Momentan will ich einfach meine Frau morgens im Bett nicht wecken, wenn es der Kopfhörer mal wieder nicht tun sollte.

(Stefan Pfeiffer)