Posts Tagged: ‘Leistungsschutzrecht’

#CMOKurator: Anzeigen, Datenschutz, Doppelmoral, LinkedIn-Unternehmensseiten, der CMO und das neue iPhone

18. September 2019 Posted by Stefan Pfeiffer

Hier nun wieder einige aus meiner Sicht für Mitarbeiter im Marketing relevante Beiträge, die in meinem Reader aufgelaufen sind:

Warum Facebook und Google gegenüber den klassischen Medienhäusern abräumen

In einem der vorhergehenden CMO Kurator-Ausgaben habe ich den VW CMO Jochen Sengpiehl zitiert, der Facebook und Google über allen Klee lobte und dort auch viele Werbegelder platziert. Daran musste ich denken, als ich den Beitrag von Thomas Knüwer zum Elend des deutschen Verlagswesens las. Zum Thema Onlinewerbung und deutsche Verlage schreibt er:

Facebook und Google können deshalb derart viele Werbegelder auf sich konzentrieren, weil es von Seiten anderer Anbieter niemals eine ernsthafte Konkurrenz gab. Die Medienunternehmen betrieben Onlinewerbung halt so, wie sie Analog-Werbung betrieben: Platzierung von Anzeigen irgendwie so, dass es schon passen wird.

Quelle: Weil der Verlag sich ändern muss – Version 2019

Das Imperiumchen schlägt zurück: Neue Kampagane u.a. von VG Media

Passend zu der ganzen Diskussion sicher auch der Beitrag von Markus Beckedahl und auch auf Golem.de zu einer Kampagne, in der eine illustre Liste von Verwertern – an der Spitze die VG Media – für mehr Regulierung der Digitalkonzerne wirbt. Markus spricht in seinem Beitrag von Doppelmoral.

Das sind dieselben Verleger, die massiv gegen bessere Verbraucherrechte gegen intransparentes Tracking im Rahmen der ePrivacy-Verordnung auf EU-Ebene lobbyiert und diese blockiert haben. …

Das sind dieselben Medienunternehmen, die ihre Leser:innen, Zuschauende und Zuhörende überall tracken, wo sie nur können.

über Exklusiv: Verwerter planen Lobby- und Medienkampagne gegen Digitalkonzerne – netzpolitik.org

Ein Schelm … Mit der Kampagne will man wohl davor werben, das umstrittene Leistungsschutzrecht durchzusetzen. Pikanterweise hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) genau dieses Recht gerade für unwirksam erklärt, da das Gesetz nicht ordnungsgemäß in Brüssel angemeldet wurde.

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Bild: gerechtes-netz.eu/ eigener Screenshot

Wer sich die weiteren Motive der vor allem gegen Google, Facebook und Amazon gerichteten Kampagne ansehen will, kann dies unter https://www.gerechtes-netz.eu/ tun.

Künstliche Intelligenz und Marketing

Eric MacKenzie hat auf ReadWrite unter dem Titel Why Now is the Time for Marketers to Embrace AI über den Einsatz von künstlicher Intelligenz im Marketing und für die Platzierung von Werbung geschrieben. Er fasst fast beiläufig sehr gut die Krux heutiger Werbung zusammen: Konsumenten wollen personalisierte Erfahrungen, insbesondere Jüngere sind bereit, dafür Daten zu geben, gleichzeitig wächst der Wunsch nach Data Privacy, nach Datenschutz. Das ist sicher eine Herausforderung, die Marketingabteilungen in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen wird.  Gleichzeitig stößt auch Eric in das Horn, dass künstliche Intelligenz die Arbeit des Marketings vereinfachen wird, in der Platzierung von Anzeigen, des Kategorisierens von oder der Personalisierung – und unverzichtbar sein wird, um wettbewerbsfähig zu sein. Passt auch zu meinem Gespräch mit Gabriele Horcher auf der DMEXCO.

Zu LinkedIn: Persönliche Accounts wertvoller als Unternehmensseiten

Einen sehr interessantes Gespräch mit Ritchie Pettauer zur Bedeutung von LinkedIn hat industriemedien.at veröffentlicht. Leseempfehlung für all diejenigen, die sich mit dem Netzwerk auseinandersetzen. Hier nur zwei knackige Zitate:

Einer der wichtigen Faktoren im LinkedIn-Algorithmus ist nämlich die Anzahl der Kommentare unter ein Posting innerhalb der ersten Stunde nach Erscheinen – und da zählen auch eigene Kommentare dazu.

Quelle: „Vergessen Sie Unternehmensseiten bei LinkedIn“ | WEKA Industrie Medien

Und zum Thema Unternehmensseiten sagt er:

Vergessen Sie Unternehmensseiten als Tool, um Reichweite zu generieren. … Aber tatsächlich haben diese Seiten im Vergleich zu den Personenaccounts durchschnittlich nur ein Zehntel der Reichweite. LinkedIn legt großen Wert auf die persönlichen Accounts und dass da Menschen posten und aktiv sind und nicht Unternehmen – auch wenn es eine B2B-Plattform ist.

Quelle: „Vergessen Sie Unternehmensseiten bei LinkedIn“ | WEKA Industrie Medien

Und natürlich die Rolle des CMO

Ich habe gezögert, diese Statistik von eMarketer hier aufzunehmen, aber dann war es mir doch aus verschiedenen Gründen wichtig: Das Dentsu Aegis Network hat im Mai die Prioritäten des CMO untersucht. Was ist für die Zukunft wichtig? Wo steht man heute? Kreative Ideen, Kompetenz im Datenmanagement und eine nahtlose Kundenerfahrung sind die Top 3-Prioritäten. Und überall gibt es Verbesserungsbedarf gegenüber dem heutigen Status. Das Thema Trust, Vertrauen, Motto der diesjährigen DMEXCO, kommt übrigens nicht unter den Topprioritäten vor.

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iPhone – Umstieg erst später sinnvoll, wenn 5G unterstützt wird

Auch für den Marketing-Mitarbeiter ist durchaus relevant, was Apple so treibt und ankündigt, auch unter dem hier ja oft behandelten Aspekt Videos. Marcus Schuler vom ARD-Studio Los Angeles hat ein treffendes Fazit geschrieben:

Gemischte Gefühle – das neue iPhone 11 Pro ist eigentlich nur etwas für ambitionierte Smartphone-Fotografen. Der Umstieg vom iPhone X oder den anderen Modellen dürfte sich so richtig wahrscheinlich erst im nächsten Jahr lohnen, wenn Apple dann vermutlich auch den neuen 5G Mobilfunkstandard unterstützt.

über Neue Apple-Produkte : Evolution statt Revolution | tagesschau.de

(Stefan Pfeiffer)

„Die digitale Ära Merkel war eine Zeit der Versäumnisse, der Verhinderung und des Versagens“ – Sascha-Lobo auf SPIEGEL ONLINE

27. September 2018 Posted by Stefan Pfeiffer

Eine düstere Zwischenbilanz – oder ist es gar eine Bilanz kurz vor dem Ende der Ära Merkel -, die Sascha Lobo auf Spiegel Online bezüglich der digitalen Aktivitäten und Erfolge für die Zeit der Kanzlerin Angela Merkel zieht. Zu Beginn eigentlich schon das Resumé, bevor Sascha auf einzelne Aspekte und Projekte eingeht:

Die digitale Ära Merkel war eine Zeit der Versäumnisse, der Verhinderung und des Versagens.

Quelle: Angela Merkel: Beharrungsvermögen ist kein Vermögen – Sascha-Lobo-Kolumne – SPIEGEL ONLINE

Das Thema Breitbandausbau und digitale Infrastruktur Deutschlands ist oft genug behandelt worden. Wir sind auf Entwicklungsniveau und auch bei neuen Projekten wie 5G ist Skepsis angebracht, ob wirklich eine Flächendeckung erreicht werden soll. Die Vergabe der Lizenzen ist – so Sascha in seinem Beitrag – nicht an die Bedingung „lückenlose Versorgung“ geknüpft.

Da sind wir bei den berühmten Rahmenbedingungen, die eine Regierung schaffen sollte. Die Wirtschaftswoche hat nach Sichtung des Bundesarchives berichtet, dass bereits Anfang der Achtzigerjahre der Ausbau des Glasfasernetzes von der damaligen Bundesregierung unter Helmut Schmidt geplant war. Schade nur, dass die Nachfolgeregierung unter dem Großen/Dicken aus der Pfalz das dann wohl gestoppt hat. Das verstehe ich unter Rahmenbedingungen und politischer Weitsicht … also … Ihr versteht schon.

Heute sprechen wir von der Digitalen Transformation und Sascha bemerkt korrekterweise dazu:

Der Wandel der Wirtschaft durch die Digitalisierung ist zu allererst Aufgabe der Unternehmen selbst. Aber die richtige Politik kann die notwendige Weiterentwicklung stark begünstigen.

Quelle: Angela Merkel: Beharrungsvermögen ist kein Vermögen – Sascha-Lobo-Kolumne – SPIEGEL ONLINE

Die Rahmenbedingungen, die geschaffen werden, sind Vorratsdatenspeicherung oder Leistungsschutzrecht. Und dazu passt die Diesel-Affäre und den damit einher gehenden zum Vertrauensverlust, der auch wieder Wähler die Hände politischer Rattenfänger treibt:

Die Bundesregierung und ihre Behörden haben den Automobilkonzernen ihre Software-Betrügereien durchgehen lassen, in einem Ausmaß, das als politische Mauschelei verstanden werden muss.

Quelle: Angela Merkel: Beharrungsvermögen ist kein Vermögen – Sascha-Lobo-Kolumne – SPIEGEL ONLINE

Passt wie die Faust aufs Auge. Mit „weiter so“ werden wir den aktuellen und kommenden Herausforderungen nicht gerecht, geschweige denn voran gehen oder führen. Fehlende Führung manifestiert sich auch in der Art, wie die Regierung im Zeitalter der sozialen Medien kommuniziert. Da nutzt auch der Horschtie nicht, der ja jetzt twittern soll. Und nein, Angie soll nicht den Trump machen. Aber wie schreibt Sascha so schön:

In einer hypervernetzten Zeit, wo alles Kommunikation und Kommunikation alles geworden ist, hat Merkel einfach weiter ihre Strategie des Nichtkommunizierens verfolgt. Von ihrem Videopodcast mal abgesehen.

Quelle: Angela Merkel: Beharrungsvermögen ist kein Vermögen – Sascha-Lobo-Kolumne – SPIEGEL ONLINE

Ich glaube noch immer daran, dass wir die neuen sozialen Kanäle sinnvoll nutzen können, ja müssen, um sie nicht den Demagogen zu überlassen. Wir haben gar keine Chance und müssen es tun, wenn wir nicht als Demokraten verlieren wollen. Soziale Kanäle tragen heute maßgeblich zur Meinungsbildung und wir dürfen nicht wieder die Deutungshoheit verlieren. Das ist im 3. Reich schon einmal geschehen, wo die Goebbel’sche Propaganda alle anderen Meinungen niedergebrüllt hat.

Sascha verstreut auch einen Hauch von Optimismus und verweist auf den neu eingerichteten Digitalrat, die Digitalstaatsministerin im Bundeskanzleramt – zuständig für Digitalisierungskoordination oder die Datenethikkommission. Diesmal seien auch Leute dabei, die ein tiefes Verständnis der Materie mitbrächten. Alleine ich sehe nach der Flugtaxi-Diskussion noch keine Fortschritte. Sorry, das war böse. Vielleicht kommt ja noch was in der verbleibenden Zeit der GroKo.

Doch jenseits der GroKo: Wo ist die Partei, die glaubhaft eine fortschrittliche, digitale Politik vertritt, die über Schlagworte auf Wahlkampfplakaten? Ich habe sie noch nicht gefunden. Doch ich lasse mich gerne belehren.

(Stefan Pfeiffer)