Die Lotusphere ist immer eine sehr wichtiges Ereignis, das zu Beginn
des Jahres den Ton und Stimmung für das Thema Collaboration und Social
Business und die entsprechenden Angebote der IBM vorgibt. Die Konferenz
ist nahezu vorbei und einige Kernbotschaften sind klar und deutlich
herüber gekommen.
Deutschland ist das führende Land in Social Business oder wie das Konferenzmotto war des Business. Made Social.
Viele deutsche Kunden sind in den Keynotes und Breakouts der Lotusphere
und IBM Connect (der auf Business--Leute orientierten parallelen
Konferenz) aufgetreten. Martina Girkens von Continental sprach über den
Weg von Continental hin zu einem Social Business, den kulturellen Wandel
und technologische Umsetzung in ConNext, wie das soziale Netzwerk der
Continental nun heissen wird.
Beeindruckend war auch der Vortrag von Jörg Dreinhöfer,
Vorstandsmitglied der GAD, zu bank21. bank21 im Web wird neue Formen der
Zusammenarbeit -- innerhalb der Bank, zwischen Bank und Kunde und
zwischen der GAD und den Banken eröffnen. Im Sinne eines Geschäfts, das
soziale Funktionen zur Kundenbindung nutzt, ergeben sich neue
Service-Modelle und Möglichkeiten für die Interaktion. Das reicht hin,
dass Nutzer nicht nur Produkte bestellen, sondern auch Bewertungen wie
bei Amazon abgeben können. GAD wird im Projekt auch IBM Docs einsetzen,
um so soziales Editieren von Dokumenten in der Cloud zu ermöglichen.
Kurt De Ruwe präsentierte die Einführung sozialer Technologien bei
Bayer. Im Bereich Bayer MaterialScience wurde IBM Connections out-of-the-box
installiert und trat ohne Anpassung und Training der Anwender einen
Siesgzug an. Im Laufe der vergangenen Jahre wurden dann auch
Alternativen geprüft, unter anderem Yammer oder auch soziale Plugins wie
Newsgator, die auf Sharepoint aufgesetzt werden müssen. Die
Entscheidung für den gesamten Bayer-Konzern fiel für IBM Connections, da
das Produkt die besten sozialen Funktionen bietet.
Alle Bayer Mitarbeiter erhalten nun Connections, das in Koexistenz mit MIcrosoft-Technologien
eingesetzt wird. Bert Oberholz und Cindy Schiebusch stellten dies sehr
detailliert in einer der Breakout Sessions vor, wie nahtlos Connection
im Outlook-Client, in Windows Explorer und Microsoft Officer
funktioniert. Bayer setzt Sharepoint für Dokumente ein und IBM
Connections ist das soziale Netzwerk und Kommunikationswerkzeug des Konzerns.
Bayer war nur eines der Beispiele, in denen zwar Sharepoint in einem
Unternehmen eingesetzt wurde, jedoch trotzdem oder gerade der Bedarf
nach sozialen Technologien bestand. Von Kundenseite wurde und wird immer
wieder bestätigt, dass Sharepoint die sozialen Funktionen fehlen und
diese auch nicht durch andere Plugins ersetzt werden können. Deshalb
bauen immer Kunden, die Sharepoint und Microsoft-Technologien
haben, auf Connections. Wie es scheint, versucht nun Microsoft in
Deutschland auf den Social Business-Zug aufzuspringen und ein Social
Sharepoint zu propagieren. Die Kundenvorträge der Lotusphere und viele
andere Kundenbeispiele zeigen aber, dass Sharepoint nur dann wirklich
social wird, wenn es von IBM Connections als soziale Software umarmt
wird. Vielleicht sollten uns die Microsoft-Kollegen zu ihren Seminaren
einladen, damit wir zeigen, was wirklich Social Business heisst ... Ich
muss auch etwas in mich hinein lächeln, denn vor 1-2 Jahren haben Mirosoft-Mitarbeiter
noch rigoros in einer Konversation aif Twitter abgestritten, jemals das
Thema Social Business adressieren zu wollen. Diesmal hat es erstaunlich
lange gedauert, bis sie wieder gefolgt sind (und jetzt akribisch in
vielen Sessions der Lotusphere mitschreiben, filmen und fotografieren).
Auf der Lotusphere war klar der Sprung von der Vision, die vor 2 Jahren
als Project Vulcan beschrieben wurde, zur Umsetzung zu sehen. Die
damals angekündigten Funktionen werden nun zu grössten Teilen in 2012
geliefert. Dabei baut IBM massiv auf offene Standards wie Open Social,
Actvity Streams und viele mehr auf. Die nächste Version von IBM
Connections, die 2012 erscheint, wird Activity Streams enthalten. In den
Streams können Informationen aus verschiedenen Quellen zusammenlaufen,
aus SAP, CRM-Systemen ebenso wie aus öffentlichen Quellen, sozialen
Netzen wie Twitter, oder eben aus Connections selbst. Doch es ist noch
deutlich mehr: Diese Informationen können nicht nur angesehen werden, um
dann per Mausklick zur entsprechenden Anwendung, beispielsweise dem SAP
GUI zu springen, und die Transaktion zu bearbeiten. Nein,
beispielsweise kann die Transaktion direkt im Activity Stream bearbeitet
werden, z.B. eine Genehmigung erteilt werden. Dies wird als Embedded Experience beschrieben.
An dieser Funktionalität wird ein Design-Prinzip von Connections Next
deutlich: Leichte, direkte und einfache Bedienung. Fast könnte man
sagen, IBM hat das Apple-Prinzip des Make it simple inhaliert
und setzt es nun konsequent um. Actvity Streams sind nur ein Beispiel.
Ein weiteres Beispiel ist Connections Mail, das ebenfalls 2012 kommen
soll. In den Connections-Client werden direkt E-Mail und Kalender
integriert. Ähnlich wie bei Facebook-Mail können Nachrichten sehr
einfach gelesen oder beantwortet werden. Es handelt sich dabei bewusst
um keinen mit allen Power-Funktionen ausgestatten E-Mail Klienten.
Jedoch stehen die wichtigsten und notwendigsten Funktionen zur
E-Mail-Bearbeitung direkt zur Verfügung. Keep it simple, keep it efficient.
Connections Mail unterstützt Microsoft Exchange und Lotus Notes/Domino
als Backend. Für viele Mitarbeiter wird diese Art von E-Mail genügen und
sie werden vielleicht gar keinen separaten Power E-Mail Klienten
benötigen.
Für mich genau so wichtig ist im Bereich Connections Mail, dass Mails
direkt in soziale Interaktionen integriert werden können. Eine wichtige
E-Mail, die für andere Kollegen interessant ist, kann in einen Blog oder
Wiki überführt werden. Ist eine Aufgabe aufgrund einer E-Mail zu
erledigen, kann eine Connections-Aktivität
gestarten werden. Die Grenze von E-Mail und sozialen Funktionen
verschwindet, beide wachsen zusammen und in vielen Bereichen lösen
soziale Interaktionen und Arbeitsweisen die klassische E-Mail ab. Die
Share-Funktion von Connections ist ein augenfälliges Beispiel. An allen
Stellen kann mit einem Mausklick (oder Wischer) Information geteult
werden.
Dieser Weg hin zu sozialer und vernetzter Arbeitsweise, wie wir sie aus
dem privaten Web 2.0 kennen, wird auch durch IBM Docs deutlich. IBM
Docs ist der neue, cloud-basierte soziale Editor, der in Connections
integriert die gemeinsame Bearbeitung von Dokumenten ermöglicht.
Natürlich stehen die notwendigen Bearbeitungsfunktionen
zur Verfügung. Wesentlich wichtiger ist jedoch, dass eben soziales
Editieren unterstützt wird. Kollege X ist für dieses Kapitel zuständig,
Kollege Y soll Input in dieser Tabelle geben und Kollege Z prüft die
Präsentation und gibt diese frei. IBM Docs geht jetzt in Beta und soll
auch 2012 noch ausgeliefert werden.
Soziale Funktionen fliessen in alle Produkte der IBM Collaborations
Solutions ein. Von Lotus Notes wird es eine Social Edition geben, die
auch Activity Streams und viele andere Funktionen zur Verfügung stellen
wird, um im Notes-Client die Embedded Experience zu haben und
soziale Funktionen zu nutzen. Das IBM Portal wird immer mehr ein
soziales Portal, d.h. soziale Funktionen werden in Webseiten integriert,
natürlich intern, aber auch immer extern an der Schnittstelle zu Kunden
und Partnern.
Die gerade beschriebenen Funktionen und Arbeitsweisen werden natürlich
auch auf mobilen Endgeräten, Tablets und Smart Phones zur Verfügung
stehen. Ein weiteres deutliches Zeichen der Lotusphere war die
konsequente Unterstützung mobiler Endgeräte. Brian Chang zeigte die
neuen Portalfunktionen live auf der Bühne auf einem iPad: Nicht nur
zeigte er auf mobile Geröte automatisch optimierte Webseiten. Nein, er
machte Web Content Management, das Hinzufügen neuer Seiten, das
Editieren, die Analyse von Seiten, all das auf dem Tablet. Ob Instant
Messaging mit Sametime, ob Videomeetings und Webkonfernzen, natürlich
Social Software oder E-Mail, das gesamte Portfolio ist mobil auf den
relevanten mobilen Plattformen von iOS bis Android verfügbar.
Social heisst mobil. Social heisst auch analytisch. So eine weitere
Nachricht der Lotusphere. Ich habe mit einem deutschen Berater zusammen
gesessen und er fragte mich, warum wir das Thema Social Search nicht
deutlicher adressieren. Ich glaube, die IBM adressiert genau dieses
Thema, fasst es aber unter Social Analytics zusammen. Informationen
werden analysiert und relevante Informationen im Kontext zur Verfügung
gestellt. Wenn ich nach einem Thema suche, werden gleich die
entsprechenden Experten eingeblendet. Social Rating wird bei der Anzeige
von Suchergebnissen berücksichtigt. Behält man dann Watson im Blick, so
wird deutlich, welchen Weg IBM geht.
Die Nachricht der Lotusphere aus einer Business-Perspektive
ist klar und laut: Social Business ist unterdessen eine Realität und im
Alltag angekommen. Unternehmen - gerade in Deutschland - erkennen den
Wert und setzen mehr und mehr soziale Technologien ein. Social Business
ist immer auch ein Mobile Business. Die Zeiten des Desktops und
alleinigen Arbeitens im Büro sind vorbei. Tablets und Smart Phones sind
auf dem Siegeszug. Und Social Business braucht Kulturwandel und Change
Management. Einführungskonzepte wie AGENDA helfen dabei, den Weg zum
Social Business zu gehen.
Emotionaler Höhepunkt der Lotusphere war für mich das Children's
Hospital of Boston. Ich gebe zu, dass ich eigentlich schon den Raum
verlassen wollte, da ich dachte, was hat denn ein Krankenhaus mit Social
Business zu tun. Doch Dr. Jeffery Burns nahm mich
gefangen, als er brillant und eloquent schilderte, wie soziale
Technologien, Sharing, der offene Austausch medizinischer Informationen
und Best Practises, die moderne, offene Kommunikation zwischen Kliniken
und Ärzten weltweit, dabei helfen kann im wahrsten Sinne des Wortes
Kinderleben zu retten. Dies war bewegend, berührend und zeigte mir, dass
ein Social Business im wahrsten Sinne Social sein kann.