Posts Tagged: ‘DataPrivacy’

[DE] Sich endlich des Themas Informationsgesellschaft annehmen — Carta

22. August 2013 Posted by StefanP.

Für wichtig halte ich es, dass auch diejenigen, die rein biologisch nicht zu den „Digital Natives“ gehören, sich endlich mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und mit Engagement diesen Fragestellungen widmen. Datenschutz und Informationsfreiheit sind zu wichtige politische Themen, um sie allein den dafür eingesetzten Beauftragten und einigen wenigen Spezialistinnen und Spezialisten zu überlassen.

via Datenschutz · Die reale Ignoranz des Virtuellen — Carta.

Ich kann Peter Schaar nur zustimmen. Solange wesentliche Politiker beim Thema Internet und Informationsgesellschaft von Neuland sprechen, ist etwas faul im Staate Deutschland. Dann sprechen wir nicht von einem Wettbewerbsvorteil für Deutschland, sondern von einem Nachteil.


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[DE] Die Frage von Otto Normalmailer: Welchen E-Mail-Dienst nutzt man denn nun privat?

14. August 2013 Posted by StefanP.

Ich bin dieser Tage über diese beiden Artikel gestossen:

In einer Stellungnahme zu einem laufenden Gerichtsverfahren haben Anwälte von Google erklärt, dass Nutzer die Emails an Googles Mailservice Gmail schicken, keine Privatsphäre zu erwarten hätten. …

Für John M. Simpson, Projektdirektor bei Consumerwatchdog, ist die Sache damit klar: Wer seine Privatsphäre schützen möchte, darf Gmail nicht nutzen.

“Google has finally admitted they don’t respect privacy,[...]. People should take them at their word; if you care about your email correspondents’ privacy don’t use Gmail.”

Dieser Aussage schließen wir uns an.

via Google: “Nutzer von Gmail können keine Privatsphäre erwarten”.

Thomas Cloer hat gerade einen Link geteilt, in dem die Aussage von Consumerwachdog in Frage gestellt wird. Martin Weigert schreibt auf netzwertig.com (und ich kann nur zustimmen):

Die Enthüllungen rund um die Spitzelaktivitäten der NSA sowie die mutmaßliche Partizipation des Gmail-Betreibers Google am umstrittenen Prism-Programm, … , bestätigten mich durchaus in meiner Strategie der Risikostreuung und unterlassenen Auslagerung eines essentiellen Bestandteils meiner Onlinekommunikation in die USA. Gleichzeitig mache ich mir keine Illusionen über die Sicherheit deutscher E-Mail-Anbieter. Daran ändert auch die gerade von der Deutschen Telekom, Web.de und GMX lancierte “E-Mail made in Germany“-Kampagne nichts, die mit scheinbar besonderen Sicherheitsmerkmalen um das Vertrauen der Nutzer wirbt. …

Angesichts dieses kläglichen Gesamtbilds, das das 1995 gegründete Web.de abgibt, seit ich es kenne, hätte es mich doch sehr verwundert, wenn die jetzt getroffenen Maßnahmen zur von der NSA inspirierten “E-Mail made in Germany”-Kampagne der drei Mail-Provider tatsächlich die hohen Sicherheitsstandards erzielen würden, die sie vorgaukeln.

via Gute Produkte Fehlanzeige: Die Unfähigkeit alteingesessener deutscher Netzfirmen am Beispiel der E-Mail | netzwertig.com.

Und er geht auch auf die Qualität und Usability der deutschen Anbieter ein: T-Online auf dem Mac, iPhone und iPad in Mail anbinden, hat bei mir immer Probleme gemacht, egal ob man IMAP oder POP3 benutzt. GMX und Web.de sind auch nicht gerade Burner … Michael Urspringer empfiehlt auf Facebook als Kommentar, die End-to-End-Verschlüsselung. Die funktioniert jedoch nur, wenn beide Seiten verschlüsseln. Da sitzt nun Otto Normalmailer nun und kratzt sich den Kopf: Welchen E-Mail.Dienst benutze ich denn nun privat?

Oder sollte man mit meinem Kollegen Luis Suarez gehen und möglichst “Outside the Inbox” leben …


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[DE] Die Deutschen und das Netz: “Neuland” gestalten …

3. Juli 2013 Posted by StefanP.

Das Internet ist für die Politik – quer durch alle Kontinente und Länder und quer durch alle Systeme – ein willkommenes Kontroll-Tool, im übrigen aber ein Störfall. Das Internet macht Politik anstrengend. Die Selbstorganisationskräfte sind riesig, das Kommunikationspotential auch für politische Inhalte unendlich. Die Dynamik, die das Internet politisch entfalten kann, hat es nicht erst im arabischen Frühling oder zuletzt in der Türkei bewiesen. Eine Dynamik, die viele Politiker in ihrer digitalen Inkompetenz oft peinlich lächerlich hat erscheinen lassen; zuletzt Angela Merkel mit ihrer “Neuland”-Bemerkung bei Obamas Besuch.
Die schlimmste Bedrohung der politischen Klasse – … – ist die Transparenz, die das Internet bietet. … Und Initiativen per Internet sind viel zu schnell und quecksilbrig, um der Politik eine Chance zu geben, auch nur halbwegs zeitnah angemessen reagieren zu können.
So dumm, wie man die Politik gerne darstellt, ist sie aber nicht. Sie weiß, dass sie das Internet nicht mehr loswerden kann. Dazu hat es sich zu sehr als positiver Wirtschaftsfaktor, als sensationeller Produktivitäts-Multiplikator und als Echtzeit-Kommunikationstool bewährt. Die Büchse der Pandora ist geöffnet und lässt sich nicht mehr schließen. …
… Die wirksamste Waffe gegen das Internet ist wohl, es umfassend – und nachhaltig (hier passt die Politphrase) in Misskredit zu bringen. Und was eignet sich besser dafür, als es als allgegenwärtige Überwachungskrake jenseits aller Negativszenarien (Orwells “1984″ u.v.a.) zu desavouieren?

Michael Konitzer auf Carta.info: Die Dekonstruktion des Internets

An dieser Analyse ist viel dran. Wenn ich sehe, wie viele sich aus Angst in meinem Bekanntenkreis schon heute dem Netz verweigern. Sehr oft sind es unter meine Bekannten gerade Lehrer, die Angst vor Mobbing im Netz haben … Vorfälle wie Prism potenzieren noch die 1984er Vorbehalte und verstärken die Verweigerungshaltung beziehungsweise die negative Grundeinstellung zum Netz. Ob Merkel und Konsorten einfach darauf setzen, dass die breite Wählermasse eh skeptisch gegenüber dem Netz eingestellt ist, dies in der Tat noch immer “Neuland” für sie ist und diese Themen eh nicht wahlentscheidend sind?

Demgenüber steht die Wahlkampfstrategie eines Obama, der durch den gezielten Einsatz des sozialen Netzes wohl die entscheidenden Wählerstimmen geholt hat. Aber vielleicht sind wir in der Nutzung und Akzeptanz des Netzes einfach noch nicht so weit wie die USA. Das eigentliche Problem ist, dass wir uns in Deutschland jenseits einer kleinen Netzelite einfach noch nicht konstruktiv und genug mit dem Netz auseinandersetzen. Die Betonung liegt auf nicht verweigernd, sondern auf konstruktiv, analytisch, gestaltend, über den Tellerrand einer nur piratisierenden Netzsplittergruppe hinaus blickend.


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[DE] “Big Data” – Risiken, Chancen und Aufgaben

30. Juni 2013 Posted by StefanP.

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“Big Data” ist ein neues Modewort, das nicht nur die IT Industrie durch das digitale Mediendorf treibt. Auch “The European” widmet sich in seiner aktuellen Printausgabe des Themas. Die Beiträge sind wohl geschrieben worden, bevor der PRISM-Aspekt von “Big Data” publik wurde. Dies gibt manchem Beitrag ein gewisses Geschmäckle. Wenn T-Systems-Vorstandsmitglied Reinhard Clemens darüber lästert, wie wir Deutschen wieder einmal technologieskeptisch sind, dabei die Obama-Wahlkampagne zitiert und IT-Unternehmen dazu auffordert, den Nutzen von “Big Data” jenseits des rein Kommerziellen deutlich zu machen, bekommt das schon jetzt eine neue Bedeutung.

Um es klar zu sagen: Ich bin technologiefreundlich und glaube, dass Technologien wie Watson und vergleichbare Systeme in der zielgerichteten Analyse von “Big Data” unendlich viel Nützliches und Gutes bewirken können, in Wirtschaft ebenso wie im Gesundheitswesen. Jedoch machen PRISM und die vergleichbaren Vorfälle auch deutlich, dass der kontrollierte Umgang mit unseren Daten ein elementares Thema ist. Sich dabei auf Behörden wie die NSA zu kaprizieren, ist nicht genug. Die Google’s und Amazon’s dieser Welt gehören ebenfalls in den Blick – und kontrolliert. Gerd Leonhard vergleicht die Datenkraken von heute mit den Ölgiganten, den Exxons und MobileOils, von gestern. Nur wer kann Kontrolle in einer globalen Welt jenseits der Nationalstaaten leisten? Wer kann multinationale Konzerne und Stattsorgane kontrollieren? Darüber müssen wir nachdenken und dabei – so weit möglich – mit der Kontrolle unserer eigenen, persönlichen Daten beginnen.

Die Potenziale, die derzeit entfaltet werden, sind gigantisch. “Big Data” wird von anderen Megatrends befeuert: “Mobile” – überall “on” sein, Daten generieren und abrufen – und “Social” – sich vernetzen, Informationen teilen und austauschen, eben gerade auch mobil – produzieren immer mehr Daten, die ausgewertet werden können. Die Cloud (um es mal platt zu sagen) ist der Ort, wo sie mehr oder weniger sicher und gesichert gespeichert werden.

Der Rohstoff Öl ist endlich. Der Rohstoff Information, Data, scheint – so der Vergleich nicht hinkt – unendlich, ja wachsend. MEssieht so aus, als ob wir erst am Anfang der Möglichkeiten von “Big Data” sind. Wenn heute unerlaubt, ohne persönliche Einwilligung E-Mails unter dem Deckmäntelchen der nationalen Sicherheit abgehört werden, wenn schon seit Jahren persönliches Surf- und Kaufverhalten ausgewertet und monetarisiert wird, so kommen schon jetzt Geoinformationen und vor allem multimediale Inhalte unzähliger Kameras hinzu. Und all diese Informationen werden intelligent vernetzt. Ich will hier bestimmt nicht den Datenteufel an die Wand malen, aber jedem sollte bewusst sein, welche auch negativen Möglichkeiten “Big Data” bietet und wie – besser in welchem Rahmen – man seine persönlichen Daten auf Google und Co. schützen kann. Ich rede von Schutz, nicht Verweigerung!

Das Bekanntwerden von PRISM läutet (hoffentlich) eine neue Phase der Sensibiltität gegenüber Datenüberwachung und den “Big Brother’s “ein, hoffentlich nicht im Sinne platter Bilderstürmerei und Technologiefeindlichkeit (wie wir sie nur zu oft gerade in Deutschland pflegen), sondern vielmehr in der konstruktiven, streithaften und streitbaren Auseinandersetzung um die Vorteile und Gefahren von “Big Data”. Das Netz und die dort generierten Daten haben ungeheueres, positives Potential. Es liegt an uns allen die negativen Aspekte einzudämmen.

P.S. Ich hoffe, dass die gegenwärtige Diskussion nicht wieder einmal nur dazu führt, dass ausschliesslich die USA-Administration platt kritisiert werden. Es wäre endlich an der Zeit, dass auch gerade die selbsternannte deutsche Netzeliten endlich einmal einen kritischen Blick auf die kommerziellen Datensammler und -verwerter wirft, statt blauäugig und anbetend selbstdeklarierten Gutkonzernen alles durchgehen zu lassen.

P.P.S. In einem solchen “Big Picture” bekommt das Verhalten eines Snowden eine neue Dimension.


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[DE] Der Vertrag: Wer Google vertraut und seine Daten gibt, erhält Produkte, die Leben leichter machen – Netzökonomie-Blog – FOCUS Online

28. Mai 2013 Posted by StefanP.

Eine sehr gute Zusammenfassung und Analyse von Holger Schmidt zu Google:

Denn im Gegensatz zur Konkurrenz glaubt Page den Schlüssel für die Innovationen der nächsten Jahre schon in der Hand zu halten: Aus riesigen Datenmengen die Informationen herausfiltern zu können, die für den Nutzer in seiner jeweiligen Situation besonders hilfreich sind. Smartphones oder künftig die Google-Brille liefern den nötigen Kontext wie den genauen Aufenthaltsort oder Tempo und Art der Fortbewegung. …

Was die Tech-Enthusiasten begeistert, wird aber bei vielen Menschen Bedenken hervorrufen. … Es ist eine Art Vertrag, den Google seinen Nutzern anbietet: Wer Google vertraut und seine Daten gibt, erhält dafür Produkte, die das Leben leichter machen. Je mehr Daten, desto besser die Produkte.

via Datendienste: Wie Google der Konkurrenz und den Nutzern enteilt – Netzökonomie-Blog – FOCUS Online – Nachrichten.


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[DE] Unternehmen & Social Media: Fingerspitzengefühl statt Social SPAM

4. Januar 2013 Posted by StefanP.

Diesen Beitrag sollte sich so mancher Marketier mal durchlesen. Liebe Leute, Fingerspitzengefühl ist gefragt und nicht Social SPAM, sonst erreicht Ihr genau das Gegenteil. Das Problem: Viele Marketingleiter verstehen es einfach noch nicht und betreiben Social Media wie E-Mail Marketing. Und das kann nur in die Hose gehen. Danke für den Beitrag!

Social Media bietet Ihnen eine fantastische Möglichkeit, das moderne Lebensumfeld der Menschen kostenlos mit ihren Werbebotschaften zu überfluten. Angesichts dieser Perspektiven schlägt das Herz jeder Marketingabteilung höher. …

Soziale Netzwerke helfen Beziehungen zu pflegen und aufzubauen. Es sind aber nicht die technischen Plattformen, die uns wichtig sind, sondern es sind die Menschen. … Menschen, die wir aus dem physischen Leben kennen oder die wir auf virtuellem Wege kennenlernen. Ja, ich freue mich, wenn ich mich mit Menschen unterhalten kann. Oder wenn die mir möglicherweise sogar nutzen, mit mir gemeinsam Zeit verbringen, mich erfreuen oder helfen, Probleme zu beseitigen.

Unternehmen sind in diesem Geflecht von Menschen Eindringlinge. Manchmal tauchen Sie behutsam ein, manchmal wie fleischfressende Dinosaurier auf der Suche nach Beute (= Fans). Erfolgreiche Social Media bedeutet für mich, dass Unternehmen wie Menschen erscheinen und auftreten müssen, also sich ein menschliches und soziales Gesicht geben. Und selbst dann werden sie nie Beziehungen aufbauen können wie sie jahrelange Freunde pflegen. Die Qualität ist eine andere.

… Unternehmen werden nie wie Freunde werden, die sich einfach alles anhören. Unternehmen sollten sich über die Gnade von Menschen freuen, die sie in ihr virtuelles Leben eindringen lassen. Und wenn sie dauerhafte Beziehungen entwickeln wollen, dann sollten sie auch wie Freunde auftreten. …

via Social Media: Unvergleichlich « Das M & M Blog.


[DE] Ausstellung in der Schirn — Von wegen Ende des PRIVATen (oder die radikale Offenheit des Persönlichen)

4. November 2012 Posted by StefanP.

Die Schirn hat gerade eine neue Ausstellung unter dem Titel PRIVAT eröffnet. Hier einige Auszüge aus dem Artikel auf Schirn Mag:

Privat – das ist heute fast schon ein Wort aus der Vergangenheit. Kaum noch zutreffend in Zeiten, da alles auf Facebook gepostet wird, vom Lieblingskochrezept bis zum aktuellen Beziehungsstatus. Exhibitionismus, Selbstenthüllung, Erzähllust, Zeigefreude und Voyeurismus sind soziale Strategien unserer Zeit, in der längst ein Strukturwandel der Öffentlichkeit stattgefunden hat. …

Privatheit ist heute mehr denn je durch mediale Aspekte bestimmt. Der Wunsch nach immer schnellerer Kommunikation ist von größter Bedeutung, und vor allem die Medien Fotografie und Film ermöglichen eine schrankenlose Ausdrucksoffenheit. Die öffentliche Inszenierung privater Ereignisse, Homestories, Talkshows, Reality-TV, Chatrooms, digitale Fotoalben im Internet sowie die Präsentation von Persönlichkeitsprofilen für eine weltweite virtuelle Gemeinde sind Hinweise auf neue Formen öffentlicher Darstellung von Privatheit. Die aktuelle Debatte um den jüngst generierten Begriff der „Post-Privacy“ – der radikalen Offenheit des Persönlichen – stellt das bislang gültige Konzept von Privatheit in seiner Gesamtheit in Frage.

via PRIVAT — SCHIRN MAG.

Ich bin zwiegespalten bei diesen Aussagen. Auf der einen Seite finde ich es sehr gut, daß die Schirn das Thema aufgreift und Exponate durchaus auch sehr bekannter Künstler ausstellt. Auf der anderen Seite ärgere ich mich, wenn wieder einmal die Bilder nackter Jugendlicher, die sich auf Facebook “veröffentlichen”, quasi als Beleg genommen werden, dass das Netz schlecht ist und alle sich nur noch “naggisch” machen, entblössen und entblöden.

Das sind genau die Sprüche, die bei Abendessen oder in netter Runde, durchaus auch in meiner Bekanntschaft kolportiert werden. Alle – besonders die Jugendlichen – geben nur noch Privates im Netz preis, meint man, wenn man diese Diskussionen und auch einige Aussagen des Schirn-Artikels liest. Ich wünsche mir eine etwas differenziertere Auseinandersetzung mit dem Thema, aber natürlich ist es einfacher, plakativ zu formulieren und das Ende der Privatheit zu verkünden. So ein Mumpitz.

Die Möglichkeiten durch das Netz, private Fotos und Informationen unkontrolliert zu verteilen, sind heute größer denn je. Das ist absolut unbestritten. Die Möglichkeit, mit Freunden weltweit in Kontakt zu bleiben, und zu wissen, wie es ihnen geht, was sie denn machen, war ebenfalls nie so groß. Aussage eines Freundes beim gestrigen Abendessen: Wenn ich Freunden die neuesten Fotos schicken will, dann kann ich das doch auch per E-Mail tun. Stimmt, aber statt E-Mails an 20 Freunde zu schicken, kann man diese Bilder auch den 20 Freunden – und nur denen -  gezielt auf Facebook oder über andere Kanäle zur Verfügung stellen. Und niemand außer diesen Freunden kann die Fotos auch sehen, wenn ich es korrekt einstelle. Von wegen sich vor allen “naggisch” machen, Exhibitionismus oder Selbstenthüllung. Ich gebe allerdings auch gerne zu, dass bei mir – wie im Artikel geschrieben – Erzähllust und auch der Genuss am Lästern und Flachsen vorhanden ist. Es macht einfach Spaß, mit Freunden Dinge humorvoll auszutauschen. Wenn daran etwas Verwerfliches ist … Ich bin gerne albern, lustig oder humorvoll.

Drücken wir es es geschäftsmässig aus: Die Möglichkeit, mit Freunden, Bekannten, Geschäftspartnern und einer Community gezielt Informationen zu verteilen, zu tauschen und darüber transparent zu diskutieren, war nie so groß. Diese Transparenz hilft auch gerade Künstlern wie Ai Weiwei. Die neue Öffentlichkeit des Netzes ist nicht nur für ihn eine Lebensversicheurng und es gibt unzählige weitere Beispiele aus Politik und Wirtschaft, wo sich Zustände positiv durch den Einfluß des Netzes bewegt haben. Die sollte bei aller Verteufelung nicht vergessen werden!

Ai Weiwei, 258 Fake, 2011 (Detail), Neubearbeitung der Ausstellung „Ai Weiwei – Interlacing“ Edition von 12, 7677 Bilder (2003-2011) und 12 Monitore, variable Installationsmaße – Quelle: http://www.schirn-magazin.de/wp-content/uploads/2012/10/Schirn_Presse_Ai_Weiwei_258_Fake_2011.jpg

Ich hoffe, dass die Ausstellung ein weiterer Anlass ist, konstruktiv über das Thema aufzuklären und nicht nur durch erwähnte Bilder halbnackter Jugendlicher Stimmung zu machen. Gerade besagte “halbnaggische” Jugendliche – aber sicher nicht nur die – brauchen Aufklärung in den neuen Kulturtechniken (und ich benutze das Wort Kultur hier ganz bewusst). Die Botschafter des Untergangs des ach so kulturell hochstehenden Abendlandes haben zu Zeiten von Radio und Fernsehen (und davor) bereits neue Kommunikationskanäle verteufelt statt zum konstruktiven Umgang damit zu raten. Wir Deutschen sind ganz besonders groß darin.

Es geht hier nicht um das Ende der Privatsphäre. Es geht darum, neue Technologien und Kulturtechniken bewusst und gekonnt zu lernen, zu benutzen, die Potentiale positiv zu nutzen und Fehler zu vermeiden. Aufklärung und Ausbildung ist gefragt, nicht Verteufelung! Post-Privacy ist aus meiner Sicht auf jeden Fall der komplett falsche Begriff und Ansatz.