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Wie kann aus dem 800 Seiten starken Papier der Enquetekommission schnell gelebte KI-Praxis werden? Andrea Martin bei #9vor9

19. Mai 2021 Posted by Stefan Pfeiffer

Und endlich war sie zu Gast: Meine hoch geschätzte Kollegin Andrea Martin hat uns bei #9vor9 mit dem Digitalthema Was kommt nach der KI Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages besucht und aus der Arbeit berichtet. Große Einigkeit herrschte bei Andrea, Lars und mir mit der Aufforderung jetzt auch machen. Projekte umsetzen, nicht endlos diskutieren, sondern endlich machen entlang der definierten ethischen Leitplanken, ob es nun der Corona- oder Bürger-Chatbot ist oder andere Aspekte und Nuancen der Nutzung von künstlicher Intelligenz.

Über 800 Seiten Papier können eben geduldig sein, im Archiv (ver)enden, gerade wenn andere Themen wie die Pandemie nach Abgabe des Berichts in den Vordergrund getreten sind oder der aufziehende Wahlkampf bei Politiker:innen zur Verschiebung von Prioritäten führt. Der Fortschritt, die Digitalisierung in Deutschland und unsere Wettbewerbsfähigkeit wird aber nur dann zügig voran schreiten, wenn der Schritt vom dicken Grundlagenpapier in die reale Umsetzung gelingt. Da ist – wie bei vielen Themen der Digitalisierung – wohl noch deutliches Beschleunigungspotential.

Und dann war da noch das Thema Digitalministerium, um das wir uns gedrückt haben

Und da kommt auch das zweite Thema ins Spiel, das Andrea und wir ins Auge gefasst hatten: das Thema Digitalministerium, das auch ich immer wieder auf dem Kieker habe. Würde ein Digitalministerium dazu beitragen, dass digitale Themen wie Künstliche Intelligenz schneller eingesetzt werden? Hätte ein solches Ministerium die Macht, die Richtlinienkompetenz, um auch Entscheidungen in unseren Strukturen durchzusetzen, die von ministeriellem Besitzdenken und föderaler Verhinderungsstruktur geprägt zu sein scheint? Praktiker beklagen auch in #9vor9 immer wieder, wie zäh und innovationsverhindernd die derzeitigen Strukturen und das jetzige Vergabe- und Ausschreibungsrecht sind.

Und in diesem Zusammenhang muss ich natürlich auch wieder eines meiner „Schmerzthemen“ bringen: Wie erfolgreich Lobbyisten die Umsätze und Machtstellung ihrer Auftraggeber verteidigen und wie die deutschen Regierungsstellen versagen. Statt auf Open Source und lokale deutsche und europäische Anbieter zu setzen und diese konsequent zu stärken, werden dreistellige Millionenbeträge an Microsoft und an andere Unternehmen gezahlt. Bund und Länder als willkommene Gelddruckmaschine. So etwas kann man sich als Anbieter, der sein Monopol erfolgreich verteidigt, nur wünschen. Und natürlich könnte man sich an dieser Stelle auch ein Digitalministerium wünschen, das Industriepolitik mit eben besagter Richtlinienkompetenz durchsetzt. Aber wie singt Supertramp so schön: Dreamer, I am just a little dreamer.

Liebe Andrea, dann überlegen wir uns nochmal, ob wir uns doch an das Thema heran trauen, trotz Wahlkampfzeiten. Diskutiert werden muss das Thema weiter dringend. Vor allem aber müssten sich Strukturen und Tempo in der Digitalisierung in Deutschland verändern.

(Stefan Pfeiffer)


#9vor9 – Digitalthemen der Woche erscheinen auch immer als Podcast unter https://9vor9.podigee.io/ und sind natürlich über die gängigen Podcast-Plattformen abrufbar.

Künstliche Intelligenz in die Breite bringen, Datenräume und mehr – Gespräch mit Andrea Martin & Mario Brandenburg von der Enquete-Kommission

3. Dezember 2020 Posted by Stefan Pfeiffer

Diesen Dienstag waren die Ergebnisse der Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz – Gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche, soziale und ökologische Potenziale“ des Deutschen Bundestages Thema im IBM Livestudio Magazin, das ich jeden Dienstag moderiere. Zu Gast waren zwei Mitglieder der Kommission, der FDP -Bundestagsabgeordnete Mario Brandenburg und Andrea Martin, die „Chefin“ des IBM Watson Centers in München.

Ich publiziere das Gespräch hier nochmals, weil aus meiner Sicht viele interessante Aspekte behandelt werden. Zuerst einmal hat es gar nichts mit KI zu tun, sondern Andrea und Mario plaudern aus dem Nähkästchen und berichten, wie eine solche Kommission arbeitet. Auch das finde höchst interessant.

Danach tauchen wir dann in die Thematik ab und sprechen beispielsweise über den möglichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen, eine Arbeitsgruppe in der Andrea mit gearbeitet hat (und ein Thema, das mich ganz besonders bewegt). Natürlich geht es dabei auch um die sensible Frage des Datenschutzes und der möglichen Freigabe von Daten in der Therapie zum Beispiel als Assistenzsystem für den Arzt, aber auch in der Forschung. Ohne Daten, ohne Datenspende kein Forschung, aber natürlich müssen diese Daten geschützt, anonymisiert, pseudonymisiert werden. Die Corona Datenspende-App des RKI ist ein solches Beispiel, das viel zu wenig bekannt ist.

An diesem Beispiel wird deutlich, wie wichtig die Diskussion um Datennutzung und europäische Datenräume ist und das sicher nicht nur im Gesundheitswesen Auf dem Digitalgipfel wurde ja auch diese Woche beispielsweise über den Datenraum Mobilität gesprochen, ein Thema, mit dem sich Mario Brandenburg besonders auseinandersetzt. Deutsche Unternehmen wie BMW, Bosch, SAP und die Deutsche Telekom wollen künftig Daten austauschen, um die Produktion von Autos schneller und günstiger zu machen. Die europäische GAIA-X-Initiative spielt natürlich bei solchen Diskussionen eine Rolle, ist potentiell Host solcher Datenräume.

In der Diskussion rund um Datenräume, Datennutzung und auch GAIA-X sind wir ganz sicher noch nicht am Ende und das könnte und sollte auch nochmals Thema im Livestudio oder auch bei #9vor9 sein.

Erwähnen möchte ich auch die Schlussbemerkung von Mario Brandenburg, dass die Ergebnisse der Enquete-Kommission besser bekannt gemacht werden müsste, um die Diskussion um den Einsatz von KI voran zu treiben. Dafür wurden wohl leider keine Mittel und kein Programm vorgesehen. Schade, denn 800 Seiten werden sich nur sehr wenige durchlesen (und auch ich habe mir dann doch verkniffen, die 800 Seiten in der Sendung vorzulesen). Ein einfachere Präsentation der Ergebnisse, eine Management Summary und viele andere Kommunikations-, Publikations- und Diskussionsformate wäre jetzt eigentlich angesagt.

Aber vielleicht klappt es wirklich mal nach der Corona-Krise mit einer Sendung aus einem Pfälzer Weinberg, wo wir das Thema bei einer Schorle gemeinsam diskutieren. Das wäre mal ein anderer Sendeort und eine andere Form der Präsentation. Ich drücke die Daumen, dass wir es umsetzen.

(Stefan Pfeiffer)