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Ist Microsoft nun wirklich [praktisch] eine Open Source-Company?

5. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Anläßlich der geplanten Übernahme von Red Hat durch IBM habe ich natürlich die einschlägige Presse studiert und aus meiner Sicht relevante Kommentare laufend in einen Ticker auf CIOKurator eingearbeitet. Unter anderem zitiere ich dort auch Jason Perlow, der auf ZDNet einen Cloud-Krieg voraussagt.

Ich bin bei der Lektüre über einen weiteren Absatz seines Beitrags gestolpert, in dem er Microsoft als Open Source-Company klassifiziert:

Microsoft has transformed itself from a clear aggressor in the Open Source space to practically an Open Source company itself. In fact, Redmond made Windows itself Linux-compatible and Azure a major cloud player where more than half the workloads on it are in fact, Linux and Open Source based. SQL Server now runs on Linux. Azure Sphere, their IoT platform, uses a Microsoft-tuned Linux kernel.

And it has joined OIN and its entire patent portfolio is now Open Source.

über Armed with Red Hat, IBM launches a cloud war against Amazon, Microsoft and Google | ZDNet

Und Microsoft hat GitHub vor einiger Zeit übernommen, was man als einen weiteren Schritt Richtung Open Source interpretieren könnte. Business Insider spricht von Microsoft’s $7.5 billion bet on open source und zitiert Microsoft CEO Satya Nadella wird Business Insider wie folgt:

„For many years, Microsoft has been on a journey with open source and that community and today, we’re all in on open source. We believe in the power of communities to achieve more together than what their members can do on their own, and that collaborative development through the open source process can accelerate innovation. … In fact, today, Microsoft is one of the largest contributors to open source in the world. And when it comes to our commitment to open source, I want the world to judge us by the actions we’ve taken in the recent past, our actions today, and in the future.“

über Incoming GitHub CEO Nat Friedman talks about the company’s history with open source – Business Insider

Lange Jahre hat Redmond Open Source bekämpft. Man denke an die Zeiten von Steve Ballmer, der Linux einmal als Krebs bezeichnet hat. Ist nun mit Satya Nadella, der sicherlich verändert hat (und wird??) alles anders? Microsoft hat sich zweifelsohne gewandelt, aber wird man in so kurzer Zeit vom Saulus zum Paulus?

Teilen sich gar Microsoft und Google den Markt auf nach dem Motto, der ein kriegt Desktops und Notebooks, der andere im Browser und auf SmartPhones, wie es hier in einem Beitrag zu Progressive Web Applications heisst: Microsoft wants everything to run on Windows. Google wants everything to run on the web. (And what does Apple want?)

Was ist nicht nur in Deutschland mit der Dominanz in der öffentlichen Verwaltung? Noch 2017 haben EU-Experten gewarnt, die Abhängigkeit von Microsoft gefährdetdie digitale Souveränität der öffentlichen Verwaltung in Europa.

Was ist mit den mehr als 250 Millionen Euro für Microsoft-Lizenzen, die die deutsche öffentliche Hand bis Mai 2019 ausgibt, um damit die 2015 geschlossenen Verträge mit Microsoft zu „bedienen“? Passt das zum Open Source-Bekenntnis oder ist das einfach „Business as usual“?

Zugespitzt formuliert: Ist meine Frage Open Source als Alternative zu Microsoft unterdessen einfach falsch? Hat Open Source jetzt eben durch das Microsoft-Engagement die von mir eingeforderte Lobby? Und nur noch die ewig Gestrigen streiten einen Kampf gegen Windmühlen?

Das sind alles wirklich komplizierte Fragen, schwierig zu beurteilen. Ich bin auf Eure Kommentare und Eure Stimmen gespannt. Einfach hier mit abstimmen!

(Stefan Pfeiffer)

Microsoft, 250 Millionen, die öffentliche Hand und … Alternativen!?

17. April 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Man muss es sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen. heise berichtet über eine Anfrage der Linken, nach denen Bundesministerien und ihnen nachgeordnete Behörden – zählen hier Länder, Kommunen und andere Einrichtungen der öffentlichen Hand dazu? –  bis Mai 2019 mehr als 250 Millionen Euro für Microsoft-Lizenzen ausgeben, um damit die 2015 geschlossenen Verträge mit Microsoft zu „bedienen“. Und einige Ministerien – z.B. das Verteidigungsministerium – wissen nicht einmal genau, was sie für Microsoft-Lizenzen ausgeben. Ohne Worte.

Und so etwas wird von der Politik hingenommen, trotz der gerade aktuell durch Facebook-Cambridge Analytica demonstrierten Abhängigkeit, in der wir in vielen Bereichen zu US Konzernen und Monopolen geraten sind. Ganz offensichtlich fehlt der deutsche und der europäische Wille, sich zumindest partiell aus diesen Abhängigkeiten zu befreien. Nur mit einem Bruchteil der 250 Millionen könnte man einiges in dieser Richtung anfangen und versuchen, deutsche bzw. europäische Alternativen und Arveitsplätze zu schaffen. Dabei kann und sollte man neben der reinen finanziellen Betrachtung andere relevante Aspekte wie Datenhoheit und IT-Security nicht aus dem Blick verlieren. Die Abhängigkeit in diesem Falle von Microsoft von den Regierungsparteien einfach so hingenommen. Ist ja auch bequem(er).

 

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“Münchens Ausstiegsbeschluss ist nicht das letzte Wort in Sachen Open Source in deutschen Städten und Gemeinden”, berichtet heise.de. Der Verwaltungsvorstand der Stadt Dortmund habe beschlossen, die Potenziale von Freier Software und Offenen Standards für die städtische Informations- und Telekommunikationstechnik “systematisch” zu untersuchen. “Hierfür ist die Arbeitsgruppe Freie Software zuständig, in der das Dortmunder Systemhaus dosys,…

via #isso Die Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter ist nicht nur teuer, sondern eine Gefahr für die IT-Sicherheit, liebwertester Staat —  CIO Kurator 

Kleine Randbemerkung: Wer berichtet erneut? Der heise-Verlag. Ich bin fast sicher, dass ein anderer, bekannter in München ansässiger Verlag – der die IT-Presse in Deutschland (mit) dominiert – auch diese Meldung wieder einmal nicht aufgreifen wird. Vielleicht in enger Verbundenheit mit einem anderen mit der Deutschland-Zentrale in München beheimateten Unternehmen, das zufällig viele Anzeigen und sonstige Aufträge platziert? Ein Schelm, der Böses dabei denkt und ich bin gespannt, ob die Story noch aufgegriffen wird. Bis 16. April, 22:14 war auf computerwoche.de nichts zu finden. Zumindest ich habe nichts gefunden. Sollte sich das ändern, werde ich es hier über die Kommentarfunktiom ergänzen.

Hoffentlich irre ich mich, denn diese Informationen über die 250 Millionen haben ganz sicher einen Nachrichten- und Informationswert, der von seriösen IT-Journalisten und Publikationen – vielleicht darüber hinaus – nicht einfach so ignoriert werden sollte, finde ich. Was meint Ihr?

(Stefan Pfeiffer)