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Das Internet of Things (IoT), der Stoff, aus dem Träume auch im eigenen Heim gemacht sind?

27. November 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Welch ein Pamphlet von Greg James, Global Chief Strategy Officer der Havas Media Group, auf LEAD. Die schöne neue Welt der vernetzten Städte und des voll automatisierten Heims …

Unser Zuhause ist nicht nur unser Zufluchtsort, sondern auch ein sorgfältig kalibriertes und hochgradig personalisiertes Ökosystem, das auf uns allein oder wenige andere Personen angepasst ist. Oder zumindest wird es dies bald sein.

So sehr ich mich über die Aussicht freue, in einer Smart City zu leben, umso ungeduldiger warte ich auf den Tag, an dem mein Roomba nicht nur die Wollmäuse entfernt, sondern sich auch noch um die Wäsche, das schmutzige Geschirr, und meine Steuererklärung kümmert – man wird ja noch träumen dürfen.

über Smart Cities: Wie die Städte der Zukunft aussehen werden | LEAD

Und wenn ich seine Träume lese, denke ich an meinen Roomba, der immer am Teppich und an Ecken gescheitert ist und deshalb verkauft wurde. Und dann frage ich nach der Sinnhaftigkeit und stolpere wenig später über den Beitrag von Mirko Borsche, der sich zu Hause sicherer fühlen wollte, und deshalb „eine Welcome-Kamera von Netatmo“ zum Testen bestellte:

Sie nimmt jeden Menschen auf, der zur Tür hereinkommt, identifiziert ihn per Gesichtserkennung und verschickt eine Nachricht an den Wohnungsbesitzer … Handelt es sich um eine noch nicht abgespeicherte Person, bekommt man eine Nachricht mit dem Hinweis: „Unbekanntes Gesicht gesehen.“

Der große Vorteil liegt also darin, dass man durch die Fotos der Kamera Einbrecher identifizieren könnte. Andererseits gibt es auch einen Nachteil. Wenn man – wie ich – vergisst, die Privatsphäre so einzustellen, dass bekannte Gesichter nicht mehr gemeldet oder aufgezeichnet werden, kriegt man jedes Mal eine Nachricht, wenn jemand an der Kamera vorbeiläuft. Da das in einer Wohnung recht häufig passiert, habe ich inzwischen gefühlt 10.000 Fotos von meiner Familie, dem Nachbarsjungen und auch von mir selber zugeschickt bekommen.

über Welcome-Kamera: Mirko Borsche will sich zu Hause sicherer fühlen | ZEITmagazin

10.000 Fotos  und allein der Name Welcome-Kamera, quasi willkommen, liebe Einbrecher oder was … Sorry, natürlich das genau nicht. Einbrecher sollen ja ferngehalten werden. Auch ich habe mal überlegt, mir eine Sicherheitslösung wie das Arlo Pro System von Netgear zu zulegen, mich aber bisher dagegen entschieden. Wegen des Preises und des Blickes meiner Göga. Meine geplante Ausrede war, dass in der Nachbarschaft eingebrochen wurde, aber ich habe mich dann (doch noch) am Riemen gerissen.

In meinem Smart Home hat es bisher nur zur Heizungssteuerung gereicht und ganz ehrlich hätte ich mir hier eine komfortablere Lösung gewünscht. Gut, das MAX!-System von ELV tut es, hat aber nicht gerade die benutzerfreundlichste Bedienung. Zum Zeitpunkt, als ich MAX! anschaffte, fand ich kein in preislich vernünftiges System, das mit zu Apple Home kompatibel war. Meine heimischer IT-Zoo ist halt total veräppelt.

Und gehen wir mal einen Schritt zurück. Liest man den typisch amerikanischen Beitrag von Greg James, dann ist künftig alles vernetzt vom Kochtopf bis zur Clospülung. Wunderbare neue Welt:

Für viele von uns ist der Begriff eines vollständig verwirklichten Internets der Dinge (IoT) – einschließlich wirklich digital verbundener Städte – der Stoff, aus dem Träume gemacht sind.

über Smart Cities: Wie die Städte der Zukunft aussehen werden | LEAD

An der Stelle muss ich dann schon einmal STOP sagen und dazu raten, darum bitten, das Hirn bei der Vernetzung – hier des eigenen Heims, aber auch generell von Städten und Unternehmen – einzuschalten und die Chancen und Risiken bewusst abzuwägen. Wie schreibt Mirko Bosche:

Die Digitalisierung soll helfen, das Wohnen nicht nur einfacher und effizienter zu machen, sondern auch sicherer.

über Welcome-Kamera: Mirko Borsche will sich zu Hause sicherer fühlen | ZEITmagazin

Was ist überhaupt sinnvoll und – ganz wichtig – was ist sicher? Unter Experten ist es keine Frage, dass mit immer mehr Sensoren und „Devices“ im Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) auch immer größere Sicherheitsanforderungen auf Unternehmen, aber eben auch Privatpersonen zukommen. Ende 2016 fielen 900.000 Telekom-Router durch eine Schadsoftware aus. Nun streiten gerade das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und der Chaos Computer Club (CCC)  darüber, wie man auf das „Mindesthaltbarkeitsdatum“ von Routern aufmerksam machen sollte, also den Zeitraum kennzeichnet, wie lange ein Router mit aktueller Firmware (Software) unterstützt wird. Der CCC will einen „Aufkleber auf der Packung, als wäre der Router ein leicht verderbliches Lebensmittel“.

Und es geht latent mit Vorfällen weiter, manchmal nicht öffentlich kommuniziert, manchmal sehr publik wie im Oktober 2017. Da wurde durch KRACK die WPA2-Verschlüsselung von drahtlosen Netzwerken bedroht und die entsprechend Meldung schaffte es bis in die Tagesschau.

Jedes Gerät im Internet der Dinge ist angreifbar

KRACK war nur ein Fanal: Router, Überwachungskameras, das per W-LAN öffnende Garagentor, der Kühlschrank, alle SmartHome-Geräte, alle Devices, das im Internet der Dinge in das Netzwerk eingebunden werden, müssen auf dem neuesten Sicherheitsstand sein und sollten die neuesten Patches eingespielt haben. Aber das ist bestimmt nicht immer der Fall und so raten viele Experten beispielsweise dazu, nur Geräte von größeren, bekannten Herstellern zu kaufen.

Und nochmals explizit: Je vernetzter das eigene Heim ist, je mehr IoT-Geräte dort im Einsatz sind, umso wichtiger ist das Thema Sicherheit. Ich glaube nicht – und das ist snobistisch gemeint, denn auch ich blicke da nicht durch -, dass jeder Häusle- und Heimbesitzer sich der Risiken bewusst ist und die entsprechenden Kenntnisse hat.

Drüber nachdenken: Was machen Alexa & Co mit uns oder wir mit ihnen?

Über eine andere potentielle Sicherheitsbedrohung habe ich in den vergangenen Monaten zur Genüge geschrieben. Für mich sind smarte Lautsprecher und Geräte wie Alexa von Amazon oder Google Assistant ebenfalls ein Sicherheitsrisiko. Wer garantiert, dass unsere Gespräche nicht aufgezeichnet werden? Sind die Geräte wirklich ausgeschaltet, wenn ich sie OFF schalte? Wo und wie werden die erfassten Gespräche und damit Daten gespeichert? Wer hat Zugriff darauf und vermarktet sie potentiell? Platziert man mit Alexa & Co den permanenten Dauerverkäufer im eigenen Wohnzimmer? Amazon freut sich darüber in vielerlei Beziehung. Alexa wird zum neuen Windows, zum Betriebssystem unseres Heims und bald Autos und hält auch teilweise Einzug in Unternehmen

Nochmals zum Ursprung: Was ist überhaupt sinnvoll, habe ich gefragt. Brauche ich wirklich den Kochtopf, den ich per Sprachsteuerung sage, dass ich zu spät komme. Ist das der riesige Nutzen- und Komforteffekt? Meiner Meinung nach nicht. Die Frage Brauche ich das wirklich? sollte durchaus gestellt werden dürfen. Und, Männer, manchmal auf Eure Frau hören.

Vernetzen, aber dabei Hirn einschalten

Zum Abschluss des Beitrags nochmals klar und deutlich: Ich bin ein absoluter Freund intelligenter Geräte und damit des Internet of Things auch im eigenen Heim. Wir sollten uns bewusst dort vernetzen, wo es Sinn macht. Ich bin davon überzeugt, dass sich Sprachassistenten wie Alexa oder Siri durchsetzen werden und die natürliche Art sind, wie man gerade zu Hause Geräte bedienen sollte. Wenn ich das schreibe, schaue ich beispielsweise auf sage und schreibe 7 Fernbedienungen, aber das ist eines eigenen Beitrags wert. Und, liebe Frauen, wir Männer dürfen auch mal die Tech Gadgets spielen, aber lasst uns alle unser Hirn einschalten, was das Thema Sicherheit und Datenschutz angeht. Gerade auch im Smart Home.

(Stefan Pfeiffer)

P.S. Bei wem die doch wohl vorhandene klassische Rollenverteilung Mann will neue technische Spielzeuge und Frau ist (in dieser Beziehung) vernünftig, anders herum verteilt ist, der möge meine Zuordnung oben verzeihen. Es ist in keiner Weise diskriminierend gemeint und auch manche Männer lieben Schuhe!

29. Dezember 2011 10:12

29. Dezember 2011 Posted by Stefan Pfeiffer

Nach der Einführung und dem Erfolg des iPads haben wir den Touchscreen als neues Eingabemedium gefeiert. Wir streicheln den Bildschirm den Monitor, eine Revolution in der Bedienung und eine grosse Herausforderung an die Software-Entwickler, die ihre Anwendungen entsprechend anpassen müssen. War's das? Zu kurz gedacht. Die nächste (R)evolution wartet schon. Nach Tastatur, der Computermaus, nun Touch-Bedienung ist Sprachsteuerung der nächste Schritt und die hat mich schon 2011 begleitet.

Im Januar 2011 konnte ich Watson im Jeopardy-Wettbewerb auf der Lotusphere sehen, wie er auch dort die anderen Kandidaten schlug. Die Fragen wurden nicht eingetippt sondern normal erfragt. Und Watson antwortete auch mit leicht blechener Stimme. Im Dezember 2011 holte mich dann Sprachsteuerung wieder ein. Ich musste von meinem alten iPhone 3 umsteigen (Security-Einschränkungen mit meiner Dienst-E-Mail) und wählte ein iPhone 4S. Einer der Gründe für das 4S  war die Sprachsteuerung, die mir insbesondere im Auto Sinn zu machen scheint.

Nun habe ich Siri die vergangenen Wochen ausprobiert und bin doch etwas ernüchtert. Leider können viele Apps noch nicht per Sprache bedient werden und Siri scheitert doch auch manchmal an den SMS-Inhalten, die ich aufsprechen will. Ob es an meinem hessischen Slang oder aber an Fachbegriffen liegt, wird noch herauszufinden sein.

Trotzdem zeigen Siri und Watson meiner nach den Weg. Falk Hedemann erinnert auf t3n an eine der IBM Prognosen von 2008:

Vor drei Jahren prognostizierte IBM, dass wir innerhalb der nächsten fünf Jahre per Sprachsteuerung mit dem Web reden könnten und das Web uns sogar antworten würde.

via t3n.de

Künftig werden wir mehr und mehr unserer Anwendungen auch über Sprache steuern können. Sciene Fiction? R2D2? Raumschiff Enterprise? Ich glaube nicht. Alles nur eine Frage der Zeit. Apple zeigt mit Siri den Weg und Google wird mit Android-basierter Sprachsteuerung folgen. Und es wird nicht nur um Anwendungen für Konsumenten gehen. Sprachsteuerung wird auch vor Unternehmensanwendungen nicht Halt machen.

Wo werden wir Sprache nutzen? Eher nicht im Großraumbüro, wo es doch stören würde. Sicherlich im Auto, wo die Sprachsteuerung auf jeden Fall Sinn macht und ja auch viele Autohersteller an dem Thema arbeiten bzw. es schon in ersten Versionen anbieten. Doch ich denke, es wird daneben noch weitere Einsatzorte und Szenarien vom Home Office über das eigene Büro in der Firma bis zur Nutzung auf Reisen. Und vielleicht - oder besser bestimmt - wird der Zeitpunkt kommen, wo Sprachsteuerung so normal wie Tastatur und Maus sein wird.

Und es muss ja nicht den Weg gehen, den das Siri-Horror-Video "Die Rache der Killer-App" vorzeichnet: