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Hybride Veranstaltungen sind die Zukunft, so Florian Schnurer von Paul Events bei #9vor9

30. Juni 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Eigentlich kann ich das Wort hybrid kaum noch hören. Alles ist seit geraumer Zeit hybrid beziehungsweise wird hoffentlich hybrid sein. Die Cloud, die hybride Arbeit mal daheim, mal im Büro. Und jetzt sind auch noch Veranstaltungen hybrid und werden es voraussichtlich bleiben. Das ist zumindest eine Quintessenz aus dem Gespräch, das Lars und ich mit Florian Schnurer von Paul Events bei #9vor9 geführt haben.

Kaum eine Branche hat es so hart getroffen, wie die Messe- und Eventbranche. Von einem Tag auf den anderen ist das gesamte Geschäft weg gebrochen. Wie Paul Events diese Krise gemanagt hat, ohne Leute entlassen zu müssen, berichtet Florian in diesem Gespräch. Profitiert hat Paul Events dabei durchaus von Projekten, die wir gemeinsam gestemmt haben: das IBM Livestudio auf der EuroCIS 2019 oder die Präsenz von Acoustic auf der dmexco im gleichen Jahr. Auf beiden Messen haben wir die Präsenz vor Ort mit Messestand ins Netz durch Liveinterviews und -streams verlängert.

Wir wünschen Florian und seinem Team, dass es jetzt wirklich wieder aufwärts geht und im Herbst Veranstaltungen durchgeführt werden können und nicht von der Delta-Variante verhindert werden. Gut vorbereitet sind Paul Events auch in und für die Pandemiezeit. Der Schnelltest-Bus, den man entwickelt hat, ist nur ein Beispiel dafür. Hygienekonzepte wurden schon lange ausgearbeitet und können genutzt werden. Doch ist die Eventbranche offensichtlich keine UEFA mit entsprechender Lobby zu sein und hat es deutlich schwerer, Veranstaltungen genehmigt zu bekommen …


#9vor9 – Digitalthemen der Woche erscheinen auch immer als Podcast unter https://9vor9.podigee.io/ und sind natürlich über die gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

Die CovPass-App: Der digitale Impfnachweis im Einsatz – Mein Gespräch mit Ronald Fritz von der IBM

29. Juni 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Heute hatte ich die Chance, im IBM Livestudio Magazin mit Ronald Fritz zu sprechen. Ronald verantwortet bei der IBM in der DACH-Region die Health-Lösungen, darunter auch die neue CovPass-App, die seit rund zwei Wochen „in Betrieb“ ist. Er stellte vor zwei Wochen auf dem Podium der Bundespressekonferenz zusammen mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und RKI-Präsident Lothar Wieler die App vor. Über 40 Millionen Impfzertifikate sind unterdessen bereits ausgestellt worden und mittlerweile läuft alles reibungslos. Das Projekt wurde unter höchstem Zeitdruck umgesetzt, denn vor der Reisezeit sollte eine Lösung vorhanden sein, damit die Bürgerinnen und Bürger mit einem sichereren Gefühl in den Sommerurlaub gehen können.

Das konnte nur durch die gute Zusammenarbeit der beteiligten Partner geleistet werde. Die Anwendung des Unternehmens UBIRCH stand bereits zur Verfügung. Mit IBM war dann auch der Partner gefunden, der für die nötige Skalierung dieser Lösung sorgen konnte. govdigital und Bechtle arbeiten in der technische Umsetzung und im Support mit. Ronald und sein Team konnten in dem Projekt, auf ihre langjährigen Erfahrungen im Gesundheitswesen mit der elektronischen Gesundheitsakte, der elektronischen Patientenakte oder auch mit der IBM Gesundheitsplattform in das Projekt einbringen, was sicherlich zur schnellen Umsetzung beigetragen hat. Eine sicherlich nicht ganz einfache Aufgabe, dem föderal organisierten deutschen Gesundheitssystem mit einer Vielzahl von Playern.

Der jetzige digitale Impfnachweis wurde spezifisch für die Covid-Impfung entwickelt und ist sowohl in die Corona Warn-App integriert und es gibt mit der CovPass-App eine dedizierte Extra-App für den Impfnachweis. Doch wie Ronald darlegt gibt es weitergehende Pläne. Von Anfang an war ein generischer digitaler Impfpass mit gedacht, der in die elektronische Patientenakte eingebettet sein soll. Die nächste Ausbaustufe ist also, dass das bekannte gelbe Impfbuch 2022 komplett in die ePA integriert wird. Auch gibt es bereits Anfragen für weitere mögliche Einsatzgebiete in anderen Umgebungen. Man denke an all die Branchen, die in Pandemiezeiten Einlasskontrollen durchführen müssen.

Unterdessen wird der digitale Impfnachweis in der Arztpraxis oder in einem Impfzentrum generiert. Nach Eingabe oder Übernahme der Daten wird ein 2D-Barcode erstellt, den die Nutzer auf einem Papierausdruck mitbekommen und später mit der CovPass-App oder der Corona-Warn-App einscannen und nutzen können. Die App speichert die Impfbescheinigung dann ausschließlich lokal auf dem Smartphone.

Die Bürgerinnen und Bürger können die CovPass-App in den entsprechenden App Stores herunterladen. Zugleich erfolgte ein Update der Corona-Warn-App, die ebenfalls die Möglichkeit des Einscannens und Verwaltens der digitalen Impfzertifikate bietet.

Alle, die bereits geimpft wurden, können sich den QR-Code auch nachträglich ausstellen lassen. Wenn sie in einem Impfzentrum geimpft wurden, bekommen sie den QR-Code in der überwiegenden Zahl der Bundesländer per Post nachgeschickt oder sie erhalten ihn durch Online-Portale. Ergänzend können auch Apothekerinnen und Apotheker sowie Ärztinnen und Ärzte nachträglich Impfnachweise ausstellen. Und hier findet man weitere Informationen zur CovPass-App

75 Prozent unbekannt: Erst wenn wir wissen, wo Infektionsherde sind, erst dann können wir gezielter steuern und lockern

2. November 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Gibt es denn noch ein anderes Thema außer Corona? Wohl eher nicht. Und das liegt aus meiner Sicht auch an einer gefährlichen Mixtur von Unvernunft, Dummheit, Ignoranz, Randale, Polizeifeindlichkeit, auf-nichts-verzichten-wollen und ich habe bestimmt das ein oder andere vergessen. Beim Doc habe ich dann gezwitschert – und man verzeihe mir den Typo_ „Ich habe gerade den Eindruck, dass 15 – 20 % der (deutschen) Bevölkerung den Wellenbrecher torpedieren und alle weiter in die braune Masse reiten.

Und es ist eben keine homogene Gruppe, wie man dem Newsletter von Captain Cork (ein Newsletter rund um Wein) entnehmen kann:

„Der Captain flanierte heute durch seinen Kiez (Berlin-Charlottenburg) und traute seinen Augen nicht. Da saßen junge, gut gekleidete Leute dicht an dicht in den engen Lokalen an der trendigen Kantstraße und freuten sich des Lebens. Von wegen bildungsferne Corona-Ignoranten in den Problembezirken. Der Wahnsinn findet mitten im klimabewegten und iphonebewehrten Fortschrittsmilieu statt. Ähnliches berichtet auch mein Mitverkoster, Journalist und Buchautor Rainer Balcerowiak, aus seinem Kiez (Moabit). Ich zitiere aus Rainers Facebook-Post: Die türkischen und arabischen Cafés sind rappelvoll. Abstandsregeln gelten hier wohl nicht, weder drinnen noch draußen. In und vor allem vor den hippen Cafés in den Seitenstraßen sieht es nicht viel besser aus. Und von der seit gestern geltenden Maskenpflicht auf der Turmstraße scheint niemand etwas gehört zu haben.“

💀😷🙈 Irrsinn vor der Sperrstunde 💩😷🙀 – Captain Cork, VINOLetter, 1.11.2020

Und der Wahnsinn und der Hass ist nicht weit weg, eben nicht nur an der Hauptwache in Frankfurt, sondern auch „dahoam“:

In Darmstadt-Eberstadt wurde am Samstagnachmittag ein Polizeiwagen mit Knallkörpern beworfen. … Laut einem Polizeisprecher war gegen 17 Uhr der Einsatzzentrale im Polizeipräsidium Südhessen in Darmstadt gemeldet worden, dass in der Kirchtannensiedlung Böller gezündet würden. Als eine Streifenwagenbesatzung eine Gruppe von etwa 100 Personen über Lautsprecher auf Verstöße gegen die Corona-Verordnung hingewiesen habe, sei der Polizeiwagen mit Böllern beworfen worden.

Mit Unterstützung von weiteren Streifenwagenbesatzungen seien daraufhin 23 überwiegend minderjährige Personen vorläufig festgenommen worden. Bei einer Person fanden die Beamten Knallkörper. Alle Personen wurden nach Feststellung der Identitäten wieder nach Hause entlassen. Die Beamten des Streifenwagens wurden nicht verletzt. Die Polizei ermittelt nun wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs.

Randale in Frankfurt und Darmstadt | Rhein-Main

Dazu Dirk Roebers:

Mein Gefühl sagt mir, dass wir unsere Chance verspielen, die Welle zu brechen, wir die Zahlen vielleicht durch die Einschränkungen der kommenden 4 Wochen runter bekommen, es aber danach wieder zu einem Swing-back kommen wird. Eine endlose Geschichte, weil es an Disziplin und Einsicht fehlt? Ich kann Künstlerinnen und Künstler verstehen, ich kann Sportlerinnen und Sportler verstehen. Ich verstehe die Existenzängste der Selbständigen und vieler anderer, der Restaurant- und Kneipenbesitzer:innen. Aber ich sehe die Alternative nicht.

Australien scheint die Pandemie durch einen monatelangen Lockdown in den Griff bekommen zu haben. Es steht zu befürchten, dass wir vor uns hin wurschteln und wieder schneller lockern werden. Auch hier gibt es den Kantönligeist genannt Bundesländerli – und Wahlkampfgeist. Wie findet man die Balance zwischen vielleicht berechtigter Kritik an einzelnen Punkten der Einschränkungen und einer andererseits notwendigen Eindämmung der Ansteckungszahlen? Wie verhindert man wieder einen Flickenteppich an Regelungen und zu schnelle Lockerungen?

Nochmals zur Erinnerung:

  1. Wir müssen schauen, dass wir die Intensivstationen und die Krankenhäuser nicht überfordern. Das ist eine der wesentliche Parameter, vielleicht der wichtigste Parameter.
  2. Wir wissen bei 75 Prozent derjenigen, die sich anstecken nicht, wo sie sich anstecken. Wie viele stecken sich wirklich in Restaurants, im Nahverkehr, in Fitnessstudios, in Theater und Kinos oder in Schulen und Kitas an?

Die hohe Dunkelziffer macht es schwierig, gezielt Beschränkungen einzuführen. Genau deshalb gibt es eine Gießkanne von Einschränkungen. Und offensichtlich sind wir in der Nachverfolgung derzeit überfordert. Hier muss einfach durch ein Bündel von Massnahmen von der Corona-Warn-App, die jeder nutzen sollte, bis hin zu einer vernünftigen Digitalisierung der Gesundheitsämter und Praxen eine Menge passieren. Erst wenn wir wissen, wo Infektionsherde sind, erst dann können wir gezielter steuern, finde ich. Dafür scheint bei großen Teilen der Bevölkerung das Verständnis zu fehlen.

(Stefan Pfeiffer)

Bild von J Garget auf Pixabay