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Die CovPass-App: Der digitale Impfnachweis im Einsatz – Mein Gespräch mit Ronald Fritz von der IBM

29. Juni 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute hatte ich die Chance, im IBM Livestudio Magazin mit Ronald Fritz zu sprechen. Ronald verantwortet bei der IBM in der DACH-Region die Health-Lösungen, darunter auch die neue CovPass-App, die seit rund zwei Wochen „in Betrieb“ ist. Er stellte vor zwei Wochen auf dem Podium der Bundespressekonferenz zusammen mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Präsident Lothar Wieler die App vor. Über 40 Millionen Impfzertifikate sind unterdessen bereits ausgestellt worden und mittlerweile läuft alles reibungslos. Das Projekt wurde unter höchstem Zeitdruck umgesetzt, denn vor der Reisezeit sollte eine Lösung vorhanden sein, damit die Bürgerinnen und Bürger mit einem sichereren Gefühl in den Sommerurlaub gehen können.

Das konnte nur durch die gute Zusammenarbeit der beteiligten Partner geleistet werde. Die Anwendung des Unternehmens UBIRCH stand bereits zur Verfügung. Mit IBM war dann auch der Partner gefunden, der für die nötige Skalierung dieser Lösung sorgen konnte. govdigital und Bechtle arbeiten in der technische Umsetzung und im Support mit. Ronald und sein Team konnten in dem Projekt, auf ihre langjährigen Erfahrungen im Gesundheitswesen mit der elektronischen Gesundheitsakte, der elektronischen Patientenakte oder auch mit der IBM Gesundheitsplattform in das Projekt einbringen, was sicherlich zur schnellen Umsetzung beigetragen hat. Eine sicherlich nicht ganz einfache Aufgabe, dem föderal organisierten deutschen Gesundheitssystem mit einer Vielzahl von Playern.

Der jetzige digitale Impfnachweis wurde spezifisch für die Covid-Impfung entwickelt und ist sowohl in die Corona Warn-App integriert und es gibt mit der CovPass-App eine dedizierte Extra-App für den Impfnachweis. Doch wie Ronald darlegt gibt es weitergehende Pläne. Von Anfang an war ein generischer digitaler Impfpass mit gedacht, der in die elektronische Patientenakte eingebettet sein soll. Die nächste Ausbaustufe ist also, dass das bekannte gelbe Impfbuch 2022 komplett in die ePA integriert wird. Auch gibt es bereits Anfragen für weitere mögliche Einsatzgebiete in anderen Umgebungen. Man denke an all die Branchen, die in Pandemiezeiten Einlasskontrollen durchführen müssen.

Unterdessen wird der digitale Impfnachweis in der Arztpraxis oder in einem Impfzentrum generiert. Nach Eingabe oder Übernahme der Daten wird ein 2D-Barcode erstellt, den die Nutzer auf einem Papierausdruck mitbekommen und später mit der CovPass-App oder der Corona-Warn-App einscannen und nutzen können. Die App speichert die Impfbescheinigung dann ausschließlich lokal auf dem Smartphone.

Die Bürgerinnen und Bürger können die CovPass-App in den entsprechenden App Stores herunterladen. Zugleich erfolgte ein Update der Corona-Warn-App, die ebenfalls die Möglichkeit des Einscannens und Verwaltens der digitalen Impfzertifikate bietet.

Alle, die bereits geimpft wurden, können sich den QR-Code auch nachträglich ausstellen lassen. Wenn sie in einem Impfzentrum geimpft wurden, bekommen sie den QR-Code in der überwiegenden Zahl der Bundesländer per Post nachgeschickt oder sie erhalten ihn durch Online-Portale. Ergänzend können auch Apothekerinnen und Apotheker sowie Ärztinnen und Ärzte nachträglich Impfnachweise ausstellen. Und hier findet man weitere Informationen zur CovPass-App

Wie sehen Ärzte die Digitalisierung des Gesundheitswesens – Eine Umfrage von Bitkom und Ärzteverband Hartmannbund

3. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Am 2. Februar haben Lars Basche und ich bei #9vor9 auch über die Digitalisierung im Gesundheitswesen und das entsprechend knirschende Gesundheitsgebälk gesprochen. Nach unserem Talk habe ich nachmittags eine inhaltlich passende Pressemitteilung des Bitkom gefunden. Zusammen mit dem Ärzteverband Hartmannbund hat man mehr als 500 Ärzten in Deutschland befragt. Sieht man sich die Charts an (oder liest den Text), so wird sofort eine unterschiedliche Haltung von Klinik- und Praxisärzten deutlich. Die Praxisärzte sind in punkto Digitalisierung wesentlich vorsichtiger, skeptischer, zurückhaltender.

Hier das Chart zur Kommunikation: Wie kontaktiere ich meinen Arzt, meine Klinik, meine Apotheke. Gerade bei den Ärzten spielen Brief und Fax noch eine wichtige Rolle, Mail oder Portale hängen deutlich hinterher. Messenger wurden nicht abgefragt, spielen aber wohl auch in der Kommunikation keine Rolle. Durch meinen Job weiß ich aber, das Kliniken durchaus über Kommunikation über eine sichere Messenger-Infrastruktur (Matrix) nachdenken bzw. diese einführen wollen. Jedoch scheint dies in der Breite noch Zukunftsmusik zu sein.

Fast durchgehend sind die Befragungsergebnisse gespalten. So bewerten 40 Prozent der befragten Ärzte Videosprechstunden eher schlecht, 58 Prozent gut. 58 Prozent der Praxis-Ärzte bieten unterdessen Videosprechstunden an. Bei den Klinik-Ärzten sind es 77 Prozent. Auch bei der kommenden elektronischen Patientenakte (ePA) sind die Praxisärzte in ihrer Einstellung deutlich zurückhaltender. Weitgehend einig ist man sich nur in der Einschätzung bezüglich möglichen Datenmissbrauchs.

Ich als Patient bin aufgrund meiner persönlichen Erfahrung ein Befürworter der ePA natürlich unter Einhaltung des höchst möglichen Datenschutzes. Zu oft habe ich genau merken müssen, dass die Zusammenarbeit zwischen Ärzten nicht optimal lief, selbst in der gleichen Klinik, oder zwischen Praxis- und Klinik-Ärzten. Nur zu oft wurden Informationen per Fax oder CD ausgetauscht – oder gar nicht. Und gerade bei ernsten Krankheiten ist genau das aus meiner Sicht sehr wichtig.

Noch zwei Ergebnisse, die ich bemerkenswert finde. Im Anschluss an meine Patientenperspektive zur ePA die Ergebnisse, was Ärzte über die vermeintlich besser informierten Patienten so denken, die sich ja jetzt per Google informieren können. Nervt das die Ärzte nur oder – provokativ geschrieben – fühlen sie die Halbgötter in Weiß bedroht? Ein Ergebnis: Wir Patienten werden von der Mehrzahl der befragten Ärzte (67 Prozent) als anstrengender empfunden …

Wo sehen die Ärzte denn aus ihrer Perspektive die größten Hemmnisse in der Digitalisierung des Gesundheitswesens? Das deutsche Gesundheitssystem wird als komplex empfohlen, die Aufwände insbesondere für IT Sicherheit werden zu hoch angesehen und die digitalen Anwendungen werden oft als nicht marktreif angesehen. Interessant ist, dass „nur“ 43 Prozent eine mangelhafte Digitalkompetenz bei sich, bei den Ärzten sehen. Und so schließt sich hier der Kreis zu unserem Talk bei #9vor9

(Stefan Pfeiffer)