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Mein Gladbach- und Fußball-Fazit 2020/21: Zu wenig Biss, zu wenig Charakter, zu viel Big Business und ein Abschied

13. Mai 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Bundesliga-Saison neigt sich dem Ende zu. Für einen Gladbach-Fan und bekennenden Fußballnostalgiker war es eine seltsame, frustrierende Idee. Und daran war nicht einmal die Pandemie schuld. Es kommt einiges zusammen. Die Saison ist für die Fohlen nach der gefühlt herausragenden Runde 2019/2020 mit der Champions League-Teilnahme enttäuschend. Vielleicht hat die Mannschaft „damals“ über ihren Verhältnissen am Leistungslimit gespielt. Vielleicht hatte man auch das Quäntchen Glück und auch der neue Trainer-Besen fegte in der ersten Euphorie besonders gut.

Eine schwierigere Saison war auch zu erwarten. Viele Mannschaften schwächelten in der Vergangenheit nach einer erfolgreichen Runde und dann folgender Belastung auf Europa-Ebene. Dabei waren die Champions League-Auftritte der Fohlenelf gegen Real Madrid oder Inter Mailand noch die fußballerischen Highlights des Jahres – vor leeren Rängen. Wie wäre es vor Publikum in einem ausverkauften Borussia-Park gewesen. Schade für die Fans.

Die Bundesliga-Saison dagegen lief von Beginn an gefühlt schleppend. Die Fohlen haben oft geführt, aber 26 Punkte nach Führung abgegeben – mit Abstand Höchstwert in der Bundesliga. Und da waren einige wirkliche bittere Momente darunter. Insgesamt konnte ich mich des Eindrucks nicht verwehren, dass der Biss, der Ehrgeiz, das Pressing, die Emotion der vergangenen Runde gefehlt und man sich nur zu oft auf den Meriten der alten Saison ausgeruht hat. Man war zu passiv und dachte wohl, die Spiele nach Führung nach Hause schaukeln zu können. Das hat sich gerächt. Und das Trainerteam hat daran nichts geändert.

Die in der Vorrunde vermeintlich so starke und hoch gelobte Defensive mit Lainer, Ginter, Elvedi und Bensebaini und dem defensiven Mittelfeld, die generelle Verteidigungsarbeit und das Zweikampfverhalten haben mich in diesem Jahr überhaupt nicht überzeugt. Ich glaube, das war einer der Gründe, warum es in 2020/21 nicht geklappt hat. Zu viele Gegentore, zu wenig Willen, zu viel Lethargie.

Ein trauriger Höhepunkt war nicht nur für mich, wie man sich in München präsentiert hat. Dort kann man verlieren, aber nicht so:

„Für Borussia Mönchengladbach ging es ja noch um etwas. Sie haben sich abschlachten lassen in München. Das war unwürdig. Das war nicht Gladbach-like.

Lothar Matthäus kritisiert Gladbach nach Bayern-Auftritt heftig | GladbachLIVE

Hätte die Saison denn noch gut werden können? Hätten die Fohlen im Pokal gewonnen und wären gar ins Pokalfinale gekommen, so hätte man als Fan wohl über viele Dinge hinweg gesehen. Selten schien die Chance nach dem Ausscheiden der übermächtigen Bayern so groß, doch mal was Blechernes in der Hand zu halten. Hätte, hätte … Jetzt stehen die Pappgetränke aus Leipzig und meine besonderen Freunde im Finale.

Damit sind wir natürlich beim Thema Marco Rose. Vielleicht haben auch wir Anhänger zu viel in Rose „hineinsterilisiert“, den smarten Pseudo-Kloppo, der Emotionen und entfachte und nicht nur Thuram um die Eckfahne tanzen ließ. Dann die Unsicherheit um seine Zukunft und die Verkündung des Weggangs nach Dortmund. Ausgerechnet Dortmund, gegen die man dann auch noch im Pokalviertelfinale stand. Meine Meinung, was er – der Herr Rose – hätte tun müssen und was ich von Max Eberl erwartet hätte, habe ich ja geäußert. Fußball-Nostalgiker halt. Und ich fange jetzt nicht an, über das Coaching oder Vercoachen in verschiedenen Spielen zu schreiben. Die Sache ist eh – schief – gelaufen.

Nun kommt also Adi Hütter und der wird es schwer haben, denn natürlich haftet ihm jenseits seiner unbestrittenen Erfolge nun ein Gerüchle an – besonders jetzt, wo die Eintracht wahrscheinlich doch nicht die Champions League schaffen wird und er sich gerade nicht sehr geschickt äußert. Ich drücke ihm, der Mannschaft und dem Verein natürlich alle Daumen.

Es wird interessant sein, wie der Kader für die Saison 2021/22 aussehen wird. Mit einigen Abgängen ist zu rechnen. Klar werden Max Eberl und Steffen Korell wieder gute Arbeit leisten, aber ehrlich gesagt fehlt mir ein bisschen was im Kader. Die Leuchttürme Lars Stindl, Patrick Herrmann, Toni Jantschke, Yann Sommer oder Christoph Kramer haben die 30+ in ihren Pässen stehen. Sie sind und bleiben wichtig, aber ich würde mir einige junge Fohlen wünschen, die eine wichtigere Rolle im Kader spielen. Ein Beyer, ein Reitz … Ich weiß, wieder Fußballnostalgie.

Und die Zeit für Nostalgie ist im Fußballgeschäft vorbei. Schon lange. Doch das wurde in den vergangenen Wochen nochmals deutlich(er). Die leidige Diskussion um die Super League ist ein Beispiel, die zeigt, wie weit weg einige Vereine und vor allem deren Besitzer von den Wurzeln des Fußballs sind. Doch wenn sich dann die UEFA (und in der Linie sehe ich auch die FIFA) als Verteidiger des Fußballs aufspielt, bekomme ich einen Lachanfall. Das sind Organisationen, die die europäischen Wettbewerbe (und die WM) im Sinne von Big Business immer weiter aufblasen. Wer einmal die Marmorpaläste dieser Organisationen in der Schweiz sehen durfte, dem wurde zu schnell klar, um was es geht. Und auch DFB und DFL sind nicht besser, nicht erst seit dem Präsidenten- und Vorstandswirrwarr. Der Zug ist für Fußballfreunde alter Schule abgefahren. Sie sind halt – und ich zähle mich dazu – alt …

(Stefan Pfeiffer)

Hörempfehlung: Von Pressemeldungen per Fax bis zu Hate Speech heute – Gladbach-Mediendirektor Markus Aretz im Mitgeredet-Podcast

28. April 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Und mal wieder einer Podcast-Empfehlung in meinem Blog: Mit viel Spaß habe ich den MitGeredet.-Podcast der Mitgedacht-Macher David und Christoph mit dem Mediendirektor meines Lieblingsvereins Borussia Mönchengladbach, Markus Aretz, gehört – auch wenn ich an einer Stelle schon brutal enttäuscht wurde: Den lustigsten Schwank aus einer 22 Jahre langen Laufbahn als Pressesprecher bei den Fohlen erzählte Markus Aretz nicht, da die Geschichte mit dem Original Hans Meyer nicht jugendfrei sei. So ein Mist aber auch …

Doch dieser Podcast ist für mich nicht nur für Fußball- und Gladbach-Fan interessant. Markus schildert auch, wie sich die Pressearbeit und Kommunikation vom Versenden von Pressemitteilungen als Fax an eine Liste von Redaktionen und Journalisten in unser Zeitalter der sozialen Medien mit Auswüchsen wie Hate Speech verändert hat. Mich besonders berührt hat die Schilderung, wie es Morddrohungen gegen Jupp Heynckes gegeben hat. Es ist halt nicht alles Sonnenschein, gerade auch nicht im Fußball. Der Podcast ist also auch für den ehemaligen Journalisten und auch heute noch Kommunikator und Blogger interessant. Wer also Lust und Interesse hat, unbedingt mal einhören, bei der Hunderunde und auch sonst.

P.S. Der Markus Aretz wäre auch mal ein toller Gast bei #9vor9, aber ich fürchte, da sind wir (noch) nicht wichtig genug, lieber Lars Basche.

Das kleine gallische Dorf oder die Elf vom Niederrhein ist und bleibt der Verein für Fußballnostalgiker

17. April 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Hier im Blog habe ich zuletzt am 15. Februar 2021 über Borussia, die Fohlenelfvom Niederrhein geschrieben. Anlass war natürlich der Weggang von Marco Rose zu den Schwarz-Gelben. Dieser Wechsel stieß oder stößt aus sportlicher Perspektive bei mir auf genau so wenig Verständnis wie … der Wechsel von Adi Hütter von der Eintracht nach Gladbach. Nun gibt es sicher genug Experten, die erklären, warum es bei Dortmund viel mehr sportliche Möglichkeiten oder Chancen zum Einkauf neuer, besserer Spieler gibt. Deshalb sei der Schritt von Rose nur sportlich konsequent.

Dortmund hat ja auch immer wieder sein finanzielles Potential bewiesen und oft genug Spieler von der echten Borussia mit ihren Dollares einfach so weg gekauft – und ist gerade selbst in Gefahr, ihren besten Stürmer zu verlieren. Es ist ein Geschäft und beim Begriff Spielervermittler bekomme ich mittlerweile ein mehr oder weniger starkes Bauchgrimmen.

Jetzt zahlen die Schwarz-Gelben 5 Millionen € Ablöse an die Fohlen, die Fohlen wohl 7,5 Millionen € an die Eintracht dafür, die jeweiligen Trainer per festgeschriebener Ausstiegssklausel aus ihren Verträgen und ihren Vereinen weg zu kaufen. Der normale Wahnsinn des Fußballgeschäfts ist also nun sehr sichtbar auch auf dem Trainermarkt angekommen. Unwillkürlich muss ich an 1973 denken, als Real Madrid wohl rund eine Million Mark für Günter Netzer nach Gladbach überwiesen hat. Damals.

Nostalgie, und ja, ich bin Fußballnostalgiker. Und ja, ich bin da sicherlich ein ewig Gestriger, denn Fußball war vielleicht nie etwas für Fußballnostalgiker und ist sicher schon lange, lange Zeit „just a business“. Mein Nostalgie geht so weit, dass ich dem 1. FC Köln die Daumen für den Klassenerhalt drücke – Derbys sind Highlights -, hoffe, dass die Roten Teufel die Klasse halten und wieder aufsteigen oder wünsche den Löwen, den heimischen Lilien und St. Pauli alles Gute. Und ich lese mit Freude und Respekt einen Beitrag über „den Menschen“ Horst Hrubesch zu seinem 70. Geburtstag, der so gar nicht in diese moderne Fußballzeit zu passen scheint.

Zurück zum aktuellen Geschehen: Aus sportlicher Perspektive begrüße ich durchaus die Verpflichtung von Adi Hütter und hoffe, dass er für sich selbst und für den Verein den hohen Erwartungen gerecht wird. Er hat ein Päckchen zu tragen, gerade auch, wenn er mit der SGE die Champions League schaffen sollte … Doch es bleibt ein Geschmäckle und das nicht wegen seiner Aussage „Ich bleibe“. Es kann durchaus sein, dass er es zum Zeitpunkt der Aussage so gemeint hat.

Es bleibt ein Geschmäckle wegen der ganzen Mechanismen des Fußballgeschäfts, die mir durchaus auch den Spaß am Sport verderben. Zu viele europäische Wettbewerbe, zu viel Ungleichheit, unfassbare Summen und/oder Schulden bei Vereinen wie Barcelona, PSG oder Man City. Eine langweilige Bundesliga, die gefühlt seit Jahrzehnten von den arroganten Bayern dominiert wird und wo scheinbar nur die Roten Bullen etwas Paroli bieten können. Dortmund verkackt es ja seit dem Weggang von Klopp regelmäßig. Man verzeihe mir letztere Polemik. Es ist halt so, wie es ist.

Nicht nur in den vergangenen Jahren, schon in den Siebzigern habe ich mich als Fohlenfan mit der Rolle der Borussia als Underdog, als Robin Hood identifiziert. Max Eberl hat das jetzt kürzlich nochmals mit dem Begriff des kleinen gallischen Dorfes plastisch umschrieben. Und es gibt ja auch immer noch Leuchttürme, an denen man sich als Fohlenfan festhalten, mit denen man sich identifizieren kann. Das ist ein Max Eberl*, der nun seit Jahren die sportlichen Geschicke des Vereins vorbildlich lenkt und bisher allen Verlockungen, vom Niederrhein weg zu gehen, widerstanden hat. Das sind auch ein Stephan Schippers, der die finanziellen Belange vorbildlich lenkt, und ein Präsidium mit Rolf Königs und Borussen-Ikonen wie Hans Meyer oder Rainer Bonhof.

Auch bei den Spielern gibt es sicher einige, die die Raute im Herzen tragen, ein Toni Jantschke, ein Christoph Kramer, wahrscheinlich auch ein Yann Sommer und einige andere. Gute Spieler, die wissen, was sie an der Borussia haben, aber auch nicht internationale Spitzenklasse sind (vielleicht bis auf Yann zu seinen besten Zeiten) und so nicht in Versuchung geführt werden. Bei vielen anderen Spielern müssen wir als Fohlenfans weiter akzeptieren, dass Gladbach eine Durchgangsstation ist und ihnen Respekt zollen, wenn sie in ihrer Zeit die möglichst optimale Leistung bringen. Sie werden zum Zeitpunkt X wechseln – und den Fohlen hoffentlich ein erkleckliches Sümmchen in die Kasse spülen. Da sind wir wieder bei Stephan Schippers und der Kohle. Und das Thema wird auch wieder Ende dieser Saison und darüber hinaus eine Rolle spielen (müssen).

Dieser Mechanismus greift seit zitiertem Günter Netzer, der natürlich im Vergleich zu den heutigen Verbleibszeiten ewig bei den Fohlen war und sich offensichtlich noch heute mit dem Verein identifiziert. Und diese Mechanismen greifen jetzt auch ganz offensichtlich für Trainer, die eine definierte Zeit – 2 bis 3 Jahre – hoffentlich sehr gute Arbeit leisten und dann die nächste, finanziell und sportlich vermeintlich attraktivere Option wählen. Das ist das Business. Damit müssen wir Fußballnostalgiker leben und uns darüber freuen, wenn das kleine gallische Dorf trotzdem immer wieder aufsteht, immer wieder neue Spieler findet, hoffentlich begeisternden Fußball spielt und dann wieder von vorne anfängt.

Max Eberl scheint weiter davon zu träumen, dass er was Blechernes in der Hand hält. Das wird aber extrem schwer. Als Fans müssen wir uns wahrscheinlich eher an den scheinbar Erfolgen festklammern, der Teilnahme an der Champions oder Euro League, den Siegen gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig, einem Weiterkommen im Pokal. Wir, ich bin und bleibe unverbesserlicher Fußballnostalgiker – und wünsche Adi Hütter alles Gute in Gladbach. Und dieses Posting erscheint natürlich ganz bewusst vor dem Anpfiff des Spiels der Fohlen gegen die Eintracht.

(Stefan Pfeiffer)

*An dieser Stelle sei auf das Gespräch zwischen Max Eberl und Felix und Toni Kroos in deren Podcast „Kroos * Kross – Einfach mal luppen“ verwiesen. Hörenswert, auch das und wie die Kroos’en das machen.

Ein närrischer Rosenmontag für Gladbach und die Fohlenfans

15. Februar 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Ein (schl)echter Rosenmontag: Marco Rose geht von Gladbach nach Dortmund. Ich hab es nach den letzten Wochen fast erwartet, bin aber doch enttäuscht. Der unverbesserliche Fußballromantiker kommt durch, der noch Rose im Ohr hat, dass er bei der wahren Borussia etwas aufbauen wolle. So weit Worte und Taten. Und musste es dann noch Dortmund sein, die zwar von den Möglichkeiten (etwas) höher zu beurteilen sind. Ich weiß, Stil scheint nicht mehr in sein. Und ob das sicher höhere Salär genügend Grund ist. Scheinbar doch.

Sollte Rose jetzt gegangen werden? Ich bin mir nicht sicher, aber es riecht angesichts des bevorstehenden DfB-Pokalspiels nach Matthäus-Drama, das ich damals live im Frankfurter Waldstadion beobachtet habe. Wer sollte Nachfolger werden? An den Spekulationen beteilige ich mich nicht, auch wenn ich einige persönlich Favoriten habe – die nicht unbedingt nach Bremen weisen. Max Eberl und das Gladbacher Management werden schon (hoffentlich) die richtige Entscheidung treffen.

Der Kicker kommentiert:

Sollte sich aber abzeichnen, dass Rose die nächsten Ziele verpasst, wird der Borussia-Park zum Pulverfass. Die Herzen der (meisten) Gladbach-Fans dürfte der Trainer spätestens an diesem Montag endgültig verloren haben.

Kommentar zum Abschied von Gladbachs Trainer Eberl hat bei Rose das Risiko mit eingekauft

Und auf Seitenwahl steht:

Wie klein Borussia Mönchengladbach wirklich ist, das hat uns allen Marco Rose heute schmerzhaft vor Augen geführt. …

In der Champions-League wird die Reise der Borussia in Manchester enden und in der Bundesliga ist man mittlerweile so weit, das Erreichen der Euro League als Erfolg werten zu müssen.  Bleibt der DFB-Pokal. Gegner: Borussia Dortmund. Eine unglücklichere Konstellation lässt sich nicht denken. Lothar Matthäus 1984 lässt grüßen. Im „echten Leben“ wird eine Führungskraft, die zu einem direkten Konkurrenten wechselt, umgehend freigestellt. Das ist im Fußball nicht die Regel, und was wäre auch die Alternative?

Der falsche Mann für die kleine Borussia

Gladbach Live schreibt:

… deshalb ist es richtig, dass Gladbachs Entscheider um Präsident Rolf Königs (79) und Manager Eberl Rose trotz dessen Entscheidung nicht prompt vor die Türe gesetzt haben. …

Der Abgang von Rose im Sommer dürfte sicherlich sportlich schmerzhaft sein. Das Gladbacher Fundament ist allerdings zu stabil, als dass es deshalb bedrohliche Risse bekommen sollte.

Gladbach: Kommentar: Rose-Abschied bitter, aber kein Untergang | GladbachLIVE

Und wer mit denkt:

Vielleicht zeigt dieser Fakt dann ziemlich genau, wie dieser Mann letztendlich tickt. Borussia Mönchengladbach war für Marco Rose eben leider nur eine Durchgangsstation – und wir waren dumme, naive Fußballfans, die an eine längere gemeinsame Zukunft geglaubt haben.

Menschlich enttäuschend, sportlich in Ordnung! – MitGedacht.

Und vielleicht etwas zu pathetisch, aber …

Keine Person, kein Ego und kein Typ ist größer als der Verein Borussia Mönchengladbach. Auch wenn Marco Rose diesen Klub offensichtlich nicht besonders wertschätzt.

Menschlich enttäuschend, sportlich in Ordnung! – MitGedacht.

Marco Rose hat sich menschlich und charakterlich diskreditiert, aber das mag in diesen Zeiten nicht mehr gelten. Anstand ist wohl altmodisch. Gerade nach der Pokalauslosung hätte er diese Entscheidung nicht mehr treffen dürfen. Kohle hin, Kohle her. Die nächste Chance hätte er auch nach einem weiteren Jahr woanders ergreifen können.

(Stefan Pfeiffer)

Die Fohlen gegen Real Madrid: Surreale Champions League-Spiele – Und Watson goes Werder: Echter Härtetest

27. Oktober 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Meine Fohlen spielen im Giuseppe-Meazza-Stadion gegen Inter Mailand. Real Madrid kommt in den Borussia-Park und der … bebt nicht. Es sind komische Zeiten in dieser Pandemie. Die Borusia kehrt in die Champions League zurück, spielt gegen die Creme de la Creme des europäischen Fußballs, aber irgendwie.

Mit einer gewissen Melancholie lese ich dann den Artikel von Fohlen-Fan Peter Ahrens „auf“ Spiegel online. Erinnerungen an Zeiten, in denen die Borussia bei Europapokal-Spielen oft ins Düsseldorfer Rheinstadion umziehen musste. Erinnerungen an große Momente – und Niederlagen gegen Real Madrid.

1985 kreuzten sich die Wege im Uefa-Cup, Jupp Henyckes war mittlerweile der Gladbacher Trainer. Im Hinspiel, wieder in Düsseldorf, nahm das Team grausame Rache an den Spaniern: 5:1. Frank Mill, Uwe Rahn, Ewald Lienen, es war ein einziges Fest, rauschhaft, die Stimme von Livekommentator Heribert Fassbender überschlug sich.

Borussia Mönchengladbach gegen Real Madrid 1976: Mein erstes Mal – DER SPIEGEL

Wenn man das so liest, erscheint unsere Zeit noch surrealer.

Und irgendwie passt dann auch der Bericht über künstliche Intelligenz im Sport, im besonderen im Fußball dazu. Der Einsatz reicht unterdessen von der Spielanalyse üner intelligente Unterstützung beim persönlichen Training bis hin zum Einsatz im Sportmarketing und -journalismus oder für die Stadionauslastung.

Schmunzeln musste ich natürlich, als ich auf diesen Absatz gestoßen bin:

Seit 2017 arbeitet Werder Bremen mit dem Unternehmen Just Add AI (JAAI) zusammen. JAAI konzentriert sich auf die Programmierung ihrer Plattform „Scouttastic“, der Fußballverein stellt das nötige Fachwissen zur Verfügung. Dank Scouttastic konnte Werder Bremen vor der Saison 2017/18 den erfolgreichen Torwart Jiri Pavlenka von Slavia Prag abwerben. Ohne KI wäre er wohl kaum in die engere Auswahl gekommen. Nun zeigt er sich jedoch als absoluter Glücksgriff.

In der Praxis: Künstliche Intelligenz im Sport | by fintechcube | Oct, 2020 | Medium

Mit Roland Becker habe ich auf der letzten CEBIT 2018 – für Jüngere: Das war mal Deutschlands, ja Europas, vielleicht sogar die wichtigste Computermesse der Welt – im IBM Livestudio über die Lösung unterhalten. Roland durfte mir damals noch nicht sagen, welcher Verein den Scouting mit künstlicher Intelligenz betreibt.

Nun wissen wir es. Es ist Werder Bremen, was natürlich meinen Freund und Werder-Freund Lars Basche zum Jauchzen bringt – und entsprechende Kommentare von Kölle-Fan Falk Hedemann provoziert.

Fußball ist auch nicht mehr das, was es mal war …

P.S. Ich werde übrigens altersmilde und habe dem ITbeobachter seinen Tweet über den „Ziegenbock“-Verein nicht verlinkt …

Fußballnostalgie, Big Business und das kleine gallische Dorf am Niederrhein #Gladbach #Fohlen #BMG

13. Oktober 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Mein RSS Reader Feedly hat mir den folgenden Tweet von @borussenguru rausgefischt, der auf einen Beitrage von 11 Freunde verweist:

11Freunde beziehungsweise Tobias Ahrens und Ron Ulrich beschreiben in dem Beitrag, wie gerade auch Oliver Bierhoff das Auftreten und die Vermarktung der Nationalmannschaft professionalisiert hat.

Unter seinem Mit­wirken wurde die Natio­nalelf Welt­meister und über­dies ein fluk­tu­ie­rendes Unter­nehmen mit smartem und kos­mo­po­li­ti­schem Image. Doch spä­tes­tens seit der WM 2018 wirkt sie nicht mehr smart, son­dern ent­rückt und über­heb­lich.

Schlandflucht – Was ist aus der Nationalmannschaft… – 11FREUNDE

Wenn ich Bierhoff höre, nehme ich mir nur zu bekannten Marketingsprech mit den üblichen Business-Vokabular wahr. Nähe zu den Fans wird in entsprechend inszenierten Vidoeclips „gefaked“. „Die Mannschaft“ scheint sich von den Fans entfernt zu haben. Das Ergebnis: Immer mehr Fußballinteressierten ist „die Mannschaft“ unterdessen gleichgültig, der DFB suspekt.

Auch mir geht es so. Nicht nur die Spiele der Nationalmannschaft, auch die gefühlt ständigen Spiele von Vereinen und Nationalmannschaft nerven mich seit geraumer Zeit. Immer neue Wettbewerbe, immer mehr Spiele werden aus dem Boden gestampft, denn der Rubel muss rollen. Doch mehr Spiele ist nicht mehr Begeisterung. Mich ödet es langsam an. Besser: Mich nervt, dass gefühlt jeden Tag ein Spiel ist, dass dann auch als wichtig „hochsterilisiert“ wird.

Doch all das wäre keinen „Block“ wert, wenn nicht @borussenguru Anfänge ähnlicher Tendenzen bei den Fohlen sehen würde. Doch einen Schritt zurück: Sprechen oder schreiben hier nicht unbelehrbare Fußballnostalgiker, die postulieren, dass früher alles besser gewesen sei, dass die Stars am Ball einfach näher an den Fans waren, volksnäher.

Doch erinnern wir uns an „damals“. Damals, als Mitglieder der Nationalmannschaft von 1974 aus dem Quartier ausgebüchst sind. Damals, als Mario Basler hier und da beim Zocken beobachtet wurde. Damals, als die Altintop-Brüder in manchem Club gesehen wurde, vor und nach den Spielen. All das wurde gedeckelt. Es gab keine sozialen Medien, keine vergleichbare Öffentlichkeit. Wenn heute ein goldenes Steak von Ribery oder Wolf gegessen wird, dann gehen die Bilder teils aus eigener Naivität, teilweise durch „zufällige Fotos“ durch die Medien und die Empörung ist groß. Andere Zeiten …

Aber auch mancher scheinbare Größenwahn kann beobachtet werden. Ein Kurt Sinan sah sich als Supertalent und glaubt zu den Bayern gehen zu müssen. Oder sein Manager überschätzte ihn. Oder ein Michael Cuisance, zuerst von den Fans hochgefeiert, mogelt und pöbelt sich aus dem Borussen-Kader heraus und geht (auch) zu den Bayern. Beide scheitern dort. Sie fördern nicht gerade den Glauben an den Profifußballer.

Und um es gleich richtig zu stellen. Natürlich ist solches Verhalten die Ausnahme, doch erscheinen heute viele Fußballer weit weg, arrogant (und das nur teilweise zu Recht). Bei der Gladbacher Borussia werden die Bodenständigen besonders von den Fans verehrt, ein Patrick „Flaco“ Herrmann, ein Toni Jantschke „Fußballgott“. Sie sind Ur-Borussen, befriedigen das Bedürfnis nach Identifikation und Vereinstreue.

Es ist der nostalgische Wunsch, sich mit dem Verein, den Spielern, dem Trainer zu identifizieren. Doch kann ein Trainer, solche Spieler aufstellen, wenn andere zugekaufte Spieler einfach besser spielen? Nein, kann er nicht, denn der Erfolg hat nicht erst heute Priorität. Doch manchem Manager täte es gut, den Wunsch vieler Fußballbegeisterter und Fans nach Nähe und Authentizität jenseits von Dependancen in China und dem unentrinnbaren Erfolgsdruck im Auge zu behalten.

Die von @Borussenguru angesprochene Professionalisierung, Internationalisierung und Digitalisierung ist nicht aufzuhalten. Doch wie das geschieht, das wird für viele Fußballfans den entscheidenden Unterschied machen. Und das kann durchaus eine Gratwanderung sein. Ein bißchen Fußballnostalgie? Warum denn nicht! Noch punktet das kleine gallische Dorf mit seiner Führungsriege und einem Max Eberl als Sympathieträger. Auch in Corona-Zeiten mit seinen Pappkameraden. Ich hoffe, dass das so bleibt, dass Vereine wie die Gladbacher Borussia oder ein SC Freiburg alten (und auch jungen) Fußballnostalgikern Freude bereiten.

P.S. Und natürlich wäre es schön zu hören, wo genau die Kritik von @borussenguru ansetzt.

,Kläff, Kläff‘ oder der Mythos Borussia Mönchengladbach – eine NDR Dokumentation

20. September 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Ach ja, Erinnerungen werden wach: die Geburt der Fohlenelf. In dieser Zeit bin ich in zartem Alter zum Fußball- und vor allem Gladbach-Fan geworden. Und ich erinnere mich an Namen wie Günter Netzer – immer noch ein Idol für mich -, Jupp Heynckes, Berti Vogts oder mein Torwart-Vorbild Wolfgang „Otto“ Kleff und natürlich den unvergesslichen und unvergessenen Hennes Weisweiler. In der Doku habe ich schön in Erinnerungen geschwelgt und natürlich an legendäre Momente wie das selbst eingewechselte Netzer-Tor zum Pokalsieg gedacht.

Der Witz ist so schlecht, dass er schon wieder gut ist. „Sepp Maier hat seinen Hund verkauft.“ – „Warum das denn?“ – „Er hat ihn gefragt, wer der beste Torhüter der Bundesliga sei. Und der Hund hat ,Kläff, Kläff‘ geantwortet.“

Fußball: In Sachen Spaß kommt Kleff sogar an Maier vorbei

„Borussia ist ein ganz besonderer Club“ #DieFohlen #Borussia

6. Juli 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Von Gehaltsverzicht, 20.000 Pappkameraden und vielem mehr. Tolles Video!

Borussia ist, wie es Max Eberl im Video sagt, ein ganz besonderer Club, auch wenn Max nicht so schnell wie Usain Bolt laufen kann.

Der wahre Titelkonkurrent kommt aus Leipzig … aber auch Kant wäre Fohlen-Fan

8. Dezember 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Sie haben gewonnen. Sie haben mit viel Glück gewonnen. Die Fohlen gegen die Bayern. Doch sie sind nicht die wirklichen Konkurrenten um den Meistertitel. Das sind die Bullen aus Leipzig, die Punkte einsammeln und derzeit etwas unter dem Radarschirm fliegen. Die wahre Borussia – die vom Niederrhein – ist Außenseiter. Leider streuen einige Altvorderen wie Berti und Loddar andere Botschaften, doch scheint Marco Rose geerdet.

Warum nicht die Fohlen? Die Mannschaft hat etliche Spiele in den letzten Minuten, oft in der Nachspielzeit gewonnen. Das ist sicher einerseits eine Frage des Siegeswillen, der Mentalität. Andererseits hat man immer nur ein gewisses Quantum Glück pro Saison. Das Glück, das die komischen Bayern in der 1. Halbzeit nicht hatten. Man wird irgendwann auch mal Pech haben und diese Punkte könnten dann fehlen.

Um es klar zu sagen: Natürlich hoffen alle Fohlen-Fans – dass es doch irgendwie klappt. Obwohl man nicht sicher sein kann, ob es für das Fortbestehen der Mannschaft gut wäre. Die Geier kreisen ja bereits über dem Trainingsgelände und winken mit Euro-Scheinen, aber das ist ja auch der Weg der Borussia. Spieler entdecken, entwickeln und teuer transferieren.

Ilja Behnisch hat auf 11Freunde darüber geschrieben, warum wir alle auf Borussia stehen, schon lange, auch in nicht so guten Zeiten. Und nicht nur deshalb wäre auch Kant Fohlen-Fan:

Borussia Mönchengladbach ist der kategorische Imperativ des deutschen Fußballs. Und ach ja: Spitzenreiter, Spitzenreiter.

über Warum Kant Gladbach lieben würde: Kategorisch gut

Die coolsten Typen von Jünter bis Max und das schönste Vereinswappen sind nur zwei Gründe, die grundsolide Arbeit ein weiterer. Stadion mitsamt Hotel und Reha-Klink und Internat sind selbst erarbeitet und erwirtschaftet. Gladbach ist – wie es Christoph Biermann schreibt – der typisch deutsche Mittelständler, pumperlgesund und innovativ, der „prototypisch mittelständische Werte wie Vernunft und Entschlusskraft erfolgreich kultiviert hat„. Die öffentliche Aufmerksamkeit fokussiert sich gerade Marco Rose und die Spieler, doch eine ganze Mannschaft mir Präsidium und Management steht auch hinter einem beispielhaften, grundsoliden Weg, aber …

Aber das ändert dennoch nicht viel daran, dass selbst Vereine wie Borussia Mönchengladbach heutzutage keine wirkliche Chance mehr haben, noch einmal Deutscher Meister zu werden. … dann müsste auch in den kommenden 20 Spieltagen alles passen und der Fußballgott ein Gladbacher sein, um diesen Vorsprung über die Ziellinie zu bringen. Die nüchternen Rechner der amerikanischen Website FiveThirtyEight sehen die Chancen auf eine Gladbacher Meisterschaft jedenfalls gerade bei vier Prozent, für die Bayern steht sie bei 71 Prozent.

über Weshalb Gladbach kaum Chancen auf die Meisterschaft hat: Daumendrücken für den Mittelstand

Ist wohl leider wahr. Gladbach ist Mittelstand, die Bayern sind ein internationaler Konzern wie auch die Aktien-Dortmunder. Und die Bullen sind ein dürftig kaschierter globaler Konzern.

Doch vielleicht ist nicht nur Kant, sondern auch der Fußballgott Fohlen-Fan …

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(Stefan Pfeiffer)

 

Hennes, Jünter, Berti, Jupp, Otto, Allan, Ewald, Effe, Loddar … – Warum ich Fohlen-Fan bin

1. Dezember 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Die Zeremonie am Samstag morgen: Ich hole Croissants und die gedruckte FAZ. Der Sportteil – ich erfülle alle Klischees – wird zuerst aufgeschlagen und mir springt Hennes Weisweiler entgegen, der Gladbacher Kulttrainer. Er wäre am 5. Dezember 100 Jahre geworden und deshalb hat Christian Eichler den Bericht „Er hat mich und Gladbach gemacht“ (Zitat Günter Netzer) geschrieben, der vor allem auf einem Interview mit Günter Netzer basiert.

Er ist immer ein ganz feiner
Mensch geblieben.

Wolfgang Overath über
Günter Netzer

Und ich hatte einen Flashback in 70er Jahre, als ich Fan der Gladbacher wurde und seitdem – auch in schlechten Zeiten – dazu stehe. Freunde und Bekannte fragen oft, warum denn Fohlenfan. Was war der Auslöser damals? Keine Ahnung. Wohl einfach der sensationell schöne Offensivfußball, für den eben jener Hennes Weisweiler als Trainer steht. Spieler wie Günter Netzer, auch vor kurzem 75 Jahre alt geworden (hier mein „Block“ zu seinem 70ten), mein Fußballidol auf und jenseits des Platzes als Manager, Geschäftsmann und unvergessener Co-Moderator.

Der Terrier, Berti Vogts, bei dem man schon im Ansatz die Blutgrätsche vorher sehen konnte. Jupp Heyncker, der Gladbacher Goalgetter, als Torjäger immer etwas im Schatten von „dickes kleines Müller“, dann später als Trainer einer der erfolgreichsten deutschen Coaches. „Otto“ Kleff, mein Vorbild als Torwart und der Grund, warum Sepp Maier keine Dackel leiden konnte: Kläff-kläff-kläff

Ich erinnere mich später 1984 nach den golden Siebzigern an den Besuch auf dem Bökelberg zum DFB-Pokal Halbfinale gegen Werder Bremen. Tränengas zog durch das Stadion und Hans-Jörg Criens, dem in der fünften Minute der Nachspielzeit der Ausgleich zum 4:4 gelang. In der Verlängerung schoss er dann das 5:4. Und dann das Finale im Frankfurter Waldstadion: Lothar Matthäus verschießt seinen Elfer und geht zu den Sch..Bayern. Und wenn man dann die Mannschaftsaufstellung liest: Ewald Lienen, Frank Mill, Wilfried Hannes, Winni Schäfer, Borowka und viele andere Namen. Trainer Jupp Heynckes.

Und irgendwie ist damals in den siebziger Jahren auch die Abneigung gegen Bayern München entstanden, die neureichen Schnösel, die das Olympia-Stadion geschenkt bekamen und durch die Zuschauereinnahmen meinen Fohlen einfach finanziell enteilen konnte. Und dann auch noch dieser Manager Uli Hoeness und jetzt graben sie auch noch an unserem Max Eberl.

[Diese Bemerkungen nicht zu ernst nehmen. Es ist nur eine der schönsten Nebensachen der Welt und man kann herrlich schwadronieren und debattieren.]

Und natürlich alle Gladbach-Fans, die die guten alten Zeiten mitgemacht haben, von einer Renaissance, einer Wiedergeburt. Wie Max Eberl möchten auch wir, dass die Fohlen mal wieder was „Blechernes“ in der Hand halten. Vielleicht ist es ja wirklich nur ein Traum, aber manche werden …

Er hat Borussia Mönchengladbach
gemacht. Er hat mich gemacht. Vor
allem hat er mich machen lassen.
Günter Netzer über Hennes Weisweiler

Aber ich schweife nostalgisch etwas ab. Zurück zu dem FAZ-Bericht, den ich hier verlinke, sobald er online verfügbar ist. Am Ende wird über das letzte Treffen Ende der siebziger Jahre zwischen Hennes Weisweiler, Berti Vogts und Günter Netzer in der Düsseldorfer Altstadt berichtet. Da bot Hennes Weisweiler Vogts und Netzer das Du und Netzer sagte gegenüber der FAZ: „Mein Respekt vor ihm war viel zu groß, als dass ich ihn je hätte duzen können.“

(Stefan Pfeiffer)

P.S. Ich habe mir erlaubt, ein Foto, dass ich auf Sport.de gefunden habe zu verwenden. Fall es hier Copyright-Probleme geben sollte, nehme ich da sofort wieder runter.

Fohlen: Meisterträume? Genießen, auf dem Boden bleiben, weiter so kämpfen und spielen

3. November 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Normale Bundesliga-Zeiten heutzutage: Meine Fohlen performen in der Regel ausgesprochen gut, stehen auf Platz 1, auch (aber nicht nur) weil die großen Favoriten aus München und auch Dortmund nicht derart dominant auftreten, wie sie es in den vergangenen Jahren immer getan haben. Doch der Hype geht mir einfach zu weit. „Gladbacher Titelträume sind keine Spinnereien“, kommentiert die Rheinische Post. Und „Wer in Leverkusen wieder so zurückkommt, und mit großem Kampf das Spiel gewinnt, darf auch von der Meisterschaft träumen.“

Doch erinnern wir uns an die vergangene Saison. Da war Gladbach in der Hinrunde unter Dieter Hecking auch ganz oben platziert, um in der Rückrunde abzustürzen. Schon damals gab es entsprechende Überschriften und das nicht nur im Boulevard. Erhöhte Obacht und Demut sind aus meiner Sicht bei aller Freude also angebracht.

Wie hat sich unser aller Rudi Völler nach der gestrigen Niederlage durch die Niederlage seiner Leverkusener angefressen geäußert? Er hat, so die Süddeutsche, die Gladbacher „schon mal besser gesehen“, sagte er, „sie machen ein mittelmäßiges Spiel – und jetzt sind sie Tabellenführer“. Die Aussage ist mir etwas zu billig und trifft es auch meiner Ansicht nach nicht.

Eher gilt: Die Fohlen haben fast eine maximale Ausbeute geholt. Sie zeigen Charakter und geben nie auf. Das ist aus meiner Sicht übrigens ein Unterschied zum vergangenen Jahr, wo man diesen Willen manchmal nicht gezeigt hat. Das Pressing und nah vorne verteidigen zeigt oft gut Ergebnisse und übt Druck auf die Gegner aus. Wille, Glück und auch Coolness, wie beispielsweise in Leverkusen die Tore herausgespielt werden. Max Eberl kommentiert korrekt: „Die Kombination aus diesen Dingen macht es im Moment.“

Die Neuzugänge Thuram, Embolo und Lainer überzeugen wie eigentlich der ganze Kader durch die Bank. In der Verletztenmisere springen andere Spieler ein und es scheint keine erste Elf, sondern einen breiten, leistungsstarken Kader zu geben, bei dem Ausfälle immer wieder kompensiert werden. Das zeugt von Stärke, einer guten Kaderzusammenstellung  durch Max Eberl (und seinem ganzen Team) und dem neuen Trainer Marco Rose und Trainerstab, das gut arbeitet.

Es muss jedoch mehrere „Aber“ geben. Ich habe die Fohlen live in Hoffenheim gesehen. Sie haben gut gepresst, hatten aber auch Glück (wie in vielen anderen Spielen). Das Glück ist ja aber auch mit den Tüchtigen. Ok, 1 Euro in das Phrasenschwein. Jedoch scheint mir, dass im kreativen Aufbauspiel und in der Kombination nach vorne noch eine Menge Verbesserungspotential vorhanden ist.

Wie schreibt der Spiegel zum Spiel gegen Leverkusen unter der Überschrift „Ein halbes Spitzenteam“ richtig: „Zur spielerischen Dominanz einer Spitzentruppe fehlt den Gladbachern aber immer noch ein gutes Stück.“ Vielleicht kommt das stärker, jetzt wo Lars Stindl und Jonas Hoffmann wieder da sind. Eventuell kommen auch die Youngster Florian Neuhaus (der zu Beginn der Runde komplett überspielt war) und László Bénes noch stärker kreativ ins Spielen. Schauen wir mal.

Momentan sehen wir eine gute pressende Borussia mit viel Kampf- und Siegeswillen, die mit Nadelstichen und vereinzelten schnellen Kombinationen zu überzeugen weiß und auch noch das notwendige Glück hat. Die Saison ist noch jung und die Konstanz wird entscheiden, auch wenn es mal ergebnistechnisch schlechter laufen sollte. Und jetzt werden die Fohlen ernster genommen, denn „Wir werden jetzt gejagt“, wie es Max Eberl gegenüber Fohlen-Hautnah sagt.

Ich möchte keinen Essig in den Wein gießen, aber denken wir an das Spiel daheim gegen Leipzig, die Niederlage in der Liga gegen Dortmund (den Pokal sehe ich etwas anders) oder die Blamage gegen den Wolfersberger AC. Es gibt noch viel Verbesserungspotential, aber natürlich ist die Entwicklung bis zum gestrigen Spieltag einfach nur super. Weiter so. Es macht gerade richtig Spaß, Fohlen-Fan zu sein und unsere, meine Fußball- und Borussen-Ikone Jünter nickt wahrscheinlich weise aus der Schweiz! Muss doch dringend ins Stadion und mir die Ausstellung anschauen.

(Stefan Pfeiffer)

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„Einfach anständig miteinander umgehen, freundlich zueinander sind, auch offen für neue Dinge sind“ – Marco Rose im ZDF-Sportstudio

25. August 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Gestern Abend bin ich doch nochmals zum Aktuellen Sportstudio rübergezappt. Und wer war als Studiogast eingeladen? Marco Rose, gebürtiger Leipiziger, ehemaliger Mainzer Fußballprofi unter Kloppo, erfolgreicher Coach in Salzburg und seit dieser Saison Trainer „meiner“ Fohlenelf.

Eigentlich geht mir der Hype um Marco bei aller notwendigen Aufbruchstimmung zu weit und ich war auch zu Beginn unsicher, ob er zu diesem frühen Zeitpunkt nach zwei mehr oder weniger erfolgreichen Pflichtspielen die Einladung ins Sportstudio hätte annehmen sollen. Er hat sich dann sehr locker, normal und eloquent geäußert. Bemerkenswert ist, dass dann Katrin Müller-Hohenstein eine politische Frage im sonst von den Höhen und Tiefen des ach so wichtigen Balles geprägten Studios stellte. Und Marco Rose antwortete wie folgt zum Thema 30 Jahre Mauerfall und Ost-West-Beziehung in Deutschland (ein Auszug transkribiert vom Express):

Wichtig ist, dass wir grundsätzlich in der Gesellschaft daran arbeiten, wieder wichtige Werte aufzunehmen. Einfach anständig miteinander umgehen, freundlich zueinander sind, auch offen für neue Dinge sind. Ich will nicht zu weit gehen, aber wir müssen auch in der Politik aufpassen, dass wir wieder richtige Entscheidungen treffen und Vertrauen in das gewinnen, was wir hier alle gemeinsam machen in Deutschland. Unser Land ist ein lebenswertes Land, wir sollten versuchen, alle gemeinsam daraus etwas zu machen.

Quelle: Borussia Mönchengladbach: Marco Rose begeistert im ZDF-Sportstudio | Express.de

Erinnert mich an die Aussagen von Gunnar zu seinen Erfahrungen auf der Tour #FürMiliana. Und kann man so jenseits von Handspielen und Schiedsrichterentscheidungen einfach zitieren, finde ich.

Ach ja, natürlich gibt es auf YouTube wieder blöde Bemerkungen vor allem aus einer bestimmten politischen Ecke.

(Stefan Pfeiffer)